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Johannes Evangelista Gossner 14 Dezember 1773 in Hausen zwischen Gunzburg und Krumbach 30 Marz 1858 in Berlin war ein deutscher Autor Pfarrer Kirchenlieddichter und Missionar Johannes Gossner Lithografie Johannes GossnerStolperschwelle vor dem Haus Handjerystrasse 20a in Berlin FriedenauGossner verstand sich zeitlebens als ein Prediger des christlichen Evangeliums zunachst als Priester der romisch katholischen Kirche dann als evangelischer Pastor Er erlangte bleibende Bedeutung als Schriftsteller und Autor zahlreicher Bucher und Schriften Er wurde Stifter und Grunder von diakonischen und missionarischen Organisationen im In und Ausland Er war Seelsorger von Einzelnen und Gemeinden Er fuhrte Briefwechsel mit bedeutenden Personlichkeiten des 19 Jahrhunderts Er stand in engem Kontakt mit den von ihm entsandten Missionaren und Missionarinnen und betete fur sie Sein Denken und Glauben Reden und Tun waren inspiriert durch die kirchlichen Erweckungsbewegungen des Landshuter Kreises um Bischof Johann Michael Sailer und Martin Boos sowie durch die Herrnhuter Brudergemeine um Graf von Zinzendorf Er gilt als der Vordenker Begrunder und unbequemer Mahner der Kirche fur eine ganzheitliche Mission in Zeugnis und Dienst Wort und Tat innerhalb und grenzuberschreitend ausserhalb der bestehenden Grenzen Er bildete Handwerker zu Missionaren aus und sendete insgesamt 141 Missionar Handwerker nach Australien Neuseeland Neuguinea Samoa Guatemala Niederlandisch Indien Sudafrika Westafrika Mauritius Tubai Inseln Nordamerika Kanada und vor allem nach Indien Die nach ihm benannte Gossner Mission ist gegenwartig strukturiert als Stiftung die in Deutschland projektbezogene okumenische Zusammenarbeit Gemeinwesenarbeit und Industriemission fordert sowie mit Partnern in Nepal Sambia Uganda und in Indien dort mit der Gossner Evangelical Lutheran Church in Chotanagpur and Assam kurz GELC zusammenarbeitet Inhaltsverzeichnis 1 Gossner in Bayern und Preussen 1773 1819 2 Gossner in Russland 1820 1824 3 Gossner auf der Suche 1824 1826 4 Gossner auf der Suche nach einer Pfarrstelle in Berlin 1826 1829 5 Gossner als Prediger an der Bethlehemskirche 1829 1846 6 Gossners ganzheitliche Mission 1836 7 Gossners Glaubensbewegung und Gemeindegrundungen 1837 1847 8 Gossner im tatigen Ruhestand als Missions und Kirchenvater 1848 1858 9 Gedenktag 10 Quellen 11 Werke 12 Literatur 13 Weblinks 14 EinzelnachweiseGossner in Bayern und Preussen 1773 1819 BearbeitenGossner wurde geboren am 14 Dezember 1773 in Hausen Pfarrei Waldstetten damals Landkreis Krumbach in Bayerisch Schwaben als Sohn fromm katholischer Eltern Er besuchte die Dorfschule in Waldstetten das Gymnasium in Augsburg die Universitaten Dillingen Philosophie und Physik und Ingolstadt Theologie Er erhielt die Priesterweihe am 9 Oktober 1796 setzte die Ausbildung am Priesterseminar Pfaffenhausen fort ging als Kaplan nach Stoffenried und Neuburg Er las in dieser Zeit bereits fromme evangelische Schriftsteller wie Matthias Claudius und Gerhard Tersteegen und war tief beeindruckt von Johann Caspar Lavater Mit ihnen uberwand er das Denken der Aufklarung durch neue Aufmerksamkeit auf sein Empfinden Bestimmend fur sein Nachdenken wurden Begriffe wie Geniessen Freundschaft Tugend Religion Mit dem Jahr 1798 begannen Annaherungen an die Uberzeugungen der katholischen Erweckungsbewegung um Bischof Sailer und Martin Boos Gossner wurde bewusst dass er die Bibel im evangelischen Verstandnis auslegte Das brachte ihm Verdachtigungen und Nachstellungen und 1802 sogar das Priestergefangnis in Goggingen Durch den Eingriff Napoleons in die deutschen Verhaltnisse begannen 1803 in Bayern Modernisierungen sowie die Sakularisation kirchlicher Besitzstande Minister Montgelas ein