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Kloster Kastl ist ein ehemaliges Kloster in Kastl in der Oberpfalz Bayern Diozese Eichstatt Es war zunachst von Benediktinern besiedelt und kam spater in den Besitz der Jesuiten und danach an die Malteser 1958 entstand dort ein ungarisches Gymnasium mit Internat das den Betrieb 2006 einstellte Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten die 2017 begannen eroffnete der Freistaat Bayern 2023 dort den dritten Standort fur den Fachbereich Polizei der Hochschule fur den offentlichen Dienst in Bayern 1 Stich des Klosters aus dem Churbaierischen Atlas des Anton Wilhelm Ertl 1687Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Die Zeit der Benediktinerabtei 1098 1103 1556 1 2 Benediktinerabte von Kastl 1 3 Die Zeit der Jesuiten und Malteser 1636 1808 1 4 Von der Verstaatlichung bis zur Gegenwart 2 Klosterkirche 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Zeit der Benediktinerabtei 1098 1103 1556 Bearbeiten nbsp Stifterfigur des Berengar I von Sulzbach um 1080 1125 uber seinem Wappen mit Jagdfalke unter der Orgelempore im Kloster KastlDas Kloster Sankt Petrus in Kastl wurde wahrscheinlich 1103 nach Klostertradition bereits 1098 durch Markgraf Diepold III von Vohburg Graf Berengar von Sulzbach und Graf Otto von Habsberg Kastl in der wohl in karolingischer Zeit errichteten Burg Kastl gegrundet 2 An der Grundung war auch der aus Konstanz verdrangte Bischof Gebhard III ein Bruder der Markgrafin Liutgart von Zahringen beteiligt Er entsandte den Grundungskonvent aus dem Kloster Petershausen das unter dem Einfluss der von Kloster Hirsau ausgehenden Reform stand Monche der rasch aufbluhenden Abtei Kastl konnten bereits 1118 das Kloster Reichenbach am Regen besiedeln das ebenfalls die Markgrafin Luitgard von Zahringen zusammen mit ihrem Sohn dem Markgrafen Diepold III gestiftet hatte Monche aus Kastl besiedelten wahrscheinlich auch die neugegrundeten Kloster Plankstetten und Auhausen Bereits unter Abt Theoderich wurde mit dem Bau der Basilika begonnen Am 5 Oktober 1129 weihte Bischof Gebhard von Eichstatt den Chor ein Die Kirche wurde erst 1182 95 vollendet 1217 wurde das Kloster durch Rupert von Stein oder den Scharfenbergern uberfallen und schwer beschadigt Die wiederhergestellte Kirche wurde durch Bischof Hartwig konsekriert Das Kloster konnte seinen Besitz stetig mehren und wurde bald zu einem der machtigsten und reichsten Kloster des Reiches Am Ende des 14 und Anfang des 15 Jahrhunderts wurde das Kloster Kastl ein wichtiges Zentrum der monastischen Erneuerung das auf zahlreiche Kloster Bayern ausstrahlte Kastler Reform 3 Kaiser Sigismund erhob das Kloster 1413 in den Reichsstand Bei der Aufteilung der Oberpfalz nach dem Tod von Konig Ruprecht hatte man vergessen das Kloster einem seiner Sohne zuzuweisen Die Entscheidung dass Ludwig die Vogtei uber Kastl ubernehmen sollte wurde von seinem Bruder Johannes nicht anerkannt und so musste bis 1417 das Kloster die Steuern zweimal entrichten Schliesslich entschied der Kaiser dass Ludwig die Reichsvogtei uber das Kloster wahrnehmen durfte Dieser Streit wurde aber erst 1480 beigelegt 1438 brach ein Feuer im Kloster aus durch das wertvolle Bucher darunter auch eine Weltchronik zerstort wurden Im 16 Jahrhundert setzte ein rascher Verfall des Klosters ein Im Landshuter Erbfolgekrieg und in den nachfolgenden Bauernaufstanden wurde das Kloster geschadigt 1552 brach ein grosser Brand aus der fast die ganze Abtei einascherte Nach Einfuhrung der Reformation in der Oberpfalz durch Kurfurst Ottheinrich von der Pfalz wurde die verarmte Benediktinerabtei Kastl 1556 aufgehoben Benediktinerabte von Kastl Bearbeiten Theoderich ca 1104 1108 kam mit dem Grundungskonvent aus Kloster Petershausen bei Konstanz Altmann ca 1108 1128 Ortwin ca 1128 1137 Otto 1138 1160 Gebold 1160 1172 Konrad I von Kosching 1172 1189 Rupert 1189 1205 Gebhard von Rieden 1205 1222 Wernhard 1222 1238 Konrad II von Linberch 1238 1240 Konrad III Chuno von Adertshausen 1240 1262 Ruger von Pelchenhofen 1262 1267 Friedrich I von Schinwitz 1267 1273 Herold 1273 1275 Friedrich