www.wikidata.de-de.nina.az
Der Neutempler Orden oder Ordo Novi Templi ONT war eine volkisch religiose Organisation Er wurde 1900 von Jorg Lanz von Liebenfels in Wien gegrundet 2 Lanz nutzte diesen Orden um seine Ideen die er zunachst als Theozoologie oder Ario Christentum und ab 1915 als Ariosophie bezeichnete zu verbreiten Der Orden verband esoterische Frommigkeit mit damals modernen Begriffen der Rassenkunde und der Eugenik Der goldene Grund als Symbol der Ewigkeit die Lilien als Symbol der Rassen Reinheit und das rote Hakenkreuz als Symbol des aufsteigenden Arioheroischen 1 Die militarische Struktur des Zisterzienserordens diente als Vorlage fur den Neutemplerorden die Lilien des Ordenswappens finden sich auch im Wappen des ONT Der Aufbau des ONT war der katholischen Militarorganisation Tempelherrenritter entsprechend organisiert Inhaltsverzeichnis 1 Ausrichtung und Zielsetzung 2 Aktivitaten der Neutempler Organisation 3 Geschichte 3 1 Entstehung 3 2 Aufstieg 3 3 Nachwirkung 4 Versammlungsorte 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAusrichtung und Zielsetzung BearbeitenZiel von Lanz war es mit dem Neutempler Orden den Rassenkampf zwischen angeblich hoherrassigen Herrenmenschen und minderrassige Tiermenschen 3 zu fordern und mit Gewalt bis aufs Kastrationsmesser Lanz durchzusetzen 4 Lanz Ideen sollten es der Oberschicht und imperialistischen Gruppen erlauben jede Ausbeutung zu rechtfertigen 5 Konkret sollte die Versklavung der Bevolkerung wieder eingefuhrt werden und diese Herrschaft durch die Entmannung von Andersdenkenden durchgesetzt werden Frauen sollten als Sklavinnen 6 und Zuchtmutter 7 dienen Aktivitaten der Neutempler Organisation BearbeitenDie Aufgaben der Mitglieder der Neutempler Organisation waren 8 Erstellung von Stammbaumen Vetternwirtschaft in Form von Pflege von Seilschaften Korruption aus dem Netzwerk der Neutempler Heiratsvermittlung Anwerbung neuer Mitglieder entweder fur hohere Aufgaben Freimaurer oder Angehorige anderer Geheimbunde oder als Auftragsarbeiter Menschen mit unfeinen Umgangsformen Grundung neuer Versammlungsorte Grundung von Kinderheimen und Aufbau von Dorfgemeinschaften zur Selbstversorgung etwa als Versteck Leitung der Uberseekolonien Pflegen einer fleischarmen oder vegetarischen Ernahrung Einrichtung von Urnenfriedhofen zum Kultivieren eines Totenkults nach einer Feuerbestattung nbsp Adolf Lanz in seiner Kutte vor 1907 Geschichte BearbeitenEntstehung Bearbeiten nbsp Der rechtsextreme Antisemit Nivard Schlogl hat Adolf Lanz ausgebildet und radikalisiert Lanz war kurz zuvor aus dem Zisterzienser Orden ausgetreten und knupfte bei der Namensgebung seines eigenen Ordens an den mittelalterlichen Templerorden an Sein Interesse an den Templern wurde durch das zeitgenossisch populare Motiv der Gralsritter in der neuromantischen Musik und Literatur von Richard Wagner Erwin Guido Kolbenheyer und Friedrich Lienhard geweckt Zudem waren die Templer eng mit den Zisterziensern verbunden Bernhard von Clairvaux der Begrunder des Zisterzienserordens hatte auch die Ordensregeln der Templer verfasst und lobte diese spater fur ihren Einsatz bei den Kreuzzugen nbsp Krukenkreuz auf der Brust der ONT Mitglieder in Anlehnung an den Zisterzienserorden Um die