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Karl Gotthelf Jakob Weinhold 26 Oktober 1823 in Reichenbach Provinz Schlesien 15 August 1901 in Berlin war ein deutscher Philologe Als Germanist und Mediavist widmete er sich den historischen Grundlagen und der Entwicklung der deutschen Sprache insbesondere der mittelhochdeutschen Grammatik und war als Professor fur deutsche Sprache und Literatur zuletzt in Graz Breslau und Berlin tatig Weinhold gilt als Vertreter der Romantischen Anthropologie Karl Weinhold Lithographie von Adolf Dauthage 1860 Karl Weinhold im Jahre 1899Karl Weinhold Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Funf Lehrstuhle 1 2 Bedeutung 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAls Sohn eines mittellosen Pastors studierte Karl Weinhold ab 1842 Evangelische Theologie und Philologie an der Schlesischen Friedrich Wilhelms Universitat Breslau wo er Vorlesungen von Theodor Jacobi horte Wahrend seines Studiums wurde er 1842 Mitglied der Burschenschaft Raczeks 1 1845 wechselte er an die Friedrich Wilhelms Universitat Berlin Ein Jahr spater promovierte er mit einer ungedruckten Dissertation uber die Voluspa an der pietistischen Friedrichs Universitat Halle und habilitierte sich dort 1847 mit der Arbeit Spicilegium formularum quas ex antiquissimis germanorum carminibus congessit Als Extraordinarius und Nachfolger von Jacobi kehrte er 1849 nach Breslau zuruck Funf Lehrstuhle Bearbeiten 1850 wurde er ordentlicher Professor an der Universitat Krakau Dem grossen Brand der Stadt fielen etliche Unterlagen darunter die erste Sagensammlung zum Opfer Nachdem er den Ruf der Universitat Wien aus konfessionellen Grunden abgelehnt hatte wechselte er schon 1851 von Krakau auf den Lehrstuhl der Universitat Graz In dieser Zeit beschaftigte er sich mit der von Grimm vorgeschlagenen historisch motivierten Orthographienorm 1851 erschien auch sein Buch Geschichte der deutschen Frauen in dem Mittelalter Ahnlich wie Richard Wossidlo in Mecklenburg sorgte Weinhold in Schlesien und Mitteldeutschland fur die Etablierung der Volkskunde Aus Osterreich Ungarn wechselte er 1861 ins Herzogtum Holstein Von der Christian Albrechts Universitat Kiel berufen begrundete er das erste germanistische Seminar Zur Zeit des Deutsch Franzosischen Krieges und der Deutschen Reichsgrundung 1870 71 und 1871 72 war er Rektor der CAU 2 Nach 15 Jahren kehrte Weinhold als Nachfolger von Heinrich Ruckert nach Breslau zuruck wo er mit dem Schriftsteller Karl von Holtei eng befreundet 3 war Auch dort konnte er ein erstes germanistisches Seminar etablieren 1879 80 war er wiederum Rektor 2 1889 44 Jahre nach seiner Studentenzeit in Berlin ging Weinhold schliesslich nach Berlin Im geistigen Zentrum des Deutschen Kaiserreichs war er 1893 94 zum dritten Male Rektor 2 Als 1896 Frauen in Preussen die Erlaubnis erhielten an Universitaten als Gasthorerinnen Vorlesungen zu besuchen siehe Frauenstudium im deutschen Sprachraum gehorte Weinhold zu jenen Professoren die von ihrem Recht Gebrauch machten Frauen auszuschliessen So verweigerte er Helene Stocker bei ihm die Vorlesungen zu horen 4 Karl Weinhold starb 1901 im Alter von 77 Jahren in Berlin und wurde auf dem Alten St Matthaus Kirchhof in Schoneberg beigesetzt Das Grab ist nicht erhalten 5 Bedeutung Bearbeiten Als hochangesehenes Mitglied der Kgl Preussischen Akademie der Wissenschaften befasste sich Weinhold mit Syntax und Lexikologie Er setzte sich fur ein Worterbuch der alteren deutschen Rechtssprache ein