www.wikidata.de-de.nina.az
Lomersheim an der Enz ist seit 1971 ein Stadtteil der Grossen Kreisstadt Muhlacker im Enzkreis LomersheimStadt Muhlackerehemaliges Gemeindewappen von LomersheimKoordinaten 48 56 N 8 52 O 48 931944444444 8 8658333333333 219 Koordinaten 48 55 55 N 8 51 57 OHohe 219 211 349 mFlache 6 52 km Einwohner 3169 2019 Bevolkerungsdichte 486 Einwohner km Eingemeindung 1 Januar 1971Postleitzahl 75417Vorwahl 07041Lomersheim mit der evangelischen Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 3 Ehrenburger 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksGeographie BearbeitenDas mittlere Enztal ist der Ubergangsbereich zwischen dem sudlich gelegenen Gau und dem nordlich gelegenen Stromberg sowie zwischen dem westlich gelegenen Nordschwarzwald und dem ostlich gelegenen Mittleren Neckarraum In Lomersheim steht der obere Muschelkalk und der unterste Keuper Lettenkeuper an Aus dem Nordschwarzwald bringt die Enz Quarzsand und Buntsandstein Gerolle mit Die Talmaander genannte Landschaftsform ist heute im Lomersheimer Enztal als kraftiges S vorhanden Weiter ostlich sind die Enztalschleifen noch starker ausgepragt Eine wenn auch unbeliebte dennoch nennenswerte Karsterscheinung in Lomersheim waren die Grottenlocher Dabei handelt es sich um das Ergebnis unterirdischer Gips und Salzausspulungen in dem unter dem Talboden anstehenden mittleren Muschelkalk In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts dienten zwei dieser Locher als Lomersheimer Mullkippe und wurden eingeebnet 1980 brach im Gewann Dokterle erneut ein Bodenstuck von etwa 6 m Durchmesser mehrere Meter tief ein Mit einigen Wagenladungen Aushub von andernorts wurde das Naturphanomen aber wieder aus der Lomersheimer Welt geschafft Auch klimatisch weist das mittlere Enztal in Lomersheim einige Besonderheiten auf Mehr als 10 Prozent haufiger als auf dem Feldberg im Schwarzwald sind hier die Ostwinde bei Hochdruckwetterlagen weil das Enztal die Luftstrome geradezu kanalisiert Im Gegenzug kommt die Hauptwindrichtung Sudwest hier knapp acht Prozent weniger haufig vor als auf dem Feldberg dafur hat das mittlere Enztal vier Prozent mehr Westwinde vorzuweisen Angenehm daran ist dass die Regen bringenden West und Sudwestwinde sich in der Regel am Nordschwarzwald starker ausregnen als uber dem Enztal dass die Ostwindlagen mehr Sonne durchlassen und dass die Windstarken im Tal gegenuber den Randhohen gedampft sind Andererseits fuhren gerade die Ostwind und Hochdruckwetterlagen zu Inversionen jenen bioklimatisch eher unangenehmen Umkehrungen der Temperaturschichtung in der Luft die unten im Tal kalte Luftmassen festhalten im Winterhalbjahr erkennbar am Nebel Der Kammertenberg wirkt dabei fur den Ostwind als Barriere weshalb in rund der Halfte aller Tage des Jahres im Lomersheimer Enztal solche Inversionswetterlagen existieren die den Bewohnern wegen der erhohten Schadstoffkonzentrationen vor allem in den Atemwegen zu schaffen machen konnen Fur das erhohte Hochwasserrisiko in Lomersheim sind nicht allein klimatische Bedingungen ausschlaggebend Die Niederschlage die im Einzugsgebiet der Enz fallen wurden in einer uberwiegend bewaldeten Region keine Hochwasser hervorbringen Die teilweise Entwaldung des Nordschwarzwalds im Laufe der Besiedelungsgeschichte sowie die zunehmende Bodenversiegelung und die Flurbereinigung