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Martin Wagner 5 November 1885 in Konigsberg Ostpreussen 28 Mai 1957 in Cambridge Massachusetts war ein deutscher Stadtplaner Architekt und Stadttheoretiker Berliner Gedenktafel Wannseebadweg 25 in Berlin NikolasseeGedenktafel am Haus Roblingstrasse 29 in Berlin TempelhofGedenktafel Klosterstrasse 47 in Berlin Mitte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Rustringen 1911 14 1 2 Berlin 1914 35 1 3 Istanbul 1935 38 1 4 USA 1938 57 2 Projekte und Werke Auswahl 3 Schriften 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWagner studierte von 1905 bis 1910 Architektur Stadtebau und Volkswirtschaft an der Technischen Hochschule Berlin Charlottenburg und in Dresden 1 Anschliessend arbeitete er im Buro von Hermann Muthesius als Zeichner Rustringen 1911 14 Bearbeiten Zum 1 Oktober 1911 trat Wagner das Amt als erster Leiter des Hochbauamtes der gerade neu gebildeten Stadt Rustringen an Diese Stellung hatte er bis zum 1 Juni 1914 inne Wahrend dieser noch nicht einmal drei Jahre dauernden Tatigkeit beeinflusste er die Entwicklung der beiden Jadestadte Rustringen und Wilhelmshaven in vielfaltiger Hinsicht Gegen die vorgefundenen stadtebaulichen Negativpunkte wie ein fehlendes Zentrum und eine zersplitterte Besiedlung entwickelte Wagner ein Konzept das bereits auf die spatere Zusammenlegung der beiden Jadestadte hinzielte Erste Projekte waren der Rustringer Stadtpark sowie die daran anschliessende Bebauung der sogenannten Stadtparkkolonie Fur die Gestaltung des Stadtparks wurde der Hamburger Gartenbauarchitekt Leberecht Migge ausgewahlt mit dem Wagner auch noch in spateren Jahren zusammenarbeitete Die Gestaltung des Bordumplatzes einer Grunanlage mit Brunnen direkt vor dem im Zweiten Weltkrieg zerstorten alten Banter Rathaus plante Wagner als gesellschaftlichen Erholungs und Erlebnisraum Gegen die herrschende Wohnungsnot der schnell wachsenden Stadt entwarf er 1912 die Achthausergruppe eine Reihenhausbebauung die mit Hilfe kommunaler Mittel fur Familien mit mehr als sechs Kindern bebaut wurde Auf seine Initiative hin baute die Stadt Rustringen ab 1912 auf kommunalen Grund sogenannte Erwerbshauser die nach der Fertigstellung verkauft wurden So konnte er die Gestaltung dieser Hauser mitbestimmen Im gleichen Jahr fuhrte er eine kommunale Bauberatung mit dem Ziel ein die Gestaltung der Stadte nicht der Willkur und dem personlichen Zufall zu uberlassen 1913 erliess er eine Zonenbauordnung die zur Bekampfung der Hasslichkeit der neueren Stadterweiterung dienen sollte Im Mai 1913 lobte die Stadt Rustringen einen Wettbewerb fur den Bau eines neuen Rustringer Rathauses aus Wagner legte dazu einen eigenen Entwurf vor doch wurden die Planungen zum Bau wegen des Beginns des Ersten Weltkrieges nicht mehr weiterverfolgt Weitere Planungen in Rustringen wurden nicht mehr verwirklicht da Wagner Rustringen im Juni 1914 Richtung Berlin verliess 2 Berlin 1914 35 Bearbeiten Im Jahre 1915 promovierte er mit seiner Dissertation Das sanitare Grun der Stadte ein Beitrag zur Freiflachentheorie bei Josef Brix in Berlin 1918 wurde Wagner zum Stadtbaurat der Stadt Schoneberg ernannt seit 1920 Bezirk Schoneberg von Gross Berlin In dieser Funktion konzipierte und plante er gemeinsam mit Heinrich