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Julius Louis Hans Egon Tschirch 1 22 Juni 1889 in Rostock 5 Februar 1948 ebenda 2 war ein deutscher Maler und Gebrauchsgrafiker Er gilt als einer der bedeutendsten Kunstler Mecklenburgs und gehorte 1919 zu den Mitbegrundern der Vereinigung Rostocker Kunstler 3 Egon Tschirch 1928 vor Bildnis Prof Franz Bunke Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Jugend und Ausbildung im Deutschen Kaiserreich 1 2 Kunstlerischer Durchbruch in der Weimarer Republik 1 3 Stagnation in der Zeit des Nationalsozialismus 1 4 Letzte Jahre in der sowjetischen Besatzungszone 2 Rezeption 3 Galerie 4 Offentlich zugangliche Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenJugend und Ausbildung im Deutschen Kaiserreich Bearbeiten nbsp Selbstbildnis 1908 Von 1907 bis 1912 absolvierte Egon Tschirch in kurzer Zeit die drei renommiertesten kunstlerischen Ausbildungsstatten Berlins nbsp Was der Feind will I 1918 Zunachst lernte er zwei Semester an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums bei Bruno Paul Zum Wintersemester 1908 wechselte Tschirch an die Konigliche Kunstschule zu Viktor Mohn 4 Im Juli 1910 legte er das Zeichenlehrerexamen erfolgreich ab 1911 bis 1912 studierte er an der Koniglichen Akademie der bildenden Kunste bei Anton von Werner 5 1913 liess sich Tschirch in Rostock mit einem Atelier nieder und beschickte erstmals eine Kunstausstellung Die Erfahrungen einer Studienreise nach Sudfrankreich und Tunesien 1914 wurden wegweisend fur die charakteristische leuchtende Farbigkeit in seinen folgenden Arbeiten 6 Als Soldat im Ersten Weltkrieg mehrmals verwundet fertigte Tschirch nach seiner Teilgenesung 1917 18 Plakate Flugblatter und Feldpostkarten fur das Kriegspresseamt in Berlin an 7 Dieses hatte den Kunstler fur die Abteilung bildliche Propaganda verpflichtet In diesem Zusammenhang stehen Durchhalte Plakate welche alliierte Kriegsziele in dusteren Farben skizzieren und mit entsprechenden Texten verknupfen Nach Kriegsende kehrte er nach Rostock zuruck um dort noch 1918 erneut ein Atelier zu eroffnen Kunstlerischer Durchbruch in der Weimarer Republik Bearbeiten nbsp Vereinigung Rostocker Kunstler 1919 Boote mit FischernEgon Tschirch 1922TemperaKulturhistorisches Museum RostockLink zum Bild Bitte Urheberrechte beachten Vorlage Infobox Gemalde Wartung Museum WarnowfischerEgon Tschirch 1923OlKunsthalle RostockLink zum Bild Bitte Urheberrechte beachten Vorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Egon Tschirch gehorte 1919 neben Thuro Balzer Rudolf Bartels Walter Butzek Bruno Gimpel und Hans Emil Oberlander zu den Grundungsmitgliedern der progressiven Vereinigung Rostocker Kunstler 8 Seine wichtigste Schaffensphase umfasst den Zeitraum 1919 bis Ende der 1920er Jahre Ausserst experimentierfreudig probierte sich Tschirch als Maler in verschiedenen Stilrichtungen aus Expressive Werke des viel bewunderten allerdings auch viel umstrittenen Egon Tschirch boten dabei regelmassig Anlass zu kontroversen Diskussionen 9 Es ist auch diesmal nicht anders wie auf jeder Tschirch Ausstellung stumm und starr einzelne Besucher entsetzte Mienen bei anderen fluchtartiges Verlassen des Lokals und bissige Bemerkungen auch bei sonst ernstgerichteten Menschen Im Gegensatz dazu wieder Besucher die in der kleinen Ausstellung stundenlang und mit grosstem Genuss verweilen konnen und die wiederholt ihren Weg dahinnehmen Mecklenburgische Warte 5 August 1922 10 Herausragende Beispiele dieser Schaffensphase