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Der Gasthof Der Engel in Rheinheim in der Gemeinde Kussaberg im Landkreis Waldshut in Baden Wurttemberg besitzt eine uber 500 jahrige belegbare Tradition als Gasthof Der Lage nach kann das Gebaude auf eine romische Strassenstation mit Herberge mansio zuruckgefuhrt werden Strassenfront mit TreppenportalDer Gasthof mit angrenzenden Einrichtungen und grossem Biergarten war im Mittelalter Station eines Jakobsweges der in seinem genauen Verlauf jedoch nicht festgestellt ist Inhaberin des Gasthofes ist Di Fazio Maria Cristina Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Historie 1 1 Ensemble um den Gasthof 2 Das Gasthaus in jungster Zeit 3 Geschichte 3 1 Vermuteter romischer Ursprung 3 2 Mittelalter 4 Ersterwahnung 4 1 Neuzeit 4 2 Zweite Erwahnung des Engel 5 Station auf einem unbekannten Jakobsweg 6 Von der Beherbergungsstation zu Gasthaus und Posthalterei 6 1 Nennung im 17 Jahrhundert 7 18 Jahrhundert 8 19 Jahrhundert 9 20 Jahrhundert 10 Anmerkungen 11 Weblinks 12 Literatur 13 EinzelnachweiseLage und Historie Bearbeiten nbsp Lage der Gemeinde Kussaberg im Landkreis WaldshutDas Gasthaus liegt an der Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz etwa in der Mitte der Strecke zwischen Basel und dem Bodensee die fast vollstandig vom Hochrhein gebildet wird im Ortsteil Rheinheim der Gemeinde Kussaberg nahe der Brucke zum Schweizer Kurort Bad Zurzach Fur die Bewohner beider Seiten des Flusses und auch die Touristen der Region ist das historische Ambiente des Hauses und saisonal auch der Biergarten attraktiv das kulinarische Angebot ist der Besitzerfamilie gemass italienisch orientiert und durch traditionell deutsche Gerichte erganzt Ensemble um den Gasthof Bearbeiten Unmittelbar am Rheinubergang befand sich ursprunglich ein militarisch genutzter Bau zur Kontrolle der Brucke Ehemaliges Pfarrhaus davor vermutlich das Hauptgebaude des Rheinauer Pfleghofes also der Guterverwaltung des Klosters daneben steht die katholische St Michaelskirche sowie direkt gegenuber dem Engel an der heutigen Landstrasse 162 die ehemalige rheinauische Zehntscheuer Das nahe Umfeld bildet den alten Ortschaftskern von Rheinheim unter anderem sudlich gegenuber dem Engel das Kaiserliche Jagdhaus spater Amts und Rathaus und heute Museum Kussaberg nbsp Haus am Rathausring 8 ehemalige HerbergeZu den Gebauden im Zentrum gehort auch die Pilgerherberge Rathausring 8 fruher Nr 18 und ein schmales Zollgebaude das 1908 im Stile des Biedermeier erbaut wurde 1 Pilgerherberge Das Gebaude am Rathausring 8 mit Portal von 1751 die zum Engel gehorende Pilgerherberge war spater ein kleines Frauenkloster Das Portal wird stilistisch dem Barock zugeordnet insbesondere wegen des heiligen Nepomuk uber dem Torbogen Die Turfassung selbst ist noch sehr von der Renaissance beeinflusst die der Zeit des Barock voran ging 2 Im Inneren des Gebaudes gibt es schone Kreuzgewolbe Das Haus hat einen riesigen gewolbten Keller 3 nbsp Biergarten mit altem BaumbestandDer Engel bezieht seine historische Bedeutung als Rasthaus und Verkehrsstation aus der Lage am wichtigsten Flussubergang seit dem Bruckenbau der Romerzeit Anm 1 ab der 15 v Chr eingerichteten Heeresstrasse aus dem Schweizer Alpenvorland nach Germanien Schon zuvor wird die Strecke als uralter Handelsweg genutzt worden sein Nach der Besitznahme der Raumschaft durch die Alamannen blieben die romischen Bauten lange Zeit zerstort Das Gasthaus in