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Das Kirchlein am Meer ist eine fruhgotische Backsteinkirche des 13 Jahrhunderts in Schobull einem Ortsteil von Husum in Schleswig Holstein Die Kirche von SudostenAnsicht von SudwestenInnenraum mit Blick nach Osten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Triumphkreuz 3 2 Altar 3 3 Apostelfries 3 4 Taufe 3 5 Kanzel 3 6 Weitere Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas sogenannte Kirchlein am Meer wurde in der Mitte des 13 Jahrhunderts errichtet und war wohl zunachst eine zum Kirchspiel Hattstedt gehorige Kapelle Der Legende nach soll sie von drei Jungfrauen als Missionskirche gestiftet worden sein Erstmals urkundlich erwahnt wird die Kirche 1352 mit dem lateinischen Namen parochia beate virginis sie war also ursprunglich eine Marienkirche Statt nach dem Patrozinium wurde sie in spateren Dokumenten nur als ecclesiola sub mare Kirchlein am Meer bezeichnet 1 Sie befindet sich am Fusse des Schobuller Bergs einem der hochsten Punkte der schleswig holsteinischen Nordseekuste 2 und diente lange als Seezeichen fur nach Husum einfahrende Schiffe Der hohe gotische Turm sturzte im Jahre 1780 ein und wurde bis 1785 in verkurzter Form neu aufgebaut und 1896 umgestaltet 3 1972 1973 wurde die Kirche umfassend restauriert 3 Bei einer Innensanierung im Jahr 2020 wurden die alten Farbschichten an den Wanden entfernt und durch eine einheitlich weisse Schlammung ersetzt 4 Die Kirche gehort zum Kirchenkreis Nordfriesland in der Evangelisch Lutherischen Kirche in Norddeutschland Architektur BearbeitenDie in etwa geostete einschiffige Kirche aus roten Backsteinen ist im Ortszentrum am Geestrand inmitten des Friedhofs errichtet Der langgestreckte Rechteckchor ist gegenuber dem Kirchenschiff eingezogen und hat ein niedrigeres Satteldach Das Giebeldreieck wird durch eine Rundbogenblende im Fischgratenverband verziert Der Chor wird im Norden und Suden durch je zwei schmale Spitzbogenfenster belichtet die beiden Ostfenster sind vermauert ebenso wie die ursprungliche Priesterpforte an der Sudseite Unterhalb der Traufe ist ein Winkelfries angebracht Die Sudwand des Chors ist von einem Hagioskop oder einer Lepraspalte durchbrochen einer heute vermauerten aber von innen wie aussen erkennbaren Offnung die Aussatzigen eine Teilnahme am Gottesdienst ermoglichte Das kurze Langhaus wird ebenfalls von einem Satteldach mit roten Ziegeln bedeckt An der Nordseite sind unter dem Klotzchenfries zwei hochsitzende Spitzbogenfenster erhalten die Sudseite hat zwei Rundbogenfenster Im Westen der Langseiten sind die beiden gestuften Rundbogenportale unter einer Hufeisenblende in einer Spitzbogenblende heute vermauert 5 Der Westbau aus derselben Zeit nimmt im Untergeschoss dieselbe Breite wie das Schiff ein und erhebt sich im unteren Bereich uber grossen Granitquadern In mittlerer Hohe leiten zwei Pultdacher im Norden und Suden zum quadratischen Turmstumpf uber der 1785 neu aufgefuhrt wurde Er dient als Glockenstube und erreicht seitdem nur noch die Hohe des Dachfirstes vom Kirchenschiff Das stumpfe Faltdach wird von einem Turmknauf Kreuz und Wetterfahne bekront Pultdacher und Faltdach sind mit Eichenschindeln gedeckt Das Stichbogenportal an der Sudseite des Turm wurde wie die Rundbogenfenster im Norden und Suden 1896 geschaffen 6 Die Westseite ist fensterlos Die Eisenanker zeigen das Jahr 1785 der Turmerneuerung an Ausstattung Bearbeiten nbsp Figurenfries an der Nordwand nbsp Kreuzigungsgruppe auf dem Altar nbsp Triumphkreuz nbsp Taufbecken mit Deckel nbsp Hagioskop nbsp Vermauertes SudportalDer Innenraum wird von einer flachen Holzbalkendecke abgeschlossen Ein Spitzbogen offnet den Chor zum