Zeit seiner Ordensgrundung herum entwickelte sich Lanz zu einem entschiedenen Rassisten der in den Ariern die hochststehende Rasse sah die sich seit Urzeiten in einem Abwehrkampf gegen niedere Rassen befinde 9 Vor diesem Hintergrund entwarf er die Vorstellung dass die Templer das Ziel gehabt hatten im gesamten Mittelmeerraum ein arisches Grossreich zu errichten Die Verfolgung der Templer ab 1312 interpretierte er als einen Triumph rassisch Minderwertiger deren Ziel es sei die Herrschaft und Reinerhaltung der arischen Rasse zu untergraben Zudem war er davon uberzeugt dass die katholische Kirche seit dieser Zeit die wahre christliche Lehre als deren Kern er eben seine Vorstellungen eines Rassenkampfes betrachtete unterdruckte Seinen eigenen Orden sah er daher als einen Neubeginn des uber Jahrhunderte hin unterbrochenen Kreuzzugs gegen niedere Rassen 10 1907 erwarb Lanz die kleine Burgruine Werfenstein bei Grein in Oberosterreich als Priorat des Ordens Im selben Jahr publizierte er ein Programm des Ordens in welchem er ihn als Vereinigung von Ariern beschrieb deren Ziele darin bestunden das Rassenbewusstsein durch genealogische und heraldische Forschung durch Schonheitswettbewerbe und durch die Grundung rassisch vorbildlicher Staaten in unterentwickelten Regionen der Welt zu fordern Fur den Orden entwickelte er eine eigene Liturgie und Zeremonien In den Ordensregeln wurde festgelegt dass nur blonde und blauaugige Manner beitreten durften die zudem weiteren Kriterien des Ariertums genugen mussten welche Lanz in seiner Schriftenreihe Ostara dargelegt hatte Innerhalb des Ordens wurde eine Hierarchie eingerichtet die sich nach der vermeintlichen rassischen Reinheit richtete Am Weihnachtstag 1907 hisste Lanz auf dem Turm seiner Ordensburg zwei Flaggen eine mit dem Wappen derer von Liebenfels einem vermutlich um 1790 ausgestorbenen Adelsgeschlecht als dessen Nachkomme er sich ausgab und eine mit einer Swastika Hakenkreuz einem damals in der volkischen Bewegung beliebten Symbol 11 Ab 1908 wurden auf Werfenstein offentlichkeitswirksame Feste veranstaltet Etliche hundert Gaste reisten auf der Donau an der die Burg liegt mit dem Dampfschiff an und wurden mit Kanonenschussen empfangen um anschliessend im Burghof ausgiebig zu feiern Dies fand grosse Resonanz in der nationalen Presse und forderte das Interesse an Lanz Publikationen 12 Lanz arbeitete weiter an den Zeremonien und verfasste andachtige Gesange und Verse Die Burg liess er u a mit weihevollen Darstellungen Hugo von Payns des ersten Grossmeisters der Templer und mit Darstellungen der Afflinge die in seiner Theozoologie als die Herkunft der niederen Rassen galten dekorieren 1915 und 1916 erschien in zwei Teilen ein Neutempler Brevier das Lanz mit anderen Ordensbrudern verfasst hatte Es enthielt Psalmen und Lobgesange die an die christliche Tradition anknupften aber Christus anflehten die arische Rasse zu erlosen und die niederen Rassen auszuloschen 13 Aufstieg Bearbeiten Bis 1914 beschrankten sich die Aktivitaten auf Wien und Werfenstein und der Orden hatte nur etwa 50 Mitglieder Nach dem Krieg begann er jedoch zu expandieren und es wurden etliche Stutzpunkte in Deutschland und in Ungarn wo Lanz sich seit 1918 aufhielt eingerichtet Der