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Beim Massaker von Deutsch Schutzen im Burgenland wurden am 29 Marz 1945 mindestens 57 ungarische Juden von Soldaten der Waffen SS ermordet Die Opfer waren zuvor als Zwangsarbeiter beim Bau des Sudostwalls eingesetzt worden Der HJ Bannfuhrer Alfred Weber verantwortlich fur den Bauabschnitt bei Deutsch Schutzen gab den Befehl zu dem Massaker Ausgefuhrt wurde es von drei versprengten SS Soldaten von denen mindestens zwei der 5 SS Panzer Division Wiking angehorten 1 In der Nachkriegszeit bezeichnete die osterreichische und westdeutsche Justiz solche Verbrechen am Ende des Zweiten Weltkriegs als sogenannte Endphaseverbrechen Dies geschah letztlich um die Tater vor Strafverfolgung zu schutzen oder milde Strafen zu rechtfertigen Angehorige der Hitlerjugend fuhrten im Zuge dieses Verbrechens Organisations und Sicherungsaufgaben durch Die rund 400 uberlebenden Juden mussten nach Abbruch des Massakers nach Hartberg marschieren von wo aus sie die mehrtagigen Todesmarsche zum KZ Mauthausen mitmachen mussten Wie viele von ihnen dabei ermordet wurden ist nicht bekannt Wahrend die drei SS Manner und der Initiator Alfred Weber sich durch Flucht ihrer Verantwortung entziehen konnten wurden die meisten der beteiligten Hitlerjungen 1946 in einem Prozess vor dem Volksgericht Wien zu Gefangnisstrafen zwischen 15 und 36 Monaten verurteilt 2 1956 kam auch HJ Bannfuhrer Alfred Weber vor Gericht Nach der Abschaffung der Volksgerichte war dies der erste Geschworenenprozess gegen NS Tater in Osterreich Er fand in einem offentlichen Klima statt in dem die Mehrheit der Bevolkerung einen Schlussstrich unter der osterreichischen NS Vergangenheit ziehen wollte 3 Da einige Zeugen fruhere Aussagen widerriefen oder abschwachten sprachen die Geschworenen Weber schliesslich frei 4 Einer der beteiligten SS Manner Adolf Storms wurde 2008 von einem Studenten durch eine einfache Telefonrecherche in Duisburg ausfindig gemacht 5 Dem Politikwissenschafter Walter Manoschek gelang es mit Storms Kontakt aufzunehmen und das dabei gewonnene Material im Dokumentarfilm Dann bin ich ja ein Morder zu verarbeiten Die Staatsanwaltschaft Duisburg bereitete einen Prozess gegen Storms vor doch bevor dieser beginnen konnte verstarb der Angeklagte 90 jahrig im Jahr 2010 6 In Interviews mit Walter Manoschek gestand der ehemalige HJ Fuhrer Johann Kaincz dass er und seine mitangeklagten HJ Kameraden bei ihrem Prozess 1946 zur Stutzung ihrer Verteidigungsstrategie die Anwesenheit von funf SS Gendarmen erfunden hatten 7 Sollte dieses mehr als 65 Jahre nach den Ereignissen erfolgte Gestandnis der historischen Wahrheit entsprechen ist die Darstellung des Verbrechens in den wenigen Publikationen die es dazu gibt und die auf den Originalprozessakten aufbauen nicht korrekt 8 9 Das Massengrab der ermordeten Juden konnte 1995 lokalisiert werden Heute erinnern am Tatort ein Grabstein sowie eine Gedenktafel an der nahen Martinskirche an das Massaker 10 Inhaltsverzeichnis 1 Historischer Hintergrund 2 Vorgeschichte 3 29 Marz 1945 Das Massaker 4 Fluchtversuche 5 Der Marsch nach Hartberg 6 Das weitere Schicksal der ungarisch judischen Zwangsarbeiter 7 Gerichtliche Verfolgung 7 1 Der Prozess gegen die HJ Fuhrer 1946 7 2 Der Prozess gegen Alfred Weber 1955 7 3 Die Anklage gegen Adolf Storms 2009 8 Grabstelle 9 Literatur 10 Weblinks 11 Dokumentation 12 EinzelnachweiseHistorischer Hintergrund BearbeitenDie Ortschaft Deutsch Schutzen war infolge des Anschlusses Osterreichs an das Deutsche Reich ein Teil des Gaues Steiermark geworden da das sudliche Burgenland diesem zugeschlagen wurde Das ubrige Bundesland gehorte zum Gau Niederdonau Am 1 September 1944 wurde der Reichsverteidigungskommissar per Fuhrererlass mit Planung und Bau von Befestigungsanlagen entlang der Reichsgrenzen beauftragt Im Bereich Steiermark sollte zu diesem Zweck die von der deutschen Propaganda Sudostwall oder Reichsschutzstellung genannte Verteidigungslinie entstehen Verantwortlich fur ihre Errichtung war Gauleiter Sigfried Uiberreither 11 Parallel zu den Bestrebungen von politischer Seite bereitete auch die Wehrmacht den Stellungsbau vor Dazu wurde die Dienststelle Festungsbereich Sudost installiert deren Aufgabe es war die Arbeiten in den Bereichen von Niederdonau und in der Steiermark zu koordinieren 12 Im Bereich der Steiermark war Generalleutnant Richard Zimmer als Hoherer Pionierkommandeur z b V des zustandigen Wehrkreises XVIII verantwortlich 13 Ausserdem wurde in Graz noch ein Unterstab aufgestellt der den geplanten Stellungsverlauf entlang der Reichsgrenze erkunden und markieren sollte 14 Wahrend der gesamte Sudostwall in der Steiermark in sechs Bereiche I bis VI unterteilt wurde umfasste der nordlichste Bereich VI die Grenze der Kreise Oberwart und Furstenfeld zu Ungarn 15 Verantwortlich fur diesen Abschnitt in dem sich auch das Gebiet von Deutsch Schutzen befand war der Kreisleiter von Oberwart Eduard Nicka Im Kreis Oberwart gab es ausserdem noch sechs Unterabschnitte so lag der Ort des Massakers im Abschnitt VI 6 Deutsch Schutzen mit jeweils einem Unterabschnittsverantwortlichen Nicka zog ausserdem noch eine organisatorische Zwischenebene ein so war fur die Unterabschnitte VI 4 bis VI 6 Oberfeldmeister Klemensits verantwortlich 16 Als Unterabschnittsverantwortlicher fur den Abschnitt VI 6 Deutsch Schutzen fungierte der HJ Bannfuhrer Alfred Weber ein kriegsversehrter