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Karpatendeutsche teils auch Mantaken slowakisch Karpatski Nemci oder Slovenski Nemci ungarisch karpatnemetek oder felvideki nemetek rumanisch Germani carpatini ist ein Sammelbegriff fur die deutschsprachige Minderheit in der Slowakei und der Karpato Ukraine Er wurde Anfang des 20 Jahrhunderts von dem Historiker und Ethnologen Raimund Friedrich Kaindl gepragt und bezieht sich auf den Gebirgszug der Karpaten Zu den Karpatendeutschen in der Slowakei gehoren die Zipser Sachsen Ausserhalb der Slowakei leben als weitere Karpatendeutsche die Zipser in den rumanischen Kreisen Maramureș und Suceava Flagge der KarpatendeutschenVerbreitung der Karpatendeutschen 1900 Im Westen das deutschsprachige Gebiet um Pressburg in der westlichen Mitte das Hauerland und in der ostlichen Mitte die Ober und Unterzips Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Geschichte 2 1 Besiedlung 2 2 20 Jahrhundert 3 Karpatendeutsche in der Slowakei 3 1 Zahlenmassige Entwicklung der deutschsprachigen Bevolkerung 3 2 Gegenwartige Situation 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenZunachst wurden unter Karpatendeutsche diejenigen Deutschen in der k u k Doppelmonarchie verstanden die in der Zerstreuung abseits des geschlossenen deutschen Sprachraums siedelten in Galizien und der Bukowina in der ungarischen Reichshalfte vor allem Slowakei und Maramuresch in Bosnien und der Herzegowina Mit den territorialen Veranderungen aufgrund der Pariser Vorortvertrage 1919 20 wurde diese Definition allerdings unublich Seitdem bezog sich der Begriff zunehmend nur noch auf die westlichen und mittleren Karpaten Slowakei und Karpato Ukraine Geschichte Bearbeiten nbsp Deutsch und ukrainisch beschriftete Grabsteine auf dem Friedhof von Ust Tschorna Konigsfeld TranskarpatienBesiedlung Bearbeiten Deutsche Siedler haben das Gebiet der heutigen Slowakei welches damals Bestandteil des ungarischen Konigreichs war vom 12 bis zum 15 Jahrhundert vor allem jedoch nach dem Mongolensturm 1241 besiedelt Ihren Hohepunkt erreichte die Besiedlung im 14 Jahrhundert Im Gebiet von Pressburg Bratislava gab es wohl auch schon etwas fruher Deutsche Sie haben vor allem altere damals ungarische Stadte v a Pressburg Markt und Bergbausiedlungen besiedelt und wurden meist von den ungarischen Konigen als Spezialisten Handwerker Bergleute angeworben Ungefahr bis zum 15 Jahrhundert bestand die Fuhrungsschicht aller damals nord ungarischen Stadte heutige Slowakei fast ausschliesslich aus Deutschen Die drei Hauptsiedlungsgebiete waren die Pressburger Deutsch sprechenden Karpatendeutschen in Pressburg und Umgebung die deutschen Sprachinseln der Zipser Sachsen in der Zips sowie das Hauerland 1 Hinzu kamen ab dem 18 Jahrhundert in den Gebieten der heutigen Karpato Ukraine im Tereswa bzw Mokrjankatal sowie bei Munkatsch noch zwei weitere kleine deutsche Sprachinseln Zusammen stellten die Bewohner der funf Siedlungsgebiete aber keine homogene Gruppe dar oftmals hatten sie nicht einmal Kenntnis voneinander 20 Jahrhundert Bearbeiten Die zahlenmassig grosste Population Karpatendeutscher lebte in Pressburg Bratislava Unmittelbar nach Grundung der Tschechoslowakei im August 1919 wurden 36 Prozent Deutsche 33 Prozent Slowaken 29 Prozent Magyaren und 1 7 Prozent andere gezahlt Juden wurden nach Sprache erfasst Zwar waren die Karpatendeutschen genauso wie viele Slowaken in der zweiten Halfte des 19 und Anfang des 20 Jahrhunderts einem starken Magyarisierungsdruck ausgesetzt aber in zahlreichen Orten stellten die Deutschen immer noch die Bevolkerungsmehrheit Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges pladierten die meisten Karpatendeutschen