Schiff 1638 wurde ein Teil der Kirchenausstattung umgestaltet Das geschah vermutlich weil Ausstattungsstucke aus 1634 in der Burchardiflut untergegangenen Kirchen der Insel Strand ubernommen wurden Zu Beginn des 18 Jahrhunderts wurde die Empore eingezogen und mit von Gemeindegliedern gestifteten Gemalden versehen Gleichzeitig wurden der Taufdeckel gestiftet und Ausbesserungen an der ubrigen Ausstattung vorgenommen 1901 wurden die mittelalterlichen Schnitzfiguren teilweise ohne Rucksicht auf die ursprungliche Fassung neu bemalt 7 Triumphkreuz Bearbeiten Die lebensgrosse geschnitzte Kreuzigungsgruppe uber dem Chorbogen wird auf etwa 1270 datiert Neben dem fur die 1941 erfolgte Aufhangung am jetzigen Ort uber dem Chorbogen nach unten versetzten Kreuz stehen Johannes und Maria mit Heiligenscheinen vor Ruckbrettern Das Kreuz hat eine Hohe von 270 cm Ursprunglich befand die Figurengruppe sich auf einem im Chorbogen aufgestellten Sockel mit dem sie durch breite Holzzapfen verbunden war die bei den Nebenfiguren Maria und Johannes noch erhalten sind Fur eine zwischenzeitliche Aufhangung an der Wand neben dem Chorbogen wurde das obere Ende des Kreuzbalkens verkurzt Die Triumphkreuzgruppe zeigt grosse Ahnlichkeit mit der Gruppe in Kosel die sich heute im Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte auf Schloss Gottorf befindet und hat auch einen Bezug zu der Gruppe in Hurup 8 Die Farbfassung ist unansehnlich und stammt aus neuerer Zeit 9 Altar Bearbeiten Vor den aufgemauerten Altartisch wurde im spaten 15 Jahrhundert ein selten so schon erhaltenes Antemensale gesetzt Seine acht in zwei unterschiedlich grunen Lasuren gefassten Felder bestehen in der oberen Zone aus Masswerkbogen darunter aus variierten Rosetten mit rotierendem Fischblasenmasswerk Ein ahnliches Antemensale befindet sich in der Hattstedter Kirche Der spatgotische Altaraufsatz ein Flugelaltar entstand um 1470 Von dem ursprunglichen Retabel ist nur der Schrein mit Masswerk am Unterzug erhalten Anhand erhaltener Vergoldungsreste hinter der rechten Gemaldetafel lasst sich rekonstruieren dass in den Flugeln jeweils drei oder vier Schnitzfiguren standen Weitere Figuren hatten im Mittelschrein Platz gehabt so dass der heute an der Nordwand angebrachte Apostelfries moglicherweise die ursprunglichen Figuren des Retabels darstellt Auf der Aussenseite der Flugel befanden sich Gemalde die nicht erhalten sind Dieser Bildschmuck wurde 1638 durch barocke Gemalde ersetzt die in der Mitte das Abendmahl und auf den Flugeln die Gethsemaneszene und die Auferstehung zeigen In der Predella ist die Anbetung der Hirten dargestellt 10 In den Jahren 1974 1975 wurden Restaurierungsarbeiten durchgefuhrt bei dem die Gemalde von R Plambeck gereinigt und retuschiert wurden 11 Die Kreuzigungsgruppe uber dem Retabel wurde um 1300 geschaffen Sie stammt moglicherweise von einem unter dem Chorbogen aufgestellten Kreuzaltar einer der untergegangenen Strander Kirchen Wohl 1638 wurde sie auf dem umgestalteten Schobuller Retabel angebracht als Erganzung und Zentrum von dessen neuem Bildprogramm Dabei wurden der obere Kreuzarm ganz abgesagt und das Stammende gekurzt Nur die Endscheiben des Querbalkens blieben erhalten Das Kreuz ist in Form eines Baumes gestaltet 12 Der Gekreuzigte tragt statt einer Dornenkrone Tauwerk um den Kopf Eine unter Seefahrern bekannte Strafe fugte der Person starke Schmerzen zu denn das Tauwerk zog sich beim Trocknen zusammen Der Olfarbenanstrich wurde 1901 angebracht 13 Apostelfries Bearbeiten An der Nordwand hangt ein Figurenfries der die zwolf Apostel sowie Johannes den Taufer und Maria Magdalena zeigt Die Provenienz der 14 Figuren ist nicht gesichert Sie werden auf etwa 