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Die Schnippenburg ist mit 1 4 Hektar Flache eine kleinere Ringwallanlage die in der vorromischen Eisenzeit entstand Ihre Reste liegen unter Wald westlich der Krebsburg im Ortsteil Schwagstorf von Ostercappeln im niedersachsischen Landkreis Osnabruck SchnippenburgBlick auf den Gelandesporn mit den Resten der Schnippenburg von Suden 2009 Blick auf den Gelandesporn mit den Resten der Schnippenburg von Suden 2009 Alternativname n Bodendenkmal SchnippenburgStaat DeutschlandOrt Krebsburger Wald Venner Egge WiehengebirgeEntstehungszeit um 268 v Chr Burgentyp HohenburgErhaltungszustand Wall bis 1 m hoch erhalten teils Reste der Trockensteinmauer in situStandische Stellung keine ZuordnungBauweise Pfostenschlitzmauer mit PfostenbohlenwandGeographische Lage 52 21 N 8 11 O 52 351944444444 8 1833333333333 125 Koordinaten 52 21 7 N 8 11 0 OHohenlage 125 m u NHNw1 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Beschreibung 3 Forschungsgeschichte 4 Ausgrabungen 5 Heutiger Zustand 6 Deutung und Datierung 7 Prasentation 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Schnippenburg befindet sich im nordwestlichen Teil des Wiehengebirges innerhalb des Naturparks Nordlicher Teutoburger Wald Sie liegt auf einer Hohe von 115 bis 125 Meter uber NN auf einem Sporn der 160 Meter hohen Erhebung Venner Egge Diese Stelle ermoglicht keinen weitraumigen Uberblick da sie von nordlich und sudlich verlaufenen Bergkammen des Wiehengebirgs um 30 Meter uberragt wird Ein wichtiger Faktor zur Beurteilung der Schnippenburg ist ihre verkehrsgeographische Lage nahe einer Stelle an der sich zwei uberregionale Verkehrswege kreuzen In etwa 500 Meter Entfernung verlauft eine alte Trasse der von Osnabruck ausgehenden Bremer Heerstrasse die sich etwa einen Kilometer von der Schnippenburg entfernt mit dem Hellweg vor dem Santforde kreuzt nbsp Erste Lageskizze durch den Heimatforscher Hermann Hartmann von 1889 nbsp Lageskizze von Carl Schuchhardt Ende des 19 JahrhundertsBeschreibung Bearbeiten nbsp Steine der Frontmauer aus Trockenmauerwerk in situ 2014 Die Innenflache der Schnippenburg hat eine Ausdehnung von 170 110 Meter was eine Flache von rund 1 46 Hektar ergibt Die stellenweise stark erodierten Walle der Anlage haben noch eine Hohe von rund einem Meter und eine Breite von 6 bis 8 Meter Der einzige Zugang lag an der Ostseite In Verbindung mit der Wegefuhrung zum Eingang stehen vermutlich kunstliche Terrassierungen am nordlichen Hang des Sporns Die Aussenmauer der Schnippenburg war eine rund 3 Meter hohe Pfostenschlitzmauer deren Front als Trockenmauerwerk aus zwei Reihen aufgeschichteten Lesesteinen bestand Das Mauerwerk war rund 1 5 Meter hoch und wurde durch Spaltbohlen aus Eiche gestutzt die das Mauerwerk uberragten Durch Verblendungen mit Spaltbohlen ergab sich ein Wehrgang auf der Mauer Nach innen wurde die Mauer durch Holzpakete abgestutzt Stellenweise haben sich Uberreste der Frontmauer aus Trockenmauerwerk in situ erhalten 1 Es fuhren 1 5 Meter breite Hohlwege durch die Anlage die aus der eisenzeitlichen Nutzung des Areals stammen Storungen erfuhr die Wallanlage in den letzten Jahrhunderten durch den Wegebau fur die Forstwirtschaft Forschungsgeschichte