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Die Saat Platterbse Lathyrus sativus ist eine Pflanzenart aus der Familie der Hulsenfruchtler Fabaceae Saat Platterbsen finden Verwendung als Viehfutter Mehl aus den Hulsenfruchten dieser Pflanze wird jedoch auch in einigen Regionen fur Lebensmittel verwendet Wildvorkommen dieser alten Kulturpflanze sind nicht bekannt Saat PlatterbseSaat Platterbse Lathyrus sativus IllustrationSystematikOrdnung Schmetterlingsblutenartige Fabales Familie Hulsenfruchtler Fabaceae Unterfamilie Schmetterlingsblutler Faboideae Tribus FabeaeGattung Platterbsen Lathyrus Art Saat PlatterbseWissenschaftlicher NameLathyrus sativusL Platterbsen sind weniger anfallig fur Trockenheit als die meisten andere Nutzpflanzen und wurden deshalb oft in Notzeiten gegessen in denen anderen Feldfruchte kaum Ertrag brachten Dies fuhrte dann oft zu Vergiftungen weil die Pflanze geringe Mengen eines Gifts enthalt Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Generative Merkmale 2 Blutenokologie 3 Vorkommen 4 Nutzung 5 Giftigkeit 6 Quellen 6 1 Einzelnachweise 7 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Zygomorphe Blute nbsp Habitus nbsp Hulsenfruchte nbsp SamenVegetative Merkmale Bearbeiten Die Saat Platterbse ist eine einjahrige Pflanze mit kraftiger Wurzel Ihre Stangel sind niederliegend oder kletternd und werden 15 bis 60 selten 100 cm lang Sie sind stark verzweigt tragen 0 5 bis 1 5 mm breite Flugel und sind mit diesen 4 bis 6 mm breit Die Blattstiele sind ebenfalls breit geflugelt 1 bis 2 5 mm Alle Blatter besitzen ein Fiederpaar die oberen Blatter einfache oder haufiger verzweigte Ranken Die Fiederblattchen sind 2 5 bis 15 cm lang 3 bis 7 mm breit dabei mindestens 3 mal so lang wie breit Ihre Form ist lineal lanzettlich bis elliptisch sie haben 5 bis 7 deutliche und mehrere dunne Langsnerven Die Nebenblatter sind 10 bis 20 mm lang und 2 bis 5 mm breit und von lanzettlicher bis halbpfeilformiger Gestalt Generative Merkmale Bearbeiten Die kurz gestielten Bluten stehen in meist einzeln in reduzierten traubigen Blutenstanden Der Blutenstandsschaft ist 3 bis 6 cm lang uberragt den Blattstiel und lauft in einer kurzen Granne aus Das Tragblatt ist schuppenformig Die zwittrigen Bluten sind zygomorph und funfzahlig mit doppelter Blutenhulle Der Kelch ist kahl Die Kelchzahne sind lanzettlich untereinander fast gleich lang und zwei bis dreimal so lang wie die kurze Kelchrohre Die Krone ist 12 bis 24 mm lang und verschiedenfarbig meist ist sie weiss mit blaulicher Aderung seltener rosa oder blaulich Flugel Schiffchen und Griffel sind nach links gedreht wodurch die Blute stark asymmetrisch wird Die Hulsenfrucht ist bei einer Lange von 25 bis 40 mm und einer Breite von 10 bis 18 mm eiformig bis rhombisch flach kahl und netznervig Ihre Farbe ist strohfarben sie besitzt eine zweiflugelige Ruckennaht und beinhaltet zwei bis funf Samen Die Samen sind 7 bis 10 selten 15 mm lang 5 bis 9 mm breit sowie 4 bis 6 mm hoch sind kantig und haben die Form eines Beiles Die Samenschale ist glatt und unterschiedlich gefarbt oft haben sie braune Flecken Der Nabel ist elliptisch 1 5 bis 2 mm lang Die Chromosomenzahl betragt 2n 14 Blutenokologie BearbeitenBlutenokologisch handelt es sich um Schmetterlingsblumen mit Burstenmechanismus Es uberwiegt die Selbstbestaubung Fremdbestaubung erfolgt nur wenn sich ein geeigneter Blutenbesucher mitten auf die Blute setzt Aufgrund der Drehung des Schiffchens konnen Blutenbesucher auch an der rechten Seite Nektar saugen Vorkommen BearbeitenDie Heimat der Saat Platterbse liegt vermutlich im Mittelmeerraum und in Vorderasien Wildvorkommen sind nicht bekannt 1 Sie ist eine alte Kulturpflanze und weit uber ihr ursprungliches Verbreitungsgebiet hinaus eingeburgert Kislev nimmt an dass sie im fruhen Neolithikum im ostlichen Balkanraum domestiziert wurde wo archaologische Funde besonders haufig sind 2 In Frankreich wurde sie bereits im Mesolithikum genutzt Balma Abeurador 3 Im vorderen Orient ist sie aus Jarmo Cayonu Tell Ramad und Tel Qasile bekannt 4 In Griechenland ist sie seit dem Neolithikum