www.wikidata.de-de.nina.az
Josef Pomiankowski eigentlich Jozef Jan Klemens Pomiankowski 23 November 1866 in Jaroslaw Kaisertum Osterreich 23 Janner 1929 in Lemberg Polen war ein Feldmarschallleutnant der k u k Armee und Militarbevollmachtigter der osterreichisch ungarischen Militarmission im Osmanischen Reich im Ersten Weltkrieg Er war federfuhrend bei der Gestaltung der osterreichischen Orientpolitik oft in Konkurrenz zum verbundeten Deutschen Reich Josef PomiankowskiInhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie und Ausbildung 1 2 Vorkriegslaufbahn 1 3 Politik im Ersten Weltkrieg 1 4 Nach dem Krieg 2 Schriften 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie und Ausbildung Bearbeiten Als Zehnjahriger trat der aus einer polnischen Familie Galiziens stammende Pomiankowski in die Militar Unterrealschule von Guns ein vier Jahre spater in die Militar Oberrealschule von Mahrisch Weisskirchen 1883 bis 1886 absolvierte er die k u k Technische Militarakademie in Wien die er als Leutnant verliess Er diente drei Jahre bei den Ulanen und besuchte ab 1890 zwei Jahre die Theresianischen Militarakademie wo er die Generalstabsausbildung erhielt Anschliessend diente in den Generalstaben verschiedener Korps und als Truppenkommandeur 1 Er war verheiratet und hatte zwei 1904 und 1905 geborene Tochter die Familie lebte in Lemberg und Wien Vorkriegslaufbahn Bearbeiten Im November 1901 erhielt er den wichtigen Posten als Militarattache in Belgrad im Konigreich Serbien Dort agierte er im militarischen Bereich und nahm auch treffende wirtschaftliche und politisch strategische Einschatzungen vor die er nach Wien berichtete Auch im nachrichtendienstlichen Bereich konnte er Erfolge vorweisen und Informationen uber serbische Terrorgruppen in Mazedonien und Bosnien sammeln 2 Er forderte der serbischen Agitation durch direkte Massnahmen energisch entgegenzutreten 3 Ende 1909 trat er als Oberst den Dienst als Militarattache in Konstantinopel an 4 wo er auch fur Griechenland zustandig war 5 1912 unterlief ihm eine grobe Fehleinschatzung als er wegen der vermeintlichen Starke der osmanischen Armee einen Angriff der kleinen Balkanstaaten fur unwahrscheinlich hielt 6 Politik im Ersten Weltkrieg Bearbeiten Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Pomiankowski seit 1914 Generalmajor als Militarbevollmachtigter auch zum Leiter der osterreichisch ungarischen Militarmission im Osmanischen Reich und damit Juniorpartner der Deutschen Militarmission unter Otto Liman von Sanders Als solcher versuchte er Gegensatze zwischen Deutschen und Osmanen zu nutzen um trotz geringer Machtmittel politischen und wirtschaftlichen Interessen Osterreich Ungarns im Orient Geltung zu verschaffen Gemeinsam mit k u k Aussenminister Leopold Berchtold und dem Botschafter der Monarchie in Konstantinopel Johann Markgraf Pallavicini war Pomiankowski bestrebt eine eigenstandige Orientpolitik zu betreiben 7 Sie wollten bei volliger Gleichberechtigung mit Deutschland gemeinsam eine dominierende Rolle eine Art Kondominium im Osmanischen Reich erringen Da die jeweiligen Interessen haufig aufeinanderprallten kam es zu dauernden Reibereien und Eifersuchteleien 1917 lagen sich Deutschland und die Donaumonarchie wegen fast jeder Frage der turkischen Allianz in den Haaren 8 Mit dem alten Botschafter Pallavicini fand er ein gutes Einvernehmen auch weil er diesem seine Berichte freiwillig zur Korrektur vorlegte Zu k u k Generalstabschef Conrad hielt er Distanz 9 Pomiankowski war nicht nur als Militar tatig sondern gestaltete aktiv die osterreichische Orientpolitik vor Ort wirkte als Diplomat Leiter eines eigenen Nachrichtendienstes Propagandist Kulturbotschafter