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Ludovike Simanowiz 21 Februar 1759 in Schorndorf 3 September 1827 in Ludwigsburg geboren als Kunigunde Sophie Ludovike Reichenbach war eine wurttembergische Malerin des Klassizismus Ludovike Simanowiz Selbstbildnis mit wehendem Haar 1791 PrivatbesitzLeben und Werk BearbeitenKunigunde Sophie Ludovike Reichenbach war die Tochter des Feldscher bzw Chirurgen Jeremias Friedrich Reichenbach 1725 1810 und seiner Frau der Apothekerstochter Susanne Sophie Reichenbach geborene Schwegler Ludovike wurde 1759 im als Kaserne dienenden Schorndorfer Jagdschlosschen geboren Ludovike war die alteste Tochter von mindestens sechs Kindern vier Sohnen und zwei Tochtern Der zweitalteste Bruder Ludovikes Carl Ludwig 1757 1837 war herzoglich wurttembergischer Bibliothekar und Archivar und dessen Sohn und damit Neffe Ludovikes war Karl Ludwig Friedrich 1788 1869 der spater in den Freiherrenstand erhobene Naturforscher und Unternehmer Der nachstjungere Bruder Wilhelm Heinrich 1763 1843 wurde Leib und Regimentsmedikus des Herzogs Friedrich Eugen von Wurttemberg in Mompelgard Des letzteren Sohn wiederum ebenfalls ein Neffe Ludovikes war der Baumwollfabrikant in Urspring Johann Georg Friedrich Reichenbach 1791 1873 Die Familie Ludovikes zog 1762 nach Ludwigsburg in die Mompelgardstrasse 26 wo auch 1766 die Familie Schiller einzog Ludovike wuchs zusammen mit Friedrich Schiller und seinen Schwestern auf Lebenslang innige Freundschaften ruhren aus dieser Zeit vor allem mit Christophine Schiller und deren zwei Jahre jungerem Bruder Friedrich Entgegen der gesellschaftlichen Norm schlug Ludovike unterstutzt von ihrer Familie die von ihrem aussergewohnlichen Talent uberzeugt war eine kunstlerische Laufbahn ein Zur herzoglichen Academie des Arts in Ludwigsburg oder zur Hohen Carlsschule in Stuttgart hatte sie als Frau in der Kunst jedoch keinen Zutritt Stattdessen erhielt Ludovike 1776 in Stuttgart beim wurttembergischen Hofmaler und Kunstprofessor der Hohen Carlsschule Nicolas Guibal Privatunterricht in der Olmalerei und im Zeichnen Zeichnungen und Skizzen aus dieser Zeit sind im Stadtischen Museum Ludwigsburg und im Deutschen Literaturarchiv Marbach archiviert Konsequent verfolgt Ludovike ihre Ausbildung Mit nun 28 Jahren durch den noch zu Lebzeiten vermittelten Kontakt ihres Lehrers Guibal und die finanzielle Unterstutzung von Herzog Carl Eugen und der wurttembergischen Herzogin Franziska von Hohenheim unternahm sie eine erste Bildungsreise nach Paris um sich beim franzosischen Hofmaler Antoine Vestier in der Kunstmetropole dieser Zeit weiter ausbilden zu lassen Fast zwei Jahre hielt sie sich zum Studium in Paris auf Vestier unterrichtete sie in einer eigenen Schulerinnen Klasse Arbeiten in einer Ateliergemeinschaft und tief verbundene Freundschaften auch zu Kunstlern wie dem Maler Simon Frederic Moench und dem Schriftsteller Ludwig Ferdinand Huber pragen diesen Lebensabschnitt 1788 erhielt sie einen Ruf an den wurttembergischen Hof von Friedrich Eugen von Wurttemberg dem Bruder von Herzog Carl Eugen nach Mompelgard dem heutigen Montbeliard Die Portrats der Herzogsfamilie waren ihr erster grosser Auftrag Diese Gemalde sind nicht