in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts haben fur die Enz und ihre Wasserfuhrung ganz erhebliche Auswirkungen So hat sich die Geschwindigkeit mit der die Hochwasser abfliessen seit der Mitte des 20 Jahrhunderts verdoppelt Viele Auenbereiche der Enz und ihrer Zuflusse sind bebaut worden und durch Hochwasserschutzdamme erheblich verkleinert Ein heftiges Gewitter im Nordschwarzwald ist so schon rund eineinhalb Stunden spater an der Wassertrubung und am steigenden Wasserspiegel der Enz in Lomersheim erkennbar wo die Hochwasserfreilegungsdamme vor der Lomersheimer Enzbrucke einen sogenannten Flaschenhals bilden bevor das Wasser dann die engen Enztalschlingen erreicht Geschichte BearbeitenEine in den 1980er Jahren ausgegrabene romische Villa rustica bezeugt antike Vorlaufer Der Ortsname mit der Endung auf heim und die erste urkundliche Erwahnung im Lorscher Codex des Jahres 800 als Lotmarsheim deuten auf eine Grundung bzw Namensgebung um das Jahr 500 durch einen alemannischen Sippen Chef namens Lotmar wobei mit dem Genitiv S der personliche Anspruch auf die Grund oder Gutsherrschaft hervorgehoben wird Etwa im 11 Jahrhundert liessen die Herren von Lomersheim die Rotenburg auf einem nach Sudwesten orientierten Sporn des nordlichen Enztalhanges erbauen Aus dem edelfreien Adelsgeschlecht derer von Lomersheim stammte auch Walter von Lomersheim der urkundlich 1148 als Stifter des Klosters Maulbronn genannt wird Auch Walters Bruder Konrad und seine Schwester Ita machten wie zu jener Zeit ublich Schenkungen an Kloster doch Walter entsagte dem weltlichen Leben und schenkte den Zisterziensern sein Erbgut Eckenweiler heute Eckenweiher zu Muhlacker etwa ein Kilometer nordlich von Lomersheim wo er selbst als Laienbruder mithalf ein Kloster aufzubauen Weil sich das Grundstuck fur eine grossere Klosteranlage nicht eignete verfugte der Speyerer Bischof Gunther von Henneberg dass das Kloster Hirsau der jungen Monchsgemeinschaft das Gewann Mulenbrunnen im Stromberg zur Verfugung stellte das genugend Wasser und steinbruchfahige Hange aufwies Hier wurde ab 1147 das alsbald florierende Kloster Maulbronn errichtet das heute als UNESCO Weltkulturerbe bekannt ist Walter von Lomersheim wird auf einer Wandmalerei im Kloster als Stifter mit einem Modell der Klosterkirche dargestellt Walters alterer Bruder Konrad von Lomersheim fuhrte den Ortsadel weiter der sich wirtschaftlich auf die Lomersheimer Muhle und die Verkehrslage im mittelalterlichen Wegenetz Ost West Verbindung mit zwei Enzubergangen stutzte Die Nutzung der Wasserkraft hatte schon fruh zur Steuerung des Flussbettes wenn nicht gar zu seiner Verlegung gefuhrt weshalb sich die Ortslage dann bis ins 19 Jahrhundert auf die nordliche Talseite beschrankte Aus den Aufzeichnungen uber die Mahlguter kann geschlossen werden dass das Lomersheimer Enztal und seine Umgebung ein vielseitig genutztes fruchtbares Siedlungsland war Die Bewohner hatten als uberwiegend Leibeigene des Adels den Rittern von Lomersheim den Zehnten abzugeben und Frondienste zu leisten wozu auch die Waldbewirtschaftung gehorte Nach und nach wurden die Lomersheimer Guter dem Maulbronner Konvent ubertragen und die Bauern von Lomersheim hatten dem Kloster Frondienste zu leisten 1461 kauften die Herren von Lomersheim die Gemeinde Untereisesheim bei Wimpfen samt dem Recht dort eine Neckarfahre