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48 46586694589 9 2263563302969 Koordinaten 48 27 57 1 N 9 13 34 9 OMartinskircheKonfession EvangelischPatrozinium Martin von ToursPfarrer Katharina Dolmetsch HeyduckBenjamin LindnerPfarrgemeinde Evangelische KirchengemeindePfullingenAnschrift Marktplatz 1 72793 PfullingenDie Martinskirche in der sudwestdeutschen Kleinstadt Pfullingen im Landkreis Reutlingen Baden Wurttemberg ist das alteste Kirchengebaude der Stadt Sie befindet sich im Stadtzentrum am Marktplatz Sie gilt als Urkirche des mittelalterlichen Pfullichgaus Laut archaologischen Forschungsergebnissen reichen ihre Ursprunge bis zur Christianisierung der Alemannen im 7 Jahrhundert zuruck Damit zahlt die Martinskirche einschliesslich ihrer sich auf demselben Areal befundenen Vorgangerbauten zu den historisch am weitesten zuruckliegenden christlichen Sakralbauten in Wurttemberg Die seit der Reformation im 16 Jahrhundert evangelische Martinskirche ist benannt nach dem uber alle christlichen Konfessionen hinweg als heilig verehrten Martin von Tours Organisatorisch gehort die heutige Martinskirchengemeinde als Mitglied der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg zur EKD Als Kulturdenkmal steht die Pfullinger Martinskirche gemass den Bestimmungen des baden wurttembergischen Denkmalschutzgesetzes unter Denkmalschutz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bau I 1 2 Bau II 1 3 Bau III 1 4 Bau IV 1 5 Bau V Die heutige Martinskirche 1 6 Jungere Baugeschichte 2 Orgel 3 Gelaut 4 Gemeindestruktur 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBei einer im Jahr 1962 erfolgten grosseren Renovierung der Martinskirche wurden altere Baufragmente entdeckt die darauf hinwiesen dass schon vor der bis dahin auf das Jahr 1463 datierten Fertigstellung der Kirche mindestens ein anderes Kirchengebaude an ihrer Stelle stand Infolgedessen wurden archaologische Grabungen veranlasst die sich mehr als ein Jahr bis 1963 hinzogen und insgesamt vier Vorgangerbauten der Martinskirche zutage forderten Eine Holzkirche aus dem 7 Jahrhundert zwei Saalkirchen mit Apsis und eine dreischiffige Basilika Die heutige Martinskirche entstand etwa ab dem 13 Jahrhundert aus jener Basilika die zunachst um einen Turm erweitert wurde bevor erst der Chor und dann das Langhaus ersetzt wurden 1 2 3 4 5 Bau I Bearbeiten Der erste Bau an der Stelle der heutigen Martinskirche war eine rechteckige Holzkirche die im 7 Jahrhundert erbaut wurde Sie war wahrscheinlich etwa 11 2 Meter lang und 5 2 Meter breit lag im Sudosten des heutigen Langhauses und wurde in Pfostenbauweise errichtet Bei den Ausgrabungen in den 1960er Jahren fand man Pfostengruben in unregelmassigen Abstanden Wandgrabchen dazwischen sowie Reste eines vermoderten oder verbrannten Holzfussbodens Durch die vielen anderen Gebaude und Fundamente die im Laufe der Jahrhunderte am selben Ort entstanden waren nicht mehr genug Bauelemente erhalten um den genauen Grundriss rekonstruieren zu konnen Aufgrund anderer Funde wie beispielsweise Grabern die fur das 7 Jahrhundert innerhalb der Kirche ausserst unwahrscheinlich sind konnen jedoch die oben genannten Masse vermutet werden Demnach verfugten die zwei Seitenwande der Kirche uber je sechs Pfosten im Abstand von etwa zwei Metern in der Mitte des Raumes auf Hohe des von Osten gezahlt dritten Pfostenpaars stand ein Mittelpfosten An der Sudseite zwischen dem vierten und funften Pfosten lag die Eingangstur mit einem weiteren Pfosten als Turrahmen Bau II Bearbeiten Auf die Holzkirche folgte eine steinerne Saalkirche deren Alter sich heute nicht mehr genau bestimmen lasst Im Kontext der anderen Bauten geht man jedoch von einem Bauzeitpunkt im 8 oder 9 Jahrhundert aus Das Fundament der Steinkirche ist zwar wie auch das der Holzkirche nicht vollstandig erhalten jedoch gut genug um den exakten Grundriss des Gebaudes bestimmen zu konnen Die Steinkirche war insgesamt etwa 14 Meter lang und 8 Meter