aufklarerischer Reformer nunmehr im Dienste des Kurfursten bzw seit 1806 Konigs von Bayern veranlasste paradoxerweise damit 1803 auch Gossners Rehabilitation und ermoglichte die Freiheit seiner Verkundigung Gossner erhielt die Erlaubnis fur die pfarramtliche Tatigkeit bis 1809 in Dirlewang Angesichts des Unheils das die napoleonischen Kriege auch in Gossners Gemeinden anrichteten bekamen Krankenpflege und soziale Dienste den gleichen Rang wie Seelsorge und Predigt Gossner wurde durch zahlreiche Publikationen bekannt Weltbekannt wurde sein Herzbuchlein Das Herz des Menschen Nach einer schweren Erkrankung erhielt er 1811 einen Ruf nach Basel als Sekretar der uberkonfessionellen Christentumsgesellschaft Gossner uberlegte den Ubertritt zur evangelischen Kirche verwarf diesen Gedanken aber wieder Im gleichen Jahr wechselte er nach Munchen zur Ubernahme einer Stelle an der Frauenkirche Seinen Schwerpunkt legte er auf Sonntagsschularbeit mit Kindern und Eltern Der Sieg uber Napoleon und die Abmachungen des Wiener Kongresses 1815 und die einsetzende Restauration brachten fur ihn erneut Nachstellungen durch die Jesuiten Er fand 1819 eine Stelle als Gymnasialprofessor und Schulpfarrer in Dusseldorf wo zuvor Martin Boos war Dort erreichte ihn 1820 eine Berufung zum Pfarrer an die katholische Malteserkirche in Sankt Petersburg Zar Alexander I Mitbegrunder der konservativ restaurativen Heiligen Allianz strebte eine geistliche Erneuerung fur Russland an und erhoffte dies auch fur die Russische Orthodoxe Kirche Fur dieses Vorhaben wurde ihm Gossner empfohlen Gossner in Russland 1820 1824 BearbeitenGossner betonte auch in Russland die vorrangige Bedeutung der Erneuerung von Herz und Gesinnung der Menschen Er suchte durch Predigt und Seelsorge uber Personlichkeiten des offentlichen Lebens und auch auf die Orthodoxie Einfluss zu gewinnen Er bedachte die Annaherung der Kirchen und Konfessionen fur weite Teile Russlands Sein Einfluss reichte bis nach Finnland Die Verbindung von Seelsorge und Sozialarbeit uberzeugte Diplomaten Kaufleute und vor allem Verarmte Seine Bibelstunden im Ballsaal waren uberfullt Gossners Verstandnis der Bibel und eine Ubersetzung nahmen seine Gegner zum Anlass seine Entfernung aus dem Dienst zu betreiben und ihn zu denunzieren Auf Anordnung von Furst Metternich musste der Zar Alexander I 1824 die Ausweisung Gossners aus Russland verfugen Lebenslang trug Gossner an dem Verlust seines segensreichen Wirkungsfeldes in St Petersburg Er vermochte nicht nachzuvollziehen dass er mit seiner lauteren Gesinnung den sich selbst als christlich deklarierten Herrschaften nicht ins Konzept passte Sein Vermachtnis an die verlassene Gossnergemeinde sind das Lied Segne und behute und die Bucher Schatzkastchen sowie Goldkorner von 1825 Bis zu seinem Lebensende stand er in personlicher Verbindung mit der Gemeinde in St Petersburg Gossner auf der Suche 1824 1826 BearbeitenGebrandmarkt als politisch Verfolgter konnte Gossner keine feste Anstellung erhalten Er fand Aufnahme bei Freunden und Gonnern in Hamburg und Altona in Leipzig und auf Gutern des deutschen Adels Er wirkte als Prediger und Seelsorger korrespondierte und publizierte unverdrossen seine Einsichten Gemeinsam mit Johann Heinrich Tscherlitzky gab er eine Liedsammlung heraus in der zum ersten Mal eine Melodie von Dmytro Bortnjanskyj die Gossner in Russland kennengelernt hatte mit der Choralstrophe Ich bete an die Macht der Liebe von Gerhard Tersteegen verbunden wurde Nach dem Tod des katholischen Priesters Martin Boos gelang es ihm einen grossen Teil von dessen umfangreicher Korrespondenz zu sammeln Damit konnte er Boos Leben in einem 800 Seiten Werk dokumentieren und schuf die Grundlage fur zahlreiche in den folgenden Jahrzehnten herausgegebene kurzere Darstellungen