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Dieser Artikel behandelt mehrzellige Lebewesen im Allgemeinen fur das Reich der vielzelligen Tiere Metazoa siehe Vielzellige Tiere Vielzeller oder Mehrzeller sind Lebewesen die aus mehreren Zellen aufgebaut sind Echte Vielzeller unterscheiden sich dabei von Kolonien einzelliger Lebewesen durch einen gemeinsamen Stoffwechsel des Zellverbandes eine mehr oder weniger ausgepragte Aufgabenteilung der Zellen sowie haufig die Ausbildung von Geweben Eine Grenze zwischen echten Vielzellern und Einzellerkolonien mit einem gewissen Differenzierungsgrad ist nicht genau definiert Fadenwurm Caenorhabditis elegans mit angefarbten Zellkernen in einer fluoreszenzmikroskopischen Aufnahme Vielzellige Lebewesen umfassen die Mehrzahl der Tiere Animalia Pflanzen Plantae und Pilze Fungi Diese wurden von Ernst Mayr als Metabionta den einzelligen Protisten und Bakterien damals noch die Archaeen mit umfassend entsprechend dem moderneren Terminus Prokaryoten gegenubergestellt Diese beiden Gruppen bilden allerdings nur Organisationsstufen und keine verwandtschaftlichen Gruppen Kladen da Vielzelligkeit mehrmals unabhangig voneinander entstanden ist 1 und manche Prostisten naher mit Tieren Pflanzen oder Pilzen verwandt sind als diese untereinander Zudem gibt es bei verschiedenen Gruppen der Algen Protozoen Pilzen und teilweise auch bei Bakterien Bacteria Ubergangsformen zur Vielzelligkeit Inhaltsverzeichnis 1 Evolution der Vielzelligkeit 2 Biochemische und molekulare Voraussetzungen der Vielzelligkeit 3 Fortpflanzung und Tod 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEvolution der Vielzelligkeit Bearbeiten Hauptartikel Entwicklung von Einzellern zu Vielzellern nbsp Vergleichende Darstellung der Vielfalt der Zellen in verschieden organisierten Organismen in einem Erklarungsmodell fur die evolutionare Entstehung von vielzelligen Organismen Oben solitare Choanoflagellaten in der Mitte koloniebildende Choanoflagellaten unten SchwammeDie Vielzelligkeit ist im Laufe der Evolution offensichtlich mehrmals unabhangig entstanden 1 Die altesten fossil bekannten vielzelligen Lebewesen traten vor etwa 2 bis 3 Milliarden Jahren im Proterozoikum auf Es handelte sich dabei um trichom bildende Mikroorganismen von denen man annimmt dass es Cyanobakterien waren und um einfache Grunalgen 1 Komplexere Vielzeller treten moglicherweise erstmals vor 2 1 Milliarden Jahren auf Gabonionta Relativ sicher nachgewiesen ist das Auftreten mehrzelliger photosynthetisch aktiver Organismen Mikroalgen Arctacellularia tetragonala vor etwa 1 Milliarde Jahren 2 spater folgte vor etwa 600 Millionen Jahren im Neoproterozoikum die Ediacara Fauna und die fruhesten vielzelligen Tieren Metazoa Eine Modellanalyse zur Entstehung arbeitsteilig differenzierter multizellularer Organismen diskutiert R A Jorres 2010 3 Neben den eindeutig zuordenbaren Ein und Vielzellern gibt es bis heute verschiedene Ubergangsformen Bei manchen Arten sind dabei auch Ubergange von Ein zu Vielzelligkeit in Abhangigkeit von Umweltbedingungen zu beobachten Verschiedene Bakterien insbesondere innerhalb der Cyanobakterien veraltet Blaualgen bilden komplexe Gebilde aus mehreren Zellen die eine gemeinsame Schleimhulle und spezialisierte Zellen z B Sporen oder Nahrstoffe speichernde Zellen enthalten konnen Weitere Beispiele sind u a die Actinomycetales veraltet Strahlenpilze und die fruchtkorperbildenden Myxobakterien Verschiedene Algen bilden Kolonien mit einer Tendenz zur Zelldifferenzierung Allgemein unterscheidet man in der Botanik bei mehrzelligen Algen und Pflanzen Formen mit einem relativ wenig differenzierten vielzelligen Korperbau der als Thallus bezeichnet wird und dem in klar differenzierte Gewebe und Organe unterteilten Kormus Einige der als engste Verwandte der vielzelligen Tiere Metazoa geltenden Protozoen aus der Gruppe der Choanoflagellaten bilden unter bestimmten Bedingungen kleine rosettenformige Kolonien bei denen eine geringfugige mit der Grosse der Kolonie zunehmende Zelldifferenzierung festgestellt wurde 4 Bei einigen Pilzarten finden sich sowohl einzellige Hefe als auch vielzellige Hyphen phasen Bei zellularen Schleimpilzen wie Dictyostelium discoideum aggregieren einzeln lebende Zellen bei Nahrungsmangel zu einem Fruchtkorper innerhalb dessen es zu Zelldifferenzierungen kommt Biochemische und molekulare Voraussetzungen der Vielzelligkeit BearbeitenDie Voraussetzungen fur Vielzelligkeit sie spiegeln sich bis hinab auf die molekulare Ebene ergeben sich aus der Losung spezifischer Probleme So ist das Problem der Kommunikation der miteinander