1480 datiert Es ist moglich dass sie ursprunglich in dem 1638 umgestalteten Flugelaltar standen in dessen Mittelschrein und Flugeln sie Platz finden wurden Sie konnten aber auch aus einer in der Burchardiflut 1634 untergegangenen Kirche stammen Vermutlich befanden sich die Figuren in den Seitenflugeln eines Flugelaltars dessen Mitte eine Kreuzigungsdarstellung bildete Es bestehen Ahnlichkeiten zu den Apostelfiguren im Flugelaltar der St Magnus Kirche in Tating Heute stehen sie in einem Gehause aus dem 17 Jahrhundert uber dem ein mit den Namen der Dargestellten beschrifteter Baldachin angebracht ist Darunter ist der Bibelvers Mk 16 15 LT geschrieben Unter den Figuren befindet sich ein Hinweis auf eine Renovierung 1703 1901 wurden die Figuren farblich neu gestaltet 14 Die ursprungliche Fassung war fur das Gewand blau mit einem goldenen Umhang 15 Taufe Bearbeiten Der achteckige pokalformige Taufstein im spatgotischen Stil aus dem 15 Jahrhundert ist aus importiertem Namurer Blaustein gefertigt Er soll im Jahr 1675 aus einer anderen Kirche ubernommen worden sein moglicherweise von der Insel Strand die 1634 der Burchardiflut zum Opfer fiel 16 Der Taufdeckel wurde 1703 geschaffen 6 Es ist eine Volutenkrone mit sechs hervorspringenden Kopfen am unteren Fries Sechs nach oben auslaufende geschwungene verzierte Arme enden mit der vollplastischen Figur des Johannes des Taufers zu dessen Fussen das Lamm Gottes sitzt Uber ihm schwebt der Heilige Geist in Form einer Taube Dieser Deckel wurde von einer wohlhabenden Frau gestiftet Ihr Name Wolbers ist im Fries eingearbeitet Der Legende nach machte sie der Kirche dieses Geschenk nach einem Uberfall aus dem sie eine gluckliche Rettung erfuhr 17 Eine Besonderheit ist neben dem Taufstein ein Handtuchhalter aus dem 17 Jahrhundert der im Giebelrelief die Taufe Christi zeigt Kanzel Bearbeiten Die reich geschnitzte eicherne Emporenkanzel von Jens Suncksen aus Langenhorn im Stil der Regence stammt aus dem Jahre 1735 Die Kanzel die an der Sudwand des Kirchenschiffs angebracht ist betritt der Prediger durch einen Mauerdurchbruch vom Chor aus Die Brustungsfelder werden durch Konsolen mit Figuren gegliedert die am Emporenzugang Adam Mose und Johannes den Taufer und am gerundeten Kanzelkorb Jesus die Evangelisten mit ihren Evangelistensymbolen und Luther darstellen Sie flankieren gewolbte Blendkartuschen die wiederum von Voluten und Akanthuszierwerk umgeben sind Der obere und untere Fries wird von Puttenkopfen dekoriert Am unteren Abschluss der Kanzel lauft ein umlaufendes Zierband mit Fruchtgehange Der profilierte Schalldeckel hat an der Unterseite eine Taube als Symbol fur den Heiligen Geist auf ihm stehen Putten mit Marterwerkzeugen Die vergoldete Taube ist in einem plastischen Strahlenkranz gehalten der sich an der Flache eines Halbkreises uber dem Kanzelkorb erhebt Um ihn zeigen sich geschnitzte Reliefs mit Akanthus und Bluten Weitere Ausstattung Bearbeiten 1701 wurde der Kronleuchter von Deichgraf Matz Fredies gestiftet Er ist aus Messing gefertigt Zwei Lichtkranze ordnen sich um einen Balusterschaft der in einer grossen Kugel mit Pinienzapfen endet Am oberen Ende zeigt sich eine Figur mit auf einem fliegenden Adler reitenden Zeus Das Kirchengestuhl mit geschnitzten Wangen aus dem 16 und 17 Jahrhundert lasst einen Mittelgang frei 5 Die geschnitzten Wangen zeigen unterer einem Dreiecksgiebel einen mit C Voluten flankierten Engelskopf Das Chorgestuhl ist mit den Jahreszahlen 1708 1710 und 1725 bezeichnet 6 Teile eines spatgotischen Lesepults mit einer dem Antemensale vergleichbaren Ornamentik wurden in jungster Zeit neu montiert Orgel Bearbeiten nbsp Westempore mit Jehmlich OrgelDie Westempore die