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Kenneth White 28 April 1936 in Glasgow 11 August 2023 in Trebeurden war ein schottischer Schriftsteller der sowohl in Englisch als in Franzosisch publizierte und sogenannter intellektueller Nomade sowie Begrunder des Studienfaches Geopoetik Kenneth White Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Geopoetik und der intellektuelle Nomade 3 Werke in Deutsch 4 Ubersetzungen 5 Auszeichnungen 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksLeben BearbeitenWhite wurde 1936 in Glasgow im beruchtigten Viertel Gorbals geboren 1 wo er die ersten Jahre seines Lebens in einem Umfeld der Arbeiterklasse verbrachte Sein Vater war ein standesbewusster Weichenwarter aber auch ein eifriger Bucherleser 2 1939 wurde dieser an die Westkuste Schottlands 2 versetzt 3 und sein Sohn Kenneth besuchte dort die Schulen in Fairly Largs und Ardrossan arbeitete auf Farmen und sammelte Muscheln und Krebse fur den Fischmarkt Billingsgate Nachfolgende Jobs als Brieftrager und auf einem Flussdampfer erweiterten seinen Horizont 2 Nach lokalen Selbststudien der Geologie Ornithologie und Archaologie 3 publizierte White seinen ersten Aufsatz uber die Archaologie der Grafschaft Ayrshire 2 Von 1954 bis 1956 studierte er an der Universitat von Glasgow Deutsch Franzosisch Latein und Philosophie 2 White unterbrach sein Studium um ein Jahr in Deutschland zu verbringen 3 Von 1956 bis 1957 wohnte er in Munchen und beschaftigte sich mit Texten von Friedrich Nietzsche und Martin Heidegger 2 Nach seiner Ruckkehr schloss er bis 1959 in Glasgow seine Studien mit dem Magister Artium ab 1 und zog mit einem Promotionsstipendium nach Paris wo er an der dortigen Kunstfakultat weiter studierte 2 In Paris heiratete White 1959 die Franzosin Marie Claude Charlut Zwei Jahre spater folgte der Umzug nach Meudon White gab Englischstunden wahrend er parallel an einem neuen Manuskript arbeitete den spateren Letters from Gourgounel 2 1961 erwarb er eine Farm in den Bergen der Ardeche und beschaftigte sich mit fernostlicher Literatur uber Taoismus und Chan Buddhismus 2 Von 1962 bis 1963 unterrichtete er an der Pariser Sorbonne und veroffentlichte seinen ersten Lyrikband White Coal 1 Im Jahr 1963 kehrte White nach Schottland zuruck um als Lektor an der Universitat in Glasgow zu arbeiten insbesondere vermittelte er den Studiedrenden sein Wissen uber die Literatur des 20 Jahrhunderts sowie die franzosischen Enzyklopadisten 2 1966 publizierte White zwei Bucher im renommierten Verlag Jonathan Cape The Cold Wind of Dawn und die Letters from Gourgounel 2 Nach einem Aufenthalt in Edinburgh 2 war er desillusioniert von der britischen Kulturszene 1 daher ubersiedelte White 1967 erneut nach Frankreich wo er dann an der Universitat Bordeaux in Pau unterrichtete Er wurde von der Universitat verwiesen nachdem er sich im Mai 1968 mit den protestierenden Studenten solidarisiert hatte 2 Von 1969 bis 1976 folgten weitere Lehrauftrage als Lektor an der Pariser Universitat und Reisen nach Dublin Marseille Amsterdam und Barcelona sowie nach Sudostasien Hongkong Macao Taiwan Thailand 1979 verteidigte White seine Doktorarbeit uber das Thema Intellektuelles Nomadentum das die Prufungskommission der auch Gilles Deleuze angehorte 1 als ein neues Studienfeld deklarierte die Geopoetik 2 Eine Reise entlang des Sankt Lorenz Stroms inspirierte ihn fur sein Buch The Blue Road La Route bleue 1990 das Konzept und die Basis seiner Geopoetics genannten Gedichte 1 1981 kam es zur Zusammenarbeit mit dem Musiker Jean Yves Bosseur uber Erik Saties Traum 2 Im Jahr 1983 zog White von den Pyrenaen an die Nordkuste der Bretagne und bekam an der Pariser Sorbonne einen neuen Lehrstuhl fur die Dichtung des 20 Jahrhunderts Fur sein Buch La Route bleue wurde ihm der Prix Medicis etranger zuerkannt 2 Dem folgten erneute Reisen 1 und Preisauszeichnungen so 1985 der Grosse Preis der Academie francaise fur sein Gesamtwerk 2 Seine Arbeit als Schriftsteller animierte ihn hier und dort Denkfabriken und Aktionsgruppen zu organisieren