ehemaliger Angehoriger des SS Panzergrenadier Regiments 4 Der Fuhrer das zur 2 SS Panzerdivision Das Reich gehorte 17 Die Schanzarbeiten begannen ab Oktober 1944 Neben der ortlichen Bevolkerung Angehorigen der Hitlerjugend und der Organisation Todt wurden dabei auch Fremdarbeiter und ungarisch judische Zwangsarbeiter eingesetzt Im Bereich des Abschnittes VI sollen von 15 000 eingesetzten Arbeitskraften rund 4 000 ungarische Juden gewesen sein 18 Vorgeschichte BearbeitenDie Schanzarbeiten in Deutsch Schutzen wurden anfangs nur von Angehorigen der Hitlerjugend durchgefuhrt die turnusmassig jeweils fur einige Wochen am Sudostwall arbeiteten 19 Fur die Beaufsichtigung dieser HJ Angehorigen hatte Unterabschnittsleiter Weber einige 16 jahrige HJ Fuhrer zur Seite gestellt bekommen Franz Aldrian Franz Dobersberger Alfred Ehrlich Johann Kaincz Walter Feigl Fritz Hagenauer sowie Karl und Wilhelm Bundschuh 8 Verpflegt wurden die Hitlerjungen von einer Kuche die im Pfarrhof eingerichtet worden war nbsp Diese Scheune diente 1945 als Unterkunft fur die ungarischen Juden Die ersten judischen Zwangsarbeiter kamen gegen Ende 1944 nach Deutsch Schutzen Ihre Zahl stieg in den nachsten Wochen standig an und erreichte im Februar mit 500 bis 600 ihren endgultigen Stand Untergebracht waren die ungarischen Sklavenarbeiter in zwei Scheunen die Verpflegung erfolgte im Pfarrhof durch die Kuche der Hitlerjugend 20 Uberlebende des Massakers und der anschliessenden Todesmarsche berichteten nach dem Kriegsende davon dass sie uber die den Umstanden entsprechend gute Behandlung in Deutsch Schutzen uberrascht waren So hatten sie beim Marsch durch Ungarn sehr schlechte Erfahrungen mit ihren eigenen Landsleuten gemacht Die ungarische Gendarmerie und die Pfeilkreuzler hatten sie zuvor brutal behandelt und ausgeraubt 21 Die Bewachung in Deutsch Schutzen bestand hingegen aus lediglich vier steirischen SA Angehorigen einen Kontakt zur in anderen Bereichen des Verteidigungsabschnittes schanzenden Hitlerjugend gab es bis auf wenige Ausnahmen nicht Wahrend der Historiker Walter Manoschek die These aufstellte dass es aufgrund des zahlenmassigen Missverhaltnisses zwischen vier Bewachern und mehreren Hunderten zu Bewachenden ein situatives Arrangement gab 20 berichtete Eleonore Lappin Eppel 22 in ihrer Arbeit uber den Sudostwall von gelegentlichen Misshandlungen durch die SA Mannschaft 23 Diese namentlich nicht bekannten SA Manner desertierten schliesslich wenige Tage vor dem 29 Marz 1945 und liessen die ungarischen Zwangsarbeiter somit unbeaufsichtigt zuruck 20 Die schlechten Erfahrungen mit den eigenen ungarischen Landsleuten die unsichere militarische Lage die relativ ertraglichen ortlichen Verhaltnisse in Deutsch Schutzen sowie die Sicherheit der Gruppe wurden von Uberlebenden als Hauptgrunde angefuhrt warum es zu keinen Fluchtversuchen kam obwohl dies aufgrund der unzureichenden Bewachungsmassnahmen jederzeit moglich gewesen ware Tatsachlich hatte es im Vergleich zu anderen Bauabschnitten des Ostwalls in Deutsch Schutzen bis zum 29 Marz 1945 weder einen Fall von Fleckfieber oder Typhus noch Ermordungen durch die Wachmannschaften gegeben wie dies an anderen Stellen des Sudostwalls oft der Fall war 21 Warum es dann trotzdem zu diesem Massaker kam ist unklar So argumentierte Eleonore Lappin Eppel in ihren Arbeiten dass das Massaker in Deutsch Schutzen einer geplanten Aktion entsprungen sei Sie baute ihre Argumentation auf den Aussagen des Gerichtsprozesses gegen die HJ Fuhrer im Jahr 1946 auf in denen von drei SS Mannern und funf SS Feldgendarmen die Rede war die mit dem Auto nach Deutsch Schutzen gekommen waren 8 Walter Manoschek kam hingegen aufgrund der Befragungen von Adolf Storms und Johann Kaincz im Jahre 2008 zu anderen Erkenntnissen So sagte der ehemalige HJ Fuhrer Kaincz in einem Interview mit Manoschek aus dass er und die anderen angeklagten HJ Angehorigen in ihrem Prozess 1946 bezuglich der Anwesenheit von SS Feldgendarmen bewusst die Unwahrheit gesagt hatten Sie wollten damit ihre Verteidigungsstrategie starken dass sie aus Angst vor der SS Feldgendarmerie sich nicht getraut hatten wegzulaufen 7 Die Aussagen von SS Unterscharfuhrer Adolf Storms einem der Haupttater gegenuber Walter Manoschek stutzen dessen Theorie insofern als dass Storms angab in Veszprem von seiner Einheit einer Kompanie der 5 SS Panzer Division Wiking versprengt worden zu sein nachdem diese rund um den 22 oder 23 Marz von der Roten Armee uberrannt worden war Er habe sich dann zu Fuss als Versprengter in Richtung Reichsgrenze durchgeschlagen und sei im Pfarrhof von Deutsch Schutzen zum ersten Mal wieder auf SS Kameraden gestossen 24 Bei diesen beiden SS Mannern handelte es sich ebenfalls um Versprengte einen namentlich nicht bekannten SS Hauptscharfuhrer von der 5 SS Panzer Division Wiking und einen weiteren SS Mann namens Max mit Tiroler Dialekt 1 Als Grund warum den HJ Fuhrern gerade der Name von Storms in Erinnerung geblieben war gaben sie an dass sie nach der Ubergabe der ungarischen Zwangsarbeiter in Hartberg mit ihm als Panzervernichtungsbrigade HJ im Rahmen des Volkssturms bis zum Kriegsende zusammengeblieben seien wahrend die beiden anderen SS Manner als Wachen die Todesmarsche der Juden weiter begleitet hatten 25 Die Entscheidung am 29 Marz die Juden zu erschiessen war laut Aussagen von Johann Kaincz und Fritz Hagenauer gegenuber Manoschek aber auch laut Aussagen