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Das Judische Landschulheim Herrlingen wurde von dem Padagogen Hugo Rosenthal 1933 auf dem Gelande und in den Einrichtungen des Landschulheims Herrlingen aufgebaut und dort auch bis 1939 betrieben Trotz vieler Parallelen war die neue Einrichtung keine Fortfuhrung des von Anna Essinger nach England verlegten Landschulheims sondern eine Neugrundung unter betont judisch zionistischer Ausrichtung Es war eines von drei Judischen Landschulheimen die in Deutschland wahrend der 1930er Jahre unter der Herrschaft der Nationalsozialisten existieren durften Inhaltsverzeichnis 1 Die Grundung 2 Die Aufgaben des Landschulheims 3 Das Konzept der Lernzeiten 4 Das System Kahal 5 Die Entwicklung des Landschulheims 6 Biografische Notizen zu einzelnen Lehrern 7 Schuler des Landschulheims 8 Die Holocaust Opfer 9 Literatur 10 Quellen 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseDie Grundung BearbeitenZur Vorgeschichte gehort naturlich die Geschichte des Landschulheims Herrlingen und dessen Verlegung nach England im Spatsommer 1933 Hauptartikel Landschulheim Herrlingen Anna Essinger die mit ihrer Schulerschaft in England die Bunce Court School aufbaute war nach Hildegard Feidel Mertz davon uberzeugt dass die in Deutschland verbleibenden judischen Kinder nunmehr einer anderen bewusst judischen Erziehung bedurften Sie ubertrug diese Aufgabe der sie selbst sich nicht gewachsen fuhlte dem Volksschullehrer Hugo Rosenthal 1889 1980 der einen undogmatischen Zionismus vertrat 1 Hauptartikel Hugo Rosenthal Wann Anna Essinger nachdem sie den Entschluss gefasst hatte mit ihren Schulern nach England auszuwandern uber eine weitere Verwendung ihres Herrlinger Anwesens nachdachte ist nicht bekannt Doch war es nach Hugo Rosenthal sie von ihm stets Fraulein Essinger genannt die sich wahrend dieses Prozesses mit ihm in Verbindung setzte Wir wussten voneinander aber kannten uns nicht Anfang August 1933 am gleichen Tage an dem der letzte Mobelwagen die steile Wippinger Landstrasse hinab fuhr traf ich zu einem 24 stundigen Besuch in Herrlingen ein Wir besprachen in grossen Zugen die Voraussetzungen zur Ubernahme ihres Anwesens Doch nicht die finanziellen Fragen standen dabei im Vordergrund Die wurden gelost werden oder sie wurden nicht gelost werden In welcher Beziehung wird das neue Heim zur Besitzerin des fruheren stehen zu der ich in ein Pachtverhaltnis treten musste wird sich daraus eine Abhangigkeit anderer Art ergeben Diese und ahnliche Grubeleien verflogen wie Rauch schon zu Beginn unserer Unterhaltung Sie beabsichtigte das Anwesen ihrem Bruder in Ulm zu ubergeben der als Zionist nicht weniger interessiert sei als sie selbst dass das Heim kunftig der judischen Erziehung diene 2 Essinger und Rosenthal fur den die Aussicht auf eine Arbeit in einem Landschulheim die war die er seit seiner fruhesten Erziehertatigkeit als die vollkommendste angesehen hatte 3 waren sich schnell einig Zwei grosse Probleme blieben dennoch zu klaren die Beschaffung von Geldmitteln fur den Betrieb des Heims und dessen Duldung durch die neuen Machthaber Um die Schliessung ihrer Schule zu vermeiden hatte Anna Essinger ihre eigenen Auswanderungsplane nach aussen hin vollig geheim gehalten und die Schule nicht geschlossen Sie hatte also noch eine Betriebserlaubnis und schlug Rosenthal vor sofort mit der Ministerialabteilung in Stuttgart in Verbindung zu treten um die Erneuerung der Lizenz zur Fuhrung eines Schulheimes zu erreichen 2 Der Plan gelang nicht zuletzt auch wie Rosenthal glaubt aufgrund des hohen Ansehens das Anna Essinger immer noch bei der Behorde genoss Mit Erlass des Kultusministeriums vom 20 September 1933 wurde dem Landschulheim Herrlingen Der Fortbestand in seiner bisherigen Form zugestanden 4 Im November 1933 Rosenthal hatte zuvor um Erlaubnis gebeten einige an der Schule verbliebene arische Kinder weiter unterrichten zu durfen nimmt das Kultusministerium mit Bezug auf eben diesen Erlass von der Ausschliessung nichtarischer Schuler auf Grund des Gesetzes gegen die Uberfullung deutscher Schulen und Hochschulen Abstand gibt aber andererseits nicht die Genehmigung zur Umwandlung des Landschulheims in eine rein judische Schule Daraus folgt dass gegen die Belassung der arischen Kinder im Landschulheim nichts einzuwenden ist und dass die Bezeichnung der Schule als Judisches Landschulheim unzulassig zum mindestens verfruht ist Sie hat mit sofortiger Wirkung zu unterbleiben 4 Rosenthal hat sich an diese Auflage gehalten woraus der Widerspruch resultierte dass er immer nur fur sein Landschulheim Herrlingen Werbung betrieb wahrend dieses langst in der judischen Offentlichkeit als Judisches Landschulheim Herrlingen bekannt war Die wichtigste Aufgabe nach der Erlaubnis zur Weiterfuhrung des Landschulheims war es dessen organisatorische und die finanzielle Handlungsspielraume sicherzustellen Hugo Rosenthal erwahnt in diesem Zusammenhang zwei Menschen die ihm dabei besonders geholfen haben seinen Freund Hans Beyth und Otto Hirsch Hirsch Prasident des Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Wurttemberg und Geschaftsfuhrer der Reichsvertretung der Deutschen Juden sicherte Rosenthal schon bei ihrer ersten Begegnung zu die Betriebsmittel fur das erste Halbjahr zu beschaffen 3 Hirschs Unterstutzung war fur Rosenthal umso wichtiger als zum damaligen Zeitpunkt die judischen Organisationen fur sich selber noch nicht die Notwendigkeit erkannt hatten Auffangeinrichtungen fur Kinder zu grunden die aus dem staatlichen Schulwesen ausgegrenzt zu werden drohten Otto Hirsch gehorte zu den ersten die die Notwendigkeit der Schaffung von Schulheimen anerkannten in denen namentlich Kinder aus kleinen judischen Gemeinden erzieherische Zuflucht finden konnten Auch er zweifelte nicht daran dass Herrlingen nach Uberwindung der Anfangsschwierigkeiten ohne Hilfe existieren konne 3 Rosenthal rechnet es Hirsch sehr hoch an dass er ihm auch den Rucken freihielt gegenuber den unterschiedlichen Stromungen und Interessen des deutschen Judentums ihm aber auf Druck der judischen Verbande dennoch die Zusage nach einer uberparteilichen auf deutsch nichtzionistischen Fuhrung des Heims abverlangen musste So wenig sympathisch mir eine ausdruckliche Anerkennung der Forderung war sie zeigte wie weit entfernt das deutsche Judentum von einer Einsicht in den furchtbaren Ernst der Lage war so bedeutete sie an sich keinen Kompromiss fur mich Was jene aus parteiischer Engherzigkeit wunschten war mir grundlegende padagogische Forderung 3 Hirsch und Rosenthal waren sich schon fruh bewusst dass das Landschulheim eine Einrichtung auf Zeit bleiben wurde Bereits in der Anfangszeit ihrer Bekanntschaft stellte Hirsch Rosenthal die Frage wie viele Lebensjahre dieser dem Heim geben wurde Prompt entgegnete ich Vier bis funf Jahre worauf er ebenso prompt Sagen wir funf bis sechs Er behielt recht Die Lebensdauer des judischen Landschulheims in Herrlingen betrug genau funfeinhalb Jahre 3 Die Aufgaben des Landschulheims BearbeitenHugo Rosenthals leitende Ideen fur das Landschulheim entstammen seinem Verstandnis von Zionismus und Reformpadagogik Hauptartikel Zionismus und Reformpadagogik Was das praktisch zu bedeuten hat erlautert er unter Bezugnahme auf den Schulprospekt in einem Artikel in der Judischen Rundschau vom 20 Oktober 1933 1 Heimischmachung der Kinder im deutschen und judischen Kulturkreise 2 Ihre sprachliche Vorbereitung auf eine eventuelle Auswanderung 3 Vorbereitung auf handwerkliche gartnerische und hauswirtschaftliche Ausbildung im Rahmen der beruflichen Umschichtung der Juden 4 Wahrend die ersten beiden Punkte klar auf Kinder und Jugendliche im Kontest eines Landschulheims zielen ist das beim 3 Punkt so eindeutig nicht Naturlich hat bei den meisten Landschulheimen die Forderung handwerklicher gartnerischer oder hauswirtschaftlicher kurz praktischer Fertigkeiten immer schon eine grosse Rolle gespielt doch Rosenthal stellt sie hier in den Kontext der beruflichen Umschichtung der Juden Das weist uber die Funktionen eines Landschulheims hinaus denn unter der beruflichen Umschichtung der Juden wird meistens die Umschulung der judischen erwachsenen Menschen verstanden die von den Nazis Berufsverbot erhalten hatten und in Vorbereitung auf eine Auswanderung praktische Berufskenntnisse in der Regel Grundkenntnisse in Landwirtschaft und Ackerbau erwerben mussten Die Umschichtung spielt aber auch im Rahmen der Hachschara eine Rolle wo sie sowohl der beruflichen Umorientierung als auch der Herausbildung eines neuen judischen Menschen dienen sollte dessen kunftiges Wirkungsfeld in Eretz Israel zu liegen habe Und in der Tat wurde das Landschulheim Herrlingen nach einiger Zeit von der zionistischen Dachorganisation als Hachscharah Zentrum anerkannt in dem vor allem junge Frauen auf ein Leben im Kibbuz vorbereitet worden seien 5 In dem zitierten Artikel skizziert Rosenthal zugleich seine Vorstellungen daruber in welcher Form die sich dem Landschulheim stellenden Aufgaben gelost werden konnen Die Heimischmachung in der judischen Kultur ist in erster linie Aufgabe des Unterrichts Es ist fur ihn selbstverstandlich dass die Kinder mit den Kulturgutern des deutschen Volkes aufs innigste vertraut gemacht werden sollen und das in der Fortfuhrung der Tradition des Landschulheims durch die Pflege von Musik Kunst und Literatur Dieser schulpadagogische Unterbau soll seine Erganzung erfahren durch eine dezidiert judisch kulturelle Bildung Da zu zahlt fur Rosenthal an erster Stelle die Forderung der hebraischen Sprache dann die Unterrichtung der Kinder in judischer Geschichte und Judentumskunde Damit das nicht abstrakte Wissensvermittlung bleibt muss als weiterer Baustein die Erfahrung judischen Lebens hinzukommen Das Kind soll mit dem judischen Kalender wieder vertraut werden Sabbat Feste Halbfeiertage sollen nicht nur Gegenstand unterrichtlicher Belehrung sein sie sollen auch ein das Gefuhl und die Sinne der Kinder beeindruckende Gestaltung finden im Leben des Landschulheims 4 Die Vorbereitung auf eine eventuelle Auswanderung ist primar an das Erlernen von Fremdsprachen gebunden wobei Rosenthal davon ausgeht dass nicht nur Palastina Auswanderungsziel werden kann Neben Neu Hebraisch verbunden mit Palastinakunde offeriert er auch Englisch und Franzosisch sowie die Belehrung uber die Lage der Juden in den verschiedenen Landern der Welt 4 Nach Rosenthals Auffassung bietet das Landschulheim auch fur die Vorbereitung auf die berufliche Umschichtung gute Voraussetzungen und das in zweifacher Hinsicht Zum einen wurden Werkstatten Gartnereien etc bestehen die fur einen Werk Gartenbau oder Hauswirtschaftsunterricht notwendig waren zum anderen bote die Versorgung das Landschulheims mit seinen etwa siebzig Personen auch hinreichend Gelegenheit das Erlernen praktischer Fertigkeiten unter realen Bedingungen zu Vollziehen 4 Allerdings unterstreicht Schachne dass trotz gunstiger Voraussetzungen die praktische Kurse nie zu befriedigenden Ergebnissen gefuhrt hatten Wie weit dabei die Zusammensetzung der Schulerschaft oder die geringe Wertschatzung manueller Arbeit bei Kindern und Eltern eine hemmende Rolle spielte lasst sich schwer ergrunden 6 Im Oktober 1933 ist sich Rosenthal aber noch sicher dass das judische Landschulheim in Herrlingen die Moglichkeit bietet eine innere Konsolidierung des deutschen Judentums vorzubereiten durch die Erziehung judischer Personlichkeiten die fest im Judentum verwurzelt sich doch die Aufgeschlossenheit unserer Umwelt gegenuber bewahren die unser Leben als Juden im deutschen Raum von uns fordert 4 Das Protokoll einer Lehrerkonferenz vom 16 Juli 1935 zeigt dass dieser konzeptionelle Rahmen immer wieder Diskussionen ausgesetzt war die durch aussere Einflusse Schulaufsicht ebenso bedingt waren wie durch unterschiedliche Auffassungen innerhalb des Kollegiums Eine Akzentverschiebung thematisiert Rosenthal in dieser Konferenz