zu betreiben Zuvor hatte Untereisesheim oft die Besitzer gewechselt die Herren von Lomersheim blieben jedoch zirka 200 Jahre und grundeten von dort aus weitere Orte 1645 starb mit Ludwig Friedrich von Lomersheim in der Schlacht bei Herbsthausen der letzte aus dem Adelsgeschlecht der Lomersheimer Der Dreissigjahrige Krieg hatte auch dem mehrfach niedergebrannten Dorf Lomersheim stark zugesetzt Nur wenige Einwohner uberlebten ihn Der machtige Bergfried der Lomersheimer Burg wurde wahrend des Pfalzischen Erbfolgekrieges in die Eppinger Linien einbezogen und trutzte bis 1815 der Zeit Der ursprunglich 30 Meter hohe und 7 Meter breite Turm wurde mit amtlicher Genehmigung von einem Maurermeister zum Zwecke der Bruchsteingewinnung zum Einsturzen gebracht Allerdings hielten die Trummer aus mittelalterlichem Beton so gut zusammen dass die grossen Turm Brocken noch heute in der einstigen Burganlage als Lomersheimer Turmschdombe zu besichtigen sind Seit etwa 1790 separierten sich einige Einwohner von der Kirche und schlossen sich der Gruppierung um Johann Georg Rapp an Uber zwei Jahrzehnte lang blieb diese radikalpietistische Gruppe aktiv 1 Einige Mitglieder wanderten in die USA aus und schlossen sich dort der Harmony Society von Rapp an 2 Dass die Lomersheimer im Volksmund d Geissraufa genannt werden soll der Legende nach einem der Konige von Wurttemberg geschuldet sein der beim Blick auf das Dorf aus Sudwesten Lomersheim wegen seiner Baustruktur mit einem Futtertrog fur Geissen verglich Dazu trugen sicherlich die vielen Wengertmauerla des feingliedrig terrassierten Sudhanges unterhalb des Bergfrieds bei Die Weingarten auf den kalkigen Enztalhangen in und um Lomersheim verweisen wiederum auf das Wirken des Klosters Maulbronn zuruck das seit dem Hochmittelalter mit einer ortlichen Kelter und einem im Herbst eigens bestellten Keltermeister den Weinbau auch in Lomersheim intensivierte und u a die Weinbergparzellen am Kammertenberg am Dahberg und am Monchberg verpachtete Neben der Flosserei von Baumstammen aus dem Nordschwarzwald auf der Enz fur die Lomersheim explizit im Flossvertrag von 1342 zwischen Baden und Wurttemberg als Anlandestation genannt wird spielt die Enz als Energiespenderin ersten Ranges die Hauptrolle in Lomersheims Gewerbegeschichte Die Lomersheimer Muhle die in ihrer 1000 jahrigen Geschichte manchen Eigner reich gemacht hatte brannte 1901 vollstandig nieder Vier Jahre zuvor hatte die Mullersfamilie bereits ein Elektrizitatswerk einbauen lassen Der Muhlenbrand beendete die Lomersheimer Grunderzeit nur vorlaufig Der Muhlenstandort wurde an einen Zurcher Unternehmer verkauft der anstelle der Muhle ein Turbinenhaus und flussaufwarts eine grosse Weberei mit Dampfmaschine und uber 200 mechanischen Webstuhlen errichten liess wodurch Elektrifizierung und Industrialisierung im mittleren Enztal Einzug hielten Der schweizerische Grunder hatte sich aber finanziell ubernommen und musste schon 1907 alles an die Reutlinger Fa Wendler verkaufen Spater gliederten sich daran weitere Industriezweige wie der Werkzeugmaschinenbau unter dem Namen Enzmetall wo beispielsweise auch Getriebegehause fur Porsche hergestellt wurden Jahrzehntelang hatten viele Lomersheimerinnen und Lomersheimer wie auch Pendler aus den Nachbardorfern durch den Webereistandort Arbeit und Ausbildung Da die Gebruder Wendler den modernen