jungster Zeit BearbeitenIm Jahr 2000 erwarb die Familie Palella den Gebaudekomplex und machte nach Umbau und Renovationsarbeiten den grossten Teil der Offentlichkeit wieder als Restaurant zuganglich nbsp Umbau zur Einrichtung der Weinstube im Nordost TeilSeit 2004 betreibt die Familie Di Fazio Palella Cristina und Angelo mit den Kindern Desiree Valentina Paolo und Jonny den Betrieb zu dem im Landkreis Waldshut noch drei Eiscafes zahlen Nach der Neueroffnung am 1 November 2004 verfugte das Haus uber 270 m ausgebauter Innenflache Hier befindet sich das Restaurant mit Nebenraum fur Gesellschaften sowie Cocktailbar im Aussenbereich liegen die Terrasse und der Biergarten mit uraltem Baumbestand Der Engel wurde wahrend der Betriebssperre in der Corona Krise renoviert und soll neben den Gastraumen und dem Veranstaltungssaal 2020 um eine Gourmet und Weinstube erweitert werden Geschichte Bearbeiten nbsp Karte zur Romerstrasse am unteren Rand links Bad Zurzach und gegenuberliegend Rheinheim Vermuteter romischer Ursprung Bearbeiten Der Gasthof befindet sich im historischen Ortszentrum von Rheinheim auf dem Territorium des ehemaligen romischen Bruckenkopfes am Rheinubergang der Heerstrasse von Vindonissa Brugg zur kleinen Romerstadt Tenedo an der Stelle von Bad Zurzach Die Strasse fuhrte weiter uber die Donau bis Rottweil Arae Flaviae und zum obergermanischen Limes In ahnlicher Lage wie die ehemalige romische und spater die mittelalterliche Brucke befindet sich heute unweit des Gasthofes die moderne Brucke zwischen Bad Zurzach und Rheinheim an der Landesstrasse 162 Im Gasthof konnten 2004 beim Umbau in den Gewolben keine romischen Befunde mehr festgestellt werden Auch nach dem Ruckzug der Romer Anfang des 5 Jahrhunderts konnte nach dem Neubeginn von Fernverkehr im 7 Jahrhundert aufgrund der verkehrsgunstigen Lage die Beherbergung von Durchreisenden Handlern Verwaltungs und Militarpersonal Privatpersonen und Boten Pferdewechsel an diesem Ort wieder aufgenommen worden sein Anm 2 Mittelalter Bearbeiten Nachgewiesen werden kann eine Herberge in Fruhgeschichte und Mittelalter nicht es spricht jedoch viel dafur dass sie im Zusammenhang des Ausbaus der Hochrheinregion durch die ab dem 13 Jahrhundert dominierenden kirchlichen Instanzen existierte denn Wallfahrtsorte bekamen einen hohen Stellenwert und durch das Zusammenkommen vieler Menschen bildeten sich dort auch Markte und Handelszentren Brucke und Handelsplatz Spatestens mit einem erneuten Bruckenbau zwischen Rheinheim und Zurzach und der Begrundung der Zurzacher Messe bestand ein hoher Bedarf an Unterbringung und Versorgung Anm 3 Die mittelalterliche Brucke bestand fast 100 Jahre und nach dem Abgang der Rheinbrucke Hochwasser 1343 besorgten Fahren bis 1907 den Verkehr uber den Rhein 4 Doch war diese Ubergangsweise dem Verkehrsaufkommen entsprechend ausreichend und es gab damals auch einen intensiven Bootsbetrieb rheinabwarts Zurzacher Messe nbsp Wallfahrtsziel Verena Statue an der HochrheinbruckeDie mittelalterliche Brucke begrundete die Bedeutung von Rheinheim Zurzach als Strassenverbindung und dann als Messeplatz im grossen wirtschaftlichen Aufschwung den Zentraleuropa im spaten 14 und 15 Jahrhundert erlebte zumal ein weiterer grosser Markttag im September zusammen mit der Wallfahrtstag zur hl Verena abgehalten wurde Zu diesem Zeitpunkt waren auch die Flusse Rhein Aare Limmat und Reuss zur Schifffahrt benutzt sodass Tausende Besucher zu den Messen im Fruhjahr im