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Litungu Luhya Plural kamatungu ist eine siebensaitige Schalenleier mit einem holzernen Korpus hauptsachlich bei den Bukusu Kusu und daruber hinaus bei den Logoli Maragoli beide Untergruppen der Luhya und den mit ihnen verwandten Tachoni im Westen Kenias sowie den Bukusu und den ebenfalls zu den Luhya gehorenden Bagisu Gisu bei ihnen lidungu genannt und Wanga im Osten Ugandas Eine etwas andere Schalenleier mit acht Saiten die iritungu oder litungu heisst spielen die Kuria in Kenia Ihr Holzkorpus ist bei modernen Instrumenten durch eine Blechschussel ersetzt Die beiden litungu Typen unterscheiden sich in Form und Spielhaltung aber nicht durch ihren klaren Ton Dieser entsteht weil die Saiten frei schwingend uber einen auf der Membran aufgesetzten Steg verlaufen Damit unterscheiden sie sich von den ugandischen Leiern ohne Steg bei denen die Saiten uber die Membran streifen und so ein schnarrendes Nebengerausch erzeugen Bei den Bukusu dient die litungu zur Begleitung des popularsten Unterhaltungstanzes kamabeka und gehort zu einem Vortragsstil bei dem sich zur Leier gesungene Lieder mit gesprochenen Textpassagen abwechseln Ferner bezeichnet litungu eine siebensaitige Kastenleier bei den zu den Luhya gehorenden Ragoli Logoli in Uganda und eine Flosszither bei den Bagisu in Uganda Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Bauform 2 1 Siebensaitige Litungu 2 2 Achtsaitige Iritungu 3 Spielweise 4 Kulturelle Bedeutung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVerbreitung Bearbeiten nbsp Achtsaitige nyatiti der Luo Das heutige relativ enge Verbreitungsgebiet der Leiern ist auf das nordostliche Afrika beschrankt und erstreckt sich daruber hinaus vom Roten Meer simsimiyya in der arabischen Volksmusik bis zum Persischen Golf in Nubien beheimatete tanbura Nach der Form des Resonanzkorpers werden die zwei Typen Kastenleier und Schalenleier unterschieden Zu den wenigen Kastenleiern gehoren die krar und die beganna in Athiopien ansonsten uberwiegen in Afrika die Schalenleiern die vermutlich vom Alten Agypten in den ersten vorchristlichen Jahrhunderten durch Vermittlung des meroitischen Reiches entlang des Nil nach Suden gelangten Beide Leiertypen waren wahrscheinlich bereits Anfang des 1 Jahrtausends im Aksumitischen Reich am Horn von Afrika vorhanden Die organologisch verschiedenen Typen haben sich in Afrika gegenseitig beeinflusst So kann die athiopische krar einen schalen oder kastenformigen Resonanzkorper aus unterschiedlichen Materialien besitzen die Schalenleier tom bei den Schilluk im Sudsudan hat einen ungewohnlichen halbrohrenformigen Holzkorpus und im Westen Kenias kommt eine achtsaitige litungu mit einem eher kastenformigen Korpus vor 1 Ein zweites Unterscheidungskriterium bei Leiern ist die Spieltechnik Bei den Leiern aus dem antiken Mittelmeerraum wie der altgriechischen kithara und dem israelitischen kinnor strich der Spieler mit einem Plektrum in einer Hand in beiden Richtungen uber alle Saiten und dampfte mit Fingern der anderen Hand durch leichte Beruhrung von der Ruckseite alle Saiten die nicht zu horen sein sollten Diese Spieltechnik ist fur die simsimiyya die tanbura und einige Leiern in Sudathiopien typisch kommt aber in Ostafrika nur vereinzelt vor Von den Schalenleiern im Sudsudan die unter anderem bei den Schilluk Dinka tom und Nuer flache runde Schale 2 vorkamen bis zur Sudgrenze der Leiern