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Otfrid Foerster 9 November 1873 in Breslau 15 Juni 1941 ebenda war ein deutscher Neurologe der bahnbrechende Beitrage zur Neurologie und Neurochirurgie lieferte Daruber hinaus revolutionierte er die Behandlung von Querschnittgelahmten Otfrid Foerster Herbert Olivecrona und Wilhelm Tonnis Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bibliographie 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenOtfrid Foerster war Sohn des Philologen und Archaologen Richard Foerster und alterer Bruder des Militarhistorikers Wolfgang Foerster Er legte 1892 das Abitur am Maria Magdalenen Gymnasium in Breslau ab Von 1892 bis 1896 studierte er Medizin an den Universitaten Freiburg im Breisgau Kiel und Breslau Bei seiner Beurteilung im Physikum bedauerte der Physiologe Rudolf Heidenhain dass er selbst durch die Note sehr gut den Leistungen Foersters nicht gerecht werden konnte In der Heil und Pflegeanstalt von Leubus dem ehemaligen Kloster hatte Foerster als Student famuliert 1897 legte er das medizinische Staatsexamen in Breslau ab wo er im gleichen Jahr promoviert wurde Auf den Vorschlag des Neurologen Carl Wernicke ging Foerster nach Vollendung seiner Doktorarbeit fur zwei Jahre ins Ausland den Winter verbrachte er in Paris bei Joseph Jules Dejerine wo er auch Pierre Marie und Joseph Babinski horen konnte im Sommer war er bei Heinrich Frenkel 1860 1931 in Heiden in der Schweiz um dort die Ubungstherapie Nervenkranker zu studieren Foerster wuchs in einer Zeit auf in der sich die Neurologie unter anderem durch Jean Martin Charcot Wilhelm Erb und William Richard Gowers aus der Inneren Medizin und der Psychiatrie durch Carl Wernicke heraus zu entwickeln begann Er bekannte sich klar zur funktionell lokalisatorischen Richtung der Neurologie Aus der Zusammenarbeit mit Wernicke dessen Assistent Foerster von 1899 bis 1904 in Breslau war erwuchs sein grosses Interesse an der Anatomie des Zentralnervensystems 1903 habilitierte sich Foerster bei Wernicke fur Nervenheilkunde Die beiden Forscher gaben 1903 einen Atlas des Gehirns heraus Die neurologischen Schulen waren im Wesentlichen auf die Diagnose ausgerichtet Moglichkeiten einer effektiven Therapie gab es kaum Es war das Verdienst von Foerster die Ubungstherapie bei Patienten mit neurologischen Storungen aufzugreifen Daraus ergab sich fur ihn ein theoretisches Interesse an den koordinativen Storungen im Ablauf der Bewegungen denen seine Habilitationsschrift 1902 galt Die Arbeit erlangte im Zusammenhang mit der systematischen Einfuhrung der Rehabilitation in die Medizin grosse Aktualitat Die Bedeutung des spinalen Reflexbogens in der Entstehung der Spastik legte eine mogliche Behandlung durch Unterbrechung des sensiblen Schenkels mit sensiblen Afferenzen nahe und Foerster empfahl 1908 die Hinterwurzel Durchschneidung Foerstersche Operation zur Beseitigung der Spastik 1915 hatte er die Ausschaltung der sensiblen Afferenzen auch mit gutem Erfolg angewandt 1 Im Jahr 1909 wurde Foerster in Breslau zum ausserordentlichen 1917 zum ordentlichen Honorarprofessor berufen und 1921 zum ordentlichen Professor fur Neurologie und als personlicher Ordinarius ohne eigenen Lehrstuhl an der Schlesischen Friedrich Wilhelm Universitat berufen Rufe nach Heidelberg und an auslandische Universitaten hatte er abgelehnt Nachdem Foerster 1911 eine Bettenstation am Breslauer Allerheiligenhospital erhalten hatte fuhrte er dort mit Alexander Tietze und Kuttner neurochirurgische Operationen durch Seine chirurgischen Fahigkeiten hatte er vor allem bei Johann von Mikulicz erworben Von 1914 bis 1920 war Foerster in der Nervenabteilung des Breslauer Feldlazaretts des VI Armeekorps tatig Wahrend des Ersten Weltkrieges 1915 berichtete er uber die Ergebnisse seiner operativen Behandlung von 1490 Schussverletzungen mit Nervenschadigungen spater operierte er auch andere Hirn und Ruckenmarksverletzte 1920 wurde er Primararzt im Stadtischen Wenzel Hancke Krankenhaus Als Lenin im Mai 1922 eine akute Durchblutungsstorung im Gehirn erlitt rief die Moskauer Fuhrung Otfrid Foerster an sein Krankenbett Er erwarb sich das Vertrauen seines Patienten und wurde von diesem freundschaftlich verehrt Er blieb fast ununterbrochen anderthalb Jahre also bis kurz vor Lenins Tod am Krankenlager in Moskau und spater in Gorki Breslau wurde durch das Wirken Foersters ein Anziehungsort vor allem fur US amerikanische Neurologen und Neurochirurgen Sein Schuler Wilder Penfield hat Foersters Lebenswerk der Analyse der Hirnrinde und der Erforschung der Epilepsie weitergefuhrt Es kamen auch Percival Bailey der die neue Klassifikation der Hirntumoren