Mai kamen Auch in Rheinheim herrschte zu dieses Zeiten ein reges Markttreiben Da die beiden Jahrmarkte jeweils uber drei Tage dauerten und 1433 ein regelmassiger Samstagsmarkt hinzu kam stieg der Bedarf an Ubernachtungs und Unterbringungsplatz fur Wagen und Tiere derart dass die alte Rheinheimer Strassenstation wenn nicht schon fruher so doch in diesen Zeiten wirtschaftlicher Entfaltung genutzt worden sein wird Ein Beleg dazu liegt Ende des 14 Jahrhunderts vor Ersterwahnung BearbeitenVertrag des Bischof von Konstanz mit den Grafen von Sulz Die Hohe Gerichtsbarkeit uber die Herrschaft Kussenberg stand seit ihrem Verkauf 1240 dem Bischof von Konstanz mittels seines Vogtes auf der Kussaburg zu Doch 150 Jahre spater hatten sich die Machtverhaltnisse zu Ungunsten der kirchlichen Instanzen verandert und der Konstanzer Bischof Hugo von Hohenlandenberg stiess viele Landereien ab Noch im Jahre 1497 in welchem die Herrschaft Kussaberg an die Sulzer verpfandet wurde schloss man einen Vertrag um durch schriftliche Vereinbarungen der gegenseitigen Rechte und Pflichten kommenden Zwist zu vermeiden Der 21 Abschnitt des Vertrages klart den Fahrdienst von Rheinheim nbsp Miniatur zum ehemaligen Weinausschank am linken Kellerzugang Anm 4 Item und ob Sach ware dass einer an das Fahr kame er ware fremd oder einheimisch der soll drei mal rufen kommt der Fehr nit so mag er in das Wirtshaus gehen und auf des Fehren Kosten ein Mass Wein trinken und dann wieder hingehen und abermals rufen kommt der Fehr aber nit so mag er es wieder tun bis er ihn endlich fuhrt Und was er also verzehrt soll der Fehr zahlen Emil Muller Ettikon in Kurzer Uberblick uber die Geschichte Kussabergs 1981 S 45 und 49 Ohne Zweifel ist mit dem Wirtshaus der damals auch der Fahre nahe gelegene Engel gemeint und so kann die Ersterwahnung des Gasthofes urkundlich auf das Jahr 1497 datiert werden Die Regelung im Vertrag impliziert jedoch dass das Gasthaus zu diesem Zeitpunkt schon langer bestand Neuzeit Bearbeiten Im 15 Jahrhundert und besonders an der Wende zum 16 Jahrhundert war jedermann im Abendland der Meinung dass eine Reform der Kirche an Haupt und Gliedern notwendig ware Auf drei Konzilien wurde versucht Besserung zu schaffen aber nichts wurde erreicht Das Misslingen mehrte nur die Kritik Durch die Grundung der Eidgenossenschaft war der Hochrhein mittlerweile zu einer brisanten ubergeordneten Staatsgrenze geworden und auch die Reformation des Martin Luther fand Befurworter und Gegner Auf Schweizer Seite wurde die Reformation des Huldreich Zwingli zu einer starken Macht und auf deutscher Seite stand Kadelburg unter der direkten Herrschaft Niedere Gerichtsbarkeit der reformierten Chorherren zu Zurzach Die Konstellation war konfliktreich denn Oberherr der Kadelburger war der Graf von Sulz Hohe Gerichtsbarkeit der dem romisch katholischen Glauben anhing Dabei kam es kurzfristig zu Abstimmungen uber die neue Lehre in zahlreichen Orten auch in Kadelburg Zweite Erwahnung des Engel Bearbeiten Als ein kurzer Konflikt mit dem Zugestandnis der Glaubensfreiheit fur alle Herrschaften endete da stimmte die Kirchengemeinde Zurzach am 24 August 1529 ab und entschied sich gegen nur sieben Stimmen fur die neue Lehre Von den Kadelburgern war keiner der dagegen stimmte Die Kadelburger wurden deshalb in Zurich mit der Bitte um einen neuen Prediger vorstellig und diesem Wunsche ward sofort entsprochen und bald darauf kam der Pradikant Franz Zink von Einsiedeln ein guter