www.wikidata.de-de.nina.az
Das Haus Hall ist ein schlossahnlicher Herrensitz am sudlichen Rand des Huckelhovener Stadtteils Ratheim Das einstige Rittergut war einer von insgesamt zehn Gutshofen in und um Ratheim von denen nur noch zwei erhalten sind Haus Hall Ansicht des Herrenhauses von NordenDie Wurzeln des Anwesens liegen in einer mittelalterlichen Wasserburg die spatestens ab dem 15 Jahrhundert ein Heinsberger Lehen war Seit Beginn des 16 Jahrhunderts war die Familie Olmissen alleinige Besitzerin der Burg und blieb dies fur rund drei Jahrhunderte Uber eine Erbtochter kam die Anlage an die Familie Spies von Bullesheim die heute noch Eigentumerin ist Der gesamte Baukomplex steht seit dem 11 November 1982 unter Denkmalschutz 1 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Lageplan der AnlageHaus Hall ist eine zweiteilige wasserumwehrte Anlage bestehend aus einem Herrenhaus und einer Vorburg die von einem grossen Park im englischen Stil umgeben ist Das Herrenhaus ist ein schlichter zweigeschossiger Putzbau mit hohem Sockelgeschoss Er ist an drei Seiten von einem Weiher umgeben der von der Silberquelle gespeist wird 2 Sein Mittelbau ist durch flachbogige Fenster mit Hausteingewanden in funf Achsen unterteilt und stammt im Kern von 1785 Dem Mittelteil schliessen sich ostlich und westlich zwei kurze pavillonartige Seitenflugel auf nahezu quadratischem Grundriss an Bei ihnen handelt es sich um Bauten vom Beginn des 20 Jahrhunderts Die zwei Geschosse der an allen Seiten zweiachsigen Gebaude sind von einem Mansardzeltdach abgeschlossen wahrend der Mittelbau ein mit Schieferschindeln gedecktes Mansarddach besitzt In der Mittelachse des Herrenhauses findet sich in der zur Vorburg ausgerichteten Seite das schlichte Portal des Hauses zu dem eine Freitreppe aus Blaustein 3 fuhrt Daruber findet sich das Wappen der Familie Olmissen Im Inneren schon im 19 Jahrhundert zum ersten Mal umgebaut weist das Haupthaus nur noch wenig Originalausstattung auf Dazu zahlen einige geschnitzte Holzturen aus dem 18 Jahrhundert 3 nbsp Ostflugel der VorburgNordlich des Herrenhauses liegt die dreiflugelige Vorburg in Form eines Hufeisens deren Trakte mit Satteldachern aus dem 18 und 19 Jahrhundert stammen und einen Innenhof umrahmen Fruher war sie von einem eigenen Wassergraben umgeben und vom Herrenhaus durch einen weiteren Graben getrennt doch diese sind heutzutage zugeschuttet Der nordseitige Mittelflugel ist eine Scheune die 1828 einen alteren Fachwerkbau ersetzte 3 Die zweigeschossigen Ost und Westflugel aus Backstein weisen jeweils einen gleichartig gestalteten uberhohten Torbau mit korbbogigen Tordurchfahrten auf Ihre hohen Walmdacher werden auf den Firstecken von hohen Dachknaufen mit Wetterfahnen bekront Hofseitig finden sich an beiden Seitenflugeln eiserne Maueranker in Form der Jahreszahlen 1769 und 1782 Im ostlichen Wirtschaftstrakt findet sich zudem eine kleine Hauskapelle 4 Geschichte BearbeitenDie Bezeichnung Hall durfte auf das althochdeutsche Wort hala fur Decke Dach Schutz und Schirm zuruckgehen und moglicherweise ein festes Gebaude beschreiben 2 Im Mittelalter war Haus Hall der Sitz eines gleichnamigen Adelsgeschlechts von dessen Mitgliedern 1248 zuerst ein Gottfried von Hall urkundlich genannt wird 5 Von 1262 bis 1269 war es Besitz des Wilhelm von Hall genannt Schilling Diese ritterstandige Familie blieb bis in das 14 Jahrhundert Besitzerin Nach deren Aussterben kam das Anwesen an Johann von Loen Herrn zu Heinsberg und Lowenburg Im Jahr 1402 waren Contze und Adam von Fischenich Aufsitzer die das Haus als Heinsberger Lehen erhalten hatten 5 Per Erbschaft kam der Besitz an die Familien Beissel von Gymnich und Olmissen genannt Mulstroe 5 1505 erhielt Johann Sohn des Ludwig von Olmissen und seiner Frau Elisabeth von Kinzweiler die Belehnung fur den Anteil seiner Familie am Haus Hall Zwei Jahre spater erwarb er die andere Halfte des Anwesens von den Beissel von Gymnich und erhielt 1510 durch Werner von Palant dem Amtmann von Wassenberg die Gesamtbelehnung Im Besitz seiner Familie blieb das Haus mit kleinen Unterbrechungen durch Heirat und Teilung bis zum Ende des 18 Jahrhunderts