sind die Gemalde Boote mit Fischern 1922 im Rostocker Kulturhistorischen Museum und Warnowfischer 1923 in der Kunsthalle Rostock 11 12 nbsp Das Hohelied Salomos 1923 1923 schuf Tschirch seinen expressionistischen Bilderzyklus zum Hohelied Salomos 13 Auf dem Hohepunkt seines Schaffens betrachtete man ihn 1928 als gegenwartig starkste Malerpersonlichkeit Mecklenburgs der mit Oskar Kokoschka verglichen wurde und dessen Bilder im Landesmuseum Schwerin Werken von Lovis Corinth gegenubergestellt wurden 14 nbsp Kopfe 1921 nbsp Reutergeld 1922 Tschirch gilt auch als Meister der Portratkunst der Charakter und Wesenszuge der Dargestellten ausserst pragnant erfassen konnte 15 Etliche Personlichkeiten des Rostocker und Mecklenburger Burgertums sind von ihm portratiert worden Exemplarisch dafur stehen die Bildnisse Peter E Erichson 1919 Max Samuel 1920 und zwanzig nur mit Nummern bezeichnete Kopfe 1921 16 Der gleichermassen schopferische Gebrauchsgrafiker Tschirch illustrierte eine grosse Anzahl von Buchern und entwickelte sowohl das erste Verlagssignet des Hinstorff Verlages als auch das Emblem M amp O fur die Rostocker Brauerei Mahn amp Ohlerich 17 In den Jahren der Weltwirtschaftskrise 1921 1922 entwarf er im Auftrag mecklenburgischer Stadte als einer von funf Kunstlern Notgeldscheine das sogenannte Reutergeld 18 Stagnation in der Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten nbsp Rostock 1936 nbsp Die zerstorte Stadt 1942 Marienkirche RostockSeit Beginn der 1930er Jahre blieb jedoch eine kunstlerische Weiterentwicklung aus 19 Sein Stil jetzt sachlich und realistisch passte gut in die Zeit Tschirch sympathisierte mit dem aufkommenden Nationalsozialismus und trat fur einige Jahre der NSDAP bei 20 Er war Mitglied der Reichskammer der bildenden Kunste Belegt ist 1934 in Dortmund seine Teilnahme an der Deutschen Fruhjahrsausstellung des Kampfbunds fur deutsche Kultur Ortsgruppe Dortmund Die offentliche Wahrnehmung des Malers wurde durch Auftragsarbeiten gesteigert 21 Diese trugen zur Erhaltung seines Wohlstands bei brachten aber auch den Ruf der Nahe zum NS Regime Dessen ungeachtet kamen im Sommer 1937 Diskussionen auf ob Werke von Anfang der 1920er Jahre als entartet eingeordnet werden sollten Fursprecher im Schweriner Landesmuseum verhinderten dies 22 In Anbetracht der fast kompletten Zerstorung seiner Heimatstadt im Jahr 1942 hielt Tschirch die Ruinen Rostocks mit der daraus emporragenden Marienkirche auf einem grossformatigen Gemalde fest 23 Seine noch zum Kriegsbeginn bestehende Zuversicht wandelte sich fortan in Resignation und innere Distanzierung von der nationalsozialistischen Fuhrung 24 nbsp Grab Neuer Friedhof RostockLetzte Jahre in der sowjetischen Besatzungszone Bearbeiten Nach Kriegsende 1945 konnte Tschirch die Malerei erneut als Brotberuf ausuben Der Realismus in seinen Arbeiten wurde von den sowjetischen Siegern ebenso geschatzt So fertigte er neben Stadtansichten Stillleben und Landschaftsbildern jetzt auch Portrats sowjetischer Fuhrer an Jutta Adler seit 1920 Geliebte Muse und Modell Tschirchs starb im Oktober 1946 wovon schwer getroffen er sich zunehmend in sich zuruckzog 25 Egon Tschirch starb kinderlos 1948 im Alter von 58 Jahren 26 Sein Grab befindet sich auf dem Neuen Friedhof in Rostock Feld F 37 Rezeption BearbeitenDa sich Tschirch sowohl im Kaiserreich als auch im Nationalsozialismus integrierte wurde er in der DDR mit Vorsicht behandelt und geriet weitgehend in Vergessenheit Lediglich 1951 gab es im