erhalten 1789 kehrte sie nach Stuttgart zuruck und heiratete im Mai 1791 den Leutnant Franz Simanowiz mit dem sie bereits seit 1786 verlobt war Mit 18 Jahren hatte sie Franz Simanowiz kennengelernt vermutlich uber ihre Bruder die wie Friedrich Schiller und eben Franz Simanowiz auf der Hohen Carlsschule ausgebildet wurden Das frisch vermahlte Paar bezog eine Wohnung in Ludwigsburg Fur Ludovike Simanowiz bedeutete die Heirat eine Gratwanderung Einerseits mochte sie ihrem Herzen nachgeben und mit dem geliebten Mann einen Hausstand grunden andererseits sehnte sie sich nach der Atelieratmosphare von Paris zuruck Viele Briefe von und mit ihren Freundinnen und Freunden zeugen davon Briefe von und an Ludovike Simanowiz sind im Deutschen Literaturarchiv Marbach archiviert nbsp Ludovike Simanowiz Eberhard Wachter um 1791 Staatsgalerie StuttgartDass sie immer wieder versuchte beiden Bedurfnissen gerecht zu werden und auf das Vertrauen in sich und Franz Simanowiz baute zeigt sich in ihrer zweiten Parisreise die sie im Winter desselben Jahres ohne Franz Simanowiz der zur Truppe zuruck berufen worden war unternahm um ihre Kunststudien fortzusetzen In das Paris der Revolution zuruckgekehrt lebte sie wieder bei ihrer Freundin aus den Stuttgarter Tagen der Opernsangerin Helene Balletti die inzwischen den Marquis von Lacoste geheiratet hatte Im Palais de Lacoste zentral und nah dem politischen Geschehen in den Tuilerien gelegen verkehrten der aus Ludwigsburg stammende und gluhende Verfechter der Revolution Johann Georg Kerner und Eberhard Wachter ein Maler aus Balingen und ebenfalls Schuler der Hohen Carlsschule der seine Kunst begeistert in den Dienst der Revolution stellte Ebenso waren der Finanzminister Jacques Necker und dessen Tochter Madame de Stael sowie Bonaparte Gaste in diesem offenen Haus Anzunehmen ist dass Ludovike Simanowiz dort dem ebenfalls in Schorndorf geborenen Girondisten und kurzzeitigen franzosischen Aussenminister und spateren Goethefreund Karl Friedrich Reinhard begegnete Auf den Strassen des revolutionaren Paris tobten die Kampfe Olympe de Gouges verfasste in diesem Jahr ihre Erklarung der Rechte der Frau und Burgerin Ludovike wurde Augenzeugin der Ersturmung der Tuilerien am 10 August 1792 bei dem die konigliche Familie gefangen genommen wurde In einem Brief an Christophine Reinwald Schillers Schwester schreibt sie die Unruhen die ihm folgten zerstorten auch meine Absichten die so schon zu bluhen anfiengen Ich war Zeuge ihrer Tollheit aus Neugier wohnte ich einigemale dem Jakobinerklubb bei ich glaubte unter Wuthenden zu seyn vom Umbringen spricht man wie von Ohrfeigen Auch fur Simanowiz wird die politische Situation immer gefahrlicher Das Palais der Lacostes wurde mehrmals nach Monarchisten durchsucht Ludovikes Gastgebern Helene Balletti und Marquis de Lacoste war kurz vor dem 10 August 1792 die Flucht auf ihre Landguter in der Nahe der spanischen Grenze gelungen Simanowiz noch im Palais lebend wurde immer wieder strengen Verhoren unterzogen der Pass zur Heimreise wurde ihr wie allen Auslandern verweigert Erst im Winter 1792 93 vierzehn Tage vor der Enthauptung Ludwig XVI und Marie Antoinettes am 23 Januar 1793 konnte ihr ein Freund zur Flucht in