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Dieser Artikel befasst sich mit dem Berg in Thuringen Zu anderen Bedeutungen siehe Konstein Der Kohnstein ist ein 334 9 m u NHN 1 hoher Berg im Sulfatkarst des sudlichen Harzvorlandes nahe Nordhausen im Landkreis Nordhausen 2 in Thuringen KohnsteinDer Kohnstein aus Richtung Niedersachswerfen 1945 Hohe 334 9 m u NHN 1 Lage nahe Nordhausen Landkreis Nordhausen Thuringen DeutschlandGebirge HarzKoordinaten 51 32 26 N 10 44 6 O 51 540444444444 10 735055555556 334 9 Koordinaten 51 32 26 N 10 44 6 OKohnstein Thuringen Im Berg entstand durch den Gesteinsabbau ein umfangreiches Stollensystem das wahrend des Zweiten Weltkriegs durch Haftlinge des nahen KZ Mittelbau Dora zur Produktionsstatte Mittelwerk fur Rustungsguter umgebaut und erheblich erweitert wurde Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 1 1 Lage 1 2 Naturraumliche Zuordnung 2 Geologie 3 Geschichte 4 Bergbau 5 Tourismus und Wandern 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenLage Bearbeiten Der Kohnstein liegt im Sudharz im Naturpark Sudharz Sein uberwiegender Teil mit dem Berggipfel zahlt zum Ortsteil Salza Stadt Nordhausen ein kleiner Teil im Nordosten zu Niedersachswerfen einem nordostlich des Bergs liegenden Ortsteil der Gemeinde Harztor und ein Stuck im Nordwesten zur Stadt Ellrich mit dem Ortsteil Woffleben nordwestlich des Bergs Der Kohnstein ist Teil des Geoparks Harz Braunschweiger Land Ostfalen Nordostlich bis ostlich vorbei am Berg fliesst die Zorge die hier die Bere aufnimmt Am Fusse des Kohnsteinmassivs liegt der Hirschenteich ein kunstlich angestauter Weiher Naturraumliche Zuordnung Bearbeiten Der Kohnstein liegt in der naturraumlichen Haupteinheitengruppe Thuringer Becken mit Randplatten Nr 48 auf der Grenze der Untereinheiten Liebenroder Hugelland 484 0 im Suden die zur Haupteinheit Nordthuringer Hugelland 484 gehort und Walkenrieder Zechsteinhugelland 485 0 im Norden die zur Haupteinheit Sudharzer Zechsteingurtel 485 zahlt Die Landschaft fallt nach Norden in den Westzipfel des zur Untereinheit Talfluren der sudlichen Harzflusse 485 3 gehorenden Naturraums Beretal 485 31 ab 3 Geologie Bearbeiten nbsp Anhydrit Geroll am Fusse des KohnsteinDas aus Gips Anhydrit Alabaster und Marienglas bestehende bis zu 200 Meter machtige Gesteinsvorkommen des Kohnsteins wurde seit dem Mittelalter abgebaut und ab 1860 in Fabriken verarbeitet 4 Das Gestein entstand im Perm vor 299 bis 251 Mio Jahren in der von Geologen sogenannten Werra Folge die in den Oberen und Unteren Werra Anhydrit sowie das Werra Salz unterschieden wird 5 In diesem Berg wurde dieses Gestein abgebaut und wirtschaftlich vor allem fur Mortel und Bausteine verwendet Gegenwartig wird es hauptsachlich fur die Estrich und Gipskartonplatten Herstellung verwertet Es finden sich bekannte und typische Karsterscheinungen wie Dolinen Hohlen Ponore Quellen sowie diverse Felsformationen die in einem Zuge zu erwandern sind Geschichte BearbeitenSeit der Jungsteinzeit siedelten Menschen im Tal der Zorge und nutzten den Kohnstein mit seinen steil zum Tal abfallenden Hangen als naturlich geschutzten Platz Auf dem Kohnstein wurden insbesondere auch Wollnashorn und Mammutknochen gefunden In der Hallstattzeit