von Boos Leben 1826 1 In Schlesien kam es zur Begegnung mit den Kerngemeinden der Brudergemeine Nach dortigem Brauch liess er das Los uber eine Mitgliedschaft in der Bruderunitat entscheiden Er erhielt die Bestatigung nicht Da vollzog er nach langen Jahren inneren Ringens in Konigshain Schlesien am 23 Juli 1826 durch Teilnahme am evangelischen Abendmahl den Ubertritt zur Evangelischen Kirche in Preussen Er folgte zunachst weiteren Einladungen zu evangelischen Hausgemeinden auf Gutern in Pommern und Ostpreussen Vergeblich bewarb er sich als Pfarrer bei der freien Gemeinde Korntal Seine Freunde rieten ihm sich um eine Anerkennung als evangelischer Prediger in Berlin zu bewerben Er folgte einer Einladung der Familie von Schonberg nach Berlin und wohnte ab 12 Oktober 1826 in deren Haus Sie ebneten ihm den behordlichen Weg fur seine kunftige Tatigkeit Anfang Dezember zog Gossner in eine eigene Wohnung in der Bruderstrasse wohin er Maria Ida Itta Idda Bauberger Gossners Haushalterin seit 1803 aus Leipzig nachkommen liess und mit ihr die Kochin Nanni aus Bayern Gossner auf der Suche nach einer Pfarrstelle in Berlin 1826 1829 BearbeitenGossner stellte den Antrag auf Ubernahme als Pfarrer im Dienst der evangelischen Kirche am 12 Januar 1827 beim Evangelischen Konsistorium in Berlin Der inzwischen weit bekannte Theologe und Prediger musste ein vollstandiges Kirchenexamen ablegen was am 17 Dezember 1827 geschah und ihm am 24 Januar 1828 beurkundet wurde Nachdem eine erste Bewerbung an der Bethlehemskirche nicht zur Anstellung gefuhrt hatte ubernahm er Dienste als Hilfsprediger zunachst an der Sophienkirche im neuen Pfarrbezirk vor dem Hamburger Tor zu Berlin Die Ortspfarrer verweigerten die Zusammenarbeit deshalb wurde er ab Mai 1827 Hilfsprediger in der Luisenstadtkirche Er bezog eine Mietwohnung in der Alten Jakobstrasse 102 wo er hautnah das Elend der Menschen in den Vorstadten Berlins erlebte Er erkannte zunachst die Notwendigkeit zur Einrichtung von Kleinkinderbewahranstalten und wurde Mitbegrunder dieser ersten christlichen Sozialeinrichtungen So geschah es auch durch Gossners weitere Wechsel zur St Georgen und Elisabethgemeinde Die Kirche erhielt den Namen der Kronprinzessin Elisabeth Ludovika von Bayern welche mit Kronprinz Friedrich Wilhelm verheiratet war und 1823 in Berlin und Potsdam wohnte Sie war vom Elend in den Vorstadten Berlins tief beruhrt und blieb es auch als Konigin ab 1840 an der Seite von Friedrich Wilhelm IV Ihrem Einfluss war es zu verdanken dass auch die glaubenserweckten Kreise des Hofes die neu entstehenden Werke christlicher Nachstenliebe unterstutzten Man bezeichnete diesen Kreis der konservativ konigstreuen christlich wohltatig gesinnten als Kamarilla Unter Wilhelm I dem Nachfolger von Friedrich Wilhelm IV wurde deren Einfluss zuruckgedrangt Elisabeth verspurte eine besondere Nahe zu Gossner der wie sie selbst katholisch erzogen und aus freiem Entschluss und evangelischer Gesinnung konvertierte der wie sie selbst die bayerische Mundart pflegte auf Herzensbildung wert legte und trotz Krankheit mit immer wieder neuer Tatkraft im Sinne christlicher Nachstenliebe handelte der wie sie sich nicht auf das offene Feld politischer Auseinandersetzungen locken liess und sich selten direkt zu den wechselnden politischen Ereignissen ausserte Beide waren nicht beliebt in der prunksuchtigen Hauptstadt Ihr Anliegen bestand in einer Lebensfuhrung nach der Ordnung des Reiches Gottes und weniger nach den Ordnungen der Kirche und der politischen Systeme Vielmehr blieben sie den Menschen in ihren leiblichen und seelischen Noten zugewendet Gossner wandte sich immer wieder neuen Aufgaben zu je nachdem wohin es ihn in den Jahren von 1827 bis 1829 bei der Suche nach einer festen Anstellung verschlug Er wirkte als