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Das Graberfeld im westfalischen Beckum besteht aus den zwei raumlich nahegelegenen germanischen Graberfeldern Beckum I und Beckum II Gefunden wurden zahlreiche Graber aus merowingischer und christlicher Zeit mit zum Teil reichhaltigen Grabbeilagen Ausserdem wurden eine Vielzahl von Pferdebestattungen sowie zwei Hundebestattungen entdeckt Von herausragender Bedeutung ist das im Graberfeld Beckum II gefundene sogenannte Furstengrab Das Graberfeld und das Furstengrab durfen nicht verwechselt werden mit dem Galeriegrab in der Bauerschaft Beckum Dalmer Inhaltsverzeichnis 1 Antike und Fruhmittelalter 2 Das Graberfeld 2 1 Beckum I 2 2 Beckum II 2 2 1 Das Furstengrab 3 Ausstellungen 3 1 Museen 3 2 Denkmaler 4 Literatur 5 WeblinksAntike und Fruhmittelalter Bearbeiten nbsp Ringknaufspatha im Kreisverkehr Hammerstrasse nbsp Gedenktafel am Fundort des Furstengrabes Der Raum zwischen mittlerer Ems und Lippe und damit auch der Raum Beckum wurden ab dem 1 Jahrhundert n Chr von den Brukterern besiedelt Im Fruhmittelalter dem Zeitraum aus dem alle Funde des Graberfeldes stammen lag Beckum dann im Grenzgebiet zwischen dem Frankenreich und dem Siedlungsgebiet der Sachsen Eine eindeutige Zuordnung der gefunden menschlichen Uberresten zu einer dieser Stammesgruppen ist jedoch nicht eindeutig moglich Verschiedene Grabbeilagen in ein und demselben Grab konnen entweder frankischen oder sachsischen Stammen zugeordnet werden Es ist denkbar dass es sich bei den hier siedelnden Menschen um eine regionale Gruppe handelte die sich den Franken im Kampf anschloss ohne diesen jedoch direkt anzugehoren Dass es sich bei den Knochenfunden um Menschen handelt die im Raum Beckum ansassig waren und nicht wie zu Beginn der Ausgrabungen angenommen um durchziehende Krieger aus dem Norden konnte in jungster Zeit durch Strontiumisotopenanalysen bestatigt werden Das Graberfeld BearbeitenDas Graberfeld liegt grosstenteils nordlich der Hammer Strasse L 507 zwischen der Frankenstrasse und der Sachsenstrasse im Sudwesten der Stadt Beckum Die zwei Graberfelder I und II sind raumlich voneinander getrennt und weisen eine nordwest sudostliche Ausrichtung auf Altersdatierungen durch Grabbeilagen und durch die Radiokarbonmethode legen nahe dass beide Graberfelder zeitgleich belegt wurden Eventuell verlief eine alte Handelsstrasse quer durch das Graberfeld Die fruhen Ausgraber berichten von tiefen Spurrillen in diesem Bereich Diese Befunde wurden allerdings nicht ausreichend dokumentiert und konnen heute in der Landschaft nicht mehr nachvollzogen werden da ein Grossteil des Graberfeldes durch Wohn und Gewerbegebiete uberbaut wurde Beckum I Bearbeiten Erste Hinweise auf Graber in diesem Bereich lieferten Knochenfunde die beim Ausbau der Hammer Str zum Vorschein kamen In den Jahren 1860 1863 wurden durch den Baurat Franz Arnold Borggreve und Hofrat Moritz Friedrich Essellen systematische Ausgrabungen im Bereich der heutigen Germanenstrasse durchgefuhrt Insgesamt wurden in diesem grosseren Bereich des Graberfeldes 61 menschliche und 17 Pferdebestattungen ergraben Es handelt sich ausschliesslich um heidnische germanische Bestattungen Typische Grabbeigaben sind Schmuck Gebrauchsgegenstande und Waffen Unter den Grabern befindet sich auch das eines vermeintlichen Schmiedes dem ein Hammer eine Zange und eine Feinwaage beigegeben wurden Von besonderer Bedeutung ist aber