verbundenen Zell bzw Gewebeverbande zu losen die direkte Zell Zell Kommunikation die Zelldifferenzierung die verschiedensten Zelltypen mussen koordiniert und aus undifferenzierten Vorlauferzellen gebildet werden Die Zelladhasion 5 die Zellen der einzelnen Gewebe und Organe des Organismus mussen damit sie eine Gestalt ausbilden konnen auf bestimmte Weise aneinander haften Interzellulare Erkennungsprozesse 6 gehoren zu den grundlegenden Vorgangen in der Entwicklung von multizellularen Organismen Sie haben aber auch beim Erhalt von Geweben und bei Regenerationsprozessen in adulten Organismen eine grosse Bedeutung Bestandteil dieser morphoregulatorischen Vorgange ist die membranabhangige Umsetzung der interzellularen Erkennung in Signalprozesse So werden die Zellwanderungen etwa von Somiten in die Extremitatenanlagen die Differenzierung von Zellen etwa die Polarisierung von Epithel zellen und im spezifischen Zellkontext auch das Schicksal von Zellen Stammzellen entwicklung beeinflusst Fortpflanzung und Tod BearbeitenWahrend sich einzellige Lebewesen durch einfache Zellteilung fortpflanzen haben die meisten Vielzeller komplexere Fortpflanzungsstrategien Insbesondere besitzen sie neben den Korperzellen die den funktionellen Organismus aufbauen somatische Zellen haufig spezialisierte Zellen welche dem Hervorbringen der nachsten Generation dienen generative Zellen Diese konnen sexuell Geschlechtszellen oder asexuell gebildet werden August Weismann stellte 1881 die Hypothese auf dass Altern und Sterblichkeit erst im Laufe der Evolution vielzelliger Lebewesen auftraten Beim Einzeller dient die individuelle Zelle gleichzeitig als generative Zelle die durch die Teilung die Nachfolgegeneration hervorbringt sodass der ganze einzellige Organismus potentiell unsterblich ist Beim Vielzeller beschrankt sich diese potentielle Unsterblichkeit auf die generativen Zellen wahrend der aus den somatischen Zellen aufgebaute das Individuum definierende Korper sterblich ist Siehe auch BearbeitenCadherine Integrin kritische Schichtdicke Wnt SignalwegLiteratur BearbeitenNeil A Campbell Biologie Spektrum Lehrbuch 6 Auflage herausgegeben von J Markl Spektrum Verlag Heidelberg Berlin 2003 ISBN 3 8274 1352 4 Peter H Raven Ray F Evert Susan E Eichhorn Biologie der Pflanzen De Gruyter Berlin New York 2000 ISBN 3 11 015462 5 W A Muller M Hassel Entwicklungsbiologie Springer Heidelberg 1999 ISBN 3 540 65867 X Minelli Alessandro Forms of Becoming The Evolutionary Biology of Development Princeton University Press 2009 ISBN 0 691 13568 1 Minelli Alessandro Perspectives in Animal Phylogeny and Evolution Oxford Univ Press 2008 ISBN 0 19 856621 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Richard K Grosberg Richard R Strathmann The evolution of multicellularity A minor major transition In Annu Rev Ecol Evol Syst 38 Jahrgang Dezember 2007 S 621 654 doi 10 1146 annurev ecolsys 36 102403 114735 annualreviews org Epub 17 August 2017 PDF Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www eve ucdavis edu im WebArchiv vom 12 November 2020 Marie Catherine Sforna Corentin C Loron C F Demoulin C Francois Y Cornet Y J Lara D Grolimund D F Sanchez K Medjoubi A Somogyi A Addad A Fadel P Compere D Baudet J J Brocks Emmanuelle J Javaux Intracellular bound chlorophyll residues identify 1 Gyr old fossils as eukaryotic algae In Nature Communications 13 Jahrgang Nr 1 2022 S Article number 146 doi 10 1038 s41467 021 27810 7 Dazu Josephine Franke Eukaryotische Algen schon vor einer Milliarde Jahren Chlorophyll Nachweis in Mikrofossil identifiziert eine der altesten echten Algen Auf scinexx de vom 17 Januar 2022 R A Jorres Entstehung arbeitsteilig differenzierter multizellularer Organismen durch Selektion Eine Modellanalyse AG Evolutionsbiologie EvoBio des Verbands Biologie Biowissenschaften amp Biomedizin VdBiol 12 September 2010 Benjamin Naumann Pawel Burkhardt Spatial cell disparity in the colonial choanoflagellate Salpingoeca rosetta Frontiers in Cell and Developmental Biology Bd 7 2019 Art Nr 231 doi 10 3389 fcell 2019 00231 Sebe Pedros Arnau Ruiz Trillo Inaki Integrin mediated adhesion complex Cooption of signaling systems at the dawn of Metazoa Communicative amp Integrative Biology 3 5 475 477 September October 2010 doi 10 4161 cib 3 5 12603 PMC 2974085 freier Volltext Marks Friedrich Klingmuller Ursula Muller Decker Karin Cellular Signal Processing An Introduction to the Molecular Mechanisms of Signal Transduction Taylor amp Francis New York 2008 ISBN 0 8153 4215 2 S 117 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vielzeller amp oldid 235990342