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Lactoris fernandeziana ist eine Pflanzenart die endemisch auf der vor Chile gelegenen Insel Robinson Crusoe vorkommt Sie ist die einzige Art der Gattung Lactoris und wird heute entweder in eine eigene Familie Lactoridaceae oder in die Familie der Osterluzeigewachse Aristolochiaceae eingeordnet Fossile Pollenfunde die dem Pollen der Art stark ahneln sind von nahezu allen Kontinenten bekannt Dies lasst vermuten dass das Verbreitungsgebiet der Familie einst deutlich grosser war sie dann aber uberall ausser auf Robinson Crusoe ausgestorben ist Der Bestand der Art auf dieser Insel wird auf nur etwa 1000 Exemplare geschatzt Lactoris fernandezianaIllustration von Lactoris fernandezianaSystematikKlasse Bedecktsamer Magnoliopsida MagnoliidsOrdnung Pfefferartige Piperales Familie LactoridaceaeGattung LactorisArt Lactoris fernandezianaWissenschaftlicher Name der FamilieLactoridaceaeEngl Wissenschaftlicher Name der GattungLactorisPhil Wissenschaftlicher Name der ArtLactoris fernandezianaPhil Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Blutenstande und Bluten 1 3 Fruchte und Samen 1 4 Sonstige Merkmale 2 Vorkommen und Standorte 3 Okologie 4 Systematik 5 Entwicklungsgeschichte 6 Botanische Geschichte 7 Belege 7 1 Einzelnachweise 7 2 Literatur 8 WeblinksBeschreibung BearbeitenVegetative Merkmale Bearbeiten nbsp Detailzeichnung der verwachsenen NebenblatterLactoris fernandeziana ist ein Strauch der Wuchshohen von uber 1 50 m erreicht 1 Die kleinen und einfachen Laubblatter stehen wechselstandig Die Blattspreiten sind umgekehrt eiformig ganzrandig und buchtig und wirken gepunktet durchscheinend Die Nebenblatter sind miteinander und mit der achszugewandten adaxialen Seite der Blattstiele verwachsen so dass um den Zweig herum eine Art Scheide gebildet wird Die Zweige verzweigen sich monopodial sind leicht zickzack artig und besitzen verdickte Knoten Diese Verdickung entsteht durch eine starkere Auspragung von Mark und Rindengewebe im Vergleich zu den Internodien Blutenstande und Bluten Bearbeiten nbsp Zeichnung der Blute ein Kelchblatt entfernt Die kleinen dreizahligen Bluten stehen einzeln in den Achseln oder an zwei bis vierblutigen traubenahnlichen Kurztrieben die keine Blutenstande im eigentlichen Sinne darstellen Die Bluten konnen zweigeschlechtlich oder rein weiblich sein wobei im letzteren Fall die Staubblatter nur als Staminodien ausgepragt sind Die weiblichen Bluten sind im Schnitt 2 7 mm lang die zweigeschlechtlichen Bluten im Schnitt 3 5 mm 2 Viele Autoren geben auch an dass rein mannliche Bluten mit verkummerten Stempeln gebildet werden dies konnte jedoch bei Untersuchungen am Standort der Pflanzen nicht bestatigt werden Beide Formen der Bluten treten gemeinsam an einer Pflanze auf so dass die Art als gynomonozisch gilt 2 An der Basis der Blutenstiele steht ein achszugewandtes Tragblatt Die drei Kelchblatter uberlappen sich dachziegelartig und sind im Schnitt etwa 2 4 mm 2 lang Kronblatter werden nicht gebildet Die Staubblatter stehen in zwei Kreisen aus je drei Stuck Sie sind kurz besitzen abgeflachte Staubfaden und nach aussen gewendete sich durch Schlitze offnende Staubbeutel Der Pollen wird in bestandigen Tetraden abgegeben Der innere Kreis der Staubblatter manchmal auch beide Kreise sind zu Staminodien umgewandelt Die drei Fruchtblatter stehen in einem einzigen Kreis und sind an der Basis miteinander verwachsen