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Hadrian V um 1205 nach anderen Angaben 1215 1 in Genua 18 August 1276 in Viterbo ursprunglich Ottobono Fieschi dei Conti di Lavagna Graf von Lavagna war im Vierpapstejahr 1276 fur 38 Tage der dritte Papst dieses Jahres Papst Hadrian V Darstellung aus dem 17 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Karriere im Dienst der Kirche 3 Legat fur England 3 1 Ankunft in England 3 2 Mithilfe bei der Beendigung des Burgerkriegs 3 3 Reform der englischen Kirche 3 4 Werben fur einen Kreuzzug 4 Aufstieg zum Papst 5 Pontifikat 6 Beisetzung und Nachwirkung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenOttobono entstammte der genuesischen Adelsfamilie Fieschi Seine Schwester Beatrice war die zweite Frau von Graf Thomas II von Savoyen sein Onkel Sinibaldo Fieschi wurde im Juni 1243 als Innozenz IV Papst Karriere im Dienst der Kirche BearbeitenSein Onkel Innozenz IV ernannte ihn im November 1243 zum papstlichen Kaplan In den nachsten Jahren wurde er zum Archidiakon von Reims und Parma ernannt ehe er 1252 Kardinaldiakon von Sant Adriano al Foro in Rom wurde Auch nach dem Tod seines Onkels 1254 behielt er eine wichtige Stellung bei der romischen Kurie Ab 1262 war er Erzpriester der Basilika Santa Maria Maggiore 2 empfing aber nie die Priesterweihe Er gehorte zu den Unterhandlern die mit Richard von Cornwall und anschliessend mit dessen Neffen Edmund bzw dessen Vater dem englischen Konig Heinrich III uber eine Kandidatur als Konig von Sizilien verhandelten Sizilianisches Abenteuer Die dadurch geschaffenen Verbindungen fuhrten zweifelsfrei dazu dass er am 4 Mai 1265 von Papst Clemens IV zum papstlichen Legaten fur England ernannt wurde Legat fur England BearbeitenAnkunft in England Bearbeiten Als Legat hatte Ottobono drei Hauptaufgaben er sollte die Burgerkriegsparteien des Zweiten Kriegs der Barone versohnen er sollte die Geistlichkeit und die Arbeit der Kirche reformieren und er sollte fur einen Kreuzzug ins Heilige Land werben Nach dem 19 Juli 1265 verliess er Rom und erreichte vor dem 30 August Paris wo er vom Tod von Simon de Montfort dem Fuhrer der Adelsopposition erfuhr der im Kampf gegen die konigliche Partei gefallen war Am 29 Oktober erreichte er England wo er aufgrund der unsicheren Lage zunachst im Tower of London Quartier bezog Am 1 November 1265 traf er Konig Heinrich III in Canterbury Mithilfe bei der Beendigung des Burgerkriegs Bearbeiten Auch wenn der Krieg der Barone durch die Schlacht von Evesham militarisch entschieden worden war fuhrte die Rachsucht des Konigs und seiner Anhanger die unbarmherzig die besiegten Rebellen enteigneten zu Unruhen und Kampfen in weiten Teilen des Landes Ottobono wurde rasch klar dass zunachst der Streit zwischen den verbliebenen Rebellen den sogenannten Enterbten und den Anhangern des Konigs beigelegt werden musste bevor er sich seinen anderen beiden Aufgaben zuwenden konnte Am Tag nach seinem Treffen mit dem Konig berief er ein Konzil der englischen Geistlichen nach London oder Westminster ein Auf dem Konzil das am 1 Dezember 1265 stattfand erklarte Ottobono seinen Auftrag aber auch die Vollmachten die er dafur vom Papst erhalten hatte Deshalb suspendierte er vier Bischofe als Unterstutzer der Rebellen und verkundete eine generelle Exkommunikation aller Feinde des Konigs Diese eindeutige Parteinahme fur den Konig bestatigte die Befurchtungen der Rebellen die aufgrund seiner Verwandtschaft mit dem ebenfalls mit dem englischen Konig verwandten Grafen von Savoyen seine