um den Victoriasee und im Norden von Tansania werden ungeachtet regionaler spieltechnischer Besonderheiten uberwiegend die Saiten einzeln mit den Fingern gezupft In Kenia sind Leiern nur westlich des Grabenbruchs verbreitet Die kenianischen Schalenleiern werden nach Details ihrer Bauform in drei klar abgrenzbare Typen unterschieden 1 Die siebensaitige litungu besitzt annahernd parallel aus dem Resonanzkorper herausragende Jocharme 2 Die obokano der Kisii auch Gusii die nyatiti nytiti auch thum der Luo und die iritungu der Kuria haben eine dreieckige Grundform ihre Jocharme gehen vom kreisrunden Korpus V formig auseinander Als Besonderheit produziert die obokano ein Nebengerausch Hierfur werden in ihrem Resonanzkorper vor dem Uberziehen der Hautdecke zwei bis drei Steinchen platziert die beim Spiel als Rasseln fungieren ausserdem sorgt ein zweiter mittig auf der Membran aufgeklebter Steg aus Schilfrohr den die Saiten leicht beruhren fur ein Schnarren 3 3 Als dritter Typ ist die Leier pagan oder pkan der Pokot Pokoot Sprecher im West Pokot County die wie die altgriechische lyra einen Schildkrotenpanzer als Korpus besitzt klein und fast quadratisch nbsp Funfsaitige Leiern der Konso in Sudathiopien Parallele Jocharme und querformatiger Korpus wie bei der siebensaitigen litungu Auf zwei moglichen Routen kamen die Leiern aus dem Norden nach Westkenia und Uganda Nach einer gangigen Theorie gelangten sie mit der Sudwanderung der Luo die mit Luo eine nilotische Sprache sprechen im 15 16 Jahrhundert aus dem Sudsudan an den Victoriasee Da Leiern bei den nilotischen Volksgruppen in Norduganda und Nordkenia im Bereich des Turkana Sees fehlen und somit eine Lucke auf dieser Verbreitungsroute existiert bevorzugt Gerhard Kubik eine Herkunft der Leiern in Westkenia aus Sudathiopien In Athiopien sind Leiern bis auf die Tiefebene im Osten in allen Landesteilen verbreitet neben den bekannten Leiern krar und beganna im zentralen Hochland etwa unter den Namen dita dul shungui goala und timba In Sudathiopien besitzen die Leiern ublicherweise eine flache unformig rechteckige Holzschale als Resonanzkorper die mit Tierhaut bespannt ist 4 Kubik zieht zur Bestatigung der athiopischen Herkunft zumindest der westkenianischen Leiern eine linguistische Verbindung zwischen Amharisch beganna Pokoot pkan pagan und dem Namen obokano bei den Kisii Die Leiern kamen demnach zunachst zu den bantusprachigen Ethnien in Westkenia und von dort vielleicht im 18 19 Jahrhundert zu bantusprachigen und nilotischen Gruppen in Uganda Die Luhya durften mit der litungu als eine der ersten Bantusprachgruppen vor langerer Zeit die Leier ubernommen haben Die etwas spater eingefuhrten Leiern obokano und nyatiti kommen als Vorbilder fur die ugandischen Typen in Frage Diese unterscheiden sich von den kenianischen durch den bei ihnen fehlenden Steg Eine solche steglose Leier ist die enthongoli entongoli auch entongooli der Basoga Sie wurde Mitte des 19 Jahrhunderts von den Baganda als endongo ubernommen 5 Bei Leiern ohne Steg verlaufen die Saiten ein kurzes Stuck direkt auf der Membran und verursachen dadurch beim Anschlagen ein schnarrendes Nebengerausch was bei vielen afrikanischen Musikinstrumenten ein gewunschter Effekt ist 6 Klaus Wachsmann 1971 auf den die These der Luo Migration zuruckgeht erklart die Verbreitungslucke der Leier in einer Breite von 300 bis 450 Kilometern mit der allgemeinen materiellen Armut der um