stehen aber ansonsten frei Der Fruchtknoten verjungt sich in einen kurzen Griffel mit einer herablaufenden Narbe In jedem Fruchtknoten befinden sich vier bis acht Samenanlagen die anatrop angeordnet sind Fruchte und Samen Bearbeiten Die Fruchte sind balgfruchtartig aufgebaut und geschnabelt Sie enthalten kleine Samen mit reichlich oligem Endosperm und einem sehr kleinen zwei Keimblatter tragenden Embryo Die Samenschale besteht nur aus einer etwas verdickten Innenwand die ubrige Zellstruktur ist zuruckgebildet Sonstige Merkmale Bearbeiten Die Chromosomenzahl ist 2n 40 es wird vermutet dass der Chromosomensatz tetraploid ist 3 Phytochemische Merkmale sind kaum bekannt einzig geringe Mengen an Kaempferol wurden nachgewiesen Vorkommen und Standorte Bearbeiten nbsp Lage der Juan Fernandez Inseln Verbreitungsgebiet der ArtDie Art kommt endemisch auf der zu den Juan Fernandez Inseln gehorenden Insel Robinson Crusoe vor Sie wachst dort in Waldern des Bergvorlandes in Hohenlagen zwischen 400 und 600 m Meist ist sie an relativ feuchten Standorten als unauffalliger Vertreter der Strauchschicht zu finden selten trifft man sie an sonnigen Waldlichtungen Zum Teil galt die Art bereits als ausgestorben oder nur durch weniger als 10 Exemplare uberlebend jedoch wurde der Bestand nach Expeditionen Anfang der 1990er Jahre auf etwa 1000 Exemplare geschatzt An den meisten Standorten waren weniger als 10 Pflanzen zu finden 3 Okologie BearbeitenBisher wurden an den Bluten von Lactoris fernandeziana keine Besucher die als Bestauber dienen konnten beobachtet Dies und das Fehlen von offensichtlichen Belohnungen fur Befruchter wie beispielsweise Nektar lassen vermuten dass die Bestaubung durch Wind oder Regen erfolgt Einige fruhe Autoren vermuteten dass kleine Kafer oder Fliegen die Bestauber sein konnten 2 Systematik BearbeitenLactoris fernandeziana wurde schon fruhzeitig anhand morphologischer Merkmale in die Ordnung der Pfefferartigen eingeordnet Molekularbiologische Untersuchungen platzieren die Art innerhalb der Ordnung nahe der Familie der Osterluzeigewachse Aristolochiaceae Ob die Art jedoch innerhalb dieser Familie zu platzieren ist oder sich eigenstandig entwickelt hat konnte bisher nicht genau geklart werden Die Angiosperm Phylogeny Group erkennt daher in der Systematik der Bedecktsamer nach APG II von 2003 die Familie Lactoridaceae vorubergehend an 4 Dem widersprechend fuhrt Peter Stevens auf seiner auf dem System nach APG II aufbauenden Webseite die Art als Teil der Osterluzeigewachse 5 Die 2008 erschienene 36 Auflage des Strasburgers fuhrt die Art jedoch wieder als eigenstandige Familie 6 Eine molekularbiologische Untersuchung die 105 Taxa aus der Ordnung der Pfefferartigen Piperales umfasste stellte Lactoris fernandeziana als Schwesterklade der Unterfamilie Aristolochioideae gegenuber Die Beziehungen zur zweiten Unterfamilie der Osterluzeigewachse den Asaroideae konnten jedoch nicht geklart werden Je nach verwendeter Methode wurde eine andere Hypothese uber die kladistischen Zusammenhange aufgestellt 7 Die erste auf der Methode der Parsimonie beruhende Hypothese gliedert Lactoris fernandeziana in die Osterluzeigewachse ein die Eidechsenschwanzgewachse Saururaceae und die Pfeffergewachse Piperaceae bilden wiederum eine Schwesterklade dazu Saururaceae Piperaceae Asaroideae Aristolochioideae Lactoris fernandezianaKladogramm nach 7 Untersuchungen nach der Bayesschen und der