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Das Liebfrauenstift in Worms war ein Nebenstift des Domstifts Worms Sein ortliches Zentrum war die Liebfrauenkirche in Worms Liebfrauenstift vor 1689 Peter Hamman Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Aufschwung 3 Krise des 16 Jahrhunderts 4 Niedergang 5 Ende 6 Literatur 7 Weblinks 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenZum 31 Oktober 1298 grundete Bischof Bischof Emich I Raugraf von Baumburg unterstutzt von seinem Neffen dem Dompropst und spateren Bischof Heinrich III von Daun ein Kollegiatstift mit zwolf Kanonikern und gab ihm eine Ordnung Diese altesten Statuten sind im Wortlaut verloren Statuten sind erst von 1521 erhalten 1 Nach den Statuten sollten die Kanoniker gemeinsam Beten taglich zwei Messen lesen Tonsur tragen und im Stiftsbezirk wohnen 2 Das Kollegiatstift erhielt seinen Sitz an der Marienkapelle nordlich der Innenstadt von Worms wo zu diesem Zeitpunkt bereits seit 30 Jahren ein gotischer Neubau entstand die Liebfrauenkirche Bei der Grundung wurde zugleich festgelegt dass der Propst des Domstiftes auch Propst des neu gegrundeten Kollegiatstifts in Liebfrauen sein sollte der auch alle Kanonikate besetzen und alle Pfrunden vergeben durfte Alle Kanoniker mussten vor der Ernennung die Priesterweihe empfangen haben Neben dem Propst gab es als Leitungsamt noch einen von den Kanonikern gewahlten Dekan 3 Die Kanoniker gehorten ganz uberwiegend burgerlichen Familien aus Worms und dem unmittelbaren Umland an 4 Allerdings scheint es von Beginn an Schwierigkeiten gegeben zu haben mit der vorhandenen materiellen Ausstattung des Stifts diese Zahl von Kanonikern zu unterhalten Bereits im Jahr 1300 wird die Zahl der Kanonikate auf sechs halbiert die anderen sechs Stellen zu Vikariaten herabgestuft Um die Finanzkraft der Institution zu starken wurde 1308 die benachbarte Pfarrkirche St Amandus in das Stift inkorporiert 5 Aufschwung BearbeitenIm Laufe des 14 Jahrhunderts stabilisierte sich die wirtschaftliche Lage des Stifts und es trat haufig in Wirtschaftsgeschaften in der Stadt Worms und deren Umland auf 1367 vereinbarte Pfalzgraf Ruprecht I mit dem Liebfrauenstift und den anderen funf Stiften in Worms dass dieses den Mitgliedern seiner Familie ein Seelgerat gewahrte er das Stift dafur unter seinen Schutz stellte Der wirtschaftliche Aufschwung der Einrichtung hielt weiter an so dass das Stift am Ende des 15 Jahrhunderts 11 Kanonikerstellen und 13 Vikariate aufwies 6 Dazu beigetragen hat sicher auch die an der Liebfrauenkirche etablierte Marienwallfahrt und die Steuerfreiheit der Stiftsgeistlichkeit gegenuber der Stadt Weiter betrieb das Stift eine Schule Die war armlich ausgestattet und von einem nicht akademisch gebildeten rector scolarium geleitet 7 Die Verflechtung mit der burgerlichen stadtischen Fuhrungsschicht war eng Das Stift gewahrte der Stadt hohe Kredite und Burger engagierten sich beim Bau der Liebfrauenkirche Noch heute ablesbar ist das durch die Wappen der Zunfte in den Schlusssteinen des Chorumgangs der Liebfrauenkirche 8 In der Endphase des Kirchenbaus offiziell wurde er 1465 abgeschlossen wachten sogar zwei Ratsherren der Stadt uber die Baufinanzen 9 Die Stiftsgebaude befanden sich sudlich des Chors der Kirche und ostlich des Kreuzganges die Wohnhauser der Kanoniker wohl im Bereich zwischen dem inneren Mauerring der Stadtbefestigung Worms und der Kirche der heutigen Strasse Liebfrauenstift und westlich der Kirche 10 Eine barocke Stiftskurie blieb erhalten heute Liebfrauenring 19 11 Die Besitzungen des Stifts befanden sich im Bereich