aller HJ Fuhrer bei ihrem Prozess 1946 in der Nacht vom 28 auf den 29 Marz bei einer Absprache zwischen Unterabschnittsfuhrer Alfred Weber und den drei SS Mannern im Pfarrhof gefallen 26 8 Durch das zufallige Auftauchen der drei Soldaten der Waffen SS am 28 Marz tat sich fur Alfred Weber eine Moglichkeit auf sich der ungarischen Juden durch deren Ermordung zu entledigen nachdem er sich laut Aussage von Kaincz 2008 nach dem Desertieren der SA Wachmannschaft tagelang Sorgen daruber gemacht hatte was er mit den judischen Zwangsarbeitern anfangen soll 27 Mit diesem Entschluss verstiess Weber auch gegen einen Befehl von Kreisleiter Eduard Nicka dessen Stab nachweislich am 22 Marz 1945 eine detaillierte Dienstanweisung fur die Ruckfuhrung der Juden aus dem Stellungsbau im Falle eines Alarms an die Unterabschnittsfuhrer erlassen hatte 1 29 Marz 1945 Das Massaker Bearbeiten nbsp Die Martinskirche im Westen von Deutsch Schutzen die als Ubergabepunkt dienteAm Morgen dieses Tages es war der Grundonnerstag des Jahres 1945 befand sich die Ortschaft Deutsch Schutzen in einem emotionalen Ausnahmezustand 28 Dumpfer Kanonendonner kundigte das Nahen der Roten Armee an Tatsachlich befanden sich weiter ostlich drei sowjetische Gardearmeen 4 und 9 Gardearmee sowie die 6 Gardepanzerarmee mit rund 200 000 Mann im Rahmen der sogenannten Wiener Operation auf dem Vormarsch auf Wien die zweitgrosste Stadt des Deutschen Reiches Um die Mittagszeit dieses Tages sollte ein Rotarmist des IX Garde Mechanisierten Korps der erste Soldat sein der bei Klostermarienberg Bezirk Oberpullendorf osterreichischen Boden betrat 29 Am Abend dieses Tages sollten Einheiten der sowjetischen 9 Gardearmee XXXVII Gardeschutzenkorps beim Abdecken der linken Flanke des Durchbruchsraumes das 20 Kilometer nordlich gelegene Rechnitz als erste Ortschaft des Bezirkes Oberwart besetzen 30 In Deutsch Schutzen fand um 8 Uhr vor dem Buro von Unterabschnittsfuhrer Alfred Weber die tagliche Befehlsausgabe statt Anwesend waren neben den drei SS Mannern die HJ Fuhrer Franz Aldrian Franz Dobersberger Alfred Ehrlich Johann Kaincz Walter Feigl und Fritz Hagenauer Die beiden Riedlingsdorfer Karl und Wilhelm Bundschuh befanden sich zu diesem Zeitpunkt nicht in Deutsch Schutzen und stiessen erst im Laufe des Vormittages nach dem Ende des Massakers zur Gruppe 1 Weber begann seine Befehlsausgabe mit den Worten Die Juden werden erschossen Als nachstes teilte er die Rollen ein Walter Feigl und Fritz Hagenauer hatten die Aufgabe die ungarischen Zwangsarbeiter zu bewachen und jeweils Gruppen von 20 bis 30 Personen zusammenzustellen Alfred Ehrlich und Johann Kaincz hatten diese Gruppen zu ubernehmen und sie zur westlich der Ortschaft gelegenen Martinskirche zu eskortieren wo sie von einem SS Mann ubernommen wurden 1 Neben den drei SS Mannern waren am unmittelbaren Tatort einem Laufgraben des Sudostwalls von der Hitlerjugend nur Franz Aldrian und Franz Dobersberger eingesetzt 31 Eine weitere Gruppe mit rund 30 Personen wurde spater von Walter Feigl und Fritz Hagenauer zur Kirche gebracht eine dritte Gruppe in der gleichen Grosse danach wieder von Alfred Ehrlich 31 Uber den weiteren Verlauf des Massakers weichen die Quellen wieder voneinander ab Wahrend Walter Manoschek schrieb dass bereits nach der zweiten Gruppe die Erschiessungen abgebrochen wurden 32 berichtete Eleonore Lappin Eppel dass Fritz Hagenauer und Walter Feigl eine vierte rund 150 Personen umfassende Gruppe zur Martinskirche gebracht hatten Feigl sei daraufhin wieder in die Ortschaft zuruckgegangen und habe 15 Minuten spater den Befehl uberbracht dass die Erschiessungen sofort einzustellen seien Seine Bemuhungen das Mordkommando vom Umbringen der dritten Gruppe abzuhalten seien hingegen zu spat gekommen 31 Auch fur die Historikerin Eva Holpfer wurden von den SS Mannern nur zwei Gruppen von Zwangsarbeitern erschossen wahrend unmittelbar vor der dritten Gruppe die laut Holpfer aus 150 Personen bestand das Massaker abgebrochen wurde 9 Diese unterschiedliche Zahlweise der Gruppen ist vermutlich auch der Grund dafur dass die Anzahl der Opfer je nach Quelle zwischen rund 60 33 und 80 31 angegeben wird Wer die Morde vor Ort tatsachlich ausgefuhrt hatte konnte in den Nachkriegsprozessen nicht eindeutig geklart werden da sich sowohl die drei SS Manner als auch der HJ Fuhrer Franz Aldrian ihrer Verantwortung durch Flucht entzogen und so niemals von staatlichen Stellen verhort werden konnten Einzig Franz Dobersberger von den anderen Hitlerjungen beim Prozess 1946 als Angeber beschrieben brustete sich unmittelbar nach der Tat vor seinen Kameraden ebenfalls geschossen zu haben Bei seinem Prozess charakterisierte er diese Aussagen als Angeberei das Gericht konnte ihm aufgrund fehlender Zeugen nicht das Gegenteil nachweisen 31 Auch zu den naheren Umstanden des Abbruches der Erschiessungen gab es widerspruchliche Aussagen So behauptete 1956 Josef Wiesler zur Zeit des Massakers der provisorische Ortsgruppenleiter von Deutsch Schutzen bei den Voruntersuchungen anlasslich des Prozesses gegen Alfred Weber dass er am 29 Marz 1945 bereits vor 8 Uhr mit dem Kreisleiter Eduard Nicka telefoniert habe und dieser ausdrucklich befohlen habe die Juden nicht zu erschiessen sondern zu evakuieren 14 Tage spater widerrief er beim Prozess diese Aussage vollinhaltlich wieder 34 Ein anderer Zeuge Walter Fasching behauptete dass Nicka zwischen 8 und 9 Uhr die Erschiessungen