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Das Kloster St Georg seit 1806 Schloss Isny ist eine im Jahr 1096 gegrundete ehemalige Benediktinerabtei in Isny im Allgau und bestand als kleine Reichsabtei von 1782 bis zur Sakularisation Das Kloster vor der Barockisierung Detail eines Abtgemaldes1803 ubernahm der aus dem Rheinland stammende Graf Otto von Quadt Wikradt als Entschadigung fur die verlorene linksrheinische Herrschaft Wickradt die Reichsabtei und die Reichsstadt Isny 1806 mediatisierte das neue Konigreich Wurttemberg die erst dreijahrige Grafschaft Isny Die ehemalige Reichsabtei verblieb im personlichen Besitz der Grafenfamilie die die Konventsgebaude als Schloss nutzte und behutsam umbaute 1942 wurde das Schloss an die Stadt Stuttgart verkauft die es als Krankenhaus und als Pflegeheim nutzte Nach der Schliessung des Heims 1996 gingen die Gebaude in den Besitz einer Stiftung von Isnyer Burgern uber Die Klosterkirche wurde schon 1868 der Stadt geschenkt und so zur Pfarrkirche St Georg und Jakobus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Kloster und Stadt im Mittelalter 1 2 Protestantische Stadt katholische Abtei 1 3 Sakularisation Umwandlung in ein Schloss 2 Baugeschichte 2 1 Zerstorung und Wiederaufbau 2 2 Barockanlage mit Rokokoschmuck 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenGeschichte Bearbeiten nbsp Isny und das Kloster vor und nach dem Brand von 1631 nbsp Die Abtei Isny im Jahr 1737 St Georg und Jakobus ist noch Klosterkirche nbsp Das Schloss im Jahr 2010 Stadtische Galerie im SchlossKloster und Stadt im Mittelalter Bearbeiten Das Kloster St Georg wurde 1096 durch die Grafen von Altshausen Veringen gestiftet und im selben Jahr zur Abtei erhoben 1106 wurde die Stiftung durch Papst Paschalis II bestatigt Gegen Ende des 12 Jahrhunderts wurde in Isny auch ein Benediktinerinnen Konvent eingerichtet der jedoch um 1189 nach Rohrdorf verlegt wurde 1171 uberliess das Kloster dem Schirmvogt dem Grafen von Veringen in einem Tauschvertrag das sudlich und westlich an das Kloster grenzende Land fur die Grundung einer Stadt anstelle der bereits grossen Siedlung vor den Klostermauern die nun als Marktsiedlung ausgebaut wurde Die Geschichte des Klosters ist seither nicht mehr von der Geschichte der Stadt Isny zu trennen 1281 verlieh Konig Rudolf von Habsburg auf Betreiben seines engen Vertrauten Heinrich von Isny dem Ort das Lindauer Stadtrecht 1 Ein Stadtbrand 1284 und die grossen Pestepidemien von 1349 und 1350 waren fur die Stadt vorubergehende Ruckschlage fur die Abtei bedeuteten sie beinahe das Ende Die Pest hatte den gesamten Konvent hingerafft Nur dank des neuen Schirmvogts des Erbtruchsessen von Waldburg der den Pfarrer der Stadtkirche kurzerhand als Abt einsetzte uberlebte das Kloster Die Stadt konnte sich 1365 vom hochverschuldeten Truchsess freikaufen und wurde reichsunmittelbar Protestantische Stadt katholische Abtei Bearbeiten Wie die meisten Reichsstadte nahm Isny 1529 die vorerst von Zwingli gepragte Reformation an und trat dem Schmalkaldischen Bund bei Die Abtei war inzwischen unter dem Abt Philipp von Stein 1501 1532 mit Hilfe von Monchen aus Blaubeuren und Wiblingen einer strengen Reform unterworfen worden Die Klausur wurde durch eine neue Ringmauer gegen die Stadt betont Arg bedrangt von den Stadtburgern die 1534 auch einen Bildersturm im Kloster veranstalteten blieb der Konvent dank der Hilfe der Truchsessen von Waldburg bei der alten Religion