Wirtschaftsfachmann und Diplomat 10 Auf sein Drangen hin wurde 1917 im Kriegsministerium eine Orientabteilung eingerichtet um bei der wirtschaftlichen Ausbeutung des Balkans und des Osmanischen Reiches nicht vollig gegenuber dem ubermachtigen Partner Deutschland ins Hintertreffen zu geraten 11 Deutsche Offizielle in Konstantinopel versuchten vergeblich mittels Intervention bei Kaiser Wilhelm II oder Generalstabschef Conrad ihren osterreichischen Widersacher ablosen zu lassen Pomiankowski schatzte den Charakter der Turken hoch ein machte jedoch fur die Probleme und Ruckstandigkeit des Osmanischen Reiches den Islam verantwortlich der jede Modernisierung verhindere 12 Die weitgehend erfolglose deutsche Politik der Revolutionierung von Moslems gegen die alliierten Kolonialmachte durch einen Dschihad lehnte er ab weil durch die religiose Zersplitterung des Islams eine gemeinsame Mobilisierung nicht moglich sei 13 Auch der osterreichischen Orientmission von Alois Musil und Erzherzog Hubert Salvator September bis November 1917 stand er wie Pallavicini skeptisch gegenuber 14 Im Zusammenhang mit dem Volkermord an den Armeniern erkannte er fruhzeitig dass der Deportationsbefehl der Regierung einer Ausrottung der Armenier in Kleinasien gleichkomme 15 Er besuchte an der Seite eines der Hauptverantwortlichen Enver Pascha im Mai 1916 die ostanatolischen Gebiete in denen der Genozid geschah und berichtete davon nach Wien 16 Zaghafte diplomatische Versuche Pomiankowskis Sicherheiten fur die verfolgten Armenier zu erhalten waren nicht von dauerhaftem Erfolg Nach dem Krieg nahm er seine deutschen Kollegen vor dem Vorwurf des ehemaligen amerikanischen Botschafters in Konstantinopel Morgenthau in Schutz diese hatten den Turken den Gedanken fur die Massendeportationen geradezu suggeriert 17 Pomiankowski seit 1917 Feldmarschall Leutnant koordinierte nach einem kurzen Einsatz ab Juni 1917 an der Italienfront die Truppen der Monarchie bei den erfolglosen Kampfen an der Palastinafront Nach dem Krieg Bearbeiten Nach Kriegsende organisierte Pomiankowski den Rucktransport von 200 Offizieren und 1050 Soldaten mit einem italienischen Schiff uber Triest nach Osterreich 200 revoltierende Soldaten die versuchten Soldatenrate zu installieren verschickte er mit osmanischer Unterstutzung per Schiff ins osterreichisch besetzte Odessa 18 Nach dem Zusammenbruch des Habsburgerreiches Ende 1918 wurde Pomiankowski Militarbevollmachtigter Polens fur Schweden Danemark und Norwegen in Stockholm und spater Leiter der militarischen Einkaufskommission fur Kriegsmaterial in Paris Am 25 Marz 1919 war er nach Annahme der polnischen Staatsburgerschaft der polnischen Armee beigetreten im Janner 1922 folgte seine Pensionierung 19 Sein 1927 in Wien veroffentlichtes Buch Der Zusammenbruch des Ottomanischen Reiches wurde fur Historiker zu einer der wichtigsten Quellen fur die Geschichte des Bundnisses mit dem Osmanischen Reich 20 Der Turkologe Herbert W Duda konstatierte in einer Rezension 1929 Pomiankowski eine stark antideutsche Orientpolitik 21 Sein Grab befindet sich auf dem Lytschakiwski Friedhof in Lemberg 22 Schriften BearbeitenDer Zusammenbruch des Ottomanischen Reiches Erinnerungen an die Turkei aus der Zeit des Weltkrieges Amalthea Wien 1927 Literatur BearbeitenAlexander Will Der Gegenspieler im Hintergrund Josef Pomiankowski und die antideutsche Orientpolitik Osterreich Ungarns 1914 1918 In Wilfried Loth Marc Hanisch Hrsg Erster Weltkrieg und Dschihad Die Deutschen und die Revolutionierung des Orients Verlag Oldenbourg Munchen 2014 ISBN 978 3 486 75570 1 S 193 214 Peter Broucek Pomiankowski Josef 1866 1929 Feldmarschalleutnant