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Das Republikschutzgesetz Gesetz zum Schutze der Republik war ein deutsches Gesetz in der Zeit der Weimarer Republik Unmittelbarer Anlass dafur war der Mord an Reichsaussenminister Walter Rathenau Genau genommen handelt es sich um zwei Gesetze Das Erste Republikschutzgesetz galt von 1922 bis 1929 das Zweite von 1930 bis 1932 Es verbot Organisationen die sich gegen die verfassungsmassige republikanische Staatsform richteten sowie deren Druckerzeugnisse und Versammlungen Politisch motivierte Gewalttaten wie die Ermordung von Regierungsmitgliedern wurden verscharft bestraft Ausserdem richtete das Gesetz einen Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik ein BasisdatenTitel Gesetz zum Schutze der RepublikKurztitel Republikschutzgesetz nichtamtl Art ReichsgesetzGeltungsbereich Deutsches ReichRechtsmaterie Strafrecht Besonderes VerwaltungsrechtUrsprungliche Fassung vom 21 Juli 1922 RGBl I S 585 Inkrafttreten am 23 Juli 1922Letzte Neufassung vom 25 Marz 1930 RGBl I S 91 Inkrafttreten derNeufassung am 28 Marz 1930Letzte Anderung durch 1 G vom 2 Juni 1927 RGBl I S 125 Inkrafttreten derletzten Anderung 23 Juli 1927 2 G vom 2 Juni 1927 Ausserkrafttreten 21 Dezember 1932 12 Abs 2 VO vom19 Dezember 1932 RGBl I S 548 f Bitte den Hinweis zur geltenden Gesetzesfassung beachten Das erste Gesetz etablierte eine Ausnahmeordnung und verstiess gegen die Weimarer Reichsverfassung Der Staatsgerichtshof war ein eigentlich unzulassiges Sondergericht neben dem Reichsgericht In Kraft treten konnte es nur durch eine verfassungsdurchbrechende Zweidrittelmehrheit im Reichstag Auch deshalb war es umstritten Das zweite Gesetz enthielt keine verfassungswidrigen Elemente mehr Inhaltsverzeichnis 1 Erstes Republikschutzgesetz 1 1 Entstehung 1 2 Weitere Normen 1 3 Entwicklung 2 Zweites Republikschutzgesetz 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeErstes Republikschutzgesetz BearbeitenEntstehung Bearbeiten nbsp Reichsjustizminister Gustav RadbruchDem Gesetz waren bereits Verordnungen zum Schutze der Republik vorausgegangen Sie wurden 1921 und dann 1922 direkt nach dem Rathenau Mord vom Reichsprasidenten erlassen Ihr Inhalt entsprach in wesentlichen Punkten bereits dem des Gesetzes Zum Streit in der Reichsregierung und auch im Reichstag fuhrte die Interpretation des Reichsjustizministers Gustav Radbruch und des Reichskanzlers Joseph Wirth dass sie sich nur gegen den Rechtsradikalismus richteten 1 Wirth hatte am 25 Juni 1922 im Reichstag den vielzitierten Ausspruch getan Da steht der Feind der sein Gift in die Wunden eines Volkes traufelt Da steht der Feind und daruber ist kein Zweifel dieser Feind steht rechts Der Historiker Horst Moller fragt sich ob es nicht kluger gewesen ware die gemassigte von der extremen Rechten zu trennen Allerdings sei die Emporung gegen die Deutschnationale Volkspartei und die Hetze ihres Mitglieds Helfferich berechtigt gewesen 2 Die Reichsregierung wollte den Inhalt der Verordnungen sogleich in Gesetzesform giessen Der Entwurf stammte von den Reichsministerien der Justiz und des Innern Allerdings meinte bereits Wilhelm Marx von der Fraktion des Zentrums dass man auf einen Ausnahmefall mit Notverordnungen nicht mit einem Ausnahmegesetz reagieren solle Vor allem hatte der Freistaat Bayern Vorbehalte wie Ministerprasident Lerchenfeld sie ausserte Eine Ausnahmeordnung sei unnotig Fruhere Mitglieder der Reichsregierung sollten nicht einbezogen werden Bereits die Verordnungen hatten sich nur gegen den Rechtsradikalismus gewandt Vor allem beschneide der Gesetzentwurf die Rechte der Lander Statt Landesbehorden werde eine