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Als Gletscherdynamik bezeichnet man das Bewegungsverhalten von Gletschern Eiskappen und Eisschilden sowie dessen physikalische Beschreibung Verantwortlich fur die beobachteten Bewegungen ist das Eigengewicht des Gletschers Zum einen sorgt es fur eine Verformung des Eises das sich wie eine sehr viskose Flussigkeit verhalt Dieser Prozess wird interne Deformation genannt Zum anderen kann sich der Gletscher als Ganzes auf seiner Unterlage bewegen was als basales Gleiten bezeichnet wird Die Unterlage selbst kann ebenfalls durch das hohe aufliegende Gewicht und die Bewegung des Eises deformiert werden Harding Icefield Kenai National Wildlife Refuge AlaskaLuftbild des Monte Rosa Bergmassivs im Schweizer Wallis mit dem Gornergletscher li und dem Grenzgletscher re im Sommer 1994Die Geschwindigkeit mit der sich Gletscher bewegen reicht von wenigen Metern bis zu einigen Kilometern pro Jahr Die Bewegung der Gletscher wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst unter anderem der Hangneigung der Eismasse der Beschaffenheit des Felsbettes und der Temperatur Auch innerhalb eines Gletschers ist die Geschwindigkeit nicht homogen Im Akkumulationsgebiet Nahrgebiet des Gletschers nimmt sie im Allgemeinen zu im Ablationsgebiet Zehrgebiet dagegen wieder ab die oberen Schichten des Eises bewegen sich zudem schneller als das Eis nahe dem Felsbett Mathematisch kann das Fliessen der Gletscher mit Methoden der Kontinuumsmechanik beschrieben werden indem durch ein Fliessgesetz die Verformungsrate des Eises mit der Spannung in Beziehung gesetzt wird Historisch entwickelte sich das Studium der Gletscherdynamik im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert durch Beobachtung der alpinen Gletscher Im zwanzigsten Jahrhundert ruckten die grossen arktischen und antarktischen Eisschilde in den Mittelpunkt der Forschung nicht zuletzt wegen ihrer zentralen Rolle fur das Klimasystem der Erde zum Beispiel aufgrund ihrer Ruckstrahlung also der Albedowirkung oder ihres Einflusses auf den Meeresspiegel Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Kristallstruktur und Deformation 2 1 Kristallstruktur von Eis 2 2 Deformation von monokristallinem Eis 2 3 Deformation von polykristallinem Eis 3 Verformung durch interne Deformation 3 1 Glensches Fliessgesetz 3 2 Verallgemeinertes Fliessgesetz 4 Basales Gleiten und Felsbettdeformation 4 1 Basales Gleiten uber ein festes Felsbett 4 2 Basales Gleiten uber ein deformierbares Felsbett 5 Das Fliessen der Gletscher 5 1 Messung von Gletschergeschwindigkeiten 5 2 Gleichgewichtsgeschwindigkeit 5 3 Vertikale Geschwindigkeiten Emergenz und Submergenz 5 4 Auf den Gletscher wirkende Krafte 5 5 Geschwindigkeitsprofile 5 5 1 Einfache Scherung 5 5 2 Reales Fliessverhalten 6 Auswirkungen klimatischer Anderungen 7 Literatur 7 1 Lehrbucher 7 2 Reviews und Buchkapitel 8 EinzelnachweiseForschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Johann von Charpentier Autor des Essai sur les glaciers et sur le terrain erratique du bassin du Rhone und Pionier der Gletscherforschung nbsp Hotel des Neuchatelois unter dem Felsen an dieser Stelle des Unteraargletschers entstand die erste von Louis Agassiz erbaute glaziologische Forschungsstation Gletscher wurden beim antiken griechischen Geschichtsschreiber Strabon im Werk Geographie behandelt in neuzeitlichen geographischen Werken erstmals bei Sebastian Munster in seiner Cosmographia 1 Erwahnung fanden Gletscher auch in mittelalterlichen Urkunden etwa zur Bezeichnung von Grenzen In Tirol geschah dies beispielsweise erstmals in einer Schenkungsurkunde von 1260 2 Ein wissenschaftlicher Diskurs uber die Bewegungen der Gletscher entwickelte sich jedoch erst ab dem 18 Jahrhundert Noch im 17 Jahrhundert glaubte die einheimische Bevolkerung der Schweizer Alpen die Gletscher wuchsen von unten nach oben den Berg hinauf Diese Ansicht vertraten auch mehrere zeitgenossische Wissenschaftler wie zum Beispiel Johann Gottfried Gregorius in seiner Spezialenzyklopadie Beschreibung der beruhmtesten Berge in alphabetischer Ordnung von 1715 3 Bernhard Friedrich Kuhn war 1787 einer der Ersten der die Bewegungen der Gletscher physikalisch zu erklaren versuchte Er nahm an dass durch die Sonne erwarmtes Geroll unter den Gletscher gelangt Eis zum Schmelzen bringt und die Stabilitat des Gletschers vermindert Sobald so viel Wasser geschmolzen sei dass das Eis keinen Kontakt mehr zum Felsbett hat beginne sich der Gletscher anschliessend als Ganzes talwarts zu bewegen Auch wenn seine Theorie der Gletscherbewegungen eher zu den schwacheren Teilen seiner Arbeit gezahlt wird leistete er dennoch einen bemerkenswerten Beitrag zur Glaziologie denn er stellte einen Zusammenhang zwischen Moranen und Anderungen der Massenbilanz her und postulierte dass den Bewegungen alpiner Gletscher und arktischer Eiskappen der gleiche Mechanismus zu Grunde lage 4 Andere fruhe gletscherdynamische Theorien versuchten die talwartige Bewegung der Gletscher durch Schmelzen und Wiedergefrieren von Wasser zu erklaren So erklarte Johann von Charpentier in seinem 1841 erschienenen Werk Essai sur les glaciers et sur le terrain erratique du bassin du Rhone die Gletscherbewegungen durch die Schneeschmelze an der Gletscheroberflache Das geschmolzene Wasser dringe in das Innere des Gletschers ein und verursache beim nachtlichen Wiedergefrieren Risse und Verformungen die zu einer Bewegung des Gletschers fuhrten 5 Andere Naturforscher wie Johann Jakob Scheuchzer oder Ignaz Venetz vertraten ahnliche Theorien Schon fruh wurde jedoch erkannt dass die Temperaturen im Gletscherinneren normalerweise zu niedrig sind um eine Verformung durch derartige Vorgange zu bewirken 6 Schon 1751 fuhrte dagegen Johann Georg Altmann die Bewegungen der Gletscher auf die Gravitation zuruck Diese fuhre dazu dass das Eis des Gletschers talwarts gedruckt werde 7 Allerdings bewegten sich nach seinen Vorstellungen die Gletscher als Ganzes vom Fliessverhalten des Eises selbst als viskose Flussigkeit hatte er noch keine Vorstellung Auch andere seiner Ideen wirken fur heutige Vorstellungen eher kurios So nahm er beispielsweise an dass sich unter der Gletscheroberflache ein Meer aus flussigem Wasser bis hinab in die Talgrunde erstrecke von dem die Gletscher nur die oberste Schicht darstellen 8 Horace Benedict de Saussure brachte 1779 im ersten Band seiner Voyages dans les Alpes 9 die Theorie der Bewegung durch Gravitation auf eine aus heutiger Sicht wissenschaftlich etwas solidere Grundlage Ausgehend von der Beobachtung dass sich haufig am Fusse des Gletschers Hohlraume und abfliessende Gletscherbache befinden erklarte er dass das Eis am Felsbett abschmilzt und dadurch eine Bewegung des Gletschers zulasst der sich wegen der von oben aufdruckenden Last des Eises talwarts bewegt 10 Auch seine Theorie berucksichtigt die viskosen Eigenschaften des Eises nicht erst James David Forbes erkannte diese richtig als eine der Ursachen fur die Bewegung der Gletscher 7 11 Seine Beobachtungen am Mer de Glace widersprachen der Theorie Saussures da die Temperaturen zu niedrig waren um nennenswert Eis zu schmelzen Stattdessen nahm er in seinem 1842 erschienenen Werk eine viskose Verformung des Eises als Ursache der Gletscherbewegungen an 12 Auch wenn sich diese Theorie schliesslich durchsetzen konnte blieb sie anfangs nicht unwidersprochen John Tyndall hielt es fur unmoglich dass Eis viskose Eigenschaften habe In diesem Fall musste ein Gletscher in der Lage sein so Tyndall uber steile Kanten hinwegzufliessen anstatt zu brechen 13 Seine Erklarung fur die Bewegung der Gletscher war eine kontinuierliche Bildung und anschliessendes Wiederverschliessen von kleinen Rissen Diese Risse bildeten sich sobald Sonnenlicht das Eis an verschiedenen