BearbeitenDer erste Beleg fur die Existenz der Wallanlage findet auf einem Kartenblatt von Johann Wilhelm du Plat im Jahr 1786 wo der Gelandesporn als Auf der Schnippen Burg bezeichnet wird Ein Nennung als Flurstuck Schnippenburg erfolgte auf einer 1805 erstellten Karte von Karl Ludwig von Le Coq 1889 erstellte und publizierte der Heimatforscher Hermann Hartmann die erste Karte der Schnippenburg die er mit Hilfe eines Vermessungsrevisors erstellt hatte Sein Plan wurde in den 1890 erschienenen Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen der Prahistoriker Carl Schuchhardt und August von Oppermann aufgenommen Ausgrabungen Bearbeiten nbsp Fruhere Ausgrabungsstelle im WallErste archaologische Massnahmen an der Schnippenburg gab es 1983 bei Sicherungsmassnahmen am Wall Eine erste Prospektion mit einem Metalldetektor erfolgte 1989 weitere folgten im Jahr 1999 Dies forderte eine Reihe von Metallgegenstanden zutage darunter Eisengerate und Waffen sowie Bronzeschmuck aus der Latenezeit Von 2000 bis 2005 wurde die Anlage intensiv archaologisch erforscht 2001 kam es zu einer sechs Monate andauernden Prospektion und ab 2002 zu grossflachigen Ausgrabungen bei denen 1 500 Fundstucke aus dem Innenraum geborgen wurden Zu den gefundenen Gegenstanden aus Eisen zahlen Pfeilspitzen Sensen Messer Sicheln Beile Lanzenspitzen Kettenfragmente sowie Beschlage Es wurden zahlreiche Schmuckgegenstande aus Bronze gefunden die als Depot zu werten sind Dazu zahlen Armringe ein Hohlwulstring Fibeln Ohrringe Perlen und Ringe Heutiger Zustand BearbeitenDie Schnippenburg ist mittlerweile ausgeschildert und an ihrem Standort steht eine Informationstafel Ihre Reste sind im Gelande kaum auszumachen Die beiden Abschnittswalle sind anhand leichter Bodenerhohungen wahrnehmbar und die seitlichen Bereiche sind als scharfe Gelandekante am steil abfallenden Hang erkennbar Im Innenraum der Anlage und im Bereich der Walle sind im Boden grossflachige Eintiefungen vorhanden die von fruheren Ausgrabungen stammen Deutung und Datierung Bearbeiten nbsp Von einem Waldweg durchschnittener WallDie Schnippenburg entstand in der vorromischen Eisenzeit Ihre Erbauung liess sich anhand verkohlter Eichenholzer aus der Frontbefestigung der Anlage dendrochronologisch auf die Zeit 268 10 v Chr datieren Bei den 1983 durchgefuhrten Grabungen am Wall wurde Holzkohlematerial entnommen fur eine C14 Datierung entnommen Demzufolge brannte die Anlage nach lediglich 30 50 Jahren der Benutzung ab Ob dem Brand ein kriegerisches Ereignis zugrunde lag oder sie von ihren Nutzern angesteckt wurde ist nicht bekannt Bei der Schnippenburg handelte es sich um einen multifunktionalen Zentralort innerhalb eines grosseren Siedlungsareals Neben einer Nutzung als Siedlung gibt es Hinweise auf Fernhandel mit dem keltischen Raum und dem benachbarten Nordostwestfalen Die Anlage ist einphasig Im Gegensatz zu anderen fruhgeschichtlichen Befestigungsanlagen die in spateren Zeiten erneut genutzt wurden wurde die Schnippenburg nach ihrer Zerstorung nicht wieder aufgebaut Opfergruben im Innenbereich der Wallanlage weisen auf einen Ort kultischer Handlungen hin Weiter lassen Funde von Schlacke und eine grosse Anzahl an Eisenfunden eine lokale Eisenverhuttung