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Johannes Stelling 12 Mai 1877 in Hamburg in der Nacht vom 21 zum 22 Juni 1933 im Zuge der Kopenicker Blutwoche in Berlin ermordet war ein deutscher sozialdemokratischer Politiker Stelling war von 1921 bis 1924 Ministerprasident des Freistaates Mecklenburg Schwerin Johannes Stelling Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Im Kaiserreich und Erstem Weltkrieg 1 2 Politisches Wirken 1 3 Ermordung 2 Gedenken 3 Siehe auch 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Ministerprasident Stelling Karikatur von Egon Tschirch 1924 nbsp 30 November 1918Im Kaiserreich und Erstem Weltkrieg Bearbeiten Nach dem Besuch der Volksschule in seiner Geburtsstadt absolvierte Stelling von 1892 bis 1895 eine kaufmannische Lehre die er mit der Handlungsgehilfenprufung abschloss Nach einiger Zeit in seinem erlernten Beruf war er von 1901 bis 1919 Redakteur der sozialdemokratischen Tageszeitung Lubecker Volksbote In dieser Zeit wurde er mehrfach verhaftet Seit 1916 gehorte er der Kriegshilfe und dem Landesversorgungsamt Lubeck an Das heimische Regiment kehrte am Vormittag des 26 November 1918 vom Wachtdienst wahrend der Ubergangszeit um das elsass lothringische Strassburg herum kommend auf dem Hauptbahnhof heim In der offiziellen Feier am 30 November auf dem Markt begrusste neben Burgermeister Fehling als Vertreter des Senats auch Dimpker als Wortfuhrer der Burgerschaft Retyfeldt als Mitglied des Soldatenrates und der Redakteur Johannes Stelling als Mitglied des Arbeiterrates das heimgekehrte Regiment Von diesem waren jedoch nur noch Reste vorhanden So hatten seine Offiziere bereits das Regiment verlassen Da der Regimentskommandeur Oberstleutnant Ludwig Hauss erkrankt war dankte der Brigadekommandeur des ebenfalls in Lubeck ansassigen Kommandos von der 81 Infanterie Brigade Oberst Hans von Werder ihm im Namen des Regiments 1 Politisches Wirken Bearbeiten Schon fruh trat Stelling der SPD bei Er hatte ab 1 Mai 1901 einen Posten in der Redaktion des Harburger Volksblattes Zwei Monate spater trat er einen Redaktionsposten im Lubecker Volksboten an Von 1907 bis 1919 war Stelling Abgeordneter der Lubecker Burgerschaft Bei der Novemberrevolution gehorte Stelling zum Kreise derer die eine Demokratie in Deutschland einfuhren wollten Er liess sich erfolgreich zur Wahl in die 1919 20 der Weimarer Nationalversammlung aufstellen Danach hatte er mit Ausnahme der kurzen Wahlperiode von Mai bis Dezember 1924 bis zu seinem Tode 1933 ein Mandat im Reichstag Ab 16 August 1919 war er Innenminister und vom 19 Januar 1921 bis zum 18 Marz 1924 Ministerprasident des Freistaates Mecklenburg Schwerin Von 1921 bis 1924 war er zudem Landtagsabgeordneter in Mecklenburg Schwerin Seit 1924 gehorte er neben seinem Reichstagsmandat auch dem SPD Parteivorstand an Ebenfalls seit 1924 war er in fuhrenden Funktionen Im Reichsbanners Schwarz Rot Gold im Gau Berlin Brandenburg und Mitglied des Bundesvorstandes 1928 wurde Stelling Fuhrer des Gaues Berlin Brandenburg Von dieser exponierten Position trat Stelling im Oktober 1932 aus gesundheitlichen Grunden zuruck 2 Als nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30 Januar 1933 u a die SPD mit Gewalt bekampft wurde weil sie in Opposition zum Nationalsozialismus stand gehorte Stelling zu den Mutigen Bei der Abstimmung uber das Hitler Ermachtigungsgesetz am 24 Marz 1933 gehorte Stelling zu den 94 aufrechten SPD