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Unter Druckaufschmelzung versteht man den Effekt dass durch eine Erhohung des Drucks der Schmelzpunkt erreicht wird In der Glaziologie spielt der Druckschmelzpunkt von Eis wo die durch den Auflagedruck uberlagerter Massen herabgesetzte Schmelztemperatur im Eis erreicht wird eine besondere Rolle bei temperierten Gletschern Bei den meisten Gebirgsgletschern ist die druckbedingte Schmelzpunktabsenkung geringfugig lt 1 K pro 100 m Eisdicke sinkt der Schmelzpunkt um etwa 0 06 Grad Phasendiagramm von Wasser reines H2O Abhangigkeit des Schmelzpunktes vom Druck beim Phasenubergang fur Wasser BearbeitenWie das nebenstehende Phasendiagramm von Wasser fur den Phasenubergang von der festen blau in die flussige Phase grun zeigt hat die Kurve oberhalb des Tripelpunktes einen interessanten Verlauf bei gleicher Temperatur tut sich durch eine fortschreitende Druckerhohung zunachst wenig dann sinkt der Schmelzpunkt ab bis auf etwa 22 C 251 165 K und steigt bei Drucken die 209 9 MPa ubersteigen an bei 632 4 MPa liegt er wieder bei 0 C Bei kleinen Drucken bis 1 MPa oder 10 bar sinkt der Schmelzpunkt nur geringfugig annahernd linear um etwa 0 0077 K pro Bar Bei 10 bar betragt die Senkung etwa 0 08 K bei einer uberlagernden Eisdicke von rund 120 Metern sinkt der Schmelzpunkt so ungefahr um 0 1 K Bei 10 MPa 100 bar was etwa einer Wassertiefe von 1000 m oder rund 1100 m uberlagerndem Eis entspricht liegt der Schmelzpunkt bei rund 1 C Bei weiterer Druckerhohung nimmt die damit verbundene Absenkung im Verhaltnis zu bis bei rund 200 MPa 2000 bar der maximale Betrag von 22 K erreicht wird Noch hohere Drucke bewirken keine zunehmende Absenkung und bei rund 600 MPa liegt der Schmelzpunkt wieder um 0 C Hintergrund dieses Kurvenverlaufes im Phasendiagramm sind die Dichteunterschiede zwischen flussigem Wasser und seinen festen Phasen unter dem jeweiligen Druck Das bei atmospharischem und hoherem Druck bis rund 200 MPa gebildete Eis Ih hat eine geringere Dichte als das noch ungefrorene Wasser Das Volumen pro Mol H2O nimmt beim Ubergang von flussig nach fest zu das Wasser expandiert beim Gefrieren und das Eis schwimmt oben Dabei nimmt die Dichte flussigen Wassers am Gefrierpunkt mit steigendem Druck nahezu linear zu wahrend die Dichte gebildeten Eises am Schmelzpunkt mit ansteigendem Druck langsamer zunimmt bei 1 bar betragt der Volumenunterschied etwa 9 bei 2000 bar etwa 17 Die bei sehr hohem Druck entstehenden Eis Formen III V VI und VII dagegen haben eine hohere Dichte das molare Volumen nimmt beim Phasenubergang von fest nach flussig zu sie expandieren beim Schmelzen zu flussigem Wasser 1 Aus der Clausius Clapeyron Gleichung lasst sich fur die Beziehung des neuen Schmelzpunkts T neu displaystyle T text neu nbsp zum alten Schmelzpunkt T start displaystyle T text start nbsp bei einer Druckanderung D p displaystyle Delta p nbsp folgende Gleichung herleiten T neu T start e D p v l v s L displaystyle T text neu T text start cdot e frac Delta p cdot v l v s L nbsp mit v l v s displaystyle v l v s nbsp als spezifische Volumina des Stoffes in flussiger l displaystyle l nbsp liquid bzw fester s displaystyle s nbsp solid Phase sowie L displaystyle L nbsp als dessen spezifische Schmelzenthalpie Beispiel Druckaufschmelzung beim Schlittschuhlauf Bearbeiten Die Ansicht dass beim Schlittschuhlauf ausschliesslich durch den Druck der Kufen dieser Effekt das Eis schmelzen und einen Wasserfilm entstehen lasst der das Gleiten wesentlich erleichtert ist unvollstandig Tatsachlich wirkt ausser dem Druck hier auch die Reibungswarme mit die bei Bewegung der Kufen das Eis aufschmilzt zu einem gleitfahigen Wasserfilm 2 Der folgende Rechnungsgang demonstriert die Grossenordnungen Fur einen Schnelllauf Schlittschuh mit rechteckig plangeschliffener Kufe einer Dicke von 1 5 mm 0 15 cm und einer Lange von 40 cm wird eine Kontaktflache von insgesamt 40 cm 0 15 cm 6 cm angenommen Hinweis Bei Kufen mit Hohlprofil 3 stehen allerdings nur die beiden messerscharf geschliffenen Seitenkanten einer Kufe in Kontakt mit dem Medium Eis Ein Eisschnelllaufer mit einer Masse von 75 kg ubt eine Gewichtskraft von 75 kg 9 81 m s 736 N aus Bei planer Kufe verteilt auf 6 cm entspricht das einem Druck von 736 N 6 cm 123 N cm 12 3 bar sofern die Eisflache eben ist und die Kufe mit ganzer Flache aufliegt Hierbei wurde der Schmelzpunkt um 12 3 0 0077 K also etwa um 0 09 K sinken Bei Hohlschliffkufe verteilt auf deren Kanten mit einer Auflageflache von nur einem 1 100 wirkt ein Druck von 1230 bar Hierbei wurde sich der Schmelzpunkt um etwa 10 C verschieben Die Eistemperatur wird auf Kunsteisbahnen meist zwischen 12 C und 7 C gehalten Die Aufschmelzung des Eises durch Druck und Reibungswarme bei Bewegung spielt nicht allein beim Schlittschuhlaufen eine wesentliche Rolle Der wirksame Druck verringert sich bei Gleitwerkzeugen mit hoherer Auflageflache Schlittenkufen Skier Unterhalb von 22 C Tripelpunkt Eis Ih Eis III flussig liegt kein flussiges Wasser mehr vor unter diesen Bedingungen sind dann Eislaufen und Skifahren griffiger aber weniger gleitend Einzelnachweise Bearbeiten Martin Chaplin London South Bank University Explanation of the Density Anomalies of Water D2 Water expands on freezing englisch abgerufen am 15 Marz 2022 Jurgen Vollmer Ulrich Vetter Schlittschuhlaufen Warum ist Eis so glatt In Welt der Physik 22 Februar 2008 abgerufen am 28 Dezember 2018 Patrick Kharadi Der Eiskunstlauf Schliff Abgerufen am 2 Februar 2019 deutsch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Druckaufschmelzung amp oldid 230227899