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Lehde niedersorbisch Ledy ist ein im Spreewald gelegenes Dorf im Landkreis Oberspreewald Lausitz in Brandenburg das seit dem 1 Mai 1974 als Ortsteil zur Stadt Lubbenau Spreewald gehort Am 31 Dezember 2022 hatte Lehde 144 Einwohner Die gesamte Dorfanlage steht unter Denkmalschutz Lehde Ledy Vorlage Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland Wartung AlternativnameStadt Lubbenau SpreewaldKoordinaten 51 52 N 13 59 O 51 863333333333 13 990277777778 50 Koordinaten 51 51 48 N 13 59 25 OHohe 50 m u NHNFlache 4 28 km Einwohner 144 31 Dez 2022 1 Bevolkerungsdichte 34 Einwohner km Eingemeindung 1 Mai 1974Postleitzahl 03222Vorwahl 03542Freilandmuseum LehdeFreilandmuseum Lehde Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Sprache und Tracht 4 Wirtschaft 5 Sehenswurdigkeiten 6 Personlichkeiten 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Ortsschild von Lehde an einer WasserstrasseWahrend im Jahr 1929 Lehde noch 298 Einwohner zahlte leben hier nur noch ungefahr 140 Menschen Stand 2022 Der Ort ist ein Inseldorf bestehend aus vielen Kaupen Uber Jahrhunderte war Lehde ausschliesslich auf dem Wasserweg zu erreichen Noch heute verfugen praktisch alle Grundstucke uber einen eigenen Zugang zu einem der vielen zwischen 0 8 und 1 Meter tiefen Fliesse die weitgehend die Funktion von Strassen haben Postanlieferung und Mullabfuhr finden auch heute noch auf dem Wasserweg statt In den Wintermonaten erfolgt die Postzustellung jedoch an Briefkasten die die Anwohner an der Landseite aufgestellt haben per Postfahrrad oder Auto Durch die ungewohnliche Lage Lehdes und einige erhaltene historische Spreewaldhauser ist das komplett unter Denkmalschutz gestellte Lehde ein beliebtes Ausflugsziel fur Touristen Vom Lubbenauer Grossen Hafen werden die Besucher in traditionellen Spreewaldkahnen in ungefahr 1 bis 1 5 Stunden nach Lehde gestakt Lehde ist jedoch auch zu Fuss per Fahrrad oder mit dem Auto erreichbar wobei die Schonheit und Besonderheit des Ortes vor allem von der Wasserseite aus zu erleben sind Sudlich an Lehde vorbei fuhrt der Gurkenradweg Einziger direkter Nachbarort der mit dem Auto erreichbar ist ist die Lubbenauer Kernstadt Geschichte Bearbeiten nbsp Fliess in LehdeDie erste urkundliche Erwahnung Lehdes erfolgte 1315 in einer Verkaufsurkunde der Standesherrschaft Lubbenau 2 Der Name durfte sich vom sorbischen ledo ableiten und bedeutet wuster oder unbebauter Fleck 3 Ursprunglich war Lehde ausschliesslich von Sorben bewohnt Zunachst wichtigster Erwerbszweig und vermutlich Anlass der Ansiedlung war der Fischfang in den fischreichen das Ortsgebiet durchziehenden Armen der Spree Noch heute verfugen viele Grundstucke uber ein im Grundbuch eingetragenes Fischereirecht wobei der Fischfang heute nur noch nebenberuflich betrieben wird Zuruckgehender Fischreichtum fuhrte spater zu einer starkeren Hinwendung zum Gemuseanbau fur den der Spreewald auch uberregional bekannt wurde Vor allem Gurken aber auch Zwiebeln Meerrettich Kurbisse Ruben und Kartoffeln wurden auf den kleinen kunstlich erhohten Horstackern angebaut Sowohl der Gemuseanbau als auch die betriebene Viehhaltung waren sehr aufwandig Anbau und Weideflachen waren haufig nur per Boot zu erreichen Ein weiterer Erwerbszweig war der Anbau von Leinen und das Weben mit Webstuhlen sowie das Flechten von Korben Nach dem Ende des Dreissigjahrigen Kriegs soll das komplett aus Holz in Blockbauweise errichtete Dorf Lehde einem Grossbrand zum Opfer gefallen sein 4 Im Jahr 1679 