Abgeordneten die als einzige der demokratischen Parteien im Reichstag gegen die Selbstausschaltung des Parlamentes stimmten Als der SPD Vorstand 1933 in die Tschechoslowakei emigrierte blieb er trotz Warnungen vor Misshandlungen und moglicher Ermordung durch die Nazis in Deutschland und hielt den Kontakt zwischen den Emigranten und den in Deutschland gebliebenen Mitgliedern Ermordung Bearbeiten Aufgrund seiner Prominenz und entschiedenen Haltung gegen die nationalsozialistische Diktatur des Dritten Reiches wobei er sich unter anderem in der Offentlichkeit und im Ausland darum bemuhte den Reichstagsbrand als von den Nationalsozialisten bewusst provoziert klarzustellen wurde Stelling in der Nacht vom 21 zum 22 Juni 1933 im Auftrag des Berliner SA Sturmbannfuhrers Herbert Gehrke verfolgt und mit mehreren anderen Gesinnungsgenossen verhaftet Augenzeugen so der gleichfalls verschleppte Parteifreund Heinrich Reinefeld berichteten dass Stelling vor dem gemeinsamen Abtransport in das ortliche Amtsgerichtsgefangnis im Lokal Seidler durch uber 150 sich abwechselnde SA Schlager erniedrigt misshandelt und gefoltert wurde Am 1 Juli des gleichen Jahres wurde aus der Dahme ein mit Steinen beschwerter Sack geborgen der die durch zahlreiche Oberkorper Schussverletzungen entstellte Leiche eines Mannes enthielt Nur anhand eines Trauringes und eines Monogramms auf dem Taschentuch konnten Verwandte die sterblichen Uberreste Johannes Stelling zuordnen nbsp GrabstatteDer ehemalige Ministerprasident von Mecklenburg Schwerin und Reichstagsabgeordnete der SPD war eines der Opfer der Kopenicker Blutwoche in der im Zeitraum vom 21 bis 26 Juni 1933 zahlreiche Gegner des Nationalsozialismus von der SA gefangen genommen und misshandelt und uber 20 ermordet wurden In Sacken eingenaht die das Wasser der Dahme Anfang Juli 1933 der Grunauer Fahre anschwemmte wurden die verstummelten Leichen von Johannes Stelling Paul von Essen und Karl Pokern gefunden Stelling und Essen wurden unter grosser Anteilnahme ihrer sozialdemokratischen Genossen im Juli 1933 im Krematorium Wedding Gerichtsstrasse eingeaschert 3 Johannes Stelling wurde am 15 August 1933 auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt 4 Am 12 Februar 1934 schlug die Zentralstaatsanwaltschaft das Verfahren in der Todesermittlungssache Stelling von Essen Pokern und Pohle nieder 5 Das Grab Stellings wurde durch die DDR Fuhrung am 4 Dezember 1950 in die Gedenkstatte der Sozialisten eingegliedert und gehort seither zur Reihe der Graber und Denkmaler an deren Ringmauer Gedenken BearbeitenDer Stellingdamm in Berlin Kopenick wurde nach ihm benannt und die Johannes Stelling Strasse in Schwerin Greifswald und Lubeck Die SPD Fraktion im Landtag von Mecklenburg Vorpommern verleiht seit 2006 jahrlich den Johannes Stelling Preis Seit 1992 erinnert in Berlin in der Nahe des Reichstags eine der 96 Gedenktafeln fur von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete an Stelling Am Stellingdamm 36 in Kopenick gibt es eine Gedenktafel und einen Stolperstein fur Johannes Stelling nbsp Gedenktafeln am Reichstag nbsp Gedenktafel an der Stelling Janitzky Brucke in Berlin Adlershof nbsp Gedenktafel im Lubecker Rathaus fur die Burgerschaftsmitglieder die Opfer des Nationalsozialismus wurden nbsp Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus Stellingdamm 36 Berlin Kopenick nbsp Stolperstein vor seinem ehemaligen Wohnhaus Stellingdamm 36 Berlin KopenickSiehe