den Turkana See lebenden Volker die uberwiegend Viehzuchter sind darunter Turkana Rendille und Mursi Nach ihrer Saitenstimmung unterscheidet Wachsmann zwei Leiertypen die jeweils auf einen eigenen Ursprung zuruckgehen Zu einer ostlichen Region gehoren die athiopische beganna und die Leiern der Basoga und Baganda deren Saiten in Intervallsprungen gestimmt sind Die Leiern der westlichen Region die mit der athiopischen krar zusammenhangen besitzen weniger und nach aufsteigender Tonhohe gestimmte Saiten 7 Das Konigreich Buganda ist ein Gebiet in dem ausnahmsweise Leiern und Harfen hier die achtsaitige Bogenharfe ennanga zugleich vorkommen ansonsten sind in Ostafrika die Verbreitungsregionen der Leiern und Harfen voneinander getrennt 8 Bauform BearbeitenSiebensaitige Litungu Bearbeiten nbsp Siebensaitige Leier der Alur im Nordosten des Kongo ohne Steg aber mit einem einseitigen Schallloch wie bei der litungu Stellung der Jocharme entspricht der iritungu und der endongo Der schalenformige eher ovale Holzkorpus siiye 9 der siebensaitigen litungu der Bukusu misst ungefahr 35 Zentimeter in der Breite 25 Zentimeter in der Langsrichtung und 15 Zentimeter in der Tiefe Als Decke wird eine Membran lisielo aus einer Tierhaut aufgezogen und an den Randern umgebogen Ziegen Schaf oder Kuhhaut werden in der Region allgemein fur Leiern als Membran verwendet Bei der litungu ersetzt heute Kuhhaut die fruher ubliche Haut eines Warans 10 Die Membran anderer ostafrikanischer Leiern wird mit um die Unterseite verlaufenden Riemen verspannt bei der litungu ist sie einige Zentimeter vom Rand entfernt mit Holzpflocken befestigt oder heute einfacherweise angenagelt Die Jocharme kimikhono des insgesamt etwa 75 Zentimeter langen Instruments fuhren nahezu parallel aus dem Innern des Korpus uber dessen oberen Rand bis zu Zapfenlochern in der Querstange lusala lukhikha Auf einer Lange von etwa 45 Zentimetern nimmt der Abstand zwischen den Jochstangen bis zur Querstange von etwa 28 auf 30 Zentimeter zu 11 Um die Austrittsstellen der Jocharme ist die Membran ausgeschnitten Der Korpus bestand fruher aus dem weichen und gegen Schadlinge resistenten Holz von Maulbeer Feige kumukhuyu nandere Euphorbia Candelabrum Gattung Wolfsmilch kumutua und Erythrina abyssinica Gattung Korallenbaum kumurembe Nachdem die britische Kolonialregierung 1937 unter Strafandrohung das Fallen dieser und einiger anderer Baume verboten hatte mussten die Instrumentenbauer auf bis dahin fur ungeeignet gehaltene Holzarten ausweichen 12 Die Saiten chisia verlaufen von ihren Befestigungspunkten am unteren Rand des Korpus uber einen Steg sisala der aus einem flachen lose unter die Saiten geschobenen Holzstuck besteht bis zur Querstange Joch Bei einem Exemplar der Bukusu sind am unteren Ende an beiden Seiten zwei Saiten und in der Mitte drei Saiten zu den nebeneinander angeordneten Befestigungspunkten an einem Blechstreifen gefuhrt Bei einer anderen siebensaitigen Leier gehen von einem Befestigungspunkt drei und von einem weiteren daneben vier Saiten aus Durch den Steg produzieren die Saiten einen von den Luhya gewunschten klaren Ton und nicht das zusatzliche Schnarrgerausch der ugandischen steglosen Leiern An der Querstange werden die Saiten mit Hilfe von mehrfach umwickelten Schnurschlaufen kamafundikho aus saitenfremdem Material fixiert Durch Drehen dieser Knauelwicklungen konnen die Saiten gestimmt werden eingesteckte Stimmknebel die