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Malte Ludolph Franz Eugen von und zu Putbus geborener von Veltheim 3 Januar 1889 in Halberstadt 10 Februar 1945 im KZ Sachsenhausen war ein deutscher Grossgrundbesitzer Um sein Erbe den ehemals furstlich Putbus schen Fideikommiss wurde eine Restitutionsklage um den grossten Ruckgabeanspruch nach der Wende in der DDR gefuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kaiserreich und Erster Weltkrieg 1 2 Konflikt mit dem nationalsozialistischen System 2 Rechtsstreit um die Ruckerstattung der Guter auf Rugen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKaiserreich und Erster Weltkrieg Bearbeiten nbsp Das Gutshaus in Krimvitz 2013 Wohnsitz Maltes ab 1919Malte von und zu Putbus war der Sohn von Viktoria 1861 1933 der dritten Tochter des Fursten Wilhelm Malte II zu Putbus und ihres Ehemannes Ludolf Heinrich von Veltheim Die Adelshauser Putbus und Veltheim 1 waren schon seit vier Generationen 2 eheliche Verbindungen eingegangen 3 Nachdem er seine Jugend in Pasewalk verbracht hatte verliess er im Alter von 11 Jahren das Elternhaus um eine Kadettenausbildung zu absolvieren Wahrend des Urlaubs weilte er haufig bei seinem Grossvater Wilhelm Malte II auf Rugen 1909 trat er in das Kurassier Regiment Konigin Pommersches Nr 2 in Pasewalk ein wurde 1911 zum Leutnant 4 befordert und heiratete am 2 Oktober 1913 in Stettin Marie Mira von Ploetz 1889 1955 aus dem Hause Stuchow Quilow Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor 5 Nach dem Ersten Weltkrieg war Malte zu Putbus Mitglied in einem Freikorps und bewirtschaftete das Gut Krimvitz bei Garz auf Rugen das sich im Besitz des Putbuser Furstenhauses befand 1922 trat er zeitgleich mit Walther von Corswant und Ewald von Kleist Schmenzin als Ehrenritter in die Pommersche Genossenschaft des Johanniterordens ein respektive fand dort Aufnahme nach einer Probezeit als Anwarter 6 Er war ein begeisterter Turnierreiter und ging gern auf die Jagd 1932 trat er der NSDAP bei 7 Er wurde Mitglied der Sturmabteilung 8 und beteiligte sich am Aufbau eines SA Reitersturms Malte von Veltheim war mit dem NS Reichsbauernfuhrer Walther Darre befreundet 9 auch Hermann Goring war Gast im Schloss Putbus Nach dem Tod seiner Tante Asta Eugenie von Riepenhausen geb Grafin von Wylich und Lottum zu Putbus der zweiten Tochter des Fursten Wilhelm Malte II die 1930 den Fideikommiss Putbus von ihrer alteren Schwester Marie Luise geerbt hatte und sich seit dem 16 3 1930 in historischer Tradition Furstin und Herrin zu Putbus nannte trat er 1934 deren Erbe im Hause Putbus an und bezog mit seiner Familie das Schloss Putbus die Wintermonate verbrachten sie weiterhin in Krimvitz 1938 erteilte ihm das Reichsministerium des Innern die Genehmigung zur Fuhrung des Namens von und zu Putbus jedoch ohne den Furstentitel den er allerdings im gesellschaftlichen Verkehr fuhrte Konflikt mit dem nationalsozialistischen System Bearbeiten nbsp Schloss Putbus Wohnsitz ab 1934Am 30 Juli 1935 fand auf Einladung des Reichsleiters der NS Organisation Deutsche Arbeitsfront Robert Ley auf der Terrasse des Hotels Furstenhof in Sassnitz ein Treffen mit lokalen Parteigrossen Politikern und Architekten statt Ley fragte Malte zu Putbus ob er bereit sei der DAF einen sieben Kilometer langen Kustenstreifen auf der Schmalen Heide zwischen Mukran und Binz fur die Errichtung des ersten KdF Strandbades Seebad Prora zur Verfugung zu stellen Da Ley die grosse Bedeutung des Projektes darlegte und dessen Realisierung als dringenden Wunsch Hitlers darstellte erklarte von Putbus sich bereit das Land abzugeben Die Vereinbarung wurde durch Handschlag besiegelt 10 Als sich bei Malte zu Putbus der Eindruck verstarkte dass ihm das Gelande unter moralischem Druck abgepresst worden