auch BearbeitenKabinett Wendorff III Mecklenburg Schwerin Kabinett Wendorff IV Mecklenburg Schwerin Kabinett Stelling I Mecklenburg Schwerin Kabinett Stelling II Mecklenburg Schwerin Schriften BearbeitenKommentar zu den kommunalpolitischen Richtlinien der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Paul Hirsch hat die Richtlinien erlautert Johannes Stelling hat das Vorwort geschrieben Dietz Verlag Berlin 1929 Reden von Albert Grzesinski und Johannes Stelling zu den Gemeindewahlen 1932 Bundesarchiv BArch TONY 1 1638 TB 32 1 und 2 Lagerungssignatur TD Nr 44 und 45Literatur BearbeitenExilausgabe der SPD Organs Vorwarts u a zum Mord an Johannes Stelling Neuer Vorwarts 1933 Nr 6 Digitalisat Exilausgabe der SPD Organs Vorwarts mit dem Nachruf auf den ermordeten SPD Politiker Johannes Stelling Exilausgabe der SPD Organs Vorwarts mit dem Nachruf auf den ermordeten SPD Politiker Johannes Stelling Digitalisat Johannes Stelling In Franz Osterroth Biographisches Lexikon des Sozialismus Band 1 Verstorbene Personlichkeiten Verlag J H W Dietz Nachf GmbH Hannover 1960 S 302 303 E Trumpler Stelling Johannes In Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Biographisches Lexikon Dietz Verlag Berlin 1970 S 444 445 Stefan Hordler Hrsg SA Terror als Herrschaftssicherung Kopenicker Blutwoche und offentliche Gewalt im Nationalsozialismus Metropol Berlin 2013 ISBN 978 3 86331 133 9 Detlef Lehnert Das SA Mordopfer Johannes Stelling im demokratiegeschichtlichen Kontext In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft Jg 69 2021 Nr I S 5 24 Detlef Lehnert Volker Stalmann Johannes Stelling 1877 1933 Sozialdemokrat in Opposition und Regierung Hamburg Lubeck Schwerin Berlin Metropol Berlin 2021 ISBN 978 3 86331 567 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johannes Stelling Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Johannes Stelling in der Landesbibliographie MV Johannes Stelling in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Kopenicker Blutwoche http bda koepenick de verfolgte johannesstelling18770512 html Johannes Stelling in der Online Version der Edition Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik Biografie von 210290 Johannes Stelling In Wilhelm H Schroder Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs und Landtagen 1876 1933 BIOSOP Biografie von 15090 Johannes Stelling In Heinrich Best Wilhelm H Schroder Datenbank der Abgeordneten in der Nationalversammlung und den deutschen Reichstagen 1919 1933 Biorab Weimar Gedenkstatte Kopenicker BlutwocheEinzelnachweise Bearbeiten Die Heimkehr des Regiments Lubeck In Vaterstadtische Blatter Jg 1918 19 Nr 5 Ausgabe vom 8 Dezember 1918 S 17 19 Detlef Lehner Das SA Mordopfer Johannes Stelling im demokratiegeschichtlichen Kontext In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft Jg 69 2021 Nr I S 22 Heinrich Wilhelm Wormann S 62 Joachim Hoffmann Berlin Friedrichsfelde Ein deutscher Nationalfriedhof Kulturhistorischer Reisefuhrer Das Neue Berlin Berlin 2001 S 109 ISBN 3 360 00959 2 Stefan Hordler S 73 Normdaten Person GND 102233810 lobid OGND AKS LCCN n2003125509 VIAF 61937717 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stelling JohannesKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD MdR NS OpferGEBURTSDATUM 12 Mai 1877GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 22 Juni 1933STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Stelling amp oldid 237500042