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Ein Mikrozustand ist in der statistischen Physik die vollstandige mikroskopische Beschreibung eines thermodynamischen Systems Ein Mikrozustand entspricht damit einem Punkt im Phasenraum des ganzen Systems nicht dem eines Teilchens Fur ein klassisches ideales Gas sind damit die Orte und Impulse aller Teilchen festgelegt Im Gegensatz zum Mikrozustand beschreibt der Makrozustand das System durch seine gemittelten Parameter wie etwa Temperatur Druck oder Magnetisierung Ein thermodynamisches System mit gegebenem Makrozustand besetzt nun verschiedene Mikrozustande der Energie E i displaystyle E i mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit p i displaystyle p i Aus diesen Mikrozustanden zusammen mit ihren Wahrscheinlichkeiten lassen sich viele Parameter des Systems berechnen Oft sind einige Mikrozustande eines abgeschlossenen Systems nach aussen hin nicht unterscheidbar z B weil sie die gleiche Gesamtenergie und den gleichen Gesamtimpuls oder die gleiche Gesamtmagnetisierung haben Gemass dem Postulat der gleichen a priori Wahrscheinlichkeiten tritt im thermischen Gleichgewicht jeder dieser Mikrozustande mit gleicher Wahrscheinlichkeit auf Es kann nicht belegt werden ist aber die einzig plausible Annahme da jede Auszeichnung eines dieser Zustande durch eine veranderte Wahrscheinlichkeit eine gewisse Willkur bedeuten wurde 1 Inhaltsverzeichnis 1 Mikroskopische Definition thermodynamischer Grossen 2 Beispiele 2 1 Klassisches Gas 2 2 Ising Modell 3 Literatur 4 EinzelnachweiseMikroskopische Definition thermodynamischer Grossen BearbeitenDie statistische Physik definiert die thermodynamischen Eigenschaften eines Systems uber ein Ensemble von N displaystyle N nbsp Mikrozustanden Jedem Mikrozustand i displaystyle i nbsp kann eine Energie E i displaystyle E i nbsp und eine Besetzungswahrscheinlichkeit p i displaystyle p i nbsp zugeordnet werden die sich aus den Eigenschaften des Mikrozustandes ergeben Mit diesen Definitionen konnen dann Kennzahlen des Systems als Mittelwert der Mikrozustande Ensemblemittelwert berechnet werden siehe auch Ergodenhypothese Beispiele Die innere Energie U displaystyle U nbsp ist die Energie des zugehorigen Makrozustandes als Erwartungswert uber die Energien der Mikrozustande U E i 1 N p i E i displaystyle U langle E rangle sum limits i 1 N p i E i nbsp dd Die Entropie S displaystyle S nbsp des Gesamtsystems hangt nur von den Wahrscheinlichkeiten der Mikrozustande ab und ist definiert als der Erwartungswert der Entropien der Mikrozustande S i k B ln p i displaystyle S i k mathrm B ln p i nbsp S i p i S i k B i 1 N p i ln p i k B ln p i displaystyle S sum i p i S i k mathrm B cdot sum limits i 1 N p i ln p i k mathrm B cdot langle ln p i rangle nbsp dd Dabei ist k B displaystyle k mathrm B nbsp die Boltzmann Konstante Diese Definition entspricht ohne k B displaystyle k mathrm B nbsp der Shannon schen InformationsentropieWeitere thermodynamische Grossen konnen uber den Formalismus der Zustandssummen berechnet werden Dabei wird die Anzahl der Mikrozustande fur gewisse Randbedingungen gezahlt Die Verteilung der Mikrozustande im Phasenraum wird von der Zustandsdichte angegeben Beispiele BearbeitenKlassisches Gas Bearbeiten nbsp Simulation eines idealen Gases in zwei Dimensionen Einige Molekule sind rot gezeichnet