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Die Petrikirche ist die alteste und mit 117 0 m die hochste der ehemals vier Stadtkirchen der Hansestadt Rostock Petrikirche mit Resten der StadtmauerRekonstruktion der historischen Umgebung mit Petrischanze Petritor und PetridammStadtmauerinschrift zur Grundung Rostocks bei der Petrikirche Nachdem die jenseits des Flusses gelegene wendische Siedlung Rostock 1160 zerstort wurde grundeten um 1200 deutsche Kaufleute auf dieser Anhohe die Stadt Rostock welcher 1218 das lubische Recht verliehen wurdeRostocks andere Kirchen sind bzw waren die Marienkirche die Nikolaikirche und die im Zweiten Weltkrieg zerstorte und 1960 endgultig abgetragene Jakobikirche Die Petrikirche gehort wie die anderen Kirchen zur Evangelisch Lutherischen Innenstadtgemeinde Rostock der Propstei Rostock im Kirchenkreis Mecklenburg der Evangelisch Lutherischen Kirche in Norddeutschland Von der Petrikirche ging in Rostock die Reformation aus als 1523 Herzog Heinrich V den dortigen Kaplan Joachim Sluter mit der evangelischen Predigt beauftragte 1 Bei einem Luftangriff 1942 brannte die Kirche samt ihrer Innenausstattung aus und verlor ihren charakteristischen Turmhelm Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Erste Kirche 1 2 Zweite Kirche 2 Baubeschreibung 3 Ausstattung 4 Die Glocken 5 Geistliche 6 Siehe auch 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksBaugeschichte BearbeitenErste Kirche Bearbeiten Bereits um 1300 wurde an der Stelle der heutigen Petrikirche ein Kirchbau errichtet altester Nachweis von 1252 Es handelte sich um ein dreischiffiges Gebaude die Steine waren dunkelrot bis violett und seine Mauern bestanden teilweise aus Granit Teile dieser ersten Bauphase sind noch bis zum Kaffgesims der beiden Seitenschiffe erhalten Der Turm war vermutlich ein Quer oder Doppelturm worauf die Mauerreste an der Sudseite des Turms schliessen lassen Zweite Kirche Bearbeiten In der Mitte des 14 Jahrhunderts wurde an Stelle des Vorgangerbaus die Kirche als dreischiffige Basilika in der fur Nordeuropa des Ostseeraums typischen Bauweise der Backsteingotik errichtet Sie erhielt um 1500 einen ca 127 m hohen Turm der schon 1543 durch Blitzschlag zerstort wurde worin die in Rostock verbliebenen Katholiken eine Strafe Gottes sahen Bis 1578 wurde der Turm mit Turmhelm wieder aufgebaut nachdem er zwischenzeitlich durch Sturmeinwirkung wieder teilweise zerstort worden war Mit der dann erreichten Hohe von 117 m diente er auch als Orientierungsmarke von See wie von Land In den folgenden Jahrhunderten hinterliessen Wetterunbilden ihre Spuren die 1902 zu einer umfassenden Renovierung der Basilika fuhrten Bei dem Angriff der britischen Luftwaffe wurde die Petrikirche in der Nacht vom 26 auf den 27 April 1942 schwer getroffen Der mit Kupfer beschlagene Turmhelm verbrannte die Orgel der barocke Altar die Renaissance Kanzel sowie das einzige Epitaph wurden ein Raub der Flammen Hingegen konnte das wertvolle bronzene Taufbecken gerettet werden 1942 durch Auslagerung und 1945 durch Vergraben Auch ein Kreuzwegrelief Christus vor Pilatus wurde vor dem Brand gerettet Wahrend das Gewolbe des Mittelschiffes und des sudlichen Seitenschiffes einsturzten blieb das Gewolbe des nordlichen Seitenschiffes erhalten 2 Auch der Wetterhahn der Turmspitze blieb allerdings beschadigt