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Als Pombe Swahili bezeichnet man Biersorten in Ostafrika die traditionell durch Fermentieren von Getreide oder Bananen unter Zusatz von Getreide und Wasser hergestellt werden In den Landern Uganda Kenia Tansania Ruanda und Burundi ist Pombe entweder ein rotlich trubes suss schmeckendes und Alkohol enthaltendes Getrank aus Bananen mit der Zugabe von verschiedenen Hirsearten z B Sorghum oder es ist ein dickliches fast breiartiges Getrank aus verschiedenen Hirsearten Pombe trinkender Mann vor dem Haus des niederlandischen Kulturanthropologen Hendrik Ulbo Eric Thoden van Velzen in Tansania 1967 Inhaltsverzeichnis 1 Aus der Geschichte 2 Hirsebier 3 Bananenbier 4 Andere traditionelle Alkoholgetranke 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAus der Geschichte BearbeitenEine der fruhesten Beschreibungen von Pombe eines europaischen Afrikaforschers findet sich bei Richard Francis Burton der zusammen mit John Hanning Speke als erster Europaer 1858 auf den Tanganjikasee stiess 1 Zunachst beschrieb Burton die Herstellung aus Hirse von der man die halbe Menge in Wasser Sprossen austreiben lasst bis die gesamte Hirse gemahlen und unter Zugabe von etwas Honig mit Wasser aufgekocht wird Nach drei Tagen Fermentierung fand Burton das Ergebnis essigsauer konnte aber dennoch die korperlichen Symptome nach dem Genuss grosserer Mengen schildern Diese Pombe diente wegen ihrer dicklichen Konsistenz zugleich als Nahrungsmittel und ist noch heute bei den Sukuma beliebt Ein Zwischending aus erfrischendem Getrank und Nahrungsbrei ist auch das in Athiopien aus Teff hergestellte Tella ebenso das im Sudan traditionelle Hirsebier Merisa Unter der Bezeichnung Mawa beschrieb Burton das teurere Bananenbier An der Herstellungsmethode hat sich seit dieser Zeit nichts geandert Die Besteuerung der Pombe die Einschrankung der Feste bei denen sie rituell getrunken wurde und die Abschaffung der Arbeitspombe fur Zwangsarbeiter werden als Ursachen fur den Maji Maji Aufstand angefuhrt der 1905 in Deutsch Ostafrika ausbrach 2 Hirsebier Bearbeiten nbsp Illustration eines Pombetrinkers in den naturgeschichtlichen Betrachtungen The uncivilized races of men in all countries of the world von John George Wood 1877 Reichskommissar Wissmann berichtet 1890 aus dem deutschen Schutzgebiet in Ostafrika Pombe sei erfrischend und gesund und wurde von seiner Truppe geschatzt Den Alkoholgehalt gibt er mit 2 4 Prozent an Aus dem von ihm nach Deutschland geschickten Pombe konnte 1893 erstmals im Labor eine Spalthefe in Reinform gewonnen werden Nach ihrer Herkunft wurde sie Schizosaccharomyces pombe benannt 3 Bei der Ankunft in Deutschland 1890 wurde die Pombe als sauerlich verdorben und nicht sonderlich angenehm beschrieben Das Getrank war allerdings zu diesem Zeitpunkt funf Wochen unterwegs gewesen die normale Lagerzeit betragt wenige Tage Das kenianische Pombe aus Sorghum hat mit 2 Prozent weniger Alkohol als das Dolo in Burkina Faso 3 5 bis maximal 6 Prozent oder sudafrikanisches Sorghumbier 3 2 Prozent 4 Die Herstellung von Hirsebier ist in landlichen Regionen ein wichtiger Nebenverdienst von Frauen Das Getrank wird uber Zwischenhandler an Bars verkauft oder auf Markten angeboten Daneben spielt Pombe eine Rolle im nachbarschaftlichen Tauschgeschaft beispielsweise als Gegenleistung fur die Mithilfe beim Dachdecken Die Pombe Mischung wird in 200 Liter Olfassern angesetzt und muss etwa acht Stunden heiss gehalten werden Nach demselben Verfahren wird anstatt Hirse in manchen Regionen Mais verwendet Der Verkauf von Pombe lohnt sich fur die Frauen auch dann wenn die Hirse gekauft und das Feuerholz selbst gesammelt wird Bananenbier BearbeitenIn den Regionen mit Bananenanbau werden mehrere Bananensorten unterschieden und nach Verwendungszweck eingeteilt in Kochbananen etwa die Halfte der Stauden kleine dunnschalige Dessertbananen zum direkten Verzehr und grosse Bananen mit dicker Schale zum Bierbrauen die insgesamt ein Viertel bis ein Drittel des Bestandes ausmachen fur die Region Buhaya lauten die untersten Angaben ein Drittel In Buganda werden Bierbananen Mbide genannt Dort gelten als vierte Unterscheidung noch Rostbananen Gonja die traditionell nur von Mannern mit besonderem sozialem Ansehen gerostet und zusammen mit Fleisch verzehrt werden 5 Zur Herstellung von Bananen Pombe im nordlichen Tansania Mbege genannt werden reife Bananen zunachst geschalt In Ruanda werden die Bananen von Frauen von Hand zerquetscht in den anderen Landern