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Georg von Rauch 12 Mai 1947 in Marburg 4 Dezember 1971 in West Berlin war in der Studentenbewegung der 1960er Jahre aktiv und danach Angehoriger der linksradikalen militanten Szene in West Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wielandkommune 3 Selbstverstandnis als Stadtguerillero 4 Tod 5 Nachwirkung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGeorg von Rauch war der jungste Sohn des Historikers Marburger Universitatsdozenten fur Philosophie und spateren Kieler Professors fur Osteuropaische Geschichte Georg von Rauch Rauch musste 1961 aus disziplinarischen Grunden die Kieler Gelehrtenschule verlassen und an das Zinzendorf Gymnasium in Konigsfeld im Schwarzwald wechseln Aus dem Alumnat 1965 verwiesen legte er dort 1966 sein Abitur extern ab Unmittelbar danach heiratete Rauch die Malerin Illo Wittlich 1935 und nahm ein Studium der Philosophie an der Christian Albrechts Universitat zu Kiel auf Im Jahr 1967 wurde er Vater einer Tochter Nach der Erschiessung des Studenten Benno Ohnesorg am 2 Juni 1967 die zur Aufheizung des politischen Klimas in der Bundesrepublik Deutschland beitrug wechselte der politisch sehr interessierte Rauch an die Freie Universitat Berlin Bald nach seiner Ankunft in Berlin trat Rauch in den Sozialistischen Deutschen Studentenbund ein und engagierte sich in verschiedenen linken Initiativen vor allem auf dem Gebiet der Bildungspolitik sowie in der Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg Hier radikalisierte er sich zunehmend Wielandkommune BearbeitenIn dieser Zeit lebte Georg von Rauch in einer Kommune in der Wielandstrasse in Berlin Charlottenburg Hauptmieter der betreffenden Wohnung war der Rechtsanwalt Otto Schily Die als Wielandkommune bekannt gewordene Gruppe von etwa 10 bis 20 Personen der neben Rauch auch sein Freund Michael Bommi Baumann angehorte praktizierte dabei nach dem Vorbild der Kommune 1 einen bewusst antiburgerlichen Lebensstil Man begriff sich als Avantgarde einer grundlegenden gesellschaftlichen Veranderung Drogenkonsum und sexuelle Experimente waren an der Tagesordnung den Lebensunterhalt bestritt man unter anderem durch den Raubdruck und Verkauf sozialistischer Schriften Selbstverstandnis als Stadtguerillero BearbeitenAus der Wielandkommune heraus bildete sich schliesslich ein loser Kreis fur den der Konsum von Haschisch und Ladendiebstahl zum Ausgangspunkt fur weitergehende Angriffe auf die bestehende Gesellschaftsordnung wurden Die Ereignisse des Jahres 1968 insbesondere das Attentat auf Rudi Dutschke am 11 April 1968 und das harte Vorgehen der franzosischen Polizei im Pariser Mai leisteten der Radikalisierung Vorschub und fuhrten zum Bruch mit dem Staat Angeregt von der Stadtguerilla Idee der Tupamaros in Uruguay mit einer antiimperialistischen und sozialrevolutionaren Einstellung schlussfolgerte man im Umkreis der Wielandkommune dass nur eine Avantgarde revolutionarer Kampfer in den Grossstadten des Westens zu wahren Verbundeten der Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt werden konne Nach Angaben eines Freundeskreises zog Rauch sein politisches Selbstverstandnis aus Theorie und Praxis des historischen Anarchismus Als Voraussetzung fur das Funktionieren der Aktionen solcher Gruppierungen wurde die Aufgabe der letzten Rudimente einer burgerlichen Existenz wie etwa einer festen offiziellen Wohnadresse und die Bereitschaft zur Anwendung von offener Gewalt gegenuber Reprasentanten und Institutionen des Staates und seiner Verbundeten betrachtet Der aus der Wielandkommune hervorgegangene Kreis von Stadtguerilleros zu dessen aktivsten Mitgliedern Rauch und Baumann gehorten bezeichnete sich dabei in bewusst ironischer Brechung bald als Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen Als Mitglied dieses sogenannten Zentralrats der ideologisch und personell zu einer der wichtigsten Vorstufen der Bewegung 2 Juni werden sollte war Rauch nicht nur rein gedanklich in den Untergrund gegangen sondern verubte in den folgenden drei Jahren auch schwere Straftaten Rauch reiste zusammen mit Ina Siepmann Albert Fichter Dieter Kunzelmann und Roswitha Lena Conradt Ende September 1969 nach Jordanien und liess sich dort ab dem 5 Oktober in einem Camp der Al Fatah an Schusswaffen und im Bau von Zeitbomben ausbilden Es entstand der Plan in Berlin eine Gruppe fur den bewaffneten Kampf gegen den US Imperialismus und den Zionismus zu bilden Gemeint waren damit Terrorakte mit Brandbomben gegen verschiedene Einrichtungen die als Mittel zur Unterdruckung der Palastinenser und anderer Volker betrachtet wurden 1 Nachdem Georg von Rauch Thomas Weisbecker und Bommi Baumann u a den Quick Journalisten Horst Rieck zusammengeschlagen hatten wurde Rauch am 2 Februar 1970 verhaftet Er wurde wegen Notigung Korperverletzung und versuchten schweren Raubes angeklagt Am 8 Juli 1971 gelang ihm die Flucht Die genaueren Umstande wurden in der linken Sympathisantenszene bald unter dem Schlagwort Verwechslungs go out legendar Von Rauch musste sich an diesem Tag zusammen mit Baumann und Weisbecker wegen des Uberfalls auf Rieck vor dem Kriminalgericht in Berlin Moabit verantworten die Verhandlung wurde allerdings vertagt Rauch und Weisbecker die sich ahnlich sahen hatten im Gerichtssaal ihre Rollen vertauscht was offenbar niemandem aufgefallen war Als daher der Richter Baumann und Weisbecker im Gegensatz zu ihrem Mitangeklagten Haftverschonung gewahrte und die beiden aufforderte den Gerichtssaal zu verlassen konnte Rauch unbemerkt an Stelle Weisbeckers aus dem Justizgebaude spazieren Als Weisbecker spater seine Identitat preisgab wurde auch er entlassen bald darauf jedoch mit einem weiteren Haftbefehl wegen Strafvereitelung erneut gesucht 2 Tod Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung nbsp Grabstatte Georg von RauchNach funf Monaten auf der Flucht wurde Georg von Rauch am Abend des 4 Dezember 1971 in der Eisenacher Strasse Nahe Mundung Kleiststrasse in Berlin Schoneberg von Zivilfahndern gestellt und von einem Polizeibeamten bei einem Schusswechsel todlich in den Kopf getroffen 3 4 Rauch hatte zuvor zusammen mit Bommi Baumann Hans Peter Knoll und Heinz Brockmann versucht einen gestohlenen Ford Transit umzuparken der bereits unter Observation von Polizei und Verfassungsschutz stand Nach Angaben der Behorden kam es bei dem Versuch der Festnahme zu dem Schusswechsel bei dem von beiden Seiten insgesamt etwa 25 Schusse abgegeben worden seien Dabei hatten die Gestellten die ausser Rauch schliesslich entkommen konnten das Feuer eroffnet 5 Baumann sagte in einem Spiegel Interview zwei Jahre darauf Rauch habe zuerst geschossen die Ermittler hatten fast gleichzeitig gefeuert Auch er selber habe geschossen 6 Diese Aussagen bestatigten die Darstellung der Justiz im Wesentlichen In seinem Buch Wie alles anfing relativierte Baumann diese Aussage wiederum Heute muss ich sagen dass ich nicht mehr weiss wer die Knarre zuerst gezogen hat Ich glaubte es war Georg aber nach dem ganzen Durcheinander kann ich mich nicht mehr richtig erinnern 7 Georg von Rauch ist auf dem Parkfriedhof Eichhof bei Kiel beigesetzt Nachwirkung BearbeitenRauch wurde bald nach seinem Tod fur Sympathisanten zu einer Art Martyrer Unter anderem wurde das von der Hausbesetzerszene in Beschlag genommene ehemalige Schwesternwohnheim des Bethanien Krankenhauses in Berlin Kreuzberg von seinen Besetzern in Georg von Rauch Haus umbenannt Diesem widmete die Rock Band Ton