Rostocker Museum eine Gedachtnisausstellung Anlasslich seines 100 Geburtstages 1989 erfolgte keine Ehrung 27 Seit Mitte der 1990er Jahre wird das Werk Egon Tschirchs wieder verstarkt wahrgenommen Dabei stehen die 1920er Jahre als bedeutendste Schaffensphase im Fokus der Aufarbeitung 1998 und 2015 fanden Sonderausstellungen im Kulturhistorischen Museum Rostock statt 28 2016 wurde das Portrat Max Samuel nach 65 Jahren wieder der Offentlichkeit gezeigt 29 2017 wurde erstmals seit 1924 der wiederentdeckte Bilderzyklus vom Hohelied Salomos im Kunstmuseum Ahrenshoop zur Schau gestellt 30 Anlasslich einer umfangreichen Werkschau in Rostock erschien 2020 die erste Monografie uber den Kunstler 31 Mit Mechthild Mannewitz lebt in Rostock die einzige Kunstlerin die Schulerin bei Egon Tschirch war 32 Das Kulturhistorische Museum Rostock besitzt heute den bundesweit grossten Bestand an Werken Weitere Bilder findet man im Staatlichen Museum Schwerin in der Kunsthalle Rostock im Kunstmuseum Ahrenshoop im Deutschen Historischen Museum Berlin im Folkwang Museum Essen in Leipzig und Stralsund 33 Galerie Bearbeiten nbsp Weisses Kreuz 1913 nbsp Hans Tschirch 1918 1918 nbsp Sommertag 1919 nbsp Hutter Wohld 1919 nbsp Line Ristow Kopfe 1921 nbsp Studie zu Warnowfischer 1923 nbsp Rostock Blick vom Muhlendamm o J nbsp Johannes Stelling 1924 nbsp Selbstportrat 1926 nbsp Ecce homo 1926 nbsp Titelseite Ausstellung 1929 nbsp Seerosen 1946 Offentlich zugangliche Werke BearbeitenBlick vom Muhlendamm auf Nikolai und Petrikirche o J Kulturhistorisches Museum Rostock Peter E Erichson 1919 Hinstorff Verlag Max Samuel 1920 Kulturhistorisches Museum Rostock Reproduktion im Max Samuel Haus Rostock Grossvater P Erichson 1921 Staatliches Museum Schwerin Boote mit Fischern 1922 Kulturhistorisches Museum Rostock Warnowfischer 1923 Kunsthalle Rostock Das Hohelied Salomos Blatt 2 amp Blatt 11 1923 Kunstmuseum Ahrenshoop Finanzminister Hans Hennecke Karikatur 1924 Reproduktion Waren Muritz in ehemaliger Lowen Apotheke heute Touristinformation Ecce homo Jesus mit Dornenkrone 1926 Marienkirche Rostock Geheimrat Dr Albert Peters Direktor der Augenklinik 1932 Universitatsaugenklinik Rostock Rostock vom Gehlsdorfer Ufer 1936 Rathaus Rostock Ernst Ratschow 1937 amp Clara Ratschow 1938 Stadtbibliothek Rostock Blumenstillleben 1940 Musikgymnasium Kathe Kollwitz Rostock Die zerstorte Stadt 1942 Marienkirche RostockLiteratur BearbeitenDr Heidrun Lorenzen Egon Tschirch Leben und Werk Kulturhistorische Gesellschaft Rostock e V Hinstorff Verlag 2020 ISBN 9783356023091 Tschirch Egon In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der bildenden Kunstler des XX Jahrhunderts Band 4 Q U E A Seemann Leipzig 1958 S 478 Werner Tschirch Egon Tschirch sein Leben seine Arbeiten zusammengestellt aus Erinnerungen und im Nachlass gefundenen Belegen neue Bearbeitung Eigenverlag Berlin 1974 Ingrid Ehlers Ortwin Pelc Karsten Schroder Rostock Bilder einer Stadt Stadtansichten aus funf Jahrhunderten Reich Rostock 1995 ISBN 3 86167 065 8 Tschirch Egon In Deutsche biographische Enzyklopadie Bd 10 Saur Munchen u a 1999 ISBN 3 598 23170 9 S 107 Niklot Klussendorf Tschirch Egon Julius Hans in Biographisches Lexikon fur Mecklenburg Bd 6 Schmidt Romhild Lubeck 2011 ISBN 978 3 7950 3750 5 S 271 275 mit Portrat Grete Grewolls Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern Das Personenlexikon Hinstorff Verlag Rostock 2011 ISBN 978 3 356 01301 6 S 10217 ff Ingrid Moller Das mecklenburgische Reutergeld von 