wurde auf der Hochflache mit dem Bau einer Wallburg begonnen doch noch vor der Fertigstellung wurde die Anlage durch Feuer zerstort Inzwischen hat der Tagebaubetrieb die Flache der einstigen Wallburg restlos abgetragen 6 7 Anfang des 14 Jahrhunderts taucht der Berg als Kansteyn in den Quellen auf 8 Ab 1366 liessen die Hohnsteiner Grafen am Kohnstein die Schnabelsburg errichten Bergbau Bearbeiten nbsp Anhydrit Abbau am KohnsteinAb 1917 liess die Badische Anilin amp Soda Fabrik BASF durch das Ammoniakwerk Merseburg Sulfatgestein im Kohnstein durch das Gipswerk Niedersachswerfen abbauen Als der hauptsachlich uber Tage vorgenommene Abbau dieser Gesteine Mitte der 1930er Jahre nicht mehr wirtschaftlich rentabel war wurde die Forderung des Gesteins auch unter Tage vorangetrieben Die daraus entstehende Stollenanlage im Kohnstein sollte dem Deutschen Reich in der Zeit des Nationalsozialismus als unterirdisches Treibstofflager dienen Die Arbeiten am Treibstofflager begannen im Juli 1936 und wurden bis Sommer 1943 fortgesetzt 9 Nach der Bombardierung der Heeresversuchsanstalt Peenemunde im August 1943 fiel die Entscheidung die Produktion der V2 Rakete sowie der V1 Flugbombe von Peenemunde unter Tage zu verlagern Als kunftiger Standort wurde die bereits existierende Stollenanlage im Kohnstein ausgewahlt 10 die anschliessend durch Haftlinge des in der Nahe angelegten KZ Mittelbau Dora zur Produktionsstatte fur Rustungsguter umgebaut und erheblich erweitert wurde In der Zeit von Januar 1944 bis Marz 1945 wurden im Mittelwerk hauptsachlich Vergeltungswaffen Flugkorper vom Typ V1 und V2 produziert 11 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung des KZ Mittelbau Dora wurde das Gebiet des Kohnsteins zunachst von amerikanischen Truppen besetzt und am 1 Juli 1945 in sowjetische Militarverwaltung ubernommen welche im Sommer 1947 die Stollenzugange zerstoren liess 12 Das Stollensystem war bis zur Deutschen Wiedervereinigung fur Besucher verschlossen 13 Zur Zeit der DDR wurden durch die Leunawerke am Kohnstein etwa 2 Mio Tonnen Anhydrit jahrlich im Tagebau abgebaut was etwa 45 Prozent der damaligen Weltanhydritforderung entsprach Die Hauptmenge des geforderten Anhydrits wurde fur die chemische Industrie z B Schwefelsaure und Zement Produktion und auch zur Herstellung von Baustoffen z B Anhydritbinder bzw Fliessanhydritestrich verwendet 14 Nach dem Krieg war dann die AG fur Mineraldunger bzw Chemiewerk Leuna in sowjetischer Hand SAG Ab 1951 erfolgte die Umbenennung in Leuna Werke Walter Ulbricht 1954 dann DDR Volkseigener Betrieb VEB VEB Leuna Werke Walter Ulbricht Gipswerk Niedersachswerfen Das Gipswerk Niedersachswerfen gehorte als exterritorialer Betriebsteil bis zur Umwandlung des VEB in die LEUNA WERKE AG zum 1 Juli 1990 zur Betriebsdirektion Stickstoffprodukte danach zum Geschaftsbereich TA Technische Gase anorganische Grundstoffe Es erfolgte eine Umbenennung in Harzer Anhydritwerke 15 Bis 1987 sind nach einer Schatzung 79 Mio t Gips und Anhydritprodukte geliefert worden Fur das Jahr 1990 kumulierte sich die ca 60 Jahre laufende Nutzgesteingewinnung Anhydrit Gips ohne Dolomit auf ca 84 Mio t bei ca 34 Mio t Abraum der insbesondere an der nordliche Tagebauflanke deponiert wurde 16 Uber