Gefangnispfarrer und Prediger der Kottwitzschen Anstalten Er besuchte die Kranken in den verwahrlosten Wohnungen und richtete Kindergottesdienste in der Alexanderkaserne ein Kirchliche Vertreter sahen darin Protest und Provokation Eigentlich konnte Gossner nicht verstehen dass 1828 nur noch zwei Berliner Pfarrer ihre Kanzeln fur ihn freigaben Stobwasser Brudergemeine und Schleiermacher Dreifaltigkeitskirche Gossner bekannte sich in einem Brief als berlin mude aber missionsmude war er nicht Wie zwei Jahre zuvor war die Bethlehemskirche zur Besetzung freigegeben wieder bewarb sich Gossner Am 31 Marz 1829 dem Beginn der Karwoche wurde Gossner als zeitweiliger Prediger der Bethlehemskirche ordiniert Sie stand seit 1737 unter koniglichem Patronat und war eine bohmisch lutherische und bohmisch reformierte Simultankirche Ihre Gemeinde war interkonfessionell und durch Auslander gepragt Mit dem Dienst fur den bohmisch mahrischen und den reformierten Teil der Gemeinde bekam Gossner den lutherischen Teil der Gemeinde zugewiesen In seiner Antrittspredigt zog er eine Bilanz seines bisherigen Lebensweges in Bayern Preussen und Russland Gossner bezog das Pastorat der Bethlehemskirche in der Wilhelmstrasse 29 Er blieb dort fur 15 Jahre die langste Zeit eines standigen Aufenthalts Gossners an einem Ort Gossner als Prediger an der Bethlehemskirche 1829 1846 BearbeitenGossner war Nachfolger von Pastor Johannes Jaenicke dem Prediger der Bohmischen Gemeinde in Berlin Jaenicke hatte 1800 eine erste Berliner Missionsanstalt und eine Bibelgesellschaft gegrundet 1824 kam es zur Neugrundung einer Gesellschaft zur Beforderung der Ev Missionen unter den Heiden die als Berliner Missionswerk noch heute besteht Jaenicke gehorte zum Komitee Die Missions und Bibelschule von Jaenicke unter Leitung von dessen Schwiegersohn Magister Ruckert nach dem Tod Jaenickes 1827 blieb jedoch bis zu ihrer Schliessung 1849 selbstandig Auch Ruckert hatte sich 1829 um die Pfarrstelle an der Bethlehemskirche beworben Gossner bekam sie und Ruckert reagierte seine Enttauschung bei Gossner ab Wie der Grunder Jaenicke Pfarrer der Lutherisch Bohmischen Gemeinde der Bethlehemskirche und berufenes Mitglied im Komitee der Berliner Mission war so wurde auch Gossner als dessen Nachfolger 1831 in das Komitee der Berliner Mission berufen In seiner Predigt zur Aussendung von deren ersten Missionaren am 29 Mai 1833 in der Dreifaltigkeitskirche auf der Kanzel Schleiermachers pladierte Gossner fur eine Kirche die die Sache der Mission zu ihrer eigenen Sache macht und nicht Vereinen uberlassen sollte Erstmals hat er den Gedanken der Integration von Kirche und Mission vorgetragen Enttauschungen uber die Nachgiebigkeit im Komitee gegenuber dem Druck der Administration auf die Berliner Mission bewogen Gossner bald zur Zuruckhaltung gegenuber dem Komitee Am Anliegen der Mission hielt er aber fest und grundete 1834 die Zeitschrift Die Biene auf dem Missionsfelde Er informierte und warb darin fur den Gedanken der Ausseren Mission von dem er trotz seiner Enttauschung mit Berlin I nicht lassen mochte Seinen Austritt aus dem Komitee vollzog er 1836 Seinen missionarischen Arbeitsschwerpunkt hatte er in Sozialarbeit und Armenfursorge als Innere Mission gefunden Er grundete den Verein zur Forderung von Kinderwarteanstalten Er war an der Grundung der ersten sieben Kinderwarteanstalten seit seiner Ankunft in Berlin 1826 massgeblich beteiligt In seinen Gedanken sind Innere und Aussere Mission die beiden Zwillingsschwestern und Lieblingstochter Jesu Gossners ganzheitliche Mission 1836 BearbeitenGossner grundete erstmals Krankenpflege und Krankenbesuchsvereine Zuerst entstand einer fur Manner am 9 September 1833 in der Mauerstrasse 85 am 16 November 1833 ein Verein auch fur Frauen in Gossners Pfarramt