Ernennung zuruckhaltend aufgenommen hatten Fur August 1266 berief der Konig wahrend der langwierigen Belagerung von Kenilworth Castle ein Parlament ein bei dem Ottobono die Aufnahme von Verhandlungen mit den Enterbten verlangte Der Konig berief daraufhin einen Ausschuss ein der einen Friedensplan erarbeiten sollte Ottobono diente selbst als einer der beiden Schlichter die bei Streitigkeiten innerhalb des Ausschusses vermittelten Nachdem der Konig das Ergebnis das Dictum of Kenilworth am 30 Oktober erlassen hatte wurde es vom folgenden Tag von Ottobono wahrend eines Konzils der Kirche im nahen Coventry verkundet Auch wenn Ottobono wahrend eines Parlaments in Bury St Edmunds im Februar 1267 fur das Versohnungsangebot des Konigs warb wiesen viele der Enterbten die strengen Regelungen des Dictum zuruck und setzten den Kampf fort Daraufhin ergriff der Earl of Gloucester Partei fur die Enterbten und besetzte im April 1267 London Ottobono der zu dieser Zeit in London weilte widersetzte sich nicht den Truppen Gloucesters sondern zog sich zu seiner Sicherheit in den Tower zuruck Dort wurden ihm die Kronjuwelen und andere Schatze anvertraut die der Konig als Sicherheit fur seine Schulden verpfandet hatte Spater zog Ottobono in das Zisterzienserkloster Stratford Langthorne in Essex wo er im Mai 1267 den Konig traf In eiligen Verhandlungen wurde schliesslich ein Ausgleich zwischen den Enterbten und dem Konig vereinbart so dass auch die verbliebenen Enterbten das Dictum of Kenilworth akzeptieren konnten Ottobono war eng an den Verhandlungen beteiligt dabei stimmte er einer Steuer auf die englische Geistlichkeit zu mit deren Einnahmen die Enterbten unterstutzt werden konnten um ihre Guter zuruckzukaufen Ottobono schrieb vermutlich im Juni 1267 einen Brief an Papst Clemens IV in dem er die Versohnung als Gottes Fugung bezeichnete Anschliessend wandte sich Ottobono den stockenden Verhandlungen zwischen dem walisischen Fursten Llywelyn ap Gruffydd und dem englischen Konig zu die bereits seit Februar 1267 gefuhrt wurden Nach viertagigen Verhandlungen hatte er am 25 September den Vertrag von Montgomery ausgehandelt in dem der Konig dem walisischen Fursten weitreichende Zugestandnisse machte Im Gegenzug erkannte dieser den englischen Konig als seinen Oberherrn an Als am 18 November 1267 das Statut von Marlborough endgultig den Krieg der Barone beendete hatte Ottobono seinen ersten Auftrag erfullt Reform der englischen Kirche Bearbeiten Nun konnte sich Ottobono seiner zweiten Aufgabe widmen einer Reform der englischen Kirche Da sich Bonifatius von Savoyen der Erzbischof von Canterbury und Primas der englischen Kirche noch im Exil befand konnte der Legat seinen Fuhrungsanspruch uber die englische Geistlichkeit durchsetzen Ohne seine Zustimmung konnte keine Wahl eines Abtes oder Bischofes stattfinden Fur April 1268 berief er ein dreitagiges Konzil in die Londoner St Paul s Cathedral ein an dem alle Geistlichen teilnehmen oder einen Vertreter schicken sollten Nachdem er exkommunizierten ehemaligen Rebellen die Absolution erteilt hatte erliess Ottobono 53 Regeln fur die Geistlichen Die Grundlage dieser Regeln waren die Regeln die 1237 Legat Oddone erlassen hatte doch Ottobono hatte sie wesentlich erweitert Seine Regeln beinhalteten Vorschriften sowohl fur Sakularkleriker wie auch fur die Ordensgeistlichkeit Den Sakularklerikern verbot er beispielsweise weltliche Urteile zu fallen oder uberhaupt an Prozessen der Blutgerichtsbarkeit teilzunehmen Die Regeln verboten den Geistlichen Simonie