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Mascagnin ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfate einschliesslich Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate mit der chemischen Zusammensetzung NH4 2 SO4 3 und damit chemisch gesehen ein Ammoniumsulfat MascagninNadelige Mascagninkristalle aus der Umgebung von Rawat nahe dem Jaghnob Tadschikistan Sichtfeld 6 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Msc 1 Andere Namen Mascagnit 2 Chemische Formel NH4 2 SO4 3 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfate Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VI A 06 VI A 07 030 5 7 AD 05 28 02 01 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch dipyramidal 2 m2 m2 m 6 Raumgruppe Pmcn Nr 62 Stellung 5 Vorlage Raumgruppe 62 5 3 Gitterparameter a 5 99 A b 10 64 A c 7 78 A 3 Formeleinheiten Z 4 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 bis 2 5 7 Dichte g cm3 gemessen 1 768 berechnet 1 769 7 Spaltbarkeit gut nach 100 7 Bruch Tenazitat uneben leicht schneidbar sektil 7 Farbe farblos weiss grau bis gelblichgrau zitronengelb farblos im Durchlicht 7 Strichfarbe weiss 5 Transparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Glasglanz matt 7 KristalloptikBrechungsindizes na 1 520 8 nb 1 523 8 ng 1 533 8 Doppelbrechung d 0 013 8 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V 52 gemessen 58 berechnet 8 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten wasserloslich scharf und bitter schmeckend leicht hygroskopisch 7 Mascagnin kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem entwickelt aber nur selten idiomorphe Kristalle mit faserigem Habitus von bis zu 5 mm Lange Meist findet er sich in Form von Dendriten stalaktitischen Formen und mehlig wirkenden krustigen Uberzugen In reiner Form ist Mascagnin farblos und durchsichtig mit einem glasahnlichen Glanz auf den Oberflachen Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiss sein und durch Fremdbeimengungen eine graue bis gelblichgraue oder zitronengelbe Farbe annehmen Seine Strichfarbe ist allerdings immer weiss Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Bildung und Fundorte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDie ersten Proben des Minerals fand der italienische Anatom Arzt und Naturwissenschaftler Paolo Mascagni in den Lagunen der Toskana und ubergab diese an den deutschen Chemiker Martin Heinrich Klaproth der sie in seine Sammlung seltener Salze ubernahm Dort entdeckte sie der Mineraloge Dietrich Ludwig Gustav Karsten und untersuchte deren ausseren Merkmale Karsten erkannte diese Mischung von Schwefelsaure Ammoniak und Wasser als bisher unbekanntes Mineral und bezeichnete es seinem Entdecker zu Ehren als Mascagnin 9 Ein Aufbewahrungsort fur das Typmaterial des Minerals ist nicht dokumentiert 10 Da der Mascagnin bereits lange vor der Grundung der International Mineralogical Association IMA bekannt und als eigenstandige Mineralart anerkannt war wurde dies von ihrer Commission on New Minerals Nomenclature and Classification CNMNC ubernommen und bezeichnet den Mascagnin als sogenanntes grandfathered G Mineral 4 Die ebenfalls von der IMA CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung auch Mineral Symbol von Mascagnin lautet Msc 1 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Mascagnin zur Mineralklasse der Sulfate Chromate Molybdate und Wolframate einschliesslich einiger Selenate und Tellurate und dort zur Abteilung der Wasserfreien Sulfate ohne fremde Anionen wo er zusammen mit Arcanit die Arcanit Reihe mit der System Nr VI A 06 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VI A 07 030 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Wasserfreie Sulfate SO4 2 ohne fremde Anionen wo Mascagnin zusammen mit Arcanit und Thenardit die unbenannte Gruppe VI A 07 bildet 5 Auch die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 11 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Mascagnin in die Abteilung der Sulfate Selenate usw ohne zusatzliche Anionen ohne H2O ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit ausschliesslich grossen Kationen zu finden ist wo es zusammen mit Arcanit die Arcanitgruppe mit der System Nr 7 AD 05 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Mascagnin in die Klasse der und dort in die Abteilung der Sulfate ein Hier ist er zusammen mit Arcanit in der unbenannten Gruppe 28 02 01 innerhalb der Unterabteilung Wasserfreie Sauren und Sulfate A 2XO4 zu finden Kristallstruktur BearbeitenMascagnin kristallisiert in der orthorhombischen Raumgruppe Pmcn Raumgruppen Nr 62 Stellung 5 Vorlage Raumgruppe 