und uberlebte wenn auch arg dezimiert 1548 waren nur noch der Abt und drei Monche im Kloster Mit der inzwischen durch wirtschaftlichen Niedergang und Weberaufstande mitgenommenen Reichsstadt einigte sich die Abtei auf Uberlassung der Pfarrkirche St Nikolaus als evangelische Stadtkirche Kurzfristig teilte die Abtei das Los mit der Stadt und stand um 1607 vor dem Konkurs Isny war das Sorgenkind der Oberschwabischen Benediktinerkongregation deswegen wollte der Abt von Weingarten die Abtei Isny auflosen und als Priorat fuhren Da aber der eingesetzte Administrator der Prior Wolfgang Schmid die Okonomie und die Ordenszucht wieder ordnen konnte und 1612 1617 die Konventanlage umbaute die spatgotische Kirche und die Marienkapelle umgestaltete und sie mit neuen Altaren ausstattete wurde er 1617 als Abt gewahlt 1631 musste er erleben wie alles im grossen Stadtbrand wieder zerstort wurde Der Dreissigjahrige Krieg hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt nur mit Durchzugen und Quartiernahmen bemerkbar gemacht verhinderte nun aber durch Besatzungen Plunderungen und Kontributionen den Wiederaufbau von Stadt und Kloster Die Reichsstadt erholte sich wirtschaftlich bis zu ihrer Auflosung 1803 nicht mehr Das Kloster hingegen 1646 von den Schweden das letzte Mal ausgeplundert konnte sich dank einer Reihe von okonomisch klugen Abten und mit Unterstutzung der Abtei Weingarten erholen und einen bisher nicht gekannten Wohlstand erreichen Dies ermoglichte der Abtei auch bereits 1675 wichtige landesherrliche Rechte von den Truchsessen von Waldburg zu erwerben Bis 1781 konnte sie sich endgultig freikaufen und als jungste Reichsabtei im Schwabischen Reichspralatenkollegium ihren Sitz einnehmen Sakularisation Umwandlung in ein Schloss Bearbeiten Als 1803 Graf Otto von Quadt Wikradt die Reichsabtei und die Reichsstadt Isny ubernahm wurde fur die Abtei ein Reinertrag von 19 000 Gulden bei Schulden von 114 000 Gulden berechnet Die Reichsabtei bestand noch aus dem Abt und 13 Konventualen ihr Gebiet umfasste 80 Feuerstellen war also winzig klein im Vergleich zu anderen Reichsabteien 1806 mediatisierte das neue Konigreich Wurttemberg die erst drei Jahre alte Grafschaft Isny Weder der Graf noch die 1500 Einwohner der praktisch bankrotten Stadt waren daruber unglucklich Die ehemalige Reichsabtei verblieb im personlichen Besitz des Grafen Die Familie nutzte die Konventgebaude als Herrschaftssitz als Schloss Die katholische Pfarrgemeinde zu der nun auch die wenigen katholischen Einwohner der mehrheitlich protestantischen Stadt zahlten konnte die ehemalige Klosterkirche nutzen Sie wurde ihr 1868 von der graflichen Familie zu Eigentum uberlassen Der Innenraum blieb im 19 Jahrhundert vor groberen Eingriffen verschont Korrekturen fanden bei der letzten umfassenden Restaurierung 1994 1996 statt Das Schicksal der ehemaligen Konventgebaude ist weniger glucklich Auf Wunsch der Stadt Isny verkaufte die grafliche Familie die kaum veranderten Gebaude 1942 an die Stadt Stuttgart die das sogenannte Schloss fur die Hitlerjugend zur Erholung und Schulung nutzen wollte Die Kriegslage war 1944 der Grund die Gebaude als Hilfskrankenhaus herzurichten Als Krankenhaus diente es auch nach dem Krieg als es 1953 1954 zum Zweck der Weiterverwendung als geriatrische Klinik und Pflegeheim umgebaut wurde 1996 musste die Stadt Stuttgart das Heim schliessen Eine private Stiftung ubernahm die inzwischen mehrfach umgebauten Konventbauten