breit und bestand aus einem Langhaus mit einem etwa 8 6 mal 6 3 Meter grossen Innenraum Im Osten befand sich eine etwa 3 Meter tiefe hufeisenformige Apsis deren Boden zunachst etwa 20 bis 25 Zentimeter uber dem des Langhauses lag bis das Bodenniveau des Langhauses spater angehoben und eine Chorschranke eingebaut wurde Die gefundenen Fundamente sind etwa 90 Zentimeter dick und wurden aus Tuff Bruchstein gemauert was auf massive Steinmauern schliessen lasst Wo der Eingang zum Gebaude lag lasst sich nicht mehr nachvollziehen Innerhalb des Chorraums fand man ein 70 Zentimeter breites Fundament das zu einem Altar gehort haben konnte Da die vermutete Grundflache der Holzkirche und die der Steinkirche nahezu identisch sind nimmt man an dass der Altarstandort der Steinkirche von der Holzkirche ubernommen wurde Bau III Bearbeiten Bei Bau III handelte es sich um eine Saalkirche mit halbkreisformiger leicht gestelzter Apsis Die Kirche war insofern der zweiten Kirche recht ahnlich Anders als es sehr wahrscheinlich bei der dieser der Fall war behielt man bei Bau III den Altarstandort seines Vorgangers jedoch nicht bei sondern verschob ihn nach Osten Auch in der Grosse hatte er deutlich zugelegt denn das Langhaus hatte eine lichte Breite von gut neun Metern und eine Lange von mindestens 17 Metern Das Bodenniveau im Chorraum lag erneut rund 20 Zentimeter hoher als im Langhaus wobei nicht bekannt ist wie weit das erhohte Bodenniveau moglicherweise in das Langhaus hineinragte Die gefundenen Fundamente waren gut 1 20 Meter breit und aus Tuffsteinen gemauert die vermutlich der Vorgangerkirche entstammten Im Bereich der Apsis wurden zusatzlich Kalksteine verwendet Man vermutet bei der Kirche eine Bauweise in Bruchstein oder Kleinquadermauerwerk mit flacher Holzdecke und eine Halbkuppel uber der Apsis Auch bei der Saalkirche muss der Bauzeitraum aus dem Kontext der Vorganger und Nachfolgerbauten geschlossen werden Man geht hier vom 10 oder 11 Jahrhundert aus Im Fundament von Bau III fand man einen Tuffblock der vermutlich Bau II entstammte Er war auf einer Seite verputzt wobei der Putz mit nicht naher erkennbaren Kalkmalereien verziert war Bau IV Bearbeiten Bau IV war eine dreischiffige Basilika mit halbkreisformiger gestelzter Apsis Die Seitenschiffe waren rund 2 6 Meter breit das Hauptschiff etwa 5 6 Meter Die gesamte lichte Breite betrug etwa 13 4 Meter Fur die Lange des Hauptschiffes ist ein Mindestmass von 16 4 Metern gesichert Die genaue Lange ist nicht bekannt jedoch gelten 21 5 Meter als wahrscheinlich Zwischen den Schiffen lagen Mittelschiffsarkaden Der Chor war innen etwa 5 9 Meter lang und 5 6 Meter breit und war wahrscheinlich mit einem Chorbogen vom Langhaus abgetrennt Die sudliche Aussenwand stand auf derselben Stelle wie die des Vorgangerbaus ist mit dieser jedoch nicht identisch Eine genaue Datierung des Baus ist nicht moglich Schaut man jedoch auf vergleichbare Kirchenbauwerke erscheint ein Bauzeitpunkt im 12 oder 13 Jahrhundert wahrscheinlich Zu einem spateren Zeitpunkt wurde die Apsis abgerissen und durch einen rechteckigen Chor mit etwa 8 6 Metern lichter Tiefe ersetzt Bau V Die heutige Martinskirche Bearbeiten nbsp Der spatgotische Chor von 1463Die Entstehung der heutigen Martinskirche begann mit dem Umbau der Basilika Deren westliche Mauer wurde abgerissen und einige Meter weiter westlich wieder aufgebaut Dazu wurde im Westen der Kirche ein Kirchturm errichtet dessen ostliche Seite auf der neuen Westmauer des Langhauses aufliegt Der Umbau ist heute nicht mehr genau datierbar fand jedoch vor dem Bau des neuen Chors siehe den nachfolgenden Absatz statt 1463 wurde der heutige spatgotische Chor mit Kreuzrippengewolbe fertiggestellt Er wurde ebenfalls als Anbau an die bestehende Basilika errichtet und ist etwa 14 5 Meter lang und 8 3 Meter breit Er wurde nach dem Abriss des bestehenden Chors zunachst mit einem Abstand von etwa 50 Zentimetern vom Langhaus freistehend errichtet