lebten ein Richter funf Kossaten ein Freisitzer und ein neuer Besitzer in Lehde Bis 1815 gehorte der Ort zum Kurfurstentum bzw ab 1806 zum Konigreich Sachsen nach der auf dem Wiener Kongress beschlossenen Teilung Sachsens wurde Lehde preussisch Bei der Gebietsreform von 1816 wurde der Ort dem Kreis Calau in der Provinz Brandenburg zugeordnet nbsp HolzhausIm Jahr 1818 hatte Lehde 13 Hauser und 70 Einwohner Drei waren als Gartner tatig zehn galten als Hausler Die Dorfschenke bildete den Mittelpunkt des Ortes Vor allem durch Erbteilung erhohte sich im Laufe des 19 Jahrhunderts die Zahl der Anwesen deutlich 1840 lebten 184 1846 dann 195 Menschen im Dorf Der Viehbestand wird 1839 mit 18 Ochsen und 76 Kuhen angegeben Um 1900 gab es in Lehde 43 Gehofte Grundlage des Wachstums war eine intensivere Viehhaltung ein verstarkter Gemuseanbau und ein guter Absatz des erzeugten Heus Raumlich dehnte sich Lehde vor allem nach Norden zum Dolzke Fliess aus 1882 wurden 266 im Jahr 1929 298 Einwohner gezahlt Die Gemeindeflache wurde mit 366 Hektar angegeben Kirchlich gehort Lehde zum Kirchspiel Lubbenau wohin die Kirchganger mit den Kahnen fuhren In den Jahren 1832 und 1849 brach die Cholera aus In Lehde starben 20 der Bevolkerung Als standiges Problem in der Geschichte Lehdes erwiesen sich die wechselnden Wasserstande der Spree Sowohl extreme Hochwasser als auch das Austrocknen von Fliessen fuhrten zu existenziellen Krisen Schwere Uberschwemmungen gab es nach einem starken Gewitterregen am 12 August 1875 Schlimmer noch waren mehrere Unwetter am 24 Juni 1907 Neben grossen Uberschwemmungen setzte auch Hagel ein mit Hagelkornern gross wie Huhnereier 5 Theodor Fontane besuchte im August 1859 Lehde In seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg beschreibt er es als Venedig im Kleinen Auch widmeten sich bekannte Maler in ihren Werken dem Ort und seiner Umgebung Bereits aus der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts stammen Werke des Christian Gottlob Hammer Bekannt sind auch die Arbeiten des Lubbenauers Max Carl Kruger Ab 1882 setzte organisierter Fremdenverkehr ein Der Gasthof Zum Frohlichen Hecht wurde zum Treffpunkt vieler vom Spreewald faszinierter Maler Lehde wurde auch zu einem Kunstlerdorf 1911 wurde der Stummfilm Der fremde Vogel mit Asta Nielsen hier gedreht einige Szenen entstanden am noch heute bestehenden Wohnhaus An der Lischka 7 nbsp Gebaude der Freiwilligen Feuerwehr mit Storchennest dahinter das Gemeindezentrum 2022 Im Jahr 1871 wurde ein neues Schulgebaude errichtet Wie das zuvor als Schule genutzte alte Blockhaus besass jedoch auch der Neubau nur einen Klassenraum in dem alle Kinder von der ersten bis zur achten Klasse gleichzeitig unterrichtet wurden Bis zu 60 Schuler 20 Madchen 40 Jungs wurden so unterrichtet 1952 wurde die Dorfschule geschlossen 6 Die Kinder gehen seitdem in Lubbenau zur Schule Fur die 1904 gegrundete Freiwillige Feuerwehr Lehdes wurde 1915 als erstes grosseres Loschgerat eine zweiradrige Abprotzspritze tragbare Feuerspritze auf einer Protze angeschafft Im Einsatzfall wurde sie auf einen Kahn gestellt zum Einsatzort gefahren und dort wieder ausgeladen Eine spater angeschaffte leichtere Spritze konnte vom Kahn aus in Betrieb genommen werden Im Winter 1915 musste die Feuerwehr tatsachlich einen grosseren Hausbrand loschen In den 1930er Jahren kam es zu einem weiteren grosseren Brand nbsp GefallenendenkmalErst im Jahr 1929 wurde eine Landverbindung zum benachbarten Lubbenau geschaffen bis dahin war der Spreewaldkahn das einzig mogliche