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Sassolin ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Borate ehemals Oxide und Hydroxide siehe Klassifikation Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung B OH 3 2 bzw H3 BO3 3 und ist damit die naturlich auftretende Form der Orthoborsaure SassolinSassolin weiss mit Uberzug aus gediegenem Schwefel gelb Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Sso 1 Chemische Formel B OH 3 2 bzw H3 BO3 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Borate ehemals Oxide und Hydroxide siehe Klassifikation System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV F 01 IV F 01 010 6 AA 05 24 03 01 01Ahnliche Minerale Behoit Klinobehoit Borax Kernit MetaboritKristallographische DatenKristallsystem triklin 4 Kristallklasse Symbol triklin pinakoidal 1 5 Raumgruppe Nr P1 4 Nr 2 Gitterparameter a 7 09 A b 7 04 A c 6 35 Aa 92 49 b 101 46 g 119 76 4 Formeleinheiten Z 4 4 Haufige Kristallflachen 001 Zwillingsbildung haufig Zwillingsachse 001 Physikalische EigenschaftenMohsharte 1Dichte g cm3 gemessen 1 46 bis 1 50 berechnet 1 562 6 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 Bruch Tenazitat nicht definiert Kristalle und Spaltblattchen biegsam 7 Farbe farblos weiss durch Verunreinigungen auch grau oder gelb bis braunStrichfarbe weissTransparenz durchsichtigGlanz Glasglanz Perlmuttglanz auf SpaltflachenKristalloptikBrechungsindizes na 1 340nb 1 456ng 1 459 8 Doppelbrechung d 0 1190 8 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V 16 2 berechnet 5 gemessen 8 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten Leicht loslich in WasserBesondere Merkmale manchmal fluoreszierend fruchtschadigend und Fruchtbarkeit beeintrachtigend Sassolin entwickelt uberwiegend farblose und durchsichtige Kristalle mit plattchen bis tafelformigem pseudohexagonalem Habitus Durch Verunreinigung mit Schwefel kann er auch eine gelbe und mit Eisenoxiden eine braune Farbe annehmen Seine Strichfarbe ist jedoch immer weiss Inhaltsverzeichnis 1 Besondere Eigenschaften 2 Etymologie und Geschichte 3 Klassifikation 4 Bildung und Fundorte 5 Morphologie 6 Kristallstruktur 7 Vorsichtsmassnahmen 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseBesondere Eigenschaften BearbeitenSassolin ist leicht loslich in Wasser und hat einen salzigen bis bitteren Geschmack Unter kurzwelligem UV Licht zeigen manche Sassoline eine blaue Fluoreszenz 6 Etymologie und Geschichte BearbeitenDer Name Sassolin leitet sich von dem Fundort und der heutigen Typlokalitat Sasso nahe Larderello Toskana Italien ab die im so genannten Tal des Teufels ital valle del diavolo liegt Diese geothermisch sehr aktive Region zeichnet sich durch zahlreiche schwefel und borhaltige Fumarolen aus die so genannten Soffionen Die Erstbeschreibung des Minerals datiert auf den Beginn des 19 Jahrhunderts Seit der Grundung der International Mineralogical Association ist Sassolin engl Sassolite der international anerkannte Mineralname fur die naturlich auftretende Borsaure Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Sassolin zur Mineralklasse IV der Oxide und Hydroxide und dort zur Abteilung der Hydroxide und oxidischen Hydrate wo er zusammen mit Behoit und Klinobehoit die unbenannte Gruppe IV F 01 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Sassolin dagegen in die Klasse der Borate und dort in die Abteilung der Monoborate ein Diese Abteilung ist weiter unterteilt nach der Form des Boratkomplexes und der moglichen Anwesenheit zusatzlicher Anionen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung BO3 ohne zusatzliche Anionen zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 6 AA 05 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Sassolin in die Gemeinsame Klasse der Carbonate Nitrate und Borate und dort in die Abteilung der Wasserfreien Borate mit A 2 XO4 ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 24 03 01 innerhalb der Unterabteilung der Systematik der Minerale nach Dana Carbonate Nitrate Borate 24 03 Wasserfreie Borate mit A m B n XO3 p Wasserfreien Borate mit A m B n XO3 