und erst nach seiner Fertigstellung an dieses angeschlossen Dies gilt als Hinweis dafur dass ursprunglich nach dem Neubau des Chors auch der Abriss und Neubau des Kirchenschiffs geplant war Das Jahr der Fertigstellung findet sich im Deckengewolbe des Chors wieder und gilt daher als gesichert Im 16 Jahrhundert wurde das dreischiffige Langhaus abgerissen und durch das heutige einschiffige ersetzt das 1580 fertiggestellt wurde Dazu wurden die neuen Nord und Sudmauern direkt an die alten angesetzt die erst danach abgetragen wurden Die Westwand blieb erhalten Im Inneren der Kirche wurde eine Reihe von Eichensaulen errichtet die das nun hoher gelegene Dach mit gerader Decke und die neuen Emporen stutzten Im Zuge des Umbaus wurde auch der Turm um ein Stockwerk mit achteckigem Grundriss erhoht Im Inneren des neuen Schiffs wurde ganz im Sinne der Reformation mit alten Traditionen gebrochen Anstatt der axial ausgerichteten bisherigen Einrichtung wurde das liturgische Zentrum der Kirche an die Sudseite verlegt An der Nord und der Westwand wurden Emporen eingebaut vermutlich lag auch die Kanzel im Suden Jungere Baugeschichte Bearbeiten 1773 wurde der obere Teil des Turms im Stil des Barock neu aufgebaut und mit einem Spitzhelm versehen 1801 errichtete man im nordostlichen Eck des Langhauses eine Empore fur die Orgel und riss einen kleinen Glockenturm uber dem Chor ab 1890 wurde die Kirche umfassend saniert und teilweise im spatgotischen Stil umgebaut Dabei wurde die Kirche vor allem zu einer symmetrischen Inneneinrichtung zuruckgebracht Die Decke wurde nun schrag gefuhrt und kam ohne Pfeiler aus Die Nord und Sudempore wurden erneuert und symmetrisch gestaltet An der Westwand entstand eine neue Orgelempore Die Kanzel wurde wieder in die nordliche Halfte der Kirche verlegt nbsp Hauptportal an der Sudseite des Turms1926 wurden an die Seiteneingange Windfange angebaut 1962 63 wurden eine Heizung installiert die Seitenemporen entfernt und die Kanzel durch eine neue ersetzt sodass die Kirche nun wieder vollstandig axial ausgerichtet ist Seit 2019 wird die Kirche erneut umfassend restauriert Orgel BearbeitenDie Orgel der Martinskirche stammt aus dem Jahr 1978 und wurde von der Werkstatte fur Orgelbau Peter Vier gebaut Sie hat 40 Register die auf drei Manuale und Pedal verteilt sind sowie Schleifladen und eine mechanische Spiel und elektrische Registertraktur Ein Teil der 2859 Pfeifen das Gehause aus Eichenholz und der Orgelprospekt wurden von der Vorgangerinstrument ubernommen einer Orgel der Firma Walcker von 1890 6 Gelaut BearbeitenDas Gelaut der Martinskirche umfasst vier Glocken die im Glockenturm in zwei Geschossen paarweise ubereinander hangen und alle von der Stuttgarter Glockengiesserei Kurtz gegossen wurden Zusatzlich zu den besonderen Aufgaben der Glocken siehe dazu die nachfolgende Tabelle wird alle 15 Minuten die Uhrzeit angeschlagen Uhrschlag Dafur werden alle Glocken mit Ausnahme der Taufglocke verwendet die ausser bei der Taufhandlung nur im Vollgelaut erklingt und uber keinen Hammer verfugt 7 Name Ton Gewicht Weihejahr Inschrift AufgabeDominika des 1680 kg 1950 Ehre sei Gott in der Hohe und Friede auf Erden Lautet am Samstagabend den Sonntag ein begleitet das Vaterunser Kreuzglocke f 824 kg 1950 Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit Lautet taglich um 11 Uhr und um 15 Uhr Betglocke as 488 kg 1950 Wachet und betet Lautet taglich um 6 Uhr und um 18 Uhr Taufglocke b 342 kg 1921 Das Reich muss uns doch bleiben Lautet nur wahrend der Taufhandlung und im Vollgelaut Gemeindestruktur BearbeitenDie Martinskirchengemeinde ist neben den weitaus jungeren in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts gebildeten Gemeinden der Magdalenenkirche und der Thomaskirche eines von drei Gemeindezentren der Evangelischen Kirchengemeinde Pfullingen die der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg angehort Mit etwa 4500 Gemeindegliedern Stand 2021 bildet sie