haufig verwendet werden und bereits von mesopotamischen Leiern bekannt sind fehlen in Westkenia Die Saiten alterer Leiern bestehen wie in der gesamten Region ublich aus gedrehten Tiersehnen oder Darm moderne Leiern werden eher mit Nylon Schnure von Fischernetzen oder Tennisschlagern bespannt 13 Ein einzelnes rundes Schallloch kumuanya befindet sich an der vom Spieler aus gesehen linken Seite in der Membran Ausser seiner Funktion zur Klangverstarkung dient die Offnung den Zuhorern dazu dem Musiker wahrend des Spiels einige Munzen zukommen zu lassen Der sitzende Musiker legt den Korpus der litungu auf seine Knie mit der Saitenebene annahernd waagrecht etwas nach oben oder zur rechten Seite geneigt vom Korper weg und zupft die Saiten mit beiden Handen von oben 14 Eine wegen ihrer parallelen Jocharme naher mit der siebensaitigen litungu verwandte Leier ist ein achtsaitiges Instrument das Gerhard Kubik 1976 bei einem aus Westkenia stammenden Strassenmusiker in Nairobi fand Dessen litungu bestand aus einem rechteckigen an den Seitenmitten ausgebauchten Resonanzkasten mit einem flachen Boden Der Kasten war aus Brettern zusammengefugt und mit einer am Rand festgenagelten Membran bespannt Uber den hohen mittig auf der Membran aufgesetzten Steg verliefen acht annahernd parallele Saiten bis zu den Stimmschlingen an der Querstange Die Saiten werden hexatonisch gestimmt khuyinga litungu Stimmen der litungu wobei die beiden hochsten Saiten eine Oktave uber den beiden tiefsten Saiten liegen Die Stimmung wird als aquiheptatonisch aufgefasst die Oktave ist also in sieben gleiche Tonstufen geteilt wobei eine Tonstufe fehlt 15 Die drei tieferen Saiten auf der linken Seite der Seite des Schalllochs gelten als weiblich chisia chikhasi die vier hoheren Saiten rechts als mannlich chisia chiseecha Das Intervall zwischen den ersten drei Saiten betragt je einen Ganzton zwischen der dritten und vierten Saite einen Halbton zwischen der vierten funften und sechsten Saite je einen Ganzton und zwischen der sechsten und siebten Saite eine kleine Terz Als qualitatvoll gilt ein Spiel wenn der Musiker mit Daumen und Zeigefinger der linken und der rechten Hand die weiblichen und die mannlichen Saiten in einem ausgewogenen Verhaltnis zupft 16 Manche moderne Instrumente sind mit zwolf Saiten ausgestattet um den Tonumfang nach oben zu erweitern damit sie in Ensembles besser zusammen mit Gitarren und Keyboards gespielt werden konnen 17 Achtsaitige Iritungu Bearbeiten nbsp Nyatiti der Luo in derselben Spielhaltung wie bei der iritungu Bei der achtsaitigen iritungu oder litungu der Kuria in der Provinz Nyanza spreizen sich die Jocharme etwas starker zur Querstange auseinander Sie ahnelt mit ihrem schalenformigen kreisrunden Holzkorpus der nyatiti thum bei den Luo Anstelle des Holzkorpus wird bei modernen Leiern eine runde Metallschale mit etwa 40 Zentimetern Durchmesser verwendet Die Membran besteht aus Zebrahaut die um den Rand gebogen und mittels Zickzack Verschnurung an in den Holzkorpus eingesetzten Pflocken befestigt wird Die Jocharme ragen ungefahr 40 Zentimeter aus dem Korpus heraus und sind in die etwa 60 Zentimeter lange Querstange eingezapft Die Spielhaltung der iritungu entspricht derjenigen der Luo Baganda und Basoga Leiern und ist vollig anders als bei der litungu der Bukusu Der auf dem Boden hockende Musiker stellt das Instrument hochkant mit einer Seite auf den Erdboden mit der Saitenebene in