und wurde 1896 Mitglied der Grundungskommission des Deutschen Rechtsworterbuchs Ebenfalls 1896 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewahlt Seit 1878 war er auswartiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Er war Mitglied der Berliner Gesellschaft fur Anthropologie Ethnologie und Urgeschichte Zudem war er bis zu seinem Tod Herausgeber der von ihm begrundeten Zeitschrift des Vereins fur Volkskunde Weinhold hinterliess einen grossen wissenschaftlichen Nachlass der im Archiv der Akademie fur weitere Forschungen hinterlegt wurde Schriften Auswahl BearbeitenMittelhochdeutsches Lesebuch Mit einer Laut und Formenlehre des Mittelhochdeutschen und einem Wortverzeichnisse Gerold Wien 1850 Digitalisat Zahlreiche Neuauflagen Die deutschen Frauen in dem Mittelalter Ein Beitrag zu den Hausalterthumern der Germanen 2 Bande Gerold Wien 1851 Mehrere Auflagen ebenda etwa 3 Auflage 1897 Ueber deutsche Rechtschreibung In Zeitschrift fur die osterreichischen Gymnasien Bd 3 1852 ZDB ID 202897 9 S 93 128 Ueber deutsche Dialectforschung Die Laut und Wortbildung und die Formen der schlesischen Mundart Mit Rucksicht auf verwantes in deutschen Dialecten Ein Versuch Gerold Wien 1853 Digitalisat Weihnacht Spiele und Lieder auss Suddeutschland und Schlesien Mit Einleitung und Erlauterungen Damian amp Sorge Graz 1853 Digitalisat Beitrage zu einem schlesischen Worterbuche 2 Abtheilungen Kaiserlich Konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1855 Abtheilung 1 A L Sitzungsberichte der Philosophisch Historischen Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Bd 14 1855 Anhang 1855 Digitalisat Abtheilung 2 M Z Sitzungsberichte der Philosophisch Historischen Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Bd 16 1855 Anhang 1855 Digitalisat Altnordisches Leben Wiedmann Berlin 1856 Digitalisat Ueber den Dichter Graf Hugo VIII von Montfort Herren zu Bregenz und Pfannberg In Mittheilungen des Historischen Vereins fur Steiermark 7 1857 ZDB ID 345732 1 S 127 180 Die Riesen des germanischen Mythus In Sitzungsberichte der Philosophisch Historischen Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Bd 26 1858 ISSN 1012 487X S 225 306 Gelegenheits Spiel zum 24 Januar 1859 Kienreich Breslau 1859 Festspiel zu Holteis Geburtstag Die heidnische Todtenbestattung in Deutschland In Sitzungsberichte der Philosophisch Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Bd 29 1858 ISSN 1012 487X S 117 204 Bd 30 1859 S 171 226 Grammatik der deutschen Mundarten Dummler Berlin 1863 1867 weitere Bande waren geplant sind aber nicht erschienen Theil 1 Das alemannische Gebiet Alemannische Grammatik 1863 Digitalisat Theil 2 Das bairische Gebiet Bairische Grammatik 1867 Digitalisat Heinrich Christian Boie Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur im achtzehnten Jahrhundert Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses Halle 1868 Digitalisat Die deutschen Monatnamen Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses Halle 1869 Digitalisat Die Sprache in Wilhelm Wackernagel s altdeutschen Predigten und Gebeten Schweighauser Basel 1875 Mittelhochdeutsche Grammatik Ein Handbuch Schningh Paderborn 1877 Digitalisat Zahlreiche Neuauflagen und Neudrucke Karl von Holtei In Westermanns illustrierte deutsche Monatshefte Westermann Braunschweig Band 50 1881 S 228 245 Kleine mittelhochdeutsche Grammatik Braumuller Wien 1881 Digitalisat Mehrere Neuauflagen Die Verbreitung und die Herkunft der Deutschen in Schlesien Forschungen zur deutschen