II von Haintal 1275 1291 Otto I von Uttenreuth 1291 1294 Albert 1293 1306 Syboto 1306 1322 Hermann 1323 1356 Verfasser der Kastler Reimchronik Ausbau des Klosters zu einem der wichtigsten Wirtschaftszentren in der Oberpfalz Konrad IV Lotterbeck 1356 1378 erhielt 1374 das Recht zum Gebrauch der Pontifikalien Glanzzeit des Klosters Kastl Otto II Nortweiner 1378 1399 4 Beginn der Kastler Reform Georg Kemnather 1399 1434 gotischer Umbau der romanischen Klosterkirche Jakob Pflugler 1434 1455 Christoph von Berngau 1455 1459 Leonhard I Beching gen Krapp 1459 1490 Ulrich Prethaler 1490 1493 94 Johannes I Lang 1493 94 1524 Johannes II Winter 1524 1539 Leonhard II Munzer von Hegling 1530 1538 39 Johannes III Menger 1539 1554 Michael Hanauer 1554 1560 Die Zeit der Jesuiten und Malteser 1636 1808 Bearbeiten nbsp Mitbegrunder der Jesuiten Ignatius von Loyola als Wandfigur in der Kirche St PetrusBei der Rekatholisierung der Oberpfalz 1625 wurde Kloster Kastl 1636 von den bayerischen Kurfursten an die Jesuiten in Amberg ubergeben Nach der Auflosung und dem Verbot der Jesuiten 1773 erhielt 1782 der Malteserorden das Kloster Kastl Unter den Jesuiten erfolgte eine Renovierung und barocke Neuausstattung der Klosterkirche Der heutige fruhklassizistische Hochaltar wurde von den Maltesern errichtet Von der Verstaatlichung bis zur Gegenwart Bearbeiten Nach der Sakularisation wurde die Klosterkirche 1808 zur Pfarrkirche 1825 wurde das Landgericht von der Burg Pfaffenhofen in die seit 1803 ungenutzten Gebaude verlegt wo es bis zu seiner Auflosung 1862 blieb Am 1 April 1932 wurden grosse Teile der Anlage dem katholischen Mittelschulerverband Neudeutschland ubergeben dessen Untergruppe Donaugau hier einen Ferienhort einrichten wollte Der Verband wollte neben der Pflege des religiosen Lebens auch die vaterlandischen Belange und die Belebung der deutschen Volkskraft fordern Zu Pfingsten 1932 erfolgte die Weihe der Gauburg bei welcher der Bischof von Eichstatt Konrad Graf von Preysing ein Pontifikalamt zelebrierte Nach der Machtubernahme durch die Nationalsozialisten sollte 1933 in der Klosterburg eine Sportschule der SA errichtet werden 1934 hatte man vor hier osterreichischen Fluchtlingen ein Asyl anzubieten Am 1 April 1935 wurden die Raume des ehemaligen Amtsgerichts an den NSLB ubertragen aus dessen Handen gingen sie am 1 April 1936 an die Stadt Regensburg uber die hier ein Landschulheim einrichtete Die Raume des aufgelassenen Finanzamtes wurden am 1 Juni 1935 an den RAD ubergeben der hier ein Lager fur die weibliche Jugend einrichtete Der RAD blieb bis 1945 hier Am 15 September 1944 wurde auch ein Fluchtlingsheim fur Heimatvertriebene eingerichtet das erst 1951 aufgelost wurde Zu diesem Zweck wurde auch der ehemalige Zehentstadel einbezogen Der Hochststand an Fluchtlingen betrug etwa 600 Personen Im Sommer 1945 zog hier eine Kompanie amerikanischer Soldaten ein alle dieser Nutzungen brachten einen standigen Verfall der Klosterburg mit sich 5 Als Folge des Ungarnaufstands und der anschliessenden Fluchtlingswelle entstand 1958 in den ehemaligen Klostergebauden ein Ungarisches Gymnasium mit Internat das mit Ende des Schuljahres 2005 2006 aufgelost wurde Seit 2017 wurde das ehemalige Kloster umfangreich saniert 2023 wurde dort der dritte Standort fur den Fachbereich Polizei der Hochschule fur den offentlichen Dienst in Bayern HfoD eroffnet 1 Klosterkirche Bearbeiten nbsp Klosterberg KastlDie romanische Klosterkirche St Peter war wohl bereits bei der Weihe des Chorraums 1129 weitgehend fertiggestellt Die ursprungliche Kirche war eine dreischiffige Basilika mit flachgedecktem Schiff gewolbtem Chorraum und grosser Vorhalle im Westen In der romanischen Klosterkirche verbinden sich architektonische Elemente aus den Klostern Hirsau und Cluny mit einheimischen Bautraditionen Anfang des 15 Jahrhunderts erhielten das Hauptschiff und die Nebenschiffe gotische Kreuzrippengewolbe Das Kirchenschiff wurde im Norden und Suden durch Kapellenanbauten erweitert Bedeutend ist der erhaltene Wappenfries dort sind Wappen von Adelshausern der Oberpfalz die dem Kloster z B