massgebliche Organisator dieser Renaissance des Ordens war zunachst Detlef Schmude 14 Er hatte schon 1914 ein zweites Priorat in Hollenberg bei Kornelimunster heute Ortsteil von Aachen gegrundet und ubernahm bald nach seiner Ruckkehr von der Front de facto die Rolle des emigrierten Lanz Sein Priorat von Hollenberg blieb allerdings ein Provisorium fur das nie ein passendes Gebaude gefunden wurde und das er 1926 aufloste Inzwischen gab es jedoch zwei neue Priorate eines in der Wallanlage Wickeloh in der Gemeinde Gross Oesingen nahe dem niedersachsischen Uelzen und das Priorat Marienkamp das Lanz selbst gegrundet hatte und das ab 1926 seinen offiziellen Sitz in einer Kirchenruine aus dem 13 Jahrhundert am Nordufer des ungarischen Balaton hatte 15 16 nbsp Burg Werfenstein an der Donau 2010 In finanzieller Hinsicht verdankte der Orden sein Uberleben in der Nachkriegszeit dem Wiener Industriellen Johann Walthari Wolfl Dieser war ein begeisterter Leser der Ostara und bot Lanz betrachtliche Geldmittel unter der Bedingung an dass man ihm das Priorat Werfenstein anvertrauen wurde Er erhielt dieses Amt und ermoglichte anschliessend durch seine Zuwendungen ein Aufbluhen der osterreichischen Sektion des Ordens Wolfl trug neben Lanz wesentlich zur weiteren Ausgestaltung der Liturgie des Ordens bei 17 nbsp Ruine Dietfurt 2005 In den 1920er Jahren gab es eine Initiative die von Angehorigen des Hollenberg Priorats ausging und sich zum Ziel setzte ein Priorat in Norddeutschland zu errichten 18 1926 erwarben einige Ordensbruder alte Erdwalle in der Nahe des Ostseebades Prerow die als Hertesburg bekannt waren Man errichtete dort eine Holzkirche und weihte diese 1927 als Hertesburg Presbyterium ein Dieses fungierte als ein Zentrum der Ordensaktivitaten bis das Gelande 1935 dem Darss Nationalpark zugeschlagen wurde Ebenfalls 1927 wurde die Ruine Dietfurt im Weiler Dietfurt nahe dem hohenzollernschen Sigmaringen als Priorat eingeweiht 19 1932 grundete Wolfl in Wien den Lumenklub der personell eng mit dem ONT verflochten war und dessen Ideologie einer breiteren Offentlichkeit nahebringen sollte Der Klub diente auch als Zentrum zur Anwerbung von Mitgliedern fur die ab 1933 in Osterreich verbotene NSDAP Im Zusammenhang mit dem Lumenklub stand auch die Ostara Rundschau die Wolfl ab 1931 herausgab und die der internationalen Kooperation radikal rechter Gruppen dienen sollte 20 Seinen Hohepunkt erreichte der Orden um 1930 mit etwa 300 bis 400 Mitgliedern Gegen Ende der 1930er Jahre wurde er wie alle anderen religiosen Sekten in der Zeit des Nationalsozialismus aufgelost 21 Nachwirkung Bearbeiten 1942 grundete Lanz in dem ehemaligen Ordenspriorat Petena bei Waging am See Oberbayern mit seinem fruheren Ordensbruder Georg Hauerstein den Vitalis Neutemplerorden Dieser akzeptierte auch weibliche Mitglieder und war bis 1973 aktiv Nicholas Goodrick Clarke sieht die Bedeutung des ONT mehr in dem was er ausgedruckt als in dem was er erreicht hat Er kann als Symptom diffuser Unzufriedenheit genommen werden dessen eigene Mischung typischer Sorgen Interessen und Lebensstile in klarem Zusammenhang mit den unterschwelligen Angsten innerhalb der osterreichischen und deutschen Gesellschaft stand Seine elitaren und endzeitlichen