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Adolf Storms 28 August 1919 in Lintfort Deutschland 28 Juni 2010 in Duisburg Deutschland war ein SS Unterscharfuhrer und Angehoriger der Waffen SS Division Wiking sowie einer der mutmasslichen Haupttater des Massakers im burgenlandischen Ort Deutsch Schutzen Bei diesem Endphaseverbrechen wurden am 29 Marz 1945 etwa 60 judische Zwangsarbeiter aus Ungarn ermordet Bekanntheit erlangte der Fall Storms weil der Tater durch einen Zufall aufgespurt und vom Wiener Politikwissenschaftler Walter Manoschek mit seiner Vergangenheit konfrontiert wurde woraus der 2012 erstmals gezeigte Dokumentarfilm Dann bin ich ja ein Morder entstand Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Vorkriegszeit Kriegseinsatz 1 1 1 Massaker in Deutsch Schutzen 1 1 2 Todesmarsch nach Hartberg 1 2 Leben nach dem Krieg 2 Literatur 3 Dokumentation 4 Weblinks 5 Einzelnachweise und AnmerkungenLeben BearbeitenVorkriegszeit Kriegseinsatz Bearbeiten Die Informationen uber Adolf Storms Leben vor und nach seinem Kriegsdienst sind ausserst sparlich Bekannt ist dass er 1939 als Freiwilliger zum Reichsarbeitsdienst RAD ging und mit Kriegsausbruch zur Deutschen Reichsbahn wechselte wo er seinen Angaben zufolge am Fahrkartenschalter eines Bahnhofes beschaftigt war Im Marz 1942 meldete er sich freiwillig zur Waffen SS und wurde zunachst einem Ersatzbataillon des SS Panzergrenadier Regiments Westland der SS Division Wiking zugeteilt Im September 1942 wurde Storms an der Ostfront im Kaukasus schwer verwundet und kam nach mehrmonatigem Lazarettaufenthalt 1943 zum Feldausbildungsbataillon 5 der Division nach Klagenfurt spater nach Ellwangen Jagst Als Waffenmeister kam er vermutlich im Spatherbst 1943 zu seiner Einheit 8 Schutzenkompanie des Regiments Westland der Division Wiking an die Ostfront zuruck 1 Als Angehoriger dieser Einheit wurde er zum SS Unterscharfuhrer befordert und erhielt im Marz 1944 das Eiserne Kreuz II Klasse verliehen Er hatte zu jenen Soldaten gehort denen es gelungen war aus dem Kessel von Tscherkassy zu entkommen Im Dezember 1944 wurde die Division nach Ungarn verlegt wo sie sich an den Angriffen zum Entsatz von Budapest beteiligte und nach deren Scheitern kampfend in Richtung des Sudostwalls zuruckzog Dabei wurde Adolf Storms im Marz 1945 am Plattensee von seiner Einheit getrennt schlug sich in der Folgezeit allein in Richtung der osterreichischen Grenze durch und erreichte am Abend des 28 Marz 1945 Deutsch Schutzen 2 Massaker in Deutsch Schutzen Bearbeiten In Deutsch Schutzen befanden sich zu dieser Zeit rund 500 ungarisch judische Zwangsarbeiter die am ortlichen Unterabschnitt des Sudostwalls zu arbeiten hatten Mit der Leitung der Bauarbeiten war Alfred Weber ein Bannfuhrer der Hitlerjugend HJ als Unterabschnittsleiter betraut Angesichts des Herannahens der Front und der Ankundigung der Wachmannschaften keinesfalls auf das Eintreffen der Roten Armee zu warten kursierten unter der Bevolkerung des Ortes bereits Geruchte dass die Juden wohl vor dem Ruckzug alle erschossen werden wurden Nach dem Eintreffen von Storms und zwei anderen Mitgliedern der Waffen SS 3 versicherte sich Weber welcher mit grosser Sicherheit der Urheber des Mordplans war deren Mithilfe bei der fur den folgenden Tag angesetzten Liquidierung der Zwangsarbeiter Nachdem am