Lassen die Siedlung Lindenhof I 1918 1920 fur die Bruno Taut ein Ledigenwohnheim entwarf das nach Beschadigung im Zweiten Weltkrieg abgerissen wurde und Leberecht Migge die Freiflachengestaltung ubernahm Wagner war 1920 gemeinsam mit August Ellinger Begrunder des Verbandes sozialer Baubetriebe VsB deren Leitung er bis 1925 innehatte Im VsB organisierten sich damals Bauhutten zumeist gewerkschaftsnahe dem stadtebaulichen Ideal der Gartenstadt und der sozialen Idee der Zunft verpflichtete Zusammenschlusse von bauwilligen Arbeitern oder Angestellten Die Zielsetzung der hier zusammengeschlossenen Vereinigungen unterschied sich von jener anderer Baugenossenschaften durch die starker im Vordergrund stehende Forderung nach Gemeinnutzigkeit Zweck der Bauhutte sei so heisst es in der Zeitschrift Soziale Bauwirtschaft dem Organ des VsB nicht die Forderung des Erwerbes ihrer Mitglieder sondern schlichtweg Dienst am Allgemeinwohl Der Aufbau einer solchen sozialen Bauwirtschaft sollte eigentlich die private Wohnungswirtschaft uberwinden erreichte im Wesentlichen aber nur eine gewisse Rationalisierung des Bauprozesses der jeweiligen Siedlungen 1924 grundete der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund ADGB eine Zentraleinrichtung zur Forderung gewerkschaftlicher Unternehmen REWOG spater DEWOG deren Leitung Wagner ubernahm Die DEWOG koordinierte uber Filialorganisationen die gesamte gemeinnutzige Bauwirtschaft im Deutschen Reich Auch die Berliner Tochtergesellschaft GEHAG stand zwischen 1924 und 1926 unter Wagners Leitung 3 In diesem Zeitraum entwarf er gemeinsam mit Bruno Taut die Hufeisensiedlung 1924 1926 seit 2008 Weltkulturerbe in Berlin Britz Wohnzeile Rote Mauer Bei dieser Grosssiedlung wurden erstmals Wagners Vorstellungen einer Typisierung Normierung und Rationalisierung im Wohnungsbau umgesetzt ohne dass sich jedoch die tatsachlichen Entstehungskosten senken liessen Im Jahre 1926 wechselte Martin Wagner als Stadtbaurat in die zentrale Baubehorde Berlins Das Stadtplanungsamt konnte unter seiner Leitung in enger Zusammenarbeit mit der GEHAG und mit Hilfe der von ihm seit 1916 geforderten und 1924 eingefuhrten Hauszinssteuer ein umfangreiches Wohnungsbauprogramm insbesondere in Grosssiedlungen umsetzen Fur diese Bauprogramme wurden Architekten wie Ludwig Mies van der Rohe Walter Gropius Hans Scharoun oder Hugo Haring herangezogen Wagner selbst beschaftigte sich nach eigenem Zeugnis intensiver mit der Neugestaltung des Stadtzentrums von Gross Berlin Ziel war der Ausbau zur Weltstadt zu einer Statte glucklicher Arbeit und glucklicher Musse zu machen wie es 1929 in der von Wagner und Adolf Behne redigierten Zeitschrift Das neue Berlin heisst Der Ausbau der U Bahn ab 1926 die Planung fur den Platz der Republik 1927 vor dem Reichstagsgebaude der Umbau des Alexanderplatzes ab 1929 die Konzeption fur das Messegelande in Charlottenburg 1927 1930 mit Hans Poelzig fur das Strandbad Wannsee 1928 1930 mit Richard Ermisch und fur das Strandbad Muggelsee 1929 1930 gehen massgeblich auf Wagner zuruck Aus der Ehe mit Gertrud Wagner gingen die Kinder Irmgard Bernd und Sabine hervor Die Familie wohnte bis zur Emigration in der bis 1929 in mehreren Etappen errichteten Siedlung Eichkamp 4 Nach dem Zusammenbruch der Bauindustrie 1931 