1921 Pekrul amp Sohn GbR Edition digital 2015 ISBN 978 3 95655 583 1Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Werke von Egon Tschirch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Egon Tschirch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur uber Egon Tschirch in der Landesbibliographie MV Werke von Egon Tschirch in der Landesbibliographie MV Werke von Egon Tschirch auf artnet Egon Tschirch in der Galerie Vereinigung Rostocker KunstlerEinzelnachweise Bearbeiten Archiv der Hansestadt Rostock Geburtsregister 1889 Nr 608 Archiv der Hansestadt Rostock Sterberegister 1948 Nr 215 Literatur Dr Heidrun Lorenzen S 20 Universitatsarchiv der Universitat der Kunste Berlin Lebenslauf von Egon Tschirch selbst verfasst am 18 Mai 1910 In Konigliche Kunstschule Alphabetisches Verzeichnis Schuljahr 1909 10 Universitatsarchiv der Universitat der Kunste Berlin Akademische Hochschule fur Bildende Kunste Alphabetisches Namensverzeichnis der Studierenden Schuljahr WS 1909 1910 SS 1924 S 209 Literatur Werner Tschirch S 9 Literatur Werner Tschirch S 12 14 Wolf Karge Kunstlervereinigungen 1900 1933 in Bildende Kunst in Mecklenburg 1900 1945 Hinstorff Verlag Rostock 2010 ISBN 978 3 356 01406 8 S 83 84 Mecklenburgische Zeitung Schwerin 4 Marz 1922 Mecklenburgische Warte 5 August 1922 Schonheit pur website urlaubsnachrichten de Abgerufen am 16 Mai 2016 Kunsthalle Rostock Sammlung website Kunsthalle Rostock Abgerufen am 11 August 2017 Artmapp Fruhjahr 2017 Das Hohelied in Farben 17 Marz 2017 S 44 47 Ernst Adolf Dreyer Niederdeutsche Monatshefte 1928 S 291 296 Mecklenburger Warte 10 April 1921 Max Samuel in Rostock website Kulturhistorisches Museum Rostock Abgerufen am 4 Januar 2017 Literatur Werner Tschirch S 26 Literatur Ingrid Moller S 20 364 Marcus Pfab Rostocker Kunst der 1920er bis 40er Jahre Zwischen Traditionalismus und gemassigter Moderne Staatsexamensarbeit Universitat Greifswald Diplomarbeiten Agentur 1998 ID 929 S 39 Archiv der Hansestadt Rostock 15 Januar 1948 1 2 0 1388 Blatt 285 Personalfragebogen Literatur Ingrid Moller S 379 Landeshauptarchiv Schwerin General Akten betr das Meckl Landesmuseum 1929 1938 13 21 23 August amp 8 September 1937 5 12 7 1 Nr 6748 Literatur Dr Heidrun Lorenzen S 36 Literatur Werner Tschirch S 42 Martina Plothe Faszinosum Tschirch Rostocks grosser Maler Egon Tschirch hatte viele Facetten in Nordart lesenswert das Zeitgeistmagazin Nr 2 2016 S 42 45 hier S 43 Antje Krause Hans Jurgen Mende Neuer Friedhof Rostock Teil 1 Hansestadt Rostock Presse und Informationsstelle Hrsg 2012 ISBN 978 3 00 036945 2 S 36 37 Literatur Ingrid Moller S 379 Literatur Dr Heidrun Lorenzen S 49 Ostsee Zeitung 16 September 2016 Max Samuel kommt nach Hause Ausstellung Das Hohelied Salomos Website Kunstmuseum Ahrenshoop Abgerufen am 11 August 2017 Ostsee Zeitung 7 Juni 2020 Tschirch Schau in Rostocker Societat verlangert Ausstellung Mechthild Mannewitz website Rostock Heute Abgerufen am 18 Januar 2017 Rostocks fast vergessener Sohn website das war Rostock Internetzeitung fur die Hansestadt 8 August 2013 Abgerufen am 16 Mai 2016 Normdaten Person GND 139100504 lobid OGND AKS VIAF 100408976 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tschirch EgonALTERNATIVNAMEN Tschirch Julius Louis Hans Egon vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher MalerGEBURTSDATUM 22 Juni 1889GEBURTSORT RostockSTERBEDATUM 5 Februar 1948STERBEORT Rostock Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Egon Tschirch amp oldid 234837291