von denen das 1989 von ihm gegrundete Internationale Institut fur Geopoetik als Hohepunkt betrachtet werden kann 1 3 Weitere Geopoetik Zentren entstanden spater in Deutschland Belgien der Schweiz Italien Serbien Kanada und Frankreich sowie 1995 am Burns Supper im schottischen Edinburgh 1 1991 wurde Kenneth White die Ehrendoktorwurde der Universitat von Glasgow verliehen 2 1996 beendete er seine Arbeit am Lehrstuhl fur Poetik des 20 Jahrhunderts an der Pariser Sorbonne 2 Es folgten zahlreiche Reisen in den Jahren 1998 bis 2003 2 In Bordeaux wurde 2003 ein Symposion Horizons of Kenneth White literature thought geopoetics ausgerichtet 2004 wurde zu Ehren Kenneth Whites von der Universitat Genf ein internationales Kolloquium zur Geopoetik veranstaltet White publizierte drei neue Bucher und hielt in Frankreich Vortrage uber die Dichter Arthur Rimbaud und Saint John Perse 2 Fur seine Offenheit gegenuber fremden Kulturen erhielt er 2004 von der Universitat Paris 8 den Edouard Glissant Preis 3 Im Jahr 2005 empfing er die Ehrendoktorwurde der Open University Als reisender Dozent nahm er 2006 an zahlreichen internationalen Kongressen teil und wurde als Gastprofessor an die schottische University of the Highlands and Islands eingeladen 2 White veroffentlichte 2009 sein Buch Les Affinites extreme eine Hommage an einige franzosischsprachige Schriftsteller wie Saint John Perse Andre Breton Emil Cioran die man auch als eine Art intellektuelle Autobiografie lesen kann Dieses Buch erhielt den Prix Maurice Genevoix der Academie francaise 2 In den Jahren 2009 bis 2010 folgten zahlreiche Teilnahmen an Literaturfestivals und weitere Vortragsreisen 2 2012 wurde eine Auswahlbibliografie der Werke Kenneth Whites veroffentlicht 1 In Le Havre veranstaltete man 2017 in der dortigen Bibliothek die Konferenz Carte Blanche a Kenneth White an der White mit Vorlesungen und Filmvorfuhrungen teilnahm 4 Die Bucher von Kenneth White wurden in folgende Sprachen ubersetzt Deutsch Italienisch Spanisch Portugiesisch Niederlandisch Bulgarisch Serbisch Kroatisch Mazedonisch Polnisch Turkisch und Russisch 3 Er starb am 11 August 2023 im Alter von 87 Jahren 5 Geopoetik und der intellektuelle Nomade BearbeitenDie Slawistin Tatjana Petzer erklarte die Aufgabe der Geopoetik folgendermassen Die Geopoetik beschreibt asthetische Verfahren und Programme des Kartographierens ein Prozess in dem Zusammenhange zwischen Geographie und Mensch Territorium und Macht durch Asthetisierung entpolitisiert anthropo geographische Kartierungen poetisch transformiert bzw neu erschaffen werden 6 Weniger abstrakt klingend weil praktisch angewandt hat das Prinzip Erika Schellenberger Diederich in ihrem Buch Geopoetik Darin untersucht sie die Gesteinsmetaphorik in Dichtungen von beispielsweise Holderlin E T A Hoffmann Stifter und Celan 7 Der Begriff Geopoetik ist in der Literaturwissenschaft ein bekannter Terminus 8 Ebenso zieht sich der Begriff beziehungsweise die Charakterisierung intellektueller Nomade schon lange durch die Literaturgeschichte man denke an Arthur Rimbaud der in Europa Afrika und Asien umherzog 9 10 White schmuckte ihn nur weiter aus Er charakterisiert ihn in seinem 2007 erschienenen Buch Streifzuge des Geistes Nomadenwege zur Geopoetik L Esprit nomade als frei von kulturellen und wissenschaftlichen Beschrankungen und Konventionen Der intellektuelle Nomade durchstreift erganzt er mit seinem Geist alle Gebiete der Erde ohne festgelegtes Ziel doch immer auf der Suche nach Erweiterung der eigenen Erkenntnis und Erkenntnisfahigkeit Beim intellektuellen Nomaden mischen sich Gelehrsamkeit und Umherirren schreibt Kenneth White doch dieses Umherirren ist befruchtend und belebend fur den zivilisationsmuden Intellekt Versuchen wir im Denken fortzufahren und dabei nicht zu vergessen dass das ausserste tief reichendste Denken sich vielleicht nicht im philosophischen Diskurs realisieren wird sondern in der exakten oder extravaganten Sprache eines Gedichtes versuchen wir dem Geist die Moglichkeit zu bewahren die Erde auf eine