Stellen im Gletscher zum Schmelzen bringe und das im Vergleich zum Eis geringere Volumen des Wassers den entstandenen Hohlraum nicht vollstandig ausfullen konne Die Luftblasen in Gletschereis sah er dementsprechend als Uberreste dieser Risse an 14 In die Zeit von Forbes und Tyndall fallt auch der Beginn erster systematischer Messungen der Gletscherbewegungen Louis Agassiz zeigte dass ein Gletscher in der Mitte schneller fliesst als an seinen seitlichen Randern Zudem fand er heraus dass die Geschwindigkeit am Beginn und Ende eines Gletschers niedriger ist als in den Bereichen dazwischen 7 Harry Fielding Reid zeigte 1896 schliesslich dass die Fliesslinien eines Gletschers nicht parallel zum Felsbett verlaufen sondern im Akkumulationsgebiet nach unten geneigt sind Submergenz und im Ablationsgebiet nach oben Emergenz 15 Dies kann als experimentelle Bestatigung von Forbes Theorie des Gletschers als viskose Flussigkeit angesehen werden Grosse Fortschritte wurden in den funfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts erzielt Dank der Arbeiten von Glen 16 und Nye 17 konnte erstmals ein allgemeines Fliessgesetz fur Eis formuliert werden glensches Fliessgesetz siehe unten 18 Zusatzlich formulierte Weertman 1957 seine Theorie des basalen Gleitens eines Gletschers als Ganzes uber das darunterliegende Felsbett 19 Die Beschreibung des basalen Gleitens wurde in den nachfolgenden Jahrzehnten noch weiter verfeinert Namentlich wurde die Rolle des Schmelzwassers am Felsbett sowie die Tatsache dass das Felsbett selbst durch Druck des aufliegenden Gletschers deformationsfahig ist starker in den Modellen berucksichtigt 18 Die Relevanz der arktischen und antarktischen Eisschilde auf das globale Klimasystem und die Variation des Meeresspiegels fuhrte in den letzten Jahrzehnten dazu dass die Eisschilde mehr in den Fokus der Forschung gerieten wohingegen die fruhen Arbeiten zur Gletscherdynamik sich fast ausschliesslich mit den alpinen Gletschern beschaftigten Nachdem schon bei Alfred Wegeners letzter Gronlandexpedition seismische Messungen der Eisdicke durchgefuhrt worden waren begannen detaillierte Studien des Antarktischen Eisschildes erst mit der Norwegisch Britisch Schwedischen Antarktisexpedition 1949 bis 1952 20 Neben der Entwicklung besserer experimenteller Methoden wie z B des Remote Sensing stellt die Einfuhrung numerischer Simulation eine einschneidende Veranderung in der wissenschaftlichen Arbeit zur Gletscherdynamik dar 18 21 Erste numerische Modelle wurden Ende der 1960er Jahre entwickelt Das erste dreidimensionale Modell eines Gletschers wurde 1976 auf die Barnes Eiskappe der Baffininsel angewandt vorher wurde nur mit zweidimensionalen Vereinfachungen gearbeitet 1977 konnte erstmals die Thermodynamik in den Modellen berucksichtigt werden 22 Inzwischen sind die Modelle in der Lage Temperatur Fliessgeschwindigkeit sowie Felsbett und Oberflachentopographie zumindest grossenordnungsmassig zu reproduzieren 21 Dank Computersimulationen ist es daher heute moglich den Einfluss einzelner Parameter auf das Fliessverhalten als Ganzes zu simulieren ohne auf komplizierte Labormessungen zuruckgreifen zu mussen Auch wenn die Modelle in neuerer Zeit dank immer leistungsfahigerer Computer zunehmend machtiger werden ist bei der Interpretation ihrer Vorhersagen Vorsicht geboten Der derzeitige Anstieg des Eisflusses der polaren Eisschilde wurde zum Beispiel in keinem Modell vorhergesagt 23 Diese neuzeitlichen dramatischen Anderungen der Gletscher und deren Auswirkungen auf das globale Klimasystem stehen derzeit im Mittelpunkt der Forschung 24 Kristallstruktur und Deformation BearbeitenKristallstruktur von Eis Bearbeiten nbsp Eiskristalle nbsp Eis Ih KristallstrukturAls Eis wird im Allgemeinen der feste Aggregatzustand des Wassers bezeichnet der in verschiedenen Erscheinungsformen auftreten kann In der Glaziologie unterscheidet man des Weiteren zwischen Neuschnee und verschiedenen Formen von Firn sowie Gletscher Eis das einen geschlossenen Porenraum aufweist und bei dem vom Eis eingeschlossene Luftblasen keinen Kontakt mit der ausseren Atmosphare mehr haben 25 Fur die Struktur in den Kristallen ist diese Unterscheidung jedoch zunachst irrelevant Das Wassermolekul besteht aus einem Sauerstoffatom das zwei Wasserstoffatome an sich gebunden hat Im festen Aggregatzustand binden zusatzlich zwei weitere Wasserstoffatome uber Wasserstoffbruckenbindungen an das Sauerstoffatom sodass jedes Molekul vier uber Wasserstoffbrucken verbundene Nachbarn hat zwei ausgehend vom Sauerstoffatom und eine von jedem Wasserstoffatom Ein Molekul mit vier nachsten Nachbarn kann sich auf verschiedene Arten kristallisieren Wahrend unter Laborbedingungen mehrere Kristallstrukturen von Eis realisiert werden konnen zurzeit sind neun stabile sowie mehrere metastabile und amorphe Strukturen bekannt 26 kommt in der Natur nur die hexagonale Form Eis Ih vor in der sich jeweils sechs Wassermolekule zu Ringen zusammenschliessen die sich in einzelnen Schichten anordnen Jedes Molekul gehort dabei zwei Ringen an Der Abstand zweier benachbarter Ringschichten ist mit 0 276 nm erheblich grosser als die Versetzungen innerhalb des Ringes 0 092 nm Die Richtung senkrecht zu den Ringschichten nennt man optische oder c Achse die durch die Ringschichten definierte Flache heisst basale Ebene Deformation von monokristallinem Eis Bearbeiten Aufgrund der schichtformigen Struktur eines einzelnen Eiskristalls findet seine Deformation normalerweise parallel zu seiner basalen Ebene statt die benotigte Spannung zur Deformation entlang anderer Richtungen ist ungefahr 100 mal hoher 27 Hierbei wird das Eis erst elastisch deformiert anschliessend beginnt es sich permanent zu verformen solange die Spannung anhalt Laborexperimente zeigen dass selbst kleine Spannungen eine Deformation verursachen Zuruckzufuhren ist dies auf Defekte innerhalb der Kristallstruktur sogenannte Versetzungen die sich um einiges einfacher innerhalb des Kristalls bewegen konnen als Atome in einem perfekten Kristallgitter 28 Deformation von polykristallinem Eis Bearbeiten nbsp Kriechkurve von EisGletschereis besteht nicht aus einem einzelnen grossen Eiskristall sondern ist aus vielen einzelnen Einzelkristallen Korner englisch grains zusammengesetzt Ein Kubikmeter Gletschereis enthalt dabei 106 bis 109 einzelne Korner 29 Im Gegensatz zu nur aus einem Kristall bestehendem monokristallinen Eis wird solches Eis polykristallin genannt Es deformiert langsamer als monokristallines da die Orientierung der einzelnen Kristalle zufallig ist und kein einheitliches Gleiten entlang der basalen Ebene zulasst Prozesse die zur Deformation fuhren sind stattdessen Bewegung der einzelnen Kristalle relativ zueinander Bewegung von Gitterfehlern innerhalb eines Kristalls und dynamische Rekristallisation die Bildung neuer Kristalle die fur die Deformation vorteilhaft orientiert sind 30 Wird ein konstanter Druck ausgeubt folgt auf eine anfangliche elastische Deformation eine Phase in der die Verformungsrate abnimmt primary creep bis ein Minimum die secondary creep rate erreicht ist Die Abnahme wird durch Storungen von Kristallen unterschiedlicher Orientierung verursacht die sich gegenseitig blockieren Dynamische Rekristallisation fuhrt schliesslich zu Kristallstrukturen die einfacher zu deformieren sind und demzufolge zu einer Erhohung der Verformungsrate tertiary creep 31 Verformung durch interne Deformation BearbeitenGlensches Fliessgesetz Bearbeiten Auf Gletschereis wirkende Krafte i A die Gravitation bewirken eine Deformation des Eises auf Grund der oben genannten Mechanismen Dabei kann man fur in Gletschern ubliche Spannungen die Verformungsrate ϵ displaystyle dot epsilon nbsp in Abhangigkeit von der Spannung t displaystyle tau nbsp mit dem Faktor