Konkubinat und das Tragen von Waffen Der Amterhaufung wurden Begrenzungen gesetzt Ottobono versuchte die Stellung von Pfarrern zu verbessern verlangte aber auch dass sie an ihrem Amtssitz wohnen sollten Auch die Bischofe sollten in ihren Diozesen dauerhaft wohnen und die Moglichkeit dass Geistliche sich in ihren Amtern vertreten liessen sollte eingeschrankt werden Weitere Regeln betrafen die Instandhaltung von Kirchengebauden und das Recht auf Kirchenasyl Die letzten dreizehn Regeln betrafen die Ordensgeistlichen die traditionelle Regeln wie Fleischverzehr den Umfang des privaten Besitzes und die Moglichkeit von Handel durch Geistliche Ottobono zeigte dabei dass er profunde Kenntnisse der Kloster hatte Dabei erliess er auch nach Visitationen die seine Beauftragten in den Klostern durchfuhrten fur diese spezielle Vorschriften Die Bischofe wurden angewiesen die Regeln auf den jahrlichen Diozesansynoden wortlich vorzutragen Ottobonos Regeln blieben bis ins 16 Jahrhundert die rechtliche Grundlage der Kirche von England Werben fur einen Kreuzzug Bearbeiten Als Legat war Ottobono dazu auch fur Irland und Schottland zustandig wohin er jedoch nie reiste Stattdessen liess er sich dort durch Gesandte vertreten Sein erster Gesandter nach Schottland wurde noch durch Konig Alexander III empfangen doch der Konig weigerte sich auch den folgenden Gesandten zu empfangen Als Ottobono einen dritten Gesandten schickte drohte der Konig diesem Gewalt an Dennoch nahmen schottische Bischofe an den von Ottobono einberufenen Konzilen teil Er zeigte jedoch kein besonderes Interesse an Irland und Schottland sondern begnugte sich damit dass dort von Bischofen fur einen Kreuzzug geworben wurde Trotz seines Engagements fur die Beendigung des Burgerkriegs und fur eine Reform der Geistlichkeit vernachlassigte Ottobono nicht fur einen Kreuzzug zu predigen Der Papst hatte verfugt dass die bislang in England fur einen Kreuzzug gesammelten Gelder die fur 500 Ritter ausreichten von anderen Kreuzfahrern verwandt werden durften Aufgrund der durch den andauernden Burgerkrieg fortdauernden Kampfe konnten jedoch zunachst uberhaupt keine Kreuzfahrer gewonnen werden so dass Papst Urban IV sich uber die mangelnde Beteiligung englischer Kreuzfahrer beschwerte und Ottobono zu mehr Anstrengungen aufforderte Nachdem Ottobono bereits auf dem Parlament in Bury St Edmunds in London und in Lincoln fur einen Kreuzzug gepredigt hatte konnte er schliesslich im Juni oder Juli 1268 in Northampton den Thronfolger Lord Eduard und zahlreiche weitere Barone bewegen ein Kreuzzugsgelubde abzulegen Wenig spater endete seine Amtszeit als Legat in England und Ottobono konnte in der Gewissheit nach Italien zuruckkehren seine Auftrage erfullt zu haben Aufstieg zum Papst BearbeitenNach seiner Ruckkehr nach Rom im Juni 1268 avancierte Fieschi rasch zu einem der angesehensten Mitglieder der Kurie der das Haus Anjou in Italien massgeblich unterstutzte Er nahm 1274 am zweiten Konzil von Lyon teil Nach dem Tod von Innozenz V gehorte er mit elf anderen Kardinalen dem Konklave an das am 2 Juli 1276 im Lateran 3 zusammenkam Karl von Anjou uberwachte als Senator von Rom das Konklave und liess angeblich die italienischen Kardinale nur mit Wasser und Brot versorgen um einen franzosischen Kardinal zum Papst wahlen zu lassen Am 11 Juli wurde mit Ottobono Fieschi jedoch ein Italiener zum neuen Papst gewahlt 4 Pontifikat BearbeitenAls Papst wahlte Ottobono den Namen Hadrian V und hob die Konklaveordnung Gregors X auf Es sollte seine einzige schriftlich