selber die Umwandlung des Landschulheims von einer Anstalt die europaischer Bildung dient in eine die judischer Bildung dient 7 Die sich daran anschliessende Diskussion drehte sich um die Frage in welcher Form judischer Stoff in den Unterricht einbezogen werden konnen und gegebenenfalls zu Lasten welcher anderer Unterrichtsstoffe Am Beispiel des Franzosischunterrichts wurde diskutiert ob zu diesem das Kennenlernen der franzosischen Kultur unabdingbar dazu gehore oder ob deren Kennenlernen zu Gunsten der Vermittlung judischer Kulturinhalte auch im Franzosischunterricht zuruckgefahren werden musse wodurch der Erwerb der franzosischen Sprache eher in Richtung eines nur noch technischen Spracherwerbs degradiert wurde Rosenthal pladiert fur ein sowohl als auch Kennenlernen des franzosischen Kulturkreises unter Inkaufnahme moglicher Beeintrachtigungen und verstarkte Einbindung judischer Bildungsinhalte auch im Franzosischunterricht Rosenthal so das Protokoll sehe die Aufgabe des Landschulheims darin unsere aus unjudischem Milieu stammenden Kinder mit allen Mitteln judisch zu machen Er verwies auf die Notlage in der die Schule sich befinde und darauf dass es wichtig sei unseren Kindern die im Grenzlande in zwei Kulturkreisen lebten ihre judische Bezogenheit wo auch immer deutlich zu machgen Der Versuch dazu sei bei uns im Landschulheim wo immerhin viele wollten noch nicht gemacht 7 Angesichts dieser starken Betonung judischer Werte und Kultur als ubergeordnete Unterrichtsinhalte und Unterrichtsziele weist Schachne darauf hin dass weder der Herrlinger Unterricht noch das Leben in der Gemeinschaft Erziehung zu einem nationalen Judentum bedeutete Es war selbstverstandlich dass die Grunde fur die Entwicklung des Zionismus seine Bedeutung fur das deutsche Judentum und die intensive Beschaftigung mit Palastina in all seinen Aspekten insbesondere dem einer moglichen neuen Heimat im Unterschied zu einem neutralen Auswanderungsziel den entsprechenden Platz im Unterricht fanden Zu keiner Zeit jedoch wurde der Zionismus in Herrlingen als die einzig gultige Losung fur das Fortleben judischer Existenz hingestellt 8 Das Konzept der Lernzeiten BearbeitenEs wurde oben schon erwahnt dass das Vertrautsein mit dem judischen Kalender und das Feiern judischer Feste wichtige Bildungsziele bildeten Diese Versuche zur religiosen Gemeinschaftserziehung waren Rosenthal wichtig doch sie waren auch nicht einfach zu realisieren denn viele Kinder hatten am Anfang ihrer Herrlinger Schulzeit keine oder nur geringe innere Beziehungen zum Judentum Zusatzliche Schwierigkeiten erwuchsen daraus dass die judische Liturgie Madchen keine Gleichberechtigung zubilligte was wiederum im Widerspruch zu der im Landschulheim praktizierten ko edukativen Erziehung stand Wie ernst diese Frage selbst von einem so weltoffenen Menschen wie Hugo Rosenthal genommen wurde zeigt sich daran dass er sich im Oktober 1935 an Leo Baeck wandte um von diesem die halachische Frage klaren zu lassen in welcher Form Madchen das Tischgebet sprechen durfen 9 Schachne macht darauf aufmerksam dass das Konzept der religiosen Unterweisung auch innerhalb des Kollegiums nicht durchweg unterstutzt wurde Der Majoritat der Lehrer und Mitarbeiter fehlte es weder an gutem Willen noch an der notwendigen Bereitschaft zum Verstandnis judischer Religiositat und judischen Brauchtums Es waren vielmehr die festgeformten Anschauungen und Uberzeugungen reifer Menschen denen ihre Herkunft und ihre westeuopaische Bildung im Wege stand und gewissermassen den Zugang zu einer ihnen fremdartigen Welt versperrten So gab es stets einen Kreis von Erwachsenen gleicher Denkungsart die der Leitung kritisch und zweifelnd in diesen Bemuhungen gegenuberstanden Es kam niemals zu einer scharfen Trennung denn es bestanden allerlei wesentliche Brucken die verbindend wirkten und fur freundschaftliche positive Zusammenarbeit sorgten Aber es war verstandlich und ergab sich von selbst dass viele der alteren Schuler die ahnlich empfanden sich zu dieser Gruppe der Erwachsenden haufig hingezogen fuhlten 9 Gleichwohl ruckte Rosenthal nicht davon ab ausgehend von den judischen Festtagen wie Pessach Schawuot oder Chanukka ein Konzept zu entwickeln und zu praktizieren das das Ineinandergreifen von Schule und Leben von judischem Lernen und Feiern in der Gemeinschaft 9 ermoglichen sollte Dieses Konzept der Lernzeiten wird von Feidel Mertz folgendermassen umrissen Rosenthal organisierte daher uber die einfallsreiche Nutzung des judischen Festkalenders hinaus mehrwochige Lernzeiten in denen judisches Wissen in Blocken konzentriert und anwendungsbezogen erarbeitet werden konnte Im zeitlichen Zusammenhang mit den Feiertagen wurde der regulare Unterricht vollig durch den intensiven und extensiven Umgang mit Religion und Geschichte des Judentums ersetzt Rosenthal orientierte sich dabei am Modell der Lernzeiten die Martin Buber in die judische Erwachsenen und Lehrerbildung eingefuhrt hatte 10 Welche Resonanz dieses Konzept unter den Schulern des Landschulheims fand und welche Nachhaltigkeit es bei diesen bewirkte ist schwer zu sagen Unter Berufung auf einen bei Schachne abgedruckten Beitrags eines Schulers in der Sondernummer der Herrlinger Schulzeitung vom Januar Februar 1938 einer Sondernummer aus Anlass des 60 Geburtstags von Martin Buber konstatiert Feidel Mertz eine gewisse Uberforderung der Kinder durch das Konzept der Lernzeiten In dem Beitrag wird allerdings differenzierter argumentiert Der Autor verweist sehr wohl auf die Uberdrussigkeit der standigen Auseinandersetzungen mit den ewigen Fragen des Judenseins Er reflektierte Uberflussigkeit aber vor dem Hintergrund der Herkunft vieler Schuler aus assimilierten Familien und der damit verbundenen Entfremdung von judischen Gebrauchen Er zeigt aber auch wie Rosenthals pragmatischer Ansatz versucht es doch macht mit eines Tages werdet ihr den Sinn erfassen trotz anfanglicher Lernwiderstande bei vielen Schulern Interesse an der Klarung judisch religioser Fragen zu wecken verstand Hugo Rosenthal und Saxo denen wir in erster Linie fur die Lernwochen Dank schulden forderten von uns keine Entscheidung so oder so nur das Eine diese ewige Anrede dies tagliche Sichbewusstsein daruber das wollten sie uns wieder neu geben und dazu sollten uns die Lernzeiten eine Hilfe sein 9 Der Beitrag schliesst mit einem Absatz in dem noch einmal die konzeptionellen Schwierigkeiten im Sinne von Uberforderungen mit dem Gewinn durch die Lernzeiten abgewogen werden Das ganze Herrlinger religiose Leben ist nur ein Versuch und es ist schwer Kinder rein gedanklich der Religion wieder zuzufuhren wenn sie nicht gefuhlsmassig in ihr gross geworden sind so wurden diese Schwierigkeiten besonders deutlich in den Lernzeiten Die jungeren mochten oft den Liturgischen Gesang nicht mehr und die Gottesdienste waren ihnen manches Mal zu langweilig weil sie eben nicht mehr ganz mitkamen Ich betone das absichtlich auch damit man auch die Schattenseiten sieht Trotz all den Bedenken glaube ich doch und sehe es umso mehr Abstand ich dazu gewinne wieviel personlich die Lernzeiten gegeben haben und dass es uns ein schoner Anfang war auf der Suche nach einem judischen Weg 9 Das System Kahal BearbeitenAuch das Modell der in Herrlingen praktizierten Schulermitbestimmung wurde von Rosenthal an judische Traditionen gebunden In Anlehnung an die judische Gemeindearbeit versuchte er das Modell der Kahal das Muster autonomer judischer Gemeindeverwaltungen auf den Alltag des Landschulheims zu ubertragen Die Schuler wurden in Gruppen eingeteilt die gemeinsam Aufgaben ubernahmen oder ihre Freizeitgestaltung organisierten Uber diesen Gruppen aber stand der Kahal der Schulerrat das eigentliche Instrument der Schulermitverwaltung Dort wurde uber Tagesfragen und Gemeinschaftsprobleme diskutiert und entschieden doch war die Teilnahme daran nur auserwahlten Schulern moglich Der Kahal war nur denen zuganglich die das Recht dazu durch besondere Pflichterfullung in der Grupp oder in der Allgemeinheit erworben hatten Sie wurden nicht gewahlt sondern ernannt Rosenthal verteidigt dieses Konzept mit dem Verweis darauf dass sich unter den Schulern des Landschulheims viele Kinder befanden deren Gemeinschaftsgefuhl durch gewisse Ursachen gestort ist Solche Kinder brauchen lange Zeit bis sie den Forderungen einer Gemeinschaft genugen konnen Ein weiterer Umstand erschwert die Gemeinschaftserziehung bei uns Infolge der aus der Lage der Juden sich in Deutschland ergebenden starken Wechsels wird diese Erziehung vielfach in dem Augenblick unterbrochen in dem eine Anderung in der Haltung des Schulers spurbar wird Daher kommt es dass das Ziel der Gruppenerziehung die Aufnahme in den Kahal nur von wenigen erreicht wird 11 Dass Rosenthal trotz vieler Kritik an dem Konzept des Kahal festhielt hat nach Schachne mit seinem Begriff von Autoritat zu tun Fur ihn hat Autoritat in der Geschichte der judischen Religionsnation eine Pragung erfahren die ihn von dem gleichen Begriff bei anderen Volkern erheblich unterscheidet Es gab von je eine oberste Autoritat das Religionsgesetz Niemals durfte ein Mensch Anspruch auf Gefolgschaft und Unterordnung aufgrund seines uberlegenen Willens erheben Nur insofern in seiner Person das Gesetz aufstand hatte er Macht uber den Menschen die er in dem Augenblick unweigerlich verloren hatte in dem er selbst dem Gesetz nicht mehr gehorchte Es gab also im eigentlichen Sinne keine personliche Autoritat vielmehr eine Autoritat der Institution hinter der allerdings die Autortat des Gesetzgebers Gottes steht Die Autoritat des Religionsgesetzes ist bei dem grossten Teil der westlichen Judenheit erschuttert Das ist eine Erscheinung die bei der Erziehung judischer Kinder in Rechnung zu setzen ist 12 In Herrlingen sollte der Kahal diese Autoritat verkorpern und nur durch die Unterordnung unter ihn konnten demokratische Prinzipien fruchtbar und padagogischen Anforderungen gerecht werden 11 Schachne konstatiert dass der Kahal in Herrlingen eine umstrittene Einrichtung gewesen sei Ihre Kritik thematisiert nicht direkt Rosenthals Autoritatsbegriff sondern gilt dem Prinzip der Auswahl und Ernennung das in von ihr zitierten Schulererinnerungen haufig als intransparent beschrieben wurde so zum Beispiel von Ernst Fraenkel siehe unten oder Friedrich August Tuchmann Grundsatzlicher urteilt Peter W A Schmidt Wohl am wenigsten erfolgreich waren Rosenthals Versuche der Erziehung durch Gruppenerziehung in einer eliteorientierten Anlehnung an die Organisationsform der judischen Gemeinden in Osteuropa Kahal genannt Sie spaltete die Schulerschaft eher als dass sie einte und erzog 13 Hier wird in unzulassiger Weise die in Herrlingen praktizierte Gruppenerziehung die stark auf reformpadagogische Elemente verweist mit dem System Kahal gleichgesetzt Schmidts Kritik hat zweifellos ihre Berechtigung in Bezug auf den Kahal nicht aber in gleicher Weise auf dessen Unterbau die Gruppen und das Gruppenleben Schachne verweist auf die Herrlinger Schulerzeitung in der der Kahal kaum oder nur negativ eine Rolle gespielt habe wahrend das Gruppenleben dort immer wieder positiv beschrieben worden sei und sich sowohl bei den Schulern als auch bei den Lehrern grosser Beliebtheit erfreut habe Der ehemalige Lehrer Klaus Dror Dreyer stellt der gewissen Selbstverwaltung Kahal die Unterteilung in mit grosstmoglicher Freiheit zusammengestellte Gruppen die unter der Verantwortung eines Lehrers standen gegenuber Diese Gruppen die auch Tischgruppen wahrend der Mahlzeiten bildeten und sich zu kulturellen sportlichen oder gesellschaftlichen Tatigkeiten trafen waren haufig Familien ahnlich aufgebaut d h sie stellten einen Alters und Schulklassen Querschnitt dar so dass sie als ein gewisser Familienersatz angesehen werden konnten 14 Die Entwicklung des Landschulheims BearbeitenDas Landschulheim Herrlingen das dem Namen nach kein judisches sein durfte eroffnete am 16 Oktober 