das grosste Gemeindezentrum 8 und ist ihrerseits aufgeteilt in die Pfarrbezirke Ost und West 9 Die zustandige Pfarrerin fur den Bezirk Ost ist Katharina Dolmetsch Heyduck 10 fur den Bezirk West Benjamin Lindner 11 2017 schlossen sich die drei evangelischen Kirchengemeinden Pfullingens die Magdalenenkirchengemeinde die Martinskirchengemeinde und die Thomaskirchengemeinde zu einer Gesamtkirchengemeinde der Evangelischen Kirchengemeinde Pfullingen mit einem gemeinsamen Kirchengemeinderat zusammen Die bisherigen Gemeinden bilden nun Gemeindezentren wobei das Gemeindezentrum Martinskirche nach wie vor in die zwei Pfarrbezirke Ost und West mit je einem eigenen Pfarrer untergliedert ist 12 Literatur BearbeitenBarbara Scholkmann Birgit Tuchen Die Martinskirche in Pfullingen Archaologie und Baugeschichte Materialhefte zur Archaologie in Baden Wurttemberg Band 53 Hrsg vom Landesamt fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1999 ISBN 978 3 8062 1479 6 Hans Dieter Schaible Die Martinskirche und ihre Geschichte In Hermann Fischer Brigitte Neske Hermann Taigel Hrsg Pfullingen einst und jetzt Verlag Gunther Neske Pfullingen 1982 ISBN 3 7885 0252 5 S 76 107 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Martinskirche Pfullingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Vorstellung der Martinskirche auf der Webprasenz der Stadt Pfullingen Das Gemeindezentrum Martinskirche auf der Webprasenz der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Pfullingen Kirchenfuhrer online Beschreibungen mit Abbildungen von verschiedenen kunst und kulturgeschichtlich bedeutenden Exponaten der Innenausstattung der MartinskircheEinzelnachweise Bearbeiten Birgit Tuchen Die Grabungsbefunde und ihre Deutung In Landesamt fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg Hrsg Die Martinskirche in Pfullingen Archaologie und Baugeschichte Kontrad Theiss Verlag Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1479 4 S 35 58 Barbara Scholkmann Matthias Preissler Die ergrabenen Bauten I IV unter der Martinskirche von Pfullingen Rekonstruktion Datierung und baugeschichtliche Einordnung In Landesamt fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg Hrsg Die Martinskirche in Pfullingen Archaologie und Baugeschichte Kontrad Theiss Verlag Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1479 4 S 59 76 Tilmann Marstaller Der bestehende Bau der Martinskirche Periode IVb d In Landesamt fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg Hrsg Die Martinskirche in Pfullingen Archaologie und Baugeschichte Kontrad Theiss Verlag Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1479 4 S 77 90 Birgit Tuchen Vorgangerbauten der Martinskirche Ergebnisse der archaologischen Untersuchung In Landesamt fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg Hrsg Archaologische Informationen aus Baden Wurttemberg Heft 24 Pfullingen Zeugen der Geschichte Stuttgart 1992 ISBN 3 927714 18 6 S 31 36 Uwe Sautter Martinskirche Drei Jahre Bauzeit geplant In Reutlinger Generalanzeiger 9 Marz 2019 abgerufen am 24 Marz 2019 Disposition der Orgel im Kirchenfuhrer online Ausfuhrlichere Textversion des Kirchenfuhrers In Website der Evangelischen Kirchengemeinde Pfullingen Abgerufen am 28 Juli 2021 Gemeindezentrum Martinskirche In Website der Evangelischen Kirchengemeinde Pfullingen Abgerufen am 28 Juli 2021 Ihr Gemeindebezirk In Website der Evangelischen Kirchengemeinde Pfullingen Abgerufen am 29 Juli 2021 Gemeindezentrum Martinskirche Ihre Pfarrerin In Website der Evangelischen Kirchengemeinde Pfullingen Abgerufen am 29 Juli 2021 Claudia Hailfinger Benjamin Lindner in Pfullingen als neuer geschaftsfuhrender Pfarrer eingesetzt In Reutlinger Generalanzeiger 24 September 2021 abgerufen am 25 September 2021 Unsere Kirchengemeinde In Website der Evangelischen Kirchengemeinde Pfullingen Abgerufen am 29 Juli 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martinskirche Pfullingen amp oldid 232421877