A displaystyle A nbsp und dem Exponenten n displaystyle n nbsp beschreiben gemass ϵ A t n displaystyle dot epsilon A tau n nbsp Diese Beziehung wird Glensches Fliessgesetz genannt Das Glensche Fliessgesetz ist im Wesentlichen empirisch anhand verschiedener Labor und Felddaten gefunden worden wobei die Werte von A displaystyle A nbsp und n displaystyle n nbsp je nach Datensatz stark unterschiedlich ausfallen konnen Der Wert von n displaystyle n nbsp variiert zwischen etwa 2 und 3 9 wobei fur Gletschereis im Allgemeinen ein Wert von 3 angenommen wird 32 Wahrend der Wert von n displaystyle n nbsp fur praktische Anwendungen in der Glaziologie als konstant angenommen werden kann ist der Wert des Ratenfaktors A displaystyle A nbsp keine Konstante sondern hangt von Temperatur Druck sowie der Konzentration von Verunreinigungen des Eises wie zum Beispiel Sand ab Bezuglich der Temperatur T displaystyle T nbsp und der Gaskonstanten R displaystyle R nbsp zeigt A displaystyle A nbsp eine Arrhenius Abhangigkeit A A 0 exp Q R T displaystyle A A 0 cdot exp left frac Q RT right nbsp Die Aktivierungsenergie Q displaystyle Q nbsp betragt dabei etwa 60 kJ mol fur Temperaturen unter 10 C Dies fuhrt dazu dass die Verformungsrate bei 10 C etwa funfmal hoher ist als bei 25 C Steigen die Temperaturen uber 10 C verformt sich das polykristalline Gletschereis sogar noch deutlich schneller obwohl rein monokristallines Eis dieses Verhalten nicht zeigt Die erhohte Verformungsrate zwischen 10 C und 0 C kann durch eine Aktivierungsenergie von 152 kJ mol beschrieben werden 33 Die temperaturunabhangige Grosse A 0 displaystyle A 0 nbsp ist keine Konstante sondern abhangig vom Druck P displaystyle P nbsp was wiederum durch eine Exponentialgleichung beschrieben werden kann A 0 A 0 exp P V R T displaystyle A 0 A 0 cdot exp left frac PV RT right nbsp mit dem Aktivierungsvolumen V displaystyle V nbsp Allerdings ist der Druckeffekt selbst fur Drucke wie sie an der Unterseite von Eisschilden herrschen sehr klein und weit weniger relevant als die Temperaturabhangigkeit Zusatzlich kann die Verformungsgeschwindigkeit von Kristallgrosse und Wassergehalt abhangen 34 Auf ahnliche Weise wie Wasser erhohen chemische Verunreinigungen im Eis dessen Verformbarkeit indem sie zwischen den Korngrenzen salzreiche Losungen mit niedrigerem Schmelzpunkt als reines Wasser bilden die das Gleiten entlang der Korngrenzen erleichtern Der Effekt von unloslichen Verunreinigungen ist dagegen weniger klar da kleine Partikel innerhalb der Kristallstruktur die Haufigkeit von Gitterfehlern erhohen was das Eis verformbarer macht sie andererseits aber auch das Gleiten des Eises erschweren 35 Eine Messung der Verformbarkeit bei verschiedenem Sandgehalt ergab jedoch eine signifikante Erhohung bei steigender Sandmenge 36 Insgesamt ist der Effekt von Verunreinigungen auf die Verformbarkeit von Gletschereis noch wenig erforscht und schwer einzuschatzen da ein Zusammenhang zu anderen Grossen wie Druck und Temperatur vermutet wird 37 Die Effekte von Verunreinigungen im Eis sollten aber vor allem am Felsbett eines Gletschers eine grosse Rolle spielen da dort der Partikelgehalt am hochsten ist Verallgemeinertes Fliessgesetz Bearbeiten Normalerweise wirken die Scherkrafte in einem Gletscher in verschiedene Richtungen Daher werden im allgemeinen Fall sowohl die Verformungsrate ϵ displaystyle dot epsilon nbsp als auch die Scherspannung als tensorielle Grossen behandelt Der Spannungstensor s displaystyle sigma nbsp hat die Form s s x x s x y s x z s y x s y y s y z s z x s z y s z z displaystyle sigma begin pmatrix sigma xx amp sigma xy amp sigma xz sigma yx amp sigma yy amp sigma yz sigma zx amp sigma zy amp sigma zz end pmatrix nbsp Da der Fluss des Gletschers unabhangig vom hydrostatischen Druck ist wird nur der Spannungsdeviator t displaystyle tau nbsp betrachtet bei dem der hydrostatische Druck vom Spannungstensor abgezogen wird t i j s i j 1 3 s x x s y y s z z i j x y z displaystyle tau ij sigma ij frac 1 3 sigma xx sigma yy sigma zz qquad i j x y z nbsp Hierbei und im Folgenden steht der Index i displaystyle i nbsp bzw j displaystyle j nbsp fur einen beliebigen Eintrag eines Tensors Die Verformungsrate ϵ i j displaystyle dot epsilon ij nbsp wird durch die Geschwindigkeitsgradienten bestimmt und ist ebenfalls eine tensorielle Grosse ϵ i j 1 2 v i j v j i displaystyle dot epsilon ij frac 1 2 left frac partial v i partial j frac partial v j partial i right nbsp Seine Diagonalelemente ϵ i i v i i displaystyle dot epsilon ii frac partial v i partial i nbsp beschreiben eine Dehnung beziehungsweise Kompression entlang einer Achse Die Nichtdiagonalelemente entsprechen Scherungen das Element ϵ x y displaystyle dot epsilon xy nbsp zum Beispiel einer Scherung der y displaystyle y nbsp Ebene in Richtung x displaystyle x nbsp 38 Ein allgemeines Fliessgesetz soll Spannung und Verformungsrate mathematisch in Beziehung setzen Eine Grundannahme ist hierbei dass Verformungsrate und Spannungsdeviator proportional zueinander sind 39 a ϵ i j F t i j displaystyle text a quad dot epsilon ij F tau ij nbsp Hierbei ist F displaystyle F nbsp eine Funktion der Temperatur des Druckes und der angelegten Spannung Da das Fliessgesetz unabhangig vom gewahlten Koordinatensystem sein muss kann F displaystyle F nbsp jedoch keine Funktion eines einzelnen vom Koordinatensystem abhangigen Elements des Spannungsdeviators sein und die Invarianten der beiden Tensoren ϵ displaystyle dot epsilon nbsp und t displaystyle tau nbsp sind von besonderem Interesse Da der Spannungsdeviator spurfrei ist folgt aus der angenommenen linearen Abhangigkeit Gleichung a dass ϵ x x ϵ y y ϵ z z 0 displaystyle dot epsilon xx dot epsilon yy dot epsilon zz 0 nbsp was mit der Annahme der Inkompressibilitat fur Eis aquivalent ist Die zweite Invariante der Verformungsrate beziehungsweise der deviatorischen Scherspannung wird effektive Verformungsrate effektive Scherspannung genannt und ist definiert als 39 40 b 2 ϵ ϵ x x 2 ϵ y y 2 ϵ z z 2 2 ϵ x y 2 ϵ x z 2 ϵ y z 2 displaystyle text b quad 2 dot epsilon dot epsilon xx 2 dot epsilon yy 2 dot epsilon zz 2 2 dot epsilon xy 2 dot epsilon xz 2 dot epsilon yz 2 nbsp beziehungsweise c 2 t t x x 2 t y y 2 t z z 2 2 t x y 2 t x z 2 t y z 2 displaystyle text c quad 2 tau tau xx 2 tau yy 2 tau zz 2 2 tau xy 2 tau xz 2 tau yz 2 nbsp Es wird fur diese beiden Grossen die den experimentellen Beobachtungen entsprechende Beziehung der Form d ϵ A t n displaystyle text d quad dot epsilon A tau n nbsp angenommen die sich im Fall einer einfachen Scherung z B mit allen Eintragen ausser t x y displaystyle tau xy nbsp und ϵ x y displaystyle epsilon xy nbsp gleich 0 auf das Glensche Fliessgesetz reduziert Daher ist es plausibel anzunehmen dass sie auch allgemein die Spannungsabhangigkeit von F displaystyle F nbsp beschreiben kann 41 Hierbei ist A displaystyle A nbsp wieder eine Funktion von Druck und Temperatur und n displaystyle n nbsp ein experimentell zu bestimmender Parameter Aus den Gleichungen a displaystyle a nbsp d displaystyle d nbsp folgt dass ϵ F t mit F A t n 1 displaystyle dot epsilon F tau qquad text mit quad F A tau n 1 nbsp Setzt man F displaystyle F nbsp in Gleichung a displaystyle a nbsp ein erhalt man das verallgemeinerte Fliessgesetz fur Eis ϵ i j A t n 1 t i j displaystyle dot epsilon ij A tau n 1 tau ij nbsp Die Verformung der Ebene x displaystyle x nbsp in Richtung y displaystyle y nbsp hangt also nicht nur von dem entsprechenden Eintrag t x y displaystyle tau xy nbsp des Spannungstensors ab sondern auch von den in allen anderen Richtungen wirkenden Scherkraften die in der effektiven Scherspannung t displaystyle tau nbsp enthalten sind Falls der Scherspannungstensor nur einen Eintrag hat die Kraft also nur auf eine