war begann sein Konflikt mit dem nationalsozialistischen System Rasch zerstritt er sich mit den kleinen ortlichen Funktionaren das merke er sich Fahnleinfuhrer so protokollierte das Gaugericht Pommern der NSDAP seine Wortwahl Er protestierte scharf gegen eine Anordnung auf der Grundlage des Erlasses Nr 78 38 vom 2 Juli 1938 des Stellvertreters von Adolf Hitler Rudolf Hess nach der er aus dem Johanniterorden den die Nationalsozialisten als Hort eines politischen und weltanschaulichen Reaktionsmus betrachteten austreten sollte Der Ortsgruppenleiter der NSDAP veranlasste dass er fur drei Tage in Schutzhaft genommen wurde und in Putbus Plakate angeschlagen wurden die ihn als Judenfreund Saboteur Hitlers und Landesverrater bezeichneten Am Grundonnerstag 1938 wurde er aufgefordert auf dem Marktplatz zu erscheinen um vor versammelter SA Mannschaft offentlich degradiert zu werden Er folgte dieser Aufforderung nicht wurde aber von der Gestapo nach Stralsund zur Untersuchung uberfuhrt wo die Ungeheuerlichkeit der erhobenen Beschuldigung sich schliesslich ja herausstellte 11 Seit 1939 kritisierte Malte zu Putbus die Judenverfolgung und pflegte Kontakte zu oppositionellen Offizieren 12 Einen Vorfall im Marz 1939 protokollierten die Parteirichter des Gaugerichts Pommern der NSDAP so Im Verlauf eines Gesprachs hat er zur Judenfrage Stellung genommen und in seiner Erregung geaussert er konne die Juden verstehen sie wurden sich an Deutschland einmal rachen sie hatten ihre Ehre und verteidigten sie Es sei ungerecht sie aus Deutschland zu verweisen Gott werde Deutschland durch die Juden strafen 7 Sein umfangreicher Gutsbesitz auf der Insel Rugen ist dokumentiert im letztmals 1939 veroffentlichten Guteradressbuch fur die Provinz Pommern Beginnend mit kleineren Hofen in Altensien Granitz Hof Rittergut Campe Blieschow Anteile bei Sagard und bei Lancken Forst Granitz den Rittergutern Gross Schoritz und Silvitz Hofe bei Glowitz bei Sellin Burgermeisterei Tangnitz Saiser Gut Dummertevitz mit Gobbin Hofe Nistelitz Polchow Fof Furstlicher Forst Putbus Sagard Marlow Burtevitz Vilmnitz und Zirkow Dort sowie in Lubkow waren anteilig Flachen fur das Seebad Prora gestellt zu jener Zeit Malte zu Putbus gehorend teils noch als Malte von Veltheim Herr zu Putbus tituliert Die kleineren Einheiten waren samtlich verpachtet 13 1940 ist Malte zu Putbus mit Frau und Kindern als Mitglied der Deutschen Adelsgenossenschaft Landesabteilung Pommern ausgewiesen 14 Wahrend des Zweiten Weltkriegs diente Malte zu Putbus als Stabsoffizier 9 1942 schied er aus der Wehrmacht aus Als er sich weigerte an den nationalen Beflaggungstagen ausschliesslich die Hakenkreuzfahne zu hissen wurde er aus der NSDAP ausgeschlossen Ein Verfahren vor dem Sondergericht Stettin nach dem Heimtuckegesetz wurde nach einer Intervention des Reichsjustizministeriums mit einer Verwarnung eingestellt Generaloberst Ludwig Beck Generaloberst Friedrich Fromm und Generaloberst Kurt von Hammerstein Equord drei fuhrende Offiziere des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus die seit dem Ersten Weltkrieg zu seinen Freunden gehorten kamen haufig zur Jagd in die Granitz und ubernachteten im Jagdschloss Dort sollen sich die Offiziere uber die Sinnlosigkeit des Krieges unterhalten haben woruber Meldung gemacht wurde 11 Bereits zweimal zuvor inhaftiert wurde er am 21 Juli 1944 einen Tag nach dem Attentat auf Hitler von der Gestapo erneut verhaftet in den Gestapogefangnissen von Stralsund Greifswald und im Zentralgefangnis in Stettin festgehalten und ins KZ Sachsenhausen gebracht Im dortigen Krankenbau soll er nach einer Mitteilung des Lagerkommandanten an seine Ehefrau am 10 Februar 1945 an den Folgen einer Lungenentzundung gestorben sein Nach Zeugenaussagen wurde er jedoch mit