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Leopold Schonbauer 13 November 1888 in Thaya Niederosterreich 11 September 1963 in Wien war ein osterreichischer Chirurg Krebsforscher und Politiker Er gilt als Begrunder der Neurochirurgie in Osterreich und vertrat die OVP im osterreichischen Nationalrat Gedenktafel im 1 Hof des Alten AKH Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen und Wurdigungen 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach der Matura am Gymnasium in Prachatitz studierte Schonbauer Medizin an der Karl Ferdinands Universitat in Prag und schloss 1914 sub auspiciis imperatoris ab 1915 erlitt er im Kriegseinsatz eine Schussverletzung Nach der Ausheilung kam er zu einer mobilen Chirurgentruppe an die Klinik von Anton von Eiselsberg nach Wien Nach dem Krieg wurde Schonbauer Assistent bei Eiselsberg 1921 veroffentlichte er einen Bericht uber die Behandlung und Heilung eines Tetanusfalles mit Curare Dabei durfte es sich um eine der ersten Veroffentlichungen uber die Behandlungsart handeln Anschliessend absolvierte Schonbauer Studienaufenthalte in Boston Rochester Minnesota und Munchen wo er unter Anderen bei den Mayobrudern sowie 1926 bei Harvey Cushing 1869 1939 lernte 1930 stellte Leopold Schonbauer in der Gesellschaft der Chirurgen Wiens eine mit Erfolg operierte linksseitige Zwerchfellhernie bei einem drei Monate alten Saugling vor die er nach den heute allgemein gultigen Prinzipien korrigierte Aus seiner Tatigkeit als Konsiliarchirurg an der aus dem Jubilaumsfonds fur Kinder 1915 gestifteten Kinderklinik Glanzing hatte Leopold Schonbauer auch reichlich Gelegenheit Falle mit hypertropher Pylorusstenose chirurgisch zu behandeln und 1931 seine diesbezuglichen Erfahrungen zu publizieren 1930 kehrte er als Primar nach Wien ins Krankenhaus Lainz zuruck Anfanglich hatte er Schwierigkeiten mit dem sozialdemokratischen Burgermeister Karl Seitz wegen Anzeigen nach denen Schonbauer angeblich Patienten gezwungen haben soll sich die Krankenolung spenden zu lassen In diesem Zusammenhang fiel von Seitz das Zitat Schau n Sie Herr Primarius hier am Spitalstor hort die Politik auf Karl Seitz Schliesslich wurden beide Freunde Dazu stiess auch Julius Tandler Auf Schonbauers Auftrag wurde 1931 in Lainz Osterreichs erstes strahlentherapeutisches Institut mit der so genannten Tandlerschen Radium Kanone eingerichtet Wien kaufte damals funf Gramm Radium zur Bestrahlung von Krebspatienten Als dritte Stadt weltweit wurde Wien damit zu einem Zentrum der Krebsbekampfung 1 Schonbauer bearbeitete weite Teile der allgemeinen und speziellen Chirurgie v a jedoch untersuchte er Probleme bei der Bauchfellentzundung studierte die Erkrankungen der Schilddruse und die Pathologie und Therapie von Krebserkrankungen 1922 empfahl er die Verwendung von Pepsinhydrochlorid als Antisepticum zur Spulung der Bauchhohle bei Peritonitis Von Schonbauer stammen vielbeachtete Arbeiten zur Pathologie und Therapie von Hirnodem und Gehirnerschutterung Die Schrift Hirnchirurgie Erfahrungen und Resultate hrsg mit Hans Hoff zahlt zu den ersten deutschsprachigen Uberblicksdarstellungen dieses Gebiets Schonbauer begrundete in Lainz auch die Neurochirurgie in Osterreich 1930 wurde ihm die Leitung der Chirurgischen Abteilung am Krankenhaus Lainz der Stadt Wien ubertragen ao Prof 1933 Im September 1938 zum Direktor der Chirurgischen Klinik an der Deutschen Universitat Prag ernannt konnte Schonbauer diese Stellung wegen des Kriegsbeginns nicht mehr antreten und war stattdessen von 1939 bis 1960 Vorstand und Ordinarius an der I Chirurgischen Universitatsklinik im Allgemeinen Krankenhaus wo er im Zweiten Weltkrieg seine Klinik zu einem Mammutlazarett und Zentrum fur Neurochirurgie ausbaute Er richtete ausserdem ein Sonderlazarett fur Gehirn Ruckenmarks und Nervenverletzungen mit einem angeschlossenen Rehabilitationszentrum ein Wahrend seines Direktorates wurden wahrend der NS Zeit Patienten an einer Abteilung seines Spitals zwangssterilisiert die nach der NS Eugenik als nicht erbgesund galten Schonbauer beantragte am 10 April 1940 die Aufnahme