und einem Besuch in der Sowjetunion entwickelte Wagner planwirtschaftliche Ansatze fur die Grossstadt Berlin die jedoch nicht mehr zum Tragen kamen Die Berliner Bauausstellung 1931 und die Ausstellung Sonne Luft und Haus fur alle 1932 bei dem Vorschlage fur ein wachsendes Haus der Zukunft zusammengetragen wurden waren die letzten wichtigen Aktivitaten des Stadtbaurats Im Februar 1933 trat Wagner aus der Berliner Akademie der Kunste aus um gegen den Ausschluss von Kathe Kollwitz und Heinrich Mann zu protestieren Wagner geriet als langjahriges Mitglied der SPD und als Vertreter des Neuen Bauens in immer deutlichere Opposition zur nationalsozialistischen NS Politik Im Marz 1933 wurde er zusammen mit den sozialdemokratischen Mitgliedern des Magistrats als Stadtbaurat durch die NS Machthaber beurlaubt Istanbul 1935 38 Bearbeiten 1935 erhielt der bis dahin weitgehend arbeitslose Wagner auf eine Empfehlung Poelzigs eine Berufung zum stadtebaulichen Berater der Stadt Istanbul Dort erarbeitete er eine Reihe stadtebaulicher Gutachten und einen General Entwicklungsplan fur die Stadt Im Sommer 1937 gestaltete er wahrscheinlich mit Bruno Taut der sich ebenfalls in der Turkei aufhielt eine Ausstellung uber die Errungenschaften der Regierung Ataturk USA 1938 57 Bearbeiten 1938 reiste er in die USA aus wo er bis zur Emeritierung 1950 eine Professur fur Stadtebau und Landesplanung an der Harvard University in Cambridge Massachusetts wahrnahm Er entwickelte ein vorgefertigtes Wohnsystem aus Kuppelhausern M W System 1940 1941 und legte die konzeptionellen Grundlagen fur die Planung von aus Nachbarschaften neighborhoods mit je 5000 Einwohnern zusammengesetzten New Towns 1945 1945 wurde Wagner in die American Academy of Arts and Sciences gewahlt 1952 kehrte Wagner der seit 1944 die amerikanische Staatsburgerschaft besass noch einmal nach Deutschland zuruck und bereiste die Wiederaufbaustadte Dortmund Essen Bonn Koln Hannover Hamburg Frankfurt Darmstadt Frankfurt am Main Stuttgart Freiburg und Tubingen Die Enttauschung uber den aus seiner Sicht verfehlten Stadte und Wohnungsbau in der Bundesrepublik entlud sich kurz vor seinem Tod 1957 in seiner Streitschrift Potemkin in Westberlin in der er die Planung fur das Hansaviertel in Berlin als zu teuer und nicht den aktuellen sozialen Bedurfnissen entsprechend kritisierte Projekte und Werke Auswahl Bearbeiten1918 1921 Siedlung Lindenhof I in Berlin Schoneberg zusammen mit Heinrich Lassen 5 1925 Zusammen mit dem Buro Taut amp Hoffmann plant Wagner die Hufeisensiedlung in Berlin Britz seit 2008 Teil des Weltkulturerbe Eintrags Siedlungen der Berliner Moderne 3 1926 1930 Gemeinsam mit dem Architekten Wilhelm Primke plante Wagner die Kriegerheimsiedlung in der Splanemannstrasse in Berlin Lichtenberg Deutschlands erste Plattenbausiedlung 1927 1929 Erweiterungsbauten fur das Hospital Buch West 6 1927 1930 Strandbad Wannsee zusammen mit Franz Fedler und Georg Friedrich Richard Ermisch 7 1929 1930 Strandbad Muggelsee zusammen mit dem Architekten Hennigs 8 1929 Wettbewerbsbeteiligung fur die Neugestaltung des Berliner Alexanderplatzes 9 1929 1930 Gesamtkonzept Messegelande mit Umfeld zusammen mit Hans Poelzig 10 1929 1931 Weisse Stadt in Reinickendorf Gesamtleitung zusammen mit Otto Rudolf Salvisberg heute