Morgen des 29 Marz die Aufgabenteilung fur den bevorstehenden Massenmord festgelegt war wurden die Zwangsarbeiter in Gruppen von 20 bis 30 Mann eingeteilt durch die noch anwesenden HJ Angehorigen 4 knapp 17 jahrige Burschen von ihrer Unterkunft zum Friedhof von Deutsch Schutzen geleitet dort von den anderen HJ Mitgliedern ubernommen und zur alten Kirche der Martinskirche gebracht von wo sie einer der SS Manner die das Mordkommando bildeten zur Hinrichtungsstatte 47 1557 16 4308 fuhrte Zum weiteren Vorgehen heisst es in der Anzeige des Bezirksgendarmeriekommandos Oberwart vom 31 August 1945 an die Staatsanwaltschaft Wien Die Juden wurden vorerst angewiesen ihr Werkzeug abzulegen Dann mussten sie vortreten und ihre Uhren abgeben Dann mussten sich die Juden nebeneinander im Graben aufstellen Sodann schoss der SS Unterscharfuhrer recte SS Oberscharfuhrer Storms mit einer Pistole und der SS Hauptscharfuhrer und 1 Feldgend arm mit einer Maschinenpistole die Juden nieder Noch bevor die Juden in den Graben gingen flehten sie die SS Manner mit gefalteten Handen an sie mogen sie doch nicht erschiessen Doch dies war vergebens und die SS Manner versetzten mehreren Juden mit den Fussen Tritte so dass diese in den Graben fielen 5 Todesmarsch nach Hartberg Bearbeiten Nachdem etwa sechzig Juden erschossen worden waren und die mittlerweile dritte Opfergruppe auf ihr Ende wartete kam aus dem Ort der mundlich weitergegebene Befehl die Erschiessungen unverzuglich einzustellen Einigen Zeugenaussagen zufolge war er Weber telefonisch vom Kreisleiter von Oberwart Eduard Nicka erteilt worden Weber veranlasste nun die Evakuierung der noch lebenden rund 400 Juden in Richtung Hartberg Zusammen mit den SS Mannern bildete er die Bewachung des Elendszuges der sich noch am Vormittag in Marsch setzte Die HJ Angehorigen zu denen mittlerweile drei weitere nach den Erschiessungen im Ort eingetroffene Hitlerjungen gestossen waren verscharrten auf Webers Befehl hin die Leichen 6 und schlossen danach zur Marschkolonne auf Deren Weg fuhrte zunachst von Deutsch Schutzen uber St Kathrein Kohfidisch Kirchfidisch und Mischendorf nach Jabing wo genachtigt wurde Uber Rotenturm an der Pinka Oberdorf Litzelsdorf Mitterberg und Wolfau erreichte der Zug am nachsten Tag schliesslich Hartberg Auf dem Marsch waren die Juden nicht nur der brutalen Behandlung ihrer Bewacher ausgesetzt sondern es kam am 30 Marz 1945 dem zweiten Marschtag auch zu Morden an erschopften Juden welche von den SS Mannern begangen wurden Durch Zeugenaussagen und den Fund der Leiche ist bestatigt dass Adolf Storms an diesem Tag auf dem Wegstuck zwischen Jabing und Oberdorf einen erschopften Juden in einem Waldstuck erschoss 7 Nachdem die Marschkolonne Hartberg erreicht hatte wurden die Zwangsarbeiter einem Parteifunktionar der NSDAP ubergeben der sie danach offenbar an eine Volkssturmeinheit abgab die sie auf dem Weitermarsch in Richtung Graz zu bewachen hatte 8 Obwohl die SS Begleitmannschaft ab hier in den Quellen nicht mehr erwahnt wird kann nicht ausgeschlossen werden dass zumindest einer der SS Manner den Transport auf seiner weiteren Route begleitete nicht zuletzt auch weil sich Einheiten der SS Division Wiking nach wie vor in diesem Raum aufhielten Die Hitlerjungen die von Deutsch Schutzen bis hierher gelangt waren erhielten nun eine vollstandige