1933 mit 23 Schulern 6 Internatsschulern und 17 Tagesschulern aus den benachbarten Kinderheimen von Clara Weimersheimer und Kathe Hamburg Insbesondere um die Pflegekinder von Kathe Hamburg von denen einige arische Kinder waren drehte sich der Schriftwechsel mit der Schulaufsicht der dazu fuhrte dass die arischen Kinder zwar an der Schule bleiben durften das Landschulheim sich aber nicht Judisches Landschulheim nennen durfte siehe oben Zu den 17 Tagesschulern zahlte auch das arische Kind der an der Schule verbliebenen Schulsekretarin und die arische Tochter des auf dem Gelande lebenden Gartners und dessen Frau die als Schulkochin arbeitete 15 Rosenthals Schulbericht fur die Zeit vom Oktober 1933 bis zum 15 Februar 1934 berichtet bereits von 38 Kindern von denen 18 im Internat lebten Sie wurden von insgesamt 8 Lehrern unterrichtet darunter auch Rosenthals Frau Judith die den Musikunterricht erteilte und Kathe Hamburg die wie schon in Anna Essingers Zeiten als Mathematiklehrerin lehrte Rosenthal weist auf die besondere Verantwortung hin auch fur Schuler aus dem Kreise der Minderbemittelten einen Platz an der Schule vorzuhalten und hofft auf die Unterstutzung privater Stiftungen da die Mittel der judischen Verbande fur eine derartige Unterstutzung zu beschrankt seien 15 Nach den Osterferien 1934 kamen 40 weitere Schuler ins Landschulheim darunter auch Kinder aus judisch konservativen Kreisen Um die kostspielige und aufwandige Zubereitung nach den Regeln der koscheren Kuche zu umgehen wurde vegetarisch gekocht Infolge dieser Entwicklung erhohte sich auch die Zahl der Lehrkrafte von denen einige noch problemlos im Dorf Herrlingen eine Wohnung fanden Ebenfalls an die Schule kamen jetzt die sogenannten Praktikanten die in dem Hachscharah Zentrum auf die Auswanderung nach Palastina vorbereitet wurden siehe oben 15 1933 hatte Martin Buber nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten seine Professur an der Frankfurter Universitat niedergelegt und beteiligte sich danach am Aufbau einer Mittelstelle fur judische Erwachsenenbildung bei der Reichsvertretung der Deutschen Juden 16 Die Mittelstelle war eine von 1934 bis 1938 tatige judische Bildungseinrichtung deren Hauptziel es war den deutschen Juden die Moglichkeit zu geben ihre judische Identitat zu starken Das traf sich gut mit den Zielen Rosenthals der zudem von Buber das Konzept der Lernzeiten ubernommen hatte So erstaunt es auch nicht dass vom 10 bis zum 13 Mai 1934 Buber im Landschulheim eine Tagung der Mittelstelle abhielt auf der deren Leitungskreis konstituiert wurde 10 Im Mai 1936 wurde das Landschulheim Gebaude Haus Breitenfels in Martin Buber Haus umbenannt nachdem schon im Juli 1934 das Haupthaus nach dem Tod des Dichters Chaim Nachman Bialik in Bialik Haus umbenannt worden war Gegen Ende des Schuljahres 1934 35 wurde im Zusammenhang mit einer Lernwoche aus Anlass des achthundertjahrigen Geburtstags des judischen Philosophen Maimonides ein weiteres Gebaude in Ramban Haus 17 umbenannt Im Jahre 1935 trat Wilfrid Israel auf die Bitte von Rosenthal in den Vorstand des Landschulheims ein Ob sich Israel auch finanziell in Herrlingen engagierte ist nicht bekannt Shepherd fuhrt nur aus dass das Heim ihm besonders am Herzen gelegen habe 18 In seinem Bericht uber das Schuljahr 1935 36 der fur die staatliche Schulaufsicht verfasst worden war aber auch den Eltern zuganglich gemacht wurde berichtete Rosenthal von den Schwierigkeiten im Schulalltag das Gemeinschaftsleben zu fordern Grunde hierfur sieht er in dem an sich positiven Anstieg der Schulerzahl aber auch in der Heterogenitat der Schulerschaft Er pladiert fur Geduld und verweist auf das Beispiel alterer Schuler die sich von sich aus bemuht hatten den Neuen klarzumachen was mit Landschulheim gemeint sei Er berichtete auch uber die Unterrichtsorganisation die sich in einem Landschulheim von der altershomogenen Klassenstruktur weg bewegen musse hin zu einem an den unterschiedlichen Kenntnissen der Schuler ausgerichteten Kurssystem und bereitete auf einen noch einschneidenderen Umbruch vor die Abkehr von einer primar auf eine akademische Ausbildung zielenden schulischen Ausbildung ER begrundete dies mit dem Ausschluss der Juden aus den deutschen Hochschulen und der in Veranderung begriffenen Weltlage der Juden Damit habe die hohere Schule als Schule die zum Studium berechtige fur Juden ihren Wert verloren nicht aber als Einrichtung die die bestmogliche Bildung vermittle Das alte judische Streben den Kindern das Bestmogliche auf den Weg zu geben darf keinesfalls verloren gehen Es muss aber erganzt werden durch eine den praktischen Erfordernissen in weitem Ausmasse Rechnung tragende Unterweisung Der Oberrealschulzweig in Herrlingen der den mehr wissenschaftlich Begabten offenstunde solle nicht abgesetzt sondern durch einen Zweig erganzt werden der theoretische und praktische Unterweisung der Schuler vereinen soll Aufgrund der Ausstattung der Schule boten sich fur diese praktische Unterweisung die keine Lehre ersetzen konne oder wolle die Felder Buchbinderei Schreinerei Schlosserei Gartenbau und fur die Madchen Hauswirtschaft an 15 Schachne spricht von einem streng geregelten Tagesablauf der den Schulunterricht und eine Vielzahl praktischer Pflichten umfasse Zu letzteren Zahlen die vielen Dienste die die Schuler im Landschulheim ubernehmen mussten weil nur so dessen wirtschaftliches Uberleben gewahrleistet werden konnte Dazu zahlten zum Beispiel Der Tischdienst Der Tischdienst besteht aus sechs Gruppen Jede Woche haben zwei Gruppen Dienst eine morgens und abends die andere mittags und bei den Vesprern Diese beiden Gruppen kommen alle drei Wochen an die Reihe nur wechseln sie jetzt die Mahlzeiten In jeder Gruppe sind sieben Kinder da im Speisesaal sieben Tische sind Einer von den sieben ist der Tischdienstfuhrer Er ist verantwortlich dafur dass die Gruppe ordentlich arbeitet 19 Gewissermassen ein Unterdienst des Tischdienstes ist der Krankendienst der dafur sorgen muss dass kranke und bettlagerige Kinder mit Essen versorgt werden Der Schuldienst Er wurde von einer alteren Schulerin oder einem alteren Schuler geleitet und dieser Schuldienstleiter hat dafur zu sorgen dass vor jeder Stunde der Raum sich in tadellosem Zustand befindet Boden Tische Stuhle und Tafel mussen sauber Kreide und Schwamm vorhanden sein 19 Der Sauberungsdienst ist vor allem fur die Sauberkeit auf dem Gelande verantwortlich Der Burodienst hatte die Schulsekretarin zu entlasten und war vorrangig fur die Verteilung der eingehenden Post die Portokontrolle der ausgehenden Post und die Ausgabe der Schulmaterialien verantwortlich Der Hausdienst umfasste die Ordnung in den eigenen Zimmern ebenso wie die Reinigung der Hauser Wie das Beispiel des Tischdienstes zeigt waren diese Dienste durchaus hierarchisch organisiert arbeiteten unter der Anleitung eines Leiters oder eines Fuhrers und verfugten nicht selten uber ein akribisch ausgearbeitetes Reglement in dem selbst Teilfunktionen wie Fenster offnen Tafel wischen oder Stuhle gerade stellen genauestens vorgegeben waren 19 Und wenn das dennoch nicht zu den gewunschten Resultaten fuhrte dann konnte es auch sein dass schon mal eine Ordnungswoche angesetzt wurde Der Aufenthalt im Landschulheim stellte also an die Schuler hohe Anspruche die weit uber das hinausgingen was an einer Tagesschule ublich gewesen sein durfte Dennoch ging die positive Entwicklung der Einrichtung kontinuierlich weiter die Schulerzahlen stiegen und damit auch die Anzahl der Lehrer das Schulgebaude musste erweitert werden Die zuvor erwahnten Dienste waren naturlich ein wichtiger Faktor in dem Bemuhen die Kosten niedrig zu halten doch waren Zuschusse judischer Einrichtungen ebenso notwendig wie niedrige Gehalter fur das gesamte Personal Eine weitere Einnahmequelle hatte sich das Landschulheim allerdings fur die Zeiten der Ferien erschlossen Vor allem in den Sommerferien kamen viele Kinder aus Stadten zu Besuch und wurden wahrend ihres Aufenthalts von Studenten der Judischen Lehrerbildungsanstalt Berlin betreut Auch Treffen und Tagungen ahnlich der der Mittelstelle fanden statt und dienten ebenfalls der finanziellen Entlastung In den Osterferien 1936 hielt die Makkabi Bewegung ein Trainingslager im Bialik Haus ab 15 Im Jahr 1935 besuchten 78 Kinder das Landschulheim Doch es herrschte eine starke Fluktuation sowohl unter der Schulerschaft als auch im Kreise der Lehrer Unter anderem verliess auch Clara Weimersheimer mit ihren Kindern Herrlingen und wanderte nach Palastina aus Durch Neuzugange erhohte sich aber die Schulerzahl im Landschulheim zum Ende des Schuljahres 1935 36 auf 95 wozu dann noch 15 externe Tagesschuler aus Herrlingen und Ulm hinzukamen Die wirtschaftliche Situation war einigermassen konsolidiert bauliche Erweiterungen unter anderem der Neubau eines Pavillons mit zwei Schulraumen und der Anbau einer Krankenstation mit vier Zweibettzimmern waren moglich und Teilstipendien fur besonders bedurftige Kinder konnten vergeben werden Das alles geschah ohne offentliche Zuschusse doch auch mit der Unterstutzung von Hilfsfonds und Stiftungen Die Durchschnittseinnahmen je Kind lagen bei 108 Reichsmark die Lehrergehalter zwischen 150 und 200 Reichsmark 15 Im Schuljahr 1936 37 wurden 80 Schuler als Heimschuler gezahlt und weiter 24 Kinder aus Herrlingen und Ulm als Tagesschuler Die wirtschaftliche Situation der Einrichtung war so gut dass sie weiterhin ohne Zuschusse auskommen konnte und fur besondere Anschaffungen reichten die Einnahmen der Ferienkinder aus Der Umbruch kam im Schuljahr 1938 39 Der Anschluss Osterreichs hatte bereits einen starken Ruckgang der Schulerzahlen bewirkt das Munchner Abkommen verstarkte diese Entwicklung Fur judische Eltern ging es nun darum fur sich und ihre Kinder oder wenigstens nur fur diese einen sicheren Hafen ausserhalb des Deutschen Reichs zu finden Die Novemberpogrome 1938 hatten auf die Schule keine Auswirkungen doch die Schulerzahl sank auf 25 Neueintritte blieben aus Hugo Rosenthal wollte das Landschulheim eigentlich schon am 1 Dezember 1938 schliessen doch es gab noch eine letzte Unterstutzung durch die judischen Verbande wodurch die anvisierte Schliessung noch einmal abgewendet werden konnte Ostern 1939 aber fuhrte an der Schliessung des Landschulheims kein Weg mehr vorbei Mit einem Brief vom 1 April 1939 setzte Hugo Rosenthal die Schulaufsicht davon in Kenntnis 15 Damit endete nach 28 Jahren die Geschichte der Landschulheime in Herrlingen Die Gebaude wurden anschliessend als judisches Zwangsaltersheim genutzt Hugo Rosenthal und seine Frau Judith die ihren Mann schon fruher zur Ausreise gedrangt hat sich aber nicht durchsetzen konnte verliessen im August 1939 das Deutsche Reich in Richtung Palastina Die Gebaude des Landschulheims wurden nach dem Schulbetrieb bis Sommer 1942 als Judisches Altersheim Herrlingen genutzt Hauptartikel Judisches Altersheim Herrlingen Nach dessen zwangsweiser Schliessung richtete die Stadt Ulm im ehemaligen Haupthaus ein stadtisches Altersheim fur arische Mitburger ein Ein Gebaude das Haus Wippinger Steige 13 heute Erwin Rommel Steige 13 in dem von 1921 bis 1926 Gertrud Kantorowicz lebte bevor es von Anna Essinger gekauft worden war wurde von 1943 bis 1945 von der Familie des in Ungnade gefallenen ehemaligen Hitler Getreuen Erwin Rommel bewohnt Rommels Mythos hat bis weit in die 1990er Jahre hinein die Erinnerungen an die Landschulheime und das Altersheim uberlagert Nachdem der Ende 2002 verstorbene Ulmer Behindertenschulleiter Heinz Krus in den 1970er Jahren eine Wohnung im ehemaligen Haupthaus erworben hatte wunderte er sich uber gelegentliche Besuche ehemaliger Landschulheimschuler Als ihm die denkwurdige Vergangenheit seines Wohnhauses bewusst geworden war initiierte er 1985 die Grundung des Vereins Haus unterm Regenbogen Dessen Arbeitskreis Landschulheime machte sich daran die reformpadagogische und judische Geschichte Herrlingens