Dieser Verein erwarb mit Unterstutzung von Kronprinzessin Elisabeth 1836 in der Hirschelstrasse eine Wohnung die als Krankenstuben mit 15 Betten eingerichtet wurden So begann die Geschichte des Elisabeth Kinder Hospital heute Evangelisches Krankenhaus Konigin Elisabeth Herzberge Gleichzeitig vertiefte er unermudlich durch seine Biene das Interesse und die Verantwortung fur die grenzuberschreitende Mission Darum erkannte Gossner keinen Zufall darin dass sich im gleichen Jahr am 12 Dezember 1836 erstmals sechs junge Handwerker fur eine Missionarsausbildung bei ihm nicht bei der Berlinischen und nicht bei der Berliner meldeten Dies war die Geburtsstunde der Gossner Mission Ihr eigenthumlicher Zweck war es aus dem Handwerks und jedem andern Stande junge Manner auf einem kurzern und minder kostspieligen Wege als gewohnlich zu geschehen pflegt zu Gehulfen der Mission zu Diakonen Katecheten Schullehrern und Mitarbeitern am heiligen Werke auszubilden und hie und da wo man ihrer bedarf eine Lucke auszufullen 2 Sie sollten nach dem Vorbild der Herrnhuter Brudergemeine unter der Prasidentschaft Jesu Christi in apostolischer ungebundener Weise und demutiger Einfalt wirken 3 nbsp Gedenktafel an der heutigen Evangelische Elisabeth Klinik in Berlin TiergartenNach Zugewinn von sechs weiteren Kandidaten und beendeter Ausbildung wurden sie am 9 Juli 1837 von der Bethlehemskirche aus zum Dienst ausgesendet Am 18 Oktober 1837 wurde dann das Elisabeth Krankenhaus heute die Evangelische Elisabeth Klinik vor dem Potsdamer Tor mit 40 Betten als erstes evangelisches Krankenhaus in Berlin eingeweiht Hier erhielten Frauen eine Ausbildung als Pflegerin und als Frauen der Missionare Gossners Gossner verfasste zu diesem Anlass eine sechzehnseitige Schrift mit dem Titel Wie mussen christliche Krankenpflegerinnen oder evangelische barmherzige Schwestern beschaffen sein Gossner sah in dieser programmatischen Schrift das Gleichnis vom Barmherzigen Samaritaner aus dem Lukasevangelium als wichtigste Grundlage fur eine Tatigkeit in der Krankenpflege 4 Im Jahr 1838 berichtete Grossner vom Eintritt dreier Frauen in das Elisabeth Krankenhaus die sich fur den Dienst in der Mission ausbilden liessen im Jahr 1842 waren es bereits zwolf Missionsgehulfinnen die in die Heidenwelt nach Ostindien berufen worden waren Bis zu Gossners Tod 1858 waren von den insgesamt 160 ausgebildeten Schwestern 22 in die aussere Mission gegangen 5 Nicht nur die sichtbare Zusammengehorigkeit von Mission innen und aussen sondern auch der Weg dorthin kennzeichnen Gossners Vorgehensweise Er wartete auf den Auftrag der ihm durch Menschen entgegengebracht wird Als die Menschen sich melden findet er auch mit Erfolg die Moglichkeiten einer materiellen Verwirklichung fur das was aus geistlichen Grunden angestrebt wurde Hier sind es das Krankenhaus und die Anfange des Missionsseminars Weil beide Grundungen sich nahezu zeitgleich in den Jahren 1836 und 1837 ereigneten sah Gossner darin eine Fugung und Bestatigung seiner Erkenntnisse uber ganzheitliche Mission Gossner hat bis zu seinem Lebensende die Krankenhausleitung und die Missionsleitung in seinen Handen behalten Er bezog auch deshalb eine Sommerwohnung auf dem Grundstuck des Elisabethkrankenhauses in Berlin vor dem Potsdamer Tor Gossner bezeichnete seine Stiftungen und Grundungen als Glaubenswerke der ganzheitlichen Mission die er als Botschaft der Bibel vernommen hatte Diese Sichtweise war nur wenig dem offentlich rechtlichen Denken zu vermitteln In der Offentlichkeit wurde Gossner als Seelenverkaufer diskreditiert Im Rechtlichen begann ein funfjahriger Streit mit dem Konsistorium um die Notwendigkeit einer besonderen Rechtsform fur die Anerkennung der Ausbildung Entsendungen Ordinationen und Geldsammlungen Erst am 28 Juni 1842 fand