Maximum Likelihood Methode stellen jedoch die Asaroideae den Saururaceae und den Piperaceae gegenuber wodurch die Osterluzeigewachse auch ohne Eingliederung von Lactoris fernandeziana paraphyletisch werden wurden Lactoris fernandeziana Aristolochioideae Asaroideae Piperaceae SaururaceaeKladogramm nach 7 Entwicklungsgeschichte BearbeitenFossile Pollenkorner die den Lactoridaceae zugeordnet werden konnen sind aus Sudafrika Kanada den USA Australien Indien der Antarktis sowie aus Argentinien bekannt Dabei stammen die altesten aus der Kreidezeit Sudafrikas und werden auf ein Alter von 93 bis 76 Millionen Jahren datiert Die jungsten Funde stammen aus dem fruhen Miozan Argentiniens und sind damit auch die dem heutigen Verbreitungsgebiet nachsten Funde 8 Da die Juan Fernandez Inseln vulkanischen Ursprungs und nur etwa 4 Millionen Jahre alt sind und auch nie mit anderen Landmassen verbunden waren geht man davon aus dass die Art ein Uberrest einer alten Abstammungslinie ist die in den letzten 4 Millionen Jahren auf die Insel gekommen jedoch danach auf der restlichen Welt ausgestorben ist 3 Es wird angenommen dass sich die Lactoridaceae in Sudafrika entwickelt haben und sich noch wahrend der Kreidezeit von dort aus nach Amerika Indien die Antarktis und Sudamerika verbreitet haben Zum genauen Verbreitungsweg bis nach Sudamerika gibt es mehrere Theorien moglicherweise gab es auch mehrere Wege zu unterschiedlichen Zeiten 8 Botanische Geschichte BearbeitenDie Gattung Lactoris wurde 1865 von Rudolph Amandus Philippi mit der einzigen Art Lactoris fernandeziana erstbeschrieben Philippi selbst fand ein einziges Exemplar bei einer nur vier Tage dauernden Expedition auf die Juan Fernandez Inseln im November 1864 Der Name der Gattung leitet sich von einem alten lateinischen Namen einer Pflanze ab deren genaue Identitat nicht bekannt ist Das Artepitheton leitet sich vom Namen der Inselgruppe ab auf denen die Pflanze gefunden wurde 9 Als entsprechend den Regeln des ICBN gultige Erstpublikation wurde lange Zeit die Veroffentlichung Philippis in den Heften zu den Verhandlungen der Zoologisch Botanischen Gesellschaft in Wien angesehen Eine spanischsprachige Beschreibung in den Anales de la Universidad de Chile wurde jedoch wahrscheinlich schon Anfang Juni 1865 veroffentlicht die deutschsprachige jedoch kann nicht vor August desselben Jahres erschienen sein Somit gilt die spanischsprachige Veroffentlichung als gultige Erstbeschreibung der Art 10 Die Stellung der Art in Bezug auf andere Familien wurde von unterschiedlichen Autoren oftmals anders interpretiert Philippi selbst ordnete die Art in die Magnoliengewachse Magnoliaceae ein erwahnt aber dass sie moglicherweise eine eigene Familie darstellt Anhand der von Philippi verfassten Beschreibung in den Verhandlungen der Zoologisch Botanischen Gesellschaft in Wien platziert Eduard Fenzl in einer Anmerkung zu dieser Veroffentlichung die Art jedoch naher zu den Rosenapfelgewachsen Dilleniaceae 9 in den Genera plantarum von George Bentham und Joseph Dalton Hooker wird sie in die Tribus Saurureae entspricht der heutigen Familie der Eidechsenschwanzgewachse Saururaceae der Pfeffergewachse Piperaceae eingeordnet 11 Dem Vorschlag Philippis die Art in eine monotypische Familie zu platzieren folgt erst 1887 Adolf Engler durch die Beschreibung der Familie der Lactoridaceae auch er sieht wie Philippi die Familie nahe den Magnoliengewachsen Magnoliaceae 12 