untersagt habe Eduard Nicka selbst bestritt bei Vernehmungen nach dem Krieg von den Morden in Deutsch Schutzen gewusst zu haben anderte dann aber seine Aussage dahingehend ab dass er von den Erschiessungen gehort hatte er aber nicht in Erfahrung bringen konnte wo diese stattfanden 35 Nachdem der Befehl das Mordkommando erreicht hatte beendeten die drei SS Manner sofort das Massaker und gingen in die Ortschaft zuruck um den Abmarsch der rund 400 bis 450 uberlebenden Zwangsarbeiter vorzubereiten 36 Die Gruppe der Hitlerjungen war in der Zwischenzeit auf neun Mann angewachsen weil kurz vor dem Abmarsch der Uberlebenden noch Franz Landauer Karl Bundschuh und Wilhelm Bundschuh nach Deutsch Schutzen gekommen waren Als die Kolonne der Zwangsarbeiter den Ortseingang erreichte befahl Alfred Weber den HJ Fuhrern den Laufgraben in dem die Opfer lagen zuzuschutten 37 Um den Auftrag auszufuhren mussten sie rund 50 Meter des Stellungssystems zuschaufeln Dabei stellte sich heraus dass zumindest eines der Opfer noch lebte Franz Aldrian schoss daraufhin auf den ungarischen Zwangsarbeiter der auch diesen neuerlichen Mordversuch uberlebte 38 Als der Uberlebende Sandor Kunzstler zwei Tage spater von drei Zollwachebeamten gefunden wurde behauptete er in ungarischer Sprache den Beamten gegenuber dass Kinder auf ihn geschossen hatten Der Pfarrer von Deutsch Schutzen Johann Farkas stand nach dem Krieg mit Sandor Kunzstler in Briefkontakt wo dieser berichtete dass die beiden anwesenden Hitlerjungen Franz Aldrian und Franz Dobersberger auch am Massaker teilgenommen hatten 38 Fluchtversuche BearbeitenBis zum Tag des Massakers hatte in Deutsch Schutzen kein einziger Fluchtversuch eines judischen Zwangsarbeiters stattgefunden Uberlebende gaben nach dem Krieg als Erklarung fur dieses Verhalten an dass einerseits die schlechten Erfahrungen mit den eigenen ungarischen Landsleuten und die unsichere militarische Lage und andererseits die relativ ertraglichen ortlichen Verhaltnisse in Deutsch Schutzen und die Sicherheit der Gruppe dafur ausschlaggebend waren dass derartige Versuche unterblieben 21 Als Pfarrer Johann Farkas der von Webers Planen von einem Hitlerjungen informiert worden war bei der morgendlichen Essensausgabe die ungarischen Zwangsarbeiter davor warnte dass sie erschossen werden wurden hatten sich 40 Personen spontan zur Flucht entschlossen 39 Auch Fritz Hagenauer behauptete nach dem Krieg dass er bei der Begleitung der rund 150 Personen umfassenden vierten Gruppe einen judischen Hundertschaftsfuhrer gewarnt habe worauf ebenfalls 40 Personen die Flucht ergriffen hatten 31 Belege dafur dass diese Aktionen tatsachlich stattfanden gibt es nicht 40 Nachweisen lassen sich hingegen die Fluchten einiger judischer Zwangsarbeiter aufgrund ihrer Aussagen die in Archiven wie der Shoah Foundation erhalten geblieben sind So berichtete Chaijim Elijahu Messinger dass er mit zwei oder drei Freunden die Flucht ergriff nachdem die Hitlerjungen die erste Gruppe Zwangsarbeiter aus dem Ort in Richtung Martinskirche gefuhrt hatten Ihre Flucht fuhrte sie bis nach Szombathely wo sie von Soldaten der Roten Armee zwischenzeitlich festgenommen wurden 41 Ladislaus Blum berichtete dass sie von einem ungarischen Juden gewarnt wurden der sich aus der ersten Gruppe die zum Hinrichtungsplatz gebracht worden war hatte absetzen konnen und so zu einem Augenzeugen des Massakers geworden war Alarmiert von dieser Nachricht mischten sich rund 20 Manner unter die Zivilisten die Deutsch Schutzen aufgrund des Nahens der Roten Armee verliessen Nachdem sie so aus dem Dorf gekommen waren fluchteten die judischen Zwangsarbeiter in Richtung Ungarn und wurden dann ebenfalls von sowjetischen Soldaten gefangen genommen 42 Moshe Zairi und sein Freund Yitzak Klein die beide nichts vom Massaker mitbekommen hatten nutzten eine Anordnung von Alfred Weber aus um sich abzusetzen Dieser hatte ihnen befohlen sechs Zwangsarbeiter zu holen die am Morgen zu einem Bauernhof in der Nahe zum Arbeitseinsatz abgestellt worden waren Zairi und Klein beschlossen sich zu verstecken und den Abmarsch der Uberlebenden abzuwarten Am Abend kehrten sie wieder nach Deutsch Schutzen zuruck und suchten dort Pfarrer Johann Farkas auf der sie drei Tage lang versteckte und von seiner Haushalterin Maria Blaskovics versorgen liess Als die Rote Armee schliesslich die Ortschaft besetzte verhandelte Yitzak Klein welcher der russischen Sprache machtig war mit den sowjetischen Soldaten 43 Ein weiterer Uberlebender war Ferenc Kovacs der in Deutsch Schutzen bei einem Schmied arbeitete und zu diesem ein gutes Vertrauensverhaltnis entwickeln konnte Am Tage des Massakers halfen Dorfbewohner ihm und seinem Freund Mede Gyuri sich auf dem Dachboden einer Metzgerei zu verstecken wo auch sie gut versorgt wurden bis die Rote Armee Deutsch Schutzen erreichte 44 In einem Brief an einen Uberlebenden schrieb Pfarrer Johann Farkas nach dem Krieg dass rund 20 Zwangsarbeiter von Einheimischen auf diversen Dachboden versteckt worden waren und so gerettet werden konnten 39 Der Marsch nach Hartberg BearbeitenNachdem der Befehl zum Abbruch des Massakers erteilt worden war verging nicht viel Zeit bis sich der Marschzug in Richtung Westen formierte Ziel war die Stadt Hartberg die als Sammelpunkt fur alle Evakuierungsrouten der Sudostwallabschnitte des Kreises Oberwart galt Die Zwangsarbeiter mussten sich in Dreierreihen formieren und marschierten