Flache in eine Richtung wirkt ist das verallgemeinerte Fliessgesetz zum Glenschen Fliessgesetz aquivalent 42 In der neueren Literatur werden auch komplexere Beziehungen zwischen Verformungsrate und Spannung angefuhrt Ausgehend von der Beobachtung dass je nach Ursache einer Verformung ein unterschiedliches Fliessverhalten auftritt entwarfen David L Goldsby und David Kohlstedt 2001 ein Modell in dem sich die Gesamtverformungsrate aus der Summe aller Beitrage der verschiedenen Deformationsmechanismen fur polykristallines Eis zusammensetzt 43 Auch Beziehungen die noch weitergehend von der Form des allgemeinen Fliessgesetz abweichen wurden diskutiert 44 Trotzdem wird das verallgemeinerte Fliessgesetz in der oben angegebenen Form in den meisten gletscherdynamischen Modellen angewandt 24 Basales Gleiten und Felsbettdeformation Bearbeiten nbsp Schnitt durch einen Gletscher Aufgrund von Schmelzprozessen ist die Eisschicht direkt uber dem Felsbett transparenter als die daruber liegenden Schichten Gletscher konnen sich als Ganzes durch die Gravitation talwarts bewegen was als basales Gleiten bezeichnet wird Die Geschwindigkeit des basalen Gleitens hangt dabei weniger von der Grosse der Gravitationskraft ab sondern mehr von den Bedingungen am Felsbett die von der Temperatur des Gletschers abhangen Ist die Temperatur dort hoher als der Druckschmelzpunkt kann sich durch Schmelzen ein dunner Wasserfilm bilden der ein Gleiten des Gletschers ermoglicht Anderenfalls geschieht das Gleiten nur sehr langsam und ist daher fur die meisten kalten Gletscher das heisst Gletschern deren Temperatur sich unter dem Druckschmelzpunkt befindet irrelevant 45 Ein Mass fur die Gleitfahigkeit eines Gletscherfelsbettes ist der drag factor ps displaystyle psi nbsp der die durch die Bewegung verursachte Scherspannung t b displaystyle tau b nbsp mit der Gleitgeschwindigkeit u b displaystyle u b nbsp verbindet t b ps u b displaystyle tau b psi u b nbsp Je hoher der drag factor desto schwerer fallt das Gleiten Sein Zahlenwert variiert selbst fur Gletscher mit Schmelze am Felsbett stark Aus diesem Grund kann auch nicht allgemein gultig angegeben werden wie relevant basales Gleiten fur die Bewegung der Gletscher als Ganzes ist Bei Gletschern mit Temperaturen uber dem Druckschmelzpunkt ist es im Durchschnitt fur etwa 50 der Gesamtbewegung verantwortlich teilweise aber auch fur erheblich mehr 45 Basales Gleiten uber ein festes Felsbett Bearbeiten Dass das Eis sich uber Unebenheiten am Felsbett hinwegbewegen kann ist hauptsachlich auf zwei Mechanismen zuruckzufuhren welche schon von Deeley und Pfarr 1914 beschrieben und von Weertman 1957 in einer ersten Theorie des basalen Gleitens mathematisch behandelt wurden 46 19 Grundannahme seiner Theorie ist ein Eiskorper der sich uber einen dunnen Wasserfilm uber ein nicht deformierbares Felsbett bewegt Falls eine Unebenheit des Felsbettes dem Fluss entgegensteht entsteht einerseits durch die Kraft des von oben auf das Hindernis druckenden Gletschers ein Druckgradient zwischen den beiden Seiten des Hindernisses Der hohere Druck auf der dem Berg zugewandten Seite des Hindernisses sorgt dafur dass der Druckschmelzpunkt auf dieser Seite erniedrigt wird Da die Temperatur des Gletschers am Felsbett dem Druckschmelzpunkt entspricht ist das Eis hier also kalter als auf der Talseite Durch diesen Temperaturunterschied entsteht ein Warmefluss der das Eis auf der Bergseite zum Schmelzen bringt Im flussigen Zustand kann das Hindernis uberwunden werden und das Wasser gefriert anschliessend wieder Die Effizienz dieses Mechanismus ist vom Warmefluss durch das Hindernis abhangig der umso kleiner wird je grosser das Hindernis ist Daher ist er fur grosse Hindernisse vernachlassigbar Auf der anderen Seite wird durch dem Fluss entgegenstehende Hindernisse eine hohere Spannung verursacht die eine hohere Fliessgeschwindigkeit zur Folge hat Je grosser das Hindernis ist desto grosser ist dieser Effekt sodass er nur fur grosse Hindernisse relevant ist Die Kombination beider Effekte schliesslich ermoglicht eine Bewegung sowohl uber grosse als auch uber kleine Hindernisse hinweg 19 Nach der ersten Formulierung dieser Theorie durch Weertman wurden weitere Theorien zum basalen Gleiten ausgearbeitet 47 ohne dass sich grundlegende Anderungen ergaben Die von Weertman anfangs nur postulierten Mechanismen sind inzwischen auch experimentell bestatigt 48 Eine Modifikation ergibt sich aber durch das Vorhandensein von grosseren Wassereinschlussen am Felsbett Der Wasserdruck innerhalb dieser Einschlusse kann so gross werden dass sich das Eis nicht mehr nur uber einen dunnen Wasserfilm uber das Felsbett hinwegbewegt sondern teilweise komplett angehoben wird was die Kontaktflache zwischen Gletscher und Felsbett verringert Damit wird der Reibungswiderstand drastisch gesenkt und die Fliessgeschwindigkeit erhoht 18 Eine vollstandig korrekte Beschreibung dieses Falles ist bisher noch nicht entwickelt worden 49 Des Weiteren konnen im felsbettnahen Eis eingeschlossene Partikel den Reibungswiderstand erhohen was ebenfalls die Fliessgeschwindigkeit merklich beeinflusst 50 Basales Gleiten uber ein deformierbares Felsbett Bearbeiten In den obigen Betrachtungen wurde davon ausgegangen dass der Gletscher sich uber ein vollkommen starres Felsbett hinwegbewegt Das hohe Gewicht des Gletschereises kann jedoch dazu fuhren dass sich das Felsbett selbst deformiert und das unterliegende Sediment mitbewegt Eine experimentelle Bestatigung hierzu liefert der derzeitige Ruckzug der Gletscher der normalerweise kein starres Felsbett sondern Gesteinsschutt zurucklasst der durch die Deformation des Felses entstanden ist Untersuchungen mittels Bohrlochern sind zwar nur an wenigen Gletschern durchgefuhrt worden bestatigten jedoch die wichtige Rolle der Felsbettdeformation die in einigen Gletschern sogar die Hauptursache der basalen Gletscherbewegungen ist Felsbettdeformationen zeigen starke raumliche und zeitliche Fluktuationen bedingt durch raumliche Anderungen der Geometrie und des Materials des unterliegenden Felsbettes sowie Anderungen des Wassergehalts des Gletschers Auch aus diesem Grund ist das genaue Fliessverhalten eines Gletschers mit deformierbaren Bett sehr schwer zu beschreiben 51 Da die Deformation des Felsbettes jedoch signifikant das Fliessverhalten beeinflusst wird es inzwischen dennoch von allen modernen Gletschermodellen zu parametrieren versucht 24 Das Fliessen der Gletscher BearbeitenGemessene Eisflusse und geschwindigkeiten an reprasentativen Stellen einiger Gletscher 52 Gletscher Typ Oberflachen geschwindigkeit m a Fliess geschwindigkeit in Gletschermitte m a 53 Eisdicke m Storglaciaren Talgletscher 15 3000 200Worthington Gletscher Talgletscher 75 15000 200Columbia Gletscher 1977 Gebirgsgletscher ins Meer fliessend 730 70000 950Columbia Gletscher 1995 Gebirgsgletscher ins Meer fliessend 2900 230000 800Pine Island Gletscher Eisstrom mit Eisschelf 1500 270000 1800Die Fliessgeschwindigkeit u displaystyle u nbsp von Gletschern variiert zwischen wenigen Metern und einigen Kilometern pro Jahr Grundsatzlich tragen zwei Komponenten zur Fliessgeschwindigkeit bei ein konstanter Anteil u b displaystyle u mathrm b nbsp der durch basales Gleiten und Felsbettdeformation verursacht wird sowie einer der auf interne Deformation zuruckzufuhren ist und abhangig von der Masse des aufliegenden Eises mithin mit der Tiefe z displaystyle z nbsp des Gletschers variiert u u b B z u z d z displaystyle u u mathrm b int mathrm B z frac partial u partial z mathrm d z nbsp Der Anteil des basalen Gleitens wird hierbei durch Wassergehalt und Beschaffenheit des Felsbettes bestimmt die interne Deformation durch die angelegten Spannungen und Geometrie des Gletschers Beide Prozesse sind auch abhangig von der