damit sich ihre Bewegung leichter verfolgen lasstIn der klassischen Physik wird ein Gas als Menge von N displaystyle N nbsp punktformigen Teilchen der Masse m displaystyle m nbsp angenommen Die Teilchen haben die Positionen x i j displaystyle vec x i j nbsp und die Geschwindigkeiten v i j displaystyle vec v i j nbsp Der Index j displaystyle j nbsp nummeriert die Teilchen durch der Index i displaystyle i nbsp ist die Nummer eines moglichen Mikrozustands ein Mikrozustand ist dabei die Angabe der Positionen und momentanen Geschwindigkeiten aller Teilchen zu einem bestimmten Zeitpunkt Die mittlere Energie des Mikrozustands lasst sich dann aus den kinetischen Energien der Gasteilchen berechnen E i 1 N j 1 N 1 2 m v i j 2 displaystyle E i frac 1 N sum limits j 1 N frac 1 2 m vec v i j 2 nbsp Es gibt viele Zustande mit der Energie E i displaystyle E i nbsp da nur die Geschwindigkeiten nicht aber die Positionen der Teilchen zu dieser Grosse beitragen Gemass dem Postulat der gleichen A priori Wahrscheinlichkeiten hat jeder dieser Zustande die gleiche Wahrscheinlichkeit Die Teilchen stossen elastisch aneinander und an die Wande des Gefasses Dadurch stellt sich nach einiger Zeit ein thermisches Gleichgewicht ein in dem die Verteilung der Geschwindigkeiten der Einzelteilchen der Maxwell Boltzmann Verteilung folgt Die Wahrscheinlichkeit fur einen Zustand mit der Energie E i displaystyle E i nbsp ist p i exp E i k B T displaystyle p i propto exp left frac E i k mathrm B T right nbsp Dabei ist T displaystyle textstyle T nbsp die Temperatur des Gases k B T displaystyle textstyle k mathrm B T nbsp die thermische Energie des Gases und exp E i k B T displaystyle textstyle exp left frac E i k mathrm B T right nbsp der Boltzmann Faktor Ising Modell Bearbeiten Ein weiteres Beispiel der statistischen Physik ist das Ising Modell Bei diesem eindimensionalen System von Spins sind N displaystyle N nbsp Teilchen in einer Reihe angeordnet Dabei zeigt der Spin jedes Teilchens entweder nach oben s 1 displaystyle s uparrow 1 nbsp oder nach unten s 1 displaystyle s downarrow 1 nbsp Liegt zusatzlich ein externes Magnetfeld mit der Feldstarke H displaystyle H nbsp an so lasst sich die Energie eines Mikrozustandes berechnen als E i m B H j 1 N s j displaystyle E i mu mathrm B H sum limits j 1 N s j nbsp Dabei ist m B displaystyle mu mathrm B nbsp das Bohrsche Magneton Fur den Fall N 3 displaystyle N 3 nbsp kann man die moglichen Mikrozustande und ihre Energie direkt aufschreiben Mikrozustand Energie E i m B H displaystyle E i mu mathrm B H nbsp 3 1 1 1 1 1 1 3Auch in diesem Beispiel kann ein Makrozustand gegebener Energie durch verschiedene Mikrozustande dargestellt werden Literatur BearbeitenDie meisten Lehrbucher der statistischen Physik wie etwa Nolting Grundkurs Theoretische Physik 6 Statistische Physik Springer DE 2007 ISBN 978 3 540 68870 9 google de abgerufen am 6 Januar 2013 Schwabl Statistische Mechanik Springer Verlag Berlin 3 Auflage 2006 ISBN 978 3 540 31095 2 Wachter Hoeber Repetitorium Theoretische Physik Springer Verlag ISBN 3 540 21457 7Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Nolting Grundkurs Theoretische Physik 6 Statistische Physik Springer DE 2007 ISBN 978 3 540 68870 9 S 4 5 google de abgerufen am 6 Januar 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mikrozustand amp oldid 234226514