zumeist in Holztrogen von Mannern mit den Fussen gestampft Dabei werden jeweils drei Teile Bananen mit einem Teil Wasser und mit festem grunem Gras der Gattung Agrostis als Beigabe vermischt Danach wird die Flussigkeit in einen sauberen Topf gesiebt das Gras dient dabei zur Klarung Zur Verbesserung von Farbe und Geschmack kommt gerostete und gemahlene Hirse hinzu 6 Die Vergarung dauert 18 bis 24 Stunden Da im Gegensatz zur Herstellung von Hirsebier nicht erhitzt wird sind genugend Hefen zur Garung vorhanden 7 In samtlichen genannten Landern gibt es die Methode noch grune Bananen zu ernten und in vier bis sechs Tagen abgedeckt in einem Erdloch nachreifen zu lassen In Burundi wird die Grube zur Verhinderung von Faulnis vorher ausgebrannt und mit Bananenblattern ausgekleidet die hinein gelegten Stauden werden mit weiteren Blattern abgedeckt In Uganda und Ruanda werden die Bananen auf heisse Asche gelegt oder es wird kreisformig am Rand ein Feuer entzundet 8 Die Vermarktung von auf dem Land hergestellten Bananenbier ist auch wenn Bananen eingekauft werden fur die Frauen ein Geschaft Die Herstellung des hochprozentigen Gongo im Nordwesten Tansanias der durch ein bis zweimalige Destillation aus Bananenbier gewonnen wird ist eigentlich illegal die Lieferung in Stadte aber lohnend Gesellschaften deren Wirtschaftsform wegen ausreichender Niederschlage traditionell auf dem Anbau von Bananen beruht konsumieren Bananenbier wie anderswo das Hirsegetrank auch als Nahrungsmittel Dazu zahlen Gebiete westlich und nordlich des Viktoriasees das sind Buhaya in Tansania und die alten Konigreiche in Uganda Es ist hier Brauch dass der Vater des Brautigams einen Brautpreis in Form von Pombe Bananen Reis und Geld uberreicht Zwei etwas unterschiedliche Getranke aus Bananen und Sorghum in Kenia heissen Urwage und Lubisi Auswahl und Mischung der verwendeten Bananensorten entscheidet uber einen neutralen oder wurzigeren Geschmack In Ruanda spielt Pombe als Urgwawa nach dem Volkermord eine Rolle als Mittel zur Wiedergutmachung bei Streitfallen in den traditionellen Dorfgerichten den Gacaca es dient dort als eine symbolische Genugtuungszahlung Andere traditionelle Alkoholgetranke BearbeitenDie im westlichen Kenia lebenden Luhya brauen aus Maismehl das Bier Busaa mit einem Alkoholgehalt zwischen 2 und 7 5 Prozent und aus Fingerhirse das Bier Chekwe Nur im Distrikt Meru wird aus Perlhirse das trube Bier Marwa gebraut 9 Die Kikuyu in Kenia stellen aus Zuckerrohrsaft den Wein Muratina her Als Ferment dient die an der Sonne getrocknete und danach in Zuckerrohrsaft eingeweichte Frucht des Leberwurstbaums die dem sauerlichen Getrank seinen Namen gab Der Alkoholgehalt betragt 2 bis 9 Prozent 10 An der kenianischen Kuste wird aus dem Saft der Blutenkolben der Kokospalme der Palmwein Mnazi hergestellt Changaa ist ein hochprozentiger kenianischer Schnaps aus Getreidearten Weblinks BearbeitenKoloniale Getranke In Die Gartenlaube Heft 13 1893 S 218fEinzelnachweise Bearbeiten Richard Francis Burton The Lake Regions of Central Africa A Picture of Exploration London 1859 Kapitel 14 Village Life in East Africa S 366f Text Online PDF 31 2 MB Horst Grunder Geschichte der deutschen Kolonien 8 Auflage Brill Schoningh Paderborn 2012 ISBN 978 3 8252 5996 9 S 179 Paul Lindner Schizosaccharomyces Pombe n sp ein neuer Gahrungserreger In Wochenschrift fur Brauerei Band 10 1893 S 1298 1300 Michael McCall Rural Brewing Exclusion and Development Policy Making In Gender and Development Namd 4 Nr 3 Oktober 1996 S 29 38 hier Fussnote 1 auf S 37 Hans Hecklau Ostafrika Kenya Tanzania Uganda Wissenschaftliche Landerkunden Bd 33 Darmstadt 1989 Mike Battcock Sue Azam Ali Fermented Fruits and Vegetables A Global Perspective FAO Agricultural Services Bulletin Nr 134 1998 Chapter 3 Yeast Fermentations beschreibt die Herstellung Es gibt nichttraditionelle Rezepte zur Herstellung von Bananenbier bei denen die Maische erhitzt und anschliessend Zucker und Hefe zugesetzt wird Fur die Insel Ukerewe im Viktoriasee beschrieben in Aniceti Kitereza Die Kinder der Regenmacher Eine afrikanische Familiensaga Peter Hammer Verlag Wuppertal 1991 S 86ff M J R Nout Aspects of the manufacture and consumption of Kenyan traditional fermented beverages Universitat Wageningen 1981 S 9 11 Isaac O Kibwage u a Alcohoi Content of Traditional Brews and Miti ni Dawa in Kenya In East and Central African Journal of Pharmaceutical Sciences Band 1 Nr 3 1998 S 54 57 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pombe amp oldid 237169347