Temperatur Multipliziert man die Fliessgeschwindigkeit mit der Querschnittsflache des Gletschers erhalt man die Menge an Eis die pro Zeiteinheit durch diese Flache fliesst den Eisfluss in der Einheit m 3 s displaystyle mathrm m 3 s nbsp Ausgehend von der spezifischen Massenbilanz also der Massenbilanz an verschiedenen Punkten eines Gletschers lassen sich generelle Voraussagen uber gemittelte Gleichgewichtsgeschwindigkeiten und Richtung der Fliesslinien treffen Um die genauen Fliessgeschwindigkeiten in Abhangigkeit von der Tiefe zu erhalten mussen die Geschwindigkeiten mit dem allgemeinen Fliessgesetz berechnet werden Ausser fur idealisierte Falle ist hierbei eine analytische Losung nicht mehr moglich sodass man auf numerische Modelle angewiesen ist Messung von Gletschergeschwindigkeiten Bearbeiten nbsp Ein Glaziologe bei der ArbeitOberflachengeschwindigkeiten von Gletschern wurden fruher durch Triangulation gemessen Zu diesem Zweck wurde Stangen uber den Gletscher verteilt und der Abstand zwischen ihnen bestimmt Mittels Messungen zu verschiedenen Zeiten ergeben sich die Verschiebungen der Stangen und damit die Geschwindigkeit Auch wenn technische Verbesserungen wie automatische Winkelmessung und Laserentfernungsmessung derartige Messungen vereinfachten benotigen sie immer einen Referenzpunkt Ausserdem ist der Arbeitsaufwand der hierfur erforderlichen regelmassigen Feldmessungen relativ hoch und ungunstige Wetterbedingungen konnen Messungen zu bestimmten Zeiten unmoglich machen Eine grundlegende Verbesserung ergab sich mit Einfuhrung des Global Positioning System GPS und dem Einsatz von GPS Empfangern an den Vermessungsstangen Wenn nahe dem Gletscher eine Referenzstation vorhanden ist kann somit eine Messgenauigkeit von bis zu einem Zentimeter erreicht werden Ausserdem konnen kontinuierlich Daten gemessen werden nicht nur wahrend weniger Feldmessexkursionen 54 55 Messmethoden mit Stangen liefern jedoch immer nur Daten fur eine raumlich sehr begrenzte Flache Inzwischen werden daher vor allem terrestrische Laserscanner zur Bestimmung der Oberflachengeschwindigkeit benutzt die eine Reichweite von mehreren Kilometern haben Die Gletschergeschwindigkeit wird mit ihnen durch Verschiebung charakteristischer Strukturen in aufeinanderfolgenden Scans bestimmt feature tracking 56 Mittels Fernerkundung konnen auch Oberflachengeschwindigkeiten von grosseren und bisher unzuganglichen Gebieten gemessen werden Hierbei werden Daten oder Bilder von Flugzeug oder Satellitenmessungen zur Geschwindigkeitsbestimmung genutzt Will man Geschwindigkeiten von Gletschern messen die zu klein sind um mittels Satellitenbildern aufgelost zu werden konnen Fernerkundungsdaten auch mit Drohnen gewonnen werden 57 Die Geschwindigkeit kann auch hier mittels feature tracking anhand der Verschiebung markanter Fixpunkte bestimmt werden Hierzu dienen zum Beispiel Gletscherspalten die auf verschiedenen zeitlich aufeinanderfolgenden Bildern des gleichen Gebietes aufgenommen wurden Alternativ ist es moglich die Geschwindigkeit mittels Mikrowellen Interferometrie zu erhalten indem die Phasenverschiebung eines vom Gletscher reflektierten Mikrowellensignals gemessen wird 58 Messungen von Geschwindigkeiten innerhalb des Gletschers sind schwieriger Eine Moglichkeit hierzu ist die Beobachtung der Deformation von Eisbohrlochern die Informationen uber die Deformationsrate und Fliessgeschwindigkeit liefern kann 59 Gleichgewichtsgeschwindigkeit Bearbeiten nbsp Gleichgewichtsgeschwindigkeit der antarktischen GletscherFur jeden Punkt eines Gletschers kann unter Annahme einer ausgeglichenen Massenbilanz eine mittlere Geschwindigkeit die sogenannte Gleichgewichtsgeschwindigkeit berechnet werden Hierbei wird ausgenutzt dass auf Grund der Massenerhaltung Eis innerhalb des Gletschers weder aus dem Nichts entstehen noch verloren gehen kann Die Anderung der Gesamtmasse M displaystyle M nbsp des Gletschers oberhalb eines Querschnitts Y displaystyle Y nbsp muss daher der Differenz von Akkumulation beziehungsweise Ablation oberhalb dieses Querschnitts und dem Eisfluss Q displaystyle Q nbsp durch ihn entsprechen d M d t r A b d A Y Q d y displaystyle frac mathrm d M mathrm d t rho int A dot b mathrm d A int Y Q mathrm d y nbsp Das Flachenintegral uber A displaystyle A nbsp im Akkumulationsterm entspricht der Flache oberhalb von Y displaystyle Y nbsp r displaystyle rho nbsp ist die Eisdichte b displaystyle dot b nbsp die lokale Massenanderung Der Eisfluss Q displaystyle Q nbsp durch die Flache Y displaystyle Y nbsp kann mathematisch beschrieben werden als Q b S r z u z d z r u H y displaystyle Q int mathrm b S rho z u z mathrm d z overline rho u Hy nbsp b displaystyle b nbsp ist die Hohe des Felsbettes S displaystyle S nbsp die Hohe der Oberflache H displaystyle H nbsp steht fur die Hohe und y displaystyle y nbsp fur die Breite des Gletscherquerschnitts Y displaystyle Y nbsp Wenn die Anderung der Masse vernachlassigbar klein gegenuber den anderen Termen dieser Gleichung ist also im Falle eines Gletschers mit annahernd ausgeglichener Massenbilanz und vernachlassigbarer kurzzeitiger Variabilitat durch Schneefall oder schmelze gilt d M d t 0 displaystyle frac mathrm d M mathrm d t 0 nbsp und daher fur einen beliebigen Querschnitt Y displaystyle Y nbsp des Gletschers r A b d A r b A r H U g y displaystyle rho int A dot b mathrm d A rho dot b A overline rho HU mathrm g y nbsp mit A displaystyle A nbsp als Flache des Gletschers oberhalb von Y displaystyle Y nbsp In Worten besagt diese Gleichung dass das gesamte Eis das oberhalb des beobachteten Querschnitts akkumuliert wird auch durch diesen hindurchfliessen muss Die Geschwindigkeit mit der das geschieht U g displaystyle U mathrm g nbsp wird Gleichgewichtsgeschwindigkeit genannt Da sie eine gemittelte Grosse ist gibt die Kenntnis der Gleichgewichtsgeschwindigkeit keine Information uber die tatsachliche Geschwindigkeitsverteilung innerhalb des Gletschers hierzu ist eine genauere Betrachtung der beschleunigenden und bremsenden Krafte die auf den Gletscher wirken notig Falls die Massenbilanz eines Gletschers nicht ausgeglichen ist weicht die tatsachliche Geschwindigkeit naturlich ebenfalls von der Gleichgewichtsgeschwindigkeit ab Deutliche Differenzen zwischen gemessener und Gleichgewichtsgeschwindigkeit sind daher ein Zeichen dafur dass die Massenbilanz des Gletschers nicht ausgeglichen ist 60 Bei Talgletschern ist die Gleichgewichtsgeschwindigkeit im Akkumulationsgebiet positiv im Ablationsgebiet dagegen negativ da der Eisfluss in zunehmender Tiefe immer geringer wird Im Meer endende Gletscher arktischer Regionen sowie die grossen Eisschilde konnen selbst am Rand einen grossen Eisfluss aufweisen Sie verlieren ihr Eis nicht durch Schmelzen sondern durch das Kalben von Eisbergen In diesen Fallen ist die Gleichgewichtsgeschwindigkeit auch an der Kuste noch relativ hoch im Falle der Antarktis liegen die Bereiche mit der hochsten Gleichgewichtsgeschwindigkeit sogar direkt an der Kuste da es aufgrund der extrem niedrigen Temperaturen kein Ablationsgebiet auf dem antarktischen Festland gibt Vertikale Geschwindigkeiten Emergenz und Submergenz Bearbeiten nbsp Fliesslinien und Massenbilanz b eines typischen Talgletschers oben und Eisschildes Im Falle des Talgletschers sieht man deutlich dass die Fliesslinien im Akkumulationsgebiet nach unten gerichtet sind bzw im Ablationsgebiet nach oben Die Gleichgewichtsgeschwindigkeit beschreibt die mittlere horizontale Geschwindigkeit eines Gletschers Wenn der Gletscher tatsachlich im Gleichgewicht ist oder nicht wesentlich davon abweicht ist es zusatzlich moglich Aussagen uber die vertikale Geschwindigkeit des Eises zu treffen Damit sich die Hohe des Gletschers an keiner Stelle andert muss die vertikale Geschwindigkeit