nachdem die Stadt den Kauf verweigert hatte Soweit noch moglich wurden die Gebaude restauriert In einigen Raumen betreibt heute die Stadt Isny als Mieterin eine stadtische Kunsthalle mit der Moglichkeit der Besichtigung des ehemaligen Refektoriums Seit 2010 ist hier auch die Stadtische Galerie im Schloss sowie die private Kunsthalle von Friedrich Hechelmann 2 zu finden Die offiziellen Bezeichnungen zeigen dass die kurze Schlossnutzung von 1803 1942 im Verstandnis der Stadteinwohner die lange Klosterzeit von 1096 1803 verdrangt hat 3 Baugeschichte Bearbeiten nbsp Pfarrkirche St Georg und Jakobus die ehemalige Klosterkirche nbsp Deckenfresko mit Klosterabbildung nbsp Blick auf den HauptaltarZerstorung und Wiederaufbau Bearbeiten Die erste Klosteranlage und die romanische Kirche brannten 1284 nieder Direkt nach dem Brand wurde wohl eine Basilika neu errichtet und 1288 geweiht Im ersten Drittel des 17 Jahrhunderts wurden zahlreiche Raumlichkeiten umgebaut oder neu errichtet die jedoch 1631 bei dem verheerenden Stadtbrand zerstort wurden Abt Dominikus Arzet 1650 1661 begann nach dem Dreissigjahrigen Krieg mit dem Wiederaufbau der niedergebrannten Klosteranlage Eine Erbschaft von uber 20 000 Gulden zugunsten des Wiederaufbaus begunstigte die Bauvorhaben Schon 1645 1648 noch wahrend des Krieges war die 1391 erbaute Marienkapelle unter seinem Vorganger wiederhergestellt worden Ihr gewolbter Chor hatte dem Feuer standgehalten Sie war in der Tradition mittelalterlicher Kloster parallel zur Stiftskirche an den Ostflugel angebaut und diente dem kleinen Konvent als provisorischer Gottesdienstraum Abt Dominikus begann 1650 mit dem Neubau des Marstalls 1653 des Brauhauses uber das er drei Monchszellen fur die wenigen verbliebenen Konventualen einrichtete 1654 folgte der doppelte Stall und 1655 der lange Bau im Bauhof Die Gebaude waren meist Wiederaufbauten und bewiesen in ihrer Reihenfolge okonomische Vernunft Seit 1652 war auch der Vorarlberger Baumeister Michael Beer 1605 1666 im Spiele Er baute fur den Abt Giel von Gielsberg in der benachbarten Furstabtei Kempten den grossen Residenz und Kirchenneubau und stellte sich Abt Dominikus mit einem Projekt fur den Kirchenneubau in Isny vor Der Abt berucksichtigte den Baumeister aber erst 1656 1657 fur den Neuen Bau und den Teilwiederaufbau der Konventflugel Der Neue Bau wurde als ostliche Klosterhofbegrenzung im rechten Winkel an den Konvent Sudflugel und entlang der Stadtmauer gebaut Barockanlage mit Rokokoschmuck Bearbeiten Im November 1661 wurde der Ochsenhausener Pater Theodorich Locher zum Abt gewahlt Der Bautrupp Baumeister Giulio Barbieri und seine Bruder Pietro und Domenico hatte gemass dem Vertrag von 1660 im Fruhjahr 1661 mit den Arbeiten am Kirchenneubau und dem westlichen Abteiflugel begonnen Er verpflichtete sie die Kierch nach der Visierung zu bauen das noch stehende Mauerwerk einzubeziehen sowie den Turm abzureissen und neu aufzubauen Der Vorgangerbau eine dreischiffige Basilika bedeutend kurzer als die heutige aber nach Ansicht der Bauforschung in gleicher Breite und in gleicher Lage besass seit 1617 ein Querschiff und zwei Chorturme Der eindeutige Basilikaquerschnitt wird neuestens falschlicherweise als Hallenkirche von 1288 beschrieben Fur einen Sakralraum des Bodenseeraums im 13 Jahrhundert ist diese Feststellung baugeschichtlich unmoglich Die Klosterkirche hatte zum Zeitpunkt des Stadtbrandes gewolbte Seitenschiffe aber die flache Holzdecke