zu beleuchten Das Haus unterm Regenbogen entwickelte sich seither zu einem Zentrum kultureller und politischer Aktivitaten das die Ergebnisse seiner Erinnerungsarbeit in einer kleinen Schriftenreihe herausgibt Die Gemeinde Blaustein nahm immer wieder Impulse aus dem Arbeitskreis auf und liess beispielsweise in den 1990er Jahren das dunkelste Kapitel der Herrlinger Geschichte uber das judische Altersheim aufarbeiten 20 Dem Verein Haus unterm Regenbogen ist es zu verdanken dass heute zahlreiche Gedenktafeln an die Geschichte der Hauser erinnern die einst zu den Landschulheimen gehorten oder ihm verbunden waren die Kinderheime von Klare Weimersheimer und Kathe Hamburg Die Landschulheimgebaude wurden 1945 46 der Familie Essinger zuruckgegeben die sie der Arbeiterwohlfahrt verkaufte Nachdem diese sie nicht mehr nutzte befinden sie sich heute in Privatbesitz Biografische Notizen zu einzelnen Lehrern BearbeitenWie bei den Kindern und Jugendlichen war auch bei den in Herrlingen arbeitenden Lehrkraften und sonstigen Mitarbeitern des Landschulheims ihre Verweildauer abhangig von eigenen Planen zur Emigration In der Praxis bedeutete dies eine hohe Fluktuation und haufig auch nur eine relativ kurze Zeit deer Mitarbeit im Landschulheim In seinem ersten Bericht uber die Arbeit des Landschulheims erwahnt Hugo Rosenthal die nachfolgenden Mitarbeiter und ihre Aufgaben 21 Hugo Rosenthal Hebraisch Judische Geschichte Judentumskunde Kurt Bergel Englisch Deutsch Hebraisch biblische Geschichte Judentumskunde Hans Elias Mathematik Naturwissenschaften Zeichnen Werkunterricht Erdkunde Kathe Hamburg Mathematik Jenny Heymann Deutsch Geschichte Englisch Franzosisch Henny Schiratzky Grundschule Hebraisch Judith Rosenthal Musik Hanni Mann Gymnastik Namentlich nicht erwahnt werden der fur die Unterweisung im Gartenbau verantwortliche Gartner Herr Walter und ein Tischlermeister aus Herrlingen der den Werkunterricht unterstutzte In dieser Ausfuhrlichkeit wird das in den von Schachne zitierten Schulberichten nicht mehr fortgefuhrt doch soll im Folgenden versucht werden einen etwas breiteren Uberblick uber die Menschen zu geben die im Landschulheim gewirkt haben Dabei kann zum einen auf die Erinnerungen von Jenny Heymann zuruckgegriffen werden 22 und auf die von Schachne erstellten Kurzbiografien 23 Hedy Adler Lotte Aronstein verheiratete Anrich 1911 hatte 1929 das Abitur bestanden und danach einen einjahrigen Kurs an einem grossen Krankenhaus absolviert um sich mit den Methoden der Diatkuche vertraut zu machen 24 Von 1934 bis 1939 war sie die Wirtschaftsleiterin in Herrlingen 23 Fur sie die das Kochen in einer technisch modernen Krankenhauskuche gewohnt war waren die Riesentopfe und Pfannen sowie der Kohleherd eine vollig neue Erfahrung 24 Als es in der Spatphase der Schule nicht mehr genugend qualifizierte Lehrkrafte gab erteilte sie auch Unterricht vor allem Musikunterricht Meine Herrlinger Zeit ist ein wertvoller Abschnitt in meinem Leben gewesen Ich sammelte reiche Arbeitserfahrungen in einem anregenden Milieu und lernte eine Religion kennen von der ich bis dahin nichts gewusst hatte 24 Lotte Aronstein verliess Herrlingen 1939 in Richtung England von wo aus sie 1940 in die USA weiterreiste Sie studierte an der University of California in Berkeley Ernahrungswissenschaft und promovierte Von 1952 bis 1955 war sie Dozentin in Berkeley und anschliessend von 1955 bis 1963 ausserordentliche Professorin fur Ernahrungswissenschaft an der Iowa State University in Ames Hier wirkte sie von 1963 bis 1980 auch als Professorin und lebte nach ihrer Emeritierung wieder in Berkeley 23 Kurt Bergel Klaus Dreyer Hans Elias Hanna Essinger war die erste Hausmutter im Bialik Haus Heymann ruhmt ihre vielen positiven Charaktereigenschaften berichtet aber nichts daruber in welchem Verhaltnis sie zur Familie Essinger gestanden Erwahnt wird nur noch dass sie nur kurze Zeit am Landschulheim geblieben und dann aus familiaren Grunden nach Ulm zuruckgekehrt sei Sie wanderte mit ihrem Mann und kleinen Adoptivsohn nach Israel aus wo sie schon in den funfziger Jahren einem Krebsleiden erlag 22 Ihre Identitat klart sich uber den Landschulheim Schuler Pinchas Erlanger siehe unten der in seinen Erinnerungen davon berichtet dass die seit 1938 in Ramat Gan bei Tel Aviv lebenden Verwandten Fritz und Hanna Essinger geb Herrmann ihm zum Einreisevisum nach Palastina verholfen hatten 25 Hanna Essinger war demnach die Schwagerin von Anna Essinger und die Frau von deren Bruder Fritz Luise Grunberg Sie wird als Neuzugang zu Beginn des Schuljahres im Schulbericht fur das Schuljahr 1935 36 erwahnt die aber schon an Ostern 1936 die Schule verlassen habe um die Fuhrung nach Palastina auswandernder Jugendgruppen zu ubernehmen 26 Hans Hainebach 1909 27 August 1966 Seit 1958 Prof fur Franzosisch und Deutsch am Union College in Schenectady NY Zahlreiche Begegnungen mit Klaus Mann in Italien 1944 27 Am Union College wurden 2014 zwei Auszeichnungen vergeben die seinen Namen tragen Hans Hainebach Memorial Prize in German Literature und Hans Hainebach Memorial Prize in Judaica 28 Es gibt im Internet viele Treffer zu Hans Hainebach jedoch sind darunter keine die mehr Aufschluss uber sein Leben vor und nach der Emigration geben Nach Jenny Heymann hatte Hainebach einen ahnlichen Studiengang wie Walter Isaacson absolviert siehe unten und war in Herrlingen als Lehrer und als Gruppenleiter tatig Er hatte in Mainz studiert und hatte sich von daher ein grosses wissenschaftliches Interesse an der Erforschung von Georg Forster bewahrt 22 Kathe Hamburg unterhielt ein eigenes Kinderheim und war wie schon zu Zeiten von Anna Essingers Landschulheim als Mathematiklehrerin tatig Ruth Hamburg Kathe Hamburgs Schwester hatte ebenfalls schon am alten Landschulheim Musikunterricht erteilt Sie war eigentlich Geigenlehrerin in Stuttgart kam aber einmal die Woche nach Herrlingen um mit einigen Kindern zu musizieren Auch sie konnte nach England auswandern und starb dort nur wenige Jahre nach ihrer Schwester 22 Cora Hamburger war die Nachfolgerin von Hanna Oppenheimer siehe unten als Lehrerin fur Buchfuhrung Stenographie und kommerzielles Englisch 22 Jenny Heymann Walter Isaacson Leo Kahn gab von Januar bis Marz 1936 Zeichenunterricht 21 Gerda Krypka erteilte Werkunterricht und emigrierte in die USA wo sie in San Diego lebte 22 Kurt Levi kam 1936 als Sportlehrer ans Landschulheim wanderte viel mit den Schulern und organisierte Skiausfluge 1938 emigrierte er in die USA und wurde Zahnarzt in New York Er ist dort fruh verstorben 22 Trude Levi kam 1935 vom Judischen Kinder und Landschulheim Caputh nach Herrlingen In welcher Funktion sie bei der Betreuung der Kinder tatig war bleibt offen Spater arbeitete sie in England als Kindergartnerin und kummerte sich im Alter um die Betreuung von Senioren und korperlich behinderten Menschen im Norden Londons 22 Gertrud Low e Ihre Rolle bleibt bei Heymann unklar Ob sie unterrichtet hat ist nicht feststellbar sie scheint eher in der Verwaltung des Hauses gearbeitet zu haben Wahrend des Krieges haben sie und Jenny Heymann in England zusammengelebt wo Low sich der Kochkunst zugewandt habe Spater ist sie in die USA ausgewandert und hat sich dort zur Diatassistentin weitergebildet Sie hat dann in einem Krankenhaus gearbeitet und ihren Ruhestand in New York verbracht Dort sei sie auch die Wahlgrossmutter der Kinder von Alex Herzberger einem ehemaligen Landschulheim Schuler gewesen 22 Im Yad Vashem Fotoalbum siehe Quellen befindet sich eine Fotografie von Gertrud Lowe mit dem handschriftlichen Zusatz vermutlich von Hugo Rosenthal Gertrud Lowe genannt die Lowin Die bis zuletzt verbleibende von Kindern und Mitarbeitern geliebte Hausmutter des Bialik Hauses Hanni Mann war Gymnastiklehrerin der ersten Stunde und stammte aus Ulm doch mehr ist uber sie nicht bekannt 29 Kurt Maier war Mathematiklehrer Mehr Informationen uber ihn sind nicht bekannt 22 Paul Yogi Mayer Hanna Oppenheim war Diplom Handelslehrerin und unterrichtete im berufspraktischen Ausbildungsgang des Landschulheims Ihre Unterrichtsfacher waren vor allem Buchfuhrung Stenographie und kommerzielles Englisch 22 Sie war aber auch die Schulsekretarin 6 Ernst Salzberger 1913 in Breslau 1954 in Ben Shemen erteilte Werkunterricht und konnte nach Palastina auswandern wo er fruh verstarb 22 Hinweise zu Ernst Salzbergers Leben finden sich in einem anderen Zusammenhang Vor Herrlingen war er namlich Lehrer an der Privaten Waldschule Kaliski PriWaKi in Berlin 30 Er war der Sohn eines Arztes und Neffe von Georg Salzberger Nachdem Abitur liess er sich zum Werklehrer ausbilden und unterrichtete ab dem Schuljahr 1934 1935 an der PriWaKi Folling charakterisiert ihn als einen kunstlerisch veranlagten und asthetisch empfindsamen Menschen der mit den Kindern hervorragende Holzarbeiten anfertigte 30 Nach Herrlingen kam Salzberger vermutlich 1937 Uber sein Wirken hier ist nichts bekannt Anfang 1939 wanderte es nach Palastina aus und wurde Werklehrer in dem von Siegfried Lehmann gegrundeten Kinder und Jugenddorf Ben Shemen 1941 trat Salzberger als Freiwilliger in die British Army ein Er zog mit der englischen Armee durch Nordafrika Libyen und dann durch Europa wobei er bis nach Gottingen kam wo er an der Universitat Kurse belegte Sein Briefwechsel mit Freunden in Ben Shemen lasst eine sensible Wahrnehmung und ein hohes politisches Reflexionsvermogen erkennen 30 Dieses Zitat verweist auf viele Parallelen zum Militardienst von Erich Jehoshua Marx siehe unten weshalb zu vermuten ist dass auch Salzberger Mitglied der Judischen Brigade war Anfang 1946 kehrte Ernst Salzberger nach Ben Shemen zuruck und arbeitete wieder als Lehrer Nach einer schweren Krankheit verstarb er hier im Jahre 1954 30 Henny Schiratzky Wie oben schon erwahnt unterrichtete sie die jungeren Schulerinnen und Schuler Wir beneideten sie um ihr gutes Hebraisch das ihr die Fortsetzung ihrer Lehrtatigkeit in Israel erleichterte Dort starb sie im Ruhestand 22 Lotte Schloss 1909 in Nurnberg spater verheiratete Haas hatte 1933 das Studium in Mathematik und Physik fur das hohere Lehramt abgeschlossen und unterrichtete von 1934 bis 1935 in Herrlingen Zusammen mit ihrem Mann wanderte sie 1935 nach Palastina aus und war von 1951 bis 1973 Lehrerin an einem Gymnasium in Kfar Saba 23 In ihren eigenen Erinnerungen berichtet sie dass sie aus einer sozialdemokratischen Familie stammte und der judische Religion sehr ferne stand weshalb sie uberrascht war daruber dass ihr nach ihrem Examen der Eintritt in den staatlichen Schuldienst verwehrt worden sei Sie gab zunachst Privatunterricht und bewarb sich dann auf eine Anzeige auf eine Stelle am Judischen Landschulheim Herrlingen Sie unterrichtete mehrere Klassen und war Organisatorin der Gruppen siehe oben Erst in Herrlingen begann sie sich fur das Judentum zu interessieren und erfuhr das Meiste durch die Gottesdienste von Hugo Rosenthal Als ich mit 65 Jahren meine Lehrtatigkeit beendete wurde ich Studentin in der hebraischen Universitat in Jerusalem und lernte Bibelwissenschaft bis zum B A Der Same zu meinem Interesse war damals in Herrlingen gekeimt Langsam wuchs der Keim und es dauerte noch viele Jahre bis ich zu einer bewussten Judin wurde 31 Jizchak Schwersenz Eva Seligmann Else Simon unterrichtete zunachst in der Nachfolge von Hanna Oppenheimer und Cora Hamburger Buchfuhrung Stenographie und kommerzielles Englisch In der Endphase des Landschulheims arbeitete sie in der Kuche und bereitete fur sich und ihre Tochter Ruth die Schulerin im Landschulheim war die Ausreise nach Palastina vor Sie arbeitete spater als Sozialarbeiterin in Israel und lebte in Ramat Gan 22 Julius Sundheimer 20 Dezember 1895 in Frankfurt am Main 32 Sundheimer nahm im Alter von 19 bis 24 Jahren am Ersten Weltkrieg teil Nach dem Abschluss seines Studiums erhielt er seine erste Anstellung an einer Oberschule in Frankfurt Am 1 Oktober 1931 nahm er eine