Verkehrsmittel Der Lehder Gemeindevorsteher August Koal hatte sich uber langere Zeit fur den zunachst nur als Fussweg ausgefuhrten Weg eingesetzt Die Lehder Grundstuckseigentumer hatten die benotigten Grundstucke kostenfrei zur Verfugung gestellt In einem Fall war jedoch ein Enteignungsverfahren notwendig Die erforderlichen Baukosten wurden in Hohe von 2 500 Reichsmark durch einen Gastwirt und weitere 2 500 RM durch den Kreis mit den Stimmen von Sozialdemokraten Kommunisten Demokraten und Wirtschaftspartei gegen die Stimmen der Konservativen getragen Eine Stromversorgung Lehdes gibt es seit dem 21 November 1921 nachdem 1920 eine entsprechende Stromversorgungsgenossenschaft GmbH Lehde gegrundet worden war Im Ersten und Zweiten Weltkrieg verloren 43 Einwohner als Soldaten ihr Leben ein Gedenkstein erinnert daran nbsp Gehoft im Freilandmuseum LehdeNach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Lehde Teil der Sowjetischen Besatzungszone aus der im Oktober 1949 die DDR entstand Am 1 Juli 1950 wechselte die Gemeinde Lehde aus dem Landkreis Calau in den Landkreis Lubben Spreewald Bei der Gebietsreform im Juli 1952 wurde die Gemeinde dem Kreis Calau im Bezirk Cottbus zugeordnet Im Jahr 1957 wurde das Freilandmuseum Lehde eroffnet Hier werden inzwischen drei Gehofte aus dem Spreewald mit ihrer ursprunglichen Ausstattung gezeigt Im Juli 1984 wurde Lehde wegen seiner vielen historischen Blockbauten in die zentrale Liste fur Denkmalpflege der DDR aufgenommen Von 1962 bis 1965 errichteten Handwerker ein neues Spritzenhaus es wurde 2001 renoviert Kleine Flachen und nur schwer einsetzbare landwirtschaftliche Maschinen fuhrten dazu dass die kommerzielle Landwirtschaft im Kern des Spreewaldes praktisch nicht mehr betrieben und der traditionelle Anbau nur in kleinem Umfang fortgefuhrt wird Die heutigen uberregional vertriebenen Spreewaldprodukte stammen daher aus den mit normalen Produktionsmethoden bewirtschaftbaren Randbereichen des Spreewalds Am 1 Mai 1974 erfolgte die Eingemeindung nach Lubbenau 7 Seit der Wiedervereinigung gehort Lehde zum Land Brandenburg wo das Dorf bei der Kreisreform am 6 Dezember 1993 dem Landkreis Oberspreewald Lausitz zugeordnet wurde Lehde lebt seit den spaten 1990er Jahren vor allem vom Tourismus Sprache und Tracht BearbeitenBereits 1430 hatte die Standesherrschaft Lubbenau zu der Lehde gehorte die Verwendung der wendischen also niedersorbischen Sprache als Gerichtssprache verboten Zu diesem Zeitpunkt war Lehde noch rein sorbischsprachig In der Praxis wurde Sorbisch jedoch mangels Deutschkenntnissen in der Bevolkerung meist toleriert und auch amtliche Forderungen bei Bedarf in sorbischer Sprache geltend gemacht Im Jahr 1719 wurde Martin Muller als Dorfschullehrer eingesetzt zuvor hatten die Lehder das Recht die Schule in Lubbenau zu besuchen Muller teilte mit dass er der einzige im Dorf sei der der deutschen Sprache machtig sei Es erfolgte nun ein regelmassiger Deutschunterricht Das Erlernen auch der deutschen Sprache entsprach dem Wunsch der sorbischen Bevolkerung da mit der so besser moglichen Verstandigung auf Markten und Amtsstuben die personlichen Chancen deutlich besser waren Dem Dorfschullehrer drohte zeitweise die Entlassung da er Deutsch nur ungenugend lehre Seitens deutscher Behorden wurde immer wieder eine Germanisierung betrieben und versucht die sorbische Sprache aus Schulen Kirchen und Amtern zu verbannen So fand der letzte Gottesdienst in sorbischer Sprache in der fur Lehde zustandigen Kirche St Nikolai in Lubbenau 1867 statt Trotzdem