vertikaler Position und zupft die Saiten von beiden Seiten Den oberen Jocharm an einen Unterschenkel gedruckt greift er mit der linken Hand daruber hinweg um die hoheren Saiten an der von ihm abgewandten Seite zu zupfen Mit der rechten Hand zupft er von der Vorderseite die unteren tieferen Saiten 18 Die Membran hat kein Schallloch Das in dieser Position nach oben ragende Ende der Querstange ist zu einer flachen Schale ausgebildet und erfullt als Ablageplatz fur Munzen dieselbe Funktion wie das Membranloch bei der Bukusu litungu Die vormals aus Darm bestehenden Saiten wurden nach der Mitte des 20 Jahrhunderts bei beiden Typen durch dunnere Saiten aus Nylon ersetzt wodurch solche Instrumente wesentlich hoher klingen Die ursprungliche Tonhohe der Leier lasst sich nicht mit dem aus alten Tennisschlagern gewonnenen Nylon sondern nur mit entsprechend starken Nylonschnuren von Fischernetzen beibehalten Im Unterschied zum Ersatz der Darm durch Nylonsaiten hat die Verwendung von Metallschusseln Swahili karai Plural makarai von Hindi karahi die ansonsten im Haushalt als Waschschusseln verwendet werden offenbar keine nennenswerten klanglichen Veranderungen gebracht 19 Spielweise BearbeitenDie Bukusu Eigenbezeichnung Babukusu in ihrer Sprache Lubukusu sind eine zu den Luhuya gehorende Untergruppe die zusammen mit anderen bantusprachigen Ethnien aus dem Gebiet des heutigen Kamerun nach Uganda an den Mount Elgon und dann weil sie mit den dortigen Kalenjin in Konflikt gerieten weiter in den Westen Kenias wanderte Ihr Hauptsiedlungsgebiet ist Kanduyi Division im Bungoma County In ihrem Schopfungsmythos formte der oberste Gott den ersten Bukusu Mann Mwambu aus Lehm und gesellte ihm sogleich eine Frau Sela bei Die Erzahlungen hiervon und uber die durch Uberbevolkerung und Feindseligkeiten erzwungene Wanderung bis zum Mount Elgon wurden in Liedern mundlich uberliefert besonders im haufig vorgetragenen Lied Ewuyo Ino Diese Wanderung 20 Die siebensaitige litungu ist das wichtigste Instrument zur Liedbegleitung und zu jedem gesellschaftlichen Anlass gehort eine eigens dafur vorgesehene Musik Die Bukusu verwenden fur die litungu den Beinamen lusia wortlich eine Saite Mit lusia lulayi eine gute Saite wird eine gute Musik umschrieben weil eine solche nach einvernehmlicher Ansicht auf der litungu produziert wird 21 Fur Unterhalter die Lieder auf der litungu begleiten ist ein starker Grundschlag typisch der durch Stampfen mit dem rechten Bein an dem eine Glocke oder Schelle befestigt ist erzeugt werden kann 22 Die litungu produziert gleitende melodische Phrasen oder setzt einen Offbeat gegen den von einem Perkussionsinstrument durchgangig gehaltenen Taktschlag Die Gesangsstimme folgt der Leiermelodie entweder unisono oder parallel im Oktavabstand 23 Neben der Unterhaltungsmusik wird die litungu auch bei zeremoniellen Anlassen eingesetzt Andere Musikinstrumente der Bukusu sind die ein bis zweisaitige Rohrenspiessgeige isiriri auch asiriri siilili entspricht der siilili der Bagisu und der endingidi der Baganda in Uganda die vermutlich erst in den 1930er Jahren eingefuhrt wurde 24 die einfellige Fasstrommel engoma ersatzweise ein umgedrehter Plastikwasserkanister der rechteckige Holzkasten siiye auf dessen Platte mit zwei Stockchen in jeder Hand geschlagen wird die an den Beinen umgebundenen Schellen bichenje die bei Tanzritualen wobilo zur Geisterbeschworung eingesetzt werden die Handglocken