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Die Kaiservilla Bruckneudorf ist eine romische Palastanlage an den Hangen des Leithagebirges in Osterreich In der Antike lag sie nahe der pannonischen Provinzhauptstadt Carnuntum an der Bernsteinstrasse die in das Innere der Provinz und des Romischen Reiches fuhrte Die grosse Villenanlage entstand in der romischen Kaiserzeit und befindet sich heute etwas abseits der Strasse zwischen Bruckneudorf und Parndorf 1 Romische Ruine bei BruckneudorfMosaik Bellerophon im Landesmuseum Burgenland Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Geschichte 2 Baugeschichte 3 Ausstattung der spatantiken Grossvilla 3 1 Mosaiken 3 2 Wandmalereien 4 Geschichte der Entdeckung der Palastvilla 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage und Geschichte Bearbeiten nbsp Die zusammengesetzten Fragmente vom Grabstein des Cocceius CaupianusDie Villa befindet sich auf den sogenannten Heidwiesen zwischen Bruckneudorf und Parndorf im Burgenland Die Lage war durch die fruchtbaren Boden und die Nahe der Bernsteinstrasse entlang der die Aufschliessung Westpannoniens erfolgte begunstigt Mit der Anlage des Legionslagers Carnuntum trug Rom der geopolitischen Situation am Eintritt dieses wichtigen Weges in das Reichsgebiet Rechnung Besiedelt war der Raum von den zu dieser Zeit unbedeutenden und dem Regnum Noricum zugeordneten Boiern Aus dem fruhen 2 Jahrhundert stammt ein Grabstein der spater in der Villa als Kanalabdeckung verbaut wurde Er wurde errichtet fur einen M Cocceius Caupianus der in der Inschrift als PR C B bezeichnet wird und fur seine Frau Cocceia Dagovassa Die Benennung des Mannes wurde als princeps civitatis Boiorum gedeutet also als Stammesfurst der Boier der seiner romischen Namensform zufolge unter Nerva das Burgerrecht erhielt Auf einem weiteren Grabstein aus dem Villenbereich wird eine Iunia Cocceia genannt die angesichts des ubereinstimmenden Familiennamens wohl zur selben Familie gehorte Diese darf man demnach wohl als fruhe Besitzer oder Grundungsinhaber der Villa ansprechen 2 Nach einer kurzen Siedlungsunterbrechung im spaten 2 Jahrhundert n Chr entstand um 200 n Chr ein grosses Landgut das in seiner letzten Ausbauphase zu den grossten romischen Landgutern des heutigen Osterreich gehorte Durch Andras Mocsy wurde diese Villa fur das Jahr 375 n Chr mit dem Tod Valentinians I in Verbindung gebracht da Frau und Sohn des Kaisers aus einer von Brigetio hundert Meilen entfernten Murocincta genannten Villa zum Sterbeort eilen damit dem vierjahrigen Knaben die Herrschaft ubergeben werde 3 Baugeschichte Bearbeiten nbsp Venus Figur aus der Villa von BruckneudorfDie alteste nachweisbare Bautatigkeit ist in die fruheste Zeit nach Einrichtung der romischen Provinz Pannonien wohl in die Mitte des 1 Jahrhunderts nach Christus einzuordnen Das belegen Funde ein Tellerrand aus sogenanntem Millefioriglas ein Gefass aus bunten Glasfaden die ein Muster bilden und eine Munze des Kaisers Galba der wenige Monate in den Jahren 68 69 n Chr regierte Dieser erste Bau von dem nur einige Pfostenlocher nachgewiesen werden konnten war vermutlich aus Holz und Lehmziegeln errichtet worden 4 Hochstwahrscheinlich in den Jahrzehnten um 100 n Chr wurden die steinerne Fundamente angelegt fur einen weiten etwas versetzt angelegten Bau der vermutlich Fachwerkwande aus Holz und Lehm hatte In dieser Form diente der Hof wohl landwirtschaftlichen Zwecken es liessen sich Belege fur das Dreschen von Getreide im Innenhof nachweisen und moglicherweise auch als Gasthof Gegenuber der Zufahrtsstrasse die von der Bernsteinstrasse