erhalten und wurde in der Kirche aufgestellt Im Zuge eines sehr zogerlichen Wiederaufbaus wurde der Turm mit einem Notdach gesichert und das Mittelschiff mit einer flachen Holzdecke geschlossen welche eine Hohe von 24 Metern erreicht Ausserdem wurden die Arkaden zwischen dem Mittel und den Seitenschiffen vermauert und die Wande des Mittelschiffs weiss getuncht Der Turmhelm wurde zunachst nicht wiederaufgebaut 52 Jahre lang stand nur noch der Turmschaft 1994 konnte im Rahmen der Stadtebauforderung mit Mitteln des Landes Mecklenburg Vorpommern der Stadt Rostock und aus Spendenmittel sowie aus Geldern von Denkmalschutzorganisationen wieder ein kupferbeschlagener Turmhelm aufgesetzt werden so dass St Petri wieder weithin als Rostocker Wahrzeichen sichtbar ist Dazu wurden von Mai 1993 bis November 1994 drei Teile des Turmhelms zunachst sudlich vor der Kirche zu ebener Erde vorgefertigt und danach mit Hilfe eines Mobilkrans von 500 Tonnen Tragkraft ubereinander auf den Turmschaft gesetzt 3 Als kronender Abschluss des Wiederaufbaus wurde am 13 November 1994 der restaurierte neu vergoldete Wetterhahn wieder an der Turmspitze angebracht 4 Zusatzlich wurde in 45 m Hohe eine uber 195 enge Treppenstufen oder einen Aufzug erreichbare Aussichtsplattform gebaut die bei klarem Wetter einen weiten Blick uber die Stadt Rostock hinweg bis nach Warnemunde und die Ostsee ermoglicht An der Westwand des Hauptraums unweit des Eingangs hangt ein Gemalde das die brennende Petrikirche und die brennenden Wohnhauser am Alten Markt in der Nacht vom 26 zum 27 April 1942 zeigt Es wurde vom Laienmaler und Gastwirt Albrecht Krohn in den 1980er Jahren geschaffen und der Petri Gemeinde anlasslich des Turmaufbaus 1994 ubergeben Baubeschreibung BearbeitenDas Bauwerk ist eine dreischiffige Basilika mit vier Jochen abgeschlossen vom Westturm mit seinem hohen Spitzhelm Das Untergeschoss des Turms hat auf der Westseite eine Blendengliederung mit tiefen Nischen darin im Mittelgeschoss des Turms sind je drei vierteilige hohe Spitzbogen Blendarkaden ausser an der Ostseite wo der Turm an das Mittelschiff stosst daruber an allen vier Seiten je drei Spitzbogenfenster als Schalloffnungen Auf der Nord und Sudfassade des Schiffs befinden sich jeweils zwei hohe Spitzbogenfenster pro Joch ubereinander Der Chor endet in einem Funfachtelschluss mit sehr hohen Spitzbogenfenstern an der Nord und Sudseite befindet sich je ein kleiner Treppenturm mit Spitzhelm Der zweizonige Innenwandaufriss im Mittelschiff zeigt uber den vor der Kriegszerstorung offenen Arkaden die erst beim Wiederaufbau zugemauert wurden einen breiten Wandstreifen mit einem Laufgang der mit Durchgangen durch die Wandpfeiler gefuhrt ist Daruber fallt das Licht durch die Obergadenfenster ein Das Kreuzrippengewolbe uber dem nordlichen Seitenschiff ist erhalten Das sudliche Seitenschiff aber war zu stark zerstort um die ursprungliche Konstruktion wiederherzustellen Auch im Mittelschiff wurde auf eine Rekonstruktion des Gewolbes verzichtet stattdessen eine holzerne Flachdecke eingebaut Das Sudschiff wurde zweigeschossig ausgebaut mit einem Saal im Obergeschoss und mehreren Raumen im Erdgeschoss welche durch die bei der Wiederherstellung eingebrochenen Rundfenster im Sockelbereich erhellt werden Auch in den Seitenschiffen und im Chor fuhren Laufgange uber dem Sockel unter