Weil Johann der protestantischen Religion zugetan war gewahrte er langere Zeit dem bedeutendsten Prediger der Taufer Johann Campanus auf Hall Obdach und trat kurz vor seinem Tod selbst zum Protestantismus uber Nach seinem Tod 1541 teilten seine drei Sohne die aus Johanns Ehe mit Agnes von Buschfeld hervorgegangen waren das Erbe untereinander auf Der Alteste Heinrich erhielt das Haus ter Hallen Ihm folgte spater sein zweitgeborener Sohn mit gleichem Namen Heinrich der Jungere hinterliess aus seiner Ehe mit Elisabeth von Byren nur zwei Tochter sodass mit ihm die mannliche Linie der Familie auf Haus Hall erlosch nbsp Abbildung des Hauses Hall auf einer Karte von 1702Durch Verkauf gelangte der Herrensitz 1631 an Johann von Mulstroe und nach seinem Tod 1634 an seinen Bruder Wilhelm dem 1644 sein Sohn Gerhard nachfolgte Im Jahr 1760 erhielt Karl Johann Ludwig von Mulstroe die Belehnung 2 Da er jedoch in franzosischen Diensten stand und sich deshalb meist in Frankreich aufhielt wohnte an seiner Statt sein Bruder Gerhard Kaspar Edmund auf Haus Hall Dieser wurde 1770 2 Lehnsnehmer und liess das damals vorhandene gotische Wohnhaus 1785 durch einen klassizistischen Neubau ersetzen Kaspars einziges Kind aus seiner Ehe mit Maria Anna von Gross war seine Tochter Franziska Maria Anna Sybilla Charlotte Beim Tod ihres Vaters im Jahr 1794 5 erbte sie den gesamten Besitz und brachte ihn an ihren Ehemann Emmerich Joseph Bruno Anton Raitz von Frentz zu Kellenberg den sie 1788 2 geheiratet hatte Uber die Tochter des Paares Karoline Anna Hubertine kam Haus Hall an deren Mann den koniglichen Kammerherrn und Landrat des Kreises Mulheim am Rhein Ludwig Joseph Fortunatus Ignatius Spies von Bullesheim dessen Nachfahren noch Eigentumer sind Ludwig Josephs Enkelsohn Adolf liess das Herrenhaus 1904 durch zwei kurze Flugelbauten im Stil des Neobarocks erweitern und gab ihm damit sein heutiges Aussehen Im Zweiten Weltkrieg nutzte ein Stab der deutschen Wehrmacht Haus Hall als Quartier ehe das Anwesen nach Kriegsende durch amerikanische Truppen beschlagnahmt wurde die es kurze Zeit spater an die britische Besatzungsmacht gaben Diese richtete dort die zentrale Verwaltung fur die Landkreise Erkelenz und Geilenkirchen Heinsberg ein ehe das Gebaude nach Abzug der auslandischen Soldaten als Heim fur sozial gefahrdete Madchen genutzt wurde Anschliessend beherbergte Haus Hall einen Stab der Bundeswehr Nachdem dieser aus dem Herrenhaus ausgezogen war liessen es die Eigentumer in der Zeit von 1978 bis 1981 sanieren um es seit Abschluss der Arbeiten wieder als Familienwohnsitz zu nutzen Die Vorburg ist teilweise zu Wohnungen umgebaut worden 4 Die ubrigen Teile der Vorburg werden immer noch landwirtschaftlich genutzt Literatur BearbeitenPaul Clemen Hrsg Die Kunstdenkmaler des Kreises Heinsberg Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Band 8 Abt 3 Schwann Dusseldorf 1906 S 96 99 Hans Henning Herzberg Haus Hall In Kreis Heinsberg Hrsg Heimatkalender des Kreises Heinsberg Kreisdirekt Heinsberg 1977 ISSN 1615 7761 S 74 75 Hans Henning Herzberg Stadt Huckelhoven Rheinische Kunststatten Heft 315 1 Auflage Neusser Druckerei und Verlag Neuss 1987 ISBN 3 88094 5330 S 25 26 Gregor Spohr Wie schon hier zu vertraumen Schlosser am Niederrhein Pomp Bottrop Essen 2001 ISBN 3 89355 228 6 S 54 55 Johannes Heinrich Terboven Lokalgeschichtliches Sagen und Legenden aus dem Bereich der Grossgemeinde Huckelhoven Ratheim Gillessen Huckelhoven 1949 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Haus Hall Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Website Haus Hall und seine Besitzer Denkmalbeschreibung des Hauses HallEinzelnachweise Bearbeiten Denkmalbeschreibung des Hauses Hall Zugriff am 6 Mai 2012 a b c d e Haus Hall und seine Besitzer Zugriff am 6 Mai 2012 a b c P Clemen Die Kunstdenkmaler des Kreises Heinsberg S 98 a b H H Herzberg Stadt Huckelhoven S 26 a b c d P Clemen Die Kunstdenkmaler des Kreises Heinsberg S 97 51 062922222222 6 1857527777778 Koordinaten 51 3 46 5 N 6 11 8 7 O Normdaten Geografikum GND 7783434 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haus Hall Ratheim amp oldid 212668347