chinyimba mit Handgriff versehene Kuhglocken bei Beschneidungszeremonien die Holzstocke chimbengele mit denen auf einen am Boden liegenden Holzblock wie auf eine Schlitztrommel geschlagen wird und das kurze quer geblasene Tierhorn lulwika Die litungu wird am haufigsten mit einer Plastikkanister Ersatztrommel engoma und einer zweiten litungu oder einer Fiedel isiriri zusammen gespielt Die anderen Perkussionsinstrumente und das Naturhorn lulwika werden nur bei manchen Liedern gebraucht 25 Litungu Spieler und Sanger der Bukusu vermitteln ihre Inhalte in der Regionalsprache Lubukusu und auf Kiswahili Zu einem Gesangsvortrag gehoren zwei sich abwechselnde Abschnitte der Gesang von Liedern mit litungu Begleitung und der Vortragsstil silao sikeleko 26 gesprochener Text der Sprache und Sprach Melodie bedeutet und aus einem gesprochenen Text ebenfalls mit instrumentaler Begleitung besteht Der gesprochene Vortrag khulaa khukeleka ist ein Teil der Musikdarbietung khulaa Falls der Solo Sanger ein anerkannter Reprasentant der Gesellschaft ist so legt er das Verhaltnis von gesprochenen zu gesungenen Texten selbst fest Er kann beide Formen vortragen oder er gibt einem zweiten Vortragenden der omukeleki Lehrer Plural bakeleki genannt wird das Zeichen mit dem silao sikeleko zu beginnen Hat dieser seinen Erzahltext beendet fahrt der Sanger mit Liedern fort In diesem Fall wird die gesamte Erzahlung in Form eines Dialogs ausgebreitet Die haufigste Form ist die Aufteilung des gesprochenen Textes zwischen mehr als zwei Akteuren als ein Wechsel von Frage und Antwort 27 Die Texte sind nicht schriftlich festgehalten und werden wie die Musik in einem gewissen Rahmen improvisiert sodass ein bestimmtes Lied jedes Mal etwas anders dargeboten wird Akteure und Zuhorer bei Musikvorfuhrungen und sonstigen Zusammenkunften verhalten sich entsprechend der festgelegten hierarchischen Ordnung der Gesellschaft Ein solches Ensemble besteht aus mindestens drei Musikern die auch Sanger sind und zu denen haufig noch einige Tanzer gehoren Der Instrumentalteil der litungu Musik die aus Saiteninstrumenten litungu Fidel isiriri und Perkussionsinstrumenten Trommel Holzstocken chimbelenge besteht folgt festgelegten musikalischen Strukturen Am Beginn steht ein instrumentales Vorspiel Litungu und isiriri stehen mit der Gesangsstimme in Beziehung weil sie ebenso bedeutungsvolle Melodien hervorbringen Die melodischen Phrasen der Gesangsstimme verwenden den Tonvorrat von funf oder sechs Ganztonen und werden mehrheitlich von der isiriri und manchmal von der litungu nach dem Prinzip von Thema und Variation verdoppelt Die litungu gilt insgesamt als mannliches Instrument und ubernimmt deshalb gemass dem traditionellen gesellschaftlichen Rollenverstandnis die musikalische Fuhrung Die isiriri folgt der litungu Melodie im Abstand von einer oder zwei Oktaven daruber Haufig spielt am Anfang und in der Mitte die litungu ein Ostinato zu einem Orgelpunkt der isiriri Die Perkussionsinstrumente Idiophone und Trommel produzieren ein rhythmisches Muster mit sich teilweise uberlagernden und divergierenden Strukturen 28 Zur litungu Musik gehort der beliebteste Unterhaltungstanz kamabeka der sich durch heftige Schulterbewegungen auszeichnet Verschiedene Ausdrucke stehen zur Beschreibung der Schulterbewegungen zur Verfugung Khukhupa kamabeka bedeutet etwa die Schultern vor und zuruck oder auf und ab zu schutteln wahrend unter khutiembukha