als Orgelempore dient ist mit der Jahreszahl 1703 bezeichnet Geschmuckt ist sie mit zehn Bildern die elf biblische Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament zeigen Die heutige Orgel wurde 2002 von Jehmlich Orgelbau Dresden mit zweigeteiltem Prospekt erbaut Das Schleifladen Instrument hat 18 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Trakturen sind mechanisch 18 I Hauptwerk C g3Prinzipal 8 Hohlflote 8 Oktave 4 Quinte 2 2 3 Oktave 2 Terz 1 3 5 Mixtur III 1 1 3 II Hinterwerk C g3Gedackt 8 Salizional 8 Gedacktflote 4 Waldflote 2 Quinte 1 1 3 Dulzian 8 Tremulant Pedal C f1Subbass 16 Prinzipal 8 Oktave 4 Trompete 8 Koppeln II I I P II PLiteratur BearbeitenKirchenfuhrer der Evangelisch Lutherischen Kirchengemeinde Schobull Johannes Habich Susanne Grotz Bearb Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hamburg Schleswig Holstein 3 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2009 ISBN 978 3 422 03120 3 S 888 f Heinrich Brauer u a Die Kunstdenkmaler des Kreises Husum Deutscher Kunstverlag Berlin 1939 S 230 235 mit Abb Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kirchlein am Meer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Historische Aufnahmen der Kirche Homepage der Kirchengemeinde Beschreibung auf pedestrial deEinzelnachweise Bearbeiten Hemming von Rumohr Dome Kirchen und Kloster in Schleswig Holstein und Hamburg nach alten Vorlagen Weidlich Frankfurt am Main 1962 S 79 nordseepresse de Ecclesiola sub mare die Kleine Kirche am Meer in Schobull abgerufen am 20 Juli 2019 a b Reinhardt Hootz Hrsg Deutsche Kunstdenkmaler Teil Hamburg Schleswig Holstein Deutscher Kunstverlag Munchen 1981 ISBN 3 422 00373 8 S 421 Husumer Nachrichten vom 19 November 2018 Kirchlein am Meer in Schobull vor grosser Sanierung abgerufen am 20 Juli 2019 a b Hans Herbert Moller Hrsg Niedersachsen Hansestadte Schleswig Holstein Kunstdenkmaler und Museen Reclams Kunstfuhrer Deutschland Band 5 Reclam Stuttgart 1984 ISBN 3 15 008473 3 S 551 a b c Habich Grotz Bearb Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hamburg Schleswig Holstein 2009 S 888 f JFR Schobull Vierzehn Retabelfiguren In Uwe Albrecht Hrsg Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig Holstein Band IV 2 Ludwig Kiel 2020 ISBN 978 3 86935 342 5 S 805 809 hoerr S 808 f JFR Schobull Triumphkreuzgruppe In Uwe Albrecht Hrsg Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig Holstein Band IV 2 Ludwig Kiel 2020 ISBN 978 3 86935 342 5 S 802 805 Fritz Fuglsang Holzskulptur des 13 Jahrhunderts im Herzogtum Schleswig Husum Druck 1986 S 169 JFR Schobull Hochaltarretabel In Uwe Albrecht Hrsg Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig Holstein Band IV 2 Ludwig Kiel 2020 ISBN 978 3 86935 342 5 S 810 812 Hartwig Beseler Nordelbingen Band 45 Boyens amp Co Heide 1976 S 186 JFR Schobull Fragment eines Bogenretabels In Uwe Albrecht Hrsg Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig Holstein Band IV 2 Ludwig Kiel 2020 ISBN 978 3 86935 342 5 S 796 800 Fritz Fuglsang Holzskulptur des 13 Jh im Herzogtum Schleswig 1986 S 169 JFR Schobull Vierzehn Retabelfiguren In Uwe Albrecht Hrsg Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig Holstein Band IV 2 Ludwig Kiel 2020 ISBN 978 3 86935 342 5 S 805 809 Silke und Christian Raap Kirchlein am Meer Hrsg Kirchengemeinde Schobull 2019 So die Beschreibung auf pedestrial de abgerufen am 19 Juli 2019 Silke und Christian Raap Kirchlein am Meer Hrsg Kirchengemeinde Schobull Husum 2019 Informationen zur Orgel abgerufen am 19 Juli 2019 54 509916666667 9 0046944444444 Koordinaten 54 30 35 7 N 9 0 16 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirchlein am Meer amp oldid 232326105