zur Villa fuhrte befindet sich ein quadratisches Steinfundament das zu einem reprasentativen Familiengrabmal oder zu einem kleinen Tempel gehort haben konnte Wohl im spaten 2 Jahrhundert n Chr wurde der Hof moglicherweise aufgrund der Markomannenkriege aufgegeben 5 In den Jahren um 200 wurde auf den Fundamenten der bisherigen Villa eine neue grossere Anlage errichtet die zum Kernbau eines grossen Landgutes mit zahlreichen Nebengebauden wurde 6 Am besten bekannt ist die letzte grosse Bauperiode in der das Gebaude mit Mosaiken ausgestattet wurde Dafur wurde das Bodenniveau um 80 cm angehoben Im Norden entstand ein grosser Saal mit Apsis Durch Funde von Munzen unter den Mosaikboden und aus dem Mortel der Mauer kann dieser Ausbau in die Zeit bald nach 350 n Chr datiert werden Danach sind keine grossen Baumassnahmen mehr erkennbar Die in der letzten Ausbaustufe umfasste die Villa 34 Raume von denen mehrere ausgemalt und mit Mosaiken teilweise auch mit Hypokausten ausgestattet waren Zur Villa gehorte ein 12 5 ha grosser ummauerter Bereich der neben Wirtschaftsgebauden auch eine Thermenanlage umfasste 7 Ausstattung der spatantiken Grossvilla BearbeitenMosaiken Bearbeiten Aus der letzten Bauphase stammen die Mosaiken Es handelt sich um den grossten erhaltenen Mosaikenkomplex auf osterreichischem Boden Von ursprunglich 500 m sind uber 300 m erhalten 8 Derzeit sind sie im Landesmuseum Burgenland in Eisenstadt ausgestellt nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp Wandmalereien Bearbeiten Auch die Wande waren geschmuckt also ausgemalt Nach den Beobachtungen von Balduin Saria waren sogar die Aussenwande mit Malerei versehen einfache Malerei auf rosa Grund mit schwarzen Tupfen und Strichen die wohl einen Sockel aus Marmor andeuten soll Qualitatvolle Malereien waren an den Innenwanden angebracht Durch angedeutete Scheinarchitektur von Halbsaulen oder pfeilern waren die Wande in Felder geteilt Auch gab es figurliche Darstellungen Mehrere Fragmente scheinen zu einer grosseren Szene gehort zu haben einer Landschaft im blaulichen Licht mit einer asenden Hirschkuh einem jugendlichen Schildtrager und einem Gebaude mit Stiegenaufgang nbsp nbsp Geschichte der Entdeckung der Palastvilla BearbeitenDie Heidwiesen zwischen Bruckneudorf und Parndorf sind seit dem 19 Jahrhundert als Fundstelle von Grabern bekannt Eduard von Sacken hatte diese Grabfunde bereist und 1853 in einem Aufsatz uber Carnuntum und seine weitere Umgebung behandelt 9 Als Folge des Osterreichisch Ungarischen Ausgleichs 1867 wurde die weitere Forschung von Ungarn aus betrieben Eine Grabung fuhrte 1899 Soter Agoston 10 im Graberfeld der Villa durch Er war Advokat in Mosonmagyarovar und leitendes Mitglied des dortigen historischen Vereines So gelangten viele Funde in das Museum dieses Vereines Die oben erwahnten Grabsteine verdienen Interesse weil sie nicht in ihrer ursprunglichen Aufstellung angetroffen wurden Sie wurden wieder zur Herstellung von Grabern verwendet verblieben also im Bereich der Totengotter der Manen 11 Das Hauptgebaude der Villenanlage wurde 1931 durch Alexander Seracsin 12 einen archaologisch interessierten und kenntnisreichen Gutsverwalter in Mannersdorf erstmals angegraben Es waren romische Munzen und Ziegel beim Ackern zutage gekommen und man erinnerte sich auch noch an die Grabungen von Soter Uber diese Grabung ist ein kurzer Bericht erschienen 13 Seracsin stiess dabei auch schon auf einen Mosaikboden wahrscheinlich auf den des Raumes 1 und auf Mauern So erkannte er dass die weitere Erforschung der grossen Anlage aus seinen eigenen Mitteln wie bisher