ein mit Holz ausgekleidetes Grab Nr 18 eines Kriegers am sudostlichen Rand des Grabungsgebietes das Reste einer Kriegsausstattung ein Pferdegeschirr und Reste eines Tongefasses enthielt Mehrere Pferdegraber in unmittelbarer Nahe werden dem Krieger zugeordnet und zeugen von seiner herausragenden Stellung Datiert wurde die Bestattung auf das letzte Viertel des 6 Jahrhunderts Aufgrund der Ahnlichkeiten sowohl bei der Anordnung der Graber als auch bei den Grabbeilagen wird vermutet dass es sich bei dem Toten um den Vorganger des Adeligen aus dem Furstengrab des Graberfeldes Beckum II handeln konnte Beckum II Bearbeiten Nachdem der Heimatforscher Anton Schulte 1956 bei weiteren Bauarbeiten an der Hammer Strasse und durch Berichte der Ausgraber von Beckum I weitere Funde im Bereich der heutigen Sachsenstrasse machte wurden in den Jahren 1959 bis 1967 durch Wilhelm Winkelmann weitere Ausgrabungen durchgefuhrt Als Abgrenzung zum bereits bekannten Graberfeld wurde das neu ergrabene Gebiet als Beckum II gekennzeichnet Es liegt ca 250 m sudwestlich des zuerst freigelegten Friedhofes Die Grosse des zweiten Graberfeldes betragt ca 90 m 30 m Das Sudost Ende liegt heute unterhalb der Hammer Strasse Die sudwestliche Grenze befindet sich ungefahr in Hohe der Sachsenstrasse Insgesamt wurden hier rund 30 Personen und 20 Brandgraber zusatzlich ca 30 Pferdebestattungen und in einem Doppelgrab ein Hundeskelett ergraben Besonders die grosse Anzahl an Pferdeskeletten ist ungewohnlich Kammereinbauten aus Holz oder Stein konnten in vielen Grabern nachgewiesen werden Als Grabbeilagen wurden Gegenstande des taglichen Gebrauchs Kleidungsbestandteile Waffen und Glasperlen in den Pferdegrabern zum Teil reich verzierte Zaumzeuge gefunden Durch Radiocarbondatierungen konnten in diesem Teil des Friedhofes Bestattungen im 5 Jahrhundert und danach wieder fur das ausgehende 7 bis 8 Jahrhundert belegt werden Wahrend die fruhen Graber allesamt heidnisch germanische Bestattungen sind finden sich ab dem 8 Jahrhundert auch erste christliche Graber ohne Grabbeilagen und in West Ost Ausrichtung Es wird vermutet dass dieser Friedhof bis in die Zeit der ersten Kirchengrundung in Beckum uberliefert als Vorgangerbau der heutigen Stephanuskirche in karolingischer Zeit und Anlage eines christlichen Friedhofes auf dem Kirchplatz belegt wurde Diese These wurde eine durchgangige Besiedlung Beckums seit mindestens dem 7 Jahrhundert n Chr bedeuten Das Furstengrab Bearbeiten Von ausserordentlicher Bedeutung ist das am nordwestlichen Rand des Graberfeldes gelegene Grab Nr 13 eines adeligen Kriegers mit kostbaren Grabbeilagen im Volksmund Furstengrab genannt Die Grabkammer mit den Massen 2 m 3 2 m 1 2 m hatte eine Sudwest Nordost Ausrichtung und war mit Steinplatten verkleidet und abgedeckt Die Grablege wurde durch die darin gefundenen Grabbeilagen altestes Artefakt Munze 527 n Chr jungste Artefakte zwei Messerklingen 7 bis 8 Jh auf einen Zeitraum um 600 n Chr bis ins erste Jahrzehnt des 7 Jahrhunderts datiert und ist damit etwa eine Generation junger als das Kriegergrab im Graberfeld I Die Anordnung im Graberfeld sowie die umgebenden Pferdegraber und die zeitliche Einordnung legen einen Bezug zum Kriegergrab im Graberfeld Beckum I nahe Der 1 90 m grosse und ca 50 Jahre alte Mann wurde auf einem mit eisernen Beschlagen versehenen Schild begraben Des Weiteren wurden folgende Grabbeilagen bei ihm gefunden Goldmunze Solidus