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Gundoin auch Gundoinus oder Gondoin um 600 30 Oktober 656 1 war ein frankischer Adliger und unter der Herrschaft der Merowinger der erste bekannte Herzog im Elsass Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Identifizierung mit Herzog Gunzo 3 Ehe und Nachkommen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGundoin entstammte einer Adelsfamilie im nordlichen Burgund die insbesondere im Gebiet des Bassigny begutert war der erste Teil des Namens Gund oin weist auf einen burgundischen oder franko burgundischen Bezug der Familie hin 2 Die rund dreissig Jahre nach dem Tod Gundoins entstandene Vita Sadalbergae 3 die Lebensgeschichte seiner Tochter Salaberga erwahnt als Sitz der Familie die Villa Mosa welche in Val de Meuse am Oberlauf der Mosel lokalisiert werden kann Nach der Unterwerfung der Alamannen durch die Franken als Folge der Schlacht bei Strassburg 506 wurde das Elsass aus dem autonomen Herzogtum Alemannien herausgelost und im austrasischen Teilreich der Franken integriert Die Beseitigung des Pagus Ultraioranus im aussersten Nordosten Burgunds durch Chlothar II machte eine politische und kirchliche Neugestaltung des Grenzgebiets zwischen Burgund und dem austrasischen Kernland erforderlich Aus diesem Grund schuf dessen Sohn und Nachfolger Dagobert I zum Ende seiner Regierungszeit im Elsass ein neues Herzogtum und ernannte wohl noch im Jahr 639 Gundoin zu dessen ersten Herzog Aufgrund des Pradikats Vir illustris welches Monch Bobolenus in seiner zeitgenossischen Vita des heiligen Germanus von Granfelden dem Herzog verleiht ist davon auszugehen dass Gundoin bereits vor seiner Ernennung hohere konigliche Amter bekleidete Die in der Spatphase der Merowingerherrschaft haufig geubte Praxis die Fuhrung uber mehrere grosse Pagi oder Dukate unter einem Amtstrager zu vereinen traf nachweislich auf die Person Gundoins und das Gebiet um das Berner Jura zu moglicherweise auch auf dessen heimischen Pagus Bassianensis Die Forschung ist sich weitgehend daruber einig dass sich die Herrschaft Gundoins uberwiegend auf den sudlichen Bereich des Dukats Elsass konzentrierte herzogliche Aktivitaten uber den Sundgau hinaus sind erst unter dem Nachfolger Gundoins im Amt des Herzogs Bonifatius bezeugt Eine bedeutende Rolle kam Gundoin auch bei der Grundung des Klosters Munstergranfeld zu Auf Bitte von Waldebert dem dritten Abt des Kloster Luxeuil stiftete der Herzog umfangreichen Grundbesitz um Moutier im Tal der Birs wo vermutlich vor dem Jahr 640 die einzige direkte Filiation der einflussreichen burgundischen Abtei errichtet wurde Neben der Christianisierung im Randgebiet des Frankenreiches hatte die Klostergrundung auch die Aufgabe die alte und im Verfall begriffene Romerstrasse als Juratransversale nach Biel instand zu halten Gundoin verstarb am 30 Oktober des Jahres 656 ihm folgte Bonifatius als Herzog des Elsass nach Identifizierung mit Herzog Gunzo BearbeitenInsbesondere Hagen Keller hat sich aufgrund einer zeitgleich verortbaren Erwahnung eines Herzogs Gunzo in der Vita des heiligen Gallus fur eine Gleichsetzung Gundoins mit dem Uberlinger Herzog ausgesprochen 4 Dem gegenuber steht aber der ausdruckliche Hinweis in der Vita sancti Galli dass Gunzo seine Tochter Fridiburga zur Vermahlung mit Sigibert III bis zum Rhein usque ad Rhenum geleiten liess wo offensichtlich der Herrschaftsbereich des Alemannenherzogs endete Gundoins Herzogtum war hingegen nachweislich linksrheinisch orientiert und reichte bis zum Berner Oberland weshalb die moderne Forschung der Ansicht Kellers widerspricht 5 Daruber hinaus bezeugt eine Person gleichen Namens am 22 November 632 gemeinsam mit einem weiteren Subskribenten Chramnelenus die Charta des Bischofs Eligius von Noyon fur das Kloster Solignac damit durfte Gundoin als Vater der heiligen Salaberga und im direkten Umfeld der Duces Chramnelenus sowie dessen Schwager Amalgar aus der einflussreichen franko burgundischen Familie der Waltriche zu identifizieren sein Ehe und Nachkommen BearbeitenGundoin war nach Auskunft der Vita Sadalbergae mit Saretrud verheiratet und hatte mit ihr funf Kinder darunter die bereits erwahnte Tochter Salaberga sowie die Sohne Fulculfus Bodo und Leudinus Bodo den spateren Bischof von Toul Durch diese eheliche Verbindung wurde Gundoin zum Stammvater der Gundoinen als Grundungssippe des Klosters Weissenburg mit verwandtschaftlichen Verbindungen zu den Agilolfingern und Burgundofarones Literatur BearbeitenEugen Ewig Die Merowinger und das Frankenreich 4 erganzte Auflage Kohlhammer Stuttgart 2001 ISBN 3 17 017044 9 S 130 133 Horst Ebeling Prosopographie der Amtstrager des Merowingerreiches von Chlotar II 613 bis Karl Martell 741 in Beihefte der Francia Band 2 Munchen 1974 S 166 167 Dieter Geuenich Geschichte der Alemannen Kohlhammer Urban Taschenbucher 575 2 uberarbeitete Auflage Kohlhammer Stuttgart 2005 ISBN 3 17 018227 7 S 98 Yaniv Fox Power and Religion in Merovingian Gaul Columbanian Monasticism and the Formation of the Frankish Aristocracy Cambridge University Press Cambridge 2014 ISBN 978 1 107 58764 9 S 47 82 87 142 143 Einzelnachweise Bearbeiten Suzanne Martinet Leiterin der Stadtbibliothek von Laon Prasidentin der Societe historique de Haute Picardie L abbaye Notre Dame la Profonde et les deux premieres abbesses S 6 Eugen Ewig Die Namensgebung bei den altesten Frankenkonigen und im merowingischen Konigshaus in Francia 18 1 Paris 1991 S 21 69 Hans Josef Hummer Die merowingische Herkunft der Vita Sadalbergae in Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters Koln 2003 Bd 59 S 459 493 Hagen Keller Frankische Herrschaft und alemannisches Herzogtum im 6 und 7 Jahrhundert in ZGO 124 1976 S 27 Karl Weber Die Formierung des Elsass im Regnum Francorum in Archaologie und Geschichte Band 19 Thorbecke Ostfildern 2011 ISBN 978 3 7995 7369 6 S 83 85PersonendatenNAME GundoinALTERNATIVNAMEN Gundoinus GondoinKURZBESCHREIBUNG Herzog im ElsassGEBURTSDATUM um 600STERBEDATUM 30 Oktober 656 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gundoin amp oldid 232612489