freisinnigere Art zu bewohnen 9 Werke in Deutsch BearbeitenDas weisse Land Essays Dianus Trikont Buchverlag Munchen 1984 ISBN 3 88167 105 6 Der blaue Weg Eine Reise Arche Verlag Zurich 1984 ISBN 3 7160 2014 1 Briefe aus Gourgounel Mit Zeichnungen von Ruedi Baumann Der Barenhuter im Waldgut Wald 1987 ISBN 3 7294 0041 X Elemente der Geopoetik Kellner Verlag Hamburg 1988 ISBN 3 922035 43 4 Der Weg des Schamanen Aus dem Franzosischen von Beat Brechbuhl Waldgut Verlag Frauenfeld 1995 ISBN 3 7294 0208 0 Unterwegs an der Kuste Walking the coast Gedicht Waldgut Verlag Frauenfeld 2007 ISBN 978 3 03740 370 9 Im Ausserhalb La figure du dehors Waldgut Verlag Frauenfeld 2007 Ab 2 Auflage u d T Dichtung von Ausserhalb La figure du dehors Essay 2014 ISBN 978 3 03740 371 6 Streifzuge des Geistes Nomadenwege zur Geopoetik Waldgut Verlag Frauenfeld 2007 ISBN 978 3 03740 225 2 Ubersetzungen BearbeitenBordeaux memories A poem followed by 5 letters Friedrich Holderlin Translated from the German by Kenneth White Blake Bordeaux 1984 ISBN 3 86577 059 1 Auszeichnungen BearbeitenNeben diversen Ehrenauszeichnungen erhielt White folgende Literaturpreise 1983 Prix Medicis etranger 1985 Grand prix du rayonnement francaise de l academie francaise 1986 Grand prix Question de 1987 Grand prix Alfred de Vigny 1996 Premio di Poesia Sibilla Aleramo 1997 Insigne poeta de la Generacion del 27 Malaga 1998 Prix Roger Caillois 2002 Prix ARDUA Association Regionale des Diplomes des Universites d Aquitaine Bordeaux 2004 Prix Edouard Glissant Universite de Paris 8 2006 Prix Breizh davor Prix Bretagne 2008 Premio Grinzane Biamonti San Remo 2010 Grand Prix Maurice Genevoix de l Academie francaise 2011 Prix Alain Bosquet ParisEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j Norman Bissell Kenneth White In scottishpoetrylibrary org uk 2012 abgerufen am 7 Marz 2019 englisch a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Biography Nicht mehr online verfugbar In kennethwhite org Archiviert vom Original am 17 Juli 2019 abgerufen am 7 Marz 2019 englisch a b c d e f Portrait Nicht mehr online verfugbar In kennethwhite org Archiviert vom Original am 23 Februar 2019 abgerufen am 7 Marz 2019 englisch Carte blanche a Kenneth White In lireauhavre fr 2017 abgerufen am 7 Marz 2019 franzosisch A Trebeurden Kenneth White le grand poete ecossais est decede In ouest france fr 14 August 2023 abgerufen am 17 August 2023 franzosisch Tatjana Petzer Topographien der Balkanisierung Programme und kunstlerische Manifestationen der Demarkation und Desintegration In Sabine Rutar Hrsg Sudosteuropa Zeitschrift fur Politik und Geschichte 55 Jahrgang Heft 2 3 De Gruyter Oldenbourg 2007 ISSN 2364 933X S 255 275 Academia edu abgerufen am 7 Marz 2019 Erika Schellenberger Diederich Geopoetik Studien zur Metaphorik des Gesteins in der Lyrik von Holderlin bis Celan Aisthesis Verlag Bielefeld 2006 ISBN 978 3 89528 535 6 Geopoetik Literatur als Topographie PDF 74 kB In hu berlin de Humboldt Universitat zu Berlin Institut fur Slawistik 2006 abgerufen am 7 Marz 2019 a b Matthias Koch Kenneth White Lettres de Gourgounel In wordpress com 5 Juni 2009 abgerufen am 7 Marz 2019 Zitat Arthur Rimbaud Ich habe Seile gespannt Anmerkungen In haikuscope de Gerd Borner Michael Denhoff Hubertus Thum 29 Januar 2009 abgerufen am 7 Marz 2019 Projekt Sperling Nr 99 Literatur BearbeitenClaudia Grimm Gestatten Geopoetiker Kenneth White Literaturwissenschaft Band 72 Frank amp Timme Verlag fur wissenschaftliche Literatur Berlin 2018 ISBN 978 3 7329 0469 3 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Kenneth White im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek www geopoetique net www geopoetics org ukNormdaten Person GND 119432064 lobid OGND AKS LCCN n50020230 VIAF 49233022 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME White KennethKURZBESCHREIBUNG schottischer SchriftstellerGEBURTSDATUM 28 April 1936GEBURTSORT GlasgowSTERBEDATUM 11 August 2023STERBEORT Trebeurden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kenneth White amp oldid 239021132