einer Spritze ermordet 11 Nach anderen Quellen wurde er erschossen 8 Nach dem Totenbuch des KZ hatte er die Haftlingsnummer 129476 15 Kein Dokument belegt dass Malte zu Putbus zum Umfeld der Widerstandskampfer des 20 Juli gehorte oder sein Besitz beschlagnahmt worden sei 12 Eine amtliche Vermogenseinziehung vor dem 8 Mai 1945 ist nicht erfolgt Auch eine formale Enteignung im Zuge der Bodenreform im Jahr 1945 scheint nicht stattgefunden zu haben Rechtsstreit um die Ruckerstattung der Guter auf Rugen Bearbeiten nbsp Jagdschloss Granitz war bis 1944 im Besitz der Familie zu PutbusSein Sohn der Chemiekaufmann Franz von Putbus 28 Mai 1927 5 April 2004 erhob nach 1990 vor Gericht erfolglos Anspruche auf die Ruckerstattung der umfangreichen Liegenschaften die rund ein Sechstel der Insel Rugen umfassten Dazu gehorten 10 000 Hektar Ackerland und 5 000 Hektar Forsten 16 das Schloss Putbus und das Jagdschloss Granitz 44 Guter und 152 Bauernhofe sieben gewerbliche Betriebe sowie mehrere Kreidebruche und schlammereien Das Landesamt zur Regelung offener Vermogensfragen hatte den Restitutionsanspruch schon 1994 abgelehnt das Bundesverwaltungsgericht in Berlin liess 1998 die Revision gegen zwei Urteile des Verwaltungsgerichts Greifswald auf Restitution nicht zu Damit wurden die Urteile aus dem Jahr 1997 rechtskraftig BVerwG 7 B 440 97 u a 17 die Klagen blieben erfolglos Aus den Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts ist zu entnehmen dass das Vermogen im Zuge der Bodenreform in der Zeit von 1945 bis 1949 enteignet wurde Eine Restitution ware deshalb nur moglich gewesen wenn es davor schon vor dem 8 Mai 1945 verfolgungsbedingt enteignet worden ware Das war in den Gerichtsverfahren aber nicht nachzuweisen denn die Guter waren vom NS Regime zwar beschlagnahmt bis 1945 jedoch formell noch nicht enteignet worden Franz von Putbus der sich seit 1951 inoffiziell Furst zu Putbus nannte kaufte jedoch ein Palais am Circus in Putbus und geringe Teile der Landereien zuruck die nach seinem Tod 2004 sein Sohn Malte 18 ubernahm Die Witwe von Franz Michaela Furstin zu Putbus geb Grafin von Carmer zog nach Rugen und ubernahm die Verwaltung Literatur BearbeitenChristoph Franke Moritz Graf Strachwitz von Gross Zauche und Camminetz Klaus Freiherr von Andrian Werburg Genealogisches Handbuch der Furstlichen Hauser 2004 Band XVII Band 133 der Gesamtreihe GHdA Hrsg Deutsches Adelsarchiv C A Starke Limburg an der Lahn 2004 S 547 549 ISBN 978 3 7980 0833 5 Gunter Morsch Astrid Ley Winfried Meyer Hans Coppi Frauke Kerstens Iris Schwarz Totenbuch KZ Sachsenhausen 1936 1945 Hrsg Gedenkstatte und Museum Sachsenhausen Oranienburg Putbus Malte von Haftlingsnummer 129476 KZ Sachsenhausen Oranienburg 10 Februar 1945 Oranienburg 2023 S 1 Weblinks BearbeitenLiteratur uber Malte zu Putbus in der Landesbibliographie MV Genealogie des Malte Ludolf Franz Eugen von und zu Putbus Bildnis als LeutnantEinzelnachweise Bearbeiten Georg Schmidt Das Geschlecht von Veltheim 1912 II Die Stammreihe des Geschlechts von der Teilung der Linien an Genealogie In Familienchronik Die Ahnentafel der angeheirateten Damen der v Veltheim Buchdruckerei des Waisenhauses Halle a S 1912 uni duesseldorf de abgerufen am 17 September 2021 Viktor Loebe Jahresbericht des Koniglichen Padagogiums zu Putbus fur das Schuljahr Ostern 1894 bis Ostern 1895 Mitteilungen zur Genealogie und Geschichte des Hauses Putbus Illustrationen Hrsg Stammtafel 1895 Progr Nr 141 Druck von August Dose Putbus 1895 uni duesseldorf de abgerufen am 17 September 2021 Furst Wilhelm Malte I heiratete 1806 die geschiedene Grafin Luise von Veltheim die gemeinsame zweite Tochter Asta 1812 1850 heiratete Franz von Veltheim deren Tochter Wanda Maria Freiin von Veltheim Bartensleben heiratete 1857 ihren Vetter Furst