mitbrachte und Paul Bucy der eine grundlegende Monografie uber die motorische Rinde herausgab Foersters fuhrende Stellung in der Neurologie Deutschlands war seit 1924 anerkannt Er stand dabei neben Max Nonne und war als dessen Nachfolger bis 1932 acht Jahre lang Vorsitzender der Gesellschaft Deutscher Nervenarzte nbsp Foersters GrabsteinIn dem Jahrzehnt von 1925 bis 1935 brachte Foerster alle verfugbaren analytischen Methoden in seiner Forschung zum Einsatz 1932 wurde er in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewahlt 1935 erhielt er die Cothenius Medaille Systematisch untersuchte er elektrophysiologisch samtliche klinischen Storungen Ab 1935 bauten er und Altenburger die Ableitung der Hirnstrome weiter aus 2 Es entstanden grundlegende Arbeiten uber die elektrischen Phanomene bei den Reflexstorungen des Pyramidenbahnsyndroms bei Schadigungen des Globus pallidus usw Mit Hilfe der Rockefeller Stiftung und Unterstutzung des Staates Preussen konnte er 1934 ein neues Neurologisches Forschungsinstitut eroffnen das spater auf seinen Namen umbenannt wurde In dieser Zeit lernte Ludwig Guttmann bei ihm der spater nach seiner Flucht 1939 vor den Nazis nach England die Behandlung Querschnittgelahmter auf eine neue Grundlage stellte und ein grosser Forderer des Behindertensports und zum Begrunder der Paralympischen Spiele wurde 3 Otfrid Foerster gab mit Oswald Bumke einzelne Bande des von Max Lewandowsky im Springer Verlag herausgegebenen monumentalen Handbuchs der Neurologie heraus fur das er mehrere Kapitel selbst verfasste Das Kapitel uber periphere Nerven schrieb seine Schulerin Alice Rosenstein Im Jahr 1935 wurde ihm anlasslich des 100 Geburtstages von John Hughlings Jackson die Jackson Gedachtnis Medaille verliehen 1938 wurde Foerster emeritiert Foerster wurde insgesamt 17 mal fur den Nobelpreis fur Physiologie oder Medizin vorgeschlagen Themen der Nominierungen waren Foersters Leistungen bei der Behandlung von Schmerzen der Erforschung des peripheren Nervensystems der Querschnittssyndrome und der Epilepsie 4 An Thrombangiitis obliterans und Tuberkulose erkrankt und im 68 Lebensjahr gestorben wurde er am 19 Juni 1941 mit seiner am 17 Juni 1941 verstorbenen Ehefrau Martha bestattet Seit 1953 verleiht die Deutsche Gesellschaft fur Neurochirurgie ihm zu Ehren die Otfrid Foerster Medaille Bibliographie Bearbeiten nbsp Gedenktafel fur Otfrid Foerster in BreslauPhysiologie und Pathologie der Coordination Jena 1902 Atlas des Gehirns herausgegeben von Carl Wernicke Berlin 1903 Beitrage zur Hirnchirurgie Berlin 1909 Die Kontrakturen bei den Erkrankungen der Pyramidenbahn Berlin 1909 Uber die Beeinflussung spastischer Lahmungen mittels Resektion der hinteren Ruckenmarkswurzeln in Deutsche Zeitschrift fur Nervenheilkunde Band 41 von 1911 Heft 1 3 Seiten 146 171 Zur Pathogenese und chirurgische Behandlung der Epilepsie Leipzig 1925 Die Leitungsbahnen des Schmerzgefuhls und die chirurgische Behandlung des Schmerzgefuhls Urban amp Schwarzenberg Berlin Wien 1927 Otfried Foerster Ludwig Guttmann Cerebrale Komplikationen bei Thrombangiitis obliterans Verlag von Julius Springer 1933 Google Books Der Schmerz und seine operative Behandlung Halle 1935Literatur BearbeitenKlaus Joachim Zulch Otfrid Foerster Arzt und Naturforscher Springer Berlin 1966 Wilhelm Katner Foerster Otfrid In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 280 f Digitalisat Werner Gottwald Otfrid Foerster 1873 1941 am Beginn der modernen Neurochirurgie In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 13 1995 S 431 448 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Otfrid Foerster im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Seeger Carl Ludwig Geletneky Chirurgie des Nervensystems In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 229 262 hier S 248 249 Wolfgang Seeger Carl Ludwig Geletneky Chirurgie des Nervensystems In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 229 262 hier S 236 John Russell Silver History of the Treatment of Spinal Injuries In J R Soc Med Band 97 Nummer 3 2004 S 148 149 PMC 1182285 freier Volltext Lotte Palmen Ulrike Eisenberg u a Ein zu internationaler Beruhmtheit gelangter Forscher und Arzt Otfrid Foerster 1873 1941 als Nobelpreiskandidat In Der Nervenarzt 2021 doi 10 1007 s00115 021 01184 z Normdaten Person GND 116643064 lobid OGND AKS LCCN n84803644 VIAF 45059294 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Foerster OtfridKURZBESCHREIBUNG deutscher NeurowissenschaftlerGEBURTSDATUM 9 November 1873GEBURTSORT BreslauSTERBEDATUM 15 Juni 1941STERBEORT Breslau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otfrid Foerster amp oldid 232807214