in die Nationalsozialistischen Deutsche Arbeiterpartei und wurde am 1 Juli aufgenommen Mitgliedsnummer 8 121 441 2 3 1943 verlieh die Partei ihm das Treudienst Ehrenzeichen in der silbernen Sonderstufe 4 Entgegen den geltenden Bestimmungen zur Entnazifizierung wurde Schonbauer nach der Kapitulation zunachst nicht des Dienstes enthoben Begrundet wurde dies zum Teil mit einer spater legendar gewordenen Erzahlung nach der er einer SS Halbkompanie entgegen getreten sei und damit das Krankenhaus vor Kampfhandlungen bewahrt habe Erst Ende Marz 1946 wurde er formal zwar durch das Ministerkomitee im Bundeskanzleramt des Dienstes enthoben blieb jedoch bis auf weiteres im Dienst Dies erregte Ende 1946 den Unmut eines Medizinstudenten der in einem Schreiben an Dekan Heinrich Kahr sein Erstaunen ausserte nach der Ruckkehr aus der Kriegsgefangenschaft die wildesten Parteiganger an der Wiener Universitat noch wie zu Fuhrers Zeiten nicht nur in Amt und Wurden zu finden sondern frecher denn je schalten und walten zu sehen Schonbauer personlich sei ihm in Erinnerung von einer fulminante Rede im Horsalle sic der damaligen Klinik Fuhs gegen alle diejenigen die es wagen sollten die armen Selbstverstummler und sonstigen Desperados zu schutzen Schonbauer rechtfertigte sich in seiner Antwort mit der Angst vor kriegsgerichtlichen Untersuchungen Die Enthebungsverfugung gegen ihn wurde im Oktober 1947 aufgehoben Am 25 Mai 1948 wurde er schliesslich erneut zum ordentlichen Professor ernannt 5 nbsp Wiener Zentralfriedhof Ehrengrab von Leopold SchonbauerBis 1960 war Schonbauer auch provisorischer Leiter des Instituts fur Geschichte der Medizin der Universitat Wien bis dieses von Erna Lesky ubernommen wurde Im Jahr 1944 erschien unter seinem Namen das Werk Das medizinische Wien das jedoch grosstenteils auf Arbeiten seiner Privatassistentin Marlene Jantsch und ihrem Ehemann Hans beruhte 6 Als studentischer Sohn Eiselsberg und damit Enkel Billroths war Schonbauer zeit seines Lebens ein gluhender Bewunderer Billroths welchen er in seiner Funktion als arztlicher Direktor anlasslich Billroths 50 Todestages 1944 als Genie deutschen Geistes mit einem uberlebensgrossen Denkmal ehrte welches unubersehbar beim Haupteingang in das damalige Allgemeine Krankenhaus aufgestellt wurde Da kriegsbedingt kein Marmor zur Verfugung stand wurde das Denkmal zunachst in Gips gegossen und auf Bestreben Schonbauers spater durch den Bildhauer Michael Drobil in Stein gemeisselt Schonbauer verstarb am 11 September 1963 vermutlich nach einem Herzinfarkt im Stiegenhaus am Weg zu einem Kondolenzbesuch Er ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof Gruppe 32 C Nummer 26 Auszeichnungen und Wurdigungen Bearbeiten1950 Preis der Stadt Wien fur Naturwissenschaften 1958 Osterreichisches Ehrenzeichen fur Wissenschaft und Kunst 1958 Ehrenring der Stadt Wien 1958 Grosses Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland 1959 Billroth Medaille 7 Ehrenburger der Stadt Waidhofen an der Thaya Mitglied der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Kunste Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina Gedenktafel im 1 Hof der Alten Allgemeinen Krankenhauses Wien Buste im Foyer des Instituts fur Neurochirurgie des Neuen Allgemeinen Krankenhauses WienZahlreiche Strassen und Hofe sind nach Schonbauer benannt so zum Beispiel der 1970 erbaute Dr Leopold Schonbauer Hof im 14 Wiener Gemeindebezirk Penzing 8 1988 gab die Osterreichische Post ihm zu Ehren eine Sonderbriefmarke heraus Schriften Auswahl BearbeitenInsgesamt verfasste Schonbauer uber 500 Publikationen Mehr als 200 Arbeiten widmete er den Spezialgebieten Schilddrusenchirurgie und Neurochirurgie sowie der Karzinomforschung Zu den von ihm veroffentlichten wissenschaftlichen Werken gehoren Konservative Frakturbehandlung 1928 Hirnchirurgie gemeinsam mit Hans Hoff 1933 und sein Lehrbuch der Chirurgie zwei Bande 1950 Zur Medizingeschichte veroffentlichte er Das medizinische Wien 1944 2 Auflage 1947 Beitrage zur Geschichte der Medizin 1948 und Geschichte der Anasthesie 1950 ebenfalls 1950 erschienen die von