die Normandie verhelfen Im Fruhjahr 1793 erhielt Ludovike Simanowiz endlich einen Pass und konnte ihre endgultige Heimreise antreten die jedoch durch ein starkes Nervenfieber unterbrochen werden musste In Strassburg war sie 6 Wochen deswegen ans Bett gebunden und wurde von Freunden gepflegt nbsp Ludovike Simanowiz Friedrich Schiller 1794 Vor den Wirren der Franzosischen Revolution gefluchtet wieder zuruck in Ludwigsburg malte Ludovike Simanowiz 1793 94 Portrats der Familie Friedrich Schiller Zuerst portratierte sie die Mutter Elisabeth Dorothea Schiller und den Vater Johann Kaspar Schiller als Geschenk zum 10 November 1793 dem Geburtstag seines Sohnes Friedrich Gleich darauf liess Friedrich Schiller der fur kurze Zeit ebenfalls in Ludwigsburg in der Wilhelmstrasse 17 lebte und unter anderem an seinem Wallenstein arbeitete sich selbst von ihr malen und im April 1794 auch seine Frau Charlotte Schiller Friedrich Schiller bedankte sich im Juni 1794 in einem Brief fur die inzwischen bei ihm in Jena eingetroffenen Portraits Seyen Sie indessen nachsichtig und nehmen die innliegende Kleinigkeit als Erstattung fur die Farbe und fur die Leinwand an denn die Kunst kann und will ich Ihnen nicht bezahlen 1798 wurde Franz Simanowiz inzwischen Hauptmann nach Stuttgart versetzt und damit wechselte der Familienwohnsitz ebenfalls dorthin Im folgenden Jahr erlitt Franz Simanowiz einen Schlaganfall Aufgrund seiner gelahmten Beine war er sehr auf Hilfe angewiesen Ludovike Simanowiz pflegte ihren Ehemann 28 Jahre lang und besserte die geringe Pension auf Sie gab Malunterricht und nahm weibliche Schuler als Pensionsgaste in ihrem Haus auf In einem Brief an Regine Vossler ihre engste Freundin schrieb sie Ich habe mich an die Nothwendigkeit die Kunst mitunter als Erwerb treiben zu mussen gewohnt und habe es durch meinen Fleiss so weit gebracht dass wir unabhangig leben konnen Was ware aus unserm Schicksal geworden wenn mir Gott nicht den Muth geschenkt hatte meine Kunst auf eine ich gestehe es sehr unangenehme Art zu treiben Nun ist der Lohn doch suss nbsp Grabstein fur Franz und Ludovike von Simanowiz auf dem Alten Friedhof in Ludwigsburg1811 12 zog das Ehepaar wieder nach Ludwigsburg in die heutige Kornerstrasse 16 In der Nahe in Erdmannhausen lebte Friedrich Reichenbach Ludovikes alterer Bruder Er war Pfarrer an der Januariuskirche in Erdmannhausen und Johanna Ludovikes jungere Schwester fuhrte ihm dort den Haushalt Haufig waren die Eheleute Simanowiz von Ludwigsburg kommend in den Sommermonaten mehrere Wochen in der Pfarrei in Erdmannhausen wo ein Freundeskreis verkehrte mit dem politisch offen gesprochen werden konnte In einem Brief an die Erdmannhauser Geschwister solidarisierte sie sich mit dem spanischen Volksaufstand voller Emporung uber die franzosische Grossmachtpolitik Liess nur zuerst den Artikel in gestriger Zeitung von Spanien das ist sehr wichtig u macht allgemeines Aufsehen Die oficielle Anzeigen dieser Nachrichten sind noch nicht da aber man zweifelt nicht an der Wahrheit dieser Begebenheiten man konnte es ja schon lange erwarthen dass das Volk endlich mude der Greuel dieser infamen Regierung werden musste nbsp Gedenkstatte im Stadtmuseum SchorndorfAm 14 