sich Gossner mit einem Statut fur den Evangelischen Missionsverein zur Ausbreitung des Christentums unter den Eingeborenen der Heidenlander bereit und beugte sich den staatlichen Vorgaben Nun konnten Gossners Missionare auch Missionsstationen grunden Es entstehen Gossner Gemeinden Zuvor waren Gossners Missionare vorrangig Handwerker zum Dienst bei anderen Gesellschaften Vereinen und Kirchen im Ausland bestimmt worden Gossners Kontakte wurden international Gossner lernte seit 1843 Englisch ungewohnlich fur einen Siebzigjahrigen Er gab dem Kleinen Missionsverein der Bethlehemskirche den Charakter eines Hilfskomitees in der Heimat fur seine Missionsarbeit Zusatzlich zur Biene gab er seit 1843 fur die Heimatarbeit der Mission in den Hausgemeinden die Zeitschrift Der Christliche Hausfreund heraus Gossners Glaubensbewegung und Gemeindegrundungen 1837 1847 BearbeitenUm Gossner hatte sich eine Personalgemeinde vorwiegend aus Schoneberg Berlin Moabit und aus der Krankenseelsorge gebildet In der uberfullten Kirche konnte bald die Sitzordnung nach Bekenntnissen und Konfessionen nicht mehr eingehalten werden Unter seine Kanzel kamen Professoren Studenten Handwerker Offiziere und Beamte Adelige Burger Arbeiter Arbeitslose und Obdachlose Reiche und Arme aus allen Berufsgruppen und Standen und Klassen Kinder Eltern und Grosseltern Das ergab sich auch aus einer Schilderung des Trauerzuges bei seiner Beerdigung am 3 April 1858 Bei dieser entstehenden Glaubensbewegung um Gossner gerieten folgerichtig die vorgegebenen Regeln fur ein ubersichtlich geordnetes Kirchenwesen in Bewegung Gemeindeaufsicht und Schulaufsicht Missionsleben und Kirchenordnung gerieten bis zur Zerreissprobe in Widerspruch mit der aufsichtsfuhrenden Behorde Schliesslich stellte Gossner den Antrag auf Verselbstandigung der Bethlehemsgemeinde Das Konsistorium verweigerte die Zustimmung Da war es fur Gossner an der Zeit das Ersuchen um Versetzung in den Ruhestand zu stellen Gossners Verhalten begegnet wieder in den Lebensgeschichten seiner Missionare und deren Umgang mit den Ordnungen von Kirche und Staat und den Regeln in der Gesellschaft Die Missionare Gossners sind gepragt durch ihre Suche nach einer Gestaltung aus dem lebensschaffenden Geist Gossner ermutigte sie zur Uberwindung des Buchstabens durch den Geist Gossner trat fur Glaubensmission ein war zuruckhaltend gegenuber Kirchenmission und lehnte Kolonialmission ab Gossners Gesuch um Versetzung in den Ruhestand ging beim Konsistorium am 11 Februar 1846 ein und erhielt erst am 10 April 1847 die Zustimmung Gossner zog nun fur seine letzten elf Jahre in das Gartenhaus in der Potsdamer Strasse Nummer 119 Nun konnte er sich noch intensiver der Betreuung des Elisabeth Krankenhauses widmen Zwanzig Jahre spater zehn Jahre nach seinem Tod wurde es zur Kernzelle einer Gossnergemeinde unter dem Namen Elisabeth Diakonissen und Krankenhaus mit einem Sonderstatus innerhalb der Parochie um die Matthauskirche Am 25 Oktober 1850 starb nach schwerem Leiden seine Lebensgefahrtin Maria Ida Bauberger Ihr Vermogen bestimmt sie fur Gossners Missionsanstalten Schwester Alwine betreute Gossner bis zu dessen Tod 1858 Gossner im tatigen Ruhestand als Missions und Kirchenvater 1848 1858 BearbeitenIn seinem Ruhestand sendete Gossner noch 29 Missionare auch in neue Gebiete nach Java Neuguinea Sudafrika Polynesien Neuseeland Mauritius aus Insgesamt hat er 141 Missionare ausgebildet und entsendet Eine grosse Gefahrdung seiner Arbeit sah er in der Revolution von 1848 die die grossherzigen Spender des Adels und Burgertums von Berlin vertrieb Er mahnte sie zur Ruckkehr Er mahnte auch die Obrigkeit zum Einschreiten und Durchgreifen damit Ruhe und Ordnung wiederhergestellt werden So hatte auch die Kamarilla votieren konnen doch Gossners Name