Einige Systematiker fuhrten Ende des 20 Jahrhunderts die Art auch mit dem Status einer monotypischen Ordnung Lactoridales Systematik nach Rolf und Gertrud Dahlgren 13 oder sogar einer Uberordnung Lactoridanae Systematik nach Armen Tachtadschjan 14 jedoch scheint die Eingliederung in die Ordnung der Pfefferartigen Piperales als gesichert 4 Belege BearbeitenEinzelnachweise Bearbeiten Die Informationen dieses Artikels entstammen zum grossten Teil den unter Literatur angegebenen Quellen daruber hinaus werden folgende Quellen zitiert Marcia Ricci Evaluation of conservation status of Lactoris fernandeziana Philippi Lactoridaceae in Chile In Biodiversity and Conservation Band 10 Nummer 12 Dezember 2001 S 2129 2138 doi 10 1023 A 1013189526734 a b c d Gabriel Bernardello et al Reproductive Biology of Lactoris fernandeziana Lactoridaceae In American Journal of Botany Band 86 Nummer 6 1999 S 829 840 a b c Daniel J Crawford et al Lactoris fernandeziana Lactoridaceae on the Juan Fernandez Islands Allozyme Uniformity and Field Observations In Conservation Biology Band 8 Nummer 1 Marz 1994 S 277 280 doi 10 1046 j 1523 1739 1994 08010277 x a b Angiosperm Phylogeny Group An update of the Angiosperm Phylogeny Group classification for the orders and families of flowering plants APG II In Botanical Journal of the Linnean Society Band 141 2003 S 399 436 Peter Stevens Aristolochiaceae In Angiosperm Phylogeny Website abgerufen am 5 Juli 2009 Andreas Bresinsky Christian Korner Joachim W Kadereit Gunther Neuhaus Uwe Sonnewald Strasburger Lehrbuch der Botanik Begrundet von E Strasburger Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2008 36 Aufl ISBN 978 3 8274 1455 7 a b c Stefan Wanke et al Evolution of Piperales matK gene and trnK intron sequence data reveal lineage specific resolution contrast In Molecular Phylogenetics and Evolution Band 42 2007 S 477 497 doi 10 1016 j ympev 2006 07 007 a b Juan Carlos Gamerro und Viviana Barreda New fossil record of Lactoridaceae in southern South America a palaeobiogeographical approach In Botanical Journal of the Linnean Society Band 158 Nummer 1 2008 S 41 50 doi 10 1111 j 1095 8339 2008 00860 x a b Rudolph Amandus Philippi Ueber zwei neue Pflanzen Gattungen Ein Schreiben an Hrn Prof u Director Dr Eduard Fenzl PDF 1 5 MB In Verhandlungen der Zoologisch Botanischen Gesellschaft in Wien 1865 S 517 524 Thomas G Lammers und Tod F Stuessy Lectotypification of Lactoris fernandeziana Philippi Lactoridaceae George Bentham und Joseph Dalton Hooker Piperacae In Genera plantarum Band 3 Reeve London 1883 S 127 Adolf Engler Uber die Familie der Lactoridaceae In Botanische Jahrbucher fur Systematik Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie Band 8 Leipzig 1887 S 53 56 James L Reveal Validation of Ordinal Names of Extant Vascular Plants In Novon Band 2 1992 S 238 240 James L Reveal und Alexander B Doweld Validation of Some Suprageneric Names in Magnoliophyta In Novon Band 9 1999 S 549 553 Literatur Bearbeiten Klaus Kubitzki et al Hrsg The Families and genera of vascular plants Band II Flowering Plants Dicotyledons Magnoliid Hamamelid and Caryophyllid Families Springer Verlag 1990 ISBN 978 3 540 55509 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lactoris fernandeziana Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Dieser Artikel wurde am 14 Juli 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lactoris fernandeziana amp oldid 194548516