verbeamtete Stelle am Gymnasium in Rinteln an Hier unterrichtete er Rintelner Schuler in den Fachern Mathematik und Physik Ebenfalls in Rinteln lernte er Kathe Stamfort aus der Seetorstrasse 4 kennen die er spater heiratete 33 Bei dem erwahnten Rintelner Gymnasium handelte es sich um das Ernestinum Rinteln Kathe Stamfort wurde am 10 Juni 1907 in Stemmen Kalletal geboren 34 Nach der Machtubernahme durch die Nationalsozialisten wurde Sundheimer zwangsweise in den Ruhestand versetzt und zog danach mit seiner Frau nach Herrlingen wo er am Landschulheim unterrichtete und die Familie sich auf die Auswanderung vorbereiten wollte Am 9 Februar 1937 wurde Sohn Hans geboren Der Plan der Auswanderung liess sich nicht in die Tat umsetzen Am 15 Dezember 1941 stieg die Familie in einen Zug der sie ins Getto Riga transportierte Sohn Hans war zu diesem Zeitpunkt vier Jahre alt Die Familie Sundheimer hat die Shoah nicht uberlebt 33 Die Deportation der Familie Sundheimer erfolgte am 15 Dezember 1941 ab Hannover und deren Ziel war das Ghetto Riga Das Todesdatum ist in allen drei Fallen unbekannt sie wurden fur tot erklart 35 In Rinteln erinnert ein Stolperstein an Julius Sundheimer Hans Walter war der Gartner und Verwalter des Anwesens 36 seine Frau Trude arbeitete in der Kuche Beide hatten schon zu Zeiten Anna Essingers im Landschulheim gearbeitet 24 Im Yad Vashem Archiv befindet sich ein Foto der Familie Walter zu der auch zwei Kinder gehorten In einem undatierten Test hat Hugo Rosenthal zu diesem Bild vermerkt Bei ihnen lernten unsere Schuler kleine wie grosse mit Verantwortung und Ausdauer arbeiten 37 Ernest M WolfSchuler des Landschulheims BearbeitenDas Judische Landschulheim war 1933 mit 23 Schulern gestartet Deren Zahl erhohte sich schnell und stieg im Schuljahr 1936 37 auf uber hundert Hinter diesen Zahlen verbergen sich grosse Umschichtungen innerhalb der Schulerschaft Deren Verweildauer an der Schule war abhangig von den Emigrationsplanen ihrer Eltern oder deren Vorsorge fur eine Emigration ihrer Kinder wenn sie noch nicht selber auswandern konnten Die Folge war eine hohe Fluktuation die auch eine Belastung fur die schulischen Prozesse darstellte Angesichts der grossen Zahl von Schulern die zwischen 1933 und Ostern 1939 die Schule besuchten kann nur in wenigen Fallen versucht werden deren Lebensumstande zu rekonstruieren Dies geschieht nachfolgend in Anlehnung an einige Kurzbiografien von Lucie Schachne 23 Ernst Blumenstein Josef Even Uber Blumenstein 1922 Dezember 1981 in Jerusalem ist wenig bekannt auch nicht von wann bis wann er im Landschulheim weilte Er ist 1939 im Zuge der Kinder und Jugend Alijah nach Palastina ausgewandert wo er mehrere Jahre in verschiedenen Kibbuzim gelebt und gearbeitet hat Nach einer Ausbildung zum Jugendleiter arbeitete er als Lehrer fur die Jewish Agency for Israel 1955 nahm er ein Studium an der Hebraischen Universitat Jerusalem in den Fachern hebraische und englische Literatur auf und wurde dort nach dem Abschluss des Studiums auch Dozent Im WorldCat werden mehrere Publikationen von ihm gelistet 38 alle in hebraischer Sprache 23 Pinchas Erlanger Ilse Flatow auch Ila Flatow wurde am 20 Oktober 1920 in Berlin geboren Ihr Vater war der Jurist und Ministerialbeamte in der Reichsregierung Georg Flatow ihre Mutter die Lehrerin und Sozialfursorgerin Hedwig Helene Flatow geborene Wiener 6 September 1882 in Berlin 1944 in Auschwitz Hedwig Helene Flatows Cousine Nathalie Hamburger war die Ehefrau von Leo Baeck der sich Ilse gegenuber als Onkel Leo bezeichnete Auch Hugo Rosenthal spricht in einem Brief an Leo Baeck von dessen Nichte 39 Ilse Flatow wuchs in Berlin auf und besuchte zunachst die Zehlendorfer Oberschule 40 Nach der Entlassung des Vaters aus dem Staatsdienst am 13 April 1933 und den anschliessenden Ausgrenzungen in der Schule denen sich Ilse Flatow ausgesetzt sah wechselte sie auf die Theodor Herzl Schule 41 eine im Geiste der Reformpadagogik arbeitenden Lehranstalt Von 1934 bis 1936 war sie Schulerin im Landschulheim in Herrlingen 23 Ilse Flatow kam nach Herrlingen ohne religiose Bindungen da ihre Eltern nicht glaubig waren hatte sie nie einen Religionsunterricht besucht Herrlingen war dann der Ort wo sie zu ihrer judischen Orientierung fand Herrlingen hatte das geistige Niveau das mir bekannt war von meinem Elternhaus zusammen mit dem judischen Akzent den ich nicht kannte Obwohl mir alles fremd war lernte ich es gern und mit grossem Interesse und ohne Vorbehalt Ich lernte Psalme auswendig und freute mich uber meine Aufgabe sie im Gottesdienst zu sprechen Ich lernte das Tischgebet singen und las soviel wie ich nur konnte Meine Eltern kamen abwechselnd zu Besuch und ich erinnere mich noch wie mein Vater staunend und perplex zuhorte wenn ich irgendwelche hebraischen Lieder sang oder lange Psalme aufsagte Er selbst war dankbar dass ich jetzt lernen konnte was er wie er sagte versaumt und vernachlassigt hatte mir zu geben eine judische Erziehung Er hatte es von seinem Vater aber nicht bekommen Man nannte ihn den Roten Flatow wegen seiner radikalen sozialistischen Anschauungen 40 Ilse Flatow verliess Herrlingen nach zwei Jahren Uber die Grunde ist nichts bekannt und auch nicht uber die Folgejahre bis zur 1939 erfolgten Auswanderung der Familie nach Holland wo sie nur kurz blieb um dann nach England weiterzuziehen Die Eltern blieben in Holland und wurden von dort aus im September 1943 uber mehrere Konzentrationslager hinweg ins KZ Auschwitz gebracht und ermordet 42 Ilse Flatow absolvierte in England eine Ausbildung als psychiatrische Krankenschwester und heiratete am 3 Januar 1946 den vermutlich aus Berlin stammenden Gerhard Herz der zu dem Zeitpunkt Soldat der britischen Royal Navy war 43 Ob sie danach mit ihrem Ehemann nach Palastina ausgewandert ist wie Schachne behauptet und wann sie von da in die USA aufbrach um sich dort zur psychiatrischen Sozialarbeiterin ausbilden zu lassen ist eben so wenig geklart wie das Schicksal ihrer Ehe Schachne spricht von einer 1951 erfolgten Ruckkehr nach Israel und Anstellung an der Child Guidance Klinik des Ministeriums fur Sozialarbeit Ab 1959 habe sie als Psychotherapeutin gearbeitet 23 Sie wohnte zum Schluss in Tel Aviv wo sie am 30 September 1995 verstarb 43 So sparlich die Dokumente uber Ilse Flatows Leben sind umso umfangreicher sind die Dokumente uber ihre Familie Sie hat 1980 die Familiendokumente die ihre Eltern in Amsterdam versteckt hatten dem Leo Baeck Institut ubergeben 44 Vor dem Haus Niklasstrasse 5 in Berlin Zehlendorf erinnern drei Stolpersteine an Ilse Flatow und ihre Eltern Alfred Fleischhacker Ernst Fraenkel 1923 in Breslau 13 November 2014 in St John s Wood London war in Berlin aufgewachsen wo er auch judischen Jugendbewegung engagiert war und besuchte von 1935 bis 1937 das Judische Landschulheim Herrlingen 1939 kam er mit einem der letzten Kindertransporte nach England 45 Er lebte bei englischen Familien in Bury und ging dort auch zur Schule Nach dem Ende seiner Schulzeit wahrend des Zweiten Weltkriegs arbeitete er in der Landwirtschaft 45 Mit der amerikanischen Armee kehrte er nach Deutschland zuruck wo er seine Mutter wieder fand die allerdings kurz darauf verstarb 45 1947 habe er bei der Zensurstelle der Kontrollkommission fur Deutschland gearbeitet 23 vermutlich einer Einrichtung des Alliierten Kontrollrats Nach seiner Ruckkehr nach Grossbritannien studierte Ernst Fraenkel in Abendkursen an der London School of Economics and Political Science Er begann dann eine 35 Jahre andauernde Mitarbeit bei der internationalen Rohstoffhandelsfirma Philipp Brothers 46 wo er Leiter Europa Abteilung und Mitglied des Exekutivausschusses wurde Nach seiner Pensionierung engagierte sich Ernst Fraenkel in der Wiener Library deren Vorsitzender er von 1990 bis 2003 war Er stiftete 1990 den renommierten Fraenkel Prize in Contemporary History und erhielt von der Universitat Haifa in Anerkennung seines grossen Beitrags zur Holocaust Erziehung die Ehrendoktorwurde verliehen 47 In Grossbritannien war er mit dem Order of the British Empire OBE ausgezeichnet worden Ernst Fraenkel ist einer der Wenigen die sich kritisch uber ihre Schulzeit in Herrlingen geaussert haben Er fuhlte sich dort nicht sonderlich glucklich und glaubte nicht daran das Herrlingen als erzieherisches Experiment gegluckt war 48 Ihm schien viel von dem bewusst freien Ton der angeblich zwischen Lehrern und Kindern herrschte etwas gekunstelt Obwohl ein grosser Teil der Lehrer sehr bewusst nicht mit Herr oder Frau angeredet wurde war die Unterscheidung zwischen Erwachsenen und Kindern ausserst klar und wahrend die einen Sie waren und die anderen Du waren im grossen und ganzen die am meisten respektierten Lehrer weiterhin Herr und Frau 48 Ahnlich kritisch aussert er sich auch zur in Herrlingen praktizierten Schulermitverantwortung die er als angebliche Selbstbestimmung betrachtete Er kritisierte die Intransparenz des Verfahrens durch welches Kinder in das oberste Selbstbestimmungsorgan den Kahal gelangten und vermutete dahinter eine gezielte Einflussnahme seitens der Lehrkrafte Da diesen im Kahal vertretenen Kindern seitens der Schule eine besondere Verantwortung zugesprochen wurde hinterfragte er dieses Etikett Kann es richtig sein dass man unter den Umstanden die damals in Deutschland herrschten eine verhaltnismassig kleine Gruppe von Kindern aus einer grosseren auswahlt und als besonders verantwortlich oder besonders gut bezeichnet Bedeutet das nicht dass die anderen Kinder sich in der einen oder anderen Weise als weniger wert als die anderen fuhlenb mussen Das ganze System schien mir damals unfair und ungerecht und heute 50 Jahre spater glaube ich immer noch dass es falsch basiert war 49 Ernst Fraenkel lernte im Landschulheim seine spatere Ehefrau Tilde Weil kennen siehe unten Lia Herrmann Leah Shaw wurde 1919 in Stuttgart 50 geboren und besuchte von 1934 bis 1936 das Herrlinger Landschulheim Sie selbst beschreibt ihre Herkunft als gut burgerlich deutsch national aber trotzdem bewusst judisch religios 51 1933 trat sie einem zionistischen Pfadfinderbund bei der nach ihren Worten dem extremen deutschen Nationalismus eine eigene judische Version entgegenzusetzen versuchte Als sie 1934 nach Herrlingen kam wo sie bis 1937 blieb empfand sie das was dort geschah als Versuch unserer judischen Existenz die fur viele von uns ganz neu war einen bedeutungsvolleren und geistigen Inhalt zu geben 51 Doch trotz ihrer grosse Begeisterung fur das talmudische Denken und die Bibelubersetzung Martin Bubers war diese Bindung an das Judentum nicht von langer Dauer Nachdem ich Herrlingen verlassen hatte und nicht mehr unter dem Eindruck dieses Milieus stand gab ich allerdings die Religion sehr schnell auf Heute weiss ich dass ich keinerlei religiose Gefuhle besitze Bemerkenswert ihr Versuch das zu erklaren Ich war bereits von starken assimilatorischen Verhaltensmustern gepragt bevor ich nach Herrlingen kam So konnten judische Werte und Judischkeit nur als ein gewisser Lack wirken den ich wieder verlor als ich die Schule verlassen hatte 51 Im Ruckblick gibt es fur Shaw dennoch genugend positive Aspekte aus ihrer Zeit in Herrlingen die bewusste Wahrnehmung von Ostjuden deren Welt ihr bislang verschlossen geblieben war die Begegnung mit Menschen die eine fortschrittlichere politische Einstellung hatten als sie es von ihrem Elternhaus her gewohnt war der grundliche Unterricht in der hebraischen Sprache der ihr spater in Palastina sehr weitergeholfen hat die intensiven Naturerlebnisse in Herrlingen und der Landschaft drum herum und auch die Erziehung zur Verantwortung gegenuber eigenen Sachen und der Umgebung ein Verhalten das zu Hause fruher vernachlassigt worden sei Heute schaudere ich bei dem Gedanken was wohl aus mir geworden ware wenn ich nicht wenigstens etwas praktische Erfahrung in Herrlingen gesammelt hatte 51 Leah Shaw verliess Herrlingen 1937 Ihre eigenen Ausfuhrungen legen