hielt sich das Sorbische in Lehde verhaltnismassig lange als Umgangssprache Um 1884 zahlte Arnost Muka in Lehde 266 Einwohner 196 von ihnen sprachen Sorbisch 74 und bereits 70 Einwohner Deutsch nach seiner Auskunft sprach nur noch ein kleiner Teil der Schulkinder Sorbisch 8 Ernst Tschernik zahlte 1956 nur noch einen sorbischsprachigen Einwohner 9 Etwa um 1880 verschwand die bis dahin typische sorbische Tracht und wurde nicht mehr getragen Bereits um 1900 beherrschte kaum noch ein Lehder Schulkind die sorbische Sprache 1976 verstarb mit Marie Poppschotz die letzte sorbischsprachige und die sorbische Tracht tragende Einwohnerin in Lehde Einzelne Einwohner verstehen jedoch auch im 21 Jahrhundert noch Sorbisch und nutzen Worte und Redewendungen Auch in den Flurbezeichnungen haben sich sorbische Begriffe erhalten Wirtschaft Bearbeiten nbsp Gastehaus aus Holz in LehdeIm touristisch gepragten Lehde gibt es viele Gaststatten und kleine Pensionen Daruber hinaus besteht ein Handwerksbetrieb in dem seit 1884 Spreewaldkahne hergestellt werden Im Jahr 1995 waren 21 Bewohner Lehdes nebenberuflich als Fischer tatig Sehenswurdigkeiten Bearbeiten nbsp Eingang zum GurkenmuseumIn Lehde sind mehrere Blockbauten aus dem 18 und 19 Jahrhundert erhalten Von besonderer Bedeutung ist daruber hinaus das Freilandmuseum Lehde mit drei historischen Spreewaldgehoften Es handelt sich um das alteste Freilandmuseum Brandenburgs 10 Nordostlich des Dorfes liegt die historische Gaststatte Wotschofska Eine weitere bekannte Einrichtung ist das Gurkenmuseum zum Thema Spreewalder Gurken Personlichkeiten BearbeitenDer Berliner Maler Albrecht Gutjahr 1880 1956 lebte bis zu seinem Tod in Lehde Literatur BearbeitenChristel Lehmann Enders Ute Henschel Das Spreewalddorf Lehde Spreewald Museum Hrsg Lubbenau Lehde 1996 Heinz Dieter Krausch Burger und Lubbenauer Spreewald Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten von Burg und Lubbenau Akademie Verlag Berlin 1981 S 94 100 Theodor Fontane Wanderungen durch die Mark Brandenburg Band 4 Spreeland In den Spreewald Lehde auch kurz in Band 2 Oderland Das Oderbruch und seine Umgebung Die alten Bewohner Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lehde Ledy Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Spreewalddorf Lehde auf der Website der Stadt Lubbenau Verein zur Erhaltung und Forderung des Spreewalddorfes LehdeEinzelnachweise Bearbeiten Auskunft des Einwohnermeldeamtes der Stadt Lubbenau Spreewald vom 9 Januar 2023 Historisches Lehde Spreewalddorf Lehde abgerufen am 18 Marz 2023 Ernst Eichler Die Ortsnamen der Niederlausitz Domowina Verlag Bautzen 1975 S 71 Lehmann Enders Henschel Spreewalddorf Lehde Lehmann Enders Henschel Spreewalddorf Lehde S 15 Wolfgang Ader Eine Stadt macht Schule In Geschichte der Stadt Lubbenau 20 Jahrhundert 2004 S 211 Fritz Heese Vom Ackerburgerstadtchen zum Industriestandort In Geschichte der Stadt Lubbenau 20 Jahrhundert 2004 S 146 Arnost Muka Statistik der Lausitzer Sorben Domowina Verlag Bautzen 2019 ISBN 978 3 7420 2587 6 S 60 und 155 Ludwig Elle Sprachenpolitik in der Lausitz Domowina Verlag Bautzen 1995 Spreewald Informationen Lubbenau Hrsg Lubbenauer Viertel Spreewalddorf Lehde Flyer ohne Datumsangabe S 6 Orts und Gemeindeteile der Stadt Lubbenau Spreewald Lubnjow Ortsteile Bischdorf Wotsowc Boblitz Bobolce Gross Beuchow Buchow Gross Klessow Klesow Gross Lubbenau Lubn Hindenberg Zelnjojce Klein Radden Radync Kittlitz Dlopje Krimnitz Ksimnice Lehde Ledy Leipe 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