62 5 mit den Gitterparametern a 5 99 A b 10 64 A und c 7 78 A sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Bildung und Fundorte BearbeitenMascagnin bildet sich als Sublimationsprodukt in Fumarolen und Solfataren kann aber auch in brennenden Kohleflozen entstehen Als Begleitminerale konnen unter anderem Boussingaultit Cinnabarit Gips Halit Salmiak Sassolin Schwefel Sylvin und Tschermigit auftreten 7 Als seltene Mineralbildung konnte Mascagnin nur an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei weltweit bisher rund 60 Vorkommen dokumentiert sind Stand 2023 12 Ausser in den Lagunen der Toskana als genaue Typlokalitat wird Travale in der toskanischen Gemeinde Montieri angegeben 13 konnte das Mineral in Italien noch an mehreren Stellen in der Umgebung von Pozzuoli und an den Fumarolen des Vesuvs in Kampanien sowie des Atnas und der Fossa auf Vulcano in Sizilien gefunden werden In Deutschland trat Mascagnin unter anderem in der Grube Clara bei Oberwolfach in Baden Wurttemberg in den Bergehalden Anna 1 Anna 2 und Anna Noppenberg bei Alsdorf in Nordrhein Westfalen im Konigin Carola Schacht bei Freital im Osterzgebirge der Sachsischen Schweiz und in den Absetzerhalden des ehemaligen Tagebaus Lichtenberg bei Ronneburg in Thuringen auf Der bisher einzige bekannte Fundort in Osterreich ist eine ehemalige Braunkohlengrube bei Seegraben heute ein Stadtteil von Leoben in der Steiermark wo verschiedene Minerale durch Selbstentzundung der Kohle entstanden Weitere Fundorte liegen unter anderem in Belgien Bulgarien Frankreich der Demokratischen Republik Kongo den Niederlanden auf Neuseeland in Peru Polen Russland Schweden der Slowakei in Sudafrika Tadschikistan Tschechien Ungarn Venezuela im Vereinigten Konigreich England Schottland und den Vereinigten Staaten von Amerika Colorado Kalifornien Kentucky Missouri Ohio Pennsylvania 14 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenPaolo Mascagni Dei Lagoni del Senese e del Volterrano Commentaria al Sig Francesco Caluri Professore della Regia Universita di Siena Stamperia di Vinc Pazzini e figli Siena 1779 S 84 ff Appendice Del Cinabre e del Mercurio ritrovato ai Lagoni di Travale italienisch online verfugbar bei archive org Internet Archive Dietrich Ludwig Gustav Karsten Tabellarische Ubersicht der mineralogisch einfachen Fossilien In Mineralogische Tabellen Heinrich August Rottmann Berlin 1800 S 40 rruff info PDF 1 9 MB abgerufen am 6 Juni 2023 V V Udalova Z G Pinsker Electron diffraction study of the structure of ammonium sulfate In Soviet Physics Crystallography Band 8 1963 S 433 440 englisch rruff info PDF 562 kB abgerufen am 7 Juni 2023 Elmer O Schlemper Walter C Hamilton Neutron diffraction study of the structures of ferroelectric and paraelectric ammonium sulfate In Journal of Chemical Physics Band 44 Nr 12 1966 S 4498 4509 doi 10 1063 1 1726666 englisch Marco E Ciriotti Lorenza Fascio Marco Pasero Italian Type Minerals 1 Auflage Edizioni Plus Universita di Pisa Pisa 2009 ISBN 978 88 8492 592 3 S 175 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mascagnite Sammlung von Bildern Mascagnin In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 6 Juni 2023 IMA Database of Mineral Properties Mascagnite In rruff info RRUFF Project abgerufen am 6 Juni 2023 englisch Mascagnite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 6 Juni 2023 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Mascagnite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 6 Juni 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 6 Juni 2023 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Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 52 kB abgerufen am 6 Juni 2023 a b c d e Mascagnite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 7 Juni 2023 englisch Dietrich Ludwig Gustav Karsten Tabellarische Ubersicht der mineralogisch einfachen Fossilien In Mineralogische Tabellen Heinrich August Rottmann Berlin 1800 S 40 rruff info PDF 1 9 MB abgerufen am 6 Juni 2023 Catalogue of Type Mineral Specimens M PDF 326 kB Commission on Museums IMA 10 Februar 2021 abgerufen am 7 Juni 2023 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 9 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 6 Juni 2023 englisch Mascagnite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 7 Juni 2023 englisch Mascagnite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 7 Juni 2023 englisch Fundortliste fur Mascagnin engl Mascagnite beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 6 Juni 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mascagnin amp oldid 239001479