Freund des Zwingli wo er im Engel abstieg 5 Damit kann die zweite Erwahnung des Gasthauses Engel dieses Mal auch mit Namen in der Uberlieferung auf das Jahr 1529 datiert werden Noch im selben Jahrhundert folgte noch eine weitere Nennung Nach der Gegenreformation die im Suden des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation die katholische Kirche wieder in ihre alten Rechte einsetzte ist ein Dokument bekannt das den Pfarrgutern in Rheinheim auch das Wirtshaus in Rheinheim Engel zusprach Da der Vertrag nach dem Tod des Grafen Alwig von Sulz 4 Januar 1572 entstanden war war das Wirtshaus gegen Ende des 16 Jahrhunderts Teil der Rheinauischen Pfarrguter von Rheinheim 6 Nun beherrschte das Kloster Rheinau Rheinheim und das weite Umfeld okonomisch und im Alltagsleben durch seine Niedere Gerichtsbarkeit im Rahmen der Herrschaft der Grafen von Sulz Station auf einem unbekannten Jakobsweg BearbeitenDie grosse Beunruhigung die von Reformation und Gegenreformation in Mitteleuropa hervorgerufen wurde fuhrte auch zu intensiver Befassung mit der Geschichte des Christentums und forderte die Idee der Wallfahrten Jerusalem war Ende des 13 Jahrhunderts endgultig an die Araber verloren gegangen und das nordwestliche Spanien das sich der arabischen Eroberung widersetzen konnte wurde mit dem Hauptort Santiago de Compostela Ziel und auch Symbol einer Erneuerung des christlichen Glaubens Zudem war der Ort auch fur einfache Glaubige erreichbar Rheinheim lag an einer Seitenroute zum grossen Pilgerweg nach Santiago de Compostela Der Hohepunkt der deutschen Jakobuswallfahrten war um das Jahr 1500 Die suddeutschen Wallfahrer besuchten erst das Verenaheiligtum in Zurzach 7 nbsp Gasthof Engel Rheinheim Portal Oben die Jakobsmuschel Die Wallfahrer der Sudroute uber Nurnberg und Ulm trafen hauptsachlich in Konstanz und Schaffhausen zur Flussuberquerung auf dem Weiterweg zum Kloster Einsiedeln ein doch durfte ein offiziell nicht bekannter Jakobsweg Anm 5 durch den Klettgau zum Zwischenziel des Verenaheiligtums in Zurzach gefuhrt haben Wolf Pabst schreibt Man sieht die Muschel in vielen Kirchen des Hochrheingebiets so beispielsweise in Degernau in Buhl oder in der Klosterkirche von Rheinau Ein weiteres noch erhaltenes Pilgerhaus findet man in der Ortschaft Lausheim die acht Kilometer ostlich von Bonndorf liegt 8 Bekannt ist auch dass vielbegangene Jakobswege durch Stadte wie Konstanz zahlreiche Pilger zur Suche nach ruhigeren Routen veranlassten sodass eine Strecke von Schaffhausen Richtung Waldshut abzweigend uber Rheinheim und Zurzach nach Einsiedeln oder Bern durchaus Sinn gemacht hatte Alle diese sudlichen Routen fuhrten dann westlich weiter zur Burgundischen Pforte Einen allgemeinen Hohepunkt von Pilgerfahrten erlebte Santiago de Compostela im 15 Jahrhundert an den Gnadentagen immer dann wenn der Festtag des hl Jakobus auf einen Sonntag fallt Ein Niedergang erfolgte im 17 Jahrhundert der im 18 wieder einen Aufschwung nahm zunehmend und bis heute neben dem klassischen Pilgertum als eher touristisch motivierte Unternehmung Von der Beherbergungsstation zu Gasthaus und Posthalterei Bearbeiten nbsp Das Teilgebaude rechts steht unter DenkmalschutzAls zentrale Bauten waren Stationen wie der Engel im Mittelalter oft kaiserliche Kronguter und blieben auch spater bevorzugt in der Hand von Adelsfamilien so wie am Hochrhein bei den Landgrafen des Klettgau Nach dem Dreissigjahrigen Krieg beendet 1648 die nah gelegene Kussaburg