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Pankraz der Schmoller ist die erste Erzahlung aus dem Novellenzyklus Die Leute von Seldwyla von Gottfried Keller der 1856 in Braunschweig erschien 1 Der Titelheld arbeitet sich vom Seldwyler Tagedieb in der Fremde als Legionar zum Oberst der Franzosen hoch und kann dabei kein Gluck finden Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 1 1 Heimkehr 1 2 Lydia 1 3 Lowenjagd 2 Form 3 Rezeption 4 Literatur 4 1 Erstausgabe 4 2 Verwendete Ausgabe 4 3 Sekundarliteratur 5 Weblinks 6 Anmerkung 7 EinzelnachweiseHandlung Bearbeiten nbsp Johann Salomon Hegi 1873 Der Offizier von Algier kommt heimHeimkehr Bearbeiten Die Witwe eines Seldwylers lebt mit ihren Kindern Estherchen und Pankraz in armlichen Verhaltnissen abseits nahe bei der Stadtmauer Wahrend die fleissige Tochter zum Uberleben der kleinen Familie beitragt treibt sich der Sohn herum und quittiert jede alltagliche Querele mit beharrlichem Schmollen Eines Tages kommt Pankraz nicht mehr heim und bleibt funfzehn Jahre fort Estherchen harrt ledig bei der Mutter aus Pankraz kehrt als 30 jahriger Oberst endlich heim Die Mutter und Estherchen bestaunen ein Lowenfell Dieses Mitbringsel habe ein Lowe getragen der zu Lebzeiten dem Ankommling das Schmollen ausgetrieben habe Des Darbens ist ein Ende Pankraz bewirtet die beiden Frauen kostlich und erzahlt den Lauschenden seine trubselige Geschichte Zuerst gesteht der Oberst den Grund seines heimlichen Weggangs Das standige Schmollen war Ausdruck der Unzufriedenheit mit sich selbst gewesen Weil er sein Essen nicht verdient hatte war er damals ausgerissen Folgerichtig hatte er auf dem Wege von der Schweiz nach Hamburg seinen Unterhalt durch korperliche Arbeit verdient Ein englischer Kauffahrer hatte ihm darauf das Buchsenmachen beigebracht Die damit verbundenen Schmuggelfahrten nach Neuyork hatten ein Ende gehabt als Pankraz sich von der ostindischen Kompanie als Soldat hatte anwerben lassen Nach der militarischen Ausbildung zum Unteroffizier befordert war er zum Faktotum eines etwa 50 jahrigen Regiments Kommandeurs aufgestiegen Dessen Frau lebte in Irland und die einzige Tochter Lydia pendelte zwischen der Insel und Ostindien lebte aber zumeist bei dem Vater Nachdem der Unteroffizier etwa funf Jahre gedient hatte stieg sein Kommandeur in Indien zum Gouverneur auf Pankraz betatigte sich bei seinem Herrn fortan nicht nur als Soldat sondern auch als Verwalter Gartner Jager Hausfreund und Zeitvertreiber Von dem ungewohnten guten Essen und Trinken schlafrig geworden schlummern die Mutter und Estherchen beim Zuhoren ein So bekommen sie die folgende Liebesgeschichte gar nicht mit Pankraz erzahlt also gleichsam nur fur den Leser Lydia Bearbeiten Zu dem Zeitpunkt als Pankraz der schonen Lydia begegnet kennt er sich mit Frauen uberhaupt noch nicht aus Im ersten Jahr dieser Bekanntschaft denkt er wie ein guter Freund oder Verwandter an sie Da nahert sich Lydia in einer knappen Stunde Pankraz wahrend seiner gartnerischen Arbeiten im indischen Anwesen des Gouverneurs ganze drei Mal jedes Mal unter einem anderen Vorwand Seit der Stunde ist er in sie verliebt Doch sein Verstand meldet sich Was will Lydia von einem armen Unteroffizier Ist sie nur ein leichtfertiges und verbuhltes Wesen Also geht er ihr aus dem Wege Das hilft nicht Unausgesetzt muss er an sie denken Dann und wann bleiben Begegnungen nicht aus Zu allem Uberfluss beginnt Lydia bei solcher Gelegenheit Pankraz nach dem Munde zu reden Der hilflose Unteroffizier weiss dagegen kein anderes Mittel als seine bewahrte Schmollkunst Der Gouverneur stichelt Lydia sei in Pankraz verliebt Der Soldat will fluchten bleibt aber Seine kargen Dialoge mit dem festen schongebauten und geradeausfahrenden Frauenfahrzeug Lydia enthalten nur dummes Zeug Verwirrt ist