nachgewiesen Alepotrypa Hohle auf dem sudlichen Peloponnes 5 Dort wurde sie auch in der Bronzezeit genutzt 6 Auch auf Sardinien ist sie seit der Bronzezeit nachgewiesen zum Beispiel in der Hohle Monte Meana 7 In Agypten wurde sie als Beigabe in Konigsgrabern des Alten Reiches verwendet 8 In Daskyleion wurden verkohlte Samen der Saat Platterbse sowohl in archaischen als auch in mittelalterlichen Schichten gefunden 9 Auch in romischer Zeit war die Saat Platterbse Nahrungsbestandteil 10 Nordlich der Alpen ist die Platterbse erst seit dem 16 Jahrhundert belegt 1 Sie wachst bevorzugt auf frischen nahrstoff und kalkreichen Lehmboden und ist auf die colline Hohenstufe beschrankt Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 3w massig feucht aber massig wechselnd Lichtzahl L 3 halbschattig Reaktionszahl R 4 neutral bis basisch Temperaturzahl T 4 warm kollin Nahrstoffzahl N 3 massig nahrstoffarm bis massig nahrstoffreich Kontinentalitatszahl K 3 subozeanisch bis subkontinental 11 Nutzung BearbeitenDie Samen haben einen hohen Proteingehalt zudem fixiert die Pflanze Stickstoff in hoherem Masse als andere Hulsenfruchte 12 Die Rolle der Saat Platterbsen in der menschlichen Ernahrung ist heute gering Zu den europaischen Landern in denen das Mehl aus den Hulsenfruchten gegessen wird zahlen Spanien Portugal und Italien In Italien wird die Saat Platterbse zwischen der sudlichen Toskana und Sizilien angebaut meist auf kleinen Flachen zwischen 0 1 bis 0 4 ha Die Pflanze kann auf ackerbaulich marginalem trockenem und unfruchtbaren Land kultiviert werden und benotigt keine Herbizide oder Kunstdunger 12 Sie wird hier hauptsachlich als Bestandteil von Suppen gegessen Die Platterbsen aus Giarratana im Sudwesten Siziliens werden inzwischen mit geschutzter Herkunftsbezeichnung als Spezialitat vermarktet Auch auf den Kanaren in Athiopien Indien Zentralasien 13 Bangladesh Kaschmir Nepal und Ostafrika 14 wird sie angebaut In Athiopien werden ganze Korner oder grune Hulsen als Zwischenmahlzeit geschatzt 15 Einige Bedeutung hat die Saat Platterbse mit mehreren Kultursorten in Indien Bangladesch und Athiopien In Mitteleuropa wird die Saat Platterbse nur noch selten als Futterpflanze Grun oder als Kornerfutterpflanze angebaut Einige Verbreitung hat sie wieder als Grundungerpflanze gefunden 16 Sie ist als Kornerfrucht mit maximalen Ertragen von 2 bis 3 Tonnen pro Hektar in Europa nicht konkurrenzfahig 1 Giftigkeit Bearbeiten nbsp Gracias a la Almorta von Francisco GoyaBesonders die Samen sind giftig 17 Hauptwirkstoffe sind 1 5 2 5 Allantoin etwa 1 74 Arbutin sowie das Neurotoxin b N Oxalyl L a b diaminopropionsaure ODAP 17 Vergiftungen der sogenannte Lathyrismus mit angebauten Lathyrus Arten kamen fruher haufig bei Pferden und Rindern vor 17 Symptome bei Pferden sind Kehlkopfpfeifen Schreckhaftigkeit Aufregung spinale Lahmung besonders der Hinterextremitat Diese Erscheinungen zeigen sich besonders bei bewegten Tieren wahrend ruhende Tiere einen gesunden Eindruck machen Der Krankheitsverlauf geht uber mehrere Tage und Wochen 17 Bei Rindern wurden Skelettveranderungen festgestellt 17 Lathyrismus tritt auch beim Menschen auf wenn er sich in uberwiegend vom Mehl der Saat Platterbsen ernahrt Werden Saat Platterbsen dagegen zusammen mit Getreide gegessen das reich an Schwefel Aminosauren ist wird die toxische Wirkung der ODAP stark reduziert und Vergiftungen sind selten 12 Klinisch manifestiert sich Lathyrismus Neurotoxizitat in Muskelspasmen Krampfen der Extremitatenmuskulatur und progressiver spastischer Lahmung Parese der Beinmuskulatur Typisch ist der Gang bei dem die Betroffenen faktisch von einem Bein aufs andere fallen Gefuhls und Blasenfunktionsstorungen konnen ebenfalls auftreten Gelegentlich wird ein grobschlagiger Tremor der Arme beobachtet Ein verheerender Ausbruch dieser Erkrankung wurde zu Beginn des 19 Jahrhunderts in Spanien beobachtet Viele Spanier ernahrten sich wahrend der Kriege gegen Napoleon in hohem Masse von Platterbsen Francisco Goya hat die Folgen dieser Erkrankung unter anderem in seiner Radierung Gracias a la Almorta Dank