ihm und Marlene Jantsch erganzten Lebenserinnerungen Julius Wagner Jaureggs 1950 Das medizinische Wien Urban amp Schwarzenberg Berlin 1944 Geschichte der Anasthesie Deuticke Wien 1948 Lehrbuch der Chirurgie 2 Bande Deuticke Wien 1950 Julius Wagner Jauregg Lebenserinnerungen Springer Wien 1950 hrsg und erganzt mit Marlene Jantsch Gesunder leben langer leben Europa Verlag Wien 1955 Das osterreichische Spital Hollinek Wien 1959 Literatur BearbeitenGabriela Schmidt Schonbauer Leopold In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 383 f Digitalisat Wolfgang Regal Michael Nanut Der Retter des Allgemeinen Krankenhauses In Arzte Woche Nr 22 2009 Springer Mai 2009 ISSN 1862 7137 springermedizin at Memento vom 5 Marz 2016 im Internet Archive abgerufen am 9 Dezember 2020 Weblinks BearbeitenLeopold Schonbauer auf den Webseiten des osterreichischen Parlaments Literatur von und uber Leopold Schonbauer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Leopold Schonbauer im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Leopold Schonbauer in der Datenbank Gedachtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederosterreich Museum Niederosterreich Leopold Schonbauer 1888 1963 Nachruf aus Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universitat fur das Studienjahr 1963 64 Wien 1964 S 64 66 In univie ac at Archiviert vom Original am 31 Marz 2003 abgerufen am 24 September 2018 Dr Leopold Schonbauer Hof im Wien Geschichte Wiki der Stadt WienEinzelnachweise Bearbeiten Julius Tandler In dasrotewien at Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie SPO Wien Hrsg abgerufen am 28 April 2011 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 39110695 Michael Wladika Doris Sottopietra Helmut Wohnout Zur Reprasentanz von Politikern und Mandaten mit NS Vergangenheit in der Osterreichischen Volkspartei 1945 1980 Eine gruppenbiographische Untersuchung Forschungsprojekt im Auftrag des Karl von Vogelsang Instituts Wien April 2018 S 106 vogelsanginstitut at PDF Linda Erker Schonbauer Gedenktafel In beyondarts at Abgerufen am 10 Januar 2023 ursprunglich veroffentlicht auf der Website der Universitat Wien Roman Pfefferle Hans Pfefferle Glimpflich entnazifiziert Die Professorenschaft der Universitat Wien von 1944 in den Nachkriegsjahren Vandenhoeck amp Ruprecht 2014 ISBN 978 3 8470 0275 8 S 190 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 27 April 2022 Brigitta Keintzel Wissenschafterinnen in und aus Osterreich Leben Werk Wirken Bohlau Verlag Wien 2002 ISBN 978 3 205 99467 1 S 334 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 27 April 2022 Gabriela Schmidt Schonbauer Leopold In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 383 f Digitalisat Dr Leopold Schonbauer Hof im Wien Geschichte Wiki der Stadt WienPrasidenten der Osterreichischen Universitatenkonferenz Ludwig Adamovich Johann Solch Wolfgang Denk Richard Meister Johannes Gabriel Alfred Verdross Drossberg Wilhelm Czermak Alfred Verdross Drossberg Leopold Schonbauer Johann Radon Carl Johann Jellouschek Johann Schima Erich Schenk Erwin Schneider Tassilo Antoine Othmar Kuhn Franz Arnold Roland Grassberger Albin Lesky Karl Fellinger Nikolaus Hofreiter Karl Hormann Fritz Schwind Walther Kraus Fritz Zerbst Richard Biebl Alexander Dordett Gunther Winkler Siegfried Korninger Franz Seitelberger Kurt Komarek Manfried Welan Richard Plaschka Hans Tuppy Walter Kemmerling Christian Brunner Werner Biffl Alfred Ebenbauer Johannes Hengstschlager Peter Skalicky Wolf Rauch Georg Winckler Christoph Badelt Hans Sunkel Heinrich Schmidinger Sonja Hammerschmid Oliver Vitouch Eva Blimlinger Oliver Vitouch interim Sabine Seidler Normdaten Person GND 129105112 lobid OGND AKS LCCN n84805686 VIAF 72462515 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schonbauer LeopoldKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Mediziner und Politiker OVP Abgeordneter zum NationalratGEBURTSDATUM 13 November 1888GEBURTSORT Thaya NiederosterreichSTERBEDATUM 11 September 1963STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leopold Schonbauer amp oldid 229690174