genau der Nettoakkumulation also der Differenz aus Akkumulation und Ablation entsprechen b U v U h tan a displaystyle dot b U mathrm v U mathrm h tan alpha nbsp U v displaystyle U mathrm v nbsp beschreibt hier die Vertikalgeschwindigkeit Der Term U h tan a displaystyle U mathrm h tan alpha nbsp tragt der Tatsache Rechnung dass der Gletscher auch eine horizontale Geschwindigkeit hat sodass die Vertikalgeschwindigkeit nicht exakt der Nettoakkumulation entspricht sobald der Gletscher um einen Winkel a displaystyle alpha nbsp geneigt ist Im Akkumulationsgebiet ist b displaystyle dot b nbsp positiv U v displaystyle U mathrm v nbsp daher negativ Die Fliesslinien zeigen in den Gletscher hinein und das Eis fliesst tendenziell nach unten Dieses Verhalten wird Submergenz genannt Im Ablationsgebiet ist die Situation genau umgekehrt die Fliesslinien zeigen nach oben und das Eis fliesst wieder Richtung Gletscheroberflache Emergenz Nur auf Hohe der Gleichgewichtslinie fliesst das Eis parallel zur Gletscheroberflache Fur Talgletscher zeigen deutliche Abweichungen von diesem Fliessverhalten an dass sich der Gletscher nicht im Gleichgewicht befindet Dann entspricht die vertikale Geschwindigkeit nicht mehr der Nettoakkumulation und der Gletscher verliert oder gewinnt an Substanz 61 Fur Eisschilde muss diese Gesetzmassigkeit nicht unbedingt gelten da sie Eis auch durch andere Mechanismen wie zum Beispiel das Kalben von Eisbergen verlieren Auf den Gletscher wirkende Krafte Bearbeiten Treibende Kraft der Gletscherbewegungen ist das Eigengewicht des Eises Diese kann auf zwei verschiedene Arten dazu fuhren dass es zu einer Bewegung der Gletscher kommt Ein Gletscher konstanter Hohe H displaystyle H nbsp befindet sich auf einem geneigten Felsbett Die auf den Gletscher wirkende Kraft entspricht dann der Hangabtriebskraft t g r g H sin a displaystyle tau mathrm g rho gH sin alpha nbsp Ein Gletscher befindet sich auf einem flachen Felsbett besitzt aber eine variable Hohe sodass Eis vom hoheren zum flacheren Teil des Gletschers fliesst In diesem Fall gilt fur die wirkende Kraft t g r g H tan a displaystyle tau mathrm g rho gH tan alpha nbsp wobei der Winkel a displaystyle alpha nbsp die Neigung der Gletscheroberflache symbolisiert Auch eine Kombination beider hier beschriebener Situationen ist moglich Da die Oberflachenneigung von Gletschern selten mehr als 20 betragt gilt die Kleinwinkelnaherung sin a tan a a displaystyle sin alpha approx tan alpha approx alpha nbsp und die wirkende Kraft kann in diesem Fall alleine durch die Oberflachenneigung bestimmt werden Die Kraft ist immer auf eine Flache des Gletschers bezogen hat also die Einheit einer Spannung Kraft pro Flache In der Glaziologie wird sie deshalb auch als Spannung bezeichnet selbst wenn sie nicht nur auf eine Oberflache sondern auf den gesamten Gletscher wirkt 62 Der Gravitation entgegengesetzt sind die Reibung am Felsbett t b displaystyle tau mathrm b nbsp eventuelle Reibungskrafte an der Seite des Gletschers t s displaystyle tau s nbsp und Kompression und Dehnung des Eises entlang der Fliessrichtung t k displaystyle tau k nbsp Da Beschleunigungen innerhalb eines Gletschers minimal sind kann im Normalfall ein Gleichgewicht angenommen werden in dem die bremsenden Krafte die Beschleunigung durch die Gravitation ausgleichen t g t b t s t k displaystyle tau mathrm g tau mathrm b tau s tau k nbsp Die Reibung am Felsbett ist im Allgemeinen die wichtigste dieser drei Krafte und macht bei Talgletschern 50 bis 90 der gesamten bremsenden Krafte aus Im Falle von Eisschelfs und im Meer mundenden Eisstromen wird t b displaystyle tau mathrm b nbsp die Reibung am Felsbett jedoch vernachlassigbar klein und ihr Beitrag zu den bremsenden Kraften geht gegen null 63 Dies ist der Grund weshalb diese Gletscher eine hohere Dynamik aufweisen Ausserdem wirken sich in diesem Fall lokale Anderungen der Spannung in einem Teil des Gletschers auch stark auf andere Regionen aus wohingegen sie bei Gletschern mit Felsbett aufgrund der Reibung lokal begrenzt bleiben konnen 64 Geschwindigkeitsprofile Bearbeiten Einfache Scherung Bearbeiten Um nicht nur die gemittelte Gleichgewichtsgeschwindigkeit sondern auch einen Wert fur die Geschwindigkeit an einem einzelnen Punkt des Gletschers berechnen zu konnen muss man die wirkenden Spannungen mittels des verallgemeinerten Fliessgesetzes in Geschwindigkeiten ubersetzen Im einfachsten Fall einer einfachen Scherung parallel flow wirken nur Krafte auf die z Ebene des Gletschers Reibung an den Seiten wird vernachlassigt und der Gletscher fliesst immer parallel zum Felsbett Das bedeutet dass t x z displaystyle tau mathrm xz nbsp der einzige relevante Eintrag des Spannungstensors ist Mit dem Fliessgesetz ϵ x z A t x z n displaystyle epsilon mathrm xz A tau mathrm xz n nbsp und einer mit der Hohe uber dem Felsbett linear zunehmenden Spannung t x z r g h a displaystyle tau mathrm xz rho gh alpha nbsp ergibt sich nach Integration fur die Geschwindigkeit u z u b 2 A n 1 r g h a n H n 1 displaystyle u z u mathrm b frac 2A n 1 rho gh alpha n H n 1 nbsp Dabei beschreibt u b displaystyle u mathrm b nbsp die Bewegung am Felsbett durch basales Gleiten Mittels dieses einfachen Modells erkennt man dass die Geschwindigkeit deutlich mit der Hohe uber dem Felsbett zunimmt und das Eis direkt uber dem Felsbett sich folglich nur sehr langsam bewegt und darum ein sehr hohes Alter aufweisen kann Dies ist ein Grund weshalb Eisbohrkerne ein bis weit in die Vergangenheit reichendes Klimaarchiv darstellen konnen Die Geschwindigkeitsgleichung verdeutlicht dass die Geschwindigkeit stark von den Parametern H displaystyle H nbsp Hohe des Gletschers uber dem Felsbett und a displaystyle alpha nbsp Oberflachenneigung abhangt wenn man fur n displaystyle n nbsp den experimentell gefundenen Wert von ungefahr drei annimmt Daher haben schon kleine Anderungen der Geometrie starke Auswirkungen auf die Geschwindigkeit Auch der Parameter A ist stark abhangig von Faktoren wie Temperatur Wassergehalt und anderen Einflussen 65 Die Eigenschaften des Eises nahe dem Felsbett unterscheiden sich stark vom restlichen Eis was zu Abweichungen von den erwarteten Fliessgeschwindigkeiten in beide Richtungen fuhren kann Ein hoher Anteil von loslichen Verunreinigungen fuhrt zu einer erhohten Fliessgeschwindigkeit wie es zum Beispiel an der Agassiz Eiskappe beobachtet wird An anderen Stellen wie auf der Devon Insel beobachtet man wiederum eine aussergewohnlich geringe Geschwindigkeit am Felsbett 66 Bei Gletschern die noch sehr altes Eis besitzen kann sich innerhalb der Schichtfolge das Fliessverhalten in tieferen Schichten deutlich steigern sobald man auf eine Schicht mit Eis der letzten Eiszeit trifft In gronlandischen und kanadischen Gletschern wurden Geschwindigkeiten gemessen die ungefahr um den Faktor drei vom erwarteten Wert abwichen Wahrscheinlich liegt dies an einer durch Verunreinigungen entstandene kleineren durchschnittlichen Kristallgrosse in diesen Gletschern welche das Gleiten der einzelnen ubereinander liegenden Eiskristallschichten vereinfacht 67 Reales Fliessverhalten Bearbeiten Die im vorigen Abschnitt dargestellte einfache Beziehung gilt streng genommen nur fur horizontal unendlich ausgedehnte Gletscher mit konstanter Oberflachenneigung und Hohe Anderungen der Neigung oder in der Hohe uber dem Felsbett fuhren zu Gradienten in t x z displaystyle tau mathrm xz nbsp die die Geschwindigkeit beeinflussen 68 Bei Talgletschern spielt die seitliche Begrenzung des Gletschers eine grosse Rolle die zu zusatzlicher Reibung fuhrt Akkumulation und Ablation fuhren zu Submergenz und Emergenz die ebenfalls nicht als einfache Scherung beschrieben werden konnen In diesem Fall nimmt das Fliessgesetz eine kompliziertere Form an da nicht mehr