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Karl Witt eigentlich Carl Julius Witt 14 Oktober 1885 in Trupermoor Kreis Osterholz 19 Oktober 1969 in Wedel war ein Lehrer Politiker DNVP NSDAP und Hamburger Schulsenator in der Zeit des Nationalsozialismus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Abgeordneter 1 2 Senator 1 3 Nach dem Kriege 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach dem Besuch des Lehrerseminars in Bederkesa trat Witt 1906 in den Hamburger Schuldienst ein zunachst als Volksschullehrer spater als Gewerbelehrer Ab 1911 besuchte er nebenher Vorlesungen am Hamburgischen Kolonialinstitut und an der 1919 daraus hervorgegangenen Universitat Im Ersten Weltkrieg diente er als Freiwilliger in der kaiserlichen Marine in Flandern und wurde im Dezember 1918 im Rang eines Kapitanleutnants aus dem Dienst entlassen Er kehrte in den Schuldienst zuruck und schloss sich dem im November 1920 gegrundeten volkischen und antisemitischen Junglehrerbund Baldur an dessen Vorsitzender er 1922 kurz vor dem Verbot des Bundes wurde 1 Auch danach trat Witt berufspolitisch in Erscheinung unter anderem als gewahltes Mitglied der Lehrerkammer und im Schulbeirat ab 1922 sowie als Deputierter in der Schulbehorde ab 1931 Abgeordneter Bearbeiten 1924 wurde Witt fur die Deutschvolkische Freiheitspartei DVFP eine radikalvolkische Abspaltung der Deutschnationalen Volkspartei DNVP in die Hamburger Burgerschaft gewahlt Nach dem Verbot der DVFP noch im gleichen Jahr schloss sich Witt der DNVP Fraktion an und gehorte fur diese zuletzt unter dem Namen Kampffront Schwarz Weiss Rot bis 1933 der Burgerschaft an 1932 kandidierte er auch fur die DNVP bei den Reichstagswahlen In der Burgerschaft wurde Witt vor allem durch antisemitische Reden bekannt Senator Bearbeiten Bei der Senatsbildung im Marz 1933 setzte die DNVP neben Fraktionsfuhrer Max Stavenhagen auch Witt der von der NSDAP nicht erwunscht war als Senator durch 2 Am 8 Marz 1933 wurde Witt mit 79 Stimmen in den von Carl Vincent Krogmann gefuhrten Hamburger Senat als Senator fur die Schulverwaltung gewahlt 3 Am 1 Mai 1933 trat er in die NSDAP ein Als im September 1933 der Senat verkleinert wurde schied Witt aus dem Gremium aus und war als Prasident der neugebildeten Landesunterrichtsbehorde fortan formell dem neuen Senator Wilhelm von Allworden unterstellt Dennoch behielt Witt nicht nur seinen Senatorentitel sondern auch faktisch die leitende Position in der Hamburger Schulverwaltung und trug damit die Verantwortung fur die personellen Sauberungen und die nationalsozialistische Ausrichtung des Hamburger Schul und Hochschulwesens Schon bei seinem Amtsantritt als Senator verschickte Witt an die Schulen seine Zielvorstellungen die auch von konservativ nationalistischen Kraften befurwortet werden konnten und daher auch als Integrationsangebot an diese Kreise gewertet wurden 4 Der Religionsunterricht wurde wieder verbindlich vorgeschrieben das Fach Lebenskunde entfiel Unter Witts Verantwortung wurden am 20 August 1933 insgesamt 315 Schulleiter aus dem Amt entfernt und durch politisch genehme Lehrer ersetzt ausserdem wurden 171 verheiratete Lehrerinnen als Doppelverdiener entlassen Bis 1935 wurden 637 Lehrer entlassen die den Nationalsozialisten politisch missliebig waren 5 Nach dem Gross Hamburg Gesetz und der anschliessenden Zweiteilung der Hamburger Verwaltung in eine staatliche und eine kommunale Ebene wurde Witt 1938 als Leiter des Schulwesens der Gemeindeverwaltung zugeordnet Der ihm bisher nachgeordnete Landesschulrat Wilhelm Schulz wurde hingegen zustandiger Abteilungsleiter in der Staatsverwaltung