unmoglich war Aber die Anlage war bekannt geworden und mit der Feststellung der Mosaiken auch als ausserordentlich ausgestatteter Bau bestimmt Balduin Saria setzte 1949 1955 im Auftrag des Osterreichischen Archaologischen Instituts die Grabungen mit Mitteln des Landes Burgenland fort Sie betrafen das palastartige Hauptgebaude mehrere Nebengebaude und die Umfassungsmauer der Villa 14 Literatur BearbeitenGerda von Bulow Heinrich Zabehlicky Hrsg Bruckneudorf und Gamzigrad spatantike Palaste und Grossvillen im Donau Balkan Raum Akten des Internationalen Kolloquiums in Bruckneudorf vom 15 bis 18 Oktober 2008 Kolloquien zur Vor und Fruhgeschichte Band 15 Frankfurt am Main 2011 S 293 308 online Stefan Groh Helga Sedlmayer Villa Wagen Wirtschaftswunder Romisches Bruckneudorf archaologie aktuell Band 8 Ferdinand Berger amp Sohne Horn 2022 ISBN 978 3 99137 021 5 S 60 126 Heinrich Zabehlicky Die romische Palastanlage von Bruckneudorf Kleine Fuhrer zu archaologischen Denkmalern Neue Serie Band 1 Tourismusverband Bruckneudorf Osterreichisches Archaologisches Institut Bruckneudorf Wien 2013 ISBN 978 3 900305 51 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kaiservilla Bruckneudorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kaiservilla Bruckneudorf Die romische Palastvilla von Bruckneudorf Die neuesten Grabungen von 1994 bis 1998 Romische Palastanlage Bruckneudorf in Kulturatlas BURGENLANDEinzelnachweise Bearbeiten Heinrich Zabehlicky Die romische Palastanlage und andere romische Fundstellen aus Bruckneudorf und Kaisersteinbruch In Kleiner Fuhrer durch die romische Palastanlage von Bruckneudorf Sonderdruck der Mitteilungen des Museums und Kulturvereins Kaisersteinbruch Hrsg Helmuth Furch Nr 48 1998 S 2ff Stefan Groh Helga Sedlmayer Villa Wagen Wirtschaftswunder Romisches Bruckneudorf Ferdinand Berger amp Sohne Horn 2022 ISBN 978 3 99137 021 5 S 61 63 Andras Mocsy Murocincta In V Mirosavljevic D Rendic Miocevic M Suic Hrsg Adriatica praehistorica et antiqua Miscellanea Gregorio Novak dicata Universitat Zagreb Zagreb 1970 S 583 586 Die Romische Palastvilla von Bruckneudorf Aus Forum Archaeologiae Zeitschrift fur klassische Archaologie Ausgabe 9 XII 1998 Stefan Groh Helga Sedlmayer Villa Wagen Wirtschaftswunder Romisches Bruckneudorf Ferdinand Berger amp Sohne Horn 2022 ISBN 978 3 99137 021 5 S 61 68 Stefan Groh Helga Sedlmayer Villa Wagen Wirtschaftswunder Romisches Bruckneudorf Ferdinand Berger amp Sohne Horn 2022 ISBN 978 3 99137 021 5 S 68 71 Kaiservilla Bruckneudorf Christian Zenger Die Mosaiken Eduard von Sacken Uber die neuesten Funde zu Carnuntum Sitzungsbericht 11 1853 S 363f Tafel IV Soter Agoston Bruck Ujfalusi Asatatasrol In ArchErt N S 19 1899 S 341 351 1 Heinrich Zabehlicky Zur Spolienverwendung in spatantiken Grabern des Osterreichischen Donauraumes In Lebendige Altertumswissenschaft Festschrift fur Hermann Vetters Wien 1985 S 279 285 Alexander Ritter von Seracsin 1883 1952 2 FO 1 1930 1934 94 unter Parndorfer Heide Balduin Saria Der romische Herrensitz bei Parndorf und seine Deutung In Festschrift fur Alphons Barb Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Band 35 Eisenstadt 1966 S 252 271 Ausgewahlte Denkmalschutzobjekte in Bruckneudorf Kaiservilla Bruckneudorf Konig Franz Joseph Denkmal Pfarrkirche Kaisersteinbruch Schloss Konigshof Torbau des Friedhofs KaisersteinbruchAusfuhrliche Information zu allen Denkmalern Liste der denkmalgeschutzten Objekte in Bruckneudorf 48 01355 16 83902 Koordinaten 48 0 48 8 N 16 50 20 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaiservilla Bruckneudorf amp oldid 237555864