militarische Ausbildung und dienten anschliessend bis Kriegsende im Volkssturm Adolf Storms war zu Beginn ihr Vorgesetzter wurde spater aber von einem Offizier der Wehrmacht ersetzt Mit Kriegsende verlor sich nicht nur die Spur Alfred Webers des Drahtziehers der Morde von Deutsch Schutzen sondern auch die Adolf Storms Leben nach dem Krieg Bearbeiten Aufgrund des in Osterreich 1946 durchgefuhrten Prozesses gegen die in den Massenmord verwickelten HJ Angehorigen und den 1956 durchgefuhrten Prozess gegen Alfred Weber als deren Auftraggeber ware es fur die osterreichische und deutsche Justiz durchaus moglich gewesen auch Adolf Storms der in den Prozessakten mit seinem richtigen Familiennamen genannt wurde und seit 12 Juli 1946 im Fahndungsblatt ausgeschrieben war zur Verantwortung zu ziehen 9 Auch die Entdeckung des Massengrabes der Opfer des Deutsch Schutzen Massakers am 23 August 1995 10 ware eine Gelegenheit gewesen den letzten sich noch auf freiem Fuss befindlichen Tater gerichtlich zur Verantwortung zu ziehen Laut osterreichischem Strafgesetzbuch ware das in die Grabsuche involvierte Bundesministerium fur Inneres verpflichtet gewesen in diesem Fall Anzeige wegen Mordes zu erstatten und Ermittlungen einzuleiten Storms blieb aber unbehelligt bis ein Student Walter Manoscheks in einer der Prozessakten auf seinen Namen stiess Nach einer simplen Telefonbuchrecherche und einem Anruf in Deutschland stand fest dass der Gesprachspartner der im Prozessakt Genannte war Im Sommer 2008 suchte Manoschek Storms auf der seine Einwilligung zu Interviews uber seine Kriegserlebnisse gab und sich letztlich sogar bereit erklarte diese filmen zu lassen Obwohl Storms in diesen Interviews immer wieder seine Bereitschaft beteuerte sich an den 29 Marz 1945 erinnern zu wollen liess ihn sein Erinnerungsvermogen im Stich Die Indizien die protokollierten Zeugenaussagen der fruheren Prozesse und die Aussagen der noch lebenden Zeitzeugen waren aber gewichtig genug um die Staatsanwaltschaft Dortmund im November 2009 Anklage gegen den mittlerweile 90 Jahrigen erheben zu lassen Zur Eroffnung des Verfahrens kam es aber nicht mehr da Adolf Storms im Juni 2010 verstarb Das durch die Interviews mit Storms zustande gekommene Filmmaterial verarbeitete Manoschek erganzt durch Interviews mit am Massaker beteiligten HJ Angehorigen und Uberlebenden desselben zu einer umfassenden Dokumentation uber den 29 Marz 1945 in Deutsch Schutzen Literatur BearbeitenWalter Manoschek Dann bin ich ja ein Morder Adolf Storms und das Massaker an Juden in Deutsch Schutzen Wallstein Gottingen 2015 ISBN 978 3 8353 1650 8 David Rennert Vielleicht waren Judenerschiessungen fur ihn nicht erinnernswert In Der Standard vom 8 November 2012 derstandard at Interview mit Walter Manoschek Dokumentation BearbeitenDann bin ich ja ein Morder Produktion und Drehbuch Walter Manoschek 70 Minuten Farbe Osterreich 2012 Siehe dazu online youtube Weblinks BearbeitenMarion Wittfeld Im Gesprach Regisseur und Politikwissenschafter Walter Manoschek In uni view Die Online Zeitung der Universitat Wien vom 8 November 2012Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Angaben lt SS Personalakte hier Heiratsgesuch 1943 des damaligen SS Schutzen Storms BArch Berlin zit Walter Manoschek auf Anfrage d Vfs Sofern nicht anders angegeben stammen alle Adolf