und damit faktisch Witts Vorgesetzter 6 Der damit verbundenen schleichenden Entmachtung entzog sich Witt im November 1940 durch die freiwillige Einberufung zur Kriegsmarine und kehrte erst kurz vor Kriegsende Anfang 1945 in die Schulverwaltung zuruck 7 Nach dem Kriege Bearbeiten Am 11 Mai 1945 wurde Witt auf Anordnung der britischen Militarregierung aus seinem Amt als hauptamtlicher Beigeordneter der Schulverwaltung entlassen Im Entnazifizierungsverfahren als Mitlaufer Kategorie IV spater unbelastet V eingestuft 7 erhielt er 1949 das Ruhegehalt eines Gewerbeoberlehrers und erstritt sich 1954 im Rahmen eines gerichtlichen Vergleichs das Ruhegehalt eines Oberschulrates In diesem Rechtsstreit beteuerte Witt innerlich kein Nationalsozialist gewesen zu sein 8 Literatur BearbeitenAnnett Buttner Iris Groschek Judische Schuler und volkische Lehrer in Hamburg nach 1918 In Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte Bd 85 1999 S 101 126 Digitalisat Hans Peter de Lorent Karl Witt Schulsenator 1933 volkisch deutschnationaler Reserveoffizier in Taterprofile Die Verantwortlichen im Hamburger Bildungswesen unterm Hakenkreuz Band 1 Freie und Hansestadt Hamburg Landeszentrale fur politische Bildung ISBN 978 3 929728 92 7 S 88 98 Uwe Schmidt Nationalsozialistische Schulverwaltung in Hamburg Vier Fuhrungspersonen Hamburger Historische Forschungen Bd 2 Hamburg 2008 ISBN 978 3 937816 49 4 Uwe Schmidt Witt Karl In Franklin Kopitzsch Dirk Brietzke Hrsg Hamburgische Biografie Band 4 Wallstein Gottingen 2008 ISBN 978 3 8353 0229 7 S 383 384 Einzelnachweise Bearbeiten Annett Buttner Iris Groschek Judische Schuler und volkische Lehrer in Hamburg nach 1918 In Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte Bd 85 1999 S 101 126 hier S 121 Siehe Uwe Schmidt Lehrer im Gleichschritt Der Nationalsozialistische Lehrerbund Hamburg Hamburg University Press Hamburg 2006 ISBN 3 937816 26 7 S 26 Fussnote 18 Forschungsstelle fur Zeitgeschichte in Hamburg Hrsg Hamburg im Dritten Reich Wallstein Verlag Gottingen 2005 ISBN 3 892 44903 1 S 64 Reiner Lehberger Der Umbau der Hamburger Volksschule In Reiner Lehberger Hans Peter de Lorent Hrsg Die Fahne hoch Schulpolitik und Schulalltag in Hamburg unterm Hakenkreuz Ergebnisse Verlag Hamburg 1986 ISBN 3 925622 18 7 S 15 33 hier S 15 16 Hans Peter de Lorent Personalpolitik In Reiner Lehberger Hans Peter de Lorent Hrsg Die Fahne hoch Schulpolitik und Schulalltag in Hamburg unterm Hakenkreuz Ergebnisse Verlag Hamburg 1986 ISBN 3 925622 18 7 S 203 211 Uwe Schmidt Nationalsozialistische Schulverwaltung S 24 f a b Hamburgische Biografie Bd 4 S 384 Annett Buttner Iris Groschek Judische Schuler und volkische Lehrer in Hamburg nach 1918 In Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte Bd 85 1999 S 101 126 hier S 126 Hamburger Schulsenatoren seit 1863 Gustav Heinrich Kirchenpauer Charles Ami de Chapeaurouge Johann Refardt Werner von Melle Emil Krause Karl Witt Wilhelm von Allworden Heinrich Landahl Hans Wenke Heinrich Landahl Wilhelm Drexelius Peter Schulz Gunter Apel Joist Grolle Rosemarie Raab Ute Pape Rudolf Lange Reinhard Soltau Alexandra Dinges Dierig Christa Goetsch Dietrich Wersich Ties Rabe Normdaten Person GND 140643664 lobid OGND AKS VIAF 107650943 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Witt Karl JuliusALTERNATIVNAMEN Witt KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker DNVP NSDAP MdHB Hamburger SenatorGEBURTSDATUM 14 Oktober 1885GEBURTSORT Trupermoor Landkreis OsterholzSTERBEDATUM 19 Oktober 1969STERBEORT Wedel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Julius Witt amp oldid 207725381