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Behoit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide mit der chemischen Zusammensetzung Be OH 2 3 und damit chemisch gesehen Berylliumhydroxid BehoitBehoit mit Natrolith auf Natrolith netzartiges Aggregat Steinbruch Poudrette Mont Saint Hilaire Quebec Kanada Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1969 031 1 IMA Symbol Beh 2 Chemische Formel Be OH 2 3 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV F 01 020 4 FA 05a 06 02 02 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch disphenoidisch 222 5 Raumgruppe P212121 Nr 19 Vorlage Raumgruppe 19 3 Gitterparameter a 4 64 A b 7 07 A c 4 55 A 3 Formeleinheiten Z 4 3 Haufige Kristallflachen 011 110 6 Physikalische EigenschaftenMohsharte 4 7 Dichte g cm3 gemessen 1 92 1 berechnet 1 93 6 Spaltbarkeit fehlt 7 Bruch Tenazitat muschelig 6 Farbe farblos weiss blassrosa 7 Strichfarbe weiss 7 Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig selten durchsichtig 6 Glanz Glasglanz Fettglanz bis matt 6 KristalloptikBrechungsindizes na 1 533 8 nb 1 544 8 ng 1 548 8 Doppelbrechung d 0 015 8 Achsenwinkel 2V 82 gemessen 60 berechnet 8 Behoit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt pseudo oktaedrische oder sphenoidische Kristalle bis etwa sieben Millimeter Grosse 6 mit Streifen und Atzgruben auf den glasahnlich glanzenden Oberflachen In reiner Form ist Behoit farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung ist er jedoch meist durchscheinend weiss oder nimmt durch Fremdbeimengungen eine blassrosa Farbe an Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDie synthetische Verbindung hatten A Seitz U Rosler und K Schubert Berylliumhydroxid bereits 1950 dargestellt und dessen Kristallstruktur entschlusselt 9 Als naturliche Mineralbildung wurde Berylliumhydroxid erstmals 1964 in den Honeycomb Hills im Juab County des US Bundesstaates Utah entdeckt Judy W Montoya G S Baur und S R Wilson erwahnen das neu entdeckte Mineral in ihrem Bericht uber den Fundort jedoch nur kurz und ohne ihm einen Namen zu geben Eine genauere Beschreibung wird im Bericht auf spater verschoben 10 Die vollstandige Erstbeschreibung von naturlichem Berylliumhydroxid erfolgte dann allerdings erst 1970 durch Arthur J Ehlmann und Richard S Mitchell an Mineralproben die Joe Williams in den Rode Ranch Pegmatiten im Llano County des US Bundesstaates Texas entdeckt hatte Entsprechend gilt dieser Fundort auch als Typlokalitat fur das Mineral Die Wahl des Namens uberliessen Ehlmann und Mitchell jedoch Montoya der sie aufgrund der fruheren Entdeckung das Privileg dazu einraumten In einem personlichen Gesprach wahlte sie den Namen nach der chemischen Zusammensetzung des Minerals aus Be und OH 11 Die Schreibweise des Hydroxidions wurde fur den Mineralnamen Behoit allerdings umgedreht Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist der Behoit noch nicht verzeichnet Allerdings erwahnt Strunz in der Brucit Reihe mit der System Nr IV F 03 innerhalb der Abteilung der Hydroxide ein noch fragliches unbenanntes Be Hydroxid mit der Formel b Be OH 2 aus dem Tuff der Honeycomb Hills in Utah 12 Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr IV F 01 20 In der Lapis Systematik entspricht dies der Klasse der Oxide und Hydroxide und dort der Abteilung Hydroxide und oxidische Hydrate wasserhaltige Oxide mit Schichtstruktur wo Behoit zusammen mit Sassolin und Klinobehoit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet Stand 2018 7 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 13 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Behoit ebenfalls in die Klasse der Oxide und Hydroxide dort allerdings in die Abteilung der Hydroxide ohne V oder U ein Diese ist weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit von zusatzlichem Kristallwasser H2O und der Kristallstruktur so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung Hydroxide mit OH ohne H2O eckenverknupfte Tetraeder zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4 FA 05a bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Behoit in die Klasse der Oxide und Hydroxide und dort in die Abteilung der Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 06 02 02 innerhalb der Unterabteilung Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide mit der Formel X2 OH 2 zu finden Chemismus BearbeitenDie idealisierte chemische Zusammensetzung von Behoit Be OH 2 besteht aus Beryllium Be und Hydroxidionen OH im Stoffmengenverhaltnis von 1 2 Dies entspricht einem Massenanteil Gewichts von 20 95 Gew Be und 79 06 Gew OH beziehungsweise 74 37 Gew O und 4 69 Gew H 14 oder in der Oxidform ausgedruckt 58 13 Gew BeO und 41 87 Gew H2O 5 Die semiquantitative spektrografische Analyse am Typmaterial aus den Rode Ranch Pegmatiten ergab Beryllium als einziges Hauptelement Eine ganze Anzahl weiterer Elemente konnte zwar in Spuren zwischen 0 001 Ba Co Mo V Zr und unter 0 1 Gew Ta nachgewiesen werden sind jedoch nicht am Aufbau des Minerals beteiligt und entsprechend Fremdbeimengungen Auch die etwas hoheren Anteile von Silicium 1 bis 10 Gew und Eisen 0 3 bis 3 Gew sind auf Verunreinigungen zuruckzufuhren 11 Kristallstruktur BearbeitenBehoit kristallisiert isotyp mit Wulfingit e Zn OH 2 9 in der orthorhombischen Raumgruppe P212121 Raumgruppen Nr 19 Vorlage Raumgruppe 19 mit den Gitterparametern a 4 64 A b 7 07 