der Stadt Worms und in deren weiterem Umland beidseits des Rheins aber uberwiegend linksrheinisch Rechtsrheinisch gab es einige Besitzungen die zwischen Nordheim und Seckenheim positioniert waren Linksrheinisch erstreckten sie sich im Nordwesten von Freimersheim und Hillesheim bis in den Suden von Worms nach Kleinkarlbach und Oggersheim 12 Krise des 16 Jahrhunderts BearbeitenEin langer schwelender Streit zwischen Geistlichkeit auf der einen Seite und der Stadt auf der anderen Seite brach 1499 offen aus Kern der Auseinandersetzung waren wirtschaftliche Privilegien insbesondere die Steuerfreiheit des Klerus 1499 erklarte der Bischof das Interdikt uber die Stadt woraufhin der grosste Teil des Klerus die Stadt verliess darunter auch die Stiftsherren des Liebfrauenstifts die ins Exil nach Oppenheim gingen Die Stiftsherren nahmen dabei das wundertatige Marienbild Altarbilder und Ornate mit entfernten vorher noch Glockenseile und Kloppel um Lauten zu verhindern und schlossen die Schule Die stadtische Obrigkeit rachte sich indem sie das Stift behinderte die ihm zustehenden Ertrage in stadtischem Gebiet einzuziehen 13 Gleichzeitig sorgte sie fur die Seelsorge durch das Einwerben auswartiger Priester vornehmlich aus Bettelorden und hier wieder vor allem Dominikaner stellte das Glockenlauten sicher und liess sogar die Marienprozession durchfuhren Somit entstand dem Stift nicht nur wirtschaftlicher Schaden auch seine geistliche Autoritat wurde unterminiert Die Stiftsherren kehrten zwar 1509 zuruck aber die juristische Auseinandersetzung um die gegenseitigen Anspruche zog sich noch weitere zehn Jahre hin Das Stift bestand damals aus 9 Kanonikern und 13 Vikaren 14 In der Reformation wurde die Bevolkerung von Worms mehrheitlich lutherisch Fur das Stift bedeutete das einen drastischen Einbruch in Bedeutung und Einnahmen Gebuhren aus Seelsorgehandlungen und Spenden fielen weg Die Marienwallfahrt verlor erheblich an Bedeutung und wurde schliesslich aufgegeben 1565 musste das wundertatige Marienbild erneut evakuiert werden weil die Stiftsherren einen Bildersturm furchteten 15 Niedergang Bearbeiten nbsp Letztes erhaltenes Stiftsherrenhaus im Kern aus dem 18 Jahrhundert Anm 1 Im Dreissigjahrigen Krieg verschlechterte sich die Situation des Stifts weiter Das Stift versuchte den Niedergang zu bremsen indem die Altare aus der zerstorten Pfarrkirche St Amandus in die Liebfrauenkirche transferiert wurden und eine enge Zusammenarbeit mit den Kapuzinern vereinbart wurde Ihnen wurden Gebaude am Kreuzgang der Stiftskirche und die dort gelegene Jodokuskapelle zur Nutzung uberlassen wofur sie Gottesdienste in der Stiftskirche ubernahmen 1669 zahlte das Stift neben dem Dekan 16 noch funf Kanoniker Im Pfalzischen Erbfolgekrieges brannten Truppen Konig Ludwigs XIV die Stadt Worms 1689 nieder Auch die Liebfrauenkirche angrenzende Stiftsgebaude und 12 Kanonikerhauser brannten ab 17 die Bibliothek wurde vernichtet 18 1692 war das Gelande des Stifts Teil des Schlachtfeldes in einem Kampf zwischen Reichstruppen und franzosischem Militar Mehr als 15 Jahre dauerte es bevor das Stift seine Aktivitaten vor Ort wieder aufnahm An der Wende zum 18 Jahrhundert bestand es aus dem Dekan und einem weiteren Stiftsherren 1718 waren sie wieder zu sechst und das Stift erholte sich im Laufe des 18 Jahrhunderts zunehmend 1773 gab es 10 Kanoniker die in diesem Jahr vom Bischof auch erneuerte Statuten erhielten 19 Die inkorporierte Gemeinde von St Amandus bestand aber nur aus etwa 50 erwachsenen Personen was aber an der insgesamt vergleichsweise geringen Zahl von Katholiken in Worms