fur den Verbleib der Slowakei bei Ungarn danach fur eine slowakische Autonomie innerhalb der Tschechoslowakei Nach 1918 veranderte sich die Situation fur die Karpatendeutschen grundlegend denn mit der Erhebung Pressburgs zur Landeshauptstadt und dem Zustrom an Slowaken wurden sie trotz Wegzug vieler Ungarn zu einer Minderheit in der Bevolkerung In den anderen Siedlungsgebieten ging es ahnlich vonstatten nbsp Gedenktafel fur die VertriebenenDie meisten Karpatendeutschen waren bereits vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus der Slowakei ins Deutsche Reich gefluchtet oder wurden von den deutschen Behorden evakuiert Dies war nicht zuletzt eine Reaktion auf den slowakischen Nationalaufstand im Spatsommer 1944 bei dessen Niederschlagung von den Partisanen Grausamkeiten an Deutschen und von der SS Grausamkeiten an Slowaken verubt wurden Aus der Zips sind die meisten Deutschen zwischen Mitte November 1944 und dem 21 Januar 1945 dank einer Initiative Adalbert Wanhoffs und den Vorbereitungen des Bischoflichen Amtes der deutschen evangelischen Kirche vor der heranruckenden Roten Armee nach Deutschland oder in das Sudetenland evakuiert worden Die Deutschen von Bratislava wurden im Januar und Februar 1945 nach langen Verzogerungen evakuiert jene des Hauerlandes fluchteten Ende Marz 1945 aus ihren Orten Die Rote Armee erreichte Bratislava am 4 April 1945 Nach dem Ende des Krieges am 8 Mai 1945 war zunachst etwa ein Drittel der evakuierten und gefluchteten Deutschen in die Slowakei zuruckgekehrt Ab dem 2 August 1945 wurde ihnen zusammen mit den Sudetendeutschen in Tschechien und mit den Ungarn in der Sudslowakei durch das Benes Dekret Nr 33 die tschechoslowakische Staatsangehorigkeit aberkannt Sie wurden in Sammellagern interniert in Bratislava Petrzalka dt Engerau Novaky Handlova 1946 47 sind schliesslich etwa 33 000 Deutsche als Folge des Potsdamer Abkommens aus der Slowakei vertrieben worden wahrend ca 20 000 Personen infolge besonderer Umstande in der Slowakei bleiben konnten Von rund 128 000 Deutschen in der Slowakei im Jahre 1938 sind also 1947 etwa 20 000 16 geblieben Karpatendeutsche in der Slowakei BearbeitenZahlenmassige Entwicklung der deutschsprachigen Bevolkerung Bearbeiten nbsp Privates Schild Dovidenia Wiedersehen am Ortsausgang von Medzev Metzenseifen in Richtung Stos 2014 1880 228 799 221 771 9 3 9 1 Volkszahlung Muttersprache Umrechnung auf das Gebiet der heutigen Slowakei erste Zahl laut Kronika Slovenska 2000 zweite Zahl laut Slovensko ľud 1974 1910 198 385 198 755 6 8 Volkszahlung Muttersprache Umrechnung auf das Gebiet der heutigen Slowakei erste Zahl lt Kronika Slovenska 2000 zweite Zahl laut Slovensko ľud 1974 1921 139 900 4 7 Volkszahlung Nationalitat 1930 148 214 4 5 Volkszahlung Nationalitat 1938 128 000 lt Encyklopedia Slovenska 1947 24 000 0 7 Schatzung 1961 6 266 0 2 Volkszahlung Nationalitat 1980 4 093 0 1 Volkszahlung Nationalitat 1991 5 414 0 1 Volkszahlung Nationalitat 2001 5 405 0 1 Volkszahlung Nationalitat 2011 4 690 0 1 Volkszahlung Nationalitat 2 Gegenwartige Situation Bearbeiten Heute leben nach einer Volkszahlung nur noch weniger als 6 000 Deutsche in der Slowakei die aber seit der samtenen Revolution samtliche politischen Rechte geniessen Die Karpatendeutsche Landsmannschaft in Stuttgart arbeitet mit dem Karpatendeutschen Verein in der Slowakei und dessen Jugendverband und mit der slowakischen Regierung zusammen und betreibt u a Traditionspflege Eine grosse Herausforderung stellt die Assimilation der mittleren und jungeren Generationen an das slowakische Umfeld dar die in den meisten Fallen den Verlust von deutscher Sprache und Brauchtum bedeutet Es gibt jedoch immer noch zwei