A und c 4 55 A sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Die Kristallstruktur von Behoit besteht aus Be OH 4 Tetraedern die uber gemeinsam genutzte Ecken miteinander zu einem dreidimensionalen Gerust ahnlich dem von Cristobalit verbunden sind 3 Modifikationen und Varietaten BearbeitenDie Verbindung Be OH 2 ist dimorph und kommt in der Natur neben dem orthorhombisch kristallisierenden Behoit noch als monoklin kristallisierender Klinobehoit vor 6 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Behoit klingenformige etwa 9 mm grosse Kristalle in der Bildmitte mit Aegirin schwarz auf einer Matrix aus Natrolith und Gonnardit aus dem Steinbruch Poudrette KanadaAn seiner Typlokalitat bildete sich Behoit sekundar in granitischen Rode Ranch Pegmatiten im texanischen Llano County als oberflachennahes Umwandlungsprodukt von Gadolinit Er kann aber auch in umgewandelten vulkanischen Tuffen wie in den Honeycomb Hills im Juab County von Utah oder in miarolitischen Hohlraumen pegmatitischer Nephelin Syenit Gange wie Steinbruch Poudrette am Mont Saint Hilaire im Sudwesten der kanadischen Provinz Quebec vorkommen Je nach Fundort konnen als Begleitminerale unter anderem Albit Bastnasit Calcit Fluorit Mikroklin Montmorillonit Quarz und Tengerit auftreten 6 Als seltene Mineralbildung konnte Behoit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei weltweit bisher rund 30 Fundstellen dokumentiert sind 15 Ausser an seiner Typlokalitat in den Rode Ranch Pegmatiten etwa 10 Meilen entspricht rund 16 km sudwestlich von Llano und dem zuvor erwahnten Fundort Honeycomb Hills in Utah fand sich das Mineral noch in den Petrick Pegmatiten etwa eine Meile westlich des ebenfalls im Llano County liegenden Lake Buchanan sowie in den Clear Creek Pegmatiten etwa 1 5 Meilen ostlich vom Lake Buchanan im Burnet County in Texas Daneben trat Behoit in den Vereinigten Staaten nur noch in den Steinbruchen englisch quarry Berry Havey bei Poland im Androscoggin County und Emmons am Uncle Tom Mountain im Oxford County von Maine auf Relativ haufig konnte Behoit bisher in Norwegen gefunden werden Bekannt wurde vor allem die Umgebung von Tvedalen in der Landschaft Vestfold mit Funden in mehreren Steinbruchen wobei der Almenningen Pegmatit und der A S Granit Steinbruch als besonders gute Fundstellen ausgezeichnet wurden 16 Weitere bekannte Fundorte ausser den bereits genannten sind unter anderem die Xianghualing Mine auch Hsianghualing Mine im Kreis Linwu in der chinesischen Provinz Hunan am Nakkaalaaq auch Nakalak Nakalaq im Alkali Komplex Ilimaussaq auch Ilimmaasaq nahe Narsaq in der gronlandischen Kommune Kujalleq sowie das Sakhariok Massiv auch Sakhariok oder Sakharjok in der Oblast Murmansk und das Bergbaurevier Pitkjaranta auch Pitkyaranta oder Pitkaranta in der Republik Karelien 16 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenArthur J Ehlmann Richard S Mitchell Behoite beta Be OH 2 from the Rode Ranch pegmatite Llano County Texas In American Mineralogist Band 55 1970 S 1 9 englisch rruff info PDF 573 kB abgerufen am 9 Oktober 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Behoite Sammlung von Bildern Behoit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 3 Oktober 2020 Behoite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 9 Oktober 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Behoite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 9 Oktober 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e f Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 231 englisch Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated September 2020 PDF 3 4 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero September 2020 abgerufen am 9 Oktober 2020 englisch a b David Barthelmy Behoite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 9 Oktober 2020 englisch a b c d e f g h Behoite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 71 kB abgerufen am 9 Oktober 2020 a b c d e Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d e Behoite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 9 Oktober 2020 englisch a b A Seitz U Rosler K Schubert Kristallstruktur von b Be OH 2 In Zeitschrift fur Anorganische und Allgemeine Chemie Band 261 1950 S 94 105 doi 10 1002 zaac 19502610109 Judy W Montoya G S Baur S R Wilson Mineralogical Investigation of Beryllium bearing Tuff Honeycomb Hills Juab County Utah In United States Department of the Interior Bureau of Mines Hrsg Report of investigations Band 6408 1964 S 1 11 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 9 Oktober 2020 Erwahnung Be OH 2 ab S 6 a b Arthur J Ehlmann Richard S Mitchell Behoite beta Be OH 2 from the Rode Ranch pegmatite Llano County Texas In American Mineralogist Band 55 1970 S 1 9 englisch rruff info PDF 573 kB abgerufen am 9 Oktober 2020 Karl Hugo Strunz Christel Tennyson Mineralogische Tabellen 3 Auflage Akademische Verlagsgesellschaft Geest amp Portig KG Leipzig 1982 S 215 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 9 Oktober 2020 englisch Behoit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 3 Oktober 2020 Localities for Behoite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 9 Oktober 2020 englisch a b Fundortliste fur Behoit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 9 Oktober 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Behoit amp oldid 239000417