lag Anm 2 20 Ende BearbeitenAb 1792 zeichnete sich das Ende fur das Stift ab Das Kapitel hatte an die franzosische Besatzung eine Zwangsabgabe in Hohe von 20 000 Livres zu leisten Am 9 Juni 1802 wurde das Stift Worms war inzwischen von Frankreich annektiert mit einem Konsularbeschluss Arrete des Consuls im rechtlichen Sinne eine Verordnung sakularisiert und formal aufgelost die kirchlichen Einrichtungen wurden der St Peters Gemeinde ehemals Dom zugeordnet und 1814 profaniert Bei der Auflosung bestand das Stift noch aus vier Kanonikern und sechs Domizellaren Die Vermogenswerte des ehemaligen Stifts wurden beschlagnahmt zu Nationaleigentum erklart und versteigert 21 Literatur BearbeitenChristian Decker Jurgen Keddigkeit und Tina Schobel Worms St Maria Kollegiatstift Liebfrauen Nebenstift des Doms In Jurgen Keddigkeit Matthias Untermann Sabine Klapp Charlotte Lagemann Hans Ammerich Hg Pfalzisches Klosterlexikon Handbuch der pfalzischen Kloster Stifte und Kommenden Band 5 Beitrage zur pfalzischen Geschichte Band 26 5 Institut fur pfalzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern 2019 ISBN 978 3 927754 86 7 S 853 893 Joachim Schalk Studie zu Besitz und Personal des Liebfrauenstifts Worms In Gerold Bonnen Hg Liebfrauen Worms 1298 1998 700 Jahre Stift 100 Jahre Pfarrei Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte Bd 86 1998 ISBN 978 3 929135 18 3 S 203 283 Weblinks BearbeitenKloster und Stifte in Rheinland Pfalz Kollegiatstift LiebfrauenAnmerkungen Bearbeiten Liebfrauenring 19 Auch die Domgemeinde hatte nur etwa 250 Mitglieder Decker Keddigkeit Schobel S 860 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl dazu Paul Habermehl Die Statuten des Wormser Liebfrauenstifts von 1521 In Gerold Bonnen Hg Liebfrauen Worms 1298 1998 700 Jahre Stift 100 Jahre Pfarrei Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte Bd 86 1998 ISBN 978 3 929135 18 3 S 71 133 Sie wurden von Stephan Alexander Wurdtwein ediert Nova subsidia diplomatica ad selecta juris ecclesiastici Germaniae et historiarum capita elucidanda Teil 12 Minerva Frankfurt 1969 Nachdruck der Ausgabe von 1789 Nr 3 S 37 96 Decker Keddigkeit Schobel S 861 Decker Keddigkeit Schobel S 854 861 Liste der namentlich bekannten Dekane ebd S 862 Decker Keddigkeit Schobel S 861 eine umfassende Darstellung zu den namentlich bekannten Mitgliedern findet sich bei Schalk Studie zu Besitz und Personal S 203 280 209 259 Decker Keddigkeit Schobel S 855 Decker Keddigkeit Schobel S 856 Decker Keddigkeit Schobel S 870 Decker Keddigkeit Schobel S 856 Decker Keddigkeit Schobel S 857 Decker Keddigkeit Schobel S 885f Irene Spille u a Stadt Worms Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler Rheinland Pfalz 10 Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 1992 ISBN 3 88462 084 3 S 120 Decker Keddigkeit Schobel S 867 Decker Keddigkeit Schobel S 857 Decker Keddigkeit Schobel S 858 Decker Keddigkeit Schobel S 858 Liste der Dekane bei Schalk S 267 Decker Keddigkeit Schobel S 858 886 Decker Keddigkeit Schobel S 870 Vgl Pirmin Spiess Die Statuten des Wormser Liebfrauenstifts von 1773 Ein erster Zugriff In Gerold Bonnen Hg Liebfrauen Worms 1298 1998 700 Jahre Stift 100 Jahre Pfarrei Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte Bd 86 1998 ISBN 978 3 929135 18 3 S 167 202 Decker Keddigkeit Schobel S 860 Decker Keddigkeit Schobel S 860 49 639088888889 8 3688611111111 Koordinaten 49 38 20 7 N 8 22 7 9 O Normdaten Korperschaft GND 3040169 0 lobid OGND AKS VIAF 133411060 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Liebfrauenstift Worms amp oldid 239472103