Landes und Volkskunde Bd 2 Nr 3 ZDB ID 501109 7 Engelhorn Stuttgart 1887 Digitalisat Die mystische Neunzahl bei den Deutschen Abhandlungen der Koniglichen Akademie der Wissenschaften in Berlin Philosophisch Historische Klasse Abh 2 1897 Verlag der Koniglichen Akademie der Wissenschaften Berlin 1897 Digitalisat Die Verehrung der Quellen in Deutschland Abhandlungen der Koniglichen Akademie der Wissenschaften in Berlin Philosophisch Historische Klasse Abh 1 1898 Verlag der Koniglichen Akademie der Wissenschaften Berlin 1898 Digitalisat Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Weinhold Karl In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 54 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1886 S 45 48 Digitalisat Gesellschaft fur Deutsche Philologie in Berlin Festgabe an Karl Weinhold Ihrem Ehrenmitgliede zu seinem funfzigjahrigen Doktorjubilaum dargebracht Festschriften der Gesellschaft fur Deutsche Philologie 12 ZDB ID 1028331 6 Reisland Leipzig 1896 Digitalisat Wilhelm Creizenach u a Beitrage zur Volkskunde Festschrift Karl Weinhold zum 50jahrigen Doktorjubilaum am 14 Januar 1896 dargebracht im Namen der Schlesischen Gesellschaft fur Volkskunde Germanistische Abhandlungen 12 Koebner Breslau 1896 Digitalisat Klaus Boldl Altnordisches Leben Zur romantischen Anthropologie Karl Weinholds In Klaus Boldl Miriam Kauko Hrsg Kontinuitat in der Kritik Zum 50jahrigen Bestehen des Munchener Nordistikinstituts Historische und aktuelle Perspektiven der Skandinavistik Rombach Wissenschaften Reihe Nordica 8 Rombach Freiburg Breisgau 2005 ISBN 3 7930 9379 4 S 91 106 Hans Fix Lieber Mobius Karl Weinholds Breslauer Briefe an Theodor Mobius 1874 1889 In Marek Halub Anna Manko Matysiak Hrsg Slaska republika uczonych Schlesische Gelehrtenrepublik Slezska vedecka obec Band 7 Neisse Verlag u a Dresden u a 2016 ISBN 978 3 86276 124 1 S 249 359 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Karl Weinhold Quellen und Volltexte Literatur von und uber Karl Weinhold im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Karl Weinhold in der Deutschen 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1 Lehrstuhl fur Altere deutsche Sprache und Literatur Karl Weinhold 1851 1861 Karl Tomaschek 1862 1868 Richard Heinzel 1868 1873 Anton Emanuel Schonbach 1876 1911 Konrad Zwierzina 1912 1934 Leo Jutz 1936 1958 Anton Schwob 1981 2005 Arne Ziegler seit 2005 2 Lehrstuhl fur Neue deutsche Literatur Bernhard Seuffert 1892 1924 Karl Polheim 1929 1945 Hugo von Kleinmayr 1947 1954 Robert Muhlher 1958 1980 Dietmar Goltschnigg 1981 1997 Uwe Baur 1997 2002 Anne Kathrin Reulecke seit 2012 3 Lehrstuhl fur Deutsche Sprache Hellmuth Himmel 1968 1983 Hans Helmut Hiebel 1985 2009 Paul Portmann Tselikas 2009 2016 Edgar Onea Gaspar seit 2017 4 Lehrstuhl fur Fachdidaktik Deutsch als Zweitsprache und Sprachliche Bildung Sabine Schmolzer Eibinger seit 2014 5 Lehrstuhl am Franz Nabl Institut fur Literaturforschung Klaus Kastberger seit 2015 6 Lehrstuhl fur Germanistische Mediavistik Julia Zimmermann seit 2020 Normdaten Person GND 118806521 lobid OGND AKS LCCN n84052556 VIAF 19805887 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weinhold KarlALTERNATIVNAMEN Weinhold Carl Gotthelf Jakob vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Germanist und HochschullehrerGEBURTSDATUM 26 Oktober 1823GEBURTSORT Reichenbach Provinz SchlesienSTERBEDATUM 15 August 1901STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Weinhold Mediavist amp oldid 235382861