erscheint dort nicht Wohl gab es dort Gossnerfreunde aber angefreundet hat er sich nicht mit den politischen Geschaften Gossner der in verschiedenen politischen Systemen gelebt und gelitten hatte beharrte angesichts der Leiden der Menschen und des Scheiterns der Systeme auf der biblischen Weisung Gutes zu tun Gott zu furchten und den Konig zu ehren 1 Petr 2 15 17 LUT So erbaulich Gossner in seinem literarischen Schaffen und sorgfaltig durchformulierten Predigten dem Leser entgegenkommt so temperamentvoll bis cholerisch ausserte er sich in Briefen Notizen und bei personlichen Begegnungen Das Konigshaus verschonte er nicht mit geistlichen Vermahnungen 1849 taufte Gossner auf besonderen Wunsch des spateren preussischen Ministerprasidenten und Reichskanzlers Otto von Bismarck dessen erstgeborenen Sohn Herbert 6 Befurchtungen uber den Fortbestand der Missionsfelder in Indien entstanden bei Gossner erneut bei Ausbruch und mit dem Ende des Militaraufstandes in Indien 1857 Die siegreichen Englander machten Indien zur britischen Kronkolonie Er bat die englischen Missionsfreunde um Ubernahme der Verantwortung fur das Missionsfeld in Chotanagpur Indien Doch diese reagierten nicht Die Sorge um die Zukunft seiner Glaubenswerke konnte Gossner dem Generalsuperintendenten Carl Buchsel anvertrauen Dieser war Pfarrer der Ortsgemeinde St Matthaus in deren Zuzugsgebiet Gossner wohnte Auf Bitten Gossners ubernahm Buchsel die Leitung der Stiftungen Grundungen und Pflanzungen Die Ubergabe erfolgte am Sonntag Palmarum 1858 dem Tag seiner Einfuhrung als zeitweiliger Prediger an der Bethlehemskirche 1829 Buchsels Bereitschaft zeigt wie Glaube und Geist Charisma und Autoritat Gossners bis in sein hohes Alter wirkten Am Tag darauf also am Montag dem 29 Marz 1858 bekam Gossner heftiges Nierenbluten Am Dienstag dem 30 Marz reichte ihm Carl Buchsel das Abendmahl Zur Mittagsstunde des 30 Marz 1858 starb Johannes Evangelista Gossner Wahrend der Stillen Woche blieb er aufgebahrt in seinem Gartenhaus Am Karfreitag 2 April 1858 hielt Missionar Schatz dort den Aussegnungsgottesdienst und begleitete den Sarg zur Bethlehemskirche wo die Aufbahrung nachmittags erfolgte Am Karsamstag begann um 16 00 Uhr die gottesdienstliche Feier Nach deren Beendigung bewegte sich der Trauerzug durch die traditionsreiche Wilhelmstrasse An den Friedhofen vor dem Halleschen Tor erwartete den unubersehbaren Trauerzug ein Posaunenchor Er gab Geleit zum Jerusalemsfriedhof bis an die Grenze des Friedhofs der Bohmischen Gemeinde Gossner wurde an der Seite von Ida Bauberger beigesetzt Die Grabrede hielt Generalsuperintendent Buchsel Er hat zurecht gebetet die Mauern des Krankenhauses er hat zurecht gebetet die Herzen der Schwestern in dem Krankenhause er hat zurecht gebetet die Herzen der Reichen dass sie ihre Hand haben aufgetan weit uber die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus er hat zurecht gebetet die Missionsstation in Indien und hier auf Erden er hat durch sein Gebet gehalten und getragen in den Versuchungen und Gefahren die Herzen der Missionare er hat durch sein Gebet das Werk begossen und begleitet weit in alle Welt hinein Nicht bloss hier am Grab stehen seine geistlichen Kinder sondern er hat seine Kinder gehabt reichlich ausgebreitet weit hin uber unser Vaterland hinaus Der alte Gossner ist ein Beter gewesen Bei der erhaltenen Grabstatte handelt es sich um ein Wandgrab mit Inschriftentafeln an der Ostmauer von Feld 3 des Friedhofs Eine Gittereinfassung umgibt das Grabfeld 7 Gedenktag Bearbeiten30 Marz im Evangelischen Namenkalender 8 Quellen BearbeitenJ E Gossner Missionspredigt uber Psalm 67 Gott und die Volker 29 5 1833 in Sammlung gedruckter und ungedruckter Predigten von Johannes Gossner Nurnberg 1838 Nr 34 Statut der Gossner Mission 1842 in