p zu finden Bildung und Fundorte BearbeitenSassolin bildet sich durch Kristallisation aus kondensiertem borsaurehaltigem Wasserdampf und findet sich gewohnlich an Fumarolen in vulkanisch aktiven Gebieten Bei entsprechend hohen Borsauregehalten konnen in diesen Gebieten lokale Bor Lagerstatten entstehen Begleitende Minerale Paragenesen von Sassolin sind haufig gediegen Schwefel Realgar und verschiedene Eisenoxide Neben der Typlokalitat nahe Larderello findet sich Sassolin in Italien auch am Vesuv und auf den Liparischen Inseln Als weitere Fundorte konnen die Region um Aachen Nordrhein Westfalen in Deutschland Ladakh in Indien die Region um Kagoshima in Japan die Halbinsel Kamtschatka in Russland sowie Death Valley Kalifornien Yellowstone Nationalpark Wyoming und Washoe County Nevada in den USA genannt werden 9 Morphologie BearbeitenSassolin kristallisiert gewohnlich in Form von schuppenartigen Plattchen mit einer pseudohexagonalen Symmetrie Dieser sechseckige Querschnitt der Plattchen wird einerseits durch den nahe bei 120 liegenden g Winkel andererseits auch durch die starke Tendenz zur Zwillingsbildung der Kristalle verursacht wobei mehrere Individuen makroskopisch als ein Kristall erscheinen Die Kristalle erreichen eine Grosse von bis zu 5 mm Seltener sind nadelformige Kristalle die stalaktitartig an Gesteinsoberflachen hangend wachsen Kristallstruktur BearbeitenKristallographische Daten 4 nbsp Elementarzelle von SassolinKristallsystem triklinRaumgruppe P1Gitterparameter Elementarzelle a 709 pmb 704 pmc 635 pm a 92 49 b 101 46 g 119 76 Zahl Z derFormeleinheiten Z 4 nbsp Blick entlang der c Achse auf die Schichten aus Borsauremolekulen Sassolin kristallisiert im triklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P1 Raumgruppen Nr 2 Vorlage Raumgruppe 2 mit den Gitterparametern a 709 pm b 704 pm c 635 pm a 92 49 b 101 46 und g 119 76 sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle Die Kristallstruktur weist einen ausgepragten schichtartigen Charakter auf Die einzelnen trigonal planar siehe auch VSEPR Modell aufgebauten Borsaure Molekule sind senkrecht zur kristallographischen c Achse 001 ausgerichtet und bilden uber Wasserstoffbruckenbindungen Schichten parallel der 001 Ebene ab Ebene Zwischen diesen Schichten bestehen nur sehr schwache intermolekulare Wechselwirkungen wodurch sich auch die vollkommene Spaltbarkeit parallel der 001 Ebene und die sehr geringe Mohsharte von 1 erklart Vorsichtsmassnahmen BearbeitenDa Borsaure als reproduktionstoxisch d h fruchtschadigend und Fruchtbarkeit beeintrachtigend 10 gilt sollten Mineralproben in staubdichten Behaltern aufbewahrt und eine Aufnahme in den Korper Inkorporation Ingestion auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Korperkontakt vermieden werden Der Grenzwert fur Staube liegt bei 0 5 mg m3 Bor entsprechend 3 mg m3 Sassolin zum Vergleich einige allgemeine Staub Grenzwerte Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenMartin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 7 vollstandige uberarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Verlag Berlin u a 2005 ISBN 3 540 23812 3 S 171 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sassolin Sassolite Sammlung von Bildern nbsp Commons Borsaure Sammlung von Bildern Mineralienatlas Sassolin Wiki Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b IMA CNMNC List of Mineral Names Sassolite PDF 1 8 MB S 250 a b Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 328 a b c d M Gajhede S Larsen S Rettrup Electron density of orthoboric acid determined by X ray diffraction at 105 K and ab initio calculations In Acta Crystallographica Nr B42 1986 S 545 552 Webmineral Sassolite a b John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Sassolite in Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 PDF 65 5 kB Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 479 480 a b c Mindat Sassolite Mindat Localities for Sassolite Datenblatt Borsaure zu Analyse bei Merck abgerufen am 27 Oktober 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sassolin amp oldid 239001278