Juni 1827 starb Franz Simanowiz Noch im selben Jahr folgte Ludovike Simanowiz ihrem Mann Das Grab der Eheleute Simanowiz ist auf dem Alten Friedhof in Ludwigsburg Mehr als hundert ihrer Bilder davon 30 Portrats von Familienangehorigen sind erhalten Davon befindet sich die Mehrzahl in Privatbesitz Keines der Gemalde wurde von Ludovike Simanowiz signiert Im Stadtmuseum Schorndorf erinnert eine Gedenkstatte an die Kunstlerin Literatur BearbeitenLudovike Simanowiz In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 31 Siemering Stephens E A Seemann Leipzig 1937 S 42 Anna Blos Frauen in Schwaben Funfzehn Lebensbilder Silberburg Stuttgart 1929 S 121 134 wlb stuttgart de Jochen Schmidt Liebich Lexikon der Kunstlerinnen 1700 1900 K G Saur Verlag GmbH Munchen 2005 ISBN 3 598 11694 2 S 436 438 Gertrud Fiege Ludovike Simanowiz Eine schwabische Malerin zwischen Revolution und Restauration Deutsche Schillergesellschaft Marbach 1991 Andrea Fix Ricarda Geib Matthias Gnatzy Thomas Milz Mascha Riepl Schmidt Blick Wechsel Ludovike Simanowiz 1759 1827 Katalog zur Ausstellung des Kulturforum Schorndorf anlasslich des 250 Geburtstages von Ludovike Simanowiz in den Galerien fur Kunst und Technik Schorndorf 20 Februar 15 Marz 2009 Verlag Carl Bacher ISBN 978 3 924431 46 4 Friederike Klaiber Ludovike Ein Lebensbild fur christliche Mutter und Tochter Stuttgart 1847 online Gabriele von Koenig Warthausen 1972 Ludovike Simanowiz geb Reichenbach Malerin 1759 1827 In Robert Uhland Hrsg Lebensbilder aus Schwaben und Franken Bd 12 Seite 121 44 Stuttgart W Kohlhammer Katharina Kuster Beatrice Scherzer und Andrea Fix Der freie Blick Anna Dorothea Therbusch und Ludovike Simanowiz Zwei Portratmalerinnen des 18 Jahrhunderts Katalog zur Ausstellung des Stadtischen Museums Ludwigsburg Kunstverein Ludwigsburg Villa Franck 2002 2003 Kehrer Verlag Heidelberg ISBN 3 933257 85 9 Mascha Riepl Schmidt Die schwabische Malerin Ludovike Simanowiz Kunstlerin mit gegluckter Emanzipation Staatsanzeiger fur Baden Wurttemberg Jahrgang 2010 Nr 9 Martin Stolzenau Schillers Portratistin Ludowike Simanowitz zum 250 Geburtstag Hie gut Wurttemberg Beilage der Ludwigsburger Kreiszeitung 60 Jahrgang 2009 Nr 1 Wintterlin Simanowiz Kunigunde Sophie Ludovike In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 34 Duncker amp Humblot Leipzig 1892 S 344 346 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ludovike Simanowiz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ludovike Simanowiz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek 1 2 Vorlage Toter Link www kunstverein ludwigsburg de Kunstverein Ludwigsburg Ausstellung November 2002 bis Januar 2003 Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2020 Suche in Webarchiven Deutsches Literaturarchiv MarbachNormdaten Person GND 119007398 lobid OGND AKS LCCN n87905673 VIAF 32797200 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Simanowiz LudovikeALTERNATIVNAMEN Reichenbach Kunigunde Sophie Ludovike Geburtsname KURZBESCHREIBUNG wurttembergische MalerinGEBURTSDATUM 21 Februar 1759GEBURTSORT SchorndorfSTERBEDATUM 3 September 1827STERBEORT Ludwigsburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludovike Simanowiz amp oldid 231062409