karpatendeutsche Orte Hopgarten und Metzenseifen In Hopgarten ist die Einwohnerschaft noch mehrheitlich deutschsprachig 3 in Metzenseifen und weiteren Orten der Unterzips wird die sogenannte mantakische Mundart gesprochen 4 die fur Metzenseifen auch schriftlich dokumentiert ist 5 Zu den karpatendeutschen Mundarten gibt es eine aus den 1950er 60er Jahren stammende Materialsammlung in der Redaktion des Sudetendeutschen Worterbuches die noch nicht wissenschaftlich aufgearbeitet ist Ein bekannter Angehoriger der Volksgruppe ist Rudolf Schuster der von 1999 bis 2004 slowakischer Prasident war Siehe auch BearbeitenKarpatendeutscher Verein KarpatenblattLiteratur BearbeitenAlfred Cammann Alfred Karasek Volkserzahlung der Karpatendeutschen Slowakei Teil 1 und 2 Elwert Marburg Lahn 1981 DNB 550629505 ISBN 3 7708 0703 0 Teil 1 und ISBN 3 7708 0716 2 Teil 2 Aurel Emeritzy amp Erich Sirchich Nordkarpatenland Deutsches Leben in der Slowakei Eine Bilddokumentation Hrsg vom Karpatendeutschen Kulturwerk Karlsruhe und der Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen Stuttgart Mitarbeiter Ruprecht Steinacker Badenia Karlsruhe 1979 ISBN 3 7617 0168 3 Ernst Hochberger Das grosse Buch der Slowakei Hochberger Sinn 2003 ISBN 3 921888 08 5 Johann Lasslob Neuhau Eine ehemals deutsche Gemeinde in der Mittelslowakei Ortsgemeinschaft Neuhau der deutschen Landsmannschaft Slowakei Sindelfingen 1980 ISBN 3 9800778 5 3 Ortfried Kotzian Die Umsiedler Die Deutschen aus West Wolhynien Galizien der Bukowina der Dobrudscha und in der Karpatenukraine Langen Muller Munchen 2005 ISBN 3 7844 2860 6 Nikolaus G Kozauer Die Karpaten Ukraine zwischen den beiden Weltkriegen Langer Esslingen am Neckar 1979 DNB 800486005 Ernst Schwarz Von den Walddeutschen in Galizien In Schlesien Jh V Z III S 147 156 Walter Ziegler Hrsg Die Vertriebenen vor der Vertreibung Teil 2 Ludicum Munchen 1999 ISBN 3 89129 046 2 Wojciech Blajer Bemerkungen zum Stand der Forschungen uber die Enklaven der mittelalterlichen deutschen Besiedlung zwischen Wisloka und San Walddeutsche In Pozne sredniowiecze w Karpatach polskich Redaktion Jan Gancarski Krosno 2007 ISBN 978 83 60545 57 7 Weblinks BearbeitenDie Karpatendeutschen Karpatendeutsche Landsmannschaft Slowakei abgerufen am 6 Januar 2023 Karpatendeutscher Verein In Karpatenblatt Abgerufen am 6 Januar 2023 Karpatendeutscher Verein in der Slowakei KDV Die Karpatendeutschen Karpatski Nemci Nicht mehr online verfugbar In GeoCities Archiviert vom Original am 21 April 2013 abgerufen am 6 Januar 2023 deutsch slowakisch Historische zweisprachige Seite der Karpatendeutschen auf GeoCities Haus der Bayerischen Geschichte Karpatendeutsche Enzyklopadie des europaischen Ostens Sachsen Zips Ernst Tomasch Die Metzenseifner Mundart Versuch einer mantakischen Grammatik 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Karpatendeutsche Slowakei Oberungarn Zipser Sachsen Hauerlander Pressburger In Haus der Bayerischen Geschichte Obyvateľstvo trvalo byvajuce v krajoch SR podľa materinskeho jazyka PDF Nicht mehr online verfugbar In portal statistics sk 2011 archiviert vom Original am 6 Oktober 2014 abgerufen am 2 Marz 2012 slowakisch Juraj Valiska Die zipserdeutsche Mundart von Chmeľnica Hopgarten Acta Facultatis Philosophicae Universitatis Safarikanae Presovensis Philologica Band 2 Slovenske Pedagogicke Naklad Bratislava 1967 Wo spricht man Mantakisch In Der Mantakische Dialekt Abgerufen am 6 Januar 2023 Siehe auf Tab Mantak Dialekt Gabriela Schleusener Heinz Schleusener Worterbuch der deutschen Mundart in Metzenseifen Shaker Verlag Aachen 2013 ISBN 978 3 8440 1680 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karpatendeutsche amp oldid 236369569