als Vogte verbunden waren wie Karg von Bebenburg Steinling oder Brand von Neidstein zu sehen nbsp Epitaph von Seyfried SchweppermannErwahnenswert ist auch das Grabmal des Ritters Seyfried Schweppermann der an der Schlacht von Gammelsdorf teilgenommen hatte Die Grabplatte lag ursprunglich im sudlichen Kreuzgangflugel heute ist sie in der Vorhalle der Klosterkirche aufgestellt Das Epitaph ist aus rotem Marmor gefertigt und misst 2 m in der Hohe und 0 8 m in der Breite Es zeigt im Mittelfeld die Konturen des Wappens von Schweppermann Es besteht aus gekreuzten Schragbalken oberhalb derer ein Kubelhelm angebracht ist Das Helmkleinod besteht aus einem stilisierten Spitzhut mit einem aufgesetzten Ring Die Umschrift in gotischen Majuskeln lautet ANNO DNI M C C C XXX V II und gibt das Sterbejahr an 1782 stiftete der Malteser Komtur Maximilian Graf von Toring Seefeld eine Ehrentumba fur den Verstorbenen diese besteht aus poliertem Schwarzjurakalk die in Holz geschnitzten Ornamente sind nach Alabasterart gefasst Das Wappen auf der Kartusche tragt falschlicherweise Hufeisen zwei Eier oben auf dem Pokal spielen auf den Ausspruch von Konig Ludwig IV an 6 Die Klostergebaude bilden einen Hof um den Chor der Kirche Sie wurden uber den Grundmauern der mittelalterlichen Burg errichtet Die Bauten zeigen im Wesentlichen noch den Zustand bei der Aufhebung der Benediktinerabtei bzw der Wiederherstellung nach dem Klosterbrand von 1552 nbsp Mumie der Prinzessin Anna im Paradies der Kirche St Petrus Kastl Die wahrend eines Aufenthalts ihres Vaters Ludwig IV in Kastl im Alter von ein bis eineinhalb Jahren verstorbene Prinzessin Anna wurde zuerst einbalsamiert und im Kloster bestattet Seit 1715 wurde die Leiche in einem Eichenschrank im Paradies der Vorhalle der Kirche aufbewahrt Luftfeuchtigkeit und Temperaturschwankungen setzten der Mumie uber Jahrhunderte zu mittlerweile ruht der Leichnam in einer Luftdruckunterschiede ausgleichenden Vitrine in dem renovierten Barockschrank Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Bayern V Regensburg und die Oberpfalz bearbeitet von Jolanda Drexler und Achim Hubel unter Mitarbeit von Astrid Debold Kritter u a Munchen Berlin 1991 S 238 246Stephan Haering Art Kastl Kloster In Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 5 1996 Sp 1287Josef Hemmerle Die Benediktinerkloster in Bayern Germania Benedictina 2 Augsburg 1970 S 125 129 Rudolf Wisneth Pfalzgrafliche Wirkungsstatten In Hans Fischer Manfred Kindler Theo Manner Peter Pauly Otto Reimer Rudolf Wisneth Hrsg Festschrift zum Pfalzgraf Johann Jahr 1983 Neunburg vorm Wald Schmiedl 1983 S 60 68 Josef Weigl Die Verfassung des Benediktinerklosters Kastl bei Amberg 1098 1560 Gatzer amp Hahn 1933 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Kastl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Benediktiner in Kastl Romanik und Reform Basisdaten in der Datenbank Kloster in Bayern im Haus der Bayerischen GeschichteGeschichte KastlsFundstuck Klosterburg KastlEinzelnachweise Bearbeiten a b Astrid Dachs Klosterburg Kastl Neuer Studienort fur Polizei Nachwuchs In BR24 Bayerischer Rundfunk 27 Mai 2023 abgerufen am 28 Mai 2023 Karl Bosl Das Nordgaukloster Kastl Grundung Grunder Wirtschafts und Geistesgeschichte In Verhandlungen des Historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg 89 1939 S 3 186 Alfred Wendehorst Die frankischen Benediktinerabteien und die Reformation In Elmar Hochholzer Hrsg Benediktinisches Monchtum in Franken vom 12 bis zum 17 Jahrhundert Zum 400 Todestag des Munsterschwarzacher Abtes Johannes IV Burckhardt 1563 1598 Vier Turme Verlag Munsterschwarzach 2000 ISBN 3 87868 173 9 S 179 194 hier S 182 Siehe zu Otto Manfred Heim Otto Nortweiner In Neue Deutsche Biographie NDB Band 19 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 00200 8 S 699 Digitalisat Stefan Helml Burgen und Schlosser im Kreis Amberg Sulzbach Druckhaus Oberpfalz Amberg 1991 S 128 130 Mathias Conrad Schweppermannsgrab in Kloster Kastl In amberg information August 1993 S 27 31 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Kastl amp oldid 239181557