Wilhelm Malte II zwei von deren Tochtern Marie und Victoria heirateten wiederum zwei Veltheims Bund Deutscher Offiziere Hrsg Ehren Rangliste des ehemaligen Deutschen Heeres auf Grund der Ranglisten von 1914 mit den inzwischen eingetretenen Veranderungen Ernst Siegfried Mittler amp Sohn Berlin 1926 S 401 402 d nb info abgerufen am 17 September 2021 Christoph Franke Moritz Graf Strachwitz v Gross Zauche u Camminetz Klaus v Andrian Werburg Genealogisches Handbuch der Furstlichen Hauser 2004 In Deutsches Adelsarchiv Hrsg GHdA Band XVII Nr 133 C A Starke 2004 ISBN 978 3 7980 0833 5 ISSN 0435 2408 S 547 549 d nb info abgerufen am 11 Mai 2023 Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St Johannis vom Spital zu Jerusalem nach dem Stande vom 10 Marz 1931 In Johanniterorden Hrsg Mitgliederverzeichnis mit Status der Ritter Selbstverlag Berlin 10 Marz 1931 S 130 d nb info abgerufen am 17 September 2021 a b Gotz Aly merke er sich das Fahnleinfuhrer In Berliner Zeitung 6 Juni 1998 a b Martin Schoebel Putbus Herren Grafen seit 1723 und Fursten seit 1807 von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 16 18 Digitalisat a b Hans Watzek Die demokratische Bodenreform 1945 PDF 352 kB Marxistischer Arbeitskreis zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegungbei der Partei Die Linke GeschichtsKorrespondenz Mitteilungsblatt Nr 2 16 Jahrgang April 2010 S 4 10 abgerufen am 18 November 2011 Jurgen Rostock Das Gewaltigste an Gemeinschaft In Die Politische Meinung Monatszeitschrift zu Fragen der Zeit Nr 488 489 Juli August 2010 S 120 abgerufen am 18 November 2011 a b c Erinnerungen an Menschen und Schicksale in der Pommerschen Evangelischen Kirche am Ende des II Weltkrieges PDF 935 kB Herausgegeben von der Pommerschen Evangelischen Kirche S 22 23 abgerufen am 18 November 2011 a b Christoph Seils Ablasshandel auf Rugen In Berliner Zeitung 30 Juli 1997 Landwirtschaftliches Adressbuch der Provinz Pommern 1939 Verzeichnis von ca 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwarts mit Angabe der Besitzer Pachter und Verwalter der Gesamtgrosse des Betriebes und Flacheninhalt der einzelnen Kulturen nach amtlichen Quellen In H Seeliger Hrsg Letzte Ausgabe Paul Niekammer 9 Reprint Klaus D Becker Potsdam Auflage Regierungsbezirk Stettin Kreis Rugen Verlag von Niekammer s Adressbuchern GmbH Leipzig 1939 DNB 579071448 S 59 google de abgerufen am 24 August 2022 Deutsche Adelsgenossenschaft Hrsg Anschriftenbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft 1940 Liste des in der Deutschen Adelsgenossenschaft zusammengeschlossenen reinblutigen Deutschen Adels Schlieffen Verlag Berlin 1940 S 229 d nb info abgerufen am 17 September 2021 Gunter Morsch Totenbuch des KZ Sachsenhausen 1936 1945 Hrsg Stiftung Brandenburgische Gedenkstatten Gedenkstatte und Museum Sachsenhausen Oranienburg 2014 S Putbus Malte von stiftung bg de abgerufen am 17 September 2021 Keine Restitution ehemaligen Putbus Vermogens Bundesverwaltungsgericht Pressemitteilung Nr 17 98 vom 29 Mai 1998 abgerufen am 18 November 2011 Altes Putbus Vermogen wechselt nicht den Eigner In Der Tagesspiegel 29 Mai 1998 Johanniterorden Hrsg Verzeichnis der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St Johannis vom Spital zu Jerusalem Stand Oktober 2014 Eigenverlag Berlin Potsdam 2014 S 241 DNB abgerufen am 17 September 2021 Normdaten Person GND 139047077 lobid OGND AKS VIAF 95641786 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Putbus Malte zuALTERNATIVNAMEN Veltheim Malte Ludolph von Putbus Malte von und zuKURZBESCHREIBUNG deutscher GutsbesitzerGEBURTSDATUM 3 Januar 1889GEBURTSORT HalberstadtSTERBEDATUM 10 Februar 1945STERBEORT Sachsenhausen Oranienburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Malte zu Putbus amp oldid 237501271