verstanden wird den Oberkorper im Takt der litungu Musik zu beugen und zu strecken 29 Andere Tanze mit litungu Begleitung heissen kumukongo und bitenga bei denen ebenfalls die Schultern geschuttelt werden und kumuchenje ein schnellerer Tanz mit Kopfbewegungen 30 Kulturelle Bedeutung BearbeitenEin Junge bekommt das litungu Spiel ublicherweise von seinem Vater beigebracht falls er Interesse zeigt Manche litungu Spieler haben das Instrument nicht von ihrem Vater sondern in der Rolle eines Lehrlings von einem bekannten Spieler in der weiteren Familie erlernt Wahrend der Ausbildung erlernt der Schuler die gesamte in der Kultur verwurzelte Musik also auch die Begleitinstrumente der litungu die Lieder und die fur die jeweiligen Anlasse geeigneten Musikformen 31 Ein litungu Spieler heisst omukhupetungu Plural bakhupetungu ein Musiker allgemein omukhupi Ein guter Sanger und litungu Spieler ist in der Gemeinschaft der Bukusu hoch angesehen Er wird respektiert bamua liria und gefurchtet bamuria Der omukhupetungu weiss uber alle Neuigkeiten in der Gemeinschaft bestens Bescheid weshalb er von den Leuten eingeladen und bei Veranstaltungen haufig als Ehrengast behandelt wird Von manchen wird er gefurchtet weil er bei seinen Auftritten deren Fehlverhalten an die Offentlichkeit bringen kann Es kommt vor dass der omukhupetungu von der Familie eines Ubeltaters eine Art Bestechung in Form eines Weidetieres erhalt damit dieser sich bei Auftritten zuruckhalt Wenn ein Mitglied seiner Gemeinschaft einen Vorschlag zu einem bestimmten Thema unterbreiten will kann er zunachst den omukhupetungu einweihen damit dieser mit seinem grosseren Ansehen den Vorschlag bei der Versammlung vortragt 32 Einige bakhupetungu stellen eine litungu nur fur sich selbst her andere fertigen sie zum Verkauf an und tragen damit zu ihrem Lebensunterhalt bei Von einem omukhupetungu angefertigte Leiern gelten als besonders qualitatsvoll und verkaufen sich leichter 33 Zwar sind die meisten Mitglieder der litungu Ensembles mannlich dennoch durfen im Unterschied zu fruher heute auch Frauen litungu spielen In den Ensembles erhalten Frauen jedoch meist untergeordnete Positionen Sie treten sehr selten als Solo Stimmen auf haufiger als Begleitmusikerinnen und Tanzerinnen Ferner ululieren sie im Chor wenn es um die Steigerung des musikalischen Ausdrucks geht Dass Frauen manchmal auch litungu spielen hangt mit dem Gemeinschaftsunterricht an Schulen zusammen zu dem neben dem normalen Unterrichtsprogramm weitere Aktivitaten wie die Teilnahme an dem fur Jugendliche organisierten Kenya Music Festival gehoren Unter den Bukusu finden sich viele Amateurmusiker und halbprofessionelle Musiker Das erste mythische Ahnenpaar der Bukusu Mwambu und Sela besass die Gabe des Musizierens und Komponierens und uberlieferte diese mundlich von Generation zu Generation Der Sanger preist bei seinem musikalischen Vortrag khulaa sich selbst in Bezug auf seine Vorfahren und verweist auf die Errungenschaften seines Clans und dessen Herkunft Eine Bezeichnung fur den gesprochenen Vortrag ist khukhwilaa Selbstpreisung 34 Die litungu ist wesentlich ein Instrument fur Preisungen Wenn ein Sanger im Verlauf einer Vorstellung einen der anwesenden Zuhorer mit Namen anspricht und preist so erhebt sich dieser tanzt zur Wertschatzung in Richtung der Musikgruppe 35 und lasst dem litungu Spieler etwas Geld oder Essen zukommen 36 Die litungu Musik wird zur Unterhaltung und