die Treuhandanstalt kam der Kohnstein am 30 September 1992 in den Besitz des privaten bayerischen Bergwerksunternehmens Wildgruber WICO das die Anhydritvorkommen durch die FBM Baustoffwerk Wildgruber GmbH amp Co Anhydritwerke KG mit Sitz in Niedersachswerfen ausbeuten liess Dabei erwarb Wildgruber nur den Berg nicht aber das Stollensystem und die darin verbliebenen Uberreste des Mittelwerks was in den folgenden Jahren wiederholt zu Konflikten zwischen Unternehmen und Denkmalschutzern fuhrte Im Dezember 2002 musste Wildgruber das Gipswerk am Kohnstein schliessen Im Februar 2004 ubernahm die Firma Knauf Gips die WICO und damit auch 72 der Anteile am Steinbruch im Kohnstein 17 Tourismus und Wandern Bearbeiten nbsp Heutiger Zugang zum Stollensystem im KohnsteinAm Kohnstein entlang fuhrte der Kaiserweg alte Heerstrasse auf dem nun wie auch auf dem vorbeifuhrenden Karstwanderweg gewandert werden kann Bei der Schnabelsburg existierte lange Zeit eine populare Ausflugsgaststatte Am Maienkopf gab es ab 1934 eine Freilichtbuhne die 500 Sitzplatze bot Ab Ende 1991 wurde im Zuge der Neugestaltung der KZ Gedenkstatte Mittelbau Dora ein neuer Zugangsstollen zur Stollenanlage im Kohnstein angelegt Durch Mitarbeiter der Gedenkstatte sind seit 1995 Fuhrungen durch einen kleinen Teil des Stollensystems moglich 18 nbsp Der Hirschenteich sudlich des KohnsteinsEtwa 600 m nordwestlich der KZ Gedenkstatte und rund 550 m ostlich des Berggipfels treffen mehrere Wald und Forstwege auf dem Komodienplatz 51 54 10 743611111111 ca 300 m u NHN 1 aufeinander Hier feierte das 1835 gegrundete Realgymnasium des Nordhauser Wilhelm von Humboldt Gymnasiums Maienfeste und fuhrten Schuler auch lateinische Komodien auf 19 Der Komodienplatz war bis 2016 als Nr 99 20 in das System der Stempelstellen der Harzer Wandernadel einbezogen Der massive Abbau im 20 Jahrhundert hat Wunden hinterlassen besonders am Kohnstein Auch aktuell besteht ein Konflikt zum Gipsabbau in der Region Einerseits besteht ein Bedarf und ein wirtschaftliches Interesse an der Rohstoffgewinnung Andererseits wird zweifellos beim Neu Abbau der Gipsrinde die in hunderttausenden von Jahren geformte Landschaft stark verandert Oberflachenformen und Karsterscheinungen gehen fur immer verloren Unter Schutz steht die Gangertalshohle Diese wurde nach ihrer Entdeckung 1921 und Teilnutzung wieder verschlossen Die Laughohle hat einige Phanomene aufzuweisen einen Hohlenteich ein ca 170 m grosser Raum abzweigende Gange die offenbar nie weiter erforscht worden sind In ihrem Grundriss ahnelt diese Laughohle dem Riss Italiens 21 Literatur BearbeitenTim Schafer Fotos Fakten Fanatismus die Stollen des Mittelwerkes der SS im Kohnstein b Nordhausen vom WiFo Auftrag des RKM Reichskriegsministeriums amp Lager fur Reichsmarschall Hermann Goring uber SS Brigadegeneral Dr Ing Hans Kammler Rustungsverlagerung und zur Haftlingsholle des Arbeitslager und KZ Mittelbau Dora in Nazideutschland 1918 1945 Iffland Nordhausen Salza 2005 ISBN 3 939357 00 6 Udo Breger Der Raketenberg Kohnstein Dora und die V2 Peter Engstler Ostheim Rhon 1992 ISBN 3 9801770 7 6 Hilmar Romer Kleine Kohnsteinfibel reproFactory Nordhausen 2010 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kohnstein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Kohnstein