es nahe dass sie danach nach Berlin in die Private Waldschule Kaliski PriWaKi ging In der Tat findet sich in der Schulerliste dieser Schule eine Liselotte Herrmann mit dem Geburtsdatum 24 Juni 1919 52 Das besagt wohl dass Schachnes Angabe Shaw habe 1937 eine Haushaltungsschule in Berlin besucht 23 nicht zutreffend ist Shaw betont dagegen in ihr sei an der PriWaKi gewissermassen als Kontrast zu den Jahren in Herrlingen das Interesse an der englischen Sprache und Kultur geweckt worden 51 Shaws weitere Lebensdaten erlauben nur noch einen kursorischen Uberblick 1938 Auswanderung nach Palastina mit anschliessendem einjahrigem Kibbuz Aufenthalt 1940 Ausbildung zur Krankenschwester an der Hadassah School of Nursing in Jerusalem 1945 Heirat und Umzug nach England 1957 Umzug nach Birmingham und Arbeit als Sekretarin 1982 Ruhestand Sie habe sich fur den Feminismus interessiert gegen Atomwaffen gekampft und ein Wohnheim fur auslandische Studenten unterhalten 23 Die Geschwister Herzberg Uber die Geschwister Herzberg ist ausser ihrer Herkunft aus Wuppertal und ihrem gemeinsamen Aufenthalt in Herrlingen wenig bekannt Auch blieben sie unterschiedlich lang in Herrlingen konnten aber alle wie auch ihre Eltern nach England auswandern wo diese ein grosses Haus besassen das zu einem Heim und Treffpunkt fur einige Ex Herrlinger wurde 23 Das inlandische Vermogen der Familie Herzberg war wie aus der nachfolgenden Bekanntmachung hervorgeht beschlagnahmt worden Das mit Bekanntmachung vom 16 September 1939 Reichsanzeiger Nr 220 vom 21 September 1939 beschlagnahmte vermogen der ehemaligen deutschen Staatsangehorigen Helmut Herzberg Eva Herzberg Harald Herzberg und Hanna Lela Chana Sara Herzberg wird gemass 2 Abs 1 des Gesetzes uber den Widerruf von Einburgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehorigkeit vom 14 Juli 1933 RGBl l S 480 als dem Reiche verfallen erklart Berlin den 23 September 1940 Der Reichsminister des Innern J A Driest 53 Eva Herzberg 1922 verheiratete Eva Goldenberg kam 1935 nach Herrlingen wo ihre Bruder bereits die Schule besuchten 1938 wanderte sie nach England aus absolvierte zwischen 1939 und 1944 eine Ausbildung zur staatlich gepruften Krankenschwester und arbeitete in einem stadtischen Krankenhaus 1954 erwarb sie ein Diplom fur den Familien Gesundheitsdienst und war anschliessend von 1955 bis 1964 in London als Beraterin im Gesundheitsdienst tatig Von 1965 bis 1968 arbeitete sie als Assistentin im Bereich epidemiologischer Forschung tatig und hat an zahlreichen wissenschaftlichen Veroffentlichungen mitgewirkt 23 54 Helmut Herzberg 1920 spater John Herbert besuchte das Landschulheim von 1933 bis 1935 und gehorte damit zu der ersten Schulergruppe nach der Eroffnung des Judischen Landschulheims Im Herbst 1935 wechselte er auf das Dover College 55 das er bis 1938 besuchte Er zog dann zu seinen Eltern in London und absolvierte eine technische Ausbildung Von 1940 bis 1946 war er Soldat in der britischen Armee und konnte parallel dazu ein Fernstudium in Chemie und Ingenieurbau absolvieren Ab 1947 arbeitete er in der Industrie und ging 1985 in den Ruhestand 23 Harald Herzberg Uber ihn ist nur bekannt dass er auch schon vor seiner Schwester das Landschulheim besucht hat Bernhard Isaacson 29 September 1915 der jungere Bruder von Walter Isaacson war in den Jahren 1935 und 1936 in Herrlingen vermutlich in einem der Kurse zur Vorbereitung auf eine Auswanderung nach Palastina 56 Er ging 1939 nach England und wanderte von dort 1950 nach Australien aus Eva Marcuse 1913 verheiratete Eva Neumark beschreibt sich als aus einer norddeutschen Grossstadt in fast nur nicht judischer bei uns deutsch nationaler Umgebung kommend die in einem reaktionaren von deutschnationalem Geist gepragten Lyceum zur Schule gegangen 57 Die norddeutsche Grossstadt die Eva Marcuse meinte war Berlin 58 wo sie vermutlich auch ihre Ausbildung zur Bankangestellten absolviert und sich in der deutsch judischen Jugendbewegung Werkleute organisiert hatte 57 Die Werkleute waren ein Bund deutsch judischer Jugend der aus den Kameraden hervorgegangen war und an anderer Stelle gibt Eva Marcuse an dass sie auch in der Judischen Liberalen Jugend JLJ aktiv gewesen sei 59 Darauf deutet auch ein Eintrag in der Clementine Kraemer Collection hin wo unter dem Stichwort Das Jli Programm Berlin ein Heimabend bei Eva Marcuse Taunusstr 23 erwahnt wird 60 Eva Marcuse kam nicht als Schulerin nach Herrlingen sondern als Praktikantin in einem Hachschara Vorbereitungskurs Sie wohnte auch nicht auf dem Schulgelande sondern im Dorf und leitete einmal in der Woche eine Werkleute Gruppe in Ulm 57 in bleibender Erinnerung ist ihr neben dem Landschulheim als besonderer intimer Ort der durch Hugo Rosenthals Personlichkeit zusammengehalten worden sei ihre Kuchenausbildung durch Lotte Aronstein die uns nicht nur gastronomische Kultur vermittelte sondern auch auf geistigem und musikalischem Gebiet sehr auf der Hohe und anregend war 57 Eva Marcuse wanderte 1939 nach Pakastina aus und lebte fortan im Kibbuz Hasorea 23 Die Gebruder Marx Erich Jehoshua Marx 1921 und sein jungerer Bruder Ephraim Eder Marx 1923 sind die Sohne des Schriftstellers Leopold Marx und dessen Ehefrau Judith 61 Dem Andenken an seinen Sohn Erich Jehoshua hat Leopold Marx sein Buch Mein Sohn Erich Jehoshua gewidmet 62 aus dem sich auch Anhaltspunkte zum Leben von Eder Marx ergeben dessen Leben insgesamt weniger gut dokumentiert ist Erich Jehoshua Marx besuchte seit 1930 das Johannes Kepler Gymnasium Bad Cannstatt 63 Um 1932 wurden beide Bruder Mitglieder der Werkleute Erich Jehoshua besuchte bis 1935 das Kepler Gymnasium und wechselte 1936 auf das Philanthropin Frankfurt am Main wo er im Februar und Marz 1938 die Abiturprufungen ablegte und bestand Im gleichen Jahr verkauften die Eltern die Fabrik und bereiteten sich auf eine Ausreise nach Palastina vor In dieser Zeit arbeitete Erich Jehoshua fur ein Vierteljahr als unbezahlte Hilfskraft im Judischen Landschulheim Herrlingen wo er Lehrstunden in Hebraisch und Englisch erteilte Schulaufgaben uberwachte und einen besonders schwererziehbaren Jungen betreute Er tat dies in der Hoffnung auf eine baldige Ausreise nach Palastina bis zum Beginn der Winterferien 1938 Doch erst Ende Marz konnte er endlich mit der Jugend Alijah ausreisen und traf am 3 April 1939 per Schiff in Tel Aviv ein Von hier aus ging die Reise sofort weiter nach Mikwe Israel wo er eine Ausbildung an der Landwirtschaftsschule begann 64 Im Mai 1941 wurde Erich Jehoshua zur britischen Armee einberufen blieb aber in Palastina stationiert 1943 erfolgte seine Verlegung nach Zypern Angesichts der Nachrichten uber die Grauel in Europa drangte es ihn nach einem Kampfeinsatz der ihm jedoch lange Zeit verwehrt blieb Im Oktober 1944 wurde seine Einheit in die neugebildete Judische Brigade der britischen Armee eingegliedert und dadurch kam er im Fruhjahr 1945 in Italien zu seinem ersten Kampfeinsatz Es folgten laufende Verlegungen die ihn nach Osterreich und nach Belgien fuhrten von wo aus er erstmals wieder Verwandte in Stuttgart besuchen konnte 63 1946 kehrt Erich Jehoshua nach Palastina zuruck und nahm in Jerusalem ein Biologie und Landwirtschaftsstudium auf Nach dem UN Teilungsplan fur Palastina vom 29 November 1947 und den nachfolgenden Unruhen wurde er im Dezember 1947 erneut eingezogen Er starb am 14 Januar 1948 bei einem arabischen Angriff auf den Etzion Block in der Nahe von Hebron 63 Eder Marx sorgte dafur dass der Leichnam seines Bruders nach Schawe Zion uberfuhrt wurde dem Kibbuz in dem inzwischen die Eltern Judith und Leopold lebten das aber zu diesem Zeitpunkt gemass dem UN Teilungsplan ausserhalb des fur den judischen Staat bestimmten Gebiets lag 65 Ephraim Eder Marx besuchte zunachst eine staatliche Grundschule wechselte aber zu Beginn des Schuljahres 1934 auf eine neu eroffnete judische Schule in Stuttgart Er blieb dort zwei Jahre bevor er 1936 auf das Judisches Landschulheim Herrlingen wechselte Den Umstanden der Zeit geschuldet sei es ihm dort nur noch moglich gewesen etwas mehr als eine Volksschulbildung zu erhalten bevor er Anfang 1939 nach Palastina gegangen sei 66 Eder Marx lernte Schreiner im Kibbuz Jagur und lebte ab 1943 im Kibbuz Evron in der Nahe von Naharija Fritz Rosenheimer Shlomo Elan oder auch Ilan besuchte von 1935 bis 1937 das Landschulheim und war 1938 39 Schuler der Bunce Court School siehe dort Shlomo Ilan der ein Geleitwort dem Buch von Lucie Schachne vorangestellt hat wird von ihr als derjenige gewurdigt der die Anregung zur Sammlung der in dem Buch enthaltenen Aufzeichnungen gegeben habe Es sei dann der Zusammenarbeit einer kleinen Gruppe ehemaliger Lehrer und Schuler geschuldet die seinen Plan habe Wirklichkeit werden lassen 67 Die Geschwister Rosenthal Viel Hinweise auf die Kinder von Hugo und Judith Rosenthal gibt es nicht Da das Ehepaar immer zusammenlebte ist davon auszugehen dass die Lebens und Arbeitsstationen der Eltern auch die Orte bestimmten an denen sich das Leben der Kinder abspielte Das gilt fur den ersten Palastinaaufenthalt ebenso wie fur die spateren Jahre in Herrlingen In Herrlingen lebten alle drei Kinder die auch verschiedene Instrumente spielen konnten mit den ubrigen Schulern zusammen und wurden auch mit diesen gemeinsam erzogen Judith Rosenthal fand jedoch mit ihrem Mann zusammen eine ihrem Wesen entsprechende Art des Familienlebens das sich unaufdringlich in die Schulgemeinde einordnete 68 Gabriel Rosenthal 1920 1943 Wann Gabriel nach Palastina ausgewandert ist ist ebenso wenig bekannt wie seine Ausbildung im Landschulheim Bei Schachne heisst es in Bezug auf das Jahr 1939 und die Ubersiedelung der restlichen Familie nach Palastina nur Der alteste Sohn Gabriel hatte bereits dort vor langerer Zeit seine Ausbildung als See Offizier begonnen Er fiel im Zweiten Weltkrieg im Dienste der Britischen Kriegsmarine am 1 Mai 1943 69 Uriel Rosenthal 1923 in Wolfenbuttel 2017 in Israel Uriel Jashuvi Im Alter von einem Jahr reiste er mit seinen Eltern nach Palastina von wo die Familie 1929 zuruckkehrte erst nach Berlin und dann ab 1933 nach Herrlingen 1938 reiste er zum zweiten Mal nach Palastina aus wohin ihm dann seine Eltern und seine Schwester folgten 23 Nach Schachne lernte er zunachst Hebraisch und besuchte eine Landwirtschaftsschule bevor er zwischen 1941 und 1948 ein Kibbuz mitbegrundete und dort unter anderem als Schafer arbeitete Nach der Grundung des Staates Israel trat er 1949 in die israelische Kriegsmarine ein die er 1964 als Kapitan eines Torpedobootes verliess Ab 1969 lebte er im Kibbuz Ma agan Micha el 1984 ging er in einen neuen Kibbuz am Toten Meer und startete 1985 eine Ausbildung zum Programmierer 23 Schachnes Beschreibung von Hugo Rosenthals Leben folgt der ausfuhrlichen Arbeit seines Sohnes Uriel Jashuvi 70 die sie aber in ihren Quellennachweisen selbst nicht erwahnt Rachel Rosenthal Rachel Galay Uber sie liegen keine biografischen Angaben vor Sie findet nur einmal Erwahnung im Zusammenhang mit ihrem Ehemann Hugo s daughter Rachel married Benjamin Galay and they had one child Benjamin was born April 10 1921 in Vladivostok Russia and died May 24 1995 in Jerusalem Israel 71 Rachel Galay war wie ihr Bruder Uriel fur Lucie Schachne eine wichtige Zeitzeugin fur die Rekonstruktion der Geschichte des Judischen Landschulheims Lucie Schachne Ruth Seligmann 1921 in Frankfurt am Main verheiratete Ruth Sharon besuchte in Frankfurt das Philanthropin bevor sie 1934 Schulerin des Landschulheims wurde Ihre Erinnerungen an dort weichen von vielen anderen ab denn bei ihr steht nicht Hugo Rosenthal oder die Frage des Judentums im Mittelpunkt sondern Judith Rosenthal Ihr verdanke ich meine Liebe zur und mein Verstandnis fur Musik und damit einen entscheidenden Einfluss auf mein Leben D ie kunstlerische Begabung mit der sie das Musikleben im Landschulheim gestaltete eroffnete vielen unter uns eine neue Welt Ich glaube dass ihr