unter der Bewachung der drei SS Manner nachdem diese vom Ort des Massakers zuruckgekehrt waren ab Johann Kaincz schatzte die Zahl der noch ubriggebliebenen Zwangsarbeiter auf rund 430 Personen Nachdem sich der Zug in Bewegung gesetzt hatte befahl Unterabschnittsfuhrer Alfred Weber einigen HJ Fuhrern das Zuschutten des Laufgrabens in dem die Leichen lagen Er selbst folgte der Marschgruppe auf einem Traktor da er aufgrund seiner Kriegsverletzungen stark gehbehindert war 45 Die Hitlerjungen eilten nachdem sie den Laufgraben zugeschuttet hatten der Marschkolonne nach Diese marschierte im Laufe des Tages uber St Kathrein im Burgenland Kirchfidisch Mischendorf bis nach Jabing 46 Die HJ Angehorigen erreichten die Kolonne knapp vor Jabing wo man nach uber 20 Kilometern Fussmarsch auf freiem Feld die Nacht verbrachte 47 Am nachsten Tag stand der Marschkolonne eine mehr als 30 Kilometer lange Strecke bevor die uber Rotenturm an der Pinka Oberdorf Litzelsdorf und Wolfau nach Hartberg fuhrte 46 Bereits knapp nach Jabing konnte ein judischer Zwangsarbeiter dem Tempo der Kolonne nicht mehr folgen Adolf Storms ermordete daraufhin den Juden wie der nach dem Krieg nach Kanada ausgewanderte Karl Bundschuh 2009 in einem Verhor ausfuhrlich beschrieb 48 Karl Bundschuh sowie die zum Zeitpunkt der Tat sich in der Nahe aufhaltenden Fritz Hagenauer und Wilhelm Bundschuh begruben notdurftig den Ermordeten 49 Zumindest ein zweites Opfer durfte es bei Oberdorf gegeben haben wobei Franz Dobersberger wahrend des Marsches gegenuber den anderen Hitlerjungen behauptete dass zwei Exekutionen stattgefunden hatten und er dabei eine selbst vorgenommen habe Beim Volksgerichtsprozess 1945 verstrickte er sich in Widerspruche und zog sich schliesslich auf den Standpunkt zuruck dass er vor den anderen nur angegeben habe 50 Am spaten Nachmittag des 30 Marz 1945 erreichte die Marschkolonne den Sportplatz von Hartberg wo bald rund 2000 judische Zwangsarbeiter versammelt waren Die Hitlerjungen waren eigentlich als Bewachung fur den weiteren Marsch vorgesehen gewesen aber ihr bisheriger Vorgesetzter Alfred Weber riet ihnen sich vor dieser Dienstpflicht zu drucken Sie folgten diesem Ratschlag und wurden am nachsten Tag in den Volkssturm ubernommen wo sie bis zum Kriegsende an verschiedenen Aktionen beteiligt waren 51 Die Hitlerjungen zogen unter dem Kommando von Adolf Storms als Panzervernichtungsbrigade HJ durch die Steiermark und erlebten das Kriegsende in Liezen Dort hielten sie sich in einer Almhutte versteckt ehe sie Ende Mai in ihre Heimatorte im Burgenland zuruckkehrten 25 Das weitere Schicksal der ungarisch judischen Zwangsarbeiter Bearbeiten nbsp Gedenkstatte fur die Opfer des Massakers am PrabichlDie Spur der ungarisch judischen Zwangsarbeiter aus Deutsch Schutzen verliert sich in den nachsten Tagen und Wochen auf den Marschen durch die Steiermark und Oberosterreich Sie blieben nun nicht mehr als geschlossene Gruppe zusammen sondern wurden auf verschiedene Marschgruppen aufgeteilt und auf unterschiedlichen Routen in Richtung KZ Mauthausen getrieben Graz der Prabichl und Eisenerz waren Stationen auf diesem Leidensweg Wie viele von ihnen unterwegs erschossen wurden oder das KZ Mauthausen und sein KZ Aussenlager Gunskirchen nicht uberstanden haben ist nicht bekannt Einige von ihnen kamen vermutlich am Prabichl ums Leben als der Eisenerzer Volkssturm aufgehetzt von seinem Kommandanten Otto Christandl in die vorbeiziehenden Kolonnen schoss und es dabei uber 250 Tote gab Wie sich der Uberlebende Erno Lazarovits erinnerte war es ausgerechnet einer der drei Deutsch Schutzener SS Manner der diesem neuerlichen Massaker ein Ende setzte indem er als zustandiger Transportleiter den Eisenerzer Volkssturm dazu brachte das Feuer einzustellen 52 Zumindest fur dieses Massaker wurden in den sogenannten Eisenerz Prozessen die Schuldigen angeklagt zehn von ihnen zum Tode verurteilt und am 21 Juni 1946 auch hingerichtet Gerichtliche Verfolgung BearbeitenDer Prozess gegen die HJ Fuhrer 1946 Bearbeiten Die Ende Mai 1945 nach Hause heimgekehrten HJ Fuhrer wurden im August von sowjetischen und osterreichischen Behorden vernommen sowie anschliessend verhaftet und an das Landesgericht Wien uberstellt Von den insgesamt neun am 29 Marz 1945 in Deutsch Schutzen anwesenden Hitlerjungen wurden Franz Dobersberger Alfred Ehrlich Johann Kaincz Walter Feigl Fritz Hagenauer sowie Karl und Wilhelm Bundschuh angeklagt Franz Aldrian war untergetaucht und konnte nie zur Verantwortung gezogen werden Nicht belangt wurde Franz Landauer Am 4 Oktober 1946 begann der Prozess vor dem Volksgericht Wien es war dies der einzige derartige Prozess bei dem ausschliesslich Angehorige der Hitlerjugend vor Gericht standen 25 Der Vorwurf lautete Mord und bestellter bzw gemeiner Mord Alle sieben Angeklagten bekannten sich als nicht schuldig 53 Die Anklage gegen Karl und Wilhelm Bundschuh wurde bereits am ersten Prozesstag von der Staatsanwaltschaft zuruckgezogen weil beide nachweislich erst nach dem Ende des Massakers in Deutsch Schutzen angekommen waren 25 Das Gericht stellte fest dass die Angeklagten am 29 Marz 1945 keinen Willen gezeigt hatten sich den ihnen gestellten Aufgaben zu entziehen Als strafmildernd wurde ihre Unbescholtenheit ihr guter Leumund der sklavische Gehorsam der ihnen durch die Hitlerjugend anerzogen wurde ihr jugendliches Alter und die schwierige Situation in der sie sich befunden hatten