im Hauptschiff bot dem Feuer keinen Widerstand Das zum Zeitpunkt des Bauvertrags inzwischen seit 30 Jahren ungeschutzte Gemauer im Hauptschiffbereich konnte fur den Neubau nicht mehr verwendet werden Der Bautrupp Barbieri brach deshalb vom Fruhjahr bis zum Spatherbst 1661 zuerst die nicht mehr verwendbaren Pfeiler und Mittelschiffmauern ab und erstellte neue Pfeilerfundamente fur die Freipfeiler der Hallenkirche Auch das vereinbarte neue Turmfundament wurde nach Abbruch der Chorturme in diesem Jahr erstellt Gebaut wurde wie im Baugewerbe ublich von Anfang Mai bis Ende Oktober aber mit einer ganzjahrigen Pause 1663 1664 konnte eingewolbt werden Einweihung der Klosterkirche war im August 1666 Schon vorher mussten die Bauleute auch den Abteiflugel mit dem Erker aufgerichtet haben denn Giulio Barbieri arbeitete damals schon in St Gallen Der neue Kirchturm war noch nicht uber die Hohe des Innenraumes gewachsen er wurde erst 35 Jahre spater vollendet Den heutigen Rokoko Innenraum verdanken wir dem Abt Basilius Sinner 1757 1777 Kurz nach seiner Amtseinsetzung verdingte er den Wessobrunner Stuckateur Johann Georg Gigl 1710 1765 und den Maler und Freskanten Johann Michael Holzhey 1729 1762 fur die Neugestaltung des Kirchenraums Noch fruher hatte der Abt seinen erst 24 jahriger Stiefbruder Matthaus Gigl fur Stuckaturen in der Abtei unter Vertrag genommen Die gleichzeitige neue Ausstattung der Kirche mit Altaren und Kanzel durch den Wurzacher Bildhauer Johann Jakob Willibald Ruez 1728 1782 ist von ahnlich hoher Qualitat wie das Rokoko Raumkleid Dieses war 1759 vollendet Es gibt selbst in der reichen Rokokolandschaft Oberschwabens wenig Vergleichbares 4 Siehe auch BearbeitenListe der Abte von St Georg Isny Literatur BearbeitenRudolf Reinhardt Reichsabtei St Georg in Isny 1096 1802 Beitrage zur Geschichte und Kunst des 900jahrigen Benediktinerklosters Konrad Weissenhorn 1996 ISBN 3 87437 386 X Martin Samland Die Chronik des Klosters Isny Historiographie und Wirklichkeit In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 128 Jg 2010 S 13 42 Hans Ulrich Rudolf Hrsg Berthold Buchele Ursula Ruckgauer Statten der Herrschaft und Macht Burgen und Schlosser im Landkreis Ravensburg Jan Thorbecke Verlag Ostfildern 2013 ISBN 978 3 7995 0508 6 S 231 233 Pius Bieri 2010 Ehemalige Reichsabtei Isny abgerufen am 2 November 2017Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster St Georg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Benediktinerabtei Isny in der Datenbank Kloster in Baden Wurttemberg des Landesarchivs Baden Wurttemberg Kunsthalle Schloss Isny Website der DauerausstellungAnmerkungen Bearbeiten Vgl Hans Eugen Specker Die Geschichte der Reichsstadte im Uberblick In Meinrad Schaab Hansmartin Schwarzmaier Hrsg u a Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Band 2 Die Territorien im alten Reich Hrsg im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Klett Cotta Stuttgart 1995 ISBN 3 608 91466 8 S 649 661 hier S 651 Karl Friedrich Eisele Isny ebenda S 685 687 Stadtische Galerie im Schloss Kunst im Schloss Isny In Kunsthalle Schloss Isny Abgerufen am 24 November 2020 Pius Bieri 2010 Ehemalige Reichsabtei Isny abgerufen am 2 November 2017 Pius Bieri 2010 Ehemalige Reichsabtei Isny abgerufen am 2 November 2017 47 6939 10 0429 Koordinaten 47 41 38 N 10 2 34 4 O Normdaten Korperschaft GND 4432806 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster St Georg Isny amp oldid 238552021