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Manfred Ewald 17 Mai 1926 in Podejuch Landkreis Randow Pommern 21 Oktober 2002 in Damsdorf war Prasident des DTSB und der einflussreichste Sportfunktionar der DDR 2000 wurde er wegen Beihilfe zur Korperverletzung im Zusammenhang mit dem staatlich verordneten Doping im DDR Leistungssport verurteilt Manfred Ewald bei der Auszeichnung der Sportler des Jahres 1980 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Verurteilung 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenManfred Ewald war Sohn eines Schneiders 1 Seine fruhen Jahre liegen im Nebel von Ungewissheiten und Kontroversen 2 da alle Dokumente entweder in den Kriegsereignissen verloren gegangen sind oder bewusst vernichtet wurden 3 Es heisst er sei Zogling einer Nationalpolitischen Erziehungsanstalt gewesen aber auch er sei von 1940 bis 1943 in der Stadtverwaltung Stettin zum Verwaltungsangestellten ausgebildet worden und habe anschliessend eine Ausbildung zum Panzergrenadier in Kalisch erhalten Ewald soll Leiter des HJ Streifendienstes fur vier Ortschaften im Umfeld von Stettin gewesen sein Er beantragte am 23 Januar 1944 die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 20 April desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 10 030 670 4 5 Spater gab er an es habe sich um ein Tauschungsmanover gehandelt da er zum Widerstandskreis um Walter Empacher und Werner Krause gehort habe was von Giselher Spitzer bezweifelt wird 3 6 7 1952 wurde Ewalds Rolle im Nationalsozialismus seitens der DDR Behorden unter die Lupe genommen 5 Da keine Dokumente uber eine mogliche Tatigkeit Ewalds im Widerstand vorlagen wurde die Witwe des Widerstandskampfers Empacher verhort die gegenuber dem Ministerium fur Staatssicherheit aussagte lediglich ihr Mann ein ebenfalls hingerichteter Mitstreiter und sie selbst hatten gewusst dass Ewald Mitglied der Widerstandsgruppe gewesen sei Spitzer kam zu dem Schluss Ewald wurde ohne schriftliche Unterlagen und mit vollig widerspruchlichen Zeugenaussagen formal entlastet In einer Akte des Ministeriums fur Staatssicherheit vom 20 Oktober 1952 heisst es dass praktisch alle Zeugen fur eine Antihaltung hingerichtet worden seien oder mit Ewald verwandt seien Der Historiker fuhrte Akten der Polizei Rostock auf in denen ein Beamter Ewald unter anderem vorwirft einen Saboteur an die Gestapo ausgeliefert zu haben HJ Stammfuhrer mit vier Ortschaften gewesen zu sein Ewald sei von Otto Grotewohl personlich beeidigt gewesen deshalb habe man nichts gegen ihn unternehmen konnen 3 Am 2 Dezember 1944 verlor Ewald infolge einer Verwundung zwei Finger der rechten Hand und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft Nach dem Kriegsende gehorte Ewald bereits im Fruhsommer 1945 zu den Mitbegrundern der Kommunistischen Partei Deutschlands KPD in Podejuch Stettin und in Locknitz Nach der Vertreibung der Deutschen aus Pommern siedelte er sich in Greifswald an und wurde dort Leiter des antifaschistischen Jugendausschusses 1946 wurde er als KPD Mitglied durch die Zwangsvereinigung von SPD und KPD Mitglied der SED und als Mitglied des antifaschistischen Jugendausschusses auch Mitglied der FDJ Von 1946 bis 1948 war er FDJ Kreissekretar in Greifswald und ab 1947 auch Mitglied des Zentralrats der FDJ in Berlin Wegen der zunehmenden Konfrontation mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit zog er bald nach Berlin Von 1952 bis 1960 war er Vorsitzender des Staatlichen Komitees fur Korperkultur und Sport Stako Am 28 Mai 1961 wurde Ewald auf dem II Deutschen Turn und Sporttag zum Prasidenten der 1957 gegrundeten zentralen Sportorganisation der DDR des Deutschen Turn und Sportbunds DTSB gewahlt 8 Im Alter von 38 Jahren wurde ihm der Vaterlandische Verdienstorden in Gold verliehen er war damit der erste Sportfunktionar dem diese Ehre zuteilwurde 9 1973 ubernahm er ausserdem die Prasidentschaft des Nationalen Olympischen Komitees der DDR Ab 1963 war Ewald Mitglied des Zentralkomitees der SED Nach den Olympischen Spielen 1976 in Montreal wurde er mit dem Karl Marx Orden ausgezeichnet 10 Dieser zentralen Stellung innerhalb des Sportsystems der DDR folgend wird Ewald