gewertet 25 Nach zweitagiger Verhandlung wurde Franz Dobersberger schliesslich zu drei Jahren strengem Arrest verurteilt Alfred Ehrlich und Johann Kaincz erhielten je zwei Jahre Walter Feigl 18 Monate und Fritz Hagenauer 15 Monate 2 Wahrend sich Fritz Hagenauer in einem Interview mit Walter Manoschek mehr als 60 Jahre spater uber das Urteil immer noch verbittert zeigte sah dies Johann Kaincz etwas differenzierter Aus seiner Sicht war sowohl das Verfahren fair als auch das Urteil objektiv gerechtfertigt auch wenn sie damals aufgrund ihrer Sozialisierung in der Hitlerjugend und ihrer jugendlichen Naivitat sich der strafrechtlichen Konsequenz ihrer Handlungsweise nicht bewusst waren 2 Der Prozess gegen Alfred Weber 1955 Bearbeiten Alfred Weber wurde am 13 Juli 1955 von Deutschland nach Osterreich ausgeliefert nachdem er dort mit dem Pass seines Bruders aufgegriffen worden war Am 18 Juni 1956 begann die fur funf Tage anberaumte Hauptverhandlung gegen Weber welche der erste Geschworenenprozess gegen einen NS Tater war nachdem im Dezember 1955 die Volksgerichte abgeschafft worden waren 54 Dieser erste Prozess nach dem Abzug der Alliierten fand in einem offentlichen Klima statt das weder politisch noch gesellschaftlich die Durchfuhrung von NS Prozessen wunschte 3 Zu diesem Klimaumschwung hatten die Grundung des Verbandes der Unabhangigen und die Zulassung von mehr als einer halben Million ehemaliger Nationalsozialisten zur Nationalratswahl 1949 beigetragen aber auch das Buhlen der Grossparteien SPO und OVP um ehemalige Nazis 55 56 Die Staatsanwaltschaft setzte beim Prozess weitgehend auf die Anklageschrift aus dem Prozess von 1946 gegen die HJ Fuhrer Die Verteidigungsstrategie des Angeklagten Weber war dahingehend angelegt dass er bestritt bei den Erschiessungen anwesend gewesen zu sein und somit auch keinen Befehl dazu hatte geben konnen Die funf 1946 verurteilten HJ Fuhrer die damals noch einhellig ausgesagt hatten dass Weber den Befehl zur Ermordung gegeben hatte fielen in diesem neuerlichen Prozess teilweise um Wahrend Johann Kaincz und Walter Feigl bei ihren zehn Jahre zuvor getatigten Aussagen blieben konnte sich Fritz Hagenauer nicht mehr genau erinnern welcher Vorgesetzte das Massaker befohlen hatte Alfred Ehrlich konnte sich an keine Befehlsausgabe mehr erinnern Franz Dobersberger konnte sich an nichts Derartiges mehr erinnern Der Prozess forderte auch zutage dass Ehrlich vor dessen Aussage von Webers Bruder kontaktiert und beeinflusst worden war 57 Als weiterer Belastungszeuge fiel auch Josef Wiesler der damalige provisorische Ortsgruppenleiter von Deutsch Schutzen um indem er seine 14 Tage zuvor getatigte Aussage dass er am Morgen des 29 Marz 1945 mit Alfred Weber uber dessen Entscheidung die Zwangsarbeiter erschiessen zu lassen gesprochen hatte vollinhaltlich wieder zurucknahm Da auch der ehemalige Kreisleiter Eduard Nicka im Sinne von Weber aussagte wurde dieser am vierten Verhandlungstag von allen acht Geschworenen von den erhobenen Anklagepunkten freigesprochen 4 Die Anklage gegen Adolf Storms 2009 Bearbeiten Adolf Storms lebte nach dem Ende des Krieges vollig unbehelligt unter seinem richtigen Namen in Deutschland 2008 beschaftigte sich der Student Andreas Forstner im Rahmen eines politikwissenschaftlichen Forschungspraktikums an der Universitat Wien mit dem Thema des Massakers von Deutsch Schutzen Forstner hatte als Soldat des osterreichischen Bundesheeres im Rahmen eines Assistenzeinsatzes in der Gegend Dienst gemacht und war dabei auf diese Thematik gestossen Bei dieser Arbeit kam ihm auch der Name von Adolf Storms unter den er in weiterer Folge durch eine einfache Telefonrecherche in Duisburg ausfindig machen konnte 5 Zusammen mit seinem Professor Walter Manoschek wurde eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Duisburg eingebracht Manoschek nahm im Juli 2008 direkt Kontakt mit Storms auf der sich uberraschenderweise bereit erklarte mit dem Historiker zu sprechen Das Ergebnis dieser Arbeit waren ein Buch und ein Dokumentarfilm mit dem Titel Dann bin ich ja ein Morder Dabei konnte Walter Manoschek auch mit den beiden ehemaligen HJ Angehorigen Fritz Hagenauer und Johann Kaincz in Kontakt treten 58 Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Storms stiessen auf grosses internationales Medieninteresse Dabei kam es auch zu einer Befragung des nach Kanada ausgewanderten Karl Bundschuh der dabei den Mord an dem ungarischen Zwangsarbeiter bei Jabing durch Adolf Storms ausfuhrlich beschrieb Ende Oktober 2009 erhob die Staatsanwaltschaft Duisburg schliesslich Anklage gegen Adolf Storms Der Prozessbeginn wurde durch die Verteidigung verzogert die Gutachten hinsichtlich der Verhandlungsfahigkeit des nunmehr 90 jahrigen Angeklagten erstellen liess Storms starb schliesslich noch vor dem Verhandlungsbeginn im Juni 2010 6 Grabstelle BearbeitenBereits am 20 Mai 1945 fand die erste Teilexhumierung des Massengrabes statt Ein ungarisches Militarkommando innerhalb der Roten Armee suchte den Platz des Massakers auf und identifizierte 47 Leichen 59 Ein Protokoll dieser Exhumierung konnte bis dato von Historikern nicht gefunden werden 60 Am 21 Dezember 1945 erfolgte die nachste Graboffnung Zweck dieser Exhumierung war die Feststellung der Todesursache der Ermordeten anlasslich des Prozesses gegen die HJ Fuhrer vor dem Volksgericht Wien Bei dieser Graboffnung stellten beigezogene Arzte bei den Opfern