Storms betreffenden Angaben und Schlussfolgerungen aus Andreas Forster Der Deutsch Schutzen Komplex In Walter Manoschek Hrsg Der Fall Rechnitz Das Massaker an Juden im Marz 1945 Braumuller Verlag Wien 2009 ISBN 978 3 7003 1714 2 S 57 78 und der Dokumentation Dann bin ich ja ein Morder Relativ detailliert wenngleich nicht ausreichend belegt ist auch die Schilderung in Eleonore Lappin Die Rolle der Waffen SS beim Zwangsarbeitseinsatz ungarischer Juden im Gau Steiermark und bei den Todesmarschen ins KZ Mauthausen 1944 45 PDF 114 kB In Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Jahrbuch 2004 Wien 2004 S 77 112 zu Deutsch Schutzen S 93 96 Moglicherweise war einer der beiden Manner kein Waffen SS Mann sondern Angehoriger einer Gebirgsjagereinheit oder der Feldgendarmerie Unklar bleibt auch ob die drei Manner zusammen nach Deutsch Schutzen gekommen waren oder sich erst hier begegneten Bei diesen handelte es sich aber um keine gewohnlichen Hitlerjungen sondern um sogenannte Hundertschaftsfuhrer Als die in Deutsch Schutzen anwesenden HJ Hundertschaften kurz vor dem Massaker aufgelost und ihre Angehorigen nach Hause entlassen worden waren waren sie im Ort geblieben Forster 2009 S 63 Eva Holpfer Das Massaker an ungarisch judischen Zwangsarbeitern zu Kriegsende in Deutsch Schutzen Burgenland und seine gerichtliche Ahndung durch die osterreichische Volksgerichtsbarkeit In Holocaust Hefte Nr 12 1999 hrsg von der Ungarischen Auschwitz Stiftung Holocaust Dokumentationszentrum Budapest S 43 70 hier zitiert nach der Onlineausgabe auf www nachkriegsjustiz at abgerufen am 7 April 2013 Das Bestattungskommando versuchte dabei einen noch lebenden Juden namens Sandor Kunsztler erneut zu toten Dieser uberlebte abermals wurde in der folgenden Nacht gefunden und gab an dass er von Kindern angeschossen worden sei Forster 2009 S 68 Eine genauere Angabe des Ortes an dem sich dieser Vorfall ereignete ist der Literatur nicht zu entnehmen Forster 2009 S 71 gibt an der Mord sei ausserhalb von Oberdorf begangen worden Lappin 2004 S 95 Fussnote 89 zufolge passierte er nordlich von Jabing Jabing als Tatort nennt auch Holpfer 1999 die sich dabei auf die Prozessunterlagen des Jahres 1946 stutzt Auch diesbezuglich widersprechen sich die Angaben in der Literatur Die Angaben hier beruhen im Wesentlichen auf Forster 2009 S 71f Lappin 2004 S 95 wiederum schreibt dass die HJ Wachmannschaft in Sebersdorf sudlich von Hartberg vom Volkssturm abgelost worden sei Dieselbe Angabe findet sich auch in Eleonore Lappin Die Todesmarsche ungarischer Juden durch Osterreich im Fruhjahr 1945 PDF 37 kB S 5 Info auf erinnern at abgerufen am 10 April 2013 Zu den Prozessen von 1946 und 1956 vgl Holpfer 1999 In diesem Zusammenhang sei noch erwahnt dass Storms seit Beginn der 1950er Jahre an dem Ort wohnte an dem ihn Walter Manoschek 2008 aufsuchte Susanne Uslu Pauer Erinnerungszeichen in Deutsch Schutzen PDF 21 kB Info auf kreuzstadtl net abgerufen am 10 April 2013 Normdaten Person GND 106915007X lobid OGND AKS VIAF 315524022 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Storms AdolfKURZBESCHREIBUNG reichsdeutscher SS Angehoriger und KriegsverbrecherGEBURTSDATUM 28 August 1919GEBURTSORT LintfortSTERBEDATUM 28 Juni 2010STERBEORT Duisburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adolf Storms amp oldid 230929868