in der unmittelbaren Umgebung der Anlage vermuten Als Wehranlage hat diese Siedlung vermutlich nicht gedient zumal sie obwohl auf dem Sporn einer Anhohe stehend zwischen zwei Hohenzugen errichtet wurde Die Schnippenburg lasst sich einer Gruppe kleiner leicht befestigter westfalischer Ringwalle zuordnen die wahrend des 3 2 vorchristlichen Jahrhunderts entstanden Entsprechende Anlagen finden sich in dem gesamten Mittelgebirgszone von Schlesien uber Mitteldeutschland Sudniedersachsen Hessen und Westfalen bis in die Niederlandische Provinz Drenthe wobei die Schnippenburg der nordwestlichste Vertreter ist Prasentation Bearbeiten nbsp Teil einer Beschreibungstafel zur SchnippenburgIm Ostercappelner Ortsteil Schwagsdorf wurde mit Mitteln des Konjunkturpaketes II ein Museum eingerichtet und 2010 eroffnet in dem die Geschichte der Schnippenburg einschliesslich der Fundstucke prasentiert wird Informationstafeln zur Schnippenburg finden sich in einigen Kilometern Entfernung in Darpvenne im Ostercappelner Ortsteil Venne Dort wurde im Jahre 2008 mit dem Eisenzeithaus Darpvenne ein Wohnstallhaus aus der vorromischen Eisenzeit auf einem entsprechend gestalteten Gelande rekonstruiert das zeitlich Bezug auf die Schnippenburg nimmt Literatur BearbeitenWolfgang Schluter Burgen In Archaologische Denkmaler zwischen Weser und Ems Isensee 2000 ISBN 3 89598 752 2 S 138 139 Sebastian Mollers Die Schnippenburg bei Ostercappeln S 15 in Archaologie in Niedersachsen 2002 Sebastian Mollers Die Schnippenburg bei Ostercappeln Ldkr Osnabruck In Mamoun Fansa Frank Both Henning Hassmann Herausgeber Archaologie Land Niedersachsen 400 000 Jahre Geschichte Landesmuseum fur Natur und Mensch Oldenburg 2004 Seite 254 257 Sebastian Mollers Bodo Zehm Herausgeber Ratsel Schnippenburg Schriftenreihe zur Archaologie des Osnabrucker Landes Band V Bonn 2009 Friedrich Wilhelm Wulf Archaologische Denkmale und Fundstellen im Landkreis Osnabruck Teil 2 in der Reihe Materialhefte zur Ur und Fruhgeschichte Niedersachsens Band 43 Rahden Westfalen 2011 Sebastian Mollers Im Schatten des grossen Nachbarn in Archaologie in Niedersachsen S 70 73 2012Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schnippenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetseite zur Schnippenburg Museum Schnippenburg Informationsmaterial zur vorromischen Eisenzeit im westlichen Niedersachsen PDF Datei 824 kB Kurzdarstellung uber eine Museumsausstellung zur Schnippenburg 2007 Umfangreich Darstellung zu Lage Forschungsgeschichte Ausgrabungen Resumee Kurzbericht bei archaeologie online de Schnippenburg auf Keltenwelten Kora Blanken Das Geheimnis der Schnippenburg Memento vom 22 August 2015 im Internet Archive bei ndr de vom 18 August 2015 Schnippenburg im Denkmalatlas NiedersachsenEinzelnachweise Bearbeiten siehe Literatur Sebastian Mollers Ratsel Schnippenburg S 155 Wallburgen aus der Latenezeit in Westfalen Lippe Wiehengebirge und Wesergebirge Babilonie Dehmer Burg Nammer Lager WittekindsburgLipper Bergland Amelungsburg Herlingsburg Piepenkopf RodenstattTeutoburger Wald Grotenburg Hunenburg Schnippenburg Tonsberg Sachsenlager Sauerland Eresburg Hofkuhl Wilzenberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schnippenburg amp oldid 239153403