Schussverletzungen am Kopf und am Oberkorper fest 60 1961 interessierte sich der Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge fur das Massengrab eine Erlaubnis einer Umbettung der Leichen wurde aus unbekannten Grunden vom Bundesministerium fur Inneres verwehrt 60 nbsp Die Grabstelle heute Marz 2018 nbsp Der Grabstein der an das Massaker erinnertDas Grab geriet danach in Vergessenheit Ab 1985 besuchte der Uberlebende Moshe Zairi den Pfarrer Josef Farkas seinerzeit auf dem Dachboden des Pfarrhofes versteckt hatte mehrmals Deutsch Schutzen Mit Hilfe einer Zeitzeugin gelang es ihm 1993 die Lage des Grabes ungefahr zu ermitteln Zairi versuchte dann von Israel aus Bewegung in die Angelegenheit zu bringen indem er die osterreichische Botschaft in Tel Aviv kontaktierte Schliesslich nahm sich auf Betreiben des Bundeskanzleramtes und der Israelitischen Kultusgemeinde Wien der Obmann des Vereines Shalom Verein zur Wiederherstellung und Erhaltung der judischen Friedhofe in Wien Walter Pagler der Sache an Mit Hilfe von Videoaufnahmen die Moshe Zairi 1993 gemacht hatte und der Diplomanden Harald Strassl und Wolfgang Vosko gelang es Pagler im Mai 1995 das Grab zu lokalisieren 10 Die Offnung des Grabes erfolgte am 23 August 1995 unter dem Beisein von Walter Pagler einem Vertreter der IKG Wien und des damaligen Gemeindepfarrers von Deutsch Schutzen Eine Umbettung war nicht vorgesehen weil nach der Meinung eines vor der Graboffnung befragten Rabbiners nicht gewahrleistet werden konnte alle Leichenteile zu bergen Nach einigen Diskussionen in den nachsten Wochen und Monaten wurde schliesslich beschlossen das Areal zur Grabstatte zu erklaren Am 25 Juni 1996 wurde das Grabmal offiziell eingeweiht Es tragt in den Sprachen Deutsch Ungarisch und Hebraisch folgende Inschrift Hier ruhen siebenundfunfzig judische Martyrer aus Ungarn die am 29 Marz 1945 von nationalsozialistischen Barbaren ermordet und hier im Wald verscharrt wurden Moge ihr Andenken gesegnet sein Im Monat Dezember 1995 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 152 Einem Wunsch der Angehorigen die Namen der bekannten Opfer auf der Ruckseite des Grabsteines einzugravieren und diese gegebenenfalls aufgrund neuer Forschungserkenntnisse zu erganzen wurde nicht entsprochen Nachdem 1995 acht Ermordete namentlich bekannt waren hat sich diese Zahl mittlerweile auf zwolf erhoht Janos Foldosi Ferenc Haiman Gyorgy Klein Laszlo Komlos Gyorgy Sarkany Andor Sebestyen Jozsef Sebestyen Gyorgy Schwimmer Peter Szanto Imre Wallerstein Jozsef Weinberger und Jozsef Weisz 61 nbsp Gedenktafel an der MartinskircheIm Vorfeld der Graboffnung war dieses von den osterreichischen Behorden als Kriegsgrab klassifiziert worden Dadurch unterblieb nicht nur eine allfallige forensische Untersuchung es wurde dadurch auch eine strafrechtliche Verfolgung der Tater ausgeschlossen Wie Andreas Forstner 2008 darlegte ware es eine Leichtigkeit gewesen Adolf Storms in Duisburg ausfindig zu machen 62 An der Martinskirche die am 29 Marz 1945 als Ubergabepunkt der judischen Zwangsarbeiter an das Mordkommando gedient hatte wurde im September 1995 eine Erinnerungstafel angebracht welche der osterreichische Botschafter in Israel stiftete Bei dieser Zeremonie waren neben dem Stifter Herbert Kroll auch Angehorige der Opfer und der Uberlebende Moshe Zairi anwesend 63 Literatur BearbeitenAndreas Forster Der Deutsch Schutzen Komplex In Walter Manoschek Hrsg Der Fall Rechnitz Das Massaker an Juden im Marz 1945 Braumuller Verlag Wien 2009 ISBN 978 3 7003 1714 2 S 57 78 Eva Holpfer Der Umgang der burgenlandischen Nachkriegsgesellschaft mit NS Verbrechen bis 1955 am Beispiel der wegen der Massaker von Deutschschutzen und Rechnitz gefuhrten Volksgerichtsprozesse Dipl Arb Wien 1998 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Adolf Storms und das Massaker an Juden in Deutsch Schutzen Wallstein Verlag Gottingen 2015 ISBN 978 3 8353 1650 8 Eleonore Lappin Eppel Ungarisch Judische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Osterreich 1944 45 Arbeitseinsatz Todesmarsche Folgen LIT Wien 2010 ISBN 978 3 643 50195 0 Ulrich Sander Morderisches Finale NS Verbrechen bei Kriegsende Papyrossa Verlagsgesellschaft Koln 2008 ISBN 978 3 89438 388 6 Harald Strassl Wolfgang Vosko Das Schicksal ungarisch judischer Zwangsarbeiter am Beispiel des Sudostwallbaus 1944 45 im Bezirk Oberwart unter besonderer Berucksichtigung der Massenverbrechen bei Rechnitz und Deutsch Schutzen Dipl Arb Wien 1999 Szabolcs Szita Zwangsarbeit Todesmarsche Uberleben durch Hilfe Velcsov Budapest 2004 ISBN 963 86698 1 0 Weblinks BearbeitenSudostwall Abschnitt Sudburgenland In regiowiki at 30 November 2019 abgerufen am 29 Marz 2020 Eva Holfper Das Massaker an ungarisch judischen Zwangsarbeitern zu Kriegsende in Deutsch Schutzen Burgenland und seine gerichtliche Ahndung durch die osterreichische Volksgerichtsbarkeit In nachkriegsjustiz at Dezember 1999 abgerufen am 29 Marz 2020 Susanne Uslu Pauer Erinnerungszeichen Deutsch Schutzen pdf 20 kB In kreuzstadl net 2 November 2007 abgerufen am 29 Marz 2020 Dokumentation BearbeitenDer Dokumentarfilm Dann bin ich ja ein Morder von Walter Manoschek wurde bei der Viennale 2012 vorgestellt und erhielt eine lobende Erwahnung 64 2015 folgte ein Buch mit gleichem Titel das wie der Film durchwegs gute Kritiken erhielt und als wertvoller Betrag fur die Aufarbeitung der NS Geschichte in Osterreich angesehen wird 65 