Pankraz vor Verliebtheit zu nichts zu brauchen Als sich eine Gelegenheit zum ehrenhaften Ruckzug ergibt Pankraz will an einem Feldzug gegen rebellische Inder teilnehmen protestiert der Gouverneur Er braucht seinen Schachpartner Die stille edle Lydia folgt dem Unteroffizier darauf durch den Garten ihres Vaters Pankraz denkt wenn dies Weib ihn liebt dann soll es eben sein und er mochte ihr dienen bis in den Tod Da fragt doch der Tolpel was sie denn wolle Als Lydia ihm Ubermut und Grobheit vorwirft hat sie ihr Ziel erreicht Pankraz fallt ihr zu Fussen Lydia weist den weinenden Knieenden zuruck Doch das stolze Fraulein wird schliesslich von der Reaktion des Unteroffiziers uberrascht als er ruft O Fraulein Sie sind ja der grosste Esel den ich je gesehen habe 2 Die Schuld an dem Zerwurfnis gibt sich Pankraz selbst Sein ungluckseliges Schmollwesen habe rechtzeitigen klarenden Gesprachen mit Lydia im Wege gestanden Ein gesprachigerer Verliebter hatte den schlechten Charakter der geliebten Frau eher erkennen konnen Jedenfalls fallt Pankraz der Ruckzug in die indischen Berge leicht Im zermurbenden Kampf gegen die aufmupfigen Inder dezimiert machen die Englander den Unteroffizier zum Lieutenant und darauf zum Kapitan Allein unter Indern sehnt sich Pankraz nach Lydia er mochte sie gerne heiraten Als er aus der bergigen Wildnis in die zivilisierteren Gefilde des Gouverneurs zuruckkehrt und sich der Schonen nahert prallt er zuruck Lydia wird von einer Schar Strohkopfe und Affenschwanze umschmeichelt Pankraz nimmt seinen Abschied von der englischen Armee und begibt sich nach Paris In der Gegend um Algier schlagt er sich bald im Dienste der Franzosen mit den Kabylen herum und wird zum Oberst befordert Estherchen und die Mutter wachen auf und wollen die Liebesgeschichte noch einmal horen Pankraz weigert sich und schickt seine zwei Damen zu Bett Als beide am nachsten Morgen ihren Wunsch wiederholen bleibt der Oberst fest und erzahlt wie er zu dem Lowenfell kam Lowenjagd Bearbeiten Seine Schmollerei habe in Indien die nahere Bekanntschaft mit dem schonen englischen Frauenzimmer verhindert doch dieser algerische Lowe habe zu seinen Lebzeiten aus dem Murrkopf Pankraz doch noch einen zutunlichen Menschen gemacht Das Erlegen des Tieres war alles andere als einfach gewesen Bevor Pankraz die zwei Schusse aus der Muskete in das Lowenohr platzieren konnte hatten sich Jager und Gejagter stundenlang angeschmollt Eine Patrouille bestehend aus zwei untergebenen franzosischen Soldaten nach ihrem bosen Obersten ausgeschickt hatte der Pattsituation ein Ende gemacht Der zahe wilde Lowe hatte die Schusse uberlebt und musste von den drei Mannern mit den Kolben totgeschlagen werden Danach seien die beiden lustigen Franzosen von ihrem plotzlich freundlichen und gesprachigen Vorgesetzten sehr angetan gewesen Pankraz habe darauf seinen Dienst bei den Franzosen quittiert um fur immer in die Schweiz zuruckzukehren Der Oberst ubersiedelt mit Estherchen und der Mutter von Seldwyla in den Kantonshauptort bleibt dort und macht sich nutzlich Ein Ruckfall in sein fruheres Wesen so der Erzahler wurde bei Pankraz nicht beobachtet Form BearbeitenZwar lasst der Erzahler seinen Protagonisten Pankraz immer einmal zu Wort kommen doch das daraus folgende Modell der zwei Erzahler beschreibt die Struktur unzureichend Geeigneter erscheint der Ansatz von Selbmann 3 nach dem es sich um drei Erzahlungen handelt In der zweiten Erzahlung oben betitelt mit Lydia beichtet Pankraz dem Leser seine ungluckliche Liebe zu jener schonen Englanderin In der ersten Erzahlung oben betitelt mit Heimkehr kommt manches zur Sprache was dem Helden vor der Begegnung mit dieser Frau geschah In der dritten Geschichte oben betitelt mit Lowenjagd gibt Pankraz zum Besten wie er sein Schmollen uberwand und was ihn zur Ruckkehr