Teil des Welterbes 11 1929 1934 Grosssiedlung Siemensstadt in Charlottenburg Nord Gesamtleitung zusammen mit Hans Scharoun heute Teil des Welterbes Schriften BearbeitenDie Rationalisierung des Schulbaues In Zeitschrift fur Bauwesen Nr 5 1928 S 103 104 zlb de Literatur Auswahl BearbeitenBernard Wagner Martin Wagner 1885 1957 Leben und Werk Eine biographische Erzahlung Hamburg 1985 Ludovica Scarpa Martin Kieren Klaus Homann Martin Wagner 1885 1957 Wohnungsbau und Weltstadtplanung Die Rationalisierung des Glucks Berlin 1985 Akademie Katalog Nr 146 Ludovica Scarpa Martin Wagner und Berlin Architektur und Stadtebau in der Weimarer Republik Braunschweig 1986 Bernd Nicolai World dynamite Martin Wagner s lost years in E migration In derselbe Hrsg Architektur und Exil Kulturtransfer und architektonische Emigration 1930 1950 Trier 2003 S 145 156 Martin Kieren Von der Wirtschaft zur Wissenschaft Martin Wagners Kulturbeitrag Der Kampf um das Programm der Deutschen Bauausstellung Berlin 1931 In ders Mithrsg Martin Wagner 1885 1957 Wohnungsbau und Weltstadtplanung Die Rationalisierung des Glucks Berlin 1985 Akademie Katalog Nr 146 S 66 82 Ingo Sommer Auf den Spuren eines hervorragenden Baumeisters Martin Wagner wurde heute vor 100 Jahren geboren Stadtbaurat in Rustringen In Wilhelmshavener Zeitung 5 November 1985 Ingo Sommer Martin Wagner 1911 1914 Stadtplanung und Architektur Katalog Kunsthalle Wilhelmshaven Verlag Kunsthalle Wilhelmshaven Wilhelmshaven 1986 Ingo Sommer Stadt Rustringen war Martin Wagners Versuchslabor in Wilhelmshavener Zeitung 10 Januar 1986 Wagner Martin In Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 2 Saur Munchen 1983 S 1199 f Christian Farenholtz Die gebaute Revolution In Die Zeit Nr 45 1985 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Martin Wagner Architekt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stadtbaurat Martin Wagner In archINFORM abgerufen am 11 Februar 2016 Martin Wagner Lexikon der Siemensstadt Martin Wagner Sammlung im Archiv der Akademie der Kunste Berlin Wagner Martin in der Deutschen BiographieEinzelnachweise Bearbeiten Martin Wagner Architekt Stadtplaner Professor In adk de Abgerufen am 25 Mai 2022 Werner Brune Hrsg Wilhelmshavener Heimatlexikon Band 1 3 Brune Wilhelmshaven 1986 1987 Band 3 Seite 413 414 a b Chronik zur Siedlungsentwicklung in Berlin Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung Isi Fischer Sperling 1999 Franz Hoffmann ein Ruckblick Eigenverlag 1999 S 30 31 Flachendenkmal Siedlung Lindenhof I Baudenkmalsensemble Hospital Berlin Buch Baudenkmalsensemble Strandbad Wannsee Baudenkmal Strandbad Muggelsee Furstenwalder Damm 838 Alexanderplatz Land Berlin In stadtentwicklung berlin de Abgerufen am 6 Marz 2019 Informationen zur Messe Berlin Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung Weisse Stadt Landesdenkmalamt Berlin abgerufen am 5 Marz 2019 Normdaten Person GND 118805924 lobid OGND AKS LCCN n84114101 VIAF 10642336 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wagner MartinKURZBESCHREIBUNG deutsch US amerikanischer Architekt und StadtplanerGEBURTSDATUM 5 November 1885GEBURTSORT Konigsberg Preussen STERBEDATUM 28 Mai 1957STERBEORT Cambridge Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Wagner Architekt amp oldid 236540847