Klavierspiel wesentlich zu der heilsamen Atmosphare im Landschuleim beigetragen hat 68 Seligmann lasst wissen dass sie an Judith Rosenthals Klavierstunden fur die begabten Kinder in deren Privatwohnung teilnehmen durfte die auf sie dank des Einfuhlungsvermogens der Lehrerin ermutigend gewirkt und ihr das langweilige Uben fur die nachste Stunde erleichtert hatten 68 1938 ging sie wieder zuruck nach Frankfurt um dort die Judische Haushaltungsschule und das Lehrerseminar zu besuchen 23 72 1939 wanderte Ruth Seligmann nach England aus betrieb bis 1941 ihre Hachschara in Schottland Sie wanderte jedoch nicht nach Palastina aus sondern von 1941 bis 1945 als wissenschaftliche Assistentin im Geheimdienst des britischen Aussenministeriums Foreign Office Nach dem Krieg betreute sie zunachst Kinder aus Konzentrationslagern bevor sie von 1946 bis 1949 ein Lehrerseminar besuchte und dann als Lehrerin arbeitete 23 Ruth Seligmann wanderte 1950 nach Israel aus und lebte im Kibbuz Dalja Ab 1953 war sie Hausmutter in einem Heim der Jewish Agency for Israel und Lehrerin fur Einwanderer 1956 zog sie in das im Norden Galilaas gelegene Kibbuz Neot Mordechai und erteilte Englischunterricht 23 1958 kehrte Ruth Seligmann nach England zuruck arbeitete an einer Sonderschule und nach einer erneuten Ausbildung als Lerntherapeutin Educational Therapist Diese Tatigkeit ubte sie uber ihren Ruhestand hinaus auch noch ehrenamtlich aus 23 Friedrich August Tuchmann Fred Tuckman 9 Juni 1922 in Magdeburg 6 Juli 2017 Marion Walter 1928 in Berlin besuchte zusammen mit ihrer Schwester von 1936 bis 1939 das Landschulheim in Herrlingen Anschliessend gingen die beiden Madchen gemeinsam auf einen Kindertransport nach England wofur das Geld von bereits in England lebenden entfernten Verwandten zur Verfugung gestellt wurde Am 16 Marz 1939 kommen sie in England an und besuch danach ein Internat in Eastbourne an der Sudkuste Englands Auch ihren Eltern gelingt die Flucht nach England und die Familie wird wieder vereint Wahrend der Luftangriffe mussen sie Heim und Schule verlassen und finden Unterschlupf in einem Landhaus eines Freundes der Schulleiterin Sie leben in einem umgebauten Hundezwinger wo sie wegen des fehlenden Platzes im Haus auf Matratzen schlafen mussen 1940 erfolgt die Internierung des Vaters auf der Isle of Man er stirbt 1943 Im Alter von 16 Jahren wurde Marion Walter 1944 gebeten im Internat Mathematik zu unterrichten 73 1948 wandert Marion Walter in die USA aus und beginnt ein Studium das sie 1950 mit dem B S abschliesst Danach unterrichtet sie erwirbt aber 1954 in New York auch noch ihren Master of Science M S Von 1965 bis 1972 unterrichtete sie asn der Harvard Graduate School of Education in Cambridge Massachusetts 23 Marion Walter lehrte spater Mathematik Didaktik an der University of Oregon und engagierte sich auch fur eine Mathematik als eine humanistische Disziplin bei der es darum geht den Schuler starker in der Position eines Fragestellers zu sehen als das allgemein ublich ist und zugleich ein emotionaleres Klima zum Lernen der Mathematik zu schaffen Daruber hinaus sollte Mathematik starker in dem kulturellen Rahmen betrachtet werden in dem sich mathematische Forschung abspielt und mathematische Fragestellungen angesiedelt sind 74 Marion Walter ist Ko Autorin des Klassikers Die Kunst der Problemstellung The Art of Problem Posing 75 Die beiden Autoren betonen dass das Buch zuruckreicht auf ihre gemeinsamen Erfahrungen an der Harvard Graduate School of Education die Mitte der 1960er Jahre begannen 76 Thilde Weil Thilde Fraenkel wurde 1923 in Ulm geboren und besuchte von 1934 bis 1937 das Landschulheim in Herrlingen Sie selbst stammte aus eher einfachen Verhaltnissen und empfand den Umgang mit den uberwiegend grossstadtischen und gutburgerlichen Mitschulern als Kulturschock mit der Zeit aber auch anspornend 77 In ihrem Bestreben dazugehoren zu wollen hatte sie keine Probleme mit dem System des Kahal dem sie als erstes gewahltes Mitglied angehorte Sie sagt selbst dass sie dort nie ein Wort zu den Diskussionen beigetragen hat aber die Ehre diesem Gremium anzugehoren war fur sie sehr bedeutsam 78 Einer ihrer Mitschuler war Ernst Fraenkel siehe oben den sie spater heiratete Im Gegensatz zu Ernst Fraenkel der erst mit einem Kindertransport nach England kam ging Thilde Weil von Herrlingen aus direkt nach England und besuchte dort bis 1942 die Bunce Court School Im Anschluss daran absolvierte sie einen Lehrgang fur Heilgymnastik und Massage 23 Die Gebruder Welkanoz Frieda Freda Welkanoz 6 Mai 1898 geborene Ries 2 Februar 1985 in Kfar Hanassi lebte mit ihren drei Sohnen Josef 1922 21 Marz 1948 als Yosef Amit Michael 1927 und Thomas Tommy spater Tommy Amit 1929 in der Honower Strasse 41 in Berlin Kaulsdorf 79 1934 zog die Mutter die inzwischen geschieden worden war mit den drei Jungen nach Herrlingen Sie hatte sich fur diesen Umzug nach Suddeutschland entschieden weil ihren beiden alteren Sohnen der tagliche Weg von der Wohnung zu der von Paula Furst geleiteten Theodor Herzl Schule zu weit geworden war Im Januar 1934 hatte sie Hugo Rosenthal besucht und sich danach fur das Landschulheim als Schule fur ihre Sohne entschieden da auch Thomas nun schulpflichtig geworden war 80 Die drei Jungen besuchten von Anfang Mai 1934 an das Judische Landschulheim Herrlingen Am 1 Januar 1938 reiste Josef Welkanoz nach Palastina aus sein Bruder Michael folgte ihm im Oktober 1938 81 Thomas Welkanoz ging Mitte Mai 1939 nach England besuchte dort verschiedene Schulen und bereitete sich schliesslich auf die Auswanderung nach Palastina vor die 1947 erfolgte Er war Mitbegrunder des Kibbuz Kfar Hanassi 82 im nordlichen Galilaa das 1948 von britischen Mitgliedern der zionistischen Jugendbewegung Habonim gegrundet worden war zu der neben Tommy Amit auch dessen Frau Marion gehorte 83 Frieda Welkanoz arbeitete zunachst nahe Herrlingen als Heilpraktikerin was ihr aber 1936 untersagt worden war Eine neue Beschaftigung fand sie erst wieder nach der Eroffnung des Judischen Altersheims Herrlingen wo sie als Krankenpflegerin arbeiten und auch wohnen konnte Sie stellte 1940 einen Ausreiseantrag nach Palastina und reiste dann uber Berlin nach Wien Von hier reiste sie mit einem Donauschiff ins Schwarze Meer und erreichte schliesslich am 1 November 1940 Palastina Sie lebte spater auch im Kibbuz Kfar Hanassi 81 Tommy Amit arbeitete im Kibbuz und in der Industrie 23 und leitete als Amateur Archaologe Ausgrabungen in der Umgebung von Kfar Hanassi 84 2002 musste er einen besonders schweren Schicksalsschlag ertragen Seine Enkeltochter die 25 jahrige Moranne Amit wurde Anfang Februar bei einem Spaziergang in Jerusalem von vier Palastinensern im Alter von 14 bis 16 Jahren niedergestochen und starb an den ihr zugefugten Verletzungen Moranne Amit die in Haifa Jura studierte war im Kibbutz Kfar Hanasi geboren und aufgewachsen 83 Tommy Amit lebte weiterhin in Kfar Hanasi In den dortigen Village News finden sich immer wieder Hinweise auf Aktivitaten von ihm letztmals am 3 April 2015 wo von einer Fuhrung von ihm zu den historischen Gebauden des Kibbuz berichtet wurde 85 Die Holocaust Opfer BearbeitenAuf der Webseite Alemannia Judaica der Arbeitsgemeinschaft fur die Erforschung der Geschichte der Juden im suddeutschen und angrenzenden Raum gibt es eine Unterseite zur Geschichte der judischen Einrichtungen in Herrlingen 86 Hier wird die Geschichte der Kinder und Landschulheime der Familie Essinger dargestellt und in der Folge auch die Geschichte des Judischen Landschulheims und des Judischen Altersheims Ohne erkennbare Unterscheidung zwischen dem Landschulheim unter der Leitung von Anna Essinger und dem Landschulheim unter der Leitung von Hugo Rosenthal wird dort ohne Anspruch auf Vollstandigkeit auch an die Schuler erinnert die der nationalsozialistischen Herrschaft zum Opfer gefallen sind Die nachfolgenden Namen stammen von dieser Webseite die biografischen Details sind dem Gedenkbuches Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 1945 des Bundesarchivs entnommen 35 Kurt Butow 2 August 1924 in Allenstein in Ostpreussen 11 Februar 1943 in Auschwitz wohnhaft in Herrlingen und Berlin Wilmersdorf Er wurde am 29 Januar 1943 von Berlin aus nach Auschwitz deportiert Dorothea Cohn 17 November 1904 in Gmund in Wurttemberg als Dorothea Meth 19 Oktober 1944 in Auschwitz Sie hat in Ulm Baden Baden und Heilbronn gewohnt und wurde am 22 August 1942 von Stuttgart aus ins Ghetto Theresienstadt deportiert von wo aus sie nach Auschwitz kam Kein direkter Bezug zu Herrlingen ausgewiesen Karl Horst Frank 18 Juni 1925 in Wurzburg 25 November 1941 Kowno Fort IX Seine Deportation nach Kowno erfolgte am 20 November 1941 ab Munchen Kein direkter Bezug zu Herrlingen ausgewiesen Hans Gunther Grunewald 28 Dezember 1919 in Dusseldorf 17 September 1941 im KZ Mauthausen Er war in die Niederlande emigriert wo er nach der deutschen Besetzung im Durchgangslager Westerbork inhaftiert und von dort aus im September 1941 nach Mauthausen deportiert wurde Kein direkter Bezug zu Herrlingen ausgewiesen Paul Hanau 23 Dezember 1921 in Neunkirchen Saar Er war wohnhaft in Neunkirchen Saarwellingen und Herrlingen und emigrierte 1935 nach Frankreich Am 9 September 1942 wurde er vom Sammellager Drancy aus nach Auschwitz deportiert Er wurde fur tot erklart Heinz Ludwig Herrmann 24 September 1928 in Konigsberg in Ostpreussen Er war wohnhaft in Berlin Neukolln Herrlingen und Konigsberg und wurde im September 1942 an einen unbekannten Ort deportiert und spater fur tot erklart Hilde Kurniker 18 Mai 1921 geborene Prinz Fur sie wird Herrlingen als Wohnort genannt Ihre Deportation erfolgte am 26 August 1943 nach Auschwitz wo sie vermutlich den Tod fand Lisbeth Elisabeth Lefkovits 15 Juni 1922 in Schweinfurt Sie wohnte in Schweinfurt und Herrlingen und wurde am 25 April 1942 von Wurzburg aus nach Krasnystaw deportiert Ihr weiteres Schicksal ist ungeklart sie wurde fur tot erklart Lisbeth Mayer 31 Mai 1912 in Worms 7 April 1943 im Vernichtungslager Belzec Sie wurde am 25 Marz 1942 aus Mainz oder Darmstadt ins Ghetto Piaski deportiert von wo aus sie nach Belzec gebracht wurde Kein direkter Bezug zu Herrlingen ausgewiesen Die Geschwister Marx Ernst Marx 9 August 1920 in Frankfurt am Main Als Wohnorte werden Frankfurt Herrlingen und Berlin Wilmersdorf genannt Er wurde am 29 November 1942 von Berlin aus nach Auschwitz deportiert Klara Klarle Marx 26 Juni 1924 in Frankfurt am Main Wie bei ihrem Bruder werden Frankfurt Herrlingen und Berlin Wilmersdorf als Wohnorte genannt Auch die Deportationsdaten sind identisch Rolf Rosenfeld 21 Januar 1929 in Frankfurt am Main Als Wohnorte werden Dellmensingen im Alb Donau Kreis genannt und Eschenau moglicherweise Eschenau Obersulm Er wurde von Stuttgart aus am 22 August 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und von da aus am 29 Januar 1943 nach Auschwitz Rosenfeld wurde fur tot erklart Kein direkter Bezug zu Herrlingen ausgewiesen Georg Rosenthal 2 Oktober 1919 in Berlin 11 September 1941 vermutlich im KZ Mauthausen Herrlingen ist als Wohnort vermerkt und die Deportation ins KZ Mauthausen Inge Rothschild 16 Marz 1924 in Barmen Elberfeld Sie hat in Herrlingen gewohnt und konnte nach Belgien emigrieren Nach der deutschen Besetzung erfolgte am 8 September 1942 vom SS Sammellager Mechelen aus ihre Deportation nach Auschwitz Ruth Schwarzschild 6 September 1919 in Bad Konig 19 November 1943 in Auschwitz Sie wohnte in Bad Konig Frankfurt am Main und in Ellguth Steinau Landwerk wo mit vermutlich Ellguth bei Steinau in Oberschlesien gemeint ist wo sich eine Hachschara Ausbildungsstatte der Hechaluz fur Landwirtschaft und Gartnerei befand 87 Ruth Schwarzschild konnte in die Niederlande emigrieren wurde aber hier verhaftet und am 16 November 1943 vom Durchgangslager Westerbork aus nach Auschwitz deportiert wo sie vermutlich gleich nach ihrer Ankunft ermordet wurde sie wurde