bewegte Rezeption BearbeitenAusserungen aus dem 19 Jahrhundert Berthold Auerbach erscheint in einer Rezension vom 17 April 1856 manches Motiv als an den Haaren herbeigezogen Zudem empfindet der Rezensent die Subjektivitat dieses kleinen autobiographischen Romans mehr als fragwurdig 4 Robert Prutz wird in einer Besprechung vom 14 August 1856 von allerhand romantischen Launen und Unarten 5 abgestossen Heinrich von Treitschke kann 1860 weder einen klaren Vortrag bescheinigen noch irgendeine Pointe entdecken 6 Friedrich Theodor Vischer kritisiert 1874 die mangelhafte Korrelation der unterschiedlichen Textteile 7 Fontane stuft 1874 die Novelle trotz verheissungsvollen Einstiegs als ziemlich schwach 8 ein Neuere Ausserungen Die Literaturwissenschaft ist sich bei der Kategorisierung uneins Gewohnlich ist von einer Novelle 9 die Rede Passend dazu argumentiert Boning 10 das Goethesche Novellen Diktum von der unerhorten Begebenheit sei durchaus ablesbar Ein kreuzgefahrliches Raubtier erledige bei Pankraz jene Erziehungsarbeit die normalerweise den agierenden Personen zufiele Breitenbruch 11 aber spricht von einem kleinen Roman denn Gottfried Keller habe den Text in einem Brief an Vieweg im Verein mit Frau Regel Amrain und ihr Jungster als Erzahlungen oder Lebensbilder deklariert und darin das Novellistische gar nicht so sehr betont Allerdings sei das Erzahltempo in den beiden kleinen Arbeiten fur einen Roman doch ziemlich hoch Neumann 12 analysiert den Titel ausgehend von den Wortbedeutungen Pankrazius also der Allesbeherrscher und dem Schmollen das da ursprunglich fur unwillig schweigen wie lacheln stehe Neumann beruft sich daneben auch frei nach Kaiser auf den gleichnamigen Eisheiligen und nennt Pankraz einen gefrorenen Christen 13 Auf der Suche nach dem tieferen Sinn des Textes findet Neumann eine materialistische Auslegung Die Arbeit macht den Menschen menschlich Indem Pankraz unterwegs nach Indien jede korperliche Arbeit klaglos annimmt verwirkliche er einen Lebensplan der Gattung Mensch 14 Der sehr erfolgreiche Soldner Pankraz reprasentiere geschichtlich gesehen eine der Wurzeln des Reichtums der Schweizer 15 Neumann beleuchtet das Trieb Schicksal des Helden psychoanalytisch 16 Indem Pankraz dem Lowen den Garaus mache uberwinde er auf dem Wege zum nuchternen Burger seine einseitige Liebe zu Lydia A 1 Als brav gewordener Burger erzahlt Pankraz uber diese Leidenschaft ohne Zuhorer Gottfried Keller lasst das lauschende Estherchen und die horchende Mutter zuvor einnicken Alles Nichtrationale werde erschossen erschlagen und totgeschwiegen Fur Poesie sei in der Prosa zur Mitte des 19 Jahrhunderts kein Platz Symptomatisch sei in dem Zusammenhang dass als Pankraz heimkehrt das Lachen aus dem gefurchten Soldatengesicht gewichen ist Der verlorene Sohn tritt mit dem durren und harten Ernste eines fremden Kriegsmannes 17 der erzitternden Mutter entgegen Schilling 18 nimmt Seldwyla als Synonym fur nicht machbare personliche Entfaltung Pankraz kann nur in der Fremde Karriere machen und bleibt nach seiner Heimkehr ein Heimatloser Ausgehend vom Titel gebenden Schmollen hebt Selbmann eine unubersehbare charakterliche Schwachstelle des Helden hervor sein Umgang mit Frauen Der Mann als Opfer Nach Hannelore Schlaffer 19 weise Keller auf mogliche schadliche Folgen der korperlichen Liebe fur den Mann hin Auf weiterfuhrende Stellen weisen Breitenbruch Neumann und Selbmann hin Breitenbruch 20 F Wolken The Modern Language Review 21 30 1935 und Barbara Osterkamp Wurzburg 1983 Neumann 22 Lilian Hoverland Wirkendes Wort 25 1975 und David Jackson German Life and Letters 30 1976 77 Selbmann 23 Renate Boschenstein Nottingham 1979 Gerhard Plumpe Bonn 1985 Michael Bohler Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 18 1992 und auch Zurich 1997 Fritz Hermanns