In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 8 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1983 ISBN 3 7001 0187 2 S 190 Einzelnachweise Bearbeiten Alexander Will Der Gegenspieler im Hintergrund Josef Pomiankowski und die antideutsche Orientpolitik Osterreich Ungarns 1914 1918 In Wilfried Loth Marc Hanisch Hrsg Erster Weltkrieg und Dschihad Die Deutschen und die Revolutionierung des Orients Verlag Oldenbourg Munchen 2014 ISBN 978 3 486 75570 1 S 193 214 hier S 194f Alexander Will Der Gegenspieler im Hintergrund S 196ff Gunther Kronenbitter Krieg im Frieden Die Fuhrung der k u k Armee und die Grossmachtpolitik Osterreich Ungarns 1906 1914 Verlag Oldenbourg Munchen 2003 ISBN 3 486 56700 4 S 327 Alexander Will Der Gegenspieler im Hintergrund S 199 Gunther Kronenbitter Krieg im Frieden Die Fuhrung der k u k Armee und die Grossmachtpolitik Osterreich Ungarns 1906 1914 Verlag Oldenbourg Munchen 2003 ISBN 3 486 56700 4 S 259 Gunther Kronenbitter Krieg im Frieden Die Fuhrung der k u k Armee und die Grossmachtpolitik Osterreich Ungarns 1906 1914 Verlag Oldenbourg Munchen 2003 ISBN 3 486 56700 4 S 375 Wolfdieter Bihl Die Kaukasuspolitik der Mittelmachte Teil 1 Ihre Basis in der Orient Politik und ihre Aktionen 1914 1917 Bohlau Wien Koln Graz 1975 S 113 Frank G Weber Eagles on the Crescent Germany Austria and the Diplomacy of the Turkish Alliance 1914 1918 Ithaca London 1970 S 261 Gunther Kronenbitter Krieg im Frieden Die Fuhrung der k u k Armee und die Grossmachtpolitik Osterreich Ungarns 1906 1914 Verlag Oldenbourg Munchen 2003 ISBN 3 486 56700 4 S 263 Alexander Will Der Gegenspieler im Hintergrund S 193 Alexander Will Der Gegenspieler im Hintergrund S 211 Alexander Will Der Gegenspieler im Hintergrund S 204 Alexander Will Der Gegenspieler im Hintergrund S 206 Wolfdieter Bihl Die Kaukasuspolitik der Mittelmachte Teil 1 Ihre Basis in der Orient Politik und ihre Aktionen 1914 1917 Bohlau Wien Koln Graz 1975 S 136 und 140 Robert Tarek Fischer Osterreich im Nahen Osten Die Grossmachtpolitik der Habsburgermonarchie im Arabischen Orient 1633 1918 Bohlau Wien 2006 ISBN 3 205 77459 0 S 274ff Michael Schwartz Ethnische Sauberungen in der Moderne Globale Wechselwirkungen nationalistischer und rassistischer Gewaltpolitik im 19 und 20 Jahrhundert Oldenbourg Verlag Munchen 2013 ISBN 3 486 70425 7 S 85 Michael Schwartz Ethnische Sauberungen in der Moderne Globale Wechselwirkungen nationalistischer und rassistischer Gewaltpolitik im 19 und 20 Jahrhundert Oldenbourg Verlag Munchen 2013 ISBN 3 486 70425 7 S 92 Michael Schwartz Ethnische Sauberungen in der Moderne Globale Wechselwirkungen nationalistischer und rassistischer Gewaltpolitik im 19 und 20 Jahrhundert Oldenbourg Verlag Munchen 2013 ISBN 3 486 70425 7 S 79 Robert Tarek Fischer Osterreich im Nahen Osten Die Grossmachtpolitik der Habsburgermonarchie im Arabischen Orient 1633 1918 Bohlau Wien 2006 ISBN 3 205 77459 0 S 283f Alexander Will Der Gegenspieler im Hintergrund S 214 Inanc Atilgan Osterreichs Dilemma 1915 Turken oder Armenier Wieser Verlag Klagenfurt 2008 ISBN 978 3 85129 707 2 S 111 Alexander Will Der Gegenspieler im Hintergrund S 193 Alexander Will Der Gegenspieler im Hintergrund S 194 Alexander Will Der Gegenspieler im Hintergrund S 214 Normdaten Person GND 130129828 lobid OGND AKS VIAF 66846713 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pomiankowski JosefALTERNATIVNAMEN Pomiankowski Joseph Pomiankowski Jozef Jan KlemensKURZBESCHREIBUNG osterreichischer General im Ersten WeltkriegGEBURTSDATUM 23 November 1866GEBURTSORT Jaroslaw GalizienSTERBEDATUM 23 Januar 1929STERBEORT Lemberg Polen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Pomiankowski amp oldid 226181042