war 1634 zerstort worden verloren diese Guter durch die weite Ausdehnung der neuen Machtbereiche Staaten dem Ruckgang von Fernhandel und dem Ende der wirtschaftliche Dominanz der Kloster ihre herrschaftliche Bedeutung Zudem war der Adel selten in der Lage okonomisch zu denken und zu handeln so wie es die neuen Entwicklungen erforderten Der Handler und Burger besass mehr Verstandnis fur wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorgange wie Warenproduktion und verteilung oder Postverkehr Nennung im 17 Jahrhundert Bearbeiten Der standige Wechsel der Pachter und der zu geringe Nutzen den Wirtschaft als herrschaftliches Eigengut abwarf bewogen den Landgrafen dem Rat seiner Amtsleute zu folgen und den Adler wie auch das Gasthaus Zum Engel in Rheinheim zu verkaufen Der Kaufbrief wurde am 23 Dezember 1686 in Tiengen ausgefertigt und vom Graflich Sulzischen Salzfaktor und Vogt Franz Berlinger von Oberlauchringen unterzeichnet 9 Der genannte Kaufbrief bezieht sich auf den Adler in Lauchringen Anm 6 doch wird der Verkauf des Engel vermutlich im gleichen Zeitraum vollzogen worden sein 18 Jahrhundert BearbeitenUber dem Haupteingang befindet sich ein Stein mit der Jahreszahl 1761 damit findet sich neben urkundlichen und literarischen Erwahnungen noch ein archaologischer Hinweis auf ein hohes Alter des Gasthofes nbsp 1761 wurde der Rheinheimer Ortskern erneuert Renaissanceportal von 1761 mit Engelchen daruber in Stein gehauene Jakobsmuschel Links vom Eingang uber der Kellertur Relief mit Weinkrug und Weinglas Rechts vom Eingang uber dem zweiten Kellereingang Jahreszahl 1815 Im Innern des Gebaudes im Gastraum ein gemauertes steinernes Relief mit Posthorn und Peitsche Zum Gasthaus gehort ein Biergarten mit schonem altem Baumbestand der inmitten des Ortszentrums gelegen ist Vom Biergarten aus sieht man viele der beschriebenen Gebaude nbsp Am Kellereingang rechts Grund des Datums unbekannt19 Jahrhundert Bearbeiten Xaver Roder Bauer und Gemeinderechner in Dangstetten kaufte 1797 die dem Engel gegenuber errichtete Rheinauer Zehntscheuer 10 Rechts vom Eingang uber dem zweiten Kellereingang Jahreszahl 1815 Das Jahr 1815 brachte zwar mit der Niederlage Napoleons und dem Wiener Kongress Ereignisse von weltpolitischer Bedeutung eine Veranlassung vor Ort fur das Datum ist jedoch nicht zu bekannt nbsp Der Engel war lange Zeit auch Poststelle Im Innern des Gebaudes im Gastraum ein gemauertes steinernes Relief mit Posthorn und Peitsche 11 Das Gasthaus zum Engel als Poststelle ist wenig dokumentiert Eingerichtet wurde diese noch in der Zeit der Pferdekutschen denn ein Foto von 1927 spricht von deren Ablosung durch das erste Postauto im Rheintal in Dreiradausfuhrung Die Poststelle bestand jedoch mehr als hundert Jahre 1828 29 beantragte der Posthalter Xaver Roder vom Engel beim Grossherzog Karl August dass auf Staatskosten eine Brucke gebaut werden sollte Der Grossherzog kam deshalb eigens nach Rheinheim und besichtigte personlich das Projekt lehnte es aber ab Da bot sich Xaver Roder an die Brucke auf eigene Kosten zu erstellen Der Tod hinderte ihn an der Ausfuhrung Doch noch einmal im Jahre 1830 erklarte sich seine Witwe Franziska bereit die Brucke auf eigene Kosten zu bauen Der Plan verlief sich im Sande 12 Bruckenbau 1906 07 Erst auf Initiative des Zurzacher Fabrikanten Jakob Zuberbuhler entstand Anfang des 20 Jahrhunderts wieder ein Bruckenbau der noch wahrend der Montage infolge eines Hochwassers am 21 Mai 1906 