Reichsbehorde fur bestimmte Straftaten zustandig werden Mit ruckwirkender Kraft betraf das Gesetz auch fruhere Straftaten Bayern fand mit seiner Kritik nur bei Wurttemberg umfassende Unterstutzung Allerdings wurde die Reichsregierung in einer Besprechung mit den Ministerprasidenten der Lander am 29 Juni vom Gedanken abgebracht den Gesetzentwurf durch den Reichstag einbringen zu lassen Stattdessen sollte der Reichsrat beteiligt werden das Vertretungsorgan der Lander Nach einigen Anderungen nahm der Reichsrat den Gesetzentwurf am 3 Juli an mit 48 gegen zehn Stimmen Durch eine neue Formulierung wurde die einseitige Ausrichtung gegen rechts aufgehoben sodass auch linksradikale Bestrebungen betroffen waren Statt der republikanischen Staatsform oder wie von Bayern gewunscht der verfassungsmassigen Staatsform schutzte das Gesetz die verfassungsmassige republikanische Staatsform In der dritten Lesung des Reichstags wurde daraus die verfassungsmassig festgestellte republikanische Staatsform Im Reichstag hatten auch die rechten Parteien den Rathenau Mord verurteilt beim Republikschutzgesetz ausserten sie allerdings Kritik an Ausnahmebestimmungen am Ausnahme Gerichtshof sowie an den Bestimmungen die gegen die fruheren Landesherren gerichtet waren 3 Fur das Gesetz stimmten am 18 Juli 303 Abgeordnete dagegen 102 wahrend sich vier enthielten Die Ja Stimmen kamen geschlossen von USPD SPD DDP und Zentrum und mehrheitlich von der DVP Dagegen waren die DNVP die BVP und der Bayerische Bauernbund Geringer war die Zustimmung fur das dazugehorige Beamtengesetz Beide Gesetze erhielten aber eine Zweidrittelmehrheit die fur die Verfassungsdurchbrechung notig war Verfassungswidrig war namlich die ruckwirkende Zustandigkeitszuweisung an den Staatsgerichtshof denn dadurch wurde der Angeklagte dem normalerweise zustandigen gesetzlichen Richter entzogen Ausserdem betraf das Beamtengesetz die wohlerworbenen Rechte der Beamten 4 Weitere Normen Bearbeiten Ausser dem Republikschutzgesetz kam es zu weiteren Gesetzen und Verordnungen die ebenfalls am 21 Juli 1922 in Kraft traten Das bereits erwahnte Beamtengesetz Gesetz uber die Pflichten der Beamten zum Schutze der Republik verpflichtete die Beamten auf die Treue zur Verfassung Das Reichskriminalpolizeigesetz richtete ein Reichskriminalpolizeiamt ein und ordnete die Einrichtung von Landespolizeiamtern ein Sie wurden mit der Aufdeckung und Verhutung von Straftaten beauftragt einschliesslich der Staatsschutzsachen Das Reichskriminalpolizeiamt kummerte sich um landerubergreifende Falle 5 Ein Gesetz uber Straffreiheit regelte eine Amnestie fur Hochverrat landlaufig Rathenau Amnestie genannt Betroffen waren Falle aus der Zeit ab 1920 als nach dem Kapp Putsch zuletzt ein Straffreiheitsgesetz erlassen worden war bis zum Jahresende 1921 Die hochverraterischen Unternehmen durften allerdings nicht mit schweren Verbrechen gegen Leib oder Leben in Zusammenhang stehen Das Gesetz kam nur Linksradikalen zugute und war ein Zugestandnis an USPD und KPD deren Zustimmung man fur das Republikschutzgesetz und das Beamtengesetz brauchte 6 Entwicklung Bearbeiten In Bayern kam es zu einem schweren Konflikt der bayerischen Staatsregierung mit dem Reich Bereits am 9 Juli hatte Ministerprasident Lerchenfeld angekundigt dass die Massnahmen nicht in Bayern angewendet werden wurden Der Ministerprasident wiederholte seine Kritik und beklagte eine Politisierung der Strafrechtspflege Nachdem das Republikschutzgesetz am 23 Juli in Kraft getreten war verfugte die Staatsregierung eine eigene bayerische Verordnung Darin wies sie die Zustandigkeit fur Strafsachen an das bayerische Volksgericht Vereinigungen und