von Justinian I Amtszeit 527 565 n Chr Glasbecher Axtklinge Schmalsax Bronzeschnallen 3 goldene reich verzierte Beschlage 2 Messerklingen Feuerstein Eisen pfriem PinzetteIm Arm hielt der Bestattete eine wertvolle Ringknaufspatha Schwert aus damasziertem Stahl und mit Silber und Gold verziertem Knauf in einer Scheide aus Holz Ausserhalb des Sarges wurden noch eine Lanzenspitze von einem Ango Wurfspiess ein Bronzebecken mit einem Kamm die Uberreste eines metallischen Gefasses und sieben goldene sowie zwei silberne verzierte Beschlage gefunden Diese kostbaren und reichhaltigen Grabbeigaben lassen auf ein hohes Ansehen schliessen Auf jeden Fall hat der Tote zur adeligen Schicht seines Stammes gehort Seine Stellung als Furst ist allerdings nicht historisch belegbar weshalb die moderne Wissenschaft von dem Herren von Beckum spricht Ausstellungen BearbeitenMuseen Bearbeiten Die Originalfunde und das Inventar aus dem Beckumer Furstengrab sind in der Dauerausstellung Der Herr von Beckum im LWL Museum fur Archaologie in Herne ausgestellt Im Beckumer Stadtmuseum befindet sich eine Dauerausstellung zur Fruhgeschichte Beckums mit Duplikaten aus dem Furstengrab Funden aus dem Grab des Schmiedes und einer Replik einer Spatha Denkmaler Bearbeiten An der Fundstelle des Furstengrabes an der Sachsenstrasse steht ein Gedenkstein mit einer Bronzeplatte die vom Beckumer Kunstler Heinrich Gerhard Bucker entworfen wurde In unmittelbarer Nahe im Kreisverkehr Hammer Str Sachsenstr Prozessionsweg steht die uberdimensionale Nachbildung der gefundenen Ringknaufspatha Verschiedene Strassennamen im Gebiet des Graberfeldes weisen auf den historischen Hintergrund hin so z B Germanenstrasse Sachsenstrasse Frankenstrasse Cheruskerstrasse Markomannenstrasse Langobardenstrasse Friesenweg und Wittekindstrasse Literatur BearbeitenA Bersch Das Furstengrab von Beckum in Westfalen Zum Stand der Erforschung eines Altfundkomplexes In Berichte zur Archaologie in Rheinhessen und Umgebung Jahrgang 7 2014 S 89 104 Vera Brieske Sachse oder Franke 50 Jahre Forschung zum Furstengrab von Beckum In Archaologie in Westfalen Lippe 2009 Erhard Cosack Einige Bemerkungen zum Furstengrab von Beckum in Westfalen In Archaologisches Korrespondenzblatt Heft 36 1 2006 S 123 133 H Schurbuscher Ringknaufschwert ist fur Forscher ein Glucksfund In Die Glocke 8 Marz 2014 H Schurbuscher Ein Herrscher aus Beckum Ringknaufschwert weist auf das Furstengrab hin In Die Glocke 1 November 2014 H Schurbuscher Das Graberfeld des Fursten Reise ins Jenseits mit Begleitern In Die Glocke 15 November 2014 H Schurbuscher Kriegergraber weisen eindeutig Ahnlichkeiten auf In Die Glocke 29 November 2014 H Schurbuscher Beckumer Geschichte n Funde belegen Kunst der Waffenschmiede In Die Glocke 13 Dezember 2014 Weblinks BearbeitenHeimatverein Beckum http www heimatverein beckum de Stadtmuseum Beckum https www beckum de de kultur stadtmuseum html LWL Museum fur Archaologie Herne Startseite https www lwl landesmuseum herne de LWL Museum fur Archaologie Herne Blog zum Thema Der Herr von Beckum https www lwl landesmuseum herne de blog das grab des herrn von beckum Internet Portal Westfalische Geschichte Sachsisches Furstengrab bei Beckum 2004 https www lwl org westfaelische geschichte portal Internet finde langDatensatz php urlID 522 amp url tabelle tab medien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Graberfeld von Beckum amp oldid 228408544