den Fenstern entlang die Laufgange werden durch die Treppenturme am Chor erschlossen An dem westlichen Joch der Seitenschiffe sind im Norden und im Suden Spitzbogenportale mit profiliertem Gewande eingebaut im sudlichen Seitenschiff noch zusatzlich ein Portal im ostlichen Joch mit glasierten Formsteinen Das Westportal im Turm zeigt ein tiefes reich profiliertes Gewande das im Wechsel aus glasierten und unglasierten Formsteinen gemauert ist An das Nordschiff schliesst sich nach Westen eine Kapelle an die bis zur Turmfassade reicht Diese Kapelle wurde nach 1989 profaniert und als offentliche Toilette ausgebaut Sie wird durch breite vierteilige Spitzbogenfenster erhellt und durch ein eigenes Portal mit einem sehr schlanken Gewande aus Formsteinen erschlossen An der entsprechenden Sudseite des Turms ist keine Kapelle angebaut dort wurde beim Wiederaufbau ein bescheidenes Gebaude mit Kuche und Toilette fur die Gemeinde angesetzt das erheblich kleiner als die Nordwestkapelle ist Ansichten der Petrikirche nbsp Petrikirche Ansicht von Suden nbsp Ansicht der Kirche von Sudosten nbsp Petrikirche ohne Turmhelm 1962 nbsp Historische Postkarte mit Petrikirche Stadtmauer und Petritor um 1900 nbsp Petrikirche und Teile der Rostocker Altstadt 2006 nbsp Alfred Rietdorf Holzschnitt 1930 Ausstattung Bearbeiten nbsp nbsp Innenraum vor der Zerstorung 1899 und jetzt 2005 nbsp Tauffunte Bronze von 1512Eine 1920 angefertigte Kopie des Reformationsaltars der Stadtkirche Wittenberg von Lucas Cranach dem Alteren hangt im ersten Joch auf der Sudseite des Mittelschiffs Neben dem oben erwahnten Taufkessel aus Bronze 1512 von Andreas Ribe gefertigt sind auch ein Standleuchter und 13 Wandleuchter aus Bronze des 16 und 17 Jahrhunderts erhalten geblieben 4 Drei Epitaphgemalde fur Angehorige der Familie von Sparlink aus dem 17 Jahrhundert zeigen kniende Familienmitglieder und Darstellungen der Kreuztragung der Auferstehung und des Jungsten Gerichts 5 Die 17 m hohen farbigen Chorfenster mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Petrus wurden 1963 von dem lokalen Kunstler Lothar Mannewitz 1930 2004 gestaltet Das westliche Eingangsportal wurde 1999 mit einem Motiv der Arche Noah von Jo Jastram neu gestaltet Die Orgel der Petrikirche ist ein Werk der Firma Schuke Orgelbau aus dem Jahr 1971 mit sechs Registern auf einem Manual mit angehangtem Pedal 6 Drei Votivschiffe darunter das alteste derartige Schiffsmodell in einer Mecklenburger Kirche werden in der Kirche aufbewahrt 4 Die Glocken Bearbeiten nbsp Eingang Petrikirche und provisorischer GlockenstuhlDie Petrikirche hatte ursprunglich funf Glocken zwei davon waren Uhrschlagglocken Die grosste Turm und Lauteglocke mit 179 cm Durchmesser wurde 1742 von Otto Gerhard Meyer in Rostock gegossen Die kleinste mit 65 cm Durchmesser stammte noch aus dem Mittelalter Nur eine Glocke die historische Bronzeglocke von 1548 1 250 kg Durchmesser 1 300 mm Schlagton e1 nach ihrem Giesser Peter Matze Glocke benannt uberstand die vielen Kriege Sie diente zuerst als Wachterglocke und spater als Stundenschlagglocke Wahrend des Kirchenbrandes nach dem Bombenangriff im April 1942 brannte der Turmhelm der Petrikirche aus und sturzte mit den drei vorhandenen Glocken herunter Auch die Peter Matze Glocke sturzte ab fiel aber auf den Dachstuhl des Kirchenanbaus Dadurch uberstand