Versammlungen verbot bei Bedarf der bayerische Innenminister Die Reichsregierung hatte notfalls mit einer Reichsexekution des Reichsprasidenten antworten konnen oder beispielsweise das Reichsgericht anrufen konnen Es war aber unsicher wie das Reichsgericht urteilen wurde Das Reich und Bayern einigten sich am 11 August auf ein Protokoll mit Zugestandnissen von beiden Seiten Bayern verzichtete auf seine Verordnung wahrend das Reich Zusagen uber die Handhabung des Republikschutzgesetzes machte Falle von geringer Bedeutung wurden an die bayerischen Organe uberwiesen Das bayerische Volksgericht behandelte diejenigen Falle die bereits anhangig waren Der Oberreichsanwalt arbeitete mit den Landesbehorden zusammen und zog nur dann landesfremde Beamte hinzu wenn die Landesbehorden damit einverstanden waren Der Staatsgerichtshof sollte mit Richtern besetzt werden die aus den verschiedenen Regionen Deutschlands kamen Der Staatsgerichtshof sollte in Senate gegliedert werden De facto lief dies darauf hinaus dass ein suddeutscher Senat eingerichtet wurde der sich mit suddeutschen Fallen beschaftige Unter anderem bekannte die Reichsregierung sich zum bundesstaatlichen Prinzip und bekraftigte dass sie keine Hoheitsrechte der Lander auf das Reich ubertragen wolle 7 Das Beamtengesetz und das Reichskriminalpolizeigesetz galten dauerhaft auch nach 1933 Das Republikschutzgesetz hingegen sollte nur funf Jahre lang gultig sein bis zum 23 Juli 1927 Schon im Marz und April 1926 beschloss der Reichstag zwei Anderungsgesetze Seitdem war der Staatsgerichtshof nicht mehr fur Strafsachen zustandig und einige Strafen wurden herabgesetzt Die Ausweisung etwa wurde von einer Muss zu einer Kann Vorschrift 8 Im Sommer 1927 ging es um eine Verlangerung des Republikschutzgesetzes Dafur war aber auch die Zustimmung der Deutschnationalen im Reichstag vonnoten die ursprunglich gegen das Ausnahmegesetz gestimmt hatten Nun aber war die DNVP an der Reichsregierung beteiligt Da das Zentrum von Reichskanzler Wilhelm Marx auf der Verlangerung bestand stimmte die DNVP zu Dabei setzte sie durch dass die Verlangerung nur zwei Jahre dauerte und der Staatsgerichtshof aufgehoben wurde das Reichsgericht erhielt die Zustandigkeiten Zwei Jahre spater aber war die DNVP in der Opposition und lehnte eine weitere Verlangerung ab ebenso wie die NSDAP die Wirtschaftspartei und die KPD Bei der Abstimmung am 28 Juni 1929 im Reichstag verfehlte der Antrag auf Verlangerung bis zum 31 Dezember 1930 die Zweidrittelmehrheit 263 Ja Stimmen 166 Nein Stimmen Das Gesetz lief am 23 Juli 1929 aus 9 Zweites Republikschutzgesetz Bearbeiten nbsp Reichsinnenminister Carl Severing nbsp Sigmund Cohn Karl Schafer Ernst Wichards Kommentar 1930 Schon bald darauf kam es zu politisch motivierter Gewalt und zu Pressedelikten Anfang Dezember 1929 erhielt der Reichstag den Entwurf einer Neuauflage des Republikschutzgesetzes Reichsinnenminister Carl Severing von der SPD argumentierte Ein Staat der seinen Schutz aufgibt gibt sich selbst auf Allerdings bestand keine Chance auf eine Zweidrittelmehrheit Daher mussten die verfassungswidrigen Teile aus dem Gesetzentwurf genommen werden vor allem die Bestimmung uber die fruheren Landesherren Kaiser Paragraph Am 18 Marz 1930 erhielt das Zweite Republikschutzgesetz eine Mehrheit im Reichstag 265 Ja Stimmen von SPD DDP DVP Zentrum BVP Deutsche Bauernpartei 150 Nein Stimmen von DNVP ChrNA Wirtschaftspartei DHP NSDAP und KPD 10 Die Reichsregierung hatte im Entwurf keine zeitliche Begrenzung vorgesehen doch das endgultige Gesetz sah vor dass es zum 31 Dezember 1932 ablief Am 19 Dezember 1932 bestimmte der Reichsprasident mit einer