bei zeremoniellen Anlassen aufgefuhrt Ein in Afrika weit verbreiteter Brauch sind Bier Feiern die dem Gedankenaustausch im Rahmen der erwachsenen verheirateten Manner der Gemeinschaft dienen Hierbei wird selbst gebrautes Hirsebier pombe oder bei den Bukusu Maisbier getrunken Fruher sangen die Bukusu in einer mit Sprichwortern und Anspielungen reichen Sprache Lieder zum Lobpreis der alten Manner 37 Mit Hochzeitsliedern kimienya kie siselelo sollen traditionelle Werte an das Brautpaar vermittelt und der Braut erklart werden wie sie sich in der neuen Familie des Mannes einfinden kann Als traditioneller Brautpreis ubergibt der Mann 13 Rinder an die Familie seiner zukunftigen Frau In Liedern werden das Brautpaar und die ubergebenen mit ihren Namen genannten Rinder gewurdigt Die im gesamten Ablauf bei Beschneidungen vorgetragene Musik kimienya kie sikhebo ist von anderem Charakter weil die Lieder wie das Ritual selbst als sakral gelten Beschneidungslieder zu denen auch gesprochene Texte gehoren durfen nicht ausserhalb ihres rituellen Anlasses gesungen werden Sie sollen den Jungen dazu bringen den Eingriff standhaft zu erdulden und ihn in die Welt der Erwachsenen einfuhren Lieder bei Begrabnissen kimienya kie kamasika erzahlen von den Taten des Verstorbenen und erinnern die Gemeinschaft an ihre Vorfahren Zu einem Begrabnis gehoren mehrere aufeinanderfolgende Rituale Kumuse heisst die Phase bei der Mythen und historische Erzahlungen der Gemeinschaft heraufbeschworen und mit aktuellen Ereignissen in Verbindung gebracht werden was in der gesungenen und gesprochenen Form silao sikeleko erfolgt Die Erzahlungen handeln auch von der jenseitigen Welt emakombe in die der Verstorbene eingeht und dort auf die Ahnen trifft 38 Literatur BearbeitenK A Gourlay Litungu In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Bd 3 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 298f Graham Hyslop Some Musical Instruments of Kenya In African Arts Bd 5 Nr 4 Sommer 1972 S 48 55 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Gerhard Kubik Leiern C Afrikanische Leiern II Zur Migrationsgeschichte der Leiern In MGG Online November 2016 Musik in Geschichte und Gegenwart 1996 Lyre Nuer Pitt Rivers Museum Abbildung einer flachen Schalenleier vermutlich der Nuer vor 1928 John P Varnum The Obokano of the Gusii A Bowl Lyre of East Africa In Ethnomusicology Bd 15 Nr 2 Mai 1971 S 242 248 hier S 245 Timkehet Teffera The Six Stringed Bowl Lyre Krar of Ethiopia and its Function as a Melody Instrument In Gisa Jahnichen Hrsg Studia Instrumentorum Musicae Popularis II New Series Monsenstein und Vannerdat Munster 2011 S 269 286 hier S 272 Gerhard Kubik Leiern II Zur Migrationsgeschichte der Leiern In MGG Online November 2016 Ulrich Wegner 1984 S 107f Klaus P Wachsmann Musical Instruments in Kiganda Tradition and Their Place in the East African Scene In Ders Hrsg Essays on Music and History in Africa Northwestern University Press Evanstone 1971 S 93 134 hier S 126f Gerhard Kubik Leiern I Typologie und Verbreitung In MGG 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Masasabi 2011 S 167f Mukasa Situma Wafula 2004 S 94 97f Mukasa Situma Wafula 2004 S 124 Abigael Nancy Masasabi 2011 S 94 96 Abigael Nancy Masasabi 2011 S 142 Mukasa Situma Wafula 2004 S 73 Abigael Nancy Masasabi 2011 S 8 Abigael Nancy Masasabi 2011 S 96 99 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Litungu amp oldid 224997531