und Ulrich Muller Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 18 1992 Helmut Pfotenhauer Wurzburg 2000 Literatur BearbeitenErstausgabe Bearbeiten Pankraz der Schmoller in Die Leute von Seldwyla Erzahlungen von Gottfried Keller Friedrich Vieweg Braunschweig 1856 523 SeitenVerwendete Ausgabe Bearbeiten Pankraz der Schmoller S 15 68 in Thomas Boning Hrsg Gottfried Keller Die Leute von Seldwyla Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch Band 10 Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 618 68010 4 entspricht Gottfried Keller Samtliche Werke in sieben Banden am selben Verlagsort vom selben Herausgeber Sekundarliteratur Bearbeiten Bernd Breitenbruch Gottfried Keller Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1968 Aufl 1998 ISBN 3 499 50136 8 Pankraz der Schmoller S 121 129 in Bernd Neumann Gottfried Keller Eine Einfuhrung in sein Werk Athenaum Verlag Konigstein Ts 1982 AT 2170 ISBN 3 7610 2170 4 Hannelore Schlaffer Poetik der Novelle Metzler Stuttgart 1993 ISBN 3 476 00957 2 Heimkehr als Abkehr Pankraz der Schmoller S 116 118 in Diana Schilling Kellers Prosa Peter Lang Verlag Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 631 34190 3 Zugleich Diss Uni Munster Westfalen anno 1996 Ratsel gelost Pankraz der Schmoller S 53 59 in Rolf Selbmann Gottfried Keller Romane und Erzahlungen Erich Schmidt Verlag Berlin 2001 Klassiker Lekturen Bd 6 ISBN 3 503 06109 6Weblinks BearbeitenDer Text bei Gutenberg DE Der Text bei Zeno org Der Text als MP3 Datei bei LibriVoxAnmerkung Bearbeiten Fur Selbmann Selbmann S 57 11 Z v o allerdings ist der stundenlang schmollende Lowe Pankraz Spiegelfigur der als letzte Tat seines furchterlichen Raubtierlebens dem Oberst das vermaledeite Schmollen austreibe Am Ende seiner Besprechung zitiert Selbmann Selbmann S 59 5 Z v o Textstellen die belegen der Junggeselle Pankraz liebe Lydia immer noch Einzelnachweise Bearbeiten Verwendete Ausgabe Textuberlieferung S 665 unten Sigel A Verwendete Ausgabe S 57 4 Z v o Selbmann S 58 Aus der Augsburger Allgemeinen Zeitung zitiert in der verwendeten Ausgabe S 638 5 Z v u vom Herausgeber Boning Aus dem Deutschen Museum zitiert in der verwendeten Ausgabe S 637 Mitte vom Herausgeber Boning Aus den Preussischen Jahrbuchern Bd 5 S 70 87 zitiert in der verwendeten Ausgabe S 639 12 Z v o vom Herausgeber Boning Augsburger Allgemeine zitiert in der verwendeten Ausgabe S 640 6 Z v u vom Herausgeber Boning aus Kurt Schreinert Hrsg Theodor Fontane Literarische Essays und Studien Teil 1 Samtliche Werke Bd 21 1 S 258 Munchen 1963 zitiert in der verwendeten Ausgabe S 644 19 Z v o vom Herausgeber Boning siehe zum Beispiel Neumann S 121 8 Z v u Boning in der verwendeten Ausgabe S 645 7 Z v o Breitenbruch S 84 8 Z v o Neumann S 123 Mitte Neumann S 123 18 Z v u Neumann S 123 6 Z v u Neumann S 124 12 Z v u Neumann S 127 129 Verwendete Ausgabe S 23 32 Z v o Schilling S 117 Hannelore Schlaffer S 101 Breitenbruch S 183 engl Modern Language Review Neumann S 353 Selbmann S 187 188 und 190Werke von Gottfried Keller RomaneDer grune Heinrich Martin SalanderNovellenzyklenDie Leute von Seldwyla Teil IPankraz der Schmoller Romeo und Julia auf dem Dorfe Frau Regel Amrain und ihr Jungster Die drei gerechten Kammmacher Spiegel das KatzchenDie Leute von Seldwyla Teil IIKleider machen Leute Der Schmied seines Gluckes Die missbrauchten Liebesbriefe Dietegen Das verlorene LachenSieben LegendenZuricher NovellenHadlaub Der Narr auf Manegg Der Landvogt von Greifensee Das Fahnlein der sieben Aufrechten UrsulaDas SinngedichtVon einer torichten Jungfrau Regine Die arme Baronin Die Geisterseher Don Correa Die BerlockenGedichte Neuere Gedichte Melancholie Gesammelte Gedichte Die offentlichen Verleumder Prolog zur Feier von Beethovens 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