der Platterbse festgehalten 18 Lathyrismus tritt heute noch in Durregebieten auf wenn andere Lebensmittel rar werden Ausbruche in der jungeren Vergangenheit sind unter anderem fur China Indien Bangladesch und Athiopien beschrieben Quellen BearbeitenSiegmund Seybold Hrsg Schmeil Fitschen interaktiv CD ROM Version 1 1 Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2002 ISBN 3 494 01327 6 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Artbeschreibung von der Uni Giessen abgerufen am 1 August 2008 Mordechai E Kislev 1989 Origins of the Cultivation of Lathyrus sativus and L cicera Fabaceae Economic Botany 43 2 265 Stable URL JSTOR 4255161 Mordechai E Kislev 1989 Origins of the Cultivation of Lathyrus sativus and L cicera Fabaceae Economic Botany 43 2 Tafel 1 Stable URL JSTOR 4255161 Mordechai E Kislev 1989 Origins of the Cultivation of Lathyrus sativus and L cicera Fabaceae Economic Botany 43 2 Tabelle 1 Stable URL JSTOR 4255161 Evi Margaritis 2018 The plant remains from Alepotrypa Cave The plant remains from Alepotrypa Cave use discard and structured deposition In A Papathanasiou W A Parkinson D J Pullen M L Galaty P Karkanas Hrsg Neolithic Alepotrypa Cave in the Mani Greece Oxford Oxbow Books 316 326 doi 10 2307 j ctvh1dk9q Cappers R T L Mulder S A 2002 Early Helladic grass pea Lathyrus sativus L in Geraki Pharos 10 25 33 Mariano Ucchesu Leonor Pena Chocarro Diego Sabato Giuseppa Tanda 2015 Bronze Age subsistence in Sardinia Italy cultivated plants and wild resources Vegetation History and Archaeobotany 24 2 347 Stable URL JSTOR 43554329 Fernand Lambein Silvia Travella Yu Haey Kuo Marc Van Montagu Marc Heijde 2019 Grass pea Lathyrus sativus L orphan crop nutraceutical or just plain food Planta 250 821 doi 10 1007 s00425 018 03084 0 Emel Oybak Donmez Ali Akin Akyol Recep Karadag Emine Torgan Kaan Iren Ancient plant remains with special reference to buckthorn Frangula alnus Mill pyrenes from Dascyleum Balikesir NW Turkey Acta Societatis Botanicorum Poloniae 86 1 2017 Tab 3 DOI 10 5586 asbp 3520 Heinrich Frits Annette M Hansen Pulses In Paul Erdkamp Claire Holleran Hrsg The Routledge Handbook of Diet and Nutrition in the Roman World London Routledge 2018 tab 10 1 https www routledgehandbooks com doi 10 4324 9781351107334 10 Lathyrus sativusL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 4 Juni 2022 a b c Gresta Fabio Rocco Concetta Lombardo Grazia Avola Giovanni Ruberto Giuseppe Agronomic Characterization and alpha and beta ODAP Determination through the Adoption of new analytical Strategies HPLC ELSD and NMR of ten Sicilian Accessions of Grass Pea Journal of agricultural and food Chemistry 62 11 2014 2436 DOI 10 1021 jf500149n Mordechai E Kislev 1989 Origins of the Cultivation of Lathyrus sativus and L cicera Fabaceae Economic Botany 43 2 265 Stable URL JSTOR 4255161 Fernand Lambein Silvia Travella Yu Haey Kuo Marc van Montagu Marc Heijde 2019 Grass pea Lathyrus sativus L orphan crop nutraceutical or just plain food Planta 250 822 doi 10 1007 s00425 018 03084 0 Fikre A van Moorhem M Ahmed S Lambein F Gheysen G 2011 Studies on neurolathyrism in Ethiopia dietary habits perception of risks and prevention Food Chemistry and Toxicology 49 678 684 Manfred A Fischer Karl Oswald Wolfgang Adler Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 3 verbesserte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2008 ISBN 978 3 85474 187 9 a b c d e Lutz Roth Max Daunderer Kurt Kormann Giftpflanzen Pflanzengifte Vorkommen Wirkung Therapie allergische und phototoxische Reaktionen Mit Sonderteil uber Gifttiere 6 uberarbeitete Auflage Sonderausgabe Nikol Hamburg 2012 ISBN 978 3 86820 009 6 Amy Stewart Gemeine Gewachse Berliner Taschenbuch Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 8270 7441 6 S 62Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Saat Platterbse Lathyrus sativus Sammlung von Bildern nbsp Wikispecies Saat Platterbse Artenverzeichnis Saat Platterbse auf FloraWeb de Verbreitungskarte fur Deutschland In Floraweb Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Saat Platterbse amp oldid 241340675