einsturzte Der Neubau wurde wieder aufgenommen und am 14 Juli 1907 feierte die Bevolkerung von links und rechts des Stromes die Einweihung Mit dem Wiederbeginn des Nachbarschafts und Wirtschaftslebens nach dem Zweiten Weltkrieg wurde klar dass das Bauwerk dem modernen Verkehr nicht mehr gewachsen war Es wurde jedoch nicht abgerissen sondern ab 1977 instand gesetzt und der alte Uberbau durch einen Stahlverbundquerschnitt mit oben liegender Fahrbahn und zirka 10 Meter Breite erweitert Die Einweihung der heutigen Brucke fand am 2 September 1978 statt 13 20 Jahrhundert BearbeitenNach der Familie Roder besass der Engel mehrere aufeinanderfolgende Besitzer deren Werdegange derzeit nicht aufzuklaren sind Bekannt ist dass das Gebaudeensemble zunehmend verkam Bei Muller Ettikon Geschichte Kussabergs S 98 befindet sich ein Foto mit den Unterzeilen Das erste Postauto im Rheintal in Dreiradausfuhrung loste im Jahre 1927 die Pferdepostkutsche ab Die Aufnahme wurde im Ortsmittelpunkt beim Gasthaus Zum Engel in Kussaberg Rheinheim gemacht 1928 ubernahm Friedrich Wilhelm Kupfer Sagewerksbesitzer aus Schwarzabruck bei Hausern mit seiner Frau den Gasthof und fuhrte auch die zugehorige Landwirtschaft weiter Anm 7 Kupfer der 1933 verstarb hatte bereits 1930 Gasthof und Landwirtschaft seinem gleichnamigen Sohn Friedrich Wilhelm Kupfer ubergeben In den Jahren des Zweiten Weltkriegs waren ab 1939 10 Mann deutsche Grenzwache einquartiert Die franzosische Besatzungseinheit ab 1945 mied den Gasthof vermutlich als zu grossraumig und quartierte sich im Rheinheimer Gasthof Kranz ein Im Engel wohnten in der Nachkriegszeit dann 20 Personen meist Ostfluchtlinge 1963 ubergab Friedrich Wilhelm Kupfer die Landwirtschaft an seinen Sohn Fritz Kupfer und den Gasthof an dessen Bruder Friedrich Kupfer der den Betrieb 1968 einstellte Fritz Kupfer stellte die Landwirtschaft 1985 ein Friedrich Kupfer hatte den Engel mittlerweile an seinen Sohn Werner ubergeben der das verbliebene Gebaudeensemble 2000 an die Familie Paella verkaufte 14 Anmerkungen Bearbeiten Literarische Nachweise zur Lage und archaologische Befunde im heutigen Gebaudekomplex des Engel liegen nicht vor doch bildete das gesamte bruckennahe Gebaudeensemble nach allgemeiner Auffassung in der Forschung einen Bruckenkopf zur Sicherung der gegenuberliegenden Romerstadt Tenedo Noch 376 n Chr ist eine Brucke festgestellt In der Historie ist spatestens im 14 Jahrhundert wiederum eine Brucke nachgewiesen Zwischenzeitlich bestanden Fahrverbindungen Nach dem Ruckzug ab 406 n Chr mieden die Alamannen die nun zerstorten romischen Ort doch bereits ca 100 Jahre spater belegten die Franken nach ihrem Sieg uber die Alamannen genau diese gunstig gelegenen ehemals romischen Platze im Lande ihres Gegners Die Endung heim im Ortsnamen Rheinheim weist auch auf eine frankische Grundung hin Alamannische Orte jener Fruhzeit besitzen meist die Endung ingen 1985 wurden nahe der heutigen Brucke Fundamente geortet und Holzreste per Dendrochronologie bestimmt Es konnte angenommen werden dass diese untere Brucke aus dem 13 Jahrhundert stammt Mitte des 13 Jahrhunderts um 1250 liegt der Ubergang der Herrschaft vom letzten Kussenberger Grafen an das machtige Bistum Konstanz das auch im weiteren Umfeld Bruckenbauten uber den Hochrhein vornahm Die Miniatur ist an diesem Torbogen auf alten Fotos nicht zu sehen sie wurde erst spater dort angebracht oder war unter Putz verborgen Unter den 1987 vom Europarat