Werner Raupp Hrsg Mission in Quellentexten Geschichte der Deutschen Evangelischen Mission von der Reformation bis zur Weltmissionskonferenz Edinburgh 1910 Erlangen Bad Liebenzell 1990 ISBN 3 87214 238 0 3 88002 424 3 S 258 261 einschl Einl u Lit Werke BearbeitenDas Herz des Menschen Ein Tempel Gottes oder eine Werkstatte des Satans In zehn Figuren sinnbildlich dargestellt Zur Erweckung und Beforderung des christlichen Sinnes Augsburg 2 Aufl 1813 Evangelische Hauskanzel Auslegung und Erklarung der Sonn und Festtaglichen Evangelien des Kirchenjahres 1843 Literatur BearbeitenNiels Peter Moritzen Gossner Johannes Evangelista In Theologische Realenzyklopadie 13 1984 S 591 594 Uberblick mit Forschungsliteratur Moritz August von Bethmann Hollweg Johannes Gossner am 30 Marz d J zu seines Herrn Freude eingegangen Berlin 1858 Johann Dettloff Prochnow Johannes Evangelist Gossner Berlin 1859 Hermann Dalton Johannes Gossner Berlin 1898 Walter Holsten Johannes Evangelista Gossner Glaube und Gemeinde Gottingen 1949 Hans Lokies Johannes Gossner Ein Bekenner und Diener Jesu Christi Giessen Basel 1956 Charlotte Sauer Fremdling und Burger Lebensbild des Johannes Evangelista Gossner 2 Aufl Ev Verlagsanst Berlin 1967 300 S Klaus Roeber Johannes Evangelista Gossner und Albert Ludwig Carl Buchsel Missionsvater und Kirchenvater im Berlin des 19 Jahrhunderts Berlin 2005 Walter Holsten Gossner Johannes Evangelista In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 652 f Digitalisat Theodor Schott Gossner Johannes In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 9 Duncker amp Humblot Leipzig 1879 S 407 410 Friedrich Wilhelm Bautz GOSSNER Johannes Evangelista In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 2 Bautz Hamm 1990 ISBN 3 88309 032 8 Sp 268 271 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johannes Evangelista Gossner Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gossner Mission Literatur von und uber Johannes Evangelista Gossner im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Die Selbstbiographie d h die erste Halfte ohne die Briefe des Nachtrags in der 2 Auflage von 1831 neu herausgegeben von Franz Graf Stuhlhofer erstmals in moderner Schrift und erstmals mit Inhaltsverzeichnis Verlag fur Kultur und Wissenschaft Bonn 2012 Statut 1842 1 zit nach Werner Raupp 1990 Quellen S 260 Zit nach Werner Raupp 1990 Quellen S 258 Christine Auer Geschichte der Pflegeberufe als Fach Die Curricular Entwicklung in der pflegerischen Aus und Weiterbildung Dissertation Institut fur Geschichte und Ethik der Medizin Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Doktorvater Wolfgang U Eckart Heidelberg Eigenverlag 2008 S 26 28 u 33 Zusammenfassung Summary Geschichte Pflegeberufe als Fach Uwe Kaminsky Mutter Tochter oder Zwillingsschwester Unklare Familienverhaltnisse zwischen Ausserer und Innerer Mission in Tobias Sarx Rajah Scheepers Michael Stahl Hrsg Protestantismus und Gesellschaft Beitrage zur Geschichte von Kirche und Diakonie im 19 und 20 Jahrhundert Jochen Christoph Kaiser zum 65 Geburtstag Kohlhammer Stuttgart 2013 S 93 105 ISBN 978 3 17 022505 3 Otto Baumgarten Bismarcks Glaube Verlag von J C B Mohr Paul Siebeck Tubingen 1915 S 81 Hans Jurgen Mende Lexikon Berliner Begrabnisstatten Pharus Plan Berlin 2018 ISBN 978 3 86514 206 1 S 221 Johannes Evangelista Gossner im okumenischen HeiligenlexikonNormdaten Person GND 118540890 lobid OGND AKS LCCN n85121822 VIAF 42629355 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gossner Johannes EvangelistaKURZBESCHREIBUNG Prediger des Evangeliums und Grunder christlicher OrganisationenGEBURTSDATUM 14 Dezember 1773GEBURTSORT Hausen bei GunzburgSTERBEDATUM 30 Marz 1858STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Evangelista Gossner amp oldid 235806297