Notverordnung dass das Gesetz schon zehn Tage fruher ausser Kraft trat zugunsten einer neuen dauerhaften Staatsschutz Verordnung Verordnung des Reichsprasidenten zur Erhaltung des inneren Friedens vom 19 Dezember 1932 11 Das zweite Gesetz unterschied sich in einigen Punkten vom ersten so entfiel der besondere strafrechtliche Schutz fur Regierungsmitglieder Im Wesentlichen blieben die Bestimmungen allerdings erhalten Wenn das Zweite Republikschutzgesetz weniger Wirkung entfalten konnte als das erste so lag dies vor allem an der politischen Situation Nach der Radikalisierung von Massen richteten verscharfte Strafandrohungen wenig und die Konflikte zwischen Reich und Landern verhinderten die Zusammenarbeit zum Verfassungsschutz von der das Gesetz ausging Von grosserer Bedeutung wurden die Diktaturmassnahmen die Notverordnungen des Reichsprasidenten 12 Siehe auch BearbeitenListe von Opfern politischer Morde in der Weimarer RepublikLiteratur BearbeitenGotthard Jasper Der Schutz der Republik Studien zur staatlichen Sicherung der Demokratie in der Weimarer Republik 1922 1930 Mohr Siebeck Tubingen 1963 Sigmund Cohn Karl Schafer Ernst Wichards Gesetz zum Schutze der Republik vom 25 Marz 1930 RGBl I S 91 Berlin C Heymann 1930 Ernst Leffmann Gesetz zum Schutze der Republik Bernheimer Mannheim Berlin Leipzig 1931 Weblinks BearbeitenWortlaut des Gesetzes Volltext Gesetz zum Schutz der Republik Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik online BundesarchivBelege Bearbeiten Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band VI Die Weimarer Reichsverfassung W Kohlhammer Stuttgart u a 1981 S 660 661 Horst Moller Die Weimarer Republik Eine unvollendete Demokratie 9 Auflage Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 2008 S 161 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band VI Die Weimarer Reichsverfassung W Kohlhammer Stuttgart u a 1981 S 661 663 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band VI Die Weimarer Reichsverfassung W Kohlhammer Stuttgart u a 1981 S 664 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band VI Die Weimarer Reichsverfassung W Kohlhammer Stuttgart u a 1981 S 664 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band VI Die Weimarer Reichsverfassung W Kohlhammer Stuttgart u a 1981 S 665 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band VI Die Weimarer Reichsverfassung W Kohlhammer Stuttgart u a 1981 S 668 671 Ders Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band VII Ausbau Schutz und Untergang der Weimarer Republik W Kohlhammer Stuttgart u a 1984 S 257 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band VI Die Weimarer Reichsverfassung W Kohlhammer Stuttgart u a 1981 S 665 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band VI Die Weimarer Reichsverfassung W Kohlhammer Stuttgart u a 1981 S 683 684 ders Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band VII Ausbau Schutz und Untergang der Weimarer Republik W Kohlhammer Stuttgart u a 1984 S 666 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band VI Die Weimarer Reichsverfassung W Kohlhammer Stuttgart u a 1981 S 684 685 ders Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band VII Ausbau Schutz und Untergang der Weimarer Republik W Kohlhammer Stuttgart u a 1984 S 667 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band VII Ausbau Schutz und Untergang der Weimarer Republik W Kohlhammer Stuttgart u a 1984 S 1188 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band VI Die Weimarer Reichsverfassung W Kohlhammer Stuttgart u a 1981 S 685 687 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Republikschutzgesetz amp oldid 233882762