in Geopark Harz Braunschweiger Land Ostfalen auf karstwanderweg de pdf 127 51 kB Grundriss des Stollensystems im Kohnstein auf hamburgerunterwelten de Nutzung des Stollensystems im Kohnstein abgerufen am 26 April 2017 auf peterhall de Geopark Landmarke 7 Kohnstein Thuringer Sudharzrand auf karstwanderweg de Josef Tauchmann Ein historisch geographischer Lehrpfad zum Salza Spring Gedenkstatte Mittelbau Dora und Kohnstein 1984 auf karstwanderweg de Blick zum Kohnstein auf karstwanderweg deEinzelnachweise Bearbeiten a b c Karten und Daten des Bundesamtes fur Naturschutz Hinweise Landkreis Nordhausen bei Freistaat Thuringen Thuringer Landesanstalt fur Umwelt und Geologie Jurgen Sponemann Geographische Landesaufnahme Die naturraumlichen Einheiten auf Blatt 100 Halberstadt Bundesanstalt fur Landeskunde Bad Godesberg 1970 Online Karte PDF 4 7 MB Die Karstlandschaft des Landkreises Nordhausen auf karstwanderweg de abgerufen am 22 Dezember 2009 Werra Folge Memento vom 4 September 2012 im Webarchiv archive today in Gesteine Veroffentlichung des Fachbereichs Geologie an der Fu Berlin vom 22 Dezember 2009 Hilmar Romer Bodendenkmale in und Niedersachswerfen In Meyenburg Museum Hrsg Beitrage zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen Heft 12 Nordhausen 1987 S 32 Michael Kohler Thuringer Burgen und befestigte vor und fruhgeschichtliche Wohnplatze Jenzig Verlag Jena 2001 ISBN 3 910141 43 9 S 98 161 Wilhelm Vahlbruch Heimatbuchlein der Grafschaft Hohnstein im Kreise Ilfeld Sudharz Crimderode 1927 Online Jens Christian Wagner Produktion des Todes Das KZ Mittelbau Dora Gottingen 2001 S 146ff Jens Christian Wagner Konzentrationslager Mittelbau Dora 1943 1945 Begleitband zur standigen Ausstellung in der KZ Gedenkstatte Mittelbau Dora Gottingen 2007 S 32f Jens Christian Wagner Konzentrationslager Mittelbau Dora 1943 1945 Begleitband zur standigen Ausstellung in der KZ Gedenkstatte Mittelbau Dora Gottingen 2007 S 45ff Jens Christian Wagner Konzentrationslager Mittelbau Dora 1943 1945 Begleitband zur standigen Ausstellung in der KZ Gedenkstatte Mittelbau Dora Gottingen 2007 S 152f Sebastian Christ Spuren der Geschichte Uberreste eines Mordregimes in Der Spiegel Special Ausgabe 3 2005 vom 9 Mai 2005 F Kaminski G Lungwitz Einsatzmoglichkeiten von Anhydrit im Bauwesen Studie Bauakademie der DDR Institut fur Baustoffe Berlin 1984 Notiz RA Werner Popp Leuna Sammlung Tim Schafer Aufstellung Gipswerk Niedersachswerfen Chronik Gipswerk Helmut Mandel Sammlung Tim Schafer Bestand Ing Fritz Karl Aktuell Gipsmarkt Nachrichten auf naturschatz org Jens Christian Wagner Konzentrationslager Mittelbau Dora 1943 1945 Begleitband zur standigen Ausstellung in der KZ Gedenkstatte Mittelbau Dora Gottingen 2007 S 3180 Foto einer Infotafel zum Komodienplatz auf jensunterwegs de Harzer Wandernadel Veranderte Stempelstellen seit 16 04 2016 auf harzer wandernadel de siehe hierzu auch ehemalige Stempelstelle 99 Komodienplatz Memento vom 6 Februar 2013 im Webarchiv archive today aus harzer wandernadel de vgl Infopunkt Kohnstein Niedersachswerfen SchulstrasseNormdaten Geografikum GND 7665586 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kohnstein amp oldid 236133725