alle Eintrage des Spannungstensors ausser t x z displaystyle tau mathrm xz nbsp vernachlassigt werden konnen Bei zunehmender Komplexitat stossen analytische Beschreibungen an ihre Grenzen sodass numerische Simulationen zur Losung benotigt werden Bei gegebenen Randbedingungen wie Felsbett Starke des basalen Gleitens und Massenbilanz konnen so die Geschwindigkeiten an jedem Punkt des Gletschers bestimmt werden 69 Beispiele fur Systeme mit hoher Variabilitat in den Fliessgeschwindigkeiten sind Eisstrome Bereiche von Eisschilden die eine deutlich hohere Fliessgeschwindigkeit als ihre Umgebung haben Die Ursache sind haufig topographische Unterschiede am Felsbett Eisstrome befinden sich meistens in subglazialen Talern wodurch die Eisdicke und dadurch auch die Spannung lokal erhoht ist Zusatzlich sorgt das hohere Gewicht zu einem starkeren basalen Gleiten 70 Auch bei Gezeitengletschern die im Meer enden verlauft die Geschwindigkeit nicht homogen sondern nimmt zu je naher man sich dem Gletscherende nahert an dem sich durch Kalben Eisberge bilden 71 Nicht nur raumlich sondern auch zeitlich konnen die Fliessgeschwindigkeiten stark variieren Wahrend die Geschwindigkeit der meisten Gletscher saisonal variiert weisen sogenannte Surges eine extreme periodische Variabilitat auf Perioden von zehn bis 100 jahriger relativer Ruhe wechseln ab mit kurzzeitigen ein bis 15 jahrigen Phasen bis zu 1000 fach erhohter Fliessgeschwindigkeit 72 Auswirkungen klimatischer Anderungen Bearbeiten nbsp Terminus des Kong Oscar Glacier auf GronlandSowohl Gebirgsgletscher als auch die polaren Eisschilde weisen im Zuge der globalen Erwarmung eine signifikant negative Massenbilanz auf seit Mitte des 19 Jahrhunderts wird weltweit ein Ruckzug der Gletscher beobachtet Die veranderte Massenbilanz hat Auswirkungen auf das Fliessverhalten des Gletschers Umgekehrt konnen Anderungen des Fliessverhaltens wiederum die Massenbilanz beeinflussen indem sie durch hoheren oder niedrigeren Eisfluss die Geschwindigkeit des Ruckgangs bestimmen Die Gletscherdynamik hat damit einen massiven Einfluss auf die Ausdehnung der polaren Eiskappen indirekt auch auf die Strahlungsbilanz der Erde da die Albedo der Eisschilde grosser ist als die von Land oder flussigem Wasser Das unvollstandige Verstandnis des zukunftigen Fliessverhaltens der polaren Eisschilde ist auch ein Unsicherheitsfaktor fur die Bestimmung des globalen Meeresspiegelanstiegs 73 Bei Gebirgsgletschern fuhrt eine hohere Temperatur zu einer Erhohung der Gleichgewichtslinie und einer Verkleinerung des Akkumulationsgebiets was auch Einfluss auf die Fliessgeschwindigkeit hat Falls Schmelz oder Regenwasser von der Gletscheroberflache bis zum Gletscherbett vordringt kann der Eisfluss durch verstarktes basales Gleiten zusatzlich beschleunigt werden 74 Die Fliessgeschwindigkeit im unteren Ende des Rhonegletschers hat sich beispielsweise von 2005 bis 2009 in etwa verdreifacht wahrend sich die Eisdicke reduzierte Es bildete sich ein Gletscherrandsee auf dem der Terminus des Gletschers zu schwimmen begann was die Stabilitat des Gletschers erniedrigte 75 Durch den anhaltenden Gletscherschwund ist die Entstehung neuer Gletscherrandseen ein haufig beobachtetes Phanomen 76 Falls sich die Gleichgewichtslinie der Gebirgsgletscher so stark verschiebt dass sie uber dem hochsten Punkt des Gletschers liegt und dieser im gesamten Bereich im Jahresmittel mehr Eis verliert als er durch Akkumulation gewinnt fuhrt dies langfristig zum kompletten Abschmelzen Die Alpengletscher werden beispielsweise innerhalb der nachsten Dekaden grosstenteils verschwinden 77 wahrend die Himalayagletscher zwar ebenfalls an Masse verlieren die starke klimatische und topographische Variabilitat des Himalayas jedoch Vorhersagen schwierig macht Im Karakorum beobachtete man sogar eine leichte Zunahme der Eismasse 78 Die Auswirkungen klimatischer Anderungen auf Gebirgsgletscher und deren Fliessverhalten sind also insgesamt stark von der jeweiligen Geometrie und lokalen Gegebenheiten abhangig sie konnen gar keinen Einfluss haben oder bis zum vollstandigen Verschwinden eines Gletschers fuhren 79 Das Gronlandische Eisschild verlor zwischen 1992 und 2012 jahrlich grosse Mengen an Eis Hierbei hat nicht nur die Schmelze an der Gletscheroberflache signifikant zugenommen auch der Verlust von Eis durch Ausfluss in den Ozean der in vergleichbarer Grossenordnung zur Massenbilanz beitragt hat sich erhoht 80 Flugzeuggestutzte Laser Altimetermessungen zeigten dass sich die gronlandischen Gletscher in den 1990er Jahren um bis zu zehn Meter pro Jahr verdunnten wobei sich die Fliessgeschwindigkeiten teilweise fast verdoppelten 81 Fur Gesamtgronland zeigen die meisten Studien eine massive Zunahme des Eisverlustes seit 2003 wahrend die Anderungen zuvor eher gering waren Mit verschiedenen Methoden gewonnene Schatzungen reichen von Verlusten zwischen 80 und 360 Gigatonnen Eis pro Jahr Vor allem im Meer endende Gletscher verlieren massiv an Eis da die warmeren Temperaturen und schmelzenden Gletscher verschiedene Mechanismen antreiben die die Fliessgeschwindigkeit damit indirekt auch den Eisverlust erhohen Eine durch Eisverlust verkurzte Gletscherzunge geht mit kleineren bremsenden Kraften einher Die grossere Menge an Schmelzwasser treibt zusatzlich die Zirkulation des Meerwassers in den Fjorden in die die Gletscher einmunden an Dies fuhrt zu einer geringeren Bildung von Meereis und damit schnelleren Fliessgeschwindigkeiten der Gletscher vor allem im Winter 82 Im Land endende Gletscher zeigen dagegen kaum Veranderungen in der Fliessgeschwindigkeit die Anderungen im Gronlandischen Eisschild verlaufen daher regional stark unterschiedlich Wahrend sich im Sudosten der Eisverlust bei vielen Gletschern zeitweise mehr als verdoppelt hat und auch im Norden und Nordosten die Fliessgeschwindigkeiten massiv zugenommen haben zeigten sich im Sudwesten wo die meisten Gletscher nicht im Meer sondern weiter im Landesinneren enden geringere Veranderungen 82 Satellitenmessungen der ersten Dekade des 21 Jahrhunderts zeigen kontinuierliche Erhohungen der Fliessgeschwindigkeit nur im Nordosten wahrend der Sudwesten nach einer starken Erhohung zu Beginn der Dekade variable Geschwindigkeiten aufweist und sich die Mittelwerte von 2010 nur wenig von denen von 2005 unterscheiden Insgesamt scheint es fur Gesamtgronland keinen konsistenten Trend zu geben sondern hohe regionale und zeitliche Variabilitat die auch eine Abschatzung der zukunftigen Erhohung des Meeresspiegel erschwert 83 Im Antarktischen Eisschild liegen die Temperaturen ganzjahrig weit unter dem Gefrierpunkt sodass Eisverluste an der Oberflache vernachlassigbar sind Die Masse des antarktischen Eisschildes ist daher abhangig vom Niederschlag und dem Eisverlust an die Ozeane Beide Grossen sind nur ungenau bestimmbar wodurch sich grosse Unsicherheiten in der Gesamtbilanz ergeben Allgemein werden grosse Unterschiede zwischen der West und Ostantarktis beobachtet Wahrend sich im Osten die Eismasse zwischen 1980 und 2004 kaum veranderte verlor die Westantarktis und die Antarktische Halbinsel signifikant an Eis 84 Hierbei verdunnte sich der Eisschild und es beschleunigten sich die Fliessgeschwindigkeiten wodurch eine grossere Eismenge als bisher in den Ozean entweicht Auf der Antarktischen Halbinsel verursachte auch das Aufbrechen mehrerer Eisschelfe eine Erhohung der Fliessgeschwindigkeit 80 Die Fliessgeschwindigkeiten sind zu hoch um eine ausgeglichene Massenbilanz zu ermoglichen In vielen Bereichen erhohte sich die Fliessgeschwindigkeit in den 1990er und 2000er Jahren in anderen blieb sie seit 1992 konstant aber durchgehend uber der Gleichgewichtsgeschwindigkeit d h sie verlieren schon seit mehreren Jahrzehnten mehr Eis als sie durch Akkumulation hinzugewinnen 