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Tschermigit auch als Ammonalaun 6 bekannt ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfate und Verwandte mit der chemischen Zusammensetzung NH4Al SO4 2 12H2O 3 und damit chemisch gesehen Aluminium Alaun TschermigitTschermigit Fundort Tschermig Bohmen Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Tmi 1 Chemische Formel NH4 Al SO4 2 12H2O 2 NH4Al SO4 2 12H2O 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfate Selenate usw ohne zusatzliche Anionen mit H2OSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VI C 08 VI C 14 030 07 CC 20 29 05 05 03Kristallographische DatenKristallsystem kubischKristallklasse Symbol disdodekaedrisch 2 m3Raumgruppe Pa3 Nr 205 Vorlage Raumgruppe 205 3 Gitterparameter a 12 24 A 3 Formeleinheiten Z 4 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 1 5 4 Dichte g cm3 gemessen 1 645 berechnet 1 641 4 Spaltbarkeit vollkommen nach 100 5 Bruch Tenazitat muschelig 5 Farbe farblos bis weissStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig 4 Glanz Seidenglanz Glasglanz 4 KristalloptikBrechungsindex n 1 485 4 Doppelbrechung keine da optisch isotropWeitere EigenschaftenChemisches Verhalten leicht wasserloslich bitterer adstringierender GeschmackTschermigit kristallisiert im kubischen Kristallsystem und findet sich meist in Form weisser Ausbluhungen oder faseriger bis stangeliger Aggregate mit einem seidenahnlichen Glanz auf den Oberflachen Ausgepragte Kristalle sind selten konnen dann aber eine Grosse von etwa einem Zentimeter erreichen Die Oberflachen der durchsichtigen und farblosen bis weissen Kristalle weisen Glasglanz auf Mit einer Mohsharte von 1 5 liegt Tschermigit zwischen den Referenzmineralen Talk 1 und Gips 2 lasst sich also ahnlich wie diese gut mit dem Fingernagel ritzen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Manipulationen und Imitationen 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenEntdeckt wurde Tschermigit erstmals nahe der Ortschaft Cermniky in der tschechischen Region Bohmen Die Erstbeschreibung erfolgte 1853 durch Franz von Kobell der das Mineral nach dessen Typlokalitat benannte bzw dessen deutsche Bezeichnung Tschermig auch Tschermich Der Fundort Cermniky existiert inzwischen nicht mehr da das Dorf dem Nechranice Stausee weichen musste Da Tschermigit bereits lange vor der Grundung der International Mineralogical Association IMA bekannt und als eigenstandige Mineralart anerkannt war wurde dies von ihrer Commission on New Minerals Nomenclature and Classification CNMNC ubernommen und bezeichnet den Tschermigit als sogenanntes grandfathered G Mineral 2 Die ebenfalls von der IMA CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung auch Mineral Symbol lautet Tmi 1 Ein Aufbewahrungsort fur das Typmaterial des Minerals ist bisher nicht bekannt 7 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Tschermigit zur Mineralklasse der Sulfate Chromate Molybdate Wolframate einschliesslich einiger Selenate und Tellurate und dort zur Abteilung der Wasserhaltigen Sulfate ohne fremde Anionen wo er zusammen mit Alaun K ehemals Kali Alaun und Alaun Na ehemals Natron Alaun sowie im Anhang mit Voltait die Alaun Gruppe mit der System Nr VI C 08 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VI C 14 30 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Wasserhaltige Sulfate ohne fremde Anionen wo Tschermigit zusammen mit Alaun K Alaun Na Ammoniomagnesiovoltait Lanmuchangit Lonecreekit Pertlikit Voltait und Zincovoltait die unbenannte Gruppe VI C 14 bildet 8 Auch von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 9 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Tschermigit in die Abteilung der Sulfate Selenate usw ohne zusatzliche Anionen mit H2O ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit mittelgrossen und grossen Kationen zu finden ist wo er zusammen mit Alaun K Alaun Na Lanmuchangit und Lonecreekit die Alaungruppe mit der System Nr 07 CC 20 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Tschermigit ebenfalls in die Klasse der Sulfate Chromate und Molybdate und dort in die Abteilung der Wasserhaltigen Sauren und Sulfate ein Auch hier ist Tschermigit zusammen mit Alaun K Alaun Na Lonecreekit und Lanmuchangit in der Alaungruppe mit der System Nr 29 05 05 innerhalb der Unterabteilung der Wasserhaltige Sauren und Sulfate mit AB XO4 2 x H2O zu finden Kristallstruktur BearbeitenTschermigit kristallisiert im kubischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pa3 Raumgruppen Nr 205 Vorlage Raumgruppe 205 mit dem Gitterparameter a 12 24 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Eigenschaften BearbeitenTschermigit ist wie auch