fur tot erklart Kein direkter Bezug zu Herrlingen ausgewiesen Die Familie Sundheimer siehe oben Julius Sundheimer bei den Lehrerbiografien Literatur BearbeitenManfred Berger Anna Essinger Grunderin eines Landerziehungsheims Eine biographisch padagogische Skizze In Zeitschrift fur Erlebnispadagogik 1997 Heft 4 S 47 52 Ders Hugo Rosenthal Leiter des judischen Landschulheims Herrlingen Eine biographisch padagogische Skizze In Zeitschrift fur Erlebnispadagogik 1997 H 9 S 76 81 Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand Das judische Landschulheim Herrlingen 1933 1939 dipa Verlag Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 7638 0509 5 Von dem Buch gibt es auch eine englische Ausgabe Education towards spiritual resistance the Jewish Landschulheim Herrlingen 1933 to 1939 dipa Verlag Frankfurt am Main 1988 ISBN 978 3 7638 0510 5 Hildegard Feidel Mertz Judische Landschulheime im nationalsozialistischen Deutschland Ein verdrangtes Kapitel deutscher Schulgeschichte von Hermann Schnorbach aktualisierte Fassung in Inge Hansen Schaberg Hrsg Landerziehungsheim Padagogik Neuausgabe Reformpadagogische Schulkonzepte Band 2 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler 2012 ISBN 978 3 8340 0962 3 S 159 182 Peter W A Schmidt Hugo Rosenthal Josef Jaschuwi als deutsch israelischer Padagoge In Sara Giebeler u a Profile judischer Padagoginnen und Padagogen Edition Haus unterm Regenbogen 3 Klemm und Oelschlager Ulm 2000 ISBN 3 932577 23 X S 7 39 Ulrich Seemuller Das judische Altersheim Herrlingen und die Schicksale seiner Bewohner herausgegeben von der Gemeinde Blaustein erschienen vermutlich 1997 Eine zweite uberarbeitete und erweiterte Auflage des Buchs ist unter gleichem Titel erschienen bei Suddeutsche Verlags Gesellschaft Ulm 2009 ISBN 978 3 88294 403 7 Ulrich Seemuller Herrlingen im Brennpunkt der Geschichte Von Anna Essinger Martin Buber Erwin Rommel und anderen PDF 1 3 MB In Momente Beitrage zur Landeskunde von Baden Wurttemberg 4 08 S 2 7 alemannia judaica deQuellen BearbeitenUber das Dokumenten Archiv der Digital Collections von Yad Vashem 88 erhalt man Zugang von einer Vielzahl von digitalisierten Originaldokumenten von Hugo Rosenthal Josef Jashuvi Die Dokument sind in drei Dateien zusammengefasst wobei fur die Geschichte des Judischen Landschulheims die folgende Datei File am ergiebigsten ist File Number 66 Documentation belonging to Josef Hugo Rosenthal Jashuvi principal of the Jewish school in Herrlingen including an article regarding the history of the school Hugo Rosenthal s identity card brochures about the school and more Einige der in diesem File archivierten Materialien sind auszugsweise dokumentiert bei Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand Die oben zitierten Dokumente stammen ebenfalls aus diesem File wobei die Dokumentennummer die im Viewer angezeigte Seitenzahl innerhalb des Files reprasentiert Einige Ausgaben der an der Schule herausgegebenen Schulerzeitung Unser Leben Hayenu sind auch uber das Archiv des Leo Baeck Instituts einsehbar Unser Leben im LBI Archiv An album made by a jewish girl depicting jewish life in the german town herrlingen in the years 1934 38 Dieses Archiv umfasst mehr als 200 Fotos die sehr eindrucksvoll das Leben im Landschulheim illustrieren Einer handschriftlichen Notiz von Hugo Rosenthal zu einem der Bilder ist zu entnehmen dass ein Grossteil der Bilder zwischen 1934 und 1938 von Marianne Hollander aufgenommen und zu einem Album zusammengefuhrt worden waren Weblinks BearbeitenZur Geschichte judischer Einrichtungen in Herrlingen im 20 Jahrhundert alemannia judaica deEinzelnachweise Bearbeiten Hildegard Feidel Mertz Judische Landschulheime im nationalsozialistischen Deutschland S 165 a b Yad Vashem Documentation belonging to Josef Hugo Rosenthal Jashuvi File 66 Dokument 73 74 a b c d e Hugo Rosenthal Otto Hirsch und die Anfange des judischen Landschulheims in Herrlingen In Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 40 49 a b c d e f g Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 62 67 Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 71 a b Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 169 a b Konferenzprotokoll abgedruckt bei Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 132 134 Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 137 a b c d e Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 191 200 a b Hildegard Feidel Mertz Judische Landschulheime im nationalsozialistischen Deutschland S 166 a b Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 172 184 Hugo Rosenthal Schulbericht 1935 36 zitiert nach Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 177 Peter W A Schmidt Hugo Rosenthal Josef Jaschuwi als deutsch israelischer Padagoge S 24 Klaus Dror Dreyer 1985 zitiert nach Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 180 a b c d e f g Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 62 63 Lebendiges Museum Online Martin Buber Ramban ist das Akronym fur Rabbi Mosche Ben Maimon den hebraischen Namen von Maimonides Naomi Shepherd Wilfrid Israel Siedler Verlag Berlin 1985 ISBN 3 88680 149 7 S 151 a b c Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 185 189 Ulrich Seemuller Herrlingen im Brennpunkt der Geschichte a b Zitiert nach Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 65 66 a b c d e f g h i j k l m n Jenny Heymann Beitrage zur Gestaltung des Landschulheims in Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 122 124 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Kurzbiographien ehemaliger Lehrer innen und Schuler innen in Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 259 265 a b c d Lotte Anrich Massenkuche mit Musik in Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 98 99 Pinchas Erlanger Erinnerungen Meine Jugend in Deutschland und die Auswanderung nach Palastina Laupheimer Gesprache 2001 PDF 234 kB S 1 und S 7 Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 87 Biografische Daten zu Hans Hainebach im Katalog der DNB Dort sind ihm drei Publikationen zugeordnet wovon die Studie German Publications on the United States 1933 to 1945 die erstmals 1948 erschienen ist 2013 neu aufgelegt wurde ISBN 978 1 258 64494 9 Prize Day winners 2014 Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 65 66 a b c d Werner Folling Lehrer in Hertha Luise Busemann Michael Daxner Werner Folling Insel der Geborgenheit Die Private Waldschule Kaliski Berlin 1932 bis 1939 Metzler Stuttgart 1992 ISBN 3 476 00845 2 S 275 276 Lotte Haas Atmosphare von Fleiss und Eifer in Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 108 109 Liste der Erinnerung an die Rintelner Juden PDF a b Welche Schicksale sich hinter den Namen auf den ersten Rintelner Stolpersteinen verbergen Ein Stolperstein fur Lehrer Julius Sundheimer Schaumburger Nachrichten 28 Dezember 2012 und Startseite Namensverzeichnis des Gedenkbuches a b Startseite Namensverzeichnis des Gedenkbuches Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 190 An album made by a jewish girl depicting jewish life in the german town herrlingen in the years 1934 38 Josef Even im WorldCat Brief Hugo Rosenthals an Leo Baeck vom 11 Oktober 1935 zitiert nach Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 192 a b Ilse Flatow Meine personliche Einfuhrung in die Welt des Judentums in Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 104 106 Theodor Herzl Schule in Berlin 1920 1938 Erlauterungen zum Stolperstein fur Hedwig Helene Flatow in der Niklasstrasse 5 in Berlin Zehlendorf a b Erlauterungen zum Stolperstein fur Ilse Flatow in der Niklasstrasse 5 in Berlin Zehlendorf Georg Flatow Family Collection im Leo Baeck Institut archive org a b c Obituary Ernst Fraenkel escaped Nazis to become business pioneer and library champion Ein Nachruf von Ernst Fraenkels Sohn Martin auf seinen Vater vom 29 November 2014 History of Phibro Ernst Fraenkel OBE 1923 2014 a b Ernst Fraenkel Schwieriges Kind in Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 107 Ernst Fraenkel 1985 zitiert nach Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 179 Dieser Geburtsort wurde von Schachne genannt Shaw selber bezeichnete sich in dem nachfolgend zitierten Text als Stadtkind aus dem industriellen Mannheim a b c d e Leah Shaw Herrmann Herrlingen erweiterte meinen Horizont in Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 117 119 SchulerInnen der Privaten Waldschule Kaliski Berlin 1932 1939 in Hertha Luise Busemann Michael Daxner Werner Folling Insel der Geborgenheit Die Private Waldschule Kaliski Berlin 1932 bis 1939 Metzler Stuttgart 1992 ISBN 978 3 476 00845 9 S 301 Mitteilung im Reichsanzeiger vom 24 September 1940 Zum Beispiel an der Studie Consumption by Elderly People A General Practice Survey Dover College Our History Memento des Originals vom 27 Juni 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www dovercollege org uk Anne Prior Erinnerungen an einen phanomenalen Lehrer a b c d Eva Neumark Marcuse Herrlingen ein grosses Erlebnis fur mich in Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 113 Family Page Israel Neumark amp Eva Marcuse Michael Brenner Turning Inward Jewish Youth in Weimar Germany in Michael Brenner Hrsg In search of Jewish community Jewish identities in Germany and Austria 1918 1933 Indiana University Press Bloomington 1999 ISBN 0 253 33427 6 S 59 60 Clementine Kraemer Collection 1894 1963 archive org Zu Clementine Cramer Biografische Daten zu Clementine Kraemer archive org Cannstatter Stolperstein Initiative Babette Marx Mitte einer Familie Leopold Marx Mein Sohn Erich Jehoshua Sein Lebensweg aus Briefen und Tagebuchern Bleicher Gerlingen 1996 ISBN 978 3 88350 730 9 a b c Erich Jehoshua Marx Schicksal eines judischen Schulers PDF in Kepler Brief 2012 herausgegeben vom Verein der Freunde des Johannes Kepler Gymnasiums Bad Cannstatt e V S 23 27 Leopold Marx Mein Sohn Erich Jehoshua S 51 63 Leopold Marx Mein Sohn Erich Jehoshua S 307 ff Leopold Marx Mein Sohn Erich Jehoshua S 27 Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 11 a b c Ruth Sharaon Heilsame Atmosphare durch Musik in Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 116 117 Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 92 Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 236 Anmerkung 11 Biography Hugo Rosenthal Jashuvi Im Zuge der von den NS Behorden geplanten Berufsumschichtung durch die aus dem Berufsleben gedrangte Juden auf praktische Berufe vorbereitet werden sollten war fur die hauswirtschaftliche Ausbildung der Madchen die Judische Haushaltungsschule verantwortlich Anlernwerkstatte und Berufsumschichtung in Frankfurt am Main USHMM Collections Oral history interview with Marion Walter Humanistic Mathematics Network Stephen I Brown Marion I Walter The Art of Problem Posing 3 edition Routledge 2005 ISBN 0 8058 4977 7 University of Oregon Department of Mathematics Professor Emerita Marion Walter Foto Tilde Fraenkel Einfluss des Gemeinschaftslebens In Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 106 107 Thilde Fraenkel 1985 zitiert nach Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 179 Honower Strasse 41 In Berliner Adressbuch 1930 Teil 4 Kaulsdorf S 2042 Wohnung der Familie Welkanoz Frieda Welkanoz Einiges uber das Landschulheim Herrlingen In Lucie Schachne Erziehung zum geistigen Widerstand S 121 a b Ulrich Seemuller Das judische Altersheim Herrlingen und die Schicksale seiner Bewohner S 143 144 Kibbutz Kfar Hanassi Where we are The place and the people a b Die Ermordung von Moranne Amit Tommy Amits Enkelin The Megalithic Culture of the Corazim Plateau Eastern Galilee Israel PDF 1 3 MB Village News Kfar Hanassi 3 April 2015 S 12 Geschichte der judischen Einrichtungen in Herrlingen Juden in Deutschland Hachsharah II Yad Vashem Digital Collections Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judisches Landschulheim Herrlingen amp oldid 236787855