fixierte Amtshandlung sein die heute noch nachweisbar ist Ohne Priester und Bischofsweihe oder die Papstkronung empfangen zu haben zog er sich bereits krank nach Viterbo zuruck wo er am 18 August starb Beisetzung und Nachwirkung Bearbeiten nbsp Grabmal in San Francesco in ViterboHadrian V wurde in der Kirche San Francesco in Viterbo beigesetzt wo ein Grabdenkmal des Florentiner Bildhauers Arnolfo di Cambio an ihn erinnert In seinem Vermachtnis hatte Hadrian V Gebete fur den verstorbenen englischen Konig Heinrich III und dessen Familie eingeschlossen dazu stiftete er in seiner Heimat Ligurien ein Thomas Becket gewidmetes Hospital das besonders englischen Pilgern offenstehen sollte In seinem personlichen Besitz fand sich ein kostbarer Edelstein der aus der englischen Konigskrone stammte Im 19 Gesang der Gottlichen Komodie von Dante Alighieri tritt Hadrian V als Busser auf der fur seine Habgier und seinen Geiz busst und zunachst unerkannt bleibt 5 6 Literatur BearbeitenNatalie Schopp Papst Hadrian V Kardinal Ottobuono Fieschi C Winter Heidelberg 1916 Ludovico Gatto Adriano V In Massimo Bray Hrsg Enciclopedia dei Papi Band 2 Niccolo I santo Sisto IV Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2000 treccani it John N D Kelly Reclams Lexikon der Papste Reclam Stuttgart 2005 ISBN 3 15 010588 9 S 381 The Oxford dictionary of popes Agostino Paravicini Bagliani Cardinali di curia e familiae cardinalizie dal 1227 al 1254 Padua 1972 S 358 365 Friedrich Wilhelm Bautz Hadrian V In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 2 Bautz Hamm 1990 ISBN 3 88309 032 8 Sp 429 Artikel Artikelanfang im Internet Archive James Loughlin Pope Adrian V In Catholic Encyclopedia Band 1 Robert Appleton Company New York 1907 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hadrian V Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fieschi Ottobono ca 1205 1215 1276 In Salvador Miranda The Cardinals of the Holy Roman Church Website der Florida International University englisch Brenda M Bolton Ottobuono c 1205 1276 In Henry Colin Gray Matthew Brian Harrison Hrsg Oxford Dictionary of National Biography from the earliest times to the year 2000 ODNB Oxford University Press Oxford 2004 ISBN 0 19 861411 X oxforddnb com Lizenz erforderlich Stand 2004 Papst Hadrian V In VaticanHistory Abgerufen am 20 Marz 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Agostino Paravicini Bagliani Cardinali di curia e familiae cardinalizie dal 1227 al 1254 S 358 Giovanni Ferri Le carte dell Archivio Liberiano dal secolo X al XV Archivio della Societa Romana di storia patria 30 Rom 1907 S 121 130 Christopher Kleinhenz Medieval Italy An Encyclopedia Routledge New York 2004 ISBN 0 415 93929 1 S 488 Konklave vom 02 11 07 1276 zur Wahl von Papst Hadrian V In VaticanHistory 25 Januar 2003 abgerufen am 20 Marz 2022 Hermann Gmelin Dante Alighieri Die gottliche Komodie Kommentar 2 Der Lauterungsberg Klett Stuttgart 1955 S 309 311 Karlheinz Stierle Dante Alighieri Dichter im Exil Dichter der Welt Beck Munchen 2004 ISBN 978 3 406 66817 3 E Book VorgangerAmtNachfolgerInnozenz V Papst 1276Johannes XXI Normdaten Person GND 118544357 lobid OGND AKS LCCN n84233791 VIAF 93573791 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hadrian V ALTERNATIVNAMEN Ottobono Fieschi dei Conti di Lavagna Graf von LavagnaKURZBESCHREIBUNG Papst 1276 GEBURTSDATUM um 1205 oder um 1215GEBURTSORT GenuaSTERBEDATUM 18 August 1276STERBEORT Viterbo Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hadrian V amp oldid 225920626