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Gabonionta ist ein 2008 in Gabun Westafrika entdecktes 2010 erstmals beschriebenes makroskopisches Fossil das mit 2 1 Milliarden Jahren als mogliche fruheste Form mehrzelligen Lebens gilt Mit der Entdeckung wurde der Beginn der Evolution des mehrzelligen Lebens moglicherweise um 1 5 Milliarden Jahre zuruckversetzt Die Entdeckung gelang dem marokkanisch franzosischen Geologen Abderrazak El Albani Universitat Poitiers Die Deutung als Fossil ist allerdings umstritten Kritiker halten eine anorganische Entstehung der Strukturen fur moglich Gabonionta moglicherweise fruheste Form multizellularen Lebens auf der ErdeGabonionta Querdurchmesser ca 4 cmInhaltsverzeichnis 1 Morphologie 2 Fundort 3 Ursprung des Namens 4 Einordnung 5 Einzelnachweise 6 WeblinksMorphologie BearbeitenGabonionta sind bis zu 17 cm grosse Strukturen mit komplexer Morphologie darunter kreisformige und langliche Formen Ein kugel bis ellipsenformiger Zentralkorper wird von radialen Strukturen umgrenzt Wahrend die meisten solcher Strukturen aus dem Eisenmineral Pyrit bestehen kommen selten auch einfache Abdrucke vor diese zeigen aber bei genauerer Untersuchung zumindest Spuren von Pyrit Gabonionta zeigen Dreidimensionalitat mit koordiniertem Wachstum dies kann als Hinweis auf Zell Zell Kommunikation gewertet werden wie sie schon vor dem Auftreten der Multizellularitat existierte 1 Die Funde konnten moglicherweise mehreren variablen Arten angehoren 2 Spater in derselben Formation gefundene Formen ahneln eher langgestreckten schnurformigen Gebilden mit knotiger Struktur diese sind allerdings durch eingeschaltete flache Bereiche morphologisch mit den bisher gefundenen lappenformigen Gebilden verbunden 3 Fundort BearbeitenDie Funde entstammen Tonschiefern des Franceville Beckens in Gabun die Teil einer Abfolge von nichtmetamorphen Sedimentgesteinen aus dem Palaoproterozoikum von insgesamt 1000 bis 2500 Meter Machtigkeit bilden Es handelt sich um marine Ablagerungen von schwarzen Tonschiefern mit eingeschalteten schmalen Sandsteinlagen die vermutlich in relativ flachem Schelfmeer aber unterhalb der vom Wellenschlag beeinflussten Sturmwellenbasis abgelagert wurden Die Sedimente der fossilfuhrenden Schichten sind nach geochronologischer Altersbestimmung je nach Methode etwa 2 bis 2 1 Milliarden Jahre alt 3 Obwohl die genaue Deutung auch hier umstritten ist gelten die Ablagerungen als eines der fruhesten Beispiele von unter Einfluss von freiem Sauerstoff am Meeresboden abgelagertem Sediment In den Sedimenten wurden ausserdem kleine Hohlstrukturen aus kohlenstoffreichem organischem Material gefunden die vermutlich als Mikrofossilien zu den Acritarcha gehoren 3 einer in ihrer Zuordnung problematischen Gruppe die aber meist als Zysten oder Dauerstadien von Protozoen interpretiert werden Ursprung des Namens BearbeitenIn der Arbeit von El Albani et al 2010 wurde fur die Fossilien kein taxonomischer Name verwendet Erst in der Ausstellung des Naturhistorischen Museums in Wien bei der die Objekte vom 12 Marz bis 5 Oktober 2014 erstmals der Offentlichkeit prasentiert wurden pragte Mathias Harzhauser Direktor der Geologisch Palaontologischen Abteilung des NHMW in Absprache mit Abderrazak El Albani den popularwissenschaftlichen Begriff Gabonionta Einordnung BearbeitenDie Einordnung als mehrzelliges Lebewesen bedarf weiterer Forschung Da die Struktur der Funde unklar ist gehen alle Hinweise auf Mehrzelligkeit auf die ungewohnliche Grosse der Objekte zuruck weitere Hinweise auf Mehrzelligkeit sind extrem unsicher und interpretationsabhangig Der 2014 verstorbene Palaontologe Adolf Seilacher Gottingen und Yale meinte 2010 es konnte sich um Aggregationen des Minerals Pyrit handeln welches in verschiedene Ausformungen wuchs in Abhangigkeit von dem umgebenden Sediment Moglich waren auch Ansammlungen oder Matten aus Mikroben die erst nach ihrem Tod durch Wachstum von Pyrit Kristallen verfestigt wurden wodurch grossere Organismen vorgetauscht wurden Nach den Befunden der Erforscher ist das Verhaltnis der Schwefelisotope im Pyrit der Zentralkorper und der kragenformigen Erweiterungen vollig einheitlich dies spricht gegen Deutungen als zwei aufeinanderfolgende Kristall Generationen die aufeinander aufgewachsen waren 3 Bei einer uber langere Zeit ablaufenden Kristallation ware zu erwarten dass durch die geringen aber messbaren Unterschiede in der Reaktionskinetik verschiedener Schwefelisotope selbige in unterschiedlichen Schichten unterschiedliche Konzentrationen aufweisen wurden Gebilde vergleichbarer Morphologie die in der mesoproterozoischen Copper Harbor Formation in Michigan USA entdeckt worden sind wurden von ihren Entdeckern als anorganische Bildungen klassifiziert 4 Einzelnachweise Bearbeiten Sebe Pedros A et al Ancient origin of the integrin mediated adhesion and signaling machinery PNAS Proceedings of the National Academy of Sciences USA 107 10142 10147 2010 doi 10 1073 pnas 1002257107 El Albani A Bengtson S Canfield D E Bekker A Macchiarelli R Mazurier A Hammarlund E U Boulvais P Dupuy J J Fontaine C Fursich F T Gauthier Lafaye F Janvier P Javaux E Ossa F O Pierson Wickmann A C Riboulleau A Sardini P Vachard D Whitehouse M Meunier A 2010 Large colonial organisms with coordinated growth in oxygenated environments 2 1 Gyr ago Nature 466 100 104 doi 10 1038 nature09166 a b c d Abderrazak El Albani Stefan Bengtson Donald E Canfield Armelle Riboulleau Claire Rollion Bard Roberto Macchiarelli Lauriss Ngombi Pemba Emma Hammarlund Alain Meunier Idalina Moubiya Mouele Karim Benzerara Sylvain Bernard Philippe Boulvais Marc Chaussidon Christian Cesari Claude Fontaine Ernest Chi Fru Juan Manuel Garcia Ruiz Francois Gauthier Lafaye Arnaud Mazurier Anne Catherine Pierson Wickmann Olivier Rouxel Alain Trentesaux Marco Vecoli Gerard J M Versteegh Lee White Martin Whitehouse Andrey Bekker 2014 The 2 1 Ga Old Francevillian Biota Biogenicity Taphonomy and Biodiversity PLoS ONE 9 6 e99438 doi 10 1371 journal pone 0099438 Ross P Anderson Lidya G Tarhan Katherine E Cumings Noah J Planavsky Marcia Bjornerud 2016 Macroscopic Structures in the 1 1 Ga Continental Copper Harbor Formation Concretions or Fossils Palaios 31 7 327 338 doi 10 2110 palo 2016 013Weblinks BearbeitenAncient macrofossils unearthed in West Africa Zusatzinformationen Nature Adolf Seilacher neuer Artikel 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gabonionta amp oldid 229169546