bis heute als entscheidender Organisator des DDR Sportwunders angesehen Nach Einschatzung des Journalisten Klaus Huhn sei die Geschichte des DDR Sports ohne Manfred Ewald nicht denkbar Ewald sei zu einer der erfolgreichsten Personlichkeiten des Landes avanciert was ihm nicht nur Freundschaften eintragen hatte Zuweilen habe dieser seine Stellung missbraucht aber wer ihn gut kannte wusste dass er selten jemanden fallen liess so Huhn der die kritische Betrachtung Ewalds insbesondere durch westdeutsche Medien als Kampagne gegen den Sportfunktionar einordnete 11 Sporthistoriker Hans Joachim Teichler schatzte Ewalds Stellung im DDR Sport wie folgt ein Er hat die Ruckendeckung von Seiten der Partei gehabt konnte schalten und walten in diesem absolutistischen Staat 12 Ewald erachtete den Sport als Mittel zum Klassenkampf er wurde kritisiert im Sport vorrangig an Medaillen Siegen und Weltrekorden interessiert zu sein und das Sporttreiben um des Sports willen in den Hintergrund geruckt zu haben 13 Als Vorsitzender der Leistungssportkommission hatte Ewald nach Einschatzung von Herbert Fischer Solms die komplette Entscheidungsgewalt uber den Hochleistungssport in der DDR 7 Die Zeitung Neues Deutschland schrieb anlasslich Ewalds Tod dass unter seiner bis zur Perfektion gesteigerten preussisch strengen Regie der DDR Leistungssport einen weltweit unglaublichen Aufschwung nahm Er sei ein fahiger Mann gewesen mit hohem Sportfachwissen grosser Detailkenntnis und enormer Organisationsfahigkeit der zugleich aber zur Selbstherrlichkeit neigte oft nach Belieben schaltete und waltete 14 und der wahrscheinlich in jedem gesellschaftlichen System Karriere gemacht hatte 15 Ewald selbst wurde unterstellt diese Interpretation nach der Wende etwa in seiner Biografie mit dem symptomatischen Titel Ich war der Sport gestutzt zu haben In dem Buch verteidigt Ewald die DDR Sportmedizin die seiner Einschatzung nach nicht nur auf den Hochleistungssport orientiert gewesen sei die unendlich viel Gutes fur viele Menschen geleistet habe jedoch verunglimpft werde so Ewald 16 Die systematische Talentauswahl und forderung die Erforschung der trainingswissenschaftlichen Grundlagen des Trainings die systematische Verwendung des Leistungssports zur internationalen Profilierung der DDR gehoren zu den Verdiensten Ewalds 17 Tatsachlich lehnte Ewald den Titel des Buches Ich war der Sport ab was mit einem Verweis dass der Titel nicht den Intentionen Ewalds entspreche im Buch kenntlich gemacht wurde Tatsachlich unterstand aber auch Ewald stets dem fur die Abteilung Sport zustandigen Sekretar des ZK der SED Erich Honecker bis 1971 Paul Verner 1971 1984 und Egon Krenz 1984 1989 inhaltlich wurde jedoch das gemacht was Ewald und sein Stab vorbereitet hatten Ewald war ein Gegner des Boykotts der Olympischen Sommerspiele 1984 seine Haltung stiess in der SED auf Widerstand 13 Im November 1988 wurde Ewald entmachtet und musste sein Amt als Prasident des DTSB abgeben Offiziell wurde er auf eigenen Wunsch abgelost 13 Es wurden gesundheitliche Grunde angegeben Ewald war alkoholkrank unter anderem hatte es auf der Ruckreise von den Olympischen Winterspielen 1988 einen alkoholbezogenen Vorfall gegeben 14 zudem verlor er laut Spiegel auch das Vertrauen der SED da er mit zunehmenden Erfolgen immer selbstherrlicher auftrat 9 Ende Januar 1990 wurde Ewald aus dem DTSB ausgeschlossen 18 Verurteilung BearbeitenZehn Jahre nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde Ewald im Juli 2000 vom Landgericht Berlin wegen Beihilfe zur Korperverletzung zum Nachteil von 20 Hochleistungssportlerinnen denen ohne ihre Kenntnis mit der Folge von Gesundheitsschaden und gefahrdungen Anabolika verabreicht worden waren zu einer Freiheitsstrafe zur Bewahrung von 22 Monaten verurteilt Er legte Revision beim Bundesgerichtshof ein die dessen 5 Strafsenat mit Beschluss vom 5 September 2001 als unbegrundet verwarf Damit erlangte das Urteil Rechtskraft 19 Damit wurde die entscheidende Mitschuld Ewalds am Dopingsystem der DDR juristisch festgestellt das unter der Bezeichnung Staatsplanthema 14 25 organisiert und systematisch auch den Sportlern grosstenteils verheimlicht worden war