Steine Scherben um ihren Frontmann Rio Reiser 1972 den Rauch Haus Song Auch die Terrororganisation Bewegung 2 Juni bemuhte sich sein Andenken hochzuhalten In der Linken wurde die Erschiessung als Mord rezipiert was mehrere Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung zur Folge hatte Wegen eines Leserbriefes von Erich Fried im Spiegel in dem er die Totung einen Vorbeugemord nannte wurden Fried und die zustandige Redakteurin Heike von der Osten wegen Beleidigung angeklagt und 1974 freigesprochen 8 1975 wurde Klaus Wagenbach in zweiter Instanz wegen Beleidigung verurteilt nachdem er im Hinblick auf die Totungen von Benno Ohnesorg und von Rauch von Mord gesprochen hatte 9 10 Literatur BearbeitenHorst Bieber Unser Leben zahlt nichts In Die Zeit Nr 2 1972 Heinrich Boll Rudi Dutschke Erich Fried Johannes Schenk Otto Schily Richard Schmid Klaus Stiller u a Die Erschiessung des Georg von Rauch Eine Dokumentation anlasslich der Prozesse gegen Klaus Wagenbach In der Reihe Politik Sonderband Wagenbach Berlin 1976 ISBN 3 8031 1000 9 galerie noir de PDF 10 MB 154 Seiten Warum Der Tote schuldig ist der Todesschutze freigesprochen der Kritiker verurteilt wurde Geschwarzte Hande In Der Spiegel Nr 3 1972 online Karin Konig Zwei Ikonen des bewaffneten Kampfes Leben und Tod Georg von Rauchs und Thomas Weisbeckers In Wolfgang Kraushaar Hrsg Die RAF und der linke Terrorismus Band 1 Hamburg 2006 S 430 471 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Georg von Rauch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zum 30 Todestag von Georg von Rauch Text aus dem Freundeskreis beschreibt von Rauch als Kampfer und wendet sich scharf gegen den Mythos dieser sei zum Zeitpunkt seines Todes unbewaffnet gewesen Georg s Tod Bommi Baumanns Darstellung des Todes seines Freundes Georg von Rauch Wer war Thomas Weisbecker schildert u a die Umstande des Verwechslungs Go Out deutschlandfunk de Das Feature 6 April 2018 Daniel Guthmann Joachim Palutzki Das Knastcamp von Ebrach mit Foto Zeitreise Georg von Rauch Martyrer der radikal linken Bewegung auf ndr deEinzelnachweise Bearbeiten Aribert Reimann Dieter Kunzelmann Avantgardist Protestler Radikaler Gottingen 2009 S 232 Sigrun Matthiesen Vor der bleiernen Zeit Abgerufen am 21 Juli 2023 Brigitte Fehrle Vor 30 Jahren wurde der Anarchist erschossen Der nie geklarte Tod des Georg von Rauch In Berliner Zeitung 2 Juni 2017 Kann ich mal bei dir pennen Memento vom 29 Marz 2010 im Internet Archive In Suddeutsche Zeitung 29 Mai 2009 Im Gesprach Klaus Wagenbach Vor 30 Jahren wurde der Anarchist erschossen Der nie geklarte Tod des Georg von Rauch 30 November 2001 abgerufen am 21 Juli 2023 Freunde schmeisst die Knarre weg In Der Spiegel Nr 7 1974 online Baumann Bommi Wie alles anfing Frankfurt Main 1977 S 108 Gerhard Mauz Ein ernster furchterlicher Fall In Der Spiegel Nr 5 1974 online Tilman von Brand Fried Erich und von der Osten Heike In Groenewold Ignor Koch Hrsg Lexikon der Politischen Strafprozesse http www lexikon der politischen strafprozesse de glossar fried erich und von der osten heike Riebard Schmid In Berlin wurde Klaus Wagenbach wegen Beleidigung der Polizei verurteilt Nicht Mord sagen In Die Zeit Nr 12 1975 Joachim Wittkowski Lyrik in der Presse eine Untersuchung der Kritik an Wolf Biermann Erich Fried und Ulla Hahn Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1991 S 128 ff Normdaten Person GND 118598562 lobid OGND AKS NDL 00453740 VIAF 59876937 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rauch Georg vonKURZBESCHREIBUNG deutscher LinksradikalerGEBURTSDATUM 12 Mai 1947GEBURTSORT MarburgSTERBEDATUM 4 Dezember 1971STERBEORT West Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg von Rauch Anarchist amp oldid 236895572