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Adolf Storms und das Massaker an Juden in Deutsch Schutzen Wallstein Gottingen 2015 ISBN 978 3 8353 1650 8 S 60 a b c Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 135 und 137 a b Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 145 a b Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 143 a b Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 156 a b Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 186ff a b Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 136 a b c d Eleonore Lappin Eppel Ungarisch Judische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Osterreich 1944 45 Wien 2010 S 318 a b Eva Holpfer Das Massaker an ungarisch judischen Zwangsarbeitern zu Kriegsende in Deutsch Schutzen Burgenland und seine gerichtliche Ahndung durch die osterreichische Volksgerichtsbarkeit Webseite www nachkriegsjustiz at abgerufen am 18 Feber 2018 a b Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 149 Manfried Rauchensteiner Der Krieg in Osterreich 1945 Osterreichischer Bundesverlag Wien 1984 S 80 Manfried Rauchensteiner Der Krieg in Osterreich 1945 Wien 1984 S 82 Manfried Rauchensteiner Der Krieg in Osterreich 1945 Wien 1984 S 83 Manfried Rauchensteiner Der Krieg in Osterreich 1945 Wien 1984 S 86 Manfried Rauchensteiner Der Krieg in Osterreich 1945 Wien 1984 S 87 Eleonore Lappin Eppel Ungarisch Judische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Osterreich 1944 45 Arbeitseinsatz Todesmarsche Folgen LIT Wien 2010 ISBN 978 3 643 50195 0 S 288 Massaker von Deutsch Schutzen Tater Webseite www gedenkweg at abgerufen 11 Februar 2018 Eleonore Lappin Eppel Ungarisch Judische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Osterreich 1944 45 Wien 2010 S 287 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 46 a b c Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 49 a b c Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 36ff Biographie Eleonore Lappin Eppel Webseite www oeaw ac at abgerufen am 16 Feber 2018 Eleonore Lappin Eppel Ungarisch Judische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Osterreich 1944 45 Wien 2010 S 315 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 22 a b c d e Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 131 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 52ff Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 53 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 60ff 83ff Manfried Rauchensteiner Der Krieg in Osterreich 1945 Wien 1984 S 126 Manfried Rauchensteiner Der Krieg in Osterreich 1945 Wien 1984 S 245 a b c d e f Eleonore Lappin Eppel Ungarisch Judische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Osterreich 1944 45 Wien 2010 S 316 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 68 Szabolcs Szita Zwangsarbeit Todesmarsche Uberleben durch Hilfe Velcsov Budapest 2004 ISBN 963 86698 1 0 S 112 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 66 Eleonore Lappin Eppel Ungarisch Judische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Osterreich 1944 45 Wien 2010 S 317 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 91ff Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 91 a b Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 94 a b Szabolcs Szita Zwangsarbeit Todesmarsche Uberleben durch Hilfe Budapest 2004 S 110 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 89 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 83 f Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 84 und 85 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 85 und 88 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 88 und 89 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 90 und 91 a b Eleonore Lappin Eppel Ungarisch Judische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Osterreich 1944 45 Wien 2010 S 320 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 95 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 188 bis 190 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 95 und 96 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 97 und 98 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 100 bis 102 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 104ff Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 131 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 140 Die SPO und ihre braunen Wurzeln Webseite www dokumentationsarchiv at abgerufen am 14 April 2018 Konrad Kramar Nationalsozialisten dringend gesucht Webseite kurier at abgerufen am 14 April 2018 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 141 und 142 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 158ff Eleonore Lappin Eppel Ungarisch Judische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Osterreich 1944 45 Wien 2010 S 319 a b c Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 148 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 153 Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 149ff Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Gottingen 2015 S 152 Awards Viennale 2012 Webseite www viennale AT abgerufen am 19 Februar 2018 Hans Schafranek Walter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Buchkritik Webseite www sehepunkte de abgerufen am 19 Februar 2018 nbsp Dieser Artikel wurde am 23 April 2018 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Massaker von Deutsch Schutzen amp oldid 234596723