die anderen Alaune gut in Wasser loslich 192 g l bei 25 C Aus diesem Grund ist Tschermigit nicht bestandig und die Kristalle konnen schon bei hoher Umgebungsfeuchtigkeit zerfliessen Mineralproben sollten daher immer in luftdichten Behaltern aufbewahrt werden Oberhalb von etwa 93 C gibt es sein Kristallwasser ab wobei es sich dann darin lost Die wassrigen Losungen haben einen salzig bitteren adstringierenden Geschmack Bildung und Fundorte BearbeitenTschermigit bildet sich als Ausbluhungen auf brennenden Kohlenhalden oder an den Randern von Fumarolen Die Abscheidung erfolgt aufgrund der hohen Wasserloslichkeit ausschliesslich aus der Gasphase und unter sehr trockenen Umgebungsbedingungen Kristallbildungen aus ubersattigten Losungen sind in der Natur noch nicht bekannt geworden Begleitminerale sind unter anderem Gips Ammoniojarosit Epsomit Rostit Alunogen Boussingaultit Mascagnin und Voltait Als seltene Mineralbildung konnte Tschermigit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden Bisher Stand 2011 sind rund 60 Fundorte bekannt 10 Neben seiner Typlokalitat Cermniky trat das Mineral in Tschechien noch an mehreren Orten in Bohmen wie unter anderem Kladno Mnichovo Hradiste und Susice Daneben fand es sich noch in den mahrischen Gemeinden Zastavka und Zeravice In Deutschland wurde Tschermigit bisher in der Grube Clara bei Oberwolfach in Baden Wurttemberg der Grube Anna bei Alsdorf in Nordrhein Westfalen der Grube Konigin Carola auch Grube Paul Berndt bei Freital in Sachsen und auf der inzwischen geschlossenen Absetzerhalde des Tagebaus Lichtenberg im Uranerzrevier Ronneburg in Thuringen gefunden In der Schweiz fand sich das Mineral bisher nur bei Brissago TI im Tessin und bei Collonges VS im Kanton Wallis Weitere Fundorte liegen unter anderem in Brasilien China der Demokratischen Republik Kongo Frankreich Italien Japan Polen Portugal Russland der Slowakei Spanien Sudafrika Tadschikistan Ungarn und den Vereinigten Staaten von Amerika USA 11 Verwendung BearbeitenTschermigit bildet keine abbauwurdigen Lagerstatten Aus diesem Grund hat es als Mineral zur Darstellung von Aluminium bzw Aluminiumsalzen keine Bedeutung Bekannte Verwendungszwecke sind nur von historischem Interesse Durch seine adstringierende Wirkung kann Tschermigit wie auch andere Alaune als Deodorant oder Rasierstift eingesetzt werden Im Englischen wird Tschermigit auch als Deodorant Stone bezeichnet 5 Manipulationen und Imitationen BearbeitenAufgrund der leichten Herstellung von synthetischen Alaunkristallen werden diese haufig als Tschermigit angeboten Zu beachten ist dass naturlich gebildete Tschermigitkristalle klein und meistens wenig gut ausgepragt sind Weiterhin ist naturlicher Tschermigit weiss wahrend synthetische Alaune intensive grune blaue oder violette Farbtone aufweisen Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenFranz von Kobell Tafeln zur Bestimmung der Mineralien mittelst einfacher chemischer Versuche auf trockenem und nassem Wege 6 vermehrte Auflage Joseph Lindauer sche Buchhandlung Munchen 1858 S 47 2 Es sind in Salzsaure einige auch in Wasser ohne merklichen Ruckstand aufloslich Die Aufl bildet keine Gallerte Tschermigit Ammoniakalaun rruff info PDF 91 kB abgerufen am 9 Juni 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tschermigite Sammlung von Bildern Tschermigit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 9 Juni 2020 Tschermigite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 9 Juni 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Tschermigite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 9 Juni 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 12 Januar 2023 a b Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated November 2022 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero November 2022 abgerufen am 5 Januar 2023 englisch a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 388 a b c d e Tschermigite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 66 kB abgerufen am 9 Juni 2020 a b c David Barthelmy Tschermigite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 9 Juni 2020 englisch Francois Sulpice Beudant Traite elementaire de Mineralogie Band 2 Verdiere Paris 1832 S 497 franzosisch online verfugbar bei gallica bnf fr abgerufen am 9 Juni 2020 Catalogue of Type Mineral Specimens T PDF 222 kB Commission on Museums IMA 10 Februar 2021 abgerufen am 12 Januar 2023 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 9 Juni 2020 englisch Mindat Anzahl der Fundorte fur Tschermigit Fundortliste fur Tschermigit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 9 Juni 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tschermigit amp oldid 239000267