Wohlstand nach Lomersheim gebracht haben wurde die nach dem Zweiten Weltkrieg erbaute Grundschule nach ihnen Wendler Schule Lomersheim genannt In den 1960er Jahren erlahmte die sozialokonomisch fur Lomersheim bedeutende Innovationskraft der Weberei Wendler und mit dem Niedergang der europaischen Textilindustrien musste auch der Webereikonzern Wendler nach einigen Rationalisierungs und Entlassungsschuben die Weberei im Enztal 1974 aufgeben Von grosser Bestandskraft war zu diesem Zeitpunkt und ist immer noch die ursprungliche Holzbearbeitungsmaschinenfabrik Elu die heute Maschinen fur die Aluminium und Kunststoffprofilbearbeitung herstellt und unter elumatec firmiert Diese Firma hat einen sehr hohen Exportanteil entwickelt und produziert jedoch ausschliesslich in Lomersheim Sie ist zum Marktfuhrer auf diesem Gebiet mit globalem Vertriebsnetz und Niederlassungen in 40 Landern der Erde geworden Die Firma elumatec wurde 1928 gegrundet In den 100 Jahren seit der Industrialisierung des Ortes besonders aber seit der Eingemeindung zu Muhlacker ist die Siedlungsflache von Lomersheim etwa um das Zwanzigfache vergrossert worden Bauboom und Flachenfrass hatten dabei nicht nur positive Nebeneffekte Allein schon das von den versiegelten Flachen bei Regen schlagartig zusammenlaufende Wasser muss in teuren Regenuberlaufbecken zwischengelagert werden weil sich in Lomersheim die Hauptklaranlage der Gesamtstadt Muhlacker befindet 1950 hatte Lomersheim etwa 15 m Wohnflache pro Einwohner um die Jahrtausendwende waren es schon uber 50 m pro Einwohner Am 1 Januar 1971 wurde Lomersheim in die Stadt Muhlacker eingegliedert 3 Ehrenburger BearbeitenEberhard Wendler Fabrikant in Reutlingen Ehrenburger 1932 Carl Jakob 1965 Fabrikant Ehrenburger 1960 Eugen Lutz Unternehmer Ehrenburger 1962 Emil Heidinger Unternehmer Ehrenburger 1963Einzelnachweise Bearbeiten Liste der Separatisten Eberhard Fritz Radikaler Pietismus in Wurttemberg Religiose Ideale im Konflikt mit gesellschaftlichen Realitaten Quellen und Forschungen zur wurttembergischen Kirchengeschichte Band 18 Epfendorf 2003 Liste der Separatisten Eberhard Fritz Separatistinnen und Separatisten in Wurttemberg und in angrenzenden Territorien Ein biografisches Verzeichnis Arbeitsbucher des Vereins fur Familien und Wappenkunde Stuttgart 2005 S 81 85 Statistisches Bundesamt Hrsg Historisches Gemeindeverzeichnis fur die Bundesrepublik Deutschland Namens Grenz und Schlusselnummernanderungen bei Gemeinden Kreisen und Regierungsbezirken vom 27 5 1970 bis 31 12 1982 W Kohlhammer Stuttgart Mainz 1983 ISBN 3 17 003263 1 S 458 Literatur BearbeitenLomersheim In Karl Eduard Paulus Hrsg Beschreibung des Oberamts Maulbronn Die Wurttembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824 1886 Band 52 H Lindemann Stuttgart 1870 S 259 264 Volltext Wikisource Adam Thomas Dussel Konrad Hrsg Lomersheim an der Enz Mehr als 1200 Jahre Geschichte Ubstadt Weiher 2000 Beitrage zur Geschichte der Stadt Muhlacker Bd 3 Hrsg vom Stadtarchiv Muhlacker Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lomersheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien http www maulbronn de relaunch d 800 html kloster informationen php http www michls de untereisesheim unhist htmlNormdaten Geografikum GND 300080 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lomersheim amp oldid 230183693