festgelegten Wegen der Jakobspilger in Baden Wurttemberg ist eine Route mit dem Engel als Station nicht eindeutig zu bestimmen Am ehesten betrifft die Beschreibung langs der Route eines romischen Heerwegs bzw der Schweizer Landstrasse uber Hechingen Balingen Rottweil Villingen nach Schaffhausen und eine Variante uber Waldshut nach Basel die Raumschaft Man sollte mit dem Heimatforscher Wolf Pabst annehmen dass der Engel mit dem alten Wallfahrerziel zur heiligen Verena in Zurzach in Verbindung stand d h Wallfahrer und Pilger von Rheinheim aus mit der Fahre uber den Fluss setzten Mit der Ubernahme durch das Geschlecht Wurtenberger begann der fur das traditionsreiche Gasthaus glanzvollste Zeitabschnitt seiner Geschichte Brigitte Matt Willmatt Chronik Lauchringen S 329 Nach Angabe des Enkels Fritz Kupfer war die Muhle von Schwarzabruck am Fluss Schwarza von der 1921 gegrundeten Badenwerk AG gekauft worden deren Abteilung fur den Bau des Schluchseewerks die Vorbereitungen fur eine Aufstauung des Flusses zum Stausee Schwarzabruck 1928 abgeschlossen hatte Karl Friedrich Wernet Hausern Im Wandel der Jahrhunderte Druckerei und Verlagsanstalt Konstanz 1971 S 158 Im Buch von Wernet befindet sich in einer Bildfolge nach S 144 unter der Nummer 44 eine Aufnahme zur Notiz Im Marz 1931 versinkt die Muhle Kupfer im Wasser des Schwarza Staubeckens Vom Angebot zum Verkauf des Engel fur 50 000 Reichsmark hatte Kupfer von seiner nach dem Nachbarort Dangstetten verheirateten Tochter erfahren Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gasthaus Der Engel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite zum Gasthaus Der EngelLiteratur BearbeitenEmil Muller Ettikon Kurzer Uberblick uber die Geschichte Kussabergs Verlag Zimmermann Waldshut 1981 Alfred Hitber Bezirksmuseum Hofli Die Zurzacher Messen Zurzach 1993 Wolf Pabst Kleiner Fuhrer durch die Ortschaft Rheinheim Neuauflage der Broschure von 1985 Kussaberg 2011 3 pdf Abruf am 5 Juni 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Zitate und Information im Abschnitt Wolf Pabst Kleiner Fuhrer durch die Ortschaft Rheinheim Neuauflage der Broschure von 1985 Kussaberg 2011 S 12 f 1 Abruf am 5 Juni 2020 Wolf Pabst Erfassung der Kleindenkmale in Kussaberg Kapitel 8 Tore und Portale 2011 S 82 2 Abruf am 5 Juni 2020 Wolf Pabst Kleiner Fuhrer durch Rheinheim S 13 Kapitel Alfred Hitber Bezirksmuseum Hofli Die Zurzacher Messen Zurzach 1993 S 42 bis 46 Emil Muller Ettikon Uber das Dorf Kadelburg und seine Vergangenheit Hrsg Gemeinde Kadelburg Mai 1964 S 40 f Emil Muller Ettikon Kurzer Uberblick uber die Geschichte Kussabergs Verlag Zimmermann Waldshut 1981 S 36 Wolf Pabst Kleiner Fuhrer durch die Ortschaft Rheinheim Neuauflage der Broschure von 1985 Kussaberg 2011 S 11 Pabst erwahnt noch weitere Orte doch fehlt dazu eine Quelle und im Register der Routen ist die Verbindung nicht genannt Wolf Pabst Kleiner Fuhrer durch Rheinheim 2011 S 11 Brigitte Matt Willmatt Karl Friedricht Hoggenmuller Lauchringen Chronik einer Gemeinde Hrsg Gemeinde Lauchringen 1985 S 328 Emil Muller Ettikon Geschichte Kussabergs 1981 S 135 Wolf Pabst Kleiner Fuhrer durch Rheinheim S 15 Emil Muller Ettikon Geschichte Kussabergs S 98 und 61 Emil Muller Ettikon Geschichte Kussabergs S 98 und 61 f Angaben nach Fritz Kupfer und seiner Frau im August 2021 47 587222 8 304511 Koordinaten 47 35 14 N 8 18 16 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gasthaus Der Engel Rheinheim amp oldid 238327126