sie den Absturz schadlos Bis 2010 war sie zunachst in der Marienkirche aufgehangt Glockengiessermeister Peter Schilling und dessen Frau Margarete Schilling hatten zwei Bronzeglocken fur die Marienkirche gefertigt 3456 kg Durchmesser 1 71 m Schlagton h0 und 1948 kg Durchmesser 1 4 m Schlagton d1 Diese Glocken hingen an tief gekropften Stahljochen die zu erheblichen Klangeinbussen fuhrten Dieses Dreiergelaut soll technisch saniert im Rahmen des fur die Petrikirche projektierten Glockenprojekts wieder in Betrieb gehen um das notdurftige Eisenhartguss Gelaut in den Tonen f1 as1 b1 im Glockentrager vor der Kirche zu ersetzen Bevor die Glocken auf den Turm der Petrikirche gehoben werden konnen mussen erst zwei neue Glockenstuhle finanziert und errichtet werden Der Forderverein Petrikirche Rostock hat diese Finanzierung in die Hand genommen 4 7 Glocken fur die Petrikirche nbsp Historische Peter Matze Glocke von 1548 Ton e1 1250 kg nbsp Gegossen 1979 Ton d1 Gewicht 1948 kg 120 cm hoch 140 cm Durchmesser nbsp Gegossen 1979 Ton h0 Gewicht 3456 kg 147 cm hoch 171 cm DurchmesserGeistliche BearbeitenRembertus Giltzheim Pastor 1515 1521 Joachim Sluter Schluter Kaplan um 1523 predigte erstmals evangelisch David Lobech Diaconus 1589 1592 Stephan Klotz Archidiaconus 1630 1633 Zacharias Grape der Altere Pastor 1675Siehe auch BearbeitenListe der hochsten Sakralgebaude Liste von Aussichtsturmen in Mecklenburg VorpommernEinzelnachweise Bearbeiten Ingo Ulpts Die Bettelorden in Mecklenburg Werl 1995 ISBN 3 87163 216 3 S 367 Arno Krause Rostock In Gotz Eckardt Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg Band 1 Henschel Verlag Berlin 1978 DNB 790059096 S 61 63 Achim Schade und Matthias Redieck Der Turm Vom Wiederaufbau des St Petri Kirchturms in Rostock Fotos Gerhard Weber 1 Auflage Rostock 1994 ISBN 3 929544 18 0 a b c d Informationen zur Ausstattung auf den Webseiten der Kirche Abgerufen am 12 November 2019 Gerd Baier Horst Ende Brigitte Oltmanns Die Bau und Kunstdenkmale in der mecklenburgischen Kustenregion Henschel Verlag Berlin 1990 ISBN 3 362 00523 3 S 396 399 Informationen zur Orgel auf orgbase nl Abgerufen am 12 November 2019 Petrikirche GlockenstuhlprojektLiteratur BearbeitenArno Krause Bezirk Rostock In Gotz Eckardt Hrsg Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg Band 1 Henschelverlag Berlin 1978 S 61 63 Gebrannte Grosse Rostock Die Sprache der Steine Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2004 ISBN 3 936942 25 0 Angela Pfotenhauer Backsteingotik Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2000 ISBN 3 936942 10 2 Gottfried Kiesow Wege zur Backsteingotik Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2003 ISBN 3 936942 34 X Ev luth Innenstadtgemeinde Rostock Hrsg Rostock St Petri Kunstverlag Peda Passau 2004 ISBN 3 89643 553 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Petrikirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Petrikirche in der Landesbibliographie MV Petrikirche Rostock Die Schuke Orgel auf Organindex54 090691666667 12 147944444444 Koordinaten 54 5 26 5 N 12 8 52 6 O Die fruheren Rostocker Hauptpfarrkirchen Jakobikirche Marienkirche Nikolaikirche Petrikirche Normdaten Geografikum GND 4370772 5 lobid OGND AKS VIAF 249375263 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Petrikirche Rostock amp oldid 233483950