Antworten auf diese Angste vervollstandigten den genozidischen Impuls 22 Versammlungsorte BearbeitenIn der Forschung sind sieben konspirative Versammlungsorte Priorate der Neutempler Organisation bekannt 23 1907 Burg Werfenstein Walthari Wolfl war Besitzer und Verwalter Erzpriorat 1914 1926 Hollenberg bei Aachen Detlef Schmude die dortigen Mitglieder wurden 1926 von Marienkamp Szt Balazs ubernommen 1925 Marienkamp Szt Balazs am Plattensee Ungarn hier wohnte Lanz langere Zeit 1927 Ruine Dietfurt in Staufen bei Sigmaringen 1928 Hertesburg im Besitz von Georg Hauerstein spaterer Grunder der auch Frauen aufnehmenden Neuvitaleisenschaft bzw Vitalis Neu Templer 1937 Szt Kereszt in Heiligenkreuz in Ungarn 1938 Puttenhof Neutempleisen Erzpriorat Petena bei Waging am See in Oberbayern Wickeloh in der Luneburger Heide Besitzer war Georg Hauerstein Ulfilas in der Schweiz Teutoburg in der Schweiz Literatur BearbeitenWalther Paape Drum haben wir ein Tempelhaus gegrundet Der Neutemplerorden Ordo Novi Templi ONT des Lanz von Liebenfels und sein Erzpriorat Staufen in Dietfurt bei Sigmaringen Gmeiner Verlag Messkirch 2007 ISBN 3 89977 205 9 Walther Paape Im Wahn des Auserwahltseins Die Rassereligion des Lanz von Liebenfels der Neutemplerorden und das Erzpriorat Staufen in Dietfurt Eine osterreichisch deutsche Geschichte Gmeiner Verlag Messkirch 2015 ISBN 978 3 8392 1720 7 Einzelnachweise Bearbeiten Wilfried Daim Der Mann der Hitler die Ideen gab Jorg Lanz von Liebenfels Hrsg Vma Vertriebsgesellschaft Wiesbaden 1994 ISBN 978 3 928127 73 8 S 115 Nicholas Goodrick Clarke Ariosophy In Wouter J Hanegraaff Hrsg Dictionary of Gnosis and Western Esotericism Leiden 2006 S 91 97 hier S 93 Wilfried Daim Der Mann der Hitler die Ideen gab Carl Ueberreuter Verlag S 140 Der Mann der Hitler die Ideen gab S 41 Wilfried Daim Der Mann der Hitler die Ideen gab S 156 Wilfried Daim Der Mann der Hitler die Ideen gab Carl Ueberreuter Verlag S 42 Wilfried Daim Der Mann der Hitler die Ideen gab Carl Ueberreuter Verlag S 282 Ekkehard Hieronymus Jorg Lanz von Liebenfels In Puschner Uwe Schmitz Walter Ulbricht Justus H Hrsg Handbuch zur Volkischen Bewegung 1871 1918 S 136 Goodrick Clarke 2006 S 91 Nicholas Goodrick Clarke Ariosophy In Wouter J Hanegraaff Hrsg Dictionary of Gnosis and Western Esotericism Leiden 2006 S 91 97 hier S 93 englisch Goodrick Clarke Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus Graz 1997 S 98 und 2006 S 93 f Goodrick Clarke 1997 S 98 f Goodrick Clarke 2006 S 94 Goodrick Clarke 1997 S 102 104 Goodrick Clarke 1997 S 107 f Burkhard Ohse Als die Neutempler in Zahrenholz waren In az online 13 Juli 2011 Goodrick Clarke 1997 S 105 f Goodrick Clarke 1997 S 104 f Goodrick Clarke 1997 S 104 Goodrick Clarke 1997 S 106 Nicholas Goodrick Clarke Lanz von Liebenfels In Wouter J Hanegraaff Hrsg Dictionary of Gnosis and Western Esotericism Leiden 2006 S 673 675 hier S 675 Goodrick Clarke 1997 S 109 Ekkehard Hieronymus Jorg Lanz von Liebenfels In Puschner Uwe Schmitz Walter Ulbricht Justus H Hrsg Handbuch zur Volkischen Bewegung 1871 1918 S 135 136 Normdaten Korperschaft GND 7659489 0 lobid OGND AKS LCCN n86867479 VIAF 156029004 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neutempler Orden amp oldid 238277458