Nach Angaben von Thomas Kohler dem ehemaligen Vizeprasidenten des Deutschen Turn und Sportbunds sei Ewald Mitwisser der Gabe unerlaubter Dopingmittel an Minderjahrige gewesen Die Verantwortung war so verteilt dass bis auf den Prasidenten des DTSB jeder nur so viel wusste wie fur seinen Bereich erforderlich war 20 Im Buch Ich war der Sport verteidigte sich Ewald mit den Worten Es stellt sich heute leider heraus dass der Doping Missbrauch im Sport der DDR verbreiteter war als unsere Leitung wusste bzw unter Berucksichtigung einer Dunkelziffer annahm 15 Schriften BearbeitenReinhold Andert Manfred Ewald Manfred Ewald ich war der Sport Wahrheiten und Legenden aus dem Wunderland der Sieger Elefanten Press Berlin 1994 ISBN 3 88520 526 2 Literatur BearbeitenKlaus Gallinat Olaf W Reimann Ewald Manfred In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Eva A Richter Doping in der DDR Nur die Medaillen zahlten In Deutsches Arzteblatt 97 Ausgabe 30 28 Juli 2000 Seite A 2014 B 1702 C 1598 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Manfred Ewald Sammlung von Bildern Literatur von und uber Manfred Ewald im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Giselher Spitzer Auch IAAF Prasident Paulen stutzte DDR Staatsdoping Die Welt 14 Juli 2000 Manfred Ewald ist tot Der Tagesspiegel 23 Oktober 2002 Lothar Pickenhain Mit erbarmungsloser Harte Professor Lothar Pickenhain uber die Befehlsstruktur des DDR Sports Der Spiegel 9 Marz 1992Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Gallinat Olaf W Reimann Ewald Manfred In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Mike Dennis Jonathan Grix Sport Under Communism Behind the East German Miracle Palgrave Basingstoke 2012 S 40 Wortlich This period is clouded in uncertainty and controversy a b c Giselher Spitzer Manfred Ewald habe den richtigen hitlerischen Fuhrungstyp verkorpert In Die Welt 13 Juli 2000 abgerufen am 16 April 2018 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 8190218 a b Giselher Spitzer Vom Alt Nazi zum fuhrenden SED Funktionar In Die Welt 12 Juli 2000 abgerufen am 16 April 2018 Manfred Ewald im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar a b Herbert Fischer Solms Manfred Ewald Ich war der Sport In bisp surf de 2012 abgerufen am 7 Dezember 2019 Manfred Ewald DTSB Prasident In Der Neue Weg vom 30 Mai 1961 S 1 a b DDR Sportfuhrer Manfred Ewald ist tot In Spiegel Online 22 Oktober 2002 spiegel de abgerufen am 7 Dezember 2019 Hohe staatliche Auszeichnungen verliehen Karl Marx Orden Nicht mehr online verfugbar In Neues Deutschland 10 September 1976 S 4 archiviert vom Original am 13 April 2018 abgerufen am 10 April 2018 online bei ZEFYS Zeitungsportal der Staatsbibliothek zu Berlin kostenfreie Anmeldung erforderlich nbsp Info Der 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para la historia del deporte 6 2008 1 9 29 ISSN 1887 9586 https www upo es revistas index php materiales historia deporte article viewFile 501 695 Der DDR Sport sorgt sich ums Geld In Hamburger Abendblatt 29 Januar 1990 abgerufen am 17 Oktober 2022 BGH Beschluss vom 5 September 2001 Az 5 StR 330 01 Volltext BGH Pressemitteilung Nr 66 2001 Volltext Eva A Richter Doping in der DDR Nur die Medaillen zahlten Deutsches Arzteblatt 97 Ausgabe 30 28 Juli 2000 S A 2014 B 1702 C 1598 online Doping Prozess Es ist erst mal gut In Der Spiegel vom 18 Juli 2000 online Autobiografie Ex DDR Sportfunktionar bestatigt flachendeckendes Doping In Spiegel Online 14 September 2010 spiegel de abgerufen am 7 Dezember 2019 Prasidenten des Deutschen Turn und Sportbundes der DDR Rudi Reichert 1957 1961 Manfred Ewald 1961 1988 Klaus Eichler 1988 1990 Martin Kilian 1990 Prasidenten des NOK der DDR Kurt Edel 1951 1955 Heinz Schobel 1955 1973 Manfred Ewald 1973 1990 Gunther Heinze 1990 Joachim Weiskopf 1990 Normdaten Person GND 11922724X lobid OGND AKS LCCN n95103331 VIAF 57420060 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ewald ManfredKURZBESCHREIBUNG deutscher Sport Funktionar der DDRGEBURTSDATUM 17 Mai 1926GEBURTSORT PodejuchSTERBEDATUM 21 Oktober 2002STERBEORT Damsdorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Manfred Ewald amp oldid 233123289