84 Eine Kombination von 24 satellitengestutzten Schatzungen der Eismasse ergab dass zwischen 1992 und 2017 insgesamt 2725 1400 Gigatonnen and Eis verlorengingen Dies entspricht einem Meeresspiegelanstieg von 7 6 3 9 Millimetern Auch diese Studie bestatigt dass Eisverluste hauptsachlich in der Westantarktis und der Antarktischen Halbinsel auftraten wahrend die Ostantarktis im Rahmen der Vorhersagegenauigkeit im Gleichgewicht ist 85 Literatur BearbeitenLehrbucher Bearbeiten Kurt M Cuffey William S B Paterson The Physics of glaciers 4th Edition Butterword Heinemann Amsterdam u a 2010 ISBN 978 0 12 369461 4 Ralf Greve Heinz Blatter Dynamics of Ice Sheets and Glaciers Springer Berlin Heidelberg 2009 ISBN 978 3 642 03415 2 Roland A Souchez Reginald D Lorrain Ice composition and glacier dynamics Springer Series in Physical Environment Band 8 Springer Berlin u a 1991 ISBN 3 540 52521 1 Cornelis J van der Veen Fundamentals of Glacier Dynamics A A Balkema Rotterdam u a 1999 ISBN 90 5410 471 6 Reviews und Buchkapitel Bearbeiten Andrew Fowler Mathematical Geoscience Interdisciplinary Applied Mathematics Band 36 Springer London u a 2010 ISBN 978 0 85729 699 3 Kapitel 10 Glaciers and Ice Sheets und 11 Jokulhlaups Hester Jiskoot Dynamics of Glacier In Vijay P Singh Pratap Singh Umesh K Haritashya Hrsg Encyclopedia of Snow Ice and Glaciers Springer Dordrecht 2011 ISBN 978 90 481 2641 5 S 415 428 Christian Schoof Ian Hewitt Ice Sheet Dynamics In Annual Review of Fluid Mechanics Band 45 Nr 1 2013 S 217 239 doi 10 1146 annurev fluid 011212 140632 Einzelnachweise Bearbeiten Meyers Konversations Lexikon 6 Auflage 1905 1909 Band 8 Leipzig 1907 S 27 31 Online bei zeno org W Meixner G Siegl Historisches zum Thema Gletscher Gletschervorfeld und Obergurgl In Brigitta Erschbacher und Eva Koch Hrsg Glaziale und periglaziale Lebensraume im Raum Obergurgl Innsbruck University Press 2010 S 13 29 Gottlieb Siegmund Gruner Das Eisgebirge des Schweizerlandes Band 3 Verlag der neuen Buchhandlung Bern 1760 S 71 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Bernhard Friedrich Kuhn Versuch uber den Mechanismus der Gletscher In Mag Naturkunde Helvetiens Band 1 1787 S 117 136 Zu Kuhn siehe auch H Rothlisberger B F Kuhns Beitrag zur Gletscherkunde vor 200 Jahren In Geographica Helvetica Band 42 Nr 2 1987 S 147 152 doi 10 5194 gh 42 147 1987 und Heinz Blatter Ralf Greve Ayako Abe Ouchi A short history of the thermomechanical theory and modelling of glaciers and ice sheets In Journal of Glaciology Band 56 Nr 200 1 Dezember 2010 S 1087 1094 doi 10 3189 002214311796406059 Johann von Charpentier Essai sur les glaciers et sur le terrain erratique du bassin du Rhone Lausanne 1841 S 71 Digitalisat auf Google Books Peter Merian Ueber die Theorie der Gletscher In Annalen der Physik 136 Nr 11 1843 S 417 444 und S 527 549 hier S 427 f doi 10 1002 andp 18431361115 Digitalisat auf Wikisource a b c Kurt M Cuffey W S B Paterson The Physics of Glaciers Academic Press 2010 ISBN 978 0 08 091912 6 S 2 Peter Merian Ueber die Theorie der Gletscher In Annalen der Physik 136 Nr 11 1843 S 417 444 und S 527 549 hier S 424 f doi 10 1002 andp 18431361115 Digitalisat auf Wikisource Horace Benedict de Saussure Voyages dans les Alpes Genf 1779 1796 Peter Merian Ueber die Theorie der Gletscher In Annalen der Physik 136 Nr 11 1843 S 417 444 und S 527 549 doi 10 1002 andp 18431361115 Digitalisat auf Wikisource Peter Merian Ueber die Theorie der Gletscher In Annalen der Physik 136 Nr 11 1843 S 417 444 und S 527 549 hier S 548 f doi 10 1002 andp 18431361115 Digitalisat auf Wikisource James David Forbes Travels through the Alps of Savoy and other parts of the Pennine chain with observations of the phenomena of glaciers Adam and Charles Black Edinburgh 1842 S 356 389 John Tyndall The Glaciers of the Alps John Murray 1860 S 311 315 John Tyndall The Glaciers of the Alps John Murray 1860 S 353 361 Harry Fielding Reid The Mechanics of Glaciers I In Journal of Geology Band 4 1 Dezember 1896 S 912 928 doi 10 1086 607653 J W Glen The Creep of Polycrystalline Ice In Proceedings of the Royal Society of London A Mathematical Physical and Engineering Sciences Band 228 Nr 1175 22 Marz 1955 S 519 538 doi 10 1098 rspa 1955 0066 z B J F Nye The Flow of Glaciers and Ice Sheets as a Problem in Plasticity In Proceedings of the Royal Society of London A Mathematical Physical and Engineering Sciences Band 207 Nr 1091 23 Juli 1951 S 554 572 doi 10 1098 rspa 1951 0140 a b c d H Jiskoot Dynamics of Glacier In Encyclopedia of Snow Ice and Glaciers 2011 S 415 428 a b c J Weertman On the sliding of glaciers In Journal of Glaciology Band 3 1 Marz 1957 S 33 38 K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers S 3 6 a b Heinz Blatter Ralf Greve Ayako Abe Ouchi Present State and Prospects of Ice Sheet and Glacier Modelling In Surveys in Geophysics Band 32 Nr 4 5 1 September 2011 S 555 583 doi 10 1007 s10712 011 9128 0 Heinz Blatter Ralf Greve Ayako Abe Ouchi A short history of the thermomechanical theory and modelling of glaciers and ice sheets In Journal of Glaciology Band 56 Nr 200 1 Dezember 2010 S 1087 1094 doi 10 3189 002214311796406059 K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers S 5 a b c Christian Schoof Ian Hewitt Ice Sheet Dynamics In Annual Review of Fluid Mechanics Band 45 Nr 1 2013 S 217 239 doi 10 1146 annurev fluid 011212 140632 K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers S 11 f Victor F Petrenko Robert W Whitworth Physics of ice S 252 Jiro Muguruma Shinji Mae Akira Higashi Void formation by non basal glide in ice single 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Mathematical Physical and Engineering Sciences 311 Nr 1506 1969 S 445 467 doi 10 1098 rspa 1969 0127 K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers S 229 C J van der Veen Fundamentals of Glacier Dynamics S 71 K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers S 250 252 K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers S 255 273 K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers S 287 Fliess geschwindigkeit m a multipliziert mit Dicke des Gletschers K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers S 293 f Roger LeB Hooke Principles of Glacier Mechanics S 77 f E Schwalbe H G Maas R Dietrich H Ewert Glacier Velocity Determination from Multi Temporal Terrestrial Long Range Laser Scanner Point Clouds In The International Archives of the Photogrammetry Remote Sensing and Spatial Information Sciences 37 2008 S 457 62 W W Immerzeel u A High resolution monitoring of Himalayan glacier dynamics using unmanned aerial vehicles In Remote Sensing of Environment 150 2014 S 93 103 K Whitehead u A Brief Communication Low cost on demand aerialphotogrammetry for glaciological measurement In The Cryosphere 7 2013 S 1879 1884 K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers S 293 f F Paul u A The glaciers climate change initiative Methods for creating glacier area elevation change and velocity products In Remote Sensing of Environment 162 2015 S 408 426 Arne Keller Heinz Blatter Measurement of strain rate components in a glacier with embedded inclinometers In Journal of Glaciology 58 Nr 210 2012 S 692 98 doi 10 3189 2012JoG11J